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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Romanistik - Hispanistik, Note: 1,0, Universität Leipzig (Institut für Romanistik), Veranstaltung: Chilenische Gegenwartsliteratur, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Geschichte von der Herausbildung einer lateinamerikanischen Identität im Allgemeinen, sowie die Bildung geschlechtsspezifischer Identitäten im Speziellen, beginnt für Lateinamerika bei der Identität Europas zurzeit der Conquista, und den geschlechtlichen Rollenbilder aus dieser Zeit. Kennzeichnend ist hierfür die europäische Sicht auf die Naturvölker des amerikanischen Kontinentes. Die europäische Perspektive war geprägt, durch einen herablassenden Umgang mit den Naturvölkern, sowie durch den Anspruch eben diese nach europäischem Vorbild zu zivilisieren. Auf diesem Wege gelangte die Kultur des damaligen Europa, die ihrerseits geprägt war durch ein christlich-patriarchalisches Weltbild, auf den neuen Kontinent. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, mit dem Aufkommen des Nationalismus einerseits, und dem patriotischen Diskurs in Lateinamerika andererseits, beginnt die Herausbildung einer eigenständigen lateinamerikanischen Identität. Im Laufe dieser Entwicklung wurde das, was zuvor aus der europäischen Sicht als das „Fremde“ des Kontinentes begriffen wurde, zum „Eigenen“ umgedeutet. [...] Die schreibenden Frauen in Chile mussten sich lange Zeit gegen eine Doppelbelastung behaupten: zum einen gegen die staatliche Willkür durch die Militärdiktatur, und zum anderen gegen die alten gesellschaftlichen Strukturen von Patriarchat und Machismo. La Casa de los espíritus von Isabelle Allende aus dem Jahr 1982 markiert hier den Beginn des Vormarsches einer solchen Frauenliteratur in Lateinamerika. El revés del alma ist zwar kein Roman der sich mit der politischen Einflussnahme seitens der Frauen auseinandersetzt, aber dennoch zur Frauenliteratur, nach der oben gegebenen Definition gezählt werden kann, da er sich mit den Interessen der chilenischen Frauen der Gegenwart beschäftigt. Der Roman zeichnet das Selbstbild chilenischer Frauen, die im Chile des Augusto Pinochet groß geworden sind, und hält ihnen das Bild chilenischer Frauen entgegen, die im Exil aufgewachsen sind. Darüber hinaus wird mit der Figur der Daniela ein Bild der jüngsten Generation chilenischer Frauen gezeichnet, die weniger durch die alten Begriffe weiblicher Tugenden und des Marianismo geprägt sind, als mehr durch eine Welt der Globalisierung und des Konsums, die sich aber dennoch nicht vollständig von den alten patriarchalischen Strukturen ihres Landes befreien können. [...]
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Veröffentlichungsjahr: 2010
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1 Einleitung
Bei einer Untersuchung der Literatur des lateinamerikanischen Kontinentes fällt auf, dass in vielen Arbeiten zu diesem Thema, die Rede von lateinamerikanischer Literaturgeschichte ist, und nicht von argentinischer, kolumbianischer, oder eben chilenischer Literaturgeschichte. Dies beruht auf dem Umstand, dass zwischen den Nationalstaaten Lateinamerikas, anders als beispielsweise bei den europäischen Nationalstaaten, größere Gemeinsamkeiten bestehen, die zur Bildung einer gemeinsamen Identität auf dem Kontinent, beigetragen haben. Angefangen, bei der kolonialen Vergangenheit und der kulturellen Beeinflussung durch die indigenen Urvölker des Kontinentes, bis hin zur gemeinsamen katholischen Religion und der weitestgehend gemeinsamen Sprache des Spanischen. Die Gemeinsamkeiten der Staaten des lateinamerikanischen Kontinentes lassen sich zum einen historisch aufzeigen, und zum anderen durch Gemeinsamkeiten in der Literatur, die sich nicht nur an den großen literarischen Bewegungen des Kontinentes, wie beispielsweise demModernismo,belegen lassen. Die Gemeinsamkeiten lateinamerikanischer Identitäten, sowohl im historischen, als auch im literarischen Sinne bilden die Grundlage der vorliegenden Arbeit. Dennoch richtet sich der Fokus dieser Arbeit auf die Betrachtung der neusten Literatur des Landes Chile. Denn es wird zwar zu Recht vielfach von einer gemeinsamen, lateinamerikanischen Identität gesprochen, dennoch besitzt jede Nation kulturelle, wie historische Eigenheiten, die ihnen nicht abgesprochen werden können. Für diese Arbeit, ist vor allem die jüngere Geschichte Chiles, unter der Herrschaft des Diktators General Augusto Pinochet und dem damit verbundenen gesellschaftlichen Erbe von Bedeutung, wobei die Betrachtung der gesellschaftlichen Stellung der Frau im Mittelpunkt stehen soll, und wie diese Frauenbilder in der gegenwärtigen Literatur dargestellt werden. Aufgabe dieser Arbeit ist es daher, ausgehend von einer soziologischen Perspektive gesellschaftlicher Rollenbilder und einer literaturwissenschaftlichen Betrachtung des Gegenwartsromans, unter Berücksichtigung des Begriffes der Postmoderne, das Verhältnis von Frauen und Literatur aufzuzeigen und wie sich die Wahrnehmung und Darstellung weiblicher Identität in den jüngeren Werken der chilenischen Literatur gewandelt hat. In Kapitel 2 soll zunächst eine Einführung in die Bildung und die Merkmale einer lateinamerikanischen Identität, sowie über die historischen Gegebenheiten und Entwicklungen der Stellung der Frau gegeben werden. Darüber hinaus soll die Rolle der Frau im Zusammenhang mit der Literatur erörtert werden. Im Kapitel drei werden wir unseren Blick auf die wesentlichen Merkmale heutiger Romane richten, und zunächst den Begriff der Postmoderne, sowie die Eigenschaften postmodernen Schreibens darlegen, um dann die beiden bedeutsamen Aspekte dieser Arbeit, am Beispiel des Romans