Frauengesundheit: Gebärmuttersenkung und Inkontinenz - Ursula Peschers - E-Book

Frauengesundheit: Gebärmuttersenkung und Inkontinenz E-Book

Ursula Peschers

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Beschreibung

Inkontinenz und Senkungsbeschwerden im Griff

Viele Frauen kennen es – beim kräftigen Niesen, Husten oder Trampolinspringen mit den Kindern verlieren sie ungewollt kleine oder größere Mengen Urin. Mit zunehmendem Alter wird die Muskulatur des Beckenbodens schwächer, was eine Absenkung der Gebärmutter und der umliegenden Organe begünstigt. Auch Schwangerschaften und Übergewicht setzen dem Beckenboden zu. Eine Blasenschwäche kann zusammen, aber auch unabhängig von einer Senkung auftreten.

Prof. Ursula Peschers, international anerkannte Spezialistin für Urogynäkologie, erklärt anschaulich die Behandlungsmöglichkeiten, die für das jeweilige Beschwerdebild geeignet sind – von konservativen Therapien wie Beckenbodentraining bis zu chirurgischen Eingriffen.

  • Diagnose leicht gemacht: Unterbauchschmerzen, Druckgefühl, Harndrang, Verdauungsprobleme, Schmerzen beim Sex – sicher erkennen, wann eine Gebärmuttersenkung vorliegt.
  • Die richtige Therapie: Wann reicht Physiotherapie, wann kommt ein Pessar infrage, wann ist eine OP die beste Option für Sie? Was ist von lokalen Östrogenen zu halten?
  • Selbst aktiv werden: Mit Blasentraining und der richtigen Ernährung gute Erfolge erzielen und Symptome lindern.

Gewinnen Sie Ihre Lebensqualität zurück!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 164

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Gebärmuttersenkung und Inkontinenz

Therapieoptionen kennen und gezielt nutzen: Beckenbodentraining, Pessartherapie und OP. Mit Tipps und Anleitung zur Selbsthilfe

Prof. Dr. med. Ursula Peschers

1. Auflage 2025

20 Abbildungen

Liebe Leserin, lieber Leser,wenn es um die eigene Gesundheit geht, darf man nichts dem Zufall überlassen. „Für eine bessere Medizin und mehr Gesundheit im Leben“: So lautet das Qualitätsversprechen der Marke Thieme. Ärztlich Tätige, Pflegekräfte, Physiotherapeuten oder Hebammen – sie alle verlassen sich darauf, dass sie von Thieme, dem führenden Anbieter von medizinischen Fachinformationen und Services, die entscheidenden Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort bekommen. So können sie die Menschen, die sich ihnen anvertrauen, bestmöglich unterstützen. Auch Sie können sich auf die TRIAS Ratgeber mit dem Thieme Qualitätssiegel verlassen! Diese Informationsangebote helfen Ihnen dabei, die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn es um Ihre Gesundheit geht, selbst daran mitzuwirken, gesund zu werden, sich gesund zu erhalten oder das Fortschreiten einer Erkrankung zu vermeiden. Mit einem TRIAS Titel aus dem Hause Thieme überlassen Sie Ihre Gesundheit nicht dem Zufall! Ihr TRIAS Team

Liebe Frauen,

Inkontinenz und Senkungsbeschwerden sind noch immer Tabuthemen, die uns peinlich sind und über die wir nur ungern sprechen. Darum freue ich mich um so mehr, dass Sie zu diesem Ratgeber gegriffen haben, um sich nun umfassend zu informieren. Ich möchte Ihnen einen Überblick über häufige Senkungs- und Inkontinenzbeschwerden sowie die verfügbaren Therapieoptionen geben, damit Sie für sich die beste Lösung finden. Mir ist es auch wichtig, dass Frauen wissen und verstehen, wie Blase und Darm eigentlich funktionieren und wie sie anatomisch aussehen. Aus diesem Wissen ergeben sich nämlich bereits diverse Selbsthilfemaßnahmen, die konsequent umgesetzt, oft bereits eine Operation unnötig machen.

Kurz, ich möchte Sie dabei unterstützen, Expertin in eigener Sache zu werden. Und so werden Sie in diesem Buch lesen, wie sich Senkung und Harninkontinenz zeigen, welche Ursachen und Risikofaktoren es dafür gibt. Ganz wichtig: Was Sie alles selbst tun und ändern können, um gegenzusteuern. Von Ernährungsanpassung, über Blasentraining, Beckenbodentraining/Physiotherapie bis zur Pessartherapie. Ebenfalls wichtig und oft ein Tabu sind mögliche Auswirkungen auf die Sexualität. Im dritten Buchteil lernen Sie die gängigen Operationsmethoden bei Belastungsinkontinenz, Senkung sowie Stuhlentleerungsstörungen kennen – mit ihren Vor- und Nachteilen und auch den Risiken. Am Ende des Buches finden Sie noch einmal spezifische Selbsthilfetipps.

Ich wünsche Ihnen eine informative und hoffentlich hilfreiche Lektüre.

Ihre

Ursula Peschers

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Liebe Frauen,

Diagnose, Symptome und Ursachen

Was bedeuten Senkung und Harninkontinenz?

Wie zeigt sich eine Senkung?

Wie zeigt sich eine Harninkontinenz?

Oft kommt eine Stuhlinkontinenz hinzu

Anatomie der weiblichen Beckenorgane

Wie unsere Blase funktioniert

Wie ist der Beckenboden aufgebaut?

Wie der Beckenboden funktioniert

Anatomie von Vulva und Klitoris

Ursachen für Senkung und Inkontinenz

Schwangerschaft und Geburt

Übergewicht

Erbliche Faktoren

Diabetes

Neurologische Erkrankungen

Konservative Behandlungsmöglichkeiten

Allgemeine Maßnahmen

Die Ernährung anpassen

Verstopfung kann viele Ursachen haben

Wenn der Stuhl zu dünn/nicht geformt ist

Übergewicht abbauen

Genussmittel und Koffein meiden

Bei Harninkontinenz Binden und Slipeinlagen nutzen

Blasentraining

Lokale Östrogene bei Harninkontinenz

Medikamente gegen die überaktive Blase

Anticholinergika

Betasympathomimetika

Wie funktioniert eine Behandlung mit Botulinumtoxin?

Botulinumtoxin bei Blaseninkontinenz

Physiotherapie

Wie gut funktioniert Ihr Beckenboden?

Und wenn ich meinen Beckenboden gar nicht spüre?

Was es beim Beckenbodentraining zu beachten gilt

Training mit Elektrostimulation und/oder Biofeedback

Überaktive Blase und Dranginkontinenz

Tibialis-Stimulation

Was tun bei Senkung oder Vorfall?

Physiotherapie bei analer Inkontinenz

Pessartherapie

Pessare zum selbst Wechseln bei Prolaps

Pessare zum selbst Wechseln bei Belastungsinkontinenz

Pessare zum Wechseln durch die Frauenärztin

Kommt für mich eine Pessartherapie infrage?

Wie kann ich ein Pessar erhalten?

Blasenentleerungsstörung behandeln

Intermittierender Selbstkatheterismus (ISK)

So erlernen Sie den ISK

Dauerkatheter durch die Harnröhre

Bauchdeckenkatheter

Blasentraining nach einer Blasen-OP

Stuhlentleerungsstörung behandeln

Wie Sie die Stuhlentleerung erleichtern

Anale Inkontinenz

Jucken und Brennen im Analbereich

Sexualität und Beckenboden

Die Klitoris ist das wichtigste Sexualorgan der Frau

Die vier Phasen beim Sex

Wenn der Sex ein Problem ist

Warum und wie es zu Scheidentrockenheit kommen kann

Scheidentrockenheit in den Wechseljahren

Scheidentrockenheit durch Medikamente

Was tun bei Scheidentrockenheit?

Blasenentzündungen nach dem Geschlechtsverkehr

Urinverlust beim Sex

Mechanische Probleme bei einer Senkung

Was kann das sexuelle Erleben beeinträchtigen?

Veränderungen nach Operationen

Harnwegsinfekte behandeln

Wie zeigt sich eine Blasenentzündung?

Wie wird eine Blasenentzündung diagnostiziert?

Wie der Urin untersucht wird

Behandlung einer Blasenentzündung

Selbsthilfemaßnahmen: Behandlung ohne Antibiotika

Behandlung mit Antibiotika

Welche Nebenwirkungen können Antibiotika haben?

Was bedeuten Resistenzen bei Antibiotika?

Wiederkehrende (rezidivierende) Harnwegsinfekte

Mögliche Ursachen für rezidivierende Harnwegsinfekte

Diagnostik bei rezidivierenden Harnwegsinfekten

Wiederkehrende Harnwegsinfekte: So beugen Sie vor

Selbsthilfemaßnahmen

Ärztlich verordnete Therapien

Operative Therapiemöglichkeiten

Operative Therapie der Belastungsinkontinenz

Spannungsfreie Bänder (TVT) sind der Goldstandard

TVT-OP: retropubische Bandeinlage

Operationstechnik

Transobturatorische Bandeinlage (TOT)

Single-Incision-Schlinge: Minischlinge

Spannungsfreies Band mit Eigengewebe

Welche Komplikationen können bei der Band-OP auftreten?

Blutung nach der Band-OP

Blasenentleerungsstörung nach der Band-OP

Reizblase/überaktive Blase nach der Band-OP

Einwandern des Bandes in die Scheide

Einwandern des Bandes in die Harnröhre

Einwandern des Bandes in die Blase

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr nach der Bandeinlage

Anheben des Blasenhalses und der Scheide

Einspritzung in die Harnröhrenwand (Bulking Agent)

Künstlicher Schließmuskel

Operative Therapie einer Senkung

Untersuchung und Beschreibung der Senkung

Fragen, die vorab geklärt werden müssen

Welche Komplikationen können auftreten?

OP durch die Scheide ohne Fremdmaterial

OP durch die Scheide mit Fremdmaterial

Scheidenverschließende OP (Kolpokleisis)

Die Bauchspiegelung

Bauchspiegelungs-OP ohne Fremdmaterial

Bauchspiegelungs-OP mit Fremdmaterial

OP bei Stuhlentleerungsstörung

Stuhlentleerungsstörung

Operative Therapie einer Rektozele

OP durch die Scheide (hintere Scheidenraffung)

OP durch den After

OP des Rektumschleimhautvorfalls/der Intussuszeption

Operation nach Altemeier

Bauchspiegelung (Rektopexie)

Operationen bei Stuhlinkontinenz

Operationen bei Schließmuskeldefekt

Implantation eines Schrittmachers bei Stuhlinkontinenz

Tipps zur Selbsthilfe

Selbstdiagnostik von Beckenbodenproblemen

Haben Sie das Gefühl, dass Sie eine Senkung haben?

Meinen Sie, dass Ihr Beckenboden zu schwach ist?

Und was können Sie sofort selbst tun?

Selbsthilfe bei einer Senkung

Empfehlungen von Prof. Dr. med. Ursula Peschers

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

Diagnose, Symptome und Ursachen

Wie sich Senkung und Harninkontinenz zeigen und welche Ursachen dahinterstecken können.

Was bedeuten Senkung und Harninkontinenz?

Die Themen »Senkung« und »Harninkontinenz« tauchen meist nicht in den jungen Jahren einer Frau auf, sondern erst dann, wenn sie Kinder geboren hat und/oder in den Wechseljahren ist.

Solange alle Organe an Ort und Stelle sind und die Harnblase einwandfrei funktioniert, machen wir uns wenig Gedanken über die Zusammenhänge, die dies ermöglichen, und haben oft auch wenig Gespür für unseren Beckenboden. Da Sie dieses Buch in Händen halten, beschäftigen Sie sich nun aber mit einer Senkung oder einer Harninkontinenz und ich möchte Sie gern unterstützen, die Zusammenhänge zu verstehen und die Therapiemöglichkeiten kennenzulernen.

Eine Senkung bedeutet, dass sich die Organe im kleinen Becken nach unten absenken. Das kann die vordere Scheidenwand mit der davor liegenden Blase, die Gebärmutter und/oder die hintere Scheidenwand mit dem dahinter liegenden Enddarm betreffen. Der Scheideneingang ist dann nicht mehr eng und verschlossen, sondern erweitert; die Öffnung ist zu groß.

Als Harninkontinenz bezeichnet man den unfreiwilligen Verlust von Harn. Dies kann mit körperlicher Belastung einhergehen (Husten, Niesen, Springen, Heben), dann spricht man von einer Belastungsinkontinenz. Der Urinverlust kann aber auch durch einen plötzlichen starken Harndrang ausgelöst werden. Dann handelt es sich um eine überaktive Blase oder Dranginkontinenz.

Wie zeigt sich eine Senkung?

Normalerweise ist die Scheide nach außen hin geschlossen. Wir spüren weder die Lage der Gebärmutter noch die der Scheidenwände. Anders ist das bei einer Senkung. Die Betroffenen berichten über einen Druck nach unten, über das Gefühl, sie hätten einen Tischtennisball zwischen den Beinen oder einen schlecht sitzenden Tampon. Beim Tasten können sie die Scheidewände oder den Muttermund am Scheideneingang oder sogar vor dem Scheideneingang tasten. Manchmal können die Patientinnen die Blase nur noch schlecht oder gar nicht entleeren oder sie klagen darüber, dass sich der Stuhl nicht komplett entleert. Eine Blasenschwäche oder eine Stuhlhalteschwäche kann mit einer Senkung einhergehen, aber nicht alle Frauen mit einer Senkung haben ein Problem mit Inkontinenz und umgekehrt haben nicht alle Frauen mit Inkontinenz eine Senkung.

Wie zeigt sich eine Harninkontinenz?

Normalerweise geht man bei einer Trinkmenge von 2 Litern tagsüber 5- bis 6-mal zur Toilette und maximal einmal in der Nacht. Wenn der Drang zum Wasserlassen spürbar wird, dann kann man getrost noch einige Zeit warten, bis man tatsächlich die Toilette erreicht. Und dann hat man genug Zeit, um sich in Ruhe die Hose herunterzuziehen, sich hinzusetzen und dann Wasser zu lassen. Bei körperlicher Belastung (Husten, Niesen, Springen, Heben, Bücken) kommt es normalerweise zu keinem Urinverlust.

Belastungsinkontinenz: Frauen mit einer Belastungsinkontinenz bemerken einen Urinverlust bei körperlicher Belastung. Beim Hüpfen im Sportverein, beim Joggen oder auf dem Trampolin kommt es zum Urinverlust. In der Regel ist der Urinverlust gering und bei vielen Betroffenen reicht eine Slipeinlage oder kleine Vorlage, um den Urin aufzufangen. Aber das ist nicht immer so. Manche Frauen verlieren schon bei kleineren Belastungen Urin. Sie können nicht zum Bus sprinten, ohne dass die Unterhose nass wird. Beim Tennis brauchen sie eine große Binde. Und Joggen fällt aus.

Dranginkontinenz: Eine Dranginkontinenz äußert sich darin, dass Frauen sehr oft und schlagartig zum Wasserlassen müssen und dann auch Urin verlieren. Wenn Frauen mehr als 7-mal pro Tag und mehr als einmal in der Nacht Wasser lassen müssen, spricht man von einer überaktiven Blase. Nicht alle Betroffenen verlieren auch Urin, manche Frauen müssen einfach nur sehr oft und überfallsartig. Andere schaffen es aber auch nicht immer zur Toilette. Dann spricht man von einer überaktiven Blase mit Inkontinenz.

Oft kommt eine Stuhlinkontinenz hinzu

Viele Frauen mit Blasenschwäche sind auch von einer Stuhlhalteschwäche betroffen. Sie können Winde/Blähungen und/oder flüssigen oder sogar festen Stuhl nicht halten.

Wenn der Stuhl geformt ist, dann kann man in der Regel mindestens 10 Minuten warten, bis man die Toilette aufsuchen muss. Bei dünnem Stuhl oder Durchfall muss es schneller gehen, aber das ist ganz normal. Und Winde/Blähungen können auch gehalten werden. Wenn man im Aufzug steht und merkt, dass Winde im Anflug sind, dann kann man diese unterdrücken. Wenn nicht, dann spricht man von einer Windinkontinenz.

Der Verlust von Stuhl kann viele Facetten haben. Manche Frauen klagen über ein Nachschmieren, nach dem Stuhlgang können sie den After nicht richtig reinigen. Es schmiert in die Unterwäsche, im Volksmund spricht man auch von »Bremsspuren«. Es gibt auch die sogenannten »falschen Freunde«, die Betroffene meint, dass es sich nur um eine Blähung handelt, aber es geht dann eine kleine Menge Stuhl ab. Manche Betroffene können flüssigen Stuhl nicht halten und manche sogar den festen Stuhl.

Anatomie der weiblichen Beckenorgane

Um zu verstehen, warum Frauen inkontinent sind und warum sie eine Senkung haben, müssen wir erst nachvollziehen, warum sie normalerweise überhaupt kontinent sind und warum sie keine Senkung haben.

Kontinenz ist eine erlernte Funktion. Ein kleines Kind lernt zuerst laufen, dann lernt es sprechen und erst viel später lernt es, die Blase und den Darm zu kontrollieren. Kinder mit einer geistigen Behinderung lernen oftmals sprechen und laufen, aber relativ viele behinderte Kinder erlangen nicht die Kontrolle über die Blasen- und Darmfunktion.

Kontinenz beruht auf einem komplexen Zusammenspiel von Nerven (Großhirn, Wirbelsäule, Nervenversorgung von Muskeln, Blase, Darm), Bindegewebe und Muskeln. Die Blase und die Harnröhre und der Enddarm und der After müssen zusammenarbeiten, um die Füllung und die Entleerung zu managen.

Wie unsere Blase funktioniert

Wenn die Blase sich füllt, wird das Großhirn über die Nerven über den Füllungszustand informiert. Hat die Blase eine gewisse Füllung erreicht, kontrolliert das Großhirn, dass sie sich nicht entleert, solange es nicht passend ist. Damit das funktioniert, muss der Schließmuskel der Harnröhre schließen. Der muskuläre Beckenboden muss die Harnröhre und die Blase stützen. Die Nerven müssen dafür sorgen, dass die Blase entspannt und die Harnröhre verschlossen ist. Ab einem gewissen Füllungszustand merkt man dann, dass die Blase langsam voll wird. Man überlegt sich, ob man zur Toilette gehen soll. Wenn es gerade passt, dann geht man zum WC, und wenn es nicht passt, weil man gerade noch Bus fährt, dann kann man gut noch eine Weile herauszögern. Der Beckenbodenboden hat eine gewisse Grundspannung und die Harnröhre ist verschlossen. Die Nerven des vegetativen Nervensystems (das sind die Nerven, die man nicht bewusst steuern kann) sorgen dafür, dass die Blase trotz zunehmender Füllung entspannt bleibt. Irgendwann sucht man dann in Ruhe die Toilette auf, zieht sich die Hosen herunter, setzt sich hin und dann dreht sich das ganze System um: Der Beckenboden und die Harnröhrenmuskulatur entspannen sich und der Blasenmuskel spannt sich an. Dann entleert sich die Blase.

Beim Stuhlgang funktioniert es ähnlich. Das feine Nervensystem im Becken und im Darm erkennt den Füllungszustand des Darms und der After hält den Enddarm verschlossen. Wenn alles funktioniert, wie es soll, kann man den Stuhldrang so lange unterdrücken, bis man auf der Toilette sitzt. Dann öffnet sich der Schließmuskel, die Muskulatur des Darms bewegt den Stuhl nach außen, manchmal hilft ein wenig Pressen, um den Stuhl ganz herauszubringen.

Die richtige Position der Beckenorgane (Blase, Harnröhre, Gebärmutter und Enddarm) werden durch die Beckenbodenmuskulatur und die Bandstrukturen in ihrer Position gehalten.

Wie ist der Beckenboden aufgebaut?

Der Beckenboden besteht aus verschiedenen Muskeln, die das kleine Becken nach unten abschließen: Das Diaphragma pelvis ist die innerste und wichtigste Schicht des Beckenbodens. Den hinteren Teil des Beckenbodens bildet der Musculus coccygeus, der funktionell nicht so bedeutend ist. Der wichtigere Teil ist der Musculus levator ani, der aus dem Musculus puborectalis, dem M. pubococcygeus und dem M. ileococcygeus besteht. Diese Muskelanteile arbeiten aber als Einheit zusammen und können bewusst nicht einzeln angesteuert werden. Der Levatormuskel setzt vorne neben der Harnröhre am knöchernen Becken an, der weitere Ansatzpunkt ist aber kein Knochen, sondern eine sehnige Struktur, die vom Schambeinbogen zu einem Knochenvorsprung, der Spina ischiadica, führt. Der Muskel ist wie ein »U« geformt und führt von der einen Seite des Schambeinbogens um die Harnröhre die Scheide und den Enddarm herum und setzt dann auf der anderen Seite des Schambeinbogens wieder an.

Die oberflächlichere Muskelschicht, das Diaphragma urogenitale, ist für die Beckenbodenfunktion von untergeordneter Bedeutung. Ganz außen folgt dann die Schwellkörper- und Schließmuskelschicht, dabei sind der Schließmuskel des Afters und der Schließmuskel der Harnröhre für die Kontinenz von großer Bedeutung.

Der Schließmuskel der Harnröhre ist ein sehr kleiner ringförmiger Muskel, der etwa in der Mitte der Harnröhre liegt. Darüber liegt noch ein kleiner Muskel, der den Blasenhals umschlingt und zusätzlich zum Verschluss der Harnröhre beiträgt.

Der After ist für das Halten von Stuhl und von Winden von zentraler Bedeutung. Er besteht aus vier Schichten. Die innerste Schicht ist die Schleimhaut, die ganz außen in die Haut übergeht, das sogenannte Anoderm. Das Anoderm wird von sehr vielen Nerven versorgt, die Informationen über die Stuhlbeschaffenheit an das Nervensystem leiten. Direkt unter der Schleimhaut finden sich Blutgefäße, die durch ihre Füllung zum Verschluss des Afters beitragen. Darauf folgt der innere Schließmuskel, der eine Verlängerung der Längsmuskulatur des Enddarms ist. Der innere Schließmuskel kann nicht bewusst angespannt werden, er wird vom vegetativen Nervensystem versorgt. Der innere Schließmuskel hat ständig eine Grundspannung und sorgt dafür, dass der After luftdicht abschließt und Blähungen nicht ungewollt entweichen. Der innere Schließmuskel wird vom dreiteiligen äußeren Schließmuskel umschlossen, der vom Pudendusnerv innerviert wird und bewusst angespannt werden kann. In seiner äußersten Schicht, direkt unter der Haut am After, ist der Schließmuskel ein kräftiger Muskelring.

Der Damm: Zwischen dem After und dem Scheideneingang befindet sich eine Haut- und Bindegewebsschicht, der sogenannte Damm. Der Damm ist normalerweise 2–4 cm hoch ausbildet. Im Bereich des Dammes zur Scheide hin befinden sich kleine Muskeln, die für die Kontinenz nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Strukturen des Beckenbodens gehen fließend ineinander über und arbeiten als Team.

Der Pudendusnerv: Alle Muskeln des Beckenbodens werden durch Äste des Pudendusnervs innerviert. Der Pudendusnerv entspringt aus den Rückenmarksegmenten S1–S4 am Kreuzbein. Der Nerv verläuft dann nach vorne und unten in Richtung Beckenboden an der Seite des knöchernen Beckens durch das Foramen infrapiriforme in den Alcock‘schen Kanal. Er verzweigt sich dann in verschiedene Äste, die die unterschiedlichen Anteile des Beckenbodens versorgen. Dazu gehören auch der Harnröhrenschließmuskel und der After. Der Pudendusnerv hat motorische Anteile, die für die Anspannung der Muskeln verantwortlich sind, und sensorische Anteile, die Empfindungen wie Schmerzen übertragen.

Es gibt aber auch weitere Nerven, die für die Kontinenz wichtig sind: Das vegetative Nervensystem besteht aus dem Parasympathikus (Vagusnerv) und dem Sympathikus. Der Parasympathikus stimuliert die Darmtätigkeit und führt zu einer Anspannung der Harnblase. Der Sympathikus hingegen hemmt die Darmtätigkeit und entspannt die Harnblase.

Der Beckenboden wird bei der Frau an drei Stellen durchbrochen: Ganz vorne direkt hinter dem Schambeinbogen verläuft die Harnröhre von der Blase nach außen. Direkt dahinter befindet sich die Scheide und dahinter befinden sich der Enddarm und der After. Die Organe des Beckenbodens liegen oberhalb des Beckenbodens. Ganz vorne befindet sich die Blase, dahinter die Gebärmutter und dann folgt der Darm.

Die haltgebenden Strukturen: Die Harnröhre wird durch ein Band, das Ligamentum pubourethrale, in ihrer Position gehalten. Das Bindegewebe der vorderen Scheidenwand stützt die Harnröhre wie eine Hängematte. Auch an der Scheidenhinterwand gibt es eine stützende Bindegewebsschicht. Die Gebärmutter und das Scheidenende werden durch kräftige Bindegewebsschichten fixiert. Zur Seite hin ist es das Kardinalligament. Die kräftigste Struktur sind die beiden Sacrouterinbänder, die vom Kreuzbein zum Gebärmutterhals führen.

Wie der Beckenboden funktioniert

Die Bandstrukturen und die Muskulatur verschließen das kleine Becken nach unten und verhindern, dass sich die Harnröhre mit der Blase, die Gebärmutter und der Enddarm nach unten absenken. Dazu hat die Beckenbodenmuskulatur stets einen Ruhetonus. Beim Anspannen der Beckenbodenmuskulatur werden der Mastdarm und der Blasenhals angehoben. Das verschließt die Harnröhre und engt von hinten den Mastdarm ein. Gleichzeitig werden der Schließmuskel der Harnröhre und der After angespannt und dichten zusätzlich ab. Diese Anspannung läuft in der Regel unbewusst ab. Die Erhöhung des Drucks im Harnröhrenschließmuskel lässt sich beispielsweise schon wenige Millisekunden vor dem Hustenstoß nachweisen. Es ist in der Regel nicht möglich, die Muskeln im Beckenboden einzeln anzusteuern. Sie werden alle vom gleichen Nerv, dem Pudendusnerv, versorgt und ein bewusstes Anspannen des Beckenbodens führt zur Kontraktion aller Anteile der Muskulatur.

Das bewusste Anspannen der Beckenbodenmuskulatur führt aber nicht zum Abdichten von Harnröhre und Darm. Dies wird über Reflexe, also das autonome Nervensystem, geregelt. Blase und Darm wird so signalisiert, dass aktuell keine Entleerung möglich oder nötig ist und dass sie entspannen sollen. Eine gut funktionierende Beckenbodenmuskulatur ist damit wichtig für die Kontinenz für Harn, Stuhl und Winde. Voraussetzung dafür ist, dass die Nervenversorgung intakt ist.

Einen Nerv kann man sich wie eine elektrische Leitung vorstellen. Das Gehirn und das Rückenmark sind der Schalter, der Nerv ist das Kabel, der Muskel ist die Glühbirne. Wenn der Nerv also nicht funktioniert, dann kann das Gehirn noch so oft den Befehl zur Anspannung geben, der Muskel kann nicht funktionieren.

Der Beckenboden ist aber nicht nur wichtig, damit wir »dicht« sind und damit die Organe an ihrem Platz bleiben, sondern er spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Entleerung. Um die Blase zu entleeren, muss sich der Blasenmuskel anspannen, um den Urin herauszudrücken und der Beckenboden und der Harnröhrenschließmuskel müssen sich entspannen, damit der Urin auch abfließen kann. Das Gleiche gilt für den Enddarm und den After. Damit dieser wichtige Mechanismus funktioniert, ist auch hier eine intakte Nervenversorgung wesentlich.

Anatomie von Vulva und Klitoris