Frauensache - Dr. med. Silke Bartens - E-Book

Frauensache E-Book

Dr. med. Silke Bartens

0,0
14,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Ein Buch für Mütter und Töchter, das dabei helfen möchte, wieder mehr auf das eigene Körpergefühl zu hören.« Psychologie Heute Dr. med. gyn. Silke Bartens ist Fachärztin für Frauenheilkunde und kennt die Antworten auf all die Fragen rund um Sexualität, Geburt, Schwangerschaft und die Wechseljahre, mit denen sich jede Frau im Laufe ihres Lebens beschäftigt: Ist mein Körper normal? Was kann ich gegen Periodenschmerzen tun? Wie komme ich am besten durch die Wechseljahre? Geht das überhaupt ohne Hormone? Und: Ist die Pille wirklich so schlecht? Die renommierte Frauenfachärztin Dr. med. gyn. Silke Bartens erklärt in diesem zugänglichen und unterhaltsamen Ratgeber anhand zahlreicher Fallbeispiele und Illustrationen, worauf es zu achten gilt, was wirklich bei PMS und anderen Beschwerden hilft und was Frau über die weibliche Gesundheit wissen sollte. Die Frauensprechstunde für zu Hause! »Dieser umfassende, didaktisch gut aufbereitete Gesundheitsratgeber gehört in jeden Frauenhaushalt.« Ärzteblatt

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 490

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dr. med. Silke Bartens

Frauensache

Alles über die weibliche Gesundheit

Illustrationen im Innenteil von Lisa Braasch und Tom Menzel

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Wenn Frauen die Sprechstunde von Dr. med. Silke Bartens besuchen, geht es nicht mehr nur um klassische Frauenthemen, sondern auch immer öfter um intime, ästhetische Gesundheits- und Schönheitsfragen, oder auch um psychosomatische und traumatisierende Beschwerden, wie sexuelle Gewalt, Missbrauch und andere Erfahrungen.

Frausein hat viele Facetten. Schon in der Pubertät beschäftigen sich Mädchen mit sexuellen Schönheitsidealen. Die Pille scheint sich einerseits in ein Lifestyle-Produkt mit zahlreichen Wirkungen inklusive Nebenwirkungen verwandelt zu haben, andererseits wollen aber auch immer mehr junge Frauen auf die Verhütung mit einer Pille verzichten.

Schwangere werden heute so intensiv betreut wie nie zuvor. Warum gibt es aber immer weniger risikofreie Schwangerschaften und immer mehr terminierte Kaiserschnitte?

Kann eine Frau auch ohne Hormone durch die Wechseljahre kommen? Und wie reagiert sie auf Arzneimittel und Therapieempfehlungen der Industrie?

 

Frauensache ist ein wegweisendes Gesundheitsbuch für Frauen von 13 bis 93 Jahren, das alle diese relevanten weiblichen Themen aus schulmedizinischer sowie auch aus komplementärer Sicht umfassend und kritisch behandelt. Es macht Mut, selbstbestimmt zu entscheiden, indem es ausführlich erklärt und aufklärt.

Inhaltsübersicht

Vorwort

Der weibliche Körper

Frauen leiden anders

Junge Frauen

Die erste Menstruation, der erste Zyklus

Wenn die Pubertät immer früher beginnt

Das erste Mal

Sex – wie oft, wie viel, wie lange?

Wenn die Periode ausbleibt

Junge Frauen und Sport

Andere Gründe für das Ausbleiben der Periode

»Bin ich normal?«

Intimchirurgie

Asymmetrie der Brust

Unnötige Gesundheitstests

Prämenstruelles Syndrom – jeden Monat diese Krise

Die Psyche und der Körper

Psychosomatische Beschwerden

Wie gute Gedanken gesund machen

Vom Wert der Partnerschaft

Vernachlässigung, Gefühlskälte, Missbrauch vermeiden

Warum Feindseligkeit ungesund ist

Unterleibsbeschwerden

Akute Unterbauchschmerzen

Infektionen

Scheideninfektionen

Mode und Hygiene

Körperhaltung und Schweregrad der Infektion

Pilzerkrankungen

Blasenentzündung

Hygienemaßnahmen, um einer Blasenentzündung vorzubeugen

Bartholinitis

Uterus-Myome

Endometriose

Zysten

Harmlose, funktionelle Zysten

Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS)

Zysten nach den Wechseljahren

Seltene gutartige Tumore am Eierstock

Empfängnisverhütung

Junge Frauen und Verhütung

Natürliche Verhütung

Die Pille

Was ist künstlich, was natürlich?

Hormonelle Verhütung

Sicher verhüten oder Gefahr für Frauen?

Die Pille als Lifestyle-Produkt

Was die Hormongabe über das Frauenbild verrät

Notfallverhütung: die Pille danach

Schwangerschaft und Geburt

Schwanger, aber nicht krank

Normal – oder?

Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft

Zu viele Untersuchungen während der Schwangerschaft

Vorgeburtliche Diagnostik: Fluch und Segen der Pränatalmedizin

Fragen zu Beginn der Schwangerschaft

Übelkeit in der Frühschwangerschaft

Ernährung in der Schwangerschaft

Sport, Sex, Reisen, Rauchen

Medikamente in der Schwangerschaft

Schwangerschaftsdiabetes

Die tiefen Spuren des Alkohols

Fehl-, Früh- und Totgeburten

Fehlgeburt

Frühgeburt

Totgeburt

Schwangerschaftsabbruch

Geburt und Wochenbett

Geburtshilfe – natürlich oder Hightechmedizin?

Geburt aus einer Steißlage/Beckenendlage

Kaiserschnitt

Stillen

Lukrativer Körpersaft – Muttermilch

Vom Mutter-Blues zur Wochenbettdepression

Vom Vater-Blues zur Depression

Kinderwunsch und Reproduktionsmedizin

Wann ist es die richtige Zeit für die Familienplanung?

Seelische und körperliche Voraussetzungen

Zysten und Kinderwunsch

Unerfüllter Kinderwunsch und Reproduktionsmedizin

Ursachen für Kinderlosigkeit: weibliche und männliche Sterilität

Methoden zur Erfüllung des Kinderwunsches

Vorsorge, Früherkennung und Krebstherapie

Krebstypen und Früherkennung

Krebsvorsorge

Gebärmutterhalskrebs

Der Pap-Test

Die HPV-Impfung

Gebärmutterkrebs

Eierstockkrebs

Brustkrebs

Risikopatientin?

Der Jolie-Effekt

Ursachen für Brustkrebs

Brustkrebsvorstufen

TNM-Klassifikation

Beschwerden bei Brustkrebs

Behandlung bei Brustkrebs

Brustkrebsmedikamente – neuer, teurer, aber nicht unbedingt besser

Nachsorge oder die Sorgen danach?

Nicht nur der Körper, auch die Psyche leidet mit

Welche Chancen habe ich?

Grenzen der Aufklärung

Brustkrebs und Sex

Matuschka auf dem Cover des New York Times Magazine

Früherkennung bei Brustkrebs

Verschiedene Methoden der Früherkennung

Mammografie – die Röntgenuntersuchung der Brust

Schwierige Entscheidung: Frauen überschätzen das Mammografie-Screening

Streit unter Wissenschaftlern – Mammografie ja oder nein?

Von der Vorsorge zur Überdiagnose

Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung

Wechseljahre und Postmenopause

Hitzewallungen

Zeit der Bereicherungen oder der Beschwerden?

Veränderungen der Schleimhaut und der Sexualität

»Pink Viagra« & Co. – Lusthilfe auf Rezept?

Blutungsstörungen und Hormongabe in den Wechseljahren

Von der natürlichen Lebensphase zum Mangelzustand

Streit der Wissenschaftler: Weniger Hormone – weniger Krebs?

Pflanzliche Wirkstoffe

Midlife-Crisis

In der Postmenopause

Inkontinenz und Blasenprobleme

Inkontinenz im Alter

Gutartige Veränderungen der Gebärmutter

Etwas für sich tun

Gegen den Optimierungswahn

Erkennen, was guttut

Gesunder Schlaf

Das optimale Gewicht

Der Streit der Wissenschaftler — Gewicht und Lebenserwartung

Unsinnige Gewichtsschwankungen

Essstörungen und Untergewicht

Unterschätzte Gefahr: Alkohol

Gefährliche Verharmlosung

Vorbeugung gegen mürbe Knochen

Bewegung hält gesund

Nachwort

Nützliche Adressen

Experten und Quellen

Quellennachweis Infografiken

Vorwort

Seit 28 Jahren arbeite ich, Silke Bartens, in der Frauenheilkunde. 15 Jahre lang war ich in verschiedenen Kliniken tätig, seit dreizehn Jahren bin ich in eigener Praxis niedergelassen. Ich wusste bald, dass mich dieses Fach begeistern würde, denn es bietet ein weites Spektrum: junge und alte Patientinnen, gesunde und kranke Frauen.

Kleine und große Operationen, Geburtshilfe und Schwangerschaftskonflikte, unerfüllter Kinderwunsch, psychosomatische Beschwerden und schwere Krebserkrankungen – das waren und sind die Themen, die mich interessieren, bei denen es immer noch viel zu lernen gibt. Vieles ist im Wandel, manches bleibt gleich. Die Illusionen oder der Wunsch, dass sich die Medizin immer weiter für die Patienten verbessert, haben sich nur zum Teil bewahrheitet. Zwar sind eine Menge neuer Testverfahren auf den Markt gekommen, aber nicht alle helfen, und es gibt immer weniger Zeit, darüber zu sprechen.

Ich wollte immer in einem Team arbeiten, in Krankenhäusern in der Schweiz (in St. Gallen, Schaffhausen und Basel) waren die Hierarchien flach, die Kompetenzen hoch. Ich lernte von erfahrenen Hebammen die Geburtshilfe und von hervorragend ausgebildeten Krankenschwestern den Umgang mit Krebspatientinnen.

Mit den Jahren legte ich meinen Schwerpunkt in die Betreuung von Krebspatientinnen. Immer wieder wurde mir von Kolleginnen und Kollegen die Frage gestellt, wie ich das aushalten könne, so oft und so viel mit so schwer kranken Frauen zu tun zu haben, und ob mich das nicht zu sehr belaste.

Der Kontakt mit schwer kranken Menschen ist eine Berei–cherung für mich bis heute. Genauso wie der Kontakt zu schwangeren Frauen, die keine Patientinnen sind, denn sie sind nicht krank. Das ist das Besondere in diesem Fachgebiet: Wir haben neben den kranken auch mit gesunden Menschen zu tun.

Immer wieder stellen uns die »Fortschritte« in der Medizin, neue Diagnosegeräte, genetische Testverfahren und Hightech-Operationsmöglichkeiten vor Herausforderungen. Vieles ist machbar geworden, die personalisierte Medizin ein großes Ziel.

Eines kann aber kein Test, kein Gerät und keine Telemedizin ersetzen: das Gespräch mit den Patientinnen. Dies ist der für mich wesentliche Teil einer guten Medizin. Vertrauen aufzubauen und in schweren Zeiten und hilflosen Momenten den Bedürftigen zur Seite stehen, das ist es, warum ich genau diesen Beruf gewählt habe.

Dieses Buch enthält viele Beispiele aus meiner praktischen Erfahrung. Sie sollen verdeutlichen, mit welchen typischen Beschwerden und Fragen Frauen in eine gynäkologische Praxis kommen. Natürlich ist das nur ein kleiner Ausschnitt aus einem großen Spektrum. Und natürlich sind die Namen der Patientinnen nicht real und die Beispiele verfremdet und verändert und damit so stark anonymisiert, dass sie keiner einzelnen Frau zugeordnet werden können.

 

Ein Besuch bei der Frauenärztin/beim Frauenarzt kann viele Gründe haben – eine Routinekontrolle, unklare Beschwerden, eine Schwangerschaft, ein unerfüllter Kinderwunsch oder eine schwere Krankheit wie beispielsweise Krebs. Was immer auch der Anlass für Fragen und Sorgen ist: In diesem Buch sollen die Erwartungen und Hoffnungen, aber auch die Ängste und Sorgen der Frauen im Mittelpunkt stehen. Es ist sowohl für das Arzt-Patientinnen-Verhältnis als auch für die richtige medizinische Betreuung hilfreich, die eigenen Sorgen und Nöte zu kennen beziehungsweise sich zunächst darüber klar zu werden – und sich dann gut verstanden zu wissen. Auch dazu wollen wir mit diesem Buch einen Beitrag leisten.

Gute Medizin bedeutet aber nicht nur, den nötigen Rat, die hilfreiche Behandlung und die passende Ansprache im Gespräch für jede Frau zu finden, sondern auch niemanden mit unnötigen oder fragwürdigen Untersuchungen oder Therapien zu belasten. Auch wenn es überraschend klingt: In der modernen Medizin ist der Nutzen vieler ärztlicher Maßnahmen nicht hinreichend belegt. Bei manchen Tests und Therapien überwiegt sogar der Schaden den Nutzen. Überdiagnose und Übertherapie gehören mittlerweile zu den größten Risiken in der Medizin. Deshalb wollen wir im Folgenden nur etwas empfehlen, wovon wir uns auch tatsächlich Hilfe, Linderung oder Heilung versprechen und was auf einer seriösen wissenschaftlichen Basis beruht.

Gemäß den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin (EbM) ist es uns besonders wichtig, dass es fundierte Belege dafür gibt, dass eine Behandlung wirkt und ein Test oder eine Untersuchung auch die gewünschte Klarheit bringen. Das ist leider keineswegs selbstverständlich, aber aus unserer Sicht eines der wichtigsten Kriterien für fundierte Entscheidungen, egal ob sie Diagnostik, Therapie oder Nachsorge betreffen. Wir greifen deshalb in diesem Buch auf gesichertes Wissen zurück und warnen vor obskuren Angeboten und fragwürdigen Versprechen.

Dazu gehört auch, dass wir manche »alten Zöpfe« und medizinischen Rituale kritisch hinterfragen. So hat es beispielsweise in der Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren, zur Notwendigkeit des Kaiserschnitts, aber auch in der Bewertung der Mammografie in den vergangenen Jahren eine Neuausrichtung gegeben, die auf gründlicheren Untersuchungen und besseren Erkenntnissen beruht. Dieses Wissen wollen zwar immer noch nicht alle Ärzte anerkennen, es darf den Frauen aber nicht weiter vorenthalten werden.

 

Übersteigerte Körperbilder und Körperideale sind allgegenwärtig und mittlerweile zu einem medizinischen Problem geworden. Sie finden sich längst nicht nur im Fernsehen und in Zeitschriften, sondern auch in den sozialen Medien. Ständig Bilder zu sehen, wie man aussehen könnte oder auszusehen hat, verunsichert viele Frauen. Der Trend scheint unaufhaltsam zu sein: Auf Facebook, Instagram, Snapchat und Whatsapp werden täglich millionenfach Bilder ausgetauscht, wie sich Mädchen und junge Frauen sehen wollen und welche Vorstellungen und Posen sie bewundern. Schnell wird aus der vagen Sehnsucht ein sozialer Druck, diesen Bildern auch selbst entsprechen zu müssen. Zu einem wohligen Körpergefühl und souveränen Selbstbewusstsein trägt das nicht gerade bei. Manche Frauen macht es sogar krank.

Unter dieser Dauerberieselung von Einflüssen und Einflüsterungen – und vielen anderen Einmischungen mehr, die das Leben von Frauen betreffen – ist es manchmal schwierig, sich unabhängig zu informieren und für sich die richtige Entscheidung zu treffen. Was der einen Frau hilft, kann für die andere gänzlich unpassend sein. Für viele Patientinnen ist es hilfreich, wenn sie herausfinden, was ihnen guttut und was für sie angemessen ist. Auf diesem Weg soll dieses Buch Begleitung und Hilfestellung geben, Rat anbieten und Raum lassen – und Frauen verschiedene Möglichkeiten aufzeigen sowie Antworten näherbringen, die sich nicht mit einer schnellen Suche im Internet finden lassen.

Das Gesundheitswesen ist die umsatzstärkste Branche in Deutschland wie auch in vielen anderen Ländern. Das zieht unseriöse Anbieter an sowie Menschen, bei denen hauptsächlich die ökonomischen Interessen im Vordergrund stehen. In keinem Bereich gibt es so viele Lobbyisten, Einflüsterer und PR-Berater wie im Gesundheitswesen. Aber nicht nur Pharmaindustrie und Medizingerätehersteller wollen verdienen, sondern auch die diagnostischen und therapeutischen Rituale in Kliniken und Arztpraxen sind manchmal in erster Linie ökonomisch und nicht medizinisch motiviert. Sie dienen nicht immer dem Wohle der Patientinnen.

Neben der Medizin selbst sind aber auch jene Zweige an der Gesundheitsindustrie beteiligt und profitieren davon, die mit Mode, Medien, Kosmetik, Körperpflege, Ernährung, Diät, Lifestyle und Wellness handeln. Sie versuchen – manchmal absichtlich, manchmal unbewusst –, Frauen wahlweise ein schlechtes Gewissen einzureden oder ihnen nahezulegen, worauf sie zu achten haben und was sie unbedingt verändern sollten. Zahlreiche Empfehlungen reden ihnen ein, worauf sie verzichten sollten, wie sie auszusehen haben und was sie besser essen, trinken und sonst noch unbedingt mit sich anstellen sollten. Nicht immer bekommt das den Frauen gut.

Wir möchten hingegen die Frauen in dem bestärken, was ihnen guttut, und sie ermuntern, sich nichts einreden zu lassen. Außerdem wollen wir ihnen zeigen, was helfen, lindern und heilen kann und wie sie sich und ihrem Körper Wohlgefühl und Wohlbefinden verschaffen. Manchmal braucht es dazu große Veränderungen, oft ist es aber auch nur ein kleiner Schritt. Die Wege dahin aufzuzeigen und Möglichkeiten zu eröffnen, ist ein Anfang.

Der weibliche Körper

Frauen merken schon früh im Leben, dass sie anders sind als Männer. Mit Beginn der Pubertät verändert sich ihr Körper nicht nur äußerlich, indem Brüste und Schamhaare wachsen. Der Körper beginnt sich regelmäßig, im Monatsrhythmus, anders anzufühlen und anders zu reagieren. Wenn man sich an die regelmäßigen Veränderungen erst einmal gewöhnt hat, kann es beunruhigend werden, wenn sie plötzlich nicht eintreten. Bleibt die Periode aus, die meist doch eher als unangenehm empfunden wird, kann es ein Grund zur Sorge sein. Hatte ich zu viel Stress? Bin ich ungewollt schwanger? Oder steckt eine Krankheit dahinter? In seinen Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten spricht der Körper der Frau zu ihr. Und so gehört es zur Kunst einer jeden jungen Frau, ihren Körper kennenzulernen, seine Signale zu hören und sie deuten zu können.

Wird eine Frau schwanger und bekommt ein Kind, sind die Veränderungen noch umfassender, die sie an sich, in sich und mit sich spürt. Im eigenen Körper wächst ein neues Leben heran und das stellt schon vor der Geburt vieles und anschließend nahezu alles auf den Kopf. Wochenbett und Stillzeit sind ein weiterer Abschnitt im Leben einer Frau, der ihr ein völlig neues Erleben beschert. Und mit den Wechseljahren wird wieder alles ganz anders. Der Körper verändert sich, die Stimmung und die Wahrnehmung sind plötzlich auch anders, und manche Frauen gewinnen einen neuen Zugang zu Liebe, Lust und Körperlichkeit.

Viele Frauen wissen oder lernen über die Jahre, was ihnen in schwierigen Phasen und in Zeiten der Veränderung hilft und wie sie sich sowohl körperlich als auch seelisch etwas Gutes tun können. Allerdings ist nicht jede Frau in der Lage, gut zu sich zu sein und so für sich zu sorgen, dass sie sich auch wohlfühlt. Frauen sind sich manchmal unsicher und vertrauen ihrem Körpergefühl nicht. Sie lassen sich irritieren von den vielfältigen Empfehlungen, mit denen ihnen vermittelt wird, was sie zu tun, zu spüren und wie sie sich zu verhalten haben. Sie fühlen sich unter Druck gesetzt, alles richtig zu machen.

Doch meistens sind diese Ratschläge nicht gut gemeint, geschweige denn gut gemacht. Im besten Fall handelt es sich um medizinische Mythen, Märchen und Traditionen, die unhinterfragt weitergegeben werden – weil etwas »schon immer« so gemacht wurde und sich für Mädchen und Frauen angeblich »so gehört«. Häufiger sind allerdings Moden, Marketing und merkantile Interessen der Grund für unsinnige Trends, die Frauen unnötig belasten. Übertriebene und ständig wechselnde Schönheitsideale tragen ebenfalls immer häufiger dazu bei, dass sich Frauen mit sich und ihrem Körper nicht mehr wohlfühlen. Sie fragen sich verunsichert: Bin ich noch normal?

Frauen leiden anders

In der neueren Menschheitsgeschichte waren Frauen selten gänzlich unabhängig und sich selbst und ihren Wünschen und Entscheidungen überlassen. Ihr Körper war schon früh das Ziel von Untersuchungen und Ratschlägen, aber auch von Peinigungen und schmerzhaften Eingriffen durch Ärzte, selbst ernannte Heiler und andere Behandler. Häufig waren diese Eingriffe schlecht getarnte Übergriffe. Den Frauen ist es selten gut ergangen, wenn andere für sie und über ihre Köpfe hinweg entschieden haben.

So weit wir historisch zurückblicken können, wurden Weiblichkeit, Sexualität, Schwangerschaft und Geburt fast durchgehend reguliert, eingeengt, beschnitten und gemaßregelt. Sie waren ein Instrument der Politik. Haben sich Frauen dagegen gewehrt, wurden sie zumeist ausgegrenzt, verfolgt, verfemt, denunziert oder wahlweise zu Hexen, Irren oder lasterhaften Wesen erklärt. Oft wurde ihnen Gewalt angetan, und sie mussten fürchterliche Misshandlungen ertragen, wenn sie sich abweichend verhielten.

Die sogenannte sexuelle Revolution in den 1960er-Jahren hat den Frauen in den westlichen Ländern zu einem gewissen Grad die Macht und Kontrolle über ihre Körper gegeben, mit der Antibabypille war die Frau nun unabhängiger. Dennoch wurde und wird in der Medizingeschichte nicht immer zum Wohle der Frau gehandelt. Wenn in den letzten Jahren in Deutschland der uralte und wichtige Beruf der Hebamme immer mehr zurückgedrängt wird, ist das ebenso gefährlich wie bedauerlich, da für eine unkomplizierte Geburtshilfe nicht ein Arzt, sondern eine Hebamme gebraucht wird. Und das ist eine Entwicklung, die nicht dem Wohle der Frau dient. Gleichzeitig nimmt unter diesem vorgegebenen Motto die in allen Disziplinen zu beobachtende Absicherungshaltung in der Medizin zu, sie trägt dazu bei, dass immer mehr unnötige, überflüssige und gefährliche Untersuchungen und Behandlungen durchgeführt werden.

Unter anderem davor wollen wir Frauen mithilfe dieses Buches schützen.

Die Medizin hat die Unterschiede der Geschlechter lange vernachlässigt und tut es häufig immer noch. Außerhalb der Gynäkologie und Geburtshilfe fehlt vielen Ärzten das Bewusstsein dafür, dass Frauen anders leiden als Männer. In den Heilberufen muss erst noch die Wahrnehmung dafür geschärft werden, dass es geschlechtertypische Krankheiten und ein geschlechtertypisches Krankheitserleben gibt. Erst seit wenigen Jahren spielen Tagungen, Fachartikel und Forschungsstellen für »genderspezifische Medizin« überhaupt eine Rolle in der Heilkunde.

Es muss betont werden, dass der weibliche Körper anders funktioniert als der männliche, dass er anders altert, anders auf Therapien reagiert und dass die gleiche Krankheit oft unterschiedlich erlebt wird. Für Frauen hat dies manchmal handfeste Nachteile: In Europa sterben beispielsweise 55 Prozent der Frauen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen – gegenüber 45 Prozent der Männer. Trotzdem gilt der Herzinfarkt als typische Männerkrankheit. Dies führt dazu, dass Frauen mit Infarkt länger auf den Notarzt warten, im Krankenhaus 20 Minuten später und seltener invasiv – etwa mithilfe eines Herzkatheters – behandelt werden. Ihr Leiden gilt als nicht so dringlich, und sie bekommen auch weniger Medikamente. Frauen werden in der Kardiologie zu wenig berücksichtigt, zu wenig erforscht und zu schlecht therapiert.

Dies liegt auch daran, dass Frauen andere Symptome haben: Männer spüren beim Infarkt typischerweise eine Enge in der Brust und Schmerzen, die in die Schulter, das Kinn oder den linken Arm ausstrahlen. Frauen sind hingegen im Falle eines Infarkts eher kurzatmig und erschöpft, haben eventuell Rückenschmerzen oder Bauchdrücken. Ein Grund für die Unterschiede ist, dass bei Männern der Herzmuskel im Alter schneller abgebaut wird. Die Kranzgefäße von Frauen scheinen hingegen Schädigungen besser reparieren zu können.

Auch als Forschungsobjekt sind die Frauen benachteiligt: Bis heute sind an klinischen Studien nur zu etwa 25 Prozent Frauen beteiligt – meist werden männliche Studenten untersucht. Untersuchungsergebnisse von jungen Männern lassen sich aber selten auf Frauen mittleren Alters übertragen. Manchmal spielt der Geschlechtsunterschied für die Forschung keine Rolle, manchmal wird dadurch hingegen verkannt, was Frauen tatsächlich besser helfen könnte.

Die Benachteiligung von Frauen in der Forschung hat auch historische Gründe: Nach den Skandalen um Contergan und das Östrogen Diethylstilbestrol, das bei Töchtern behandelter Frauen Krebs auslöste, wurden zunehmend mehr Männer rekrutiert. Immerhin gibt es einige Fortschritte. Inzwischen versucht man, den Rückstand aufzuholen. Es gibt Forschungsstellen für Gender-Medizin, und von den amerikanischen Gesundheitsinstituten wurde von 1992 an die Women’s Health Initiative (WHI) gegründet, die schon zahlreiche Fragen zur Frauengesundheit untersucht hat.

Die WHI-Studien an mehr als 160000 Frauen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren gehören zu den größten Untersuchungen weltweit. Sie erfassen, wie sich Ernährung, Vitamine und Hormone auf Herzleiden, Krebs und Osteoporose auswirken. 2002 deckte eine Teilstudie der WHI-Untersuchung auf, dass die Hormongabe Frauen in den Wechseljahren mehr schaden als nutzen kann.

Die wenigen Beispiele zeigen, dass es für die Medizin und die Wahrnehmung von Gesundheit insgesamt von Bedeutung ist, dass Frauen anders krank sind und anders gesund werden als Männer. Das Bewusstsein dafür muss in allen Bereichen der Heilkunde noch wachsen und gestärkt werden.

 

Das Temperament von Frauen, ihre Stimmungen und ihre Lust in unterschiedlichen Lebensphasen und innerhalb des monatlichen Zyklus wurde – von Männern – immer wieder auf die angeblich ja so ganz andere Biologie der Frau zurückgeführt. Ärzte diskutierten noch im 19. Jahrhundert auf Kongressen und in Lehrbüchern darüber, ob Frauen bei seelischen Schwankungen nicht das »unruhige« Organ, also die Gebärmutter, entfernt werden sollte. Bis heute wird die operative Entfernung der Gebärmutter (in der Fachsprache Uterus, aber eben auch Hyster) als Hysterektomie bezeichnet. Auch der Begriff »hysterisch« ist sprachlich darauf zurückzuführen – eine krankhafte Aufgeregtheit, die auf das »störrische« Organ zurückgeführt wurde.

Solche Vorschläge werden heutzutage zwar nicht mehr gemacht, dafür ist das Bild von der Frau als »hormongeplagtem Wesen« noch immer aktuell. In den 1980er-Jahren haben Frauenärzte immerhin noch diskutiert, ob nicht Hormone ins Trinkwasser gemischt werden sollten. Dieser Vorschlag war nur halb scherzhaft gemeint, und es ist vermutlich vor allem deshalb nichts daraus geworden, weil dann auch die Männer dem künstlichen Hormonschub ausgesetzt gewesen wären.

Jene Ärzte, die in der Frau vor allem das Mängelwesen sehen, gehen davon aus, dass die Frau mithilfe von Operationen, Medikamenten und anderen medizinischen Interventionen erst wieder in ihre körperliche wie auch seelische Balance gebracht werden muss, um gesellschaftlich wie sexuell »zu funktionieren« und den Erwartungen zu entsprechen. Fast das ganze Leben der Frau ist schließlich von »besonderen Umständen« geprägt: Pubertät, bestimmte Phasen des Zyklus, Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Wechseljahre gelten als chronische Ausnahmesituationen, die medizinisch kontrolliert und gegebenenfalls behandelt werden sollten.

Diese Wahrnehmung von Frauen lässt außer Acht, dass die psychische, soziale wie auch biologische Vielfalt mit all ihren Schwankungen und Eigenheiten einen wichtigen Teil des weiblichen Erlebens ausmacht und weder anormal noch krankhaft ist. Die Frau ist kein Mängelwesen, dem medizinisch auf die Sprünge geholfen werden muss.

 

In der Frauenheilkunde können viele schwierige Fragen auftauchen: Während einer Schwangerschaft steht für viele Paare die Frage im Raum, ob sie die Angebote der vorgeburtlichen Diagnostik in Anspruch nehmen sollen. Zur Geburtserleichterung wünschen sich immer mehr Frauen einen Kaiserschnitt, was jedoch nicht nur Erleichterung, sondern auch Schwierigkeiten mit sich bringen kann. Bei unerfülltem Kinderwunsch gibt es diverse, aber oftmals anstrengende Verfahren, um doch noch den ersehnten Nachwuchs zu bekommen. In der Krebsmedizin stehen viele verschiedene Therapien zur Verfügung, die unterschiedlich belastend – aber auch unterschiedlich Erfolg versprechend sind.

Aber auch bei eigentlich harmlosen Beschwerden oder leichteren Beeinträchtigungen fürchten viele Frauen gleich, dass sie krank sein könnten. Sie haben Unterleibsschmerzen oder Blutungen zwischendurch und sind dann gleich in Sorge, dass etwas Ernsthaftes dahintersteckt. Weil das eigene Körperbild so oft hinterfragt wird, werden Frauen verunsichert und fragen sich, ob sie und ihr Körper noch normal sind.

Leider geht es auch in der Medizin zunehmend ums Geld. Der ökonomische Druck in Krankenhäusern und Arztpraxen erhöht die Zahl der fragwürdigen Angebote, die Patienten unterbreitet werden. Medizinische Mythen und eingeschliffene Denk- und Verhaltensmuster tragen ein Übriges dazu bei, dass viele Frauen nicht in Ruhe auf sich und ihren Körper hören können. Ihnen fehlt die Muße, um gelassen abzuwägen, was sinnvoll ist und was sie besser bleiben lassen sollten. Sie werden bedrängt, statt frei entscheiden zu können.

Auf die Errungenschaften und Erkenntnisse der wissenschaftlichen Medizin möchte niemand mehr verzichten. Sie hat vieles erleichtert und manche Krankheit geheilt. Trotzdem ist es für gesunde Frauen wie für Patientinnen wichtig, ihren eigenen Weg im Dschungel der Behandlungen, Angebote und Anpreisungen zu finden. Dazu gehört es auch, dass sie sich die Zeit nehmen und ihnen Zeit gelassen wird, sich an neue Lebensumstände zu gewöhnen oder um die passenden therapeutischen und diagnostischen Entscheidungen zu treffen, wenn es denn nötig sein sollte.

Junge Frauen

Ein Mädchen wird zur jungen Frau, wenn sie sich nicht nur äußerlich verändert, indem ihre Brüste wachsen und Schamhaare sprießen, die größte Veränderung, die im Leben einer jeden Frau den Übergang zu einer neuen Zeit markiert, ist das Einsetzen der Menstruation. Von verhasst zu heiß erwartet wird die Menstruation sie nun einen Großteil ihres Lebens begleiten.

Die erste Menstruation, der erste Zyklus

Irgendwann ist es so weit. Mit elf, zwölf, 13 oder 14 Jahren bekommt ein Mädchen zum ersten Mal seine Periode. Manchmal bleibt es zunächst bei einer einmaligen Blutung, von einem Zyklus kann dann noch keine Rede sein. Es ist normal, dass die Periode zu Beginn nicht regelmäßig kommt – bei den meisten Mädchen ist das so. Eine weitere Blutung kann nach vier Wochen, aber auch erst nach drei, vier Monaten das nächste Mal auftreten. Die Hormone werden ja noch unregelmäßig produziert, und der Zyklus ist deshalb zunächst instabil. Das ist allerdings kein Grund zur Sorge, denn mit der Zeit stellt sich bei fast allen jungen Frauen alle 26 bis 35 Tage der Zyklus ein.

Noch ist auch unter Wissenschaftlern ungewiss, warum der kindliche Körper überhaupt plötzlich auf Pubertät umstellt. So viel ist klar: Der Prozess beginnt im Gehirn. Die Nebenniere stimuliert die Nervenzentren in der Hirnanhangsdrüse, dann werden Hormone abgesondert, die auf die Keimdrüsen einwirken, Östrogen und andere Geschlechtshormone überschwemmen den Körper. Es dauert nicht lange, und ein Wachstumsschub setzt ein, die Schamhaare und andere Körperhaare sprießen, die Brust wächst, die erste Regelblutung setzt ein.

Sprechstunde

Die Mutter kommt mit Julia, ihrer elfjährigen Tochter, in die Praxis. Das Mädchen sitzt verschüchtert neben ihr und sagt wenig. Ihre Mutter redet hingegen ohne Unterlass: Bald steht für die Tochter eine Klassenfahrt mit einer Woche Aufenthalt im Schullandheim an. Einige Freundinnen der Tochter haben schon einen regelmäßigen Zyklus. Julia hat vor zwei Monaten das erste Mal ihre Tage bekommen, danach aber nicht mehr. Was tun, wenn sie unterwegs ihre Periode bekommt? Muss sie Angst vor Schmerzen haben, kann man etwas dagegen tun? Und kann sie schon Tampons benutzen?

Gerade junge Mädchen empfinden die Schmerzen, die durch die Muskelkontraktionen der Gebärmutter ausgelöst werden, zu Beginn der Periodenblutung oftmals stärker. Manche werden sogar in der Schule ohnmächtig und meiden den Sportunterricht. Dabei hilft gerade Bewegung, um die Beschwerden zu lindern.

Tampons erleichtern den Alltag. Mädchen können damit schwimmen gehen und müssen nicht den Sportunterricht versäumen. Allerdings haben viele Mädchen anfangs Angst, sich zu verletzen, und Respekt davor, einen Tampon einzuführen. Hilfreich ist es, zunächst die kleinsten Größen (Mini) zu benutzen und ein wenig Creme auf dem Tampon zu verteilen, damit er geschmeidiger wird. Zu Hause kann in Ruhe probiert und geübt werden. Dabei muss kein Mädchen Angst haben, ihr Jungfernhäutchen zu verletzen. Es ist nämlich keine geschlossene Membran, sondern nur ein weicher, durchlässiger Ring.

Mit der Zeit lernt die junge Frau sich und ihren Körper immer besser kennen. Sie spürt, wenn sie bald ihre Tage bekommt. Sie merkt, wie sie sich dann fühlt und was ihr in dieser Zeit guttut. Ob sie lieber Tampons benutzt oder Binden oder eine Menstruationstasse, muss sie erst herausfinden, und das ist auch eine Frage der Gewöhnung.

Wie stark die Beschwerden während der Menstruation sind, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Manche spüren kaum etwas davon, andere fühlen sich richtig krank. Gerade am Anfang, im jugendlichen Alter, können die Schmerzen besonders stark sein. Die krampfartigen Kontraktionen der Gebärmutter durchziehen dann den gesamten Unterleib. Manche Frauen leiden in dieser Zeit zusätzlich unter starken Kopfschmerzen und Übelkeit.

Was Frauen hilft, kann ganz unterschiedlich sein. Manchmal tun es schon ein bisschen Ruhe und eine Wärmflasche, bei anderen Frauen helfen hingegen nur Schmerzmittel. Verschiedene pflanzliche Präparate werden ebenfalls als wohltuend empfunden. Die richtige Form der Entspannung und ein Tee wirken oft auch schon Wunder und bringen Linderung.

Was hilft

Natürliche Abhilfe gegen Zyklusbeschwerden

Wärmflasche

Krampflösende Tees (Fenchel, Schafgarbe, Kamille)

Magnesiumhaltige Getränke und Vitamin B (besonders enthalten in Fisch, Milchprodukten, Brokkoli oder Spinat)

Mönchspfeffer/Keuschlamm (Agnus castus) als Tablette oder in Tropfenform, allerdings muss das Mittel über zwei, drei Monate täglich eingenommen werden

Gänsefingerkraut

Schüssler-Salze (Magnesium)

Unser ärztlicher Rat: Bei jeder Frau beginnt der weibliche Zyklus anders. Er ist unterschiedlich lang, und die Beschwerden sind unterschiedlich stark. Das ist kein Grund zur Sorge. Wichtig ist in dieser Zeit, für sich herauszufinden, was hilfreich ist und Beschwerden lindert. Grundsätzlich spricht nichts gegen Tampons, die Anwendung sollte in Ruhe geübt werden. Erfahrungsgemäß nehmen junge Mädchen, die zum ersten Mal ihren Zyklus haben, aber lieber Binden.

Wenn die Pubertät immer früher beginnt

Wenn ein Mädchen zu einer jungen Frau wird, geht das mit etlichen Veränderungen einher. Diese Entwicklung ist zwar besonders für die junge Frau selbst irritierend, sie kann sich aber auch auf das ganze Umfeld auswirken. Die körperlichen Veränderungen sind deutlich sichtbar, aber auch seelisch spielt sich in dieser Zeit vieles ab. Der Busen beginnt etwa im Alter von zehn Jahren zu wachsen, Schamhaare sprießen mit elf. Wichtig ist es für Mädchen und junge Frauen in dieser Zeit, geduldig mit sich zu sein und dem Körper wie der Seele genügend Zeit zu gönnen. Dazu gehört auch, sich zu nichts drängen zu lassen.

Die Pubertät kann in einer Familie für alle Beteiligten anstrengend sein: Autoritäten werden angezweifelt, es geht um neue Freiheiten, um die gerade erlangte Autonomie und um große Pläne. Selten geht das völlig reibungslos vonstatten. Genervte Eltern schlagen schon mal vor, auf der Stirn ihrer pubertierenden Kinder ein Schild anzubringen: »Wegen Umbau geschlossen.«

Entwicklung der Brust und der Schambehaarung in der Pubertät: die Tanner-Stadien

Zudem scheint die äußere Verwandlung immer früher zu beginnen. Die Pubertät geht häufig schon bei Neunjährigen los. Wissenschaftler haben verschiedene Erklärungen, wissen aber auch nicht mit letzter Sicherheit, warum sich der Beginn der Pubertät immer weiter nach vorne verschiebt.

Ein Hauptgrund, dass die Pubertät immer früher einsetzt, ist vermutlich die reichhaltigere Ernährung – um sich überhaupt fortpflanzen zu können, ist genügend Fettgewebe nötig. Erst wenn der Körper lebenswichtige Funktionen sichergestellt und ausreichend Substanz hat, kann er sich einen Luxus wie die Pubertät überhaupt leisten. Ohne ausreichende Reserven keine Pubertät.

Den Zusammenhang zwischen Fett und der Fähigkeit zur Reproduktion belegt das umgekehrte Phänomen, die Magersucht. In diesem Fall fehlen die körperlichen Reserven: Wenn der Organismus nicht ausreichend Energie zur Verfügung hat, reduziert er schon bald die Sexualfunktion. Aufgrund dieser Sparmaßnahme haben magersüchtige Frauen keinen Zyklus mehr und können nicht schwanger werden.

Womöglich lösen auch chemische Substanzen wie Bisphenol A die frühe Pubertät aus. Die Plastikbestandteile finden sich in etlichen Haushaltsmitteln und enthalten Stoffe, die dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen gleichen. Sie signalisieren dem Körper, mit der Entwicklung vom Mädchen zur Frau loszulegen. Aber auch Belastungen, die auf moderne Lebensgewohnheiten zurückgehen, wie ein ständig erhöhter Lärmpegel, Licht, Umweltverschmutzung und wenig Schlaf könnten Auslöser sein.

Auch wenn Stress ein insgesamt zu häufig benutzter Begriff ist, gibt es Hinweise dafür, dass seelische Belastungen den Beginn der Pubertät beschleunigen. Ist die Mutter während der Schwangerschaft oft angestrengt, kann dies zu einer früher einsetzenden Pubertät beitragen. Sind Frauen während der Schwangerschaft viel Stress ausgesetzt, besteht die Gefahr, dass Kinder früher geboren werden. Den Wachstumsrückstand machen sie schnell wieder wett, aber in der Folge beginnt bei ihnen häufig auch die Pubertät früher. Aus evolutionsgenetischer Sicht könnte das daran liegen, dass Kinder schnell erwachsen werden und fortpflanzungsfähig sein müssen, wenn ihr Leben ständig in Gefahr zu sein scheint. Dieses Bedrohungsgefühl treibt den Körper zur Eile an, sodass die Entwicklung eben etwas früher abgeschlossen wird.

Zudem kommen Kinder auch dann früher in die Pubertät, wenn sie in schwierigen sozialen Verhältnissen aufwachsen, das heißt also, dass eine anstrengende Kindheit den Körper stimuliert, eher zu pubertieren. Die Biologie gibt das Signal, dem Elend schnell zu entkommen, was wiederum soziale Schwierigkeiten mit sich bringen kann.

Eine wissenschaftliche Studie zeigte, dass Mädchen früher in die Pubertät kommen, wenn sie im Vor- oder Grundschulalter waren, als ihre Eltern sich trennten oder ihre Väter auffällig waren, das heißt eine Gefängnisstrafe absitzen mussten, zu Gewalt neigten oder drogenabhängig waren. Auch hier mag die seelische Belastung die Entwicklung der Kinder beschleunigt haben.

Das alles geht nicht spurlos an der Kinderseele vorüber: Mädchen, die früher pubertieren als andere, sind eher schwermütig. Zudem haben sie nicht so viel Zeit, die üblichen Entwicklungsphasen zu durchleben. Sie müssen sich bereits in der Welt der Erwachsenen behaupten, während andere noch unbeschwert Kind sein dürfen. Womöglich gleicht sich das später aus. Denn kommen Mädchen früh in die Pubertät, verläuft diese oftmals langsamer. Die Entwicklung kann 18 Monate dauern – oder aber auch fünf Jahre. Demnach würde das Ende der Pubertät doch bei den meisten Mädchen in einen recht ähnlichen Altersabschnitt fallen.

 

Statistiken belegen, dass seit 150 Jahren das Alter, in dem durchschnittlich die Pubertät beginnt, immer weiter gesunken ist. Bekamen Mädchen im 19. Jahrhundert ihre erste Regelblutung meist zwischen dem 15. und 17. Lebensjahr, liegt der Durchschnitt heute bei zwölf Jahren. In den 1980er-Jahren fielen amerikanischen Ärzten weitere Veränderungen auf. Seit den 60ern wurde angenommen, dass die Brust bei Mädchen mit etwa elf Jahren zu wachsen beginnt, in den 80ern aber bemerkten Ärzte, dass häufig schon acht oder neunjährige Mädchen zu ihnen kamen, denen schon Brüste und Schamhaare wuchsen.

Pubertätsbeginn bei Mädchen seit dem 19. Jahrhundert

Nachdem die Kinderärzte in einer großen Studie 17000 Mädchen untersucht hatten, wussten sie: Durchschnittlich beginnt die Brust bei weißen Mädchen bereits zu wachsen, bevor sie zehn Jahre alt sind, bei schwarzen sogar noch früher. Mit der Veröffentlichung dieser Befunde Ende der 1990er-Jahre wurde eine Debatte um die immer kürzere Kindheit angestoßen, die bis heute anhält – und manche Eltern massiv beunruhigt.

Dabei ist die Veränderung ganz normal: Alles gerät durcheinander, wird geschüttelt und auf den Kopf gestellt. Es braucht eine Weile, bis das wieder sortiert ist und sich gesetzt hat. Das gesellschaftliche Umfeld ist oft recht verständnisvoll und gesteht jungen Menschen in dieser Phase zu, dass der Unterschied zwischen ihrer sexuellen Reife und der Lebensreife noch ziemlich groß ist.

Setzt die Pubertät hingegen immer früher ein, wirkt die Schere zwischen der körperlichen und der geistigen Reife allerdings noch größer. Auch der Abstand zwischen der Selbst- und Fremdwahrnehmung nimmt zu: Sind Mädchen mit elf Jahren körperlich schon voll entwickelt und sehen aus wie Frauen, werden sie in einem sexuellen Kontext wahrgenommen – obwohl sie sich selbst noch wie Kinder fühlen.

Moden und Ideale in der Pubertät

Früher probierten Jugendliche relativ naiv aus und ließen sich überraschen. Heute haben bereits Kinder eine Erwartung, was beim ersten Kuss passieren sollte, sie haben eine Vorstellung davon, was danach geschehen könnte, und entwickeln eine Art Zeitplan, was bis zu welchem Alter alles dran ist. Auch die ästhetischen Vorstellungen sind festgelegt, Beispiel Körperbehaarung: Die war früher selbstverständlich, sogar Stars und Sternchen konnten in den 80er-Jahren noch ihre Achselhaare in der Öffentlichkeit zeigen, ohne dass jemand Anstoß daran genommen hätte.

Das Schönheitsideal hat sich verändert. Heute sind Scham- und Achselhaare unter Jugendlichen und zunehmend unter Erwachsenen nicht mehr akzeptabel – es gibt kaum noch Frauen unter 50, die nicht rasiert sind. Sobald die ersten Haare sprießen, haben Jugendliche den Drang, sie schnell abzurasieren. Das ist nicht unbedingt ihr originärer Wunsch – sie wollen schlicht so aussehen wie ihre Idole im Internet, im Kino oder auch in der Werbung.

Je früher die Pubertät beginnt, desto früher fangen die Eltern an, sich zu sorgen. Etwas widersprüchlich ist die Angst vor einer frühen Pubertät allerdings schon – alles andere soll schließlich auch immer früher erledigt sein: Kinder kommen eher in die Schule, ihre Zeit dort ist verkürzt, das Studium wird ebenfalls gestrafft. Der Führerschein und das Wahlrecht werden in einigen Ländern schon mit 16 vergeben. Aber wenn die Periode früher beginnt und sich bei Neunjährigen Brüste wölben, fürchten offenbar viele Eltern, dass ihre Kinder zu schnell erwachsen werden und die unschuldige Zeit zu früh endet.

Faktoren, die zu einem früheren Pubertätsbeginn beitragen

Eine frühe Pubertät kann in der Tat gesundheitliche Nachteile haben. Sie hemmt das Wachstum, früh pubertierende Mädchen sind häufig kleiner. Außerdem erhöht sie das Risiko für Brustkrebs – zwar nur in geringem Maße, aber je länger die Brust den weiblichen Geschlechtshormonen ausgesetzt ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich bösartige Veränderungen bilden. Hormone können das Wachstum von Tumorzellen beeinflussen (siehe Kapitel Brustkrebs). Ein später Beginn der Wechseljahre erhöht übrigens ebenfalls das Risiko, Brustkrebs zu bekommen, weil die Hormone länger ausgeschüttet werden. Auch dann dauert der Einfluss der Geschlechtshormone länger an.

Und auch die psychischen Faktoren sind nicht zu unterschätzen: Wenn Mädchen schon in der Grundschule Brüste wachsen, ist das nicht einfach für sie. Sie müssen sich an ihren veränderten Körper gewöhnen und es ertragen, wenn Mitschüler sie hänseln. Andererseits weckt die frühere Reife auch ein früheres körperliches und sexuelles Interesse. Die Pubertät aufzuhalten würde deshalb womöglich auch zu weniger Teenagerschwangerschaften führen.

Dabei stimmt ein Vorurteil überhaupt nicht – das von der Jugend, die durch frühe Aufklärung und Pornografie immer jünger, immer hemmungsloser und immer öfter Intimkontakte eingeht. Was hingegen stimmt: Jugendliche benehmen sich heute in der Mehrheit ziemlich verantwortungsbewusst. 90 Prozent berichten in Umfragen, erst dann sexuell aktiv zu werden, wenn sie den Partner sehr gut kennen. Und ebenfalls 90 Prozent der Jugendlichen verhüten zuverlässig.

Doch was spricht dagegen, dass Mädchen früh pubertieren – und ist es gar therapiebedürftig? Viele Ärzte empfehlen, die biologische Entwicklung einfach zu akzeptieren – und die Kinder zu unterstützen, wenn sie ein offenes Ohr oder Hilfe brauchen. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass sie nicht übergewichtig werden und genügend Sport treiben. Damit werden wenigstens diese Risikofaktoren für eine früh einsetzende Pubertät minimiert.

Pubertät und Autonomie

In der Pubertät sind verschiedene Entwicklungsschritte notwendig, um selbstständig und erwachsen zu werden:

Wichtig ist die gelungene Ablösung von den Eltern. Jugendliche müssen Gleichaltrige finden, die ihnen Zuneigung und Geborgenheit bieten.

Die soziale Anerkennung unter Gleichaltrigen ist wichtig. Eltern können hier keinen Einfluss nehmen.

Der Weg in die Selbstständigkeit muss zwar in der Pubertät beginnen, aber ihn zu Ende zu gehen ist manchmal schwierig. Junge Menschen bleiben auch danach oft lange abhängig – ein Umstand, der durch die eigene Unselbstständigkeit bis zum Alter von fast 30 Jahren, aber auch durch lange Ausbildungszeiten begünstigt wird. Eltern müssen sich hier umstellen: Behandeln sie junge Erwachsene weiterhin wie Kinder, benötigen diese umso mehr Zeit, um sich ihre eigene Freiheit zu erkämpfen und mündig zu sein.

Geht die Entwicklung weiter wie bisher, müssen sich Mädchen zukünftig vielleicht auf eine Pubertät einstellen, die früher beginnt und länger dauert. Für die Eltern ist die Umstellung womöglich gar nicht so groß, sie sind bei einer spät pubertierenden Tochter schließlich auch nicht gelassener als bei einer früh pubertierenden. Es ist der Lauf der Zeit: Kommt ein Kind in die Pubertät, verlieren die Eltern die Kontrolle.

Unser ärztlicher Rat: Nie wieder im Leben ist der Unterschied zwischen körperlicher und seelischer Reife so groß wie in der Pubertät. Junge Frauen sollten sich in dieser Phase Zeit lassen und sich nicht selbst überfordern. Ihr Körper mag schon weit entwickelt sein, ihre Psyche muss noch aufholen. Es beweist mehr Stärke, zu sich selbst zu stehen und für sich herauszufinden, was einem guttut, als dem Gruppenzwang zu folgen. Gute Freundinnen und Vertraute sind in dieser Zeit besonders wichtig.

Das erste Mal

Was für ein Moment: Die Unsicherheit ist mindestens so groß wie die Neugier und die Vorfreude. Irgendwann ist es kaum noch auszuhalten. Dann wieder die Fragen: Wie wird es wohl? Ist es tatsächlich so unbeschreiblich schön, wie es immer heißt? Und was ist, wenn das erste Mal gar nicht so schön wird? Wenn es aus irgendwelchen Gründen bei ihr oder bei ihm nicht klappt? Oder wenn es wehtut? Viele Fragen stellen sich, und manchmal ist es schwer, jemanden zu finden, mit dem man darüber reden kann.

Weil beim ersten Mal alles neu ist, hilft es, sich vorzustellen und zu überlegen, was man will und was nicht: Wo soll es stattfinden? Wie wollen wir verhüten? Was möchte ich auf keinen Fall, und worauf bin ich richtig neugierig? Wer sich darüber klar wird und mit seinem Partner redet, tut viel dafür, dass es beim ersten Mal schön wird.

Wenn die Erwartungshaltung enorm ist und der Anspruch riesig, kann das erste Mal allerdings auch enttäuschend verlaufen. Die Freude und Ausgelassenheit davor sind verständlich, aber zu großer innerer Druck und Anspannung können die Freude am Sex nehmen.

Auch wenn Youporn und andere Angebote im Internet, in Zeitschriften und im Fernsehen es möglich machen, millionenfach alle Details, Spielarten und Positionen der körperlichen Liebe zu studieren, heißt das nicht, dass diese auch nachgemacht werden müssen. Man kann vieles ausprobieren und sich darüber verständigen, wie sich das anfühlt. Wenn es aber nicht mehr angenehm ist, sollte es immer heißen: Nicht mehr weiter, das ist nichts für mich.

Beim Sex geht es nicht um Akrobatik und möglichst ausgefallene Techniken, sondern darum, es sich gegenseitig so angenehm und aufregend wie möglich zu machen. Erlaubt ist, was gefällt – gleichzeitig gilt: Alles kann, nichts muss. Wer etwas unangenehm findet oder sich gar davor ekelt, der sollte es auch nicht machen. Viele Formen des Liebesspiels entwickeln sich erst mit der Zeit, wenn beide einander besser kennen und mehr Vertrauen zueinander haben. Mit der Zeit kommen auch die Übung und das Wissen um die Dinge, die besonders viel Spaß machen und Lust verschaffen.

Ob Frauen einen Orgasmus haben oder nicht und ob der Sex nur dann erfüllend und schön ist, lässt sich nicht so einfach sagen. Manchmal haben Frauen erst nach Jahren der sexuellen Aktivität ihren ersten Orgasmus – andere erleben ihn gleich mehrmals hintereinander. Viele Frauen haben großartigen Sex auch ohne Orgasmus, bei anderen ist er mittelmäßig, obwohl sie zum Höhepunkt kommen. Das Erleben von Lust ist vielfältiger als bei Männern.

Für junge Frauen und das erste Mal gilt, was auch für ältere Frauen und das tausendste Mal zutrifft: Beim Sex muss kein Programm abgespult werden, bei dem mehrere Stationen und Techniken abzuarbeiten sind. Eine erfüllte Sexualität ist auch dann möglich, wenn man immer auf die gleiche Weise »Löffelchen« macht oder schlicht die Missionarsstellung bevorzugt. Es kommt auf Vertrauen und Verständnis und den Gleichklang der Körper an und nicht auf eine durchgestylte Choreografie.

Auch für Analsex gilt, dass er nicht zum Pflichtprogramm gehören muss. Manche Paare empfinden die Stimulation des Anus und das behutsame Eindringen in den Enddarm als besonderen Höhepunkt der Lust, andere mögen sich das nicht einmal vorstellen oder wollen sich aus anderen Gründen nicht darauf einlassen. Oder es gefällt ihnen nicht. Das ist nicht prüde und auch nicht falsch, sondern Liebe und Sex gehorchen schlicht einzig und allein den eigenen Vorlieben, Grenzen und Geboten – sowie denen des anderen. Sich hier abzustimmen, aufeinander einzulassen, aber nicht zu bedrängen sind die einzigen Empfehlungen für eine erfüllte Sexualität.

Jungfernhäutchen

Ein weiterer Mythos betrifft das Jungfernhäutchen. Es ist keine undurchlässige Membran, sondern eher ein zarter Ring, der spätestens seit Beginn des Zyklus durchlässig sein muss. Deshalb reißt ein Jungfernhäutchen auch nicht zwangsläufig beim ersten Mal. Die Mehrheit der Frauen hat beim ersten Geschlechtsverkehr keine Blutung, die Vorstellung, dass das Hymen reißt, ist irreführend. Der Test auf die Jungfernschaft mithilfe blutiger Laken, der manchmal in Filmen oder Erzählungen theatralisch inszeniert wird, ist daher aus medizinischer Sicht unsinnig. Oft ist da auch beim ersten Mal nichts, was reißt oder blutet, was weder dafür noch dagegen spricht, dass die Frau keine Jungfrau mehr war.

In Schweden wurde anstelle des Begriffs Jungfernhäutchen deshalb 2009 die Bezeichnung vaginale Korona eingeführt; die Bezeichnung Scheidenkranz trifft die anatomischen Verhältnisse besser. »Jungfernhäutchen« ist in doppelter Hinsicht irreführend: Erstens handelt es sich nicht um ein Häutchen, zweitens lässt sich von der Form nicht darauf schließen, dass die Frau noch Jungfrau ist.

Sprechstunde

Die 19-jährige Muslima aus der Türkei kommt in die Frauenarztpraxis und ist aufgeregt und ängstlich zugleich. Sie möchte wissen, ob die Ärztin sehen kann, dass sie noch Jungfrau und unversehrt ist. Sie hat Angst, dass beim Petting oder dem Gebrauch eines Tampons das Jungfernhäutchen verletzt wurde.

Bei jungen Frauen, die noch nicht schwanger waren und geboren haben, lässt sich nicht unterscheiden, ob sie noch Jungfrau sind oder nicht. Es handelt sich beim Jungfernhäutchen um einen durchlässigen Ring, der individuell geformt ist, aber bei jungen Frauen unabhängig von ihren sexuellen Erfahrungen ähnlich aussieht. Die junge Muslima kann beruhigt werden.

Sex – wie oft, wie viel, wie lange?

Glaubt man dem Schriftsteller John Updike, verhält es sich mit Sex wie mit Geld: Erst zu viel davon ist wirklich genug. Zu dieser These passt die Geschichte jenes Paares, das sich laut New York Times einen Neuanfang ihrer Ehe wünschte und beschloss, ein Jahr lang jeden Tag Sex zu haben. Ähnliche Versuche wurden gelegentlich dokumentiert. Eine Bloggerin hat aus der täglichen Übung immerhin »gelernt«, sich besser anzunehmen – was bestätigt, dass Sex oft als Liebesbeweis herhalten muss.

Die Wissenschaft begegnet solchen Ansätzen mit Skepsis. Paarforscher behaupten, dass – von einer gewissen Schwelle an – mehr Sex nicht glücklicher macht. Paare, die einmal pro Woche Sex haben, sind demnach am zufriedensten. Kürzlich haben Wissenschaftler Umfragen unter mehr als 30000 US-Bürgern aus vier Jahrzehnten ausgewertet. Demnach geht häufigerer Sex zwar mit größerem Glücksempfinden einher. Aber der Zusammenhang gilt nur bis zu einer Häufigkeit von einmal in der Woche. Jene Paare, die öfter miteinander intim werden, fühlen sich auch nicht besser.

Populären Vorurteilen zufolge ist das Bedürfnis nach Sex bei Männern ausgeprägter als bei Frauen und lässt bei beiden Geschlechtern mit zunehmendem Alter nach. In wissenschaftlichen Studien sind bisher wenig Beweise für diese Stereotype zu finden. Es gibt ähnliche Ergebnisse für das Begehren von Männern wie Frauen, für jüngere wie für ältere Menschen und für Paare, die vor Kurzem geheiratet haben, wie für solche, die seit Jahrzehnten zusammen sind.

Die Deutschen haben einschlägigen Erhebungen zufolge zwischen 90- und 140-mal im Jahr Sex. Diese Zahlen sind jedoch nur bedingt glaubwürdig, da die Datenbasis oft auf anonymen Befragungen im Internet beruht, die vermehrt von jungen Teilnehmern beantwortet werden, die zudem gerne übertreiben.

Auch wenn seriöse Analysen ergeben, dass Menschen zufriedener sind, wenn sie häufiger Sex haben, sollten sich Paare nicht unter Druck setzen lassen. Allerdings ist zu empfehlen, dass sich Partner darüber austauschen, ob ihre Bedürfnisse erfüllt werden und ob sie Mangel leiden oder sich gedrängt fühlen.

Unser ärztlicher Rat: Zum Thema Sex muss medizinisch wenig gesagt werden, es sei denn, er oder sie hat aus psychischen oder körperlichen Gründen Schwierigkeiten. Ansonsten gilt: sich nicht unter Druck setzen (lassen). Erlaubt ist, was gefällt, Grenzen müssen gesetzt und akzeptiert werden. Mädchen müssen darin bestärkt werden, Nein zu sagen, wenn sie sich nicht wohl dabei oder noch nicht bereit fühlen.

Wenn die Periode ausbleibt

Junge Frauen und Sport

Sich zu bewegen, ist die natürlichste Sache der Welt – und meistens auch gesund. Manche Mädchen betreiben allerdings ziemlich intensiv Sport, und das schon vom Grundschulalter an. Besonders das Leistungstraining in Sportarten wie Turnen, Ballett oder Radfahren führt häufig dazu, dass die Periode ausbleibt. Solche Mädchen sind gefährdeter für hormonelle Veränderungen, die womöglich zu einer verminderten Knochendichte führen können.

Bei Untergewicht und exzessivem Sport bildet der Körper zu wenig Östrogen, was dazu führt, dass die Knochendichte abnimmt. Dagegen hilft es, realistische Ziele für das Training und die Ernährung zu vereinbaren und dies auch mit den Trainern und Betreuern abzustimmen. Zudem sollten die Familie und der Verein wachsam sein und auch die Haus- oder Kinderärzte einen Blick dafür haben, wenn die Belastung zu viel wird.

Sprechstunde

Die 17-jährige Schülerin kommt mit ihrer Mutter in die Praxis. Sie ist sehr schlank und sportlich. Beide sind beunruhigt, denn im Gegensatz zu ihren Freundinnen hat die junge Frau immer noch nicht ihre Periode bekommen. Seit ihrer Kindheit betreibt sie intensiv Leistungssport, und zwar Turnen. Sie trainiert täglich mehrere Stunden. Ihre körperliche Entwicklung und ihre Größe sind normal. Auch ihre Brust und die Schambehaarung haben sich altersüblich entwickelt.

Tritt die erste Blutung vor dem 18. Lebensjahr auf, kann man davon ausgehen, dass keine bleibenden Schäden für den Knochenbau oder die Fruchtbarkeit zu erwarten sind. Deshalb kann bis zu diesem Alter mit einer Behandlung abgewartet werden. Allerdings sollte die junge Frau überlegen, ob sie ihre Trainingseinheiten reduzieren kann. Zudem wäre es sinnvoll, ihre Ernährung zu überdenken. Gerade bei sportlich außerordentlich aktiven Mädchen wie der 17-Jährigen muss man sehr darauf achten, dass sich hinter der ausgeprägten Aktivität nicht eine Essstörung oder ein übertriebenes Schlankheitsideal verbirgt.

Haben Frauen ihre Periode bereits gehabt und bleibt sie dann im Alter zwischen 19 und 30 Jahren weg, weil sie Leistungssport treiben oder wegen einer Essstörung Gewicht verlieren, kann unterstützend eine hormonelle Therapie erwogen werden. Wichtiger scheint aber auch in diesen Fällen eine Behandlung der Ursache zu sein – und das bedeutet, Mäßigung zu üben: Sport im angemessenen, aber nicht übertriebenen Rahmen und ein normales Essverhalten ohne zwanghaften Verzicht sind wichtig. Diäten oder neue Essgewohnheiten wie vegane oder andere einseitige Ernährungsformen schaden dann womöglich nur. Zusätzlich kann es hilfreich sein, psychische Probleme und Einschränkungen im Rahmen einer psychosomatischen Therapie mit zu behandeln.

Leider sind Trainer häufig nicht gut genug geschult, um die medizinisch-psychologischen Zusammenhänge zwischen Untergewicht, sportlichem Drill und großem Ehrgeiz zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren: Schon kleine Mädchen werden zu übertriebenen Trainingseinheiten und immer mehr Wettkämpfen gedrängt. Allerdings sind oft auch überehrgeizige Eltern daran beteiligt und leiten die Kinder zu einem kontrollierten und von Verzicht geprägten Essverhalten an. Sie sind dann gerade das falsche Rollenvorbild. Kämpft beispielsweise die Mutter schon ihr Leben lang mit Diäten und übertriebenen Schlankheitsidealen, ahmen die Töchter diese Verhaltensweisen nach und orientieren sich am ungesunden Vorbild.

Leistungsdruck, Stress und unrealistische oder künstliche Körperbilder können ebenfalls hormonelle Störungen hervorrufen oder verstärken. Sie bringen die Gefahr langfristiger körperlicher Veränderungen mit sich. Gerade im Leistungssport oder in Vereinen mit sehr ehrgeizigem Umfeld sollte das Thema Essverhalten immer wieder angesprochen werden. Auch hinter kulinarischen Abneigungen, extremen Ernährungsvorlieben und angeblichen Unverträglichkeiten oder Allergien können sich Schlankheitswahn und ein falsches Körperbild verbergen. Es ist wichtig, gerade bei jungen Frauen das Bewusstsein dafür zu wecken, dass jeder Körper unterschiedlich ist, unterschiedliche Bedürfnisse hat und dass dies auch völlig normal ist und nicht mit einer noch extremeren Schlankheitskur oder vermehrtem Training darauf reagiert wird.

Unser ärztlicher Rat: Intensiver Sport kann den Zyklus durcheinanderbringen und körperliche Reserven angreifen, sodass die Periode ausbleibt. Maßvolles Training und Pausen sind wichtig. Mit Trainern, Betreuern, Eltern und den Mädchen sollten realistische Ziele besprochen werden und der Übungsumfang womöglich reduziert werden. Diäten und strenge Ernährungsformen können auf eine beginnende Magersucht hinweisen. Spürt die junge Frau, dass ihr Umfeld (manchmal die eigene Familie) zu ehrgeizig ist, muss sie sich darauf besinnen, dass es ihr Körper und ihr Leben ist – und sie entscheidet.

Wenn der Hormonmangel zu einer verminderten Knochendichte führt, ist es ab dem Alter von 17, 18 Jahren sinnvoll, die Mikropille zu geben und die Ursachen dieser hormonellen Störung zu ändern.

Andere Gründe für das Ausbleiben der Periode

Sprechstunde

Frau R. ist 24 Jahre alt und mitten im Referandariat zur Grundschullehrerin. Sie ist sehr angestrengt, obwohl ihr die Arbeit viel Spaß macht. Aber immer schon war sie ein perfektionistischer Mensch. In den letzten Wochen fühlt sie sich abgeschlagen und müde, obwohl sie regelmäßig Sport treibt. Seit zwei Monaten kommt ihre Periode nicht mehr. Schwanger kann sie nicht sein, sie verhütet seit Längerem mit einem Diaphragma, und ihr Freund benutzt zusätzlich Kondome.

Sie meldet sich nun in der Praxis, da sie doch beunruhigt ist.

Die körperliche Untersuchung ist unauffällig. Im Blutbild zeigt sich allerdings ein auffälliger Wert der Schilddrüse. Sie wird zum Endokrinologen geschickt, erhält Hormone für die unterversorgte Schilddrüse, und nach ein paar Wochen beginnt wieder ihre Periode.

Eine Störung der Schilddrüse ist häufig, vor allem in Jodmangelgebieten wie dem Süden Deutschlands.

Bei manchen Fauen bildet sich auch eine Dysbalance (Ungleichgewicht) der Schilddrüsenhormone aufgrund einer Immunerkrankung, der Hashimoto-Thyreoiditis. Diese Erkrankung kann gut behandelt werden, die Beschwerden gehen bald zurück.

Sprechstunde

Frau D. ist 38 Jahre, sie kommt neu in die Praxis. Seit acht Monaten ist ihre Menstruation ausgeblieben, die vorher immer regelmäßig war. Sie hat zwei kleine Kinder und arbeitet Teilzeit in einem Büro. Im Gespräch ist sie sehr schüchtern, antwortet nur knapp auf Fragen und wirkt gedanklich abwesend.

Auf die Fage, ob es vor acht Monaten oder davor ein besonderes Ereignis gab, bricht sie in Tränen aus. Ihr Mann ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Sie hatten eine glückliche Ehe, nun steht sie allein da.

Nach einem langen Gespräch kann sie sich etwas öffnen und ist dankbar für Anregungen und Adressen von Traumatherapeuten.

Eine körperliche wie seelische Traumatisierung hat einen Einfluss auf Körper und Seele. Der Hormonhaushalt ist ein labiles Konstrukt und anfällig für verschiedenste Einflüsse. So kann auch ein traumatisches Ereignis wie der plötzliche Verlust eines nahen Angehörigen eine Schockreaktion auslösen und die Hormonausschüttung verändern. Dass dann die Periode nicht mehr regelmäßig oder gar nicht mehr kommt, ist nicht selten der Fall. Meist kommt die Blutung von allein wieder, sodass keine Hormone ersetzt werden müssen. Hilfreich sind für die Patientinnen Traumatherapien wie EMDR, Verhaltenstherapie, Gruppentherapie etc.

EMDR (Eye movement desensitization and reprocessing) ist eine verhältnismäßig neue Form der Traumatherapie. Sie ist zeitlich absehbar und beruht darauf, dass mit einer speziellen Stimulationsmethode im Gehirn belastende Erinnerungen nachverarbeitet werden können.

Sprechstunde

Frau D. kommt mit ihrer 16-jährigen Tochter zur Frauenärztin. Sie ist zum ersten Mal in der Praxis, brauchte dringend einen Termin. Drei Wochen zuvor waren sie in der Kinder- und Jugendsprechstunde der Universitätsklinik, weil die Tochter ihre Periode noch nicht hatte. Frau D.s Tochter bekam in der Klinik eine Pille verschrieben, sie sollte sich melden, wenn nach dreiwöchiger Einnahme nach ein paar Tagen noch immer keine Blutung gekommen ist. Beschwerden hatte die Tochter nicht.

Bei der nun erfolgenden gynäkologischen Untersuchung wurde auf eine Spiegeleinstellung in der Vagina verzichtet, da das Mädchen noch keinen Geschlechtsverkehr hatte. Vom Bauch aus zeigte der Ultraschall allerdings, dass keine Gebärmutter vorhanden war. Dieser Befund wurde ausführlich in mehreren Gesprächen mit Mutter und Tochter besprochen, und es wurde ihnen eine Spezialsprechstunde an der Universitätsklinik empfohlen.

Es handelte sich in diesem Fall um das seltene Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom. Bei dieser Erkrankung fehlt die Gebärmutter, die Eierstöcke sind hingegen angelegt, sodass das äußere Körperbild mit Behaarung und Brustform normal ist und die Fehlbildung äußerlich zunächst nicht auffällt.

Für Mädchen ist diese Diagnose zunächst einmal ein Schock, denn sie bedeutet, dass sie keine eigenen Kinder bekommen können. Und gerade in der Pubertät haben sich die jungen Frauen womöglich erstmals mit diesen Themen beschäftigt. Hier ist viel Einfühlungsvermögen gefragt, und es bedarf einer guten psychologischen Begleitung.

Unser ärztlicher Rat: Der häufigste Grund, warum die Periode ausbleibt, ist eine Schwangerschaft. Bleibt die Blutung also aus, muss immer ein Schwangerschaftstest gemacht werden, außer wenn die Frau keinen Sex gehabt hat.

In den meisten Fällen kann ein paar Monate abgewartet werden, wenn organisch keine Erkrankung vorliegt. In jedem Fall sollte die Schilddrüse abgeklärt werden, nach Schwankungen des Gewichts und nach besonderen Erlebnissen gefragt werden. Manchmal kann schon eine geringe Gewichtszunahme und auch die Einnahme von Keuschlammtabletten (Agnus castus) wieder zu einer regelmäßigen Blutung führen.

»Bin ich normal?«

Es ist ein bemerkenswerter Trend: Immer häufiger sind Frauen verunsichert und fragen sich, ob sie »normal« sind. Vor allem im Alter zwischen 18 und 35 Jahren beschäftigt das viele. In der Frauenarztpraxis fragen sie ihre Ärztinnen danach, ob sie »normal« aussehen und ob das, was ihre Weiblichkeit ausmacht, auch »normal« ist: Haben sie eine normale Brust? Oder ist sie zu groß, zu klein, zu dick oder hat sie vielleicht die falsche Form? Und ist das die normale Behaarung im Intimbereich und anderswo? Eine weitere häufig gestellte Frage: Habe ich normale Schamlippen? Das ist in letzter Zeit ein großes Thema geworden. »Können Sie mal schauen?«, fragen die Frauen ihre Frauenärztinnen dann. »Sehe ich da normal aus?«

Sprechstunde

Die 29-jährige Frau ist vollkommen gesund. Nichts an ihr ist besonders auffällig, sie sieht genauso charmant und freundlich und liebenswert aus wie Millionen anderer Frauen auch. Trotzdem geht sie zu ihrer Frauenärztin, weil sie wissen will, ob ihre Behaarung im Gesicht normal sei. Nur bei sehr genauem Hinsehen ist da überhaupt ein zarter Flaum zu erkennen. Aber die Frau ist nun mal verunsichert, schließlich hat sie im Internet gelesen, dass die von ihr beobachteten Härchen im Gesicht auch auf eine Hormonstörung hinweisen könnten.

Außenstehenden würde an dieser Frau nichts auffallen, sie würden keinerlei Besonderheiten bemerken. Beschwerden hat sie auch keine. Erst als sie von ihrer Frauenärztin versichert bekommt, dass alles an ihr normal sei und sie sich keine Sorgen machen müsse, ist sie beruhigt.

Gerade die Behaarung ist sehr unterschiedlich und vom Typ abhängig: Ist eine Frau eher der nordisch-blasse hellhäutige Typ oder eher südländisch? In letzterem Fall ist auch eine dunklere Behaarung (Augenbrauen, Gesichtsflaum etc.) nicht untypisch.

Man muss es betonen: Gerade die Vielfalt macht das Normale aus. Klein, groß, dick, dünn – das gilt für Körpermaße wie Länge und Gewicht ebenso wie für andere Bereiche und Regionen des Körpers. Es gibt keine »gesunde« Norm bei äußeren Merkmalen, erst recht keine körperlichen Normwerte, bezogen auf die Form und Größe der Geschlechtsorgane. Auch die bekannten Modellmaße 90-60-90 für die angebliche Traumfigur sind eher aus einem Diktat der Modeindustrie entstanden, als dass sie gesunden Normwerten entsprechen. Und diese Modellfigur weisen sowieso nur weniger als drei Prozent aller Frauen auf. Was es allenfalls gibt, ist der statistische Durchschnitt. Aber er definiert nicht, was krank und was gesund ist, und auch nicht, was gefällt – und außerdem: Wer möchte schon durchschnittlich sein?

Man muss immer wieder auf die breit gefächerte Normalität hinweisen, wenn es um den menschlichen Körper geht – und manchmal sogar davor warnen, diesen mit medizinischer Unterstützung verändern zu wollen. So können mit Operationen im Bereich des äußeren Genitals zwar die Form und Größe der Schamlippen verändert werden. Häufig sind damit aber Narben und Schmerzen im Intimbereich verbunden. In diesem Bereich gibt es auf dem Markt der plastischen Chirurgie inzwischen ein enormes Angebot, das den Frauen allerdings selten etwas nutzt, dafür aber etlichen Ärzten ein neues Betätigungsfeld und weitere Einkünfte eröffnet hat.

Unser ärztlicher Rat: Wir raten davon ab, sich aus rein ästhetischen Gründen medikamentösen oder chirurgischen Therapien im Intimbereich zu unterziehen. Die Vielfalt ist groß, und kein Körper ist perfekt. Das Individuelle ist das Besondere, nicht die Norm. Besonders bei jungen Frauen sollten derartige Eingriffe von ärztlicher Seite verhindert und nicht unterstützt werden.

Intimchirurgie

Die Angebote sind ebenso irritierend wie neu. Da geht es um »Lipofilling-Techniken«, um Po-Vergrößerungen mit einer »Kombination von Silikonimplantat und Eigenfett«, aber auch um »Phalloplastiken« und »Schamlippenverkleinerung«. Die Rede ist vom vergleichsweise jungen medizinischen Fach der Intimchirurgie. Entnommen sind diese Begriffe einer Pressemitteilung zur Jahrestagung der »Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie« im Jahr 2017. Das Programm bietet »Korrekturen der Schamlippen, Laser- und Radiofrequenztherapie, Einsatz von Botulinumtoxin und Fillern, aber auch Aspekte der männlichen Intimchirurgie«. Mittels »Video-Teaching« gibt es Einblicke in die Methode der »Pulsierenden Radiofrequenzimpulse gegen vaginale Schlaffheit«. Außerdem werden dubiose Eingriffe wie »Vaginalverengung, Rejuvenation und Inkontinenzbehandlung mittels Laser« vorgeführt.

Sprechstunde

Frau R. ist 32 Jahre alt, seit einiger Zeit fährt sie mit ihrem Freund regelmäßig Rennrad. Nach einem Wochenende, an dem die beiden eine längere Tour unternommen haben, stellt sie sich in der Praxis vor. Sie berichtet über Schmerzen im äußeren Genitalbereich. Sie habe außerdem das Gefühl, dass ihre Schamlippen viel zu lang seien und sie besonders beim Radfahren stören. Sie habe im Internet gelesen, dass man die »wegoperieren« könne.

Operieren? Das ist meistens nicht nötig, sondern eher schädlich, denn Narben sind straffer und nicht so dehnbar wie das normale Hautgewebe und können dann wiederum neue Schmerzen verursachen. Für Schwierigkeiten auf dem Rad gibt es zudem spezielle Fahrradsättel für Frauen und Sportkleidung ohne Naht oder mit einer günstigeren Passform.

Die Intimchirurgie bedient Bedürfnisse, die aus einer großen Unsicherheit der Frauen gegenüber dem eigenen Körper entstehen – und zunehmend auch der Männer. Vor allem durch die kompletten Rasuren im Schamhaarbereich hat sich die Körperwahrnehmung vieler Frauen verändert: Was früher durch die dichte Behaarung verdeckt wurde, wird nun sichtbar – für andere und bei der Selbstbetrachtung im Spiegel natürlich auch für einen selbst. Manchen Frauen ist der Anblick schlicht nicht vertraut, oder sie reden sich ein, dass sie im Intimbereich hässlich aussehen würden.

Während Körperrasuren