Forbidden Love Story. Weil ich dir begegnet bin - Anna Savas - E-Book
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Forbidden Love Story. Weil ich dir begegnet bin E-Book

Anna Savas

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Beschreibung

**Kann Liebe wirklich falsch sein?** Schon als Vesper dem gut aussehenden Alex zum ersten Mal über den Weg läuft, fühlt sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Seine leuchtend grünen Augen scheinen direkt in ihr Herz zu blicken und sein umwerfendes Lächeln bringt sie dazu, den ganzen Mist um sie herum zu vergessen. Zumindest für einen kurzen Moment – bis Vesper Alex bei einem Abendessen wiedersieht, das ihre Mutter mit ihrem neuen Verlobten und dessen Tochter ausrichtet. Als sich dort herausstellt, wer Alex wirklich ist, wird ihnen klar, dass ihre Liebe niemals sein darf… aber Gefühle lassen sich nichts vorschreiben.

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Anna Savas

Forbidden Love Story. Weil ich dir begegnet bin

**Kann Liebe wirklich falsch sein?** Schon als Vesper dem gut aussehenden Alex zum ersten Mal über den Weg läuft, fühlt sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Seine leuchtend grünen Augen scheinen direkt in ihr Herz zu blicken und sein umwerfendes Lächeln bringt sie dazu, den ganzen Mist um sie herum zu vergessen. Zumindest für einen kurzen Moment – bis Vesper Alex bei einem Abendessen wiedersieht, das ihre Mutter mit ihrem neuen Verlobten und dessen Tochter ausrichtet. Als sich dort herausstellt, wer Alex wirklich ist, wird ihnen klar, dass ihre Liebe niemals sein darf… aber Gefühle lassen sich nichts vorschreiben.

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Vita

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© privat

Anna Savas wurde 1993 in Herne geboren und studierte Komparatistik und Geschichte in Bochum. Schon als junges Mädchen entdeckte sie ihre Liebe zu Büchern und dem Verfassen eigener Geschichten, die immer länger wurden, bis schließlich ihr erster Roman entstand. Mit dem Schreiben bringt sie Ordnung in ihr Gedankenchaos, daher würde sie das Haus nie ohne ihr kleines Notizbuch verlassen.

KAPITEL 1

»Was?« Meine Stimme konnte sich in erstaunliche Höhen schrauben, ich war selbst ein bisschen überrascht. Die Gäste an den Tischen neben uns schauten mich empört an. Mum dagegen blieb völlig ungerührt, griff nur nach ihrer Tasse und nippte an dem Tee.

»Bitte benimm dich, Vesper, und schrei hier nicht so rum«, sagte sie nur und warf mir einen missbilligenden Blick zu.

Ich verdrehte genervt die Augen. Immer musste ich mich benehmen. Meistens tat ich das sogar. Aber jetzt gerade in diesem Augenblick war das vollkommen unmöglich.

»Du willst heiraten! Und ich bin die Letzte, die das erfährt«, zischte ich, noch unentschlossen, ob ich verletzt oder wütend sein sollte. Wütend war ich auf jeden Fall und verletzt auch. Mir war klar, dass es in den letzten Jahren nicht immer einfach gewesen war zwischen Mum und mir, aber ihrer eigenen Tochter zuletzt von ihrer bevorstehenden Hochzeit zu erzählen, war nicht besonders … nett.

»Ich weiß, dass ich heiraten werde. Und du weigerst dich, mich zu besuchen, seit ich bei George eingezogen bin. Du kennst ihn nicht einmal richtig und seine Tochter auch nicht.«

Ich schnaubte nur und antwortete nicht. Sie hatte recht, aber sie wollte einfach nicht verstehen, warum ich sie nicht besuchte.

Dad und sie hatten sich schon scheiden lassen, als ich dreizehn war. Es war keine besonders schöne Zeit gewesen, aber es hatte viele Geschenke gegeben. Von beiden Seiten. Und dann hatte Mum plötzlich beschlossen, sich einen neuen Mann zu suchen. Den sie auch gefunden hatte. George war Anwalt für ich weiß nicht was, irgendwas mit Wirtschaft vermutlich. Auf jeden Fall verdiente er verdammt viel Geld. Als die beiden dann vor einem Jahr beschlossen hatten, dass das zwischen ihnen was Ernstes war, hatte er sich mir kurz vorgestellt, bevor die beiden mich bei Dad abgeladen und eine Weltreise gemacht hatten. Seit einem Jahr wohnte ich jetzt bei Dad und weigerte mich entschieden, wieder bei Mum einzuziehen. Was vor allem daran lag, dass Mum inzwischen bei George wohnte und ich keine Nerven für ihn und seine liebreizende Tochter hatte.

Maggie war Mums neuer Liebling. Vermutlich weil sie Jura studierte und wunderschön war. Ich war zwar auch ganz hübsch, aber ich hatte weder ihre blonden Engelslocken noch ihr zuckersüßes Lächeln. Und ich wollte auf keinen Fall irgendwas studieren, wozu Mum ihre Zustimmung geben würde (das lag aber an den Fächern und nicht daran, dass ich Mum unbedingt ärgern wollte). Maggie hatte überall Topnoten, war Jahrgangsbeste an ihrer Privatschule gewesen und half ehrenamtlich so ziemlich jedem, der Hilfe brauchte. Ich hasste sie aus tiefstem Herzen.

Dabei kannte ich sie nicht mal und mir war klar, dass ich ihr zumindest eine Chance geben sollte. Aber ich hatte Fotos gesehen und Mum erzählte mir jedes Mal, wenn wir uns sahen, wie toll Maggie doch sei. Es war schwierig, da keine Komplexe zu bekommen.

»Weiß John Bescheid?«, fragte ich und starrte in meine Teetasse, um Mum nicht ansehen zu müssen.

»Natürlich weiß John Bescheid. Im Gegensatz zu dir kommt er mich besuchen, wenn er Zeit hat.«

Ein gekränkter Unterton hatte sich in ihre Stimme geschlichen, aber als ich erstaunt aufblickte, sah sie genauso unbeteiligt aus wie immer.

»Ihn hast du ja auch nicht einfach vor die Tür gesetzt, als du für vier Monate abgehauen bist.« Ich zog eine Augenbraue hoch und sah sie herausfordernd an. Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt mich mit Mum zu streiten, aber jetzt kochte ich innerlich vor Wut und es war mir herzlich egal, ob mich irgendwelche piekfeinen Damen und Herren in diesem dämlichen Café böse anstarrten.

»Ich habe dich nicht vor die Tür gesetzt.« Mum lachte auf, aber ich wusste, wie sie klang, wenn ihr eigentlich gar nicht zum Spaßen zumute war: nämlich genau so. »Du bist für ein paar Monate zu deinem Vater gezogen und ich bin sicher, dass es dir da ziemlich gut ging.«

»Klar. Dad hat ja auch keine neue Freundin. Er war die ganze Zeit bei mir und hat sich immer um mich gekümmert«, erwiderte ich ironisch. Tatsächlich hatte Dad etwa seit einem dreiviertel Jahr eine neue Freundin. Hannah hatte ich schon kennengelernt und sie schien echt nett zu sein. Sie war jung (Gott sei Dank nicht zu jung! Sie musste so Mitte dreißig sein), unglaublich clever und sie arbeitete als freie Journalistin für verschiedene Zeitungen. Damit hatte sie bei mir eigentlich schon gewonnen. Meine ganze Familie bestand nur aus Ärzten und jetzt bald auch aus Anwälten und das nervte ganz gewaltig.

Meine beste Freundin Toni war zuerst fürchterlich verwirrt gewesen, warum ich Dads neue Freundin mochte, Mums neuen Freund dagegen nicht. Für sie bestand darin kein Unterschied. Für mich schon. Denn Mum hatte Dad verlassen und ich erinnerte mich noch ganz genau daran, dass er am Boden zerstört gewesen war, als sie die Scheidung eingereicht hatte. Es war die Hölle gewesen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, bei Dad zu bleiben, weil er mich brauchte, aber meine Eltern hatten es mir nicht erlaubt und Dad war allein ausgezogen. Er hatte es zwar nie gesagt, aber ich wusste, dass er einsam gewesen war. Deswegen freute ich mich jetzt, dass er eine neue Freundin hatte. Aber das musste Mum ja nicht unbedingt wissen.

»Richard hat eine neue Freundin?« Kam es mir nur so vor oder war Mum tatsächlich blass geworden? Doch sie fing sich schnell wieder. »Ist auch egal. Ich wollte dich sehen, um dir von der Hochzeit zu erzählen und dich zu bitten, meine Brautjungfer zu werden.«

Meine Augen waren so groß wie Untertassen, als ich sie jetzt anstarrte. »Ich soll deine Brautjungfer werden?« Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, ob ich mich freuen oder … nicht ganz so begeistert sein sollte. Es gab einen Haken an der Sache, das wusste ich. Und er kam auch gleich.

Mum nickte. »Ja, zusammen mit … Maggie.«

Ich hatte das Zögern bemerkt und wusste nicht, was ich davon halten sollte. Mum benahm sich heute irgendwie merkwürdig. Spontan und ohne gründlich darüber nachzudenken sagte ich »Okay«. Einen Sekundenbruchteil später hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen. Verdammt, was hatte ich mir damit nur wieder eingebrockt? Das war bestimmt keine gute Idee.

Aber Mum strahlte mich an, so glücklich wie schon lange nicht mehr. Und zwar meinetwegen. Nicht wegen George. Oder Maggie. Also zwang ich mich auch zu einem Lächeln und betete, dass ich das irgendwie ertragen würde. Denn jetzt würde ich nicht mehr darum herumkommen, Maggie kennenzulernen.

Bin ich für dich selbstverständlich geworden? Bin ich noch etwas Besonderes für dich? Oder bin ich inzwischen zu etwas Alltäglichem geworden? Dem Mädchen, das du am Wochenende siehst, mit dem du deine Zeit verbringst – während du dich gerade nicht lieber mit deinen Freunden treffen willst?

Hast du manchmal Sehnsucht nach mir? Ich meine, vermisst du mich manchmal? So richtig? Mit Herzklopfen, traurig darüber, dass ich dir noch nicht geschrieben habe? Vermisst du mich so, dass du mich am liebsten bei dir hättest, um mich fest in den Arm zu nehmen und nicht wieder loszulassen?

Frustriert ließ ich den Stift fallen. Das war doch totaler Mist. So was konnte man doch nicht sagen! Und zeigen konnte man das auch keinem. Gott, es war lächerlich! Manchmal war John ein totaler Idiot.

Ich liebte meinen großen Bruder über alles, aber von Jungs hatte er echt keine Ahnung. Du musst ihm genau sagen, was dich beschäftigt, sonst versteht er es nicht. An sich kein dummer Gedanke. Eigentlich sogar ziemlich schlau. Ich kannte Tom schon eine Weile und Andeutungen nützten bei ihm nichts. Er verstand es einfach nicht. Jedes Mädchen hätte in sämtliche Sätze, die ich in den letzten Wochen von mir gegeben hatte, schon tausend kryptische Dinge hineininterpretiert, aber wenn ich ihm schrieb, dass alles okay war, dann nahm er das einfach so hin, obwohl jedes Kleinkind weiß, dass alles okay, eben nicht alles okay bedeutet.

Aber Tom war in solchen Dingen etwas eigen. Genauso wie so ziemlich jeder andere Junge, den ich kannte.

Johns Idee war wirklich nicht schlecht gewesen. Aber wenn ich mir so anschaute, was ich da geschrieben hatte, kam ich mir vor wie das dämlichste siebzehnjährige Mädchen der Welt, das dermaßen von seinen Hormonen gesteuert war, dass es keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Dabei war ich es gar nicht. Ich wollte einfach nur wissen, was Sache war. Tom war nicht so super mitteilsam. Genau genommen musste ich ihm jedes liebevolle Wort aus der Nase ziehen. Was auf Dauer ganz schön nervig war.

Mir war längst klar, dass das mit uns nicht die große Liebe war. Dafür hatten sich die anfänglichen Glücksgefühle zu schnell verflüchtigt. Aber ich hatte mich daran gewöhnt in einer Beziehung zu sein. Jemanden zu haben, der in der Schule stolz seinen Arm um mich legte und lächelte, wenn er mich sah. Ein Freund machte das Leben als Mädchen in der Pubertät um einiges einfacher.

Mir war auch klar, dass das, was ich gerade aufgeschrieben hatte, eher Fragen an mich selbst als an Tom waren. Und ich konnte keine einzige der Fragen so beantworten, wie ich es mir gern gewünscht hätte.

Toll. Ganz toll. Jetzt hatte ich keinen Plan mehr. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Kurz vor halb fünf. In weniger als fünf Minuten würde Tom hier auftauchen und ich hatte eigentlich vorgehabt, ihm mal gründlich die Meinung zu sagen. Leichter gesagt als getan. Das konnte ich ihm auf keinen Fall sagen. Er würde schon vor Ekel brechen, bevor ich auch nur den ersten Satz vollständig ausgesprochen hätte. Ja, Romantik war nicht so sein Ding.

Wütend riss ich den Zettel aus meinem Collegeblock und knüllte ihn zusammen. Was sollte ich jetzt machen? Tom hatte mir heute Morgen geschrieben, dass er mich im Park treffen wollte, weil wir etwas zu klären hätten. Das war vor meinem mehr oder weniger desaströsen Gespräch mit Mum gewesen. Am liebsten hätte ich ihm danach abgesagt, aber das wäre nicht fair gewesen und es hatte sich wirklich wichtig angehört.

Deshalb saß ich jetzt hier im Park, wartete auf Tom und versuchte, mir zu überlegen, was ich in unserer Beziehung Wichtiges zu klären hatte. Dass es da einiges gab, wusste ich. Ich fraß es schließlich schon seit einiger Zeit in mich hinein. Auch wenn Tom ganz bestimmt nicht meine große Liebe war, aber ich hatte mich nun mal an ihn gewöhnt.

»Vesper.«

Der Klang seiner Stimme ließ mich zusammenzucken. Ich war noch nicht so weit! Noch komplett unvorbereitet. Langsam hob ich den Kopf und sah in sein lächelndes Gesicht. Er sah gut aus. Wie immer. Die dunklen Haare perfekt gestylt und unter seiner Lederjacke trug er einen grünen Pulli, der das Grün seiner Augen betonte. Er war der beliebteste Junge der Schule und ich sollte eigentlich sterben vor Glück, dass er ausgerechnet mit mir zusammen sein wollte. Dummerweise tat ich das nicht.

Tom lächelte mich an, doch in seinen Augen flackerte es und auf einmal wusste ich, dass irgendwas nicht stimmte. Trotzdem zwang ich mich zu lächeln, aufzustehen und ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Den er nicht erwiderte.

»Hi«, sagte ich möglichst unbekümmert. Ich tat ahnungslos, obwohl ich genau wusste, dass hier gleich etwas gehörig schieflaufen würde.

»Wir müssen reden.«

Er sagte es ganz ernst und ich wusste sofort, was das bedeutete. Immerhin hatte ich mehr als genug Filme geguckt und Bücher gelesen. Ich hätte das Ganze also erheblich verkürzen können. Stattdessen ließ ich mich zurück auf die Bank fallen, auf der ich die letzte halbe Stunde gesessen und versucht hatte, aufzuschreiben, was ich Tom zu sagen hatte.

Ich suchte nach einer Antwort, aber Tom sprach gleich weiter.

»Weißt du noch, wie ich dir am Samstag gesagt habe, dass ich keine Zeit habe, um mich mit dir zu treffen, weil ich zum Training muss?«, fragte er. Natürlich wusste ich das noch. Seitdem waren erst drei Tage vergangen. Ich sagte nichts, sondern nickte nur.

»Ich hatte kein Training«, fuhr Tom fort. Er wollte es offensichtlich so schnell wie möglich hinter sich bringen. »Ich war bei Sonia.«

»Ja und?«, fragte ich. Meine Stimme war kalt wie Eis. Natürlich wusste ich längst, was das bedeutete. Aber ich wollte es von ihm hören.

Tom wand sich unbehaglich. »Vesper … bitte zwing mich nicht, das auszusprechen.« Flehentlich sah er mich an. Aber ich – das Mädchen, das gerade noch der Meinung gewesen war, dass Tom auf keinen Fall seine große Liebe wäre (später würde ich mich auch wieder daran erinnern und auch wissen, dass ich damit Recht gehabt hatte) – fühlte mich plötzlich, als würde mir jemand mit voller Wucht in den Magen schlagen. Ich konnte Tom nur mit großen Augen anstarren. In der Hoffnung, dass er mir nicht gleich sagen würde, dass er bei ihr gewesen war, um mit ihr zu schlafen. Dass es nur Sex gewesen war. Dass er nur mit ihr geschlafen hatte, weil ich noch nicht bereit dazu gewesen war.

Doch er sagte genau das. Ziemlich wörtlich sogar. Danach sah er mich eine Weile schweigend an und wartete auf eine Erwiderung. Aber ich war wie betäubt.

Nachdem wir uns eine Weile angeschwiegen hatten, stand Tom auf, sagte, dass es ihm leid täte, und ging.

Er kam nur ein paar Schritte weit, bevor ich aus meiner Erstarrung erwachte. Rasende Wut überkam mich. Nicht, weil Tom mit mir Schluss gemacht hatte. Das hatte ich kommen sehen und wenn er es nicht getan hätte, hätte ich es bald getan. Nein, ich war sauer, weil er mich betrogen hatte. Und das nicht, weil ich nicht mit ihm schlafen wollte. Sondern weil es für ihn der einfachste Weg war, um mich abzuservieren. Und weil meine Prüderie ihm eine gute Erklärung für seine Freunde liefern würde, warum er es nicht mehr ertragen hätte, mit mir zusammen zu sein. Sie würden ihn alle bemitleiden und fragen, warum er sich auch ausgerechnet mich ausgesucht hatte. Und ich wäre dann das Mädchen, das sich von Tom Willis hatte abservieren lassen. Ich wäre damit zwar nicht die Erste, aber das konnte ich nicht zulassen.

Ich warf meine Handtasche nach ihm. Ich war jedoch eine ziemlich miserable Werferin und die Wahrscheinlichkeit ihn zu treffen, war verschwindend gering.

In derselben Sekunde, in der meine Handtasche Tom an der Schulter traf und er empört aufschrie, schrie auch ich, allerdings mehr aus unbändiger Freude darüber, dass ich ihn tatsächlich getroffen hatte, und ich hatte nicht die Spur eines schlechten Gewissens. Obwohl meine Tasche ziemlich schwer war. Ich hatte immer ein Buch und eine volle Wasserflasche dabei. Und dieses Mal war es ein wirklich dickes Buch.

Aber er hatte mit Sonia geschlafen. Der blond gefärbten, blauäugigen Tussi mit den Riesentitten, die sie ohne Zweifel nur ihren Push-up-BHs zu verdanken hatte. Oder einem plastischen Chirurgen. So sicher waren wir uns da in der Schule nicht.

»Du Arsch!«, schrie ich. Es war ein befreiendes Gefühl. »Du bist ein riesengroßes, verlogenes Arschloch!«

Ich marschierte wütend auf ihn zu. Tom starrte mich aus großen Augen an. Er kannte es nicht von mir, dass ich schrie. Nicht von mir. Vesper. Das Mädchen, das in der Schule zwar als Eisprinzessin bekannt war, zu ihm aber immer nur lieb und nett gewesen war. Vesper, die Musterschülerin. Drauf geschissen. Lieb sein war ätzend. Dieser Zorn war ja so viel besser.

Würde Mum mich so sehen, sie wäre zutiefst entsetzt. Aber ich fühlte mich erstaunlich gut. Trotz der Wut. Oder vielleicht gerade deswegen.

»Nur damit das klar ist! Ich mache gerade mit dir Schluss, du kleine Mistkröte! Wage es ja nicht, in der Schule herumzuerzählen, dass du mir den Laufpass gegeben hättest, weil ich eine frigide Kuh bin! Denk nicht mal dran! Und guck nicht so dämlich, ich weiß ganz genau, dass du das so vorhast! Aber das mache ich nicht mit! Von dir lasse ich mir nicht das Herz brechen!«

Ich stieß ihm meinen Zeigefinger gegen die Brust. Zuckte er tatsächlich zusammen oder bildete ich mir das nur ein? Ich griff nach meiner Tasche, die noch auf dem Boden lag, wirbelte herum und warf mir die Haare über die Schulter, bevor ich davonstolzierte. Ein perfekter Abgang. Zumindest so lange, bis ich in die nächste Seitenstraße abbog und unerklärlicherweise – Tom war ja nicht meine große Liebe – in Tränen ausbrach.

Ich weinte nicht. Nie. Nicht seit diesem einen Tag nach der Scheidung meiner Eltern. Ich erinnerte mich ganz genau an das letzte Mal.

Ich war vierzehn gewesen, es war nur wenige Monate nach Dads Auszug gewesen. Ich hatte bei einem Theaterstück in der Schule mitgespielt und war gut gewesen. Wirklich gut. Das Schauspielern hatte mir immer schon gelegen, aber es war etwas anderes, eine Hauptrolle zu spielen und darin wirklich gut zu sein. Mum und Dad hatte das aber nicht interessiert. Sie hatten sich gestritten. Worüber weiß ich nicht mehr. Aber es war laut gewesen. So laut, dass sämtliche meiner Klassenkameraden und ihrer Eltern es mitbekommen hatten. Noch nie im Leben war mir etwas so peinlich gewesen. Ich war heulend weggerannt und Mums und Dads Entschuldigungen waren an mir abgeprallt. Die nächsten Tage in der Schule waren furchtbar gewesen. Alle hatten über meine Familie getuschelt und gelacht. Ich hatte mich geschämt und ich hatte angefangen meine Mitschüler zu hassen. Weil Mum und Dad aber immer noch versucht hatten, sich bei mir zu entschuldigen und alles zu tun, damit ich ihnen verzieh, hatte ich so lange auf sie eingeredet, bis ich die Schule wechseln durfte.

Meine beste Freundin Toni war nach der Primary School auf eine andere Schule gekommen als ich. Meine Eltern waren damals der Ansicht gewesen, dass es unserem Lerneifer helfen würde, wenn wir nicht zusammen in einer Klasse säßen. Also hatte ich nach diesem Debakel die Schule gewechselt und danach alles dafür getan, dass niemand mich je wieder weinen sehen würde. In der Schule nannten sie mich Eisprinzessin. Am Anfang hatte es mich gestört. Aber dann hatte ich begriffen, dass es das Beste war, was mir hatte passieren können. So konnte mir niemand mehr wehtun. Außer Toni ließ ich niemanden näher als unbedingt nötig an mich heran.

Aber jetzt, jetzt heulte ich. Weil ich meine eigenen Regeln gebrochen hatte. Weil ich Tom an mich herangelassen hatte. Ich heulte, weil ich schon wieder verlassen worden war. Nach Mum und John war jetzt Tom an der Reihe. Meine Reaktion war immer die gleiche gewesen. Einer nach dem anderen ging. Oder entschied sich für jemand anderen. Mum für George und Tom für Sonia. Wann würde das endlich aufhören?

Ich heulte, bis mir alles wehtat, und als die Tränen endlich aufhörten, fiel mir auf, dass ich meinen Schal auf der Bank im Park liegen gelassen hatte. Schniefend wischte ich mir die Tränen vom Gesicht und machte mich auf den Rückweg. Hoffentlich war Tom schon weg!

War er tatsächlich. Stattdessen sah ich einen jungen Mann, der vor der Bank stand und meinen Schal in der Hand hielt. Ich rannte los. Mum würde mich umbringen, wenn ich diesen verdammten Schal verlieren würde. Oder wenn ich zuließe, dass ihn jemand klaute.

»Hey, das ist meiner!«, rief ich keuchend, als ich bei der Bank ankam. Ich machte mir keine Gedanken darüber, wer da gerade im Begriff war, meinen Schal mitzunehmen. Hätte ich aber tun sollen. Das wurde mir in dem Moment klar, als er sich umdrehte und ich in ein umwerfendes Gesicht blickte.

Scheiße! Ich sah aus wie eine Heulsuse und vor mir stand ein Kerl, der besser aussah als jeder andere, den ich bisher gesehen hatte. Sämtliche Schauspieler meiner Lieblingsfilme und –serien eingeschlossen. Und das waren einige. Mist!

Seine verstrubbelten blonden Locken fielen ihm wirr in die Stirn und seine Augen waren leuchtend grün.

»Ich weiß. Eigentlich wollte ich dir nachlaufen, um ihn dir zurückzugeben.«

Das Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete – mein Gott, diese Lippen! -, war genauso atemberaubend wie seine Augen. Es zauberte süße Grübchen in seine Wangen. Obwohl er nicht süß war. Nein. Ganz bestimmt nicht. Dieser Kerl, der ein paar Jahre älter sein musste als ich, war ziemlich sexy mit den hohen Wangenknochen in seinem ausdrucksstarken Gesicht und dem Dreitagebart, der ihn verwegen aussehen ließ.

»Du bist ja ziemlich schnell verschwunden«, ergänzte er.

Er grinste immer noch und mir wurde mit einem Schlag klar, wie ich gerade aussah. Verquollen, verheult, fleckig im Gesicht. Es gab Mädchen, die noch hübsch und entzückend aussahen, wenn sie weinten. Ich gehörte sicher nicht dazu.

Wie erwartet lief ich auf der Stelle feuerrot an. Und das Rot, das mein Gesicht gerade zum Leuchten brachte, passte fatalerweise überhaupt nicht zu dem Rot meiner Haare.

Er richtete sich auf und ich schluckte. Er war sehr viel größer, als ich gedacht hatte. Ich reichte ihm gerade einmal bis zur Schulter, obwohl ich selbst auch nicht unbedingt klein war.

Erst als er mit der Hand vor meinem Gesicht herumwedelte, wurde mir siedend heiß bewusst, dass ich einen wildfremden Typen mit großen Augen anstarrte, als hätte ich noch nie ein männliches Wesen gesehen. Obwohl gerade eines mit mir Schluss gemacht hatte. Fehlte nur noch, dass ich sabberte.

»Ähm, ja, das war … also … ich …«

Stammelnd brach ich ab. Es hatte ohnehin keinen Zweck, irgendwas zu erklären. Das machte die Situation nicht besser. Also griff ich nach meinem Schal, den er immer noch in der Hand hielt, aber er ließ ihn nicht los.

Ärgerlich sah ich ihn an. »Ich dachte, du wolltest mir meinen Schal zurückgeben?«, fragte ich, zickiger als ich es beabsichtigt hatte.

Aber heute war einfach nicht mein Tag. Erst das Gespräch mit Mum, dann die Trennung von Tom und jetzt dieser Kerl, der einfach viel zu gut aussah. Er grinste immer noch und ließ sich von meinem Tonfall nicht einschüchtern. Hatte ich auch nicht wirklich erwartet. Nicht, wenn ich so grauenvoll verheult aussah wie jetzt gerade.

»Ja.« Er ließ den Schal so abrupt los, dass ich einen Schritt zurückstolperte. »Ich wollte nur fragen, ob es dir gut geht.«

»Weil ich gerade so wahnsinnig gut aussehe oder was?«, gab ich mürrisch zurück.

Was für eine dämliche Frage. Er musste doch mitbekommen haben, was los war. Immerhin hatte er gewusst, dass der Schal mir gehörte.

»Nein, weil du gerade so wahnsinnig verheult aussiehst.« Er wiederholte fast wörtlich, was ich gerade gesagt hatte, und ich verdrehte unwillkürlich die Augen. Er hielt sich wohl für wahnsinnig witzig.

Er lächelte immer noch und allmählich ging mir sein Grinsen auf die Nerven.

»Vielen Dank. Das hab ich noch gar nicht mitbekommen«, erwiderte ich sarkastisch.

»Dann ist es ja gut, dass ich dir das sage.« Sein Lächeln erlosch, die Grübchen verschwanden und einen kurzen irrationalen Moment lang war ich irgendwie enttäuscht. »Nein, mal ehrlich, ist alles okay? Ich hab mitbekommen … na ja, eigentlich hat's der ganze Park mitbekommen, dass …«

»Ich weiß«, unterbrach ich ihn scharf. »Aber weißt du was, es ist mir ziemlich egal. Also danke, dass du mir den Schal hinterhertragen wolltest.«

Ich wandte mich ab und nahm den zweiten perfekten Abgang in Angriff, als seine Stimme mich aufhielt. Sogar ohne hinzusehen, wusste ich, dass er schon wieder grinste.

»Dein Wurf war übrigens echt gut. Du musst nur noch ein bisschen besser zielen.«

Mein ganzes Gesicht lief wieder flammend rot an, aber dieses Mal sah er es zum Glück nicht. Hastig machte ich, dass ich wegkam.

Was für ein beschissener Tag!

***

Ich überlegte nach Hause zu gehen, aber ich wollte Dad nicht sehen. Er würde sofort merken, dass etwas nicht stimmte, und ich wollte nicht darüber reden, was passiert war. Also fuhr ich zu John. Mein Bruder war einundzwanzig und hatte inzwischen eine eigene Wohnung. Sein Glück war mein Pech. Zu zweit war es zu Hause lustig gewesen. Aber dann war Dad ausgezogen, als Nächstes John und nachdem Mum mich bei Dad abgeladen und ich mich nach ihrer Rückkehr geweigert hatte, wieder bei ihr einzuziehen, waren Dad und ich jetzt alleine.

Es war gar nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte, aber ich hatte immer das Gefühl, als wäre das Haus, in dem Dad und ich wohnten, zu leer. Zwar war Hannah öfter bei uns, aber das war nicht das Gleiche. Mein Bruder fehlte mir.

Ich wollte einfach nur einen entspannten Abend mit John verbringen, nachdem der Tag so fürchterlich begonnen hatte. Einen Film gucken, Pizza bestellen und den Rest meiner Familie für ein paar Stunden vergessen.

Dummerweise hatte ich nicht daran gedacht, dass meine Eltern mich gut kannten. Als John seine Wohnungstür öffnete, hörte ich aus der Küche schon Dads Stimme. Ich verzog das Gesicht. Was ist los?, formte ich mit den Lippen, aber John zuckte nur mit den Schultern und runzelte die Stirn. Er sah besorgt aus, was ich nicht von ihm kannte. Und das war es, was mir Sorgen bereitete. John sorgte sich sonst um gar nichts. Er war der entspannteste Mensch, den ich kannte.

Er packte mich am Arm und zog mich rein, bevor ich wieder abhauen konnte. Ihm war klar, dass das meine erste Reaktion gewesen wäre. Seufzend trottete ich hinter ihm her in die Küche.

»Vesper, da bist du ja endlich. Ich wusste, dass du zu John kommen würdest.«

»Tja, anscheinend bin ich nicht halb so undurchschaubar, wie ich dachte«, erwiderte ich trocken und ließ mich auf einen Stuhl fallen.

Dad lächelte, aber es wirkte gezwungen. Er war nervös.

»Dad, was ist los?« John setzte sich neben mich und stützte die Unterarme auf den Tisch. Das liebte ich an meinem Bruder. Er kam immer gleich zur Sache.

»Ich weiß, dass das gerade kein guter Augenblick ist, um euch das zu sagen. Immerhin wird eure Mutter bald heiraten. Aber ich will, dass ihr es so früh wie möglich erfahrt. Damit ihr euch darauf vorbereiten könnt.«

Ich versteifte mich. Das klang nicht gut.

Dann ließ Dad die Bombe platzen. John und ich saßen da und starrten ihn aus großen Augen an. Wir wurden beide kreidebleich und schienen unsere Stimmen verloren zu haben.

KAPITEL 2

Die Tür knallte so laut hinter mir zu, dass ich zusammenzuckte. Aber ich war so sauer, dass es mich nicht wirklich interessierte, ob Dad sich deswegen wieder aufregen würde. Hinter mir ging die Haustür wieder auf und Dad betrat unser Zuhause.

Wir waren nicht mehr lange bei John geblieben. Mein Bruder hatte uns nicht direkt vor die Tür gesetzt, aber er hatte gesagt, er habe noch etwas vor und müsse los. Sein Blick war dabei abwesend gewesen und ich hatte gewusst, dass er Dad loswerden wollte, um über alles nachzudenken. Das wollte ich auch. Am liebsten wäre ich bei John geblieben, aber ich konnte ihm seine Ausrede nicht versauen. Außerdem konnte John am besten alleine nachdenken.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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