Frei für das Leben … - Patricia Vandenberg - E-Book

Frei für das Leben … E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine Sonderausgabe – Dr. Norden Gold Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. Dr. Norden betrachtete den erregten Mann, der ihm gegenübersaß, mit gemischten Gefühlen. »Ich kann Ihnen nur raten, sich dieser Operation schnellstens zu unterziehen, Herr Joberti«, sagte er ruhig, fast beschwörend. »Jetzt ist es ein kleiner Eingriff, in ein paar Wochen kann ein solcher Tumor schnell wachsen, und wenn er auch nicht bösartig ist, kann er doch gewaltigen Schaden anrichten.« Allzu deutlich hatte der Arzt eigentlich nicht werden wollen, aber es war schwierig, Paul Joberti von dem Ernst der Situation zu überzeugen. Er war der Meinung, daß es noch eine bedeutend ernstere Angelegenheit gäbe. »Ich kann nicht zulassen, daß Angelina diesen Wüstling heiratet, Dr. Norden. Es muß ein Unglück geben, und sie rennt blind hinein. Ich habe mir genaue Auskünfte über ihn beschafft. Er ist ein ganz raffinierter, ausgekochter Kerl. Er war schon zweimal verheiratet. Die erste Frau hat er um ihre Ersparnisse gebracht und mit ihrem Kind sitzengelassen, denn er hatte eine andere gefunden, die mehr Geld hatte, wenn auch nicht so viel wie Angelina. Sie war älter als er, wohl mehr als zehn Jahre. Sie hat wohl auch bald erkannt, wes Geistes Kind er ist und ihm den Laufpaß gegeben, was ihm anscheinend nur willkommen war, denn sie mußte kräftig zahlen. Und nun Angelina, mein Mündel, die doch noch so naiv ist, obgleich sie volljährig ist. Sie ahnt doch gar nicht, in was sie sich da einläßt.« »Lebt sie denn nicht in München, Herr Joberti?« »I wo, sie war in Lausanne in einem Internat, und bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr hat sie dann bei ihrer Großmutter in Genf gelebt, aber die alte Dame ist gestorben.

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Dr. Norden Gold – 41 –

Frei für das Leben …

Patricia Vandenberg

Dr. Norden betrachtete den erregten Mann, der ihm gegenübersaß, mit gemischten Gefühlen.

»Ich kann Ihnen nur raten, sich dieser Operation schnellstens zu unterziehen, Herr Joberti«, sagte er ruhig, fast beschwörend. »Jetzt ist es ein kleiner Eingriff, in ein paar Wochen kann ein solcher Tumor schnell wachsen, und wenn er auch nicht bösartig ist, kann er doch gewaltigen Schaden anrichten.«

Allzu deutlich hatte der Arzt eigentlich nicht werden wollen, aber es war schwierig, Paul Joberti von dem Ernst der Situation zu überzeugen.

Er war der Meinung, daß es noch eine bedeutend ernstere Angelegenheit gäbe.

»Ich kann nicht zulassen, daß Angelina diesen Wüstling heiratet, Dr. Norden. Es muß ein Unglück geben, und sie rennt blind hinein. Ich habe mir genaue Auskünfte über ihn beschafft. Er ist ein ganz raffinierter, ausgekochter Kerl. Er war schon zweimal verheiratet. Die erste Frau hat er um ihre Ersparnisse gebracht und mit ihrem Kind sitzengelassen, denn er hatte eine andere gefunden, die mehr Geld hatte, wenn auch nicht so viel wie Angelina. Sie war älter als er, wohl mehr als zehn Jahre. Sie hat wohl auch bald erkannt, wes Geistes Kind er ist und ihm den Laufpaß gegeben, was ihm anscheinend nur willkommen war, denn sie mußte kräftig zahlen. Und nun Angelina, mein Mündel, die doch noch so naiv ist, obgleich sie volljährig ist. Sie ahnt doch gar nicht, in was sie sich da einläßt.«

»Lebt sie denn nicht in München, Herr Joberti?«

»I wo, sie war in Lausanne in einem Internat, und bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr hat sie dann bei ihrer Großmutter in Genf gelebt, aber die alte Dame ist gestorben. Und dann fuhr Angelina zu ihrer Internatsfreundin Janet nach Monte Carlo. Dort habe ich sie vor vier Monaten getroffen. Da gab es noch keinen Hasso Gilbert in ihrem Leben. Und dann teilt sie mir schriftlich mit, daß sie bald heiraten würde. Aber glauben Sie nicht, daß sie mich zur Hochzeit eingeladen hätte, und dabei bin ich doch ihr letzter lebender Verwandter. Ich muß wissen, was da los ist. Wir haben uns immer gut verstanden.«

»Sie hat keine Eltern mehr?« fragte Dr. Norden.

»Eine tragische Geschichte. Sie war eine Frühgeburt, die Mutter starb. Mein Bruder war verzweifelt. Ina war seine große Liebe. Er hat sich nie mehr von dem Schock erholt. Er verunglückte vor fünf Jahren bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn. Da war mein einziger Trost, daß man nicht sagen konnte, er hätte sich das Leben genommen.«

»Und Ihr Bruder war genauso vermögend wie Sie?«

»Wahrscheinlich. Man hat keinen so genauen Überblick, sofern es um das Privatvermögen geht. Jedenfalls ist Angelina Alleinerbin, und sie hätte auch mein Vermögen geerbt oder würde es erben, wenn sie diesen Kerl nicht heiratet. Das werde ich ihr knallhart sagen.«

Dr. Norden merkte, daß er sich förmlich in seine Wut hineinsteigerte, aber es nutzte auch nichts, ihn zu beschwichtigen.

»Sie haben keine Kinder?« fragte er ruhig.

»Sie wissen doch, daß ich nicht verheiratet bin. Ich habe nie die richtige Frau gefunden, und vielleicht ist es gut so, wenn ich doch schon mit fünfundvierzig Jahren sterben muß.«

»Jetzt muß ich aber energisch werden«, sagte Daniel Norden. »Sie werden nicht sterben, wenn Sie sich operieren lassen Die Röntgenaufnahmen sprechen da­für, daß es eine kleine Geschwulst ist.«

Jobertis Augenbrauen schoben sich zusammen. Er war ein gutaussehender, sympathischer Mann und trug seinen Reichtum nicht zur Schau. Viel wußte Dr. Norden nicht über ihn, aber über seine Kunstsammlung wurde euphorisch gesprochen, und er war ein Antiquitätenhändler großen Formates, weltbekannt und auf allen großen Auktionen anzutreffen.

Als Dr. Norden ihn so zwingend ansah, wurde er verlegen. »Ich weiß ja, daß Sie es gut meinen«, sagte er. »Ich fliege heute noch nach Monte Carlo, nehme Angelina ins Gebet und setzte diesem Kerl einen Schuß vor den Bug, und dann komme ich zurück. Dann lasse ich mich operieren, es ist versprochen, und ich habe noch immer mein Wort gehalten.«

»Es ist in Ihrem Interesse, Herr Joberti«, sagte Dr. Norden. »Ihr Wohl liegt mir sehr am Herzen.«

»Ich wünschte Angelina würde Sie kennen, dann wäre sie bestimmt nicht solchem Abenteurer auf den Leim gegangen. Sie finden immer die richtigen Worte, und auf Sie hören Frauen eher als auf mich. Ich habe nie die richtigen Worte gefunden, auch nicht, wenn mir eine Frau sehr gefallen hat. Einmal wollte ich einer reizenden Person ein Kompliment machen und sagte, sie sehe aus wie die Mona Lisa. Da hat sie mich mit einem Blick angeguckt, daß ich bald in den Erdboden versunken bin, und sie sagte, daß sie schon immer überlegt hätte, was man an der Mona Lisa finden könne. Sie fände diese gräßlich. Und sie war auf und davon.«

»Na ja, ehrlich gesagt ist die Mona Lisa auch nicht mein Schönheitsideal«, meinte Daniel.

»Was ja verständlich ist, da Ihre Frau eine einmalige Schönheit ist. Ich darf das doch sagen?«

Daniel lachte leise. »Ihren Humor haben Sie wenigstens noch nicht ganz verloren, Herr Joberti. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und hoffe Sie bald zu sehen.«

»Und dann komme ich unters Messer.«

»Sie werden es schnell überstanden haben!«

*

Paul Joberti war mit seinem Privatflugzeug in Monte Carlo gelandet. Er war auch hier ein bekannter Mann. Er ließ sich schnurstracks zu Hause der Cipranos bringen, fand dort aber nur Madame Ciprano vor, die ihn sehr reserviert empfing.

»Sie werden verzeihen, daß ich unangemeldet komme, Madame«, sagte Paul Joberti höflich, »aber ich hätte gern dringend meine Nichte gesprochen.«

»Was nicht möglich ist«, erwiderte Madame Ciprano eisig, »denn sie befindet sich bereits in Reno.«

»In Reno? Sie meinen in Amerika…«

»Genau, und ich wünsche auch keinen Kontakt mehr zu meiner Tochter, wenn ich mich dadurch auch mit Janet überworfen habe. Wenn Sie Sorgen um Angelina haben, dann muß ich sagen, daß meine größer sind, denn ich habe diesen Ganoven durchschaut.«

»Sie meinen Hasso Gilbert?« fragte Paul entsetzt. »Sie bezeichnen ihn als Ganoven?«

»Ja, ich bezeichne ihn als Ganoven«, wiederholte sie. »Auch wenn er sich Finanz- und Börsenmakler nennt. Ich weiß, daß Angelina einer ausgezeichneten Familie entstammt, und deshalb haben wir unserer Janet auch diese Freundschaft gestattet und Angelina wie eine Tochter hier aufgenommen, aber sie hat uns schändlich enttäuscht, da sie alle unsere Warnungen bezüglich dieses Gilberts in den Wind schlug.«

Paul fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn. »Ich weiß ja nicht einmal, wann und wo sie ihn kennenlernte!« stöhnte er. »Ich will diese Heirat verhindern.«

»Da kommen Sie zu spät. Jetzt wird sie schon seine Frau sein. Sie war ja wie hypnotisiert von diesem Mann.«

Madame Ciprano war äußerst empört, das entging Paul nicht, aber da sie eine recht flotte Frau war, kam es ihm auch in den Sinn, daß da vielleicht auch eine gewisse Eifersucht mitspielen könne.

»Bitte, sagen Sie mir, wo Angelina ihn kennenlernte.«

Ihr Blick wurde etwas freundlicher. »Es war in Cannes zu den Filmfestspielen. Ich war mit den Mädchen hingefahren. Mein Mann ist in Bordeaux. Sie wissen, wie die Männer sind, die Geschäfte gehen vor. Ich muß sagen, daß die­ser Gilbert auf Anhieb keinen schlech­ten Eindruck macht, ein ganz attraktiver Mann, ein Charmeur. Zuerst machte er mir den Hof, aber ich zeigte ihm selbstverständlich die kalte Schulter, und meine Janet ist bis über beide Ohren in ihren Julian verliebt. Vielleicht war Angelina deswegen auch ein bißchen frustriert. Sie ist ja immer ein bißchen so ein Mauerblümchen gewesen –«

Paul ärgerte sich über diese herablassende Bemerkung, aber er beherrschte sich.

»Nun jedenfalls hatte Gilbert bei Angelina Erfolg. Er kam, sah und siegte«, spottete sie, »und sie war blind und taub für alle Warnungen. Sie hörte auch nicht auf Janet, und so verabschiedete sie sich von uns und fuhr zu ihm nach Brüssel.«

»Nach Brüssel – davon weiß ich nichts!« ächzte Paul.

»Sie blieb auch nicht, weil er nämlich nicht dort war. Er hatte sich in dem Hotel nur drei Tage aufgehalten. Also kam sie wieder hierher, und ich muß gestehen, daß ich es nur wegen Janets Bitten duldete, daß sie wieder bei uns wohnte. Aber sie zog dann in ein Apartment, als dieser Gilbert sich wieder meldete. Ich muß sagen, daß diese ganze Affäre sehr mysteriös ist, aber ich möchte dazu auch bemerken, daß wir nichts unversucht ließen, ihr diese Heirat auszureden. Hier konnten wir unseren Einfluß geltend machen, also flogen sie nach Reno.«

»Ich bin bestürzt, Madame, ja, ich bin sogar entsetzt. Ich habe auch Erkundigungen über diesen Mann eingezogen, die mich dazu bewegten, schnellstens etwas zu unternehmen, als mir Angelina schrieb, daß sie heiraten würde.«

»Sie muß willenlos sein«, sagte Madame Ciprano. »Anders kann ich es mir nicht vorstellen, aber man sagt ja, daß Liebe blind macht.«

»Dann darf ich mich für die Auskünfte bedanken, und sollte Ihre Tochter eine Nachricht von Angelina bekommen, bitte ich herzlich um Benachrichtigung. Darf ich das?«

»Gewiß, Monsieur Joberti«, erwiderte sie. »Es ist eine fatale Geschichte. Aber diese jungen Leute haben ihre eigenen Vorstellungen und sie denken überaus selbständig. Natürlich handeln sie auch dementsprechend.

»Aber Angelina war nicht so. Sie war doch immer so scheu.«

»Nun, vielleicht ist sie auch deshalb so rasch unter den Einfluß dieses Gauklers geraten. Ja, ich möchte ihn so bezeichnen, denn wirklich zu bieten hat er nichts, in keiner Beziehung!«

Paul Joberti war nun völlig konsterniert. »Dann ist es ja wohl nur gut, daß Angelina nicht über ihr gesamtes Erbe verfügen kann, sondern nur jährlich über einen bestimmten Betrag.«

Madame Cipranos Augenbrauen ruckten leicht empor. »Ob dieser Gilbert damit gerechnet hat? Nun vielleicht kommt sie so doch noch zur Vernunft, und jetzt begreife ich auch besser, warum mein Mann in finanziellen Dingen so streng denkt Ich hoffe, Sie werden Ihre Autorität geltend machen können, Monsieur Joberti, und sollte Janet eine Nachricht von Angelina bekommen, werden Sie selbstverständlich gleich verständigt.« Sie seufzte schwer. »Es ist ja leider so, daß selber Prinzessinnen an solche Zuhältertypen geraten. Der Katzenjammer kommt meist zu spät.«

*

So eine Art Katzenjammer kam allerdings auch schon bei Angelina auf nach dieser überstürzten Hochzeit. Jetzt fragte sie sich schon, warum es Hasso eigentlich so eilig gehabt hatte mit der Heirat, da er sich anscheinend doch mehr für Las Vegas interessierte als für sie. Überhaupt war ihr alles sehr mysteriös erschienen, diese kurze formlose Trauung von einem Mann, der ihr keineswegs sympathisch gewesen war.

Hasso hatte ihr ja versprochen, daß sie sich in heimatlichen Gefilden noch kirchlich trauen lassen würden.

Jetzt war sie allein in dem komfortablen Hotelzimmer, das allerdings auch seinen Preis hatte, und sie wartete auf ihren frischangetrauten Ehemann, der ihr gesagt hatte, daß er noch zur Bank müsse.

Es herrschten diesbezüglich hier auch andere Verhältnisse als in Deutschland, aber immerhin blieb Hasso doch zu lange aus.

Doch dann kam er. Er war bleich und erregt. »Zustände sind das«, stieß er empört hervor, »sie haben mir nur fünfhundert Dollar ausgezahlt, und das auch erst nach langem Hin und Her, weil ich nicht darauf geachtet habe, daß meine Kreditkarten abgelaufen sind. Ich muß dich leider bitten, mir vor­übergehend unter die Arme zu greifen.«

»Wir können ja die Hotelrechnung mit meiner Karte bezahlen«, erwiderte sie, obgleich sie wieder dieses eigenartige Gefühl verspürte, das ihr Unbehagen verursachte. »Aber es wäre wirklich besser gewesen, wir hätten mit Onkel Paul gesprochen und ihn informiert, daß wir mehr Geld brauchen würden.«

»Wieso denn das?« fragte er hastig. »Bist du etwa von deinem Onkel abhängig?«

»In gewisser Weise schon. Er ist mein Vermögensverwalter, und außerdem habe ich ihn sehr gern. Er wird erzürnt sein, daß ich dich ihm nicht vorgestellt habe.«

Er wandte sich ab, ging zum Fenster und trommelte an die Scheiben.

»Ich bin ein selbständiger Mann, Angelina. Ich hasse diese überholten Konventionen, das um die Hand bitten, sich ausfragen lassen, seine Vermögensverhältnisse darlegen, ob man auch würdig ist für die junge Dame. Ich habe dir bewiesen, daß ich dich liebe, indem ich dich geheiratet habe, und jetzt bist du meine Frau, und ich erwarte, daß du deine Rechte gegenüber deinem Onkel auch geltend machst.«

Sie sah ihn verwirrt an. »Aber er muß sich doch auch an die testamentarischen Bestimmungen halten«, sagte sie.

»Du bist doch volljährig«, stieß er hervor.

»Aber trotzdem bekomme ich jährlich nur eine bestimmte Summe, eben die hundertzwanzigtausend Euro, und davon kann man doch gut leben. Für mich brauchst du jedenfalls nichts aufzuwenden. Ich brauche keine zehntausend Euro im Monat.«

»Du läufst ja auch entsprechend herum«, platzte er heraus.

Sie schrak zusammen und sah ihn entsetzt an. Dann aber legte sie den Kopf zurück. »Du hättest mir auch früher sagen können, was dir an mir nicht gefällt«, erklärte sie.

»Nun sei nicht gleich beleidigt«, lenkte er ein. »Es sind ja ganz niedliche Neider, aber ich wünsche doch, daß du mehr aus dir machst. Als meine Frau mußt du repräsentieren.«

»Wo denn bitte? Vielleicht in der Spielhölle, die dich so fasziniert?«

Er war momentan aus der Fassung gebracht, denn solchen Ton hatte sie noch nie angeschlagen. Aber er hatte guten Grund, keinen Streit zu provozieren.

»Da ist doch jeder fasziniert, der das zum ersten Mal sieht«, sagte er, und diese Lüge ging ihm so glatt über die Lippen wie manche andere auch. Im Lügen war er ein wahrer Meister.

»Du solltest es wenigstens mal probieren. Meistens haben die, die gar nichts verstehen, das große Glück.«

»Ich halte nichts davon. Ich verstehe unter Glück etwas anderes. Und jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen Onkel Paul gegenüber.«

»Du liebe Güte, auch das noch. Wie willst du dein Gewissen beruhigen?« fragte er spöttisch.

»Wir fliegen zurück und sagen Onkel Paul nichts von dieser Heirat. Du wirst sehen, daß man mit ihm reden kann, Hasso.«

»Und was willst du ihm erzählen von dieser Reise?«

»Daß du geschäftlich hier zu tun hattest und ich dich begleiten wollte. So altmodisch ist Onkel Paul nicht, daß er dafür kein Verständnis aufbrächte. Weißt du, ich fand alles sehr romantisch, aber jetzt bin ich doch ernüchtert. Selbst in Reno hätte ich mir eine Trauung anders vorgestellt. Und dann gleich diese vielen Stunden allein.«