Francesco Totti - Paolo Condó - E-Book

Francesco Totti E-Book

Paolo Condó

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Beschreibung

Seine Zahlen sprechen für sich und seinen Status als Legende des Fußballs: In 786 Spielen für die AS Roma erzielte Francesco Totti von 1993 bis 2017 307 Tore, hält damit in beiden Statistiken den Vereinsrekord und holte mit den "Giallorossi" 2001 nach 18 Jahren Durststrecke den langersehnten (und bis heute letzten) Meistertitel. Hinzu kommen zwei Titel im italienischen Cup (2007, 2008) und im italienischen Supercup (2001, 2007). Doch Totti war und ist viel mehr als das: Mit seinen 25 Serie-A-Saisonen im Dress der Römer, davon 19 in der Rolle als Kapitän, bewies die unvergessliche "Nummer 10" eine heute kaum mehr vorstellbare Vereinstreue, reifte zur Kultfigur und zum Publikumsliebling. Die Fans feierten und litten mit ihm – auch bei seinem letzten Auftritt im Mai 2017, als 60.000 im Olympiastadion unzählige Tränen verdrückten. In der Autobiographie "Francesco Totti - der ewige Kapitän" lässt er gemeinsam mit dem renommierten italienischen Sportjournalisten Paolò Condo seine eindrucksvolle Karriere Revue passieren, beginnend in seinem Elternhaus in der Via Vetulonia, seinen ersten fußballerischen Gehversuchen und seinem außergewöhnlichen Talent. Dessen wurde er sich als Kind beim Spiel "Paperelle" (einem Zielschießen) erstmals so richtig bewusst. Totti erzählt auch über seine Schüchternheit, die er nur langsam ablegen konnte, sein Serie-A-Debüt 1993 in Brescia, die Meister-Saison 2000/01 und seinem größten internationalen Coup: den WM-Titel 2006 mit Italien. Wobei er vielsagend im Rückblick meint: "Der Meistertitel 2001 hat mich mehr bewegt als der Sieg bei der Weltmeisterschaft." Zahlreiche Anekdoten auf und abseits des Platzes belegen, dass der heute 43-Jährige das Spiel immer auch mit der nötigen Portion Humor verband. Ebenso lässt er Nähe zu, wenn er über Ilary Blasi, die große Liebe seines Lebens, spricht und schildert, wie der Hype um seine Person gelegentlich auch erdrückend wirkt. Denn Totti ist Rom – genauso, wie er für die Römer ein Teil deren Lebens bleibt.

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FRANCESCO

TOTTI

DER EWIGE KAPITÄN

PAOLO CONDÒ

Impressum

Copyright der Originalausgabe © 2018 Mondadori Libri S.p.A. Milano

Proprietà letteraria riservata

***

© der deutschsprachigen Ausgabe:

egoth verlag GmbH, 2020

Untere Weißgerberstr. 63, A-1030 Wien

ISBN: 978-3-903183-44-5

ISBN E-Book: 978-3-903183-85-8

Übersetzung aus dem Italienischen: Egon Theiner

Lektorat: Dr. Rosemarie Konrad

Grafische Gestaltung und Satz: Dipl. Ing. (FH) Ing. Clemens Toscani

Fotos: © Luciano und Fabio Rossi / RomaPhoto / AS Roma außer anders angegeben, Privatarchiv Totti

Coverbild: © Andreas Solaro / AFP / picturedesk.com

Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Rechteinhabers.

1. Auflage im November 2020

Für Ilary, Fiorella, Chanel und Isabel.

Für Enzo, Riccardo und Cristian.

INHALT

Einleitung

1.Il prescelto

Der Auserwählte

2.Fuori scala

Jenseits von Gut und Böse

3.Sliding Doors

4.Stella

Stern

5.La lunga marcia

Der lange Marsch

6.„Roma ha vinto!“

„Roma hat gewonnen!“

7.„6 unica“

„Du bist einzigartig“

8.No, gracias!

Nein, danke!

9.Il cucchiaio d’argento

Der Heber zu EM-Silber

10.La grande paura

Die große Angst

11.La cruna dell’ago

Das Nadelöhr

12.„Andate. Segnate. Vincete.“

„Geht. Trefft. Siegt.“

13.Insonnia da finale

Schlaflos vor dem Finale

14.Il primo magico Spalletti

Der erste, magische, Spalletti

15.Facce da scudetti sognati

Ausgeträumte Titelträume, lange Gesichter

16.Il secondo tragico Spalletti

Der zweite, tragische, Spalletti

17.Speravo de morí prima

Ich habe gehofft, vorher zu sterben

Epilog

Statistik

Der Autor

EINLEITUNG

Der in der zweiten Reihe sitzende Bursche verhält sich sehr unruhig. Ich glaube nicht, dass er den Worten des Gefängnisdirektors gelauscht hat, und ebenso wenig glaube ich, dass er nun meinen Worten folgt. Es ist nicht so, dass es etwas Unvergessliches wäre, was ich zu sagen habe, aber ich habe mich ein bisschen vorbereitet. Ach was. Er kann kaum ruhig sitzen, es ist offensichtlich, dass ihm der ersehnte Moment noch bevorsteht. Natürlich, das Foto. In der Ecke des Saales des Gefängnisses Regina Coeli in Rebibbia haben sie das übliche Prozedere vorbereitet. Sobald die Siegerehrung fürs Hallenfußballturnier abgeschlossen ist, werde ich mich dorthin begeben, um mit jedem, der es wünscht, ein Foto zu machen.

„Ich als Erster, he“, sagt er mit aufgeregter, übertriebener Fröhlichkeit, die mich neugierig macht. Ich als Erster, warum? Ich beende meine Rede, werfe erneut einen Blick auf ihn, den es vor lauter Nervosität kaum auf seinem Platz hält. Er ist vielleicht 20, maximal 22 Jahre alt, im Vergleich zu den anderen Häftlingen etwas besser gekleidet.

„Ich mache das Foto als Erster“, wiederholt er, und diesmal wendet er sich mir zu, die Daumen nach oben, als ob er mir einen organisatorischen Aspekt mitteilen wollte, über den ich Bescheid wissen müsste. Das Händeschütteln, die Blicke, die typisch, aber etwas zu intensiv für Fans sind. Ich bin nicht das erste Mal in Rebibbia: berührende Erfahrungen, von außen kann man es sich nicht vorstellen, was ein Gefängnis bedeutet.

„Hier bin ich, hier bin ich, ich als Erster.“

Der generelle Aufbruch in Richtung Fotowand, wo einige Wärter mit der nötigen Entschlossenheit den Verkehr in meine Richtung regeln, wird vom Drängen meines „Freundes“ geprägt, der nach vor will. Nun werde ich neugierig: Was ändert es für ihn, mit mir als Erster, Zehnter oder als Hundertster fotografiert zu werden? Ich habe ohnehin allen versprochen, so lange zu bleiben, bis auch der Letzte sein Foto hat. Der Bursche wiederum geht schneller als die anderen, schlängelt sich durch die Reihe, frei von Arroganz, aber mit Entschlossenheit. Das Schöne ist, dass es ihm die anderen auch gestatten. Denn er verfügt über keine einschüchternde physische Präsenz, ist mager und schmächtig, und dennoch wird er von den übrigen Häftlingen mit einer Mischung aus Respekt und Freundlichkeit behandelt. Er hüpft noch immer herum, wie ein Boxer, der seinen Gegner studiert.

„Hier bin ich, nun bin ich an der Reihe“, sagt er, als uns nur noch drei Meter voneinander trennen, zwischen uns aber noch immer zwei Häftlinge stehen. Er schaut sie mit einem etwas zahnlosen Lächeln an, und auch die beiden lassen ihn vorbei. Bitte, wer ist das? Am Ende vielleicht ein Boss? So jung?

Ich spreche ihn mit verstelltem, mürrischem Ton an: „Komm her, es ist Zeit, dass du dich beruhigst.“

Er kommt an meine Seite, legt seinen Arm um mich, während ich meinen auf seine Schulter lege, eins, zwei, drei, klick, mit erhobenem Daumen, voller Stolz. Er hat die leuchtenden Augen jener Fans, die mich über alles lieben, seine Fröhlichkeit ist ansteckend. Als er wieder gehen will, halte ich ihn am Arm zurück. Ich bin zu neugierig, muss es einfach wissen. Warum um Himmels willen als Erster?

„Ich sollte vor einer Woche hier raus, Strafe abgesessen, vorbei. Als ich aber davon erfuhr, dass du kommst, sagte ich mir: Wann werde ich wieder die Gelegenheit zu einem Foto mit dem capitano haben? Nie, da müsste ich 100 Jahre alt werden. Daher bat ich um ein Gespräch mit dem Gefängnisdirektor und flehte ihn an, bis heute bleiben zu dürfen. Da die Regeln so etwas nicht vorsehen, habe ich meinen Joker ausgespielt: ‚Schauen Sie, sollten Sie mich rauslassen, stelle ich den nächsten Scheiß an, nur, um sofort wieder hier zu landen, das würde keinem von uns beiden gefallen.‘ Und der Direktor hat es verstanden. Aber jetzt will ich schleunigst raus, meine Schnecke wartet da draußen seit drei Jahren auf mich.“

Ich hoffe, dass die Geduld seiner Freundin auch diese eine Extrawoche überdauert hat, besonders wenn der Kerl ihr seine Nummer erzählt hat. Sieben Tage länger im Gefängnis, nur um ein Foto mit mir zu machen.

Klar regt so eine Geschichte zum Lachen an. Wenn ich sie beim Abendessen Freunden erzähle, reißen sie zunächst die Augen auf, glauben, ich hätte sie mir ausgedacht, und zerkugeln sich am Ende vor Lachen. Aber nachdem ich mich von ihnen verabschiedet und zu Hause die Tür hinter mir verschlossen habe, denke ich vor dem Einschlafen öfter daran. Was habe ich getan, um so einer verrückten, übertriebenen Liebe würdig zu sein? Ich habe es ihn nie gefragt, und wenn ich euch das sage, hat es nichts mit einer Verantwortung, die ich gern abschieben würde, zu tun. Davor bin ich nie geflüchtet. Nein, ich habe es aus einem anderen Grund nicht gefragt. Weil ich schüchtern bin.

So, jetzt wisst ihr es. Ich weiß, dass es auf dem Spielfeld nicht den Anschein macht, ihr dürft es aber nicht nur auf diese eine Art sehen, denn das Spielfeld ist ein Dschungel, wenn du dort nicht rasch Zähne zeigst, hast du keine Chance. Es ist zunächst einmal eine Frage des Überlebens. Ich spreche vom innersten Francesco, von dem Jungen, der sich zu Hause – wenn Mama mich für 30 Minuten allein zurückließ, um Einkäufe zu erledigen – voller Angst unter der Decke verkroch. Um die merkwürdigen Geräusche aus den anderen Zimmern, die er sich einbildete. Um sie nicht zu hören, erhöhte er die Lautstärke von CHiPs – die beiden Polizisten unterwegs mit ihren Motorrädern auf den Straßen Kaliforniens, seine ersten Kindheitsfreunde. Ich war als Kind schüchtern und bin es auch heute noch. Verlegen bei jeder Form von Zuneigung, die mir wahnsinnig schmeichelt, mir aber auch einiges abverlangt. Es geschieht auch heute noch: Ich betrete mit der Mannschaft ein Stadion, einen Flughafen, ein Hotel, und alle stürmen auf mich zu. In jenen Momenten würde ich gerne ein Loch graben und darin verschwinden. Ich spiele nicht mehr, die Hauptdarsteller sind andere. Geht zu ihnen und ladet sie mit eurer Liebe auf, so wie ihr es mit mir 25 Jahre lang gemacht habt. Geht zu Daniele De Rossi, nun ist er euer Kapitän. Ach was! Ich tröste mich beim Gedanken, dass ich so den Druck von den Spielern nehme, sie sich damit aufs Spiel konzentrieren können. Aber es tut mir leid, unendlich leid!

Es ist immer so gewesen, vom ersten Tag an. Als Römer und zugleich Roma-Spieler werde ich als Teil der Familie betrachtet. Und folglich würden mich am liebsten alle Fans zur Erstkommunion ihrer Kinder einladen. Und das macht vielleicht den Unterschied zu den anderen aus: Der Spielmacher, der Beste einer Mannschaft, ist für gewöhnlich ein Idol, ein Vorbild, ein Poster in einem Kinderzimmer. Das ist eine tolle Sache, unterscheidet sich aber von einem Familienmitglied – ich bin mehr, der Sohn und der Bruder. Wunderbar, aber auch stressig. Die Idole wechseln, Poster reißen mit der Zeit. Söhne und Brüder hingegen verraten einen nie. Dieses spezielle Gefühl, das dermaßen verbreitet ist, hat mich für viele zum Symbol der römischen Welt werden lassen. Wohlgemerkt, eine weitere große Ehre. Aber auch darum habe ich nicht gebeten.

Eines Tages, nachdem der Film 2014 den Oscar gewonnen hatte, entschloss ich mich, La grande bellezza anzusehen. Nach nur 60 Sekunden, vielleicht auch weniger, war ich schon mittendrin in diesem anspruchsvollen Streifen. Kein Scherz! Es war niemandem aufgefallen oder zumindest hatte es mir niemand gesagt, ich habe es aber sofort bemerkt. Die erste Szene des Films spielt am Gianicolo, bei der Statue von Garibaldi, und auf der ersten Aufschrift, die man im Film zu sehen kommt, liest man: „Roma oder Tod“. Die Kamera wandert weiter in den Garten, fängt unter den Büsten der Patrioten einige merkwürdige Gesichter ein und hält bei einer nicht mehr jungen, stark geschminkten Dame, der eine Zigarette von den Lippen hängt. Sie liest eine Zeitung, es ist die Gazzetta dello Sport. Die Schlagzeile ist das zweite, was man im Film zu sehen bekommt: „Alarm um Totti!“ Das jagte mir einen Schrecken ein! Unter der Überschrift erahnt man ein Foto, das mich von Schmerzen geplagt am Boden liegend zeigt, der Artikel dürfte wohl eine meiner Beschwerden zum Thema haben, der Alarm bezog sich darauf, ob ich bis zum nächsten Spiel rechtzeitig fit werden würde. Eine Kleinigkeit, aber dieser Film, den sich die ganze Welt aus Liebe zu dieser Stadt anschaut, beginnt mit meinem Namen.

Rom ist wie eine Mutter, das wissen wir alle. Ihr auserwählter Sohn zu sein, ist wunderschön, aber manchmal jagt es mir auch Angst ein. Daher nochmals die Frage: Was habe ich getan, um so einer verrückten, übertriebenen Liebe würdig zu sein?

1

IL PRESCELTO

DER AUSERWÄHLTE

Mein Cousin Angelo ist ungeduldig. „Los! Los!“, flüstert er, aber mit einer Miene, als ob er schreien würde. Ich bin wie gelähmt, habe mächtig Gänsehaut, würde vor lauter Scham am liebsten im Boden versinken.

Aus dem Lautsprecher war eben mein Name ertönt, für den besten Torschützen des Turniers. Es ist ein schöner Sommerabend, und alle auf der Tribüne des Fortitudo-Platzes erheben sich, um zu applaudieren, gut 2000 Leute. Ich bin gerade mal sechs Jahre alt. „Totti. Francesco.“ Kurze Pause des Sprechers. „Aber wo ist er hin? Francesco?“

Angelo klatscht mit den Händen vor meinem Gesicht, um mir zu deuten, wach auf, du bist an der Reihe. Angelo, der um zehn Monate ältere, liebste Freund meiner Kindheit, der Sohn des Bruders meiner Mutter.

„Francesco!“ Der Moderator hat mich entdeckt, ruft mich, zieht mich mit seiner großen Hand zu sich. „Komm, komm“, wiederholt er zweimal, als ob ich schwer von Begriff wäre.

Dabei bin ich bloß schüchtern. Sehr schüchtern. Ich atme tief durch, überwinde mich und steige die Stufen bis zum Ende der Tribüne hoch, wo die Preise überreicht werden.

Ich spiele seit gut einem Jahr bei Fortitudo, es ist der Platz vor der Haustür, im Herzen des Stadtviertels. Alle Kinder von Porta Metronia sind hier eingeschrieben, jeden Sommer wird ein Turnier organisiert, 18 Mannschaften zu je acht Spielern, wir sind das Team Botafogo und haben im Finale Flamengo besiegt. Kapitän ist ein anderer, folglich bin ich beruhigt zur Siegerehrung gegangen, weil er den Pokal entgegennehmen würde. Dass es auch Pokale für individuelle Leistungen gab, wusste ich nicht. Der Sprecher überreicht mir die Plakette, von irgendwo schauen auch Mama und Papa, die ich nicht sehen kann, zu, während Angelo – der natürlich in meiner Mannschaft spielt – zufrieden lächelt und sich denkt, ich hätte meine Schüchternheit besiegt. Ach was! Ich würde am liebsten versinken, aber nachdem 2000 Augenpaare auf mich gerichtet sind, kann ich nicht mehr so tun, als wäre nichts passiert. Den Gedanken, übers Mikrofon meinen Dank auszusprechen, verwerfe ich schnell. Ich starre auf den Boden, und als ich feststelle, dass der Händedruck des Sprechers etwas nachlässt, mache ich mich aus dem Staub, in der Hoffnung, dass die Leute sich auf den nächsten Programmpunkt der Siegerehrung konzentrieren würden. Ich steige rasch die Stufen hinunter, lasse mich in die Arme meiner Teamkollegen fallen, verschwinde inmitten von ihnen. Ehe wieder die Stimme aus dem Lautsprecher ertönt: „Bester Spieler des Turniers: Totti Francesco!“

Oh nein!

Schüchtern, bestimmt. Vor allem ruhig. Es vergehen fünf Jahre, ehe ich vernünftig sprechen kann. Ich mühe mich ab, Silben aneinanderzureihen, meine Mutter geht mit mir regelmäßig zum Logopäden, um abzuklären, ob ein Problem mit dem Kehlkopf besteht.

„Seien Sie unbesorgt“, versichert er ihr nach mehreren Tests. „Francesco muss einfach loslegen.“

Ich stelle mir ein Auto mit angezogener Handbremse vor. Ich muss sie einfach loslassen. Er hat recht. Wie es bei allen Kindern vorkommt. Haben sie einmal losgelegt, denken sie nicht mehr daran. Wenn ich im Nachhinein an diese Weigerung, mich auszudrücken, zurückdenke, halte ich es für möglich, dass auch meine Trauer um Opa Costante mit eine Rolle spielte. Nach der Amputation eines Beines zog der Vater meiner Mutter bei uns ein, es ging ihm sichtlich nicht gut. Er war das ganze Leben mit der Instandhaltung von Gefriergeräten beschäftigt gewesen, die ständigen Wechsel zwischen Wärme und Kälte hatten bei ihm eine Nekrose ausgelöst. Wir schliefen im selben Zimmer, und jeden Abend, wenn ich vortäuschte, bereits zu schlafen, verfolgte ich mit wachsender Aufmerksamkeit die Anstrengungen meiner Mutter, ihm die Prothese abzuziehen und neben den Heizkörper zu stellen. Denn in meinen Augen zog sie ihm das Bein weg, was mich sehr erschrak. Eines Nachts, nachdem ich abgewartet hatte, bis Opa schnarchte, stand ich auf und ging ganz vorsichtig auf die Prothese zu, um sie zu berühren. Dabei entdeckte ich, dass sie aus Holz war. Ich kehrte eilends ins Bett zurück und versteckte meinen Kopf unter dem Polster. Später, als ich bereits zur Schule ging, verschlechterte sich sein Zustand, und meine Mama fragte eine Nachbarin, Frau Schibba, ob sie mich für einige Zeit bei sich aufnehmen könne. Papa stellte ein Liegebett in ihrem Haus auf, ich ging gemeinsam mit Flavia und Roberta, den Töchtern von Frau Schibba, zur Schule, und folglich ging es mir gut. Nachdem Opa Costante das Zeitliche gesegnet hatte, zeigte mir Mama beim Aufräumen seiner Sachen seinen Roma-Mitgliedsausweis auf Lebenszeit. Er war sehr stolz darauf gewesen.

Es kommt oft vor, dass ich allein zu Hause bin. Und ich bin ein kleiner Angsthase. Etwa am Morgen: Papa geht in die Bank, um zu arbeiten, mein Bruder Riccardo – er ist sechs Jahre älter – zur Schule. Mama muss die Einkäufe erledigen. Ich bin noch im Bett, und zwei Minuten, nachdem ich das Schließen der Haustür und ihre Schritte die Stiege hinunter vernommen habe, kommen die Ängste in mir hoch. Ich spüre eine Anwesenheit in den anderen Zimmern, seltsame Geräusche, ein Knacken, etwas, das auf dem Boden herumkriecht, ein gedämpftes Geräusch, vielleicht etwas Metallisches. Ich verkrieche mich unter der Decke, stelle mich tot und hoffe, dass der Dieb – weil dort drüben ist sicher ein Dieb –, wenn er ins Zimmer kommt und ein totes Kind vorfindet, überrascht und traurig reagieren und wieder fortgehen wird. Es klingt wie eine etwas düstere Strategie, aber es funktioniert, denn es ist nie jemand zur Kontrolle in mein Zimmer gekommen oder es hat zumindest niemand unter meine Decke geschaut. Mehr noch: Als ich sicher war, die Gefahr einmal mehr überstanden zu haben, und den Fernseher einschaltete – Papa hatte einen zweiten, kleineren als den im Wohnzimmer gekauft und in mein Zimmer gestellt, ein Riesengefallen! –, suchte ich meine Lieblingsserie ChiPs und drehte die Laufstärke voll auf, um keine beunruhigenden Geräusche mehr wahrzunehmen. Nach einigen Minuten stürmte Mama, deren Rückkehr ich nicht bemerkt hatte, außer Atem ins Zimmer und schaltete das Gerät umgehend leiser: „Bist du verrückt? So wirst du am Ende noch taub.“

Ich schmollte etwas vor mich hin, aber in Wirklichkeit war ich froh, einen weiteren Einsamkeitstest bestanden zu haben, und vor allem darüber, dass sie zurückgekehrt war. Und unter uns gesagt: Diese Angst ist nie zur Gänze verschwunden. Heute noch, wenn bei uns zu Hause nachts der Alarm losgeht, stelle ich mich schlafend, sodass meine Frau Ilary aufstehen muss, um alles zu überprüfen.

Die Serie ChiPs gefiel mir, weil sie die Träume der damaligen Zeit beinhaltete: zwei Motorradpolizisten auf Streife auf den Straßen Kaliforniens. Was kann man sich mehr wünschen als eine Harley-Davidson? Nachmittags lief zunächst Magnum und dann natürlich Holly e Benji: Ich kenne keinen Kicker aus meiner Generation, der sich als Kind nicht die Cartoons von diesen kleinen japanischen Fußballern reingezogen hat. Es waren Jahre, in denen die Straße eine unglaublich starke Verlockung ausübte, im Viertel kannten sich alle, und die Mütter konnten ihre Kinder beruhigt nach draußen lassen, wissend, dass Dutzende Augen auf uns schauten. Zum Beispiel jene der Händler in der Via Vetulonia, die, wenn sie gerade keine Kunden zu bedienen hatten, nicht, wie es heute geschieht, hinter dem Ladentisch blieben, sondern sich zur Eingangstür oder auf den Gehsteig stellten, um sich zu unterhalten, mit Passanten oder auch mit uns Kindern. Ihre Kinder waren alle auch meine Freunde. Da gab es Antonio, aufgrund seiner Gesichtsblässe auch der Tote genannt. Dann gab es Bambino, die zwei Giancarlo, Pantano und Ciccacci sowie Marco und Sonia, die Kinder des Barkeepers. Und natürlich meinen Cousin Angelo, wir waren unzertrennlich. Eine echte Bande, aber lauter brave Kinder, die nie etwas Schlimmes anstellten. Fast nie.

Einmal, ich muss zwölf Jahre alt gewesen sein, sind Angelo, Bambino und ich auf der Straße unterwegs und sehen, dass im Hof der Schule zwei Brüder mit einem Ball hin und her spielen. Da man sie, weil ihre Eltern viel Wert auf ihre schulische Ausbildung legen, nur ab und zu sieht, zählen sie nicht wirklich zu unserer Clique. Aber man kennt sich, und daher halten wir es für selbstverständlich, uns ihnen anzuschließen. Es fehlte nur noch jemand für ein nettes Spielchen drei gegen drei.

Den beiden Brüdern passt das überhaupt nicht: „Der Ball gehört uns, und ihr spielt hier nicht mit.“

Je mehr wir insistieren, umso weiter entfernen sie sich von uns, darauf bedacht, den Ball einander mit hoher Aufmerksamkeit zuzuspielen, damit er ja außerhalb unserer Reichweite bleibt. Bambino ist in solchen Situationen der reizbarste von uns, jener, der dann auch die Initiative übernimmt: Er schnappt sich die Kette, mit der er sein Fahrrad an der Stange befestigt, schlägt damit gegen das Tor der Schule und erzeugt so einen Höllenlärm. Aber die beiden sind Sturschädel, und letztlich beginnen die Rempeleien. Es gibt kein Match, in jenem Alter zählt, wie kräftig du bist und wie viel Zeit du auf der Straße verbracht hast. Letztlich flüchten die Brüder und lassen den Ball zu unserer Verfügung zurück. Glücklich darüber, diese Kraftprobe für uns entschieden zu haben, beginnen wir zu spielen, der Streit ist schnell vergessen. Von unserer Seite.

Blöd nur, dass am späten Nachmittag, als wir nach Hause zurückkehren, unsere Mütter bereits am Haustor auf uns warten. Völlig außer sich, wie wir sie noch nie zuvor erlebt haben. Sie sind eben vom Kommissariat aus der Via Cilicia zurückgekehrt. Um es kurz zu machen: Die Eltern der beiden Brüder haben Anzeige wegen unseres Angriffs und des Diebstahls des Balls erstattet. Die Polizisten wiederum, die uns kennen, haben unsere Mütter aufs Revier gebeten, um die Angelegenheit ohne weitere Anzeigen zu regeln. Die Vereinbarung beinhaltet, nebst der Kostenerstattung für den Ball, die Zusage, eine ordentliche Strafe zu verhängen, und für einige Nachmittage können wir das Schlendern durch das Viertel nun abhaken. Und das ist noch nicht alles, der Rest erwartet uns tags darauf in der Schule: Ich sitze in der Klasse, als Frau Professor Paracallo – ein wahres Mannweib, das Musik unterrichtet – an der Tür klopft, den Kopf hereinstreckt, sich beim anwesenden Lehrer entschuldigt und mit verdächtiger Freundlichkeit in meine Richtung sagt: „Francesco, könntest du bitte kurz rauskommen?“

Ich kann nicht nicht gehen, auch wenn ich spüre, dass da etwas faul ist. In der Tat. Kaum bin ich aus der Klasse draußen, packt sie mich – völlig aufgebracht – mit dem Zwei-Finger-Griff an einem Ohr. Mit der anderen Hand hält sie Angelo auf dieselbe Weise fest und stellt sich auf unsere Proteste hin taub. So zerrt sie uns durch die gesamte Schule, ohne uns ein Stockwerk zu ersparen: In der Zwischenzeit ertönt die Glocke, und alle Schüler, die aus den Klassen kommen, beginnen, als sie uns sehen, loszulachen. Darunter auch jene beiden verdammten Brüder, die mittendrin höhnisch grinsen. Für uns die absolute, totale Blamage.

Natürlich ist es kein Zufall, dass die schlechteste meiner „Heldentaten“ einen Ball zum Gegenstand hatte. Mein Vater hat mir erzählt, dass ich mit nur acht Monaten in den Ferien in Porto Santo Stefano für ein Spektakel sorgte, als ich auf dem Kieselstrand den Ball Super Santos arancione, den er mir geschenkt hatte, mit den Füßen vor mir her schubste. Ich will jetzt nicht als ein Phänomen dastehen, aber für gewöhnlich können Kinder mit acht Monaten noch nicht einmal gehen. Ich hingegen führte den Ball, und das noch dazu auf einem holprigen Untergrund. Ich schlief sogar mit dem Ball, erzählten sie mir: keine Spielsachen, nicht einmal Jeeg Robot, der zu jener Zeit reißenden Absatz fand. Einzig Super Santos, woran man sieht, dass ich spürte, welchen Einfluss er auf mein Leben haben sollte.

Ich war jeden Tag auf der Straße. Ich kehrte von der Schule zurück – was bedeutete, die Straße zu überqueren, denn die Manzoni war genau da, gegenüber von unserem Haus –, aß etwas und setzte mich auf den Balkon, um zu lernen. Aber nicht, um die frische Luft zu genießen, sondern um die Augen offen zu halten. Sobald ich ein bekanntes Gesicht erspähte, konnte ich mich hinunterstürzen, meiner Mutter zurufend, dass alle unten auf mich warteten. „Hast du gelernt?“, lautete die Vorankündigung ihrer Kapitulation, ich antwortete im Gegenzug mit „Si, si, si!“ und war dann schon zu weit weg, um eventuelle Einsprüche wahrzunehmen.

Unsere Clique bestand aus zirka 30 Freunden, und wir nahmen unser Viertel so wahr, als wäre es das schönste von Rom: beliebt, nicht arm, voll mit Höfen, in denen man spielen konnte, und vor allem rund um die Uhr von Leuten belebt. Meine Familie war sehr weitverzweigt, sonntags kam es oft vor, dass wir die Verwandten in Trastevere oder in Testaccio besuchten. Es waren wohltuende Ausflüge, so richtig wohl fühlte ich mich aber nur in meinem Viertel, Porta Metronia. Viel Fußball, viel Laufen, viele unschuldige Streiche. Eine Zeit lang war es in Mode, bei den Gegensprechanlagen zu läuten, und anstatt zu flüchten, bestand das Vergnügen darin, zu antworten und dabei einen berühmten Namen zu verwenden. Ich war fixiert auf den Showmaster Gerry Scotti.

„Wer ist da?“

„Gerry Scotti!“, und dann haute ich ab.

Fußball spielten wir im Hof, aber auch auf der Straße. Durchgehende Öffnungszeiten gab es noch nicht, die Geschäfte ließen um 14 Uhr ihre Rollläden runter und schenkten uns damit, manchmal bis 17 Uhr, die besten Tore, die wir uns nur wünschen konnten. Die Leute waren darüber weniger glücklich, denn jeder scharfe Schuss gegen den Rollladen erzeugte extremen Lärm und darauf folgende Proteste, aber niemanden von uns kümmerte das. Wir spielten alla tedesca, sprich kurze, hohe Pässe, bei denen der Ball nicht den Boden berührt – eine klassische Übung für den Gehsteig, um zu verhindern, dass der Ball auf die Straße fliegt. Im Jahr unseres Meistertitels mit AS Roma 2001 haben wir in Perugia auf diese Weise ein Tor erzielt – über mehrere Stationen direkt vor dem Tor, ohne dass der Ball dabei den Rasen berührte. Das größte Problem hatten wir, wenn der Ball im Schulhof landete, wenn dieser geschlossen war. Dann hieß es beim mürrischen Hausmeister anläuten, wir hofften aber seinen Sohn Gigi anzutreffen, der in unserem Alter war: ein Junge, der fast nie nach draußen ging, zugleich aber eine gute und sanfte Seele – ganz im Gegensatz zu den beiden Brüdern, die uns die Anzeige aufgehalst hatten. Er nahm stets die Mühe auf sich, für uns den Ball zu holen, ein-, zwei-, dreimal am Nachmittag. Ich liebte ihn dafür.

Es fällt mir schwer, den Moment in meiner Kindheit herauszufiltern, in dem ich mir meines Talents bewusst wurde, weil es immer schon vorhanden war, seit Porto Santo Stefano. Ich will damit sagen, dass es sich nicht um eine Superkraft handelt, mit der mich das Schicksal ausgestattet hat – wie es in Comics passiert –, sondern um eine angeborene Fähigkeit. Bewusst wurde mir das erstmals vielleicht bei Paperelle, dem Spiel meiner Kindheit. Dabei stellen sich ein paar Kinder oben auf einer breiten Treppe auf und laufen im Zickzack hinunter, sie sind also die paperelle, die Entlein. Ungefähr zehn Meter entfernt stehen einer oder mehrere Schützen, die auf die paperelle schießen müssen, bevor sie unten angekommen sind. Es ist nur dem Anschein nach eine leichte Übung, denn man muss schließlich eine Reihe von beweglichen Zielen treffen und dabei Ruhe bewahren, wenn sie immer näher kommen und die zur Verfügung stehende Zeit für einen Treffer zu zerrinnen beginnt. Und das noch dazu mit verschiedenen Bällen: Ein paar sind voll aufgeblasen, einige fast luftleer, andere sind aus Plastik, auch Volleybälle sind darunter. Da heißt es, für jeden Ball die richtige Kraft anzuwenden. Nun, das erste Mal, als ich es versuchte – ich muss fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein –, traf ich das Ziel mit jedem Ball. Wenn ich daran zurückdenke, erinnere ich mich an die Unglaubwürdigkeit in den Gesichtern von Angelo und all den anderen.

„Mach es noch mal“, sagt einer.

Ich wiederhole die Übung, verfehle einen Schuss. Ich fühle die Wut in mir hochsteigen, weil ich schon damals von Konkurrenzdenken geprägt bin und mich krankärgern kann, wenn ich verliere. Ich empfinde daher diesen Fehler, den einzigen von insgesamt zwölf Schüssen zwischen erster und zweiter Serie, als einen, der meine gesamte Darbietung versaut hat. Doch wie so oft ist es der Ausdruck in Angelos Gesicht, der mir signalisiert, dass die Verwunderung um keinen Deut nachgelassen hat. Ich verspüre eine Emotion zwischen Freude und Ungläubigkeit: Es scheint mir zu schön, um wahr zu sein, aber ich habe das Gefühl, das Spiel, das mich begeistert, gut zu können.

Im Laufe meiner Karriere kam es öfter mal vor, dass mir das Schicksal auf die Stirn küsste. Wenn sie zu jemandem Vertrauen aufgebaut hat, erzählt meine Mutter gern die Geschichte von einem anderen Kuss. Ich würde mir bis heute schwertun, sie zu glauben, wenn da nicht jenes Foto wäre, das ihre Erzählung stützt. Die Geschichte geht zurück auf die erste Klasse Volksschule, als die gesamte Schule zur päpstlichen Audienz in den Vatikan eingeladen wurde – in die berühmte Sala Nervi. Schubsend und rempelnd schaffte es Mama bis vor zur Absperrung, in unmittelbare Nähe zu Johannes Paul II. Als der Papst dann an ihr vorbeischritt, nahm sie mich in den Arm. Ich trug einen schreiend gelben Overall, dass man glauben konnte, es wäre die Sportuniform des Vatikans, und ich hatte strahlend blondes Haar – war somit in Summe ein wahrer Engel.

Als sie mich neben den Papst stellt, der die von den Müttern gereichten Kindern der Reihe nach streichelt und herzt, berührt er mit seiner Hand sanft meine Haare, und das scheint mir schon sehr viel zu sein. Er geht zwei Meter weiter, und dann plötzlich hält er inne. Ebenso meine Mutter, die gerade dabei ist, mich wieder auf den Boden zu stellen. Johannes Paul II. dreht sich um, kommt zwei Schritte zurück, geht vor mir in die Knie und küsst mich auf die Stirn. Ich weiß nicht, wie sie es schafft, aber gottlob fällt meine Mutter nicht in Ohnmacht und ich somit auch nicht zu Boden.

Ihre Freundin, die sie begleitet, beginnt zu schreien: „Fiorella! Der Papst hat Francesco gewählt. Er ist zurückgekehrt, um ihn zu küssen!“

Und während unter den Müttern meiner Klasse das Chaos ausbricht, zieht ihr jemand die Brieftasche aus der Handtasche. Die kollektive Aufmerksamkeit richtet sich umgehend auf den Diebstahl, der quasi live aufgedeckt wird, und das ist gut so, denn die Kehrtwendung des Papstes hat in meiner Mama einen wahren Schock ausgelöst. Heute noch, wenn wir darauf zu sprechen kommen, vertritt sie die These, dass ich an jenem Tag zum Auserwählten geworden bin – wie in den USA der Basketballer LeBron James genannt wird. Meine Karriere sei der beste Beweis dafür. Die Geschichte ist beeindruckend und wird belegt durch das Foto, das jenen Moment festhält. Ich aber bin mir sicher, dass der Heilige Vater wichtigere Dinge zu tun hatte, als sich um die Verbreitung des fußballerischen Talents zu kümmern. Daher behaupte ich: Johannes Paul II. küsste mich auf die Stirn, weil ich blond war und einen schönen gelben Overall trug. Ende der Geschichte!

Beim Spiel Paperelle wurde ich schnell zum Unbesiegbaren. Ich ziele nie daneben, um Spaß zu haben. Müssen wir in Teams gegeneinander antreten, habe ich stets die Schwächsten an meiner Seite. Damit ich mich nicht nur darum kümmern muss, selbst das Ziel zu treffen, sondern zugleich auch ihre Fehler ausbessern kann. Meine Geschicklichkeit resultiert aus zwei Faktoren: Der erste betrifft den sauberen Schuss. Der Ball bleibt nur für den Bruchteil einer Sekunde am Spann haften, und sofort startet eine sehr straffe Flugbahn. Ich habe auf diese Weise vor einigen Jahren im San-Siro-Stadion ein Tor gegen Inter Mailand erzielt, nach Zuspiel von Gervinho: vom Strafraum ein trockener Schuss aus 18 Metern ins Eck, eines der wahrlich schönen letzten Tore, das erste bei unserem 3:0-Sieg. Der zweite Faktor betrifft die Fähigkeit, zurückprallende Bälle blitzschnell unter Kontrolle zu bringen. Fast alle vergeuden ihre Zeit damit, ihnen hinterherzulaufen, weil der Stopp misslungen ist und der Ball weit weg gesprungen ist. Mir passiert das dank meiner Technik nicht, in den Teamsportarten sind diese schnell eroberten Bälle entscheidend.

Siegen ist wunderschön, aber was mir wirklich gefällt, ist, das Vertrauen der Mitspieler zu spüren, die sich des Ergebnisses sicher sind, wenn sie mich an der Seite haben. Diese Verantwortung hat bei mir – seit den Tagen von Paperelle – nie zu Stress geführt, und ich erinnere mich an einige Elfmeter in wichtigen Spielen, bei denen meine Gedanken vor dem Schuss zum Schulhof zurückkehrten. Aber das erzähle ich euch später. Und ich schwöre, dass auch zu Zeiten der Via Vetulonia die Emotion sich meldete. Die Emotion und die Aussicht auf den finanziellen Vorteil: Papa streckte mir jeden Tag 1000 Lire für die Jause entgegen, und ich sparte sie mir auf, denn wenn wir um ein Eis spielten, gewann immer ich. Wenn ich aber einmal verlor, gab ich gleich ein Vermögen aus, damit alle davon profitierten: kein Arcobaleno und somit das billigere Eis am Stiel, dafür Twister, Sahne und Schokolade.

Ich denke, dass mein Vater Enzo der Erste war, der die Dimension meines Talents erahnte. Enzo ist die Verkleinerungsform von Lorenzo, aber sie riefen ihn Sheriff, weil er es liebte, alles unter Kontrolle zu haben, und was auch immer jemand brauchte, innerhalb einer halben Stunde beschaffte er es. Er bestand darauf, mich zur Piazza Epiro mitzunehmen, denn dort spielten die älteren Jungs, und folglich war es für mich ein härterer Test. Er begleitete mich zu besagter Piazza und, wissend, dass ich schüchtern war, fragte, ob ich mich der Gruppe anschließen könne. Anfangs gab es Vorbehalte, denn sie sahen in mir den Kleinen und fürchteten, mir wehzutun, aber als Erwachsene konnten sie schwer Nein sagen. Und so durfte ich mitspielen, doch nach kurzer Zeit wurde die Partie wieder unterbrochen, weil mein Eintritt zu einem Ungleichgewicht geführt hatte – was mein Vater mit einem grinsenden und zufriedenen Blick wahrnahm. „Stellen wir die Mannschaften neu zusammen“, und unweigerlich war ich der Erste, der aufgerufen wurde. Sie nannten mich Gnom, mein Spitzname zu jener Zeit, denn ich machte keine Anstalten zu wachsen. Meine Mutter hatte, nachdem sie vom Arzt mit grimmigem Gesicht wissen wollte, warum zum Teufel ich noch so klein sei – als wäre es seine Schuld –, damit begonnen, mir Pappa Reale zu verabreichen. Das war damals in Mode, eine Art Zaubertrank des Druiden in „Asterix“, aber am Gaumen ein wahrer Müll. Besser war da noch Carnitin, ein weiteres Wachstumsprodukt, das wenigstens den Vorteil hatte, nach Kirsche zu schmecken. Als ich von Messi und seinen Problemen las, die er in Argentinien zu überwinden hatte, fühlte ich mich solidarisch. Ich schoss schließlich mit zwölf Jahren in die Höhe, und der Gnom verschwand im Nu in der Truhe der vergessenen Wörter.

Wenn du viele Stunden auf der Straße verbringst, wirst du unweigerlich zu einem Kind des Viertels: Alle kennen dich, verzeihen dir deine Dummheiten – wie etwa die Wasserbomben auf die Fahrer der ATAC, die keine Klimaanlage im Autobus hatten und im Sommer mit heruntergelassenen Fensterscheiben durch die Gegend fuhren –, passen auf, dass du keine Schwierigkeiten bekommst, und behandeln dich mit Zuneigung. Zum Beispiel der Dekorateur, der sein Geschäft gegenüber meiner Haustür hatte, Herr Corazzza. Als wir schon größer waren, begann er, unsere Partien zu unterbrechen, indem wir er uns kleine, bezahlte Jobs vorschlug: 500 Lire dafür, dass jemand den Sessel ins Erdgeschoß trug. 1000 Lire für ein Sofa in den zweiten Stock, er machte es so, dass alle was davon hatten. Das Geld konnten wir sehr gut gebrauchen. Ich investierte es in erster Linie in den Flipper, denn in der Bar des Herrn Lustri war ich der Rekordhalter auf sämtlichen Geräten. Eine Serie von „FRA“ für Francesco füllte die Bestenliste, und sobald es jemand wagte – ich erinnere mich an einen „PAO“, der öfter im Ranking aufschien –, sich dazwischenzudrängen, musste ich ihn um jeden Preis da wieder rauslöschen. Selbst wenn ich dafür bis zum Abend spielen musste. Ich gab so mein erstes selbst verdientes Geld aus, während andere ein Mädchen ausführten oder sich davon Zigaretten leisteten – unterm Strich war es ein Segen für alle. Und da ich dann später zu den Ersten zählte, die ein Motorrad hatten, sammelte ich oft den kollektiven Notgroschen ein, um Lakritze beim Verkaufsstand vor dem Maestoso-Kino zu besorgen. Oder um Wasser von der Egeria-Quelle zu holen, denn jenes im Supermarkt schmeckte nach Plastik.

Die Straße fehlt den jungen Fußballern von heute. Man braucht nicht allzu viel nachzudenken, um zu verstehen, warum es in früheren Jahren so unglaublich viele Talente gab, während es heute schon schwierig erscheint, auch nur ein einziges zu finden. Wir verbrachten fünf Stunden am Tag, im Sommer sogar zehn, auf der Straße, um zu passen, zu schießen oder uns auch zu matchen – einfach eine unvergleichliche Weise, um Technik, Instinkt und die Fähigkeit zum Überleben auf dem Platz zu entwickeln. Heute ist es dagegen fast schon verboten, mit dem Ball zu spielen, außer in den Sportzentren, wo du sofort in einen Verein eingegliedert wirst und aus dem Vergnügen Training wird: Manchmal würde ich am liebsten auf all jene Trainer, die den Kindern die x-te Wiederholung anordnen, losgehen, aber ich muss erkennen, dass es heute überall so gehandhabt wird. Die Verbesserung der körperlichen Fitness ist vorherrschend, es würde merkwürdig klingen, was anderes zu machen. Mein Sohn Cristian zählt zu den Privilegierten, denn er hat ein Fußballfeld im Garten. Wenn er nicht gerade lernen muss, ermutige ich ihn, Freunde einzuladen, um das zu tun, was wir immer gemacht haben: eine halbe Stunde Aufwärmen mit Passen und Schießen, gefolgt von einem Match. Das ist der Fußball, in den du dich verliebst, der Rest ist eine notwendige Arbeit, wenn du dich altersmäßig einer möglichen Profikarriere näherst, nicht wenn du zehn Jahre alt bist. Denn wenn du zehn bist, musst du technisch überlegen sein, zum Beispiel beim Dribbling, um gegen einen größeren oder robusteren Spieler bestehen zu können. Es ist ganz einfach: Spieler wie ich, Del Piero, Baggio oder Mancini verbrachten als Kinder ihre Freizeit mit freiem Fußballspiel, peinigten die Garagentore mit Schüssen, wir machten uns aus dem Staub, wenn eine Fensterscheibe der Sakristei zu Bruch ging, verfolgt vom Priester, der dir aber, selbst wenn er dich stoppen konnte, nichts tat. Genau das war die Via Vetulonia für mich: mein wunderbarer Spielplatz. Wertvoll und schützend. Denn wahr ist, dass wir bis zu meinem 24. Lebensjahr dortblieben, es war die Saison vor dem Meistertitel, als es mir nicht mehr möglich war, ohne Vermummung auszugehen. Weil sich, vor allem nach einem Sieg, die Straßen im Viertel mit Menschen füllten, die mich sehen, berühren oder auch umarmen wollten. Doch sorgte Porta Metronia in der ersten Phase meiner Popularität auch für meine Sicherheit, wo ich, wenn notwendig, über geheime Pfade verschwinden konnte. Ich war schon Kapitän von AS Roma, und dennoch verbrachte ich meine Freizeit in der Garage, um mit alten Freunden Karten zu spielen. Wenn ich dann wegmusste, aber eine Menge Mädels auf meinen Mercedes warteten, lieh mir der Autoschlosser Catalani einen Schrotthaufen von Auto, nur um nicht aufzufallen. Und tatsächlich hat nie jemand, während ich langsam die Garagenrampe hochfuhr, den 500er Fiat, bei dem der Lack immer mehr abblätterte, eines Blickes gewürdigt, auch nicht den Golf mit der Beule an der Seitentür.

Die Zeit in der Via Vetulonia jedoch endet hier. Es gab nicht den einen Tag, an dem wir uns dessen bewusst wurden, dass wir aufbrechen müssten. Oder vielleicht doch. Ich erinnere mich an die ausgebreiteten Arme meiner Mutter, die signalisierten: „Was soll ich denn machen?“ Das war, als eine Nachbarin sie wissen ließ, dass zum dritten Mal in einer Woche die Fußmatte vor dem Eingangstor gestohlen worden war. Der Fetischismus der Fans kann sehr weit gehen, wobei ich damals eines nicht wusste: drei Fußmatten in einer Woche – also „Fußmatten von Totti“ – bedeuteten ein stillschweigendes Urteil zur Zwangsräumung, wenn auch widerwillig, weil uns alle liebten. Aber in den Eigentümerversammlungen war das Thema der Graffitis auf den Wänden des Gebäudes (der überwiegende Teil weichherzig und sportbegeistert, aber es fehlte nicht an ersten Beschimpfungen aus dem Lazio-Lager) zum Klassiker geworden. Ehe sich die Stimmung im Viertel in Feindschaft verwandeln würde, beschlossen wir, umzuziehen. Wir fanden eine ruhige Villa in Casal Palocco, nicht weit von Trigoria entfernt, auf dem Weg zum Meer. Obwohl aus Liebe geboren, war der Druck der Leute unerträglich geworden.

2

FUORI SCALA

JENSEITS VON GUT UND BÖSE

Als Bub erziele ich eine Lawine an Toren, weil ich den Ball mehr oder weniger dorthin schieße, wo ich ihn haben will, und weil ich es auf schlaue Art mache: Die Torhüter sind klein, schaffen es oft selbst mit einem Sprung nicht, die Latte zu berühren. Da genügt es, den Ball knapp unter die Latte zu platzieren – und drin ist er.

Bei Fortitudo bleibe ich zwei Jahre und lerne die Basis, oder besser, ich beginne etwas zu verfeinern, was ich offensichtlich in mir drinnen habe. Den Einsatz des Körpers zum Beispiel: Je nachdem, was du mit dem Ball machst – laufen, passen, schießen –, muss der Körper ihn begleiten, schützen, antreiben. Mir genügt es, die Anweisungen ein einziges Mal zu hören, um sie danach umzusetzen, die Trainer sind vom ersten Tag an von der Leichtigkeit meiner Ballkontrolle beeindruckt. Sie meinen, dass mir dies mehr Ruhe garantiere, um die richtige Entscheidung zu treffen, in der heutigen, modernen Fußballersprache spricht man von der „Spielzeit, die man sich erarbeitet“. Das Geheimnis ist jenes alte, das ich nicht müde werde zu empfehlen, auch wenn ich fürchte, dass es aus den heutigen Fußballschulen verschwunden ist: die Mauer. Sie ist der fairste Partner, den du finden kannst. Talent und viel Mauer sind die Grundlagen für die Ballkontrolle. Und diese Kontrolle bildet die Eingangstür zum wahren Fußball.

Der technische Direktor von Fortitudo heißt Armando Trillò, und eines Tages bittet er mich, den Ausweis zu unterschreiben, als Nachweis für meine Klubmitgliedschaft. Zu Hause erzähle ich meiner Mutter davon, die sich nicht gerade wenig darüber aufregt.

„Aber was hast du unterschrieben? Du bist sechs Jahre alt!“ Letztlich zerreißt sie ihn.

In Wirklichkeit gibt es nichts zu befürchten, die Unterschrift hat keine rechtliche Bedeutung, es ist bloß eine gelebte Praxis, um die Kinder emotional an den Klub zu binden, in dem sie aufwachsen. Herr Trillò will mich nicht binden, sagt dies auch meiner Mutter, die protestierend bei ihm auftaucht, mit tiefer Stimme und einem verschwörerischen Ton: „Signora Totti, Ihr Sohn besitzt etwas Spezielles. Wenn er Fußball spielt, ist er nicht ein Kind wie jedes andere, und er ist auch nicht bloß besser. Er ist wahrlich etwas anderes.“

Er rät dazu, mich in einem Klub unterzubringen, der mehr wettkampforientiert agiert, die Fortitudo operiert nur im Viertel.

Die Gelegenheit ergibt sich, als ein anderer Verein, SMIT Trastevere, ein Probetraining für Jungs in meinem Alter organisiert. Wir schreiben Oktober 1985, ich bin eben neun Jahre alt geworden und Esordiente, Anfänger. Gemeinsam mit Angelo (auch er spielt noch bei Fortitudo) werde ich zum Test eingeladen. In der ersten Halbzeit sitzen wir auf der Ersatzbank, und ich frage mich, wozu wir eigentlich hergekommen sind. Nach der Pause kommen wir zum Einsatz, ich beginne sofort mit meinen Tricks, wohl wissend, dass die Zeit limitiert ist. Auch Angelo, der Mittelstürmer spielt, kommt gut mit seiner Rolle klar. Nach Spielende kommt der Verantwortliche des Castings auf uns zugelaufen. Er strahlt wie ein Junge, der unterm Weihnachtsbaum das erhoffte Geschenk erspäht hat: „Wir nehmen euch beide.“ Meine Begeisterung schießt zum Himmel, jene von Angelo weniger. Wir gehen unter die Dusche, ich mache ihn darauf aufmerksam, dass die Schließfächer und Kleiderbügel aus Metall und nicht wie bei Fortitudo aus Holz sind. Ich suche einen Aufhänger, um ihn zu einem Ja zu bewegen, aber letztlich verzichtet er. SMIT trainiert auf Platz 65 San Tarcisio, unter der Marconi-Brücke, es ist also ein schönes Stück entfernt von zu Hause, aber mir genügte dieses Casting, um zu erkennen, dass damit der nächste Schritt vorwärts vollzogen war. Sollte Angelo nicht mitkommen wollen, müsste ich mich von ihm trennen. Natürlich nur, was die Mannschaft betrifft, ansonsten werden wir immer ein Team bleiben. Wichtig ist, dass es mir durch die Verlockung, die der Fußball auf mich ausübt, erstmals auch gelingt, auch die Bremse der Schüchternheit etwas zu lösen. Angelo gibt mir mit seiner Unverfrorenheit an meiner Seite Sicherheit. Meiner Leidenschaft eine Perspektive zu geben, zählt für mich aber nun mehr. Mit neun Jahren bin ich noch ein Kind, aber ich erkenne zum ersten Mal, dass der Traum, ein großer Fußballer zu werden, realistisch werden könnte. Oder zumindest, dass vieles von mir abhängt.

Ich bleibe nur knapp ein Jahr bei SMIT – eine wertvolle Erfahrung, weil es für mich den Einstieg in den Hochleistungssport darstellt. Ich erinnere mich an alles. Das erste Spiel gegen Spes Omi, 0:0; der erste Sieg gegen Tre Fontane; das erste Tor bei strömendem Regen gegen l’Ina Casa, ein Schuss von Mitspieler Scano, den der Tormann zunächst abwehrt, ich reagiere am schnellsten, um abzustauben; die ersten Gratulationen des Gegners für ein erzieltes Tor gegen Agip Petroli, drei Verteidiger ausgespielt und den herausstürzenden Torhüter bezwungen. Schlicht, die Steigerung erfolgt schnell und heftig. Und mein Name beginnt die Runde zu machen.

In jenem Jahr betrete ich auch erstmals das Trainingszentrum in Trigoria, für einen jungen Roma-Fan wie mich ruft das Hauptquartier der Giallorossi enorme Emotionen hervor. SMIT wird zum Turnier Primi Calci eingeladen. Wir gewinnen zwei Spiele und verlieren das Finale, aber ich profitiere in erster Linie davon, jeden Winkel des Geländes erkunden zu können. Ein weiteres Turnier, das eine Erwähnung verdient, ist jenes von Maccarese, weil wir es gewinnen und ich zum besten Spieler gewählt werde. Es ist der letzte Erfolg mit SMIT – Lodigiani ist kurz davor, in mein Leben zu treten. Doch ich erinnere mich an die Feier mit unserem Trainer, Carlo Barigelli, der ein Freund meines Vaters ist. Er war es, der den Test bei SMIT organisiert hatte. Lodigiani war nach den beiden großen, AS Roma und Lazio, der dritte Klub in Rom, die Liste jener Spieler, die es aus der Jugend kommend bis in die Serie A geschafft haben, ist lang. Ich lasse mir sagen, dass es der Königsweg wäre, um herauszuragen. Beim Casting spiele ich keine einzige Minute. Es gibt schlicht keine Notwendigkeit. Sie lassen mich zum Aufwärmen einige Tricks zeigen, stoppen mich aber bald: „Sehr gut, Francesco, du bist der, von dem sie uns erzählt haben. Wir nehmen dich.“

Die bestimmende Person ist Rinaldo Sagramola, während meiner Profikarriere war er später Sportdirektor bei zahlreichen Klubs der Serie A. Ich vertraue mich zwei Trainern an, Emidio Neroni und Fernando Mastropietro: Ich spielte zunächst mit den Esordienti und dann in der nächsten Altersstufe, bei den Giovanissimi, den 12- bis 14-Jährigen, in Erwartung einer anständigen physischen Entwicklung – denn ich bin noch immer der Gnom. Neroni postiert mich vor die Abwehr, als Spielmacher im Mittelfeld, in der Praxis ein kleiner Pirlo. Eine Rolle, die mir sehr viel Spaß bereitet, weil ich lange und präzise Bälle spielen kann und so pro Spiel zehn Torchancen vorbereite. Aber als ich letztlich zu wachsen beginne, beordert mich Mastropietro nach vorne, mit einer Miene, die dir zu verstehen gibt, dass die Spielstunde vorüber ist. Erste Spitze sogar: Ich erziele 40 Saisontore (und inzwischen berühren die Torhüter die Latte) und ahne, dass ich bald auch Lodigiani verlassen werde müssen, ich bin auch hier sozusagen jenseits von Gut und Böse. Nicht zufällig gaben mir weder Neroni noch Mastropietro die Nummer 10, wissend, dass ich sie gerne gehabt hätte. Immer und nur die 8. Der Grund, wie sie später erklärten, lag darin, dass der Druck auf mich einen derart schwindelerregenden Rhythmus annehmen könnte, dass es mir am Ende den Kopf verdrehen würde: Die Nummer 10 riskierte, das Werk zu vollenden. Neroni besteht darauf, dass ich lernen sollte, Fouls zu ertragen. Weil ich laut ihm bestimmt dafür sei, einige auszufassen, und nie war eine Prophezeiung zutreffender. Manchmal diskutieren wir darüber, denn die Tritte kommen auf eine Weise, dass sie mir geplant erscheinen, aber er behält recht: Ich werde weniger wehleidig. Einfach gesagt, beginne ich, mit meinem Talent zurechtzukommen.

In diesem Alter ist der Druck vor allem eine Frage von Erwartungshaltungen, aber ich hatte seit den Schulturnieren gelernt, damit umzugehen. Als das Motto der Trainer lautete: „Ball zu Totti und alle nach vorne.“ Gewiss, nach einigen Spielen wirst du dir sowohl der veränderten Manndeckung bewusst – ich hatte immer zwei Gegenspieler um mich, sollte ich ihnen entkommen, war zu jener Zeit auch noch der Libero zu überwinden –, als auch den missbilligenden Blicken der gegnerischen Eltern: Ein Mix aus der Zufriedenheit, Aktionen auf hohem Niveau im Spiel zu sehen, und der Wut, dass diese Aktionen nicht jene des eigenen Sohnes oder zumindest eines Mitspielers, sondern eines Gegenspielers waren. Und dann gab es noch unsere Eltern, die einen Höllenlärm erzeugten. Auf meine, ruhig und zurückhaltend, traf dies weniger zu, vielmehr auf andere: Der Vater von David Gubilato – ein Mitspieler aus jener Zeit, der später Profi wurde – zuckte wegen meiner Tricks regelmäßig vor Begeisterung aus. Man hörte nur ihn, und das sorgte allgemein für Heiterkeit. Nebenbei: Im Jänner 1988 gewinnt Lodigiani auf dem Ruggeri di Montesacro-Platz mit dem 2:0 über Lazio die Trofeo Lenzini. Ich spiele gut, der Kapitän des Gegners heißt Alessandro Nesta, und sein Name wird noch öfter vorkommen.

Es ist auch die Zeit, in der ich beginne, regelmäßig das Olympiastadion zu besuchen. Das erste Mal, als ich mit der Familie und Verwandten, die alle auf der Tevere-Tribüne ihren Platz haben, mit darf, bin ich neun Jahre alt. Mit den Onkeln, Cousins und meinem Vater sind wir gut zehn Leute, wir nehmen zwei Autos, ich bin ein glückliches Kind. Die Rucksäcke kann man damals noch problemlos mit ins Stadion nehmen. Und so füllt Mama meinen um zehn Uhr vormittags, denn man muss bereits drei Stunden vor Anpfiff auf der Tribüne sein – ich verstehe nie, warum –, mit Vorräten: Sandwich mit Spiegelei, ein hoffnungslos zu warmes Coca-Cola, Bananen, ein Kartenspiel und ein kleines Radio, um zu hören, was bei den anderen Partien passiert. Als die Spieler zum Aufwärmen auf den Platz kommen, berühre ich mit einem Daumen den Himmel. Als Sebino Nela und Bruno Conti vor die Tevere kommen, um sich aufzuwärmen, so nah, dass du sie fast berühren könntest, bin ich riesig stolz, dabei zu sein, für Roma die Daumen zu drücken. Bruno ist ein Weltmeister: Es erscheint mir unglaublich, einen solchen Star live beobachten zu können.

Ein anderer Umstand, den ich irrsinnig toll finde, ist der Kontakt zu Personen, die man nicht kennt – jene, die in deiner Nähe sitzen – und die Dinge von sich geben, die man nicht erwartet, über die Mannschaft und über das Leben. Manchmal frage ich meinen Papa, was sie zu sagen beabsichtigen, andere Male höre ich nicht zu, vor allem, wenn sie schlecht über Spieler reden.

Ein paar Jahre später, mit dem Ausweis von Lodigiani in der Tasche, der mir freien Eintritt ermöglicht, gehe ich mit meinem Bruder Riccardo und zwei Cousins erstmals in die Curva Sud. Eine völlig andere Erfahrung, denn dort ist der Fan wesentlich aggressiver, da sieht man keine Familien, nur harte Jungs. Ich blicke mit einer Mischung aus Bewunderung und Angst zu den Chefs der Kurve. Da sind auch Leute dabei, denen in den folgenden Jahren verboten wurde, Sportveranstaltungen zu besuchen, die im Gefängnis landeten oder auch starben. Denn wir reden hier von einem alles andere als einfachen Umfeld. Ich erinnere mich aber zu jener Zeit an eines: Sie scherten sich einen Dreck um die Politik – wie es heute der Fall ist –, waren einzig deshalb da, um das Team anzufeuern.

Den Schlussstrich unter das Kapitel Kurve ziehe ich einige Jahre später, als ich schon bei AS Roma spiele, am Tag einer Partie gegen Napoli. Ich gehe mit Riccardo ins Stadion, wir kommen beide auf Motorrädern an, parken außerhalb der Curva Nord, auf dem üblichen Platz. An jenem Nachmittag kommt es aber zu Zusammenstößen, und am Ausgang des Stadions sind wir auf einmal eingekreist von einem Heer von neapolitanischen Ultras und einem Bataillon von Bullen. Eine üble Sache. Molotowcocktails auf der einen, Tränengas auf der anderen Seite, unmöglich zu entkommen: Mich überkommt das Gefühl, dass es diesmal wirklich schlecht für uns enden könnte. Dann bricht der Kleinkrieg in 1000 Rinnsale auseinander, aber als wir zu den Motorrädern kommen, finden wir diese völlig zerstört vor. Die traurige Heimkehr endet mit drei Stunden Verspätung. Der Fehler ist, meinen Eltern den Grund dafür zu erzählen. Seitdem haben wir Stadionverbot, außer für den Fall, dass wir als Ballbuben für ein Spiel nominiert werden.

In meiner Karriere gab es drei Momente, in denen die Möglichkeit, Rom zu verlassen, konkrete Formen annahm. Ich erzähle euch von allen, beginnend bei der ersten, die sich an einem Sommertag des Jahres 1988 bot, als Ariedo Braida in der Via Vetulonia an die Tür klopfte.

Der Besuch, erst wenige Stunden zuvor durch ein Telefonat angekündigt, bringt die ganze Familie in Aufruhr. Braida ist der Generaldirektor des damals amtierenden Meisters AC Milan. Als rechte Hand von Geschäftsführer Adriano Galliani ist er der Fußballfachmann der von Silvio Berlusconi zwei Jahre zuvor eingerichteten Organisationsmaschinerie, die die Rossoneri wieder nach vorne bringen sollte. Die Tatsache, dass er uns sehen will, bezeugt offensichtlich sein Interesse an mir. Er wird ins Wohnzimmer geführt, ihm gegenüber nehmen Mama und Papa Platz, Riccardo sitzt an ihrer Seite, ich stehe in einer Ecke des Zimmers, als ob mich das Ganze nichts angehen würde. Und in der Tat wird mir klar, dass ich kein Stimmrecht habe. Im Alter von zwölf Jahren wäre dies auch etwas früh gewesen.

„Liebe Familie Totti“, kommt Braida, der nicht aufhört, sich mit dem Knoten seiner Krawatte abzuquälen, zur Sache: „Präsident Berlusconi tätigt große Investitionen, um Milan wieder zu einer der besten Mannschaften der Welt zu machen. In den letzten beiden Jahren haben wir sowohl zahlreiche italienische wie auch ausländische Stars verpflichtet. Aber in unserer Tradition geht es auch um die Pflege des Nährbodens, die Entwicklungen von Stars von morgen im eigenen Haus. Denkt an Paolo Maldini, das Symbol unserer Politik. Milan setzt in Rom auf zahlreiche Beobachter, und alle haben uns auf die großen Qualitäten Ihres Sohnes Francesco hingewiesen. Wir wären glücklich, sollte er nach Mailand wechseln, um sich uns anzuschließen. Klar, er ist noch sehr jung. Aber was jene Personen betrifft, die ihn verfolgen und sich in den Schulen, welche wir bis zum Sportzentrum Milanello gemeinsam aussuchen werden, um ihn kümmern werden, da garantiere ich Ihnen persönlich die bestmögliche humane und fußballerische Ausbildung für Francesco. Ich wäre nicht hier, um Ihnen das vorzuschlagen, sollte ich auch nur den geringsten Zweifel daran haben. Francesco hat enormes Potenzial: Kein Klub kann ihm bei seiner Entwicklung besser helfen als der AC Milan.“

Ende des Vortrags, es ist der Moment der Verarbeitung des Gesagten. Braida zieht aus seiner Aktentasche ein Milan-Leibchen in meiner Größe und bittet mich, es zu nehmen. Ich warte auf ein Zeichen der Zustimmung von Mama, dann erhebe ich mich und hole es mir. Braida stellt auch klar, dass ich nicht sofort zu Milan wechseln müsse. Sollte die Familie befinden, dass ich noch zu klein dafür sei – und in der Tat war dies der Fall –, dann hätte Milan kein Problem damit, mich noch ein oder zwei Jahre bei Lodigiani zu lassen. Das Wichtigste wäre, eine Vereinbarung zu unterschreiben, womit alle anderen großen Klubs aus dem Rennen wären, die – so seine Worte – „unvermeidlich auch an eure Tür klopfen werden. Dank unserer Organisation sind wir von Milan nun als Erste hier, aber wenn Francesco so weitermacht, werden die anderen Klubs draußen bald Schlange stehen“. Braida ist ein wahrer Gentleman, er versucht nicht, mich mit dem Argument nach Milan zu bringen, dass es die einzige Option wäre – aber die beste. Ferner liegt auch ein Scheck bereit, als Unterstützung für die Kosten, die durch die Besuche meiner Familie in Mailand entstehen würden. Bei der Summe von 150 Millionen Lire bleibt uns der Mund offen, dasselbe Angebot richtet Milan auch an Lodigiani. Als ich ihm beim Abschied die Hand reiche, bittet er mich, den Blick zu heben, weil ich ihn auf den Boden gerichtet habe: „Eines Tages könnten deine Augen San Siro beherrschen. Behalte sie immer schön oben, ragazzo.“

Ich sage es nicht bloß, weil der Generaldirektor das Einfühlungsvermögen besaß, zu mir zu kommen, aber Milan war zu jener Zeit die einzige italienische Mannschaft, für die ich neben der AS Roma Begeisterung empfand. Lasst es mich erklären: Ich halte vom ersten Tag an, an den ich mich erinnern kann, zu Roma, es gab nie eine Alternative dazu, und die Tatsache, ihre Galionsfigur geworden zu sein, ist der größte Stolz, den ich empfinde. Dies vorausgeschickt, besuchte uns Braida sofort nach dem Meistertitel von Milan unter Trainer Sacchi, und in jenem Alter hatte sich mein fußballerischer Geschmack bereits ausreichend entwickelt, um die Qualität von Milans Spiel anzuerkennen. Und versteht mich folglich, wenn ich euch sage, dass die Mannschaft von Sacchi die aufregendste war, die ich je gesehen hatte, die einzige, von der ich träumte, einmal in ihr zu spielen. Wir sprechen hier von einer technischen Leidenschaft, nicht von einer sentimentalen, wie im Falle von Roma. Doch die Aussicht, in diese Schule einzutreten, berührte mich in meinem Innersten. Nachdem wir Herrn Braida verabschiedet haben, schaue ich in die Gesichter meiner Eltern, um zu erkennen, wie sie es aufgenommen haben. Ich könnte nicht mit letzter Sicherheit sagen, was ich gerne sehen würde.

Die Antwort ist jedenfalls „no“ und wird ein paar Tage später geliefert: „Wir sind eine eng verbundene Familie, uns zu trennen, ist dabei nicht vorgesehen. Zumindest nicht so früh.“

Ich bin noch zu klein und werde es auch zwei Jahre später noch sein, als Milan die Deadline setzt und mich auf jeden Fall verpflichten will. „Spiel eine weitere Saison bei Lodigiani, ohne Verpflichtungen einzugehen, und dann schauen wir“, meint Papa.

Die Rechnung ist offensichtlich: Wenn Braida recht behält, treffen binnen eines Jahres weitere Angebote ein, darunter jenes, auf das wir alle warten. Ich habe es erst später erfahren, aber meine Eltern holen in jenen Tagen der Zerrissenheit Rat bei Stefano Caira ein, der als Manager beim italienischen Fußballverband arbeitet und der Sohn einer engen Freundin meiner Mutter ist. Er hört sich die Zahlen, die meine Eltern verständlicherweise verwirrt haben, an und antwortet mit großer Überzeugung: „Enzo, Fiorella … das ist viel Geld, aber vertraut mir, für Francesco wird das bald Kleingeld sein. Schickt ihn nicht von zu Hause weg und lasst mich einen Weg suchen.“

Der Weg nennt sich Raffaele Ranucci, Vizepräsident von AS Roma und Verantwortlicher für den dortigen Nachwuchssektor.

Es ist ein Jahr der Veränderungen: Die Grundschule habe ich beendet, und in der Pascoli, der Mittelschule, gestaltet sich das Lernen um einiges anspruchsvoller. Mama holt mich jeden Tag mit dem 126er Fiat ab, reicht mir den Behälter mit der kalten Pasta, ein Schinkensandwich und einen Saft, und so brechen wir zum Francesca-Gianni-Platz in San Basilio auf, wo Lodigiani trainiert. Um diese Uhrzeit dauert die Fahrt mit dem Auto 45 Minuten, nach der Ankunft renne ich gleich in die Kabine, um 17.30 Uhr ist das Training wieder vorbei. Das Problem ist die Rückfahrt, mitten in der Stoßzeit: Zwei Stunden Fahrt im Auto, die ich mit dem Erledigen der Hausübungen verbringe und mit dem Wiederholen des Stoffs in Geschichte und Geografie, den Mama, während sie auf mich gewartet hat, gelernt hat. Und den sie mir nun herunterleiert, damit ich mit dem Lernen schneller vorankomme. Ich esse ein weiteres Sandwich, nicht selten schlafe ich auf dem halben Weg vor Müdigkeit ein. Zu Hause bin ich erschöpft, und das maximale Vergnügen, das ich mir dann noch gönne, ist eine Partie Flipper in jener Bar, wo immer mehr Punktestände aufscheinen, die nicht das Kürzel „FRA“ tragen.

In der Pascoli stelle ich zu unserem Lehrer in Leibeserziehung am schnellsten eine Beziehung her. Professor Scala ist ein sehr junger Doktorand. Er ist 24 Jahre alt, und in Wahrheit haben wir uns bereits zuvor gesehen: Er kümmert sich um das Leistungszentrum der Romulea, einen der wichtigsten Amateurklubs in der Stadt. Von meinen Freunden spielt Giancarlo Pantano dort, als ich mal bei ihm vorbeischaute, stellte er mich Scala gleich vor. Sein Name ist einer, der noch öfter in meiner Geschichte Erwähnung finden wird. Ah, fast vergessen: Professor Scala heißt Vito.

Eines Frühlingstages bittet Sagramola meine Eltern und Riccardo, im Klub vorbeizuschauen. Der Moment ist gekommen, aber dieses Mal bin ich nicht dabei. Lodigiani hat Angebote von Lazio und Roma erhalten und auch noch jenes von Milan in der Tasche, für den Fall, dass wir unsere Meinung seit dem letzten Sommer geändert haben sollten.

„Ihr müsst wählen“, sagt Sagramola und macht klar, dass, was seinen Klub betrifft, das Angebot von Lazio das bevorzugte wäre. Was nachvollziehbar ist: Denn Lazios Angebot beinhaltet Cash, während Roma aus Prinzip für Jugendliche nichts bezahlt.

Jetzt erzähle ich euch etwas, das zwar schon bekannt ist, aber nach wie vor für Lacher sorgt, wenn ich es schildere: Als Jugendliche war meine Mama ein Lazio-Fan. Obwohl sie von meiner Präferenz für Roma ausgeht – wir hatten vor dem Treffen im Klub natürlich darüber gesprochen, auch wenn es dies nicht wirklich gebraucht hätte –, packt Riccardo plötzlich die Panik, dass Mama die andere Option wählen könnte. Er versucht, sie bei der gerade herrschenden Stille mit seinen Blicken einzuschüchtern, und verpasst ihr unterm Tisch einen Fußtritt, der sie zwar bloß streift, aber doch einen Kratzer hinterlässt. Eine filmreife Szene, geeignet für eine Komödie, schade, dass ich sie verpasst habe.

„Signor Sagramola, Francesco will zu Roma gehen, und wir sind hier, um seinen Wunsch zu unterstützen.“

Riccardo hört diese Worte seiner Mutter, und seine Beine bleiben wieder brav unter seinem Sessel.

Im Juni ist alles ausgearbeitet: Ich hole bei Lodigiani meine Sachen ab und verabschiede mich von den Freunden, denn Ende August, wenn es wieder losgeht, muss ich im Stadio Tre Fontane vorstellig werden, das ist die Anlage an der Via Cristoforo Colombo, wo die Nachwuchsteams von AS Roma ihre Trainings abhalten.