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Hast du dir schon mal in Ruhe Gedanken darüber gemacht, wer du bist und was du von diesem Leben willst? Oder gehörst du zu denjenigen, die nur jeden Tag so vor sich hin leben und sich ein anderes Leben wünschen? Fehlt dir der Mut oder glaubst du, dass die Umstände daran schuld sind, dass du nicht dein bestes Leben lebst? Ich entschied mich vor einigen Jahren dazu, meinem Leben eine komplett andere Richtung zu geben. Ich war unglücklich, fast durchgehend krank, kam einfach nicht weiter und verlor die Lust am Leben. Als ich mich dazu entschloss alles zu ändern und endlich den Dingen nachzugehen, nach denen sich mein Herz sehnte, veränderte sich mein ganzes Leben. FREIHEIT BEGINNT IM KOPF ist das richtige Buch für dich, wenn: - du nach deinen eigenen Regeln leben möchtest - du dir wünscht weniger ängstlich durch dein Leben zu schreiten - du dich zu sehr von anderen lenken lässt und zu viel Wert auf die Meinung anderer legst - du deinen Traum leben möchtest, aber noch nicht weißt, wie du dich deinem Traum näherst - du nicht weißt, was du vom Leben willst und noch auf der Suche bist
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Seitenzahl: 198
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Für all diejenigen, die sich mit dem Status quo nicht zufriedengeben wollen.
VORWORT
MEINE STORY
TOOLS
Yoga -
Du bist nicht deine Gedanken
Meditation -
Schaffe Ordnung in deinem Kopf
Wer bist du? -
Verbringe Zeit allein
Reisen -
Verliere dich, um dich neu zu finden
Ernährung -
Du bist, was du isst
Medien-Detox -
Wähle deinen Input sorgfältig
MINDSET
Es ist egal, was andere über dich denken
Sei dankbar für das, was du hast
Visualisieren - Lass deine Träume real werden
Optimismus - Es macht überhaupt keinen Sinn, Pessimist zu sein
Gedankenkraft - Glaub nicht alles, was du denkst
Humor - Nimm nicht alles so ernst
Glück ist kein Zufall
Deine Entscheidungen bestimmen über dein Schicksal
Gib anderen das, was du haben willst
Sei mutig! - Sonst wirst du später vieles bereuen
Zweifel zerstören mehr Träume, als Versagen es jemals könnte
Hinfallen und Aufstehen
Routine ist tödlich
Im Leben gibt es keine Sicherheiten
Was im Leben wirklich zählt
Vergib dir und anderen
Lasse los, um Platz für Neues zu schaffen
Übernimm Verantwortung
Vertraue in dich und das Leben
FINDE DEINEN TRAUM UND LEBE IHN
Wer warst du, bevor dir die Gesellschaft gesagt hat, wer du sein sollst?
Suche, bis du deine Leidenschaft findest
Lebe deinen Traum
SCHLUSSWORT
"Wer etwas riskiert, kann sehr hoch fliegen oder schmerzhaft abstürzen. Aber wer nichts riskiert, wird niemals fliegen können."
- Jochen Schweizer
Hast du dir schon mal in Ruhe Gedanken darüber gemacht, wer du bist und was du von diesem Leben willst, oder gehörst du zu denjenigen, die nur jeden Tag so vor sich hin leben und sich ein anderes Leben wünschen? Fehlt dir der Mut oder glaubst du, dass die Umstände daran schuld sind, dass du nicht dein bestes Leben lebst?
Ich entschied mich vor einigen Jahren dazu, meinem Leben eine komplett andere Richtung zu geben. Ich war unglücklich, fast durchgehend krank, kam einfach nicht weiter und verlor die Lust am Leben. Als ich mich dazu entschloss, alles zu ändern und endlich den Dingen nachzugehen, nach denen sich mein Herz sehnte, veränderte sich mein ganzes Leben.
Wir alle haben zwei Leben. Das zweite Leben beginnt, wenn wir realisieren, dass wir nur das eine haben.
Meistens sind es die schmerzhaften Erfahrungen, die uns auf den Weg zu unserem besten Leben führen. Im Leben geht es immer um Entscheidungen. Selbst die kleinste Entscheidung kann dein komplettes Leben verändern. Du musst nur den Mut besitzen, deinen Weg bewusst zu wählen.
Das Leben ist nicht immer einfach, dennoch lenken wir es mit und entscheiden, ob wir einfach der Masse folgen wollen oder die Verantwortung übernehmen und unser Leben so gestalten, wie wir es schon immer wollten.
Wir neigen oft zu zwanghafter Vernunft und vergessen uns selbst dabei. Wir vergessen unsere Hoffnungen, Träume und Wünsche.
Erinnere dich daran, wer du warst, bevor dir die Gesellschaft gesagt hat, wer du sein sollst. Denke quer. Habe Mut und schau auf deinem Weg auch mal nach rechts und nach links. Denn nur wer vom geraden Weg abkommt, wird sehen, was das Leben sonst noch so zu bieten hat.
WIR ALLE HABEN ZWEI LEBEN. DAS ZWEITE LEBEN BEGINNT, WENN WIR REALISIEREN, DASS WIR NUR DAS EINE HABEN.
Die thailändische Heilerin auf Koh Phangan schaut mich an während ich bei ihr auf dem Boden liege und sagt mir, dass ich vor ein paar Jahren gestorben sei. Ich schaue sie bestürzt an und frage, was sie damit meint.
„Du bist ein komplett anderer Mensch als noch vor ein paar Jahren. Dein altes Ich gibt es nicht mehr. Es ist komplett ausgelöscht.“
Was sie nicht wusste: ich hatte Ende 2006 einen schweren Autounfall, bei dem mir ganz bewusst war, dass ich sterben würde. Ich war damals auf dem Rückweg von der Fachhochschule und bin wie immer mit lauter Musik und sehr hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn gerast.
Als ein LKW einfach auf meine Spur herüberzog und dabei genau auf meiner Höhe war, dachte ich, dass es jetzt mit mir vorbei sei. Ich geriet ins Schleudern und wartete einfach nur noch auf den Aufprall. Während dieser paar Sekunden schlich sich in mir eine unglaublich schöne Ruhe ein.
Wenn es inneren Frieden gibt, dann fühlt er sich genau so an. Ich hatte keine Angst vor dem, was gleich passieren würde. Es war alles ruhig. Ich konnte die laute Musik noch nicht mal mehr wahrnehmen.
Mein Gesicht brannte wie Hölle, die Musik war unerträglich laut. Ich machte das Radio erst einmal aus und schaute mich um. CDs lagen überall herum. Die Airbags waren explodiert. Glasscherben waren überall. Ich stieg aus meinem Auto aus.
Ein Mann kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Er hatte ein weißes Hemd an, das durch mich voller Blutflecken war. In einen Spiegel wollte ich erst gar nicht schauen. Mein Gesicht schmerzte so sehr, dass es verdammt schlimm aussehen musste.
Kurze Zeit später waren auch schon der Krankenwagen und die Polizei da. Die Polizei stellte mir sofort Fragen und machte mir klar, dass ich unglaublich viel Glück gehabt hatte.
Es ging aber alles in diesem Moment so schnell, dass ich gar nicht realisieren konnte, was da eigentlich wirklich passiert war. Kurze Zeit später war ich in Bottrop im Krankenhaus und wurde untersucht. Dort sah ich mich dann auch zum ersten Mal im Spiegel, als mich ein Pfleger mit dem Tropf bis vor die Toilettentür begleitete.
Ich sah schlimm aus. Ich hatte Verbrennungen an den Wangen, und im Rest des Gesichts Schwellungen und en. Das war mir aber egal. Denn ich war noch da und war noch nicht ins Jenseits katapultiert worden.
Als mein Vater im Krankenhaus ankam und mich sah, musste er sofort weinen. Vielleicht sah man mir die Schwere des Unfalls doch an.
Ich habe die Verletzungen dennoch als leicht eingestuft. Mir fehlte ja nichts. Es waren nur äußerliche Verletzungen und nichts Schwerwiegendes.
Ich cremte meine Wunden jeden Tag mit Heilsalbe ein und glaubte felsenfest daran, dass alles gut ausheilt und nichts davon übrig bleibt.
Letztendlich war es auch so.
Ich vergoss nicht eine einzige Träne wegen des Unfalls, da ich es als ein zweites Leben ansah, das mir geschenkt wurde. Eine sehr wichtige Sache habe ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht realisiert.
Nach ungefähr zwei Wochen war ich wieder an der Fachhochschule und machte ganz normal weiter.
Ich hatte mich damals für Internationales Management eingeschrieben, da es zulassungsfrei war und ich mir andere Studiengänge, die mich wesentlich mehr interessiert hätten, nicht zutraute. Mit völligem Desinteresse ging ich die ersten beiden Semester zu fast jeder Vorlesung.
Und schon wieder hatte ich das Gefühl, das ich auch während meiner vorherigen Ausbildung hatte:
Ich fühlte mich gelangweilt, leer und fehl am Platz. Den Studiengang zu wechseln oder gar das Studium abzubrechen, traute ich mich nicht, da ich meine Ausbildung zur Industriekauffrau nach zehn Monaten schon geschmissen hatte. Aber fangen wir mal ganz von vorne mit meinem Werdegang an:
Ich bin 1985 in Polen geboren, wo ich dann auch noch zwei Jahre verbrachte, bevor mein Vater sich dazu entschied, dass wir alle nach Deutschland ziehen. Keine schlechte Entscheidung, da die Zeiten damals nicht die besten in Polen waren. Wahrscheinlich war dieser Moment schon der unbewusste Startschuss in mein Nomadenleben. Wir lebten für eine Weile in Gevelsberg bei einer Verwandten meiner Mutter, bevor es ins schöne Hattingen ging.
Als ich neun Jahre alt war, entschieden sich meine Eltern dazu, sich selbstständig zu machen. Da mein Vater inzwischen schon einige Jahre im Bereich Maschinenbau gearbeitet hatte und auch sehr lernfähig ist, wollte er sein eigenes Ding versuchen.
Der Großteil der Verwandtschaft in Hattingen verspottete meinen Vater wegen seiner Entscheidung, da er ja aus Polen kam, sein Deutsch zu diesem Zeitpunkt eher gebrochen war und er keine wirkliche Ausbildung in diesem Bereich hatte.
Ihm war es aber egal. Er wollte umsetzen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte und tat dies auch.
Zur Schule zu gehen fand ich uninteressant, wodurch ich enorme Schwierigkeiten hatte, mich zu konzentrieren. Ab der Pubertät besuchte ich die Schule also nur noch unregelmäßig. Da meine Eltern nur am Arbeiten waren, konnte ich auch die Post von der Schule abfangen und selbst unterschreiben. Letztendlich musste ich die achte Klasse wiederholen. Zu dem Zeitpunkt hätte ich aber auch nichts dagegen gehabt, die Schule zu schmeißen. Doch wollte ich meine Eltern mit so einer Entscheidung nicht verletzen.
Den Realschulabschluss schaffte ich so auf Biegen und Brechen. Eine Ausbildung wollte ich nicht machen, da ich nicht wusste, was. Viele meiner damaligen Mitschüler wussten ganz genau, was sie werden wollten. Ob sie ihre Entscheidungen heute bereuen, weiß ich nicht. Für mich war damals jedenfalls schon die Vorstellung grauenvoll, mit siebzehn Jahren einen Job zu wählen und in diesem zu bleiben.
Ich entschied mich also dazu, weiter zur Schule zu gehen und mein Fachabitur im wirtschaftlichen Bereich zu machen.
Meine Eltern freuten sich, da sie dadurch die Hoffnung hatten, dass aus mir noch „etwas Vernünftiges“ werden würde. Fehlanzeige!
Die Höhere Handelsschule bestand zur Hälfte aus Schülern, die nicht wussten, was sie mit ihrem Leben anfangen sollten.
Wir spielten im Unterricht also Karten und unterhielten uns. Inkompetente Lehrer trafen auf inkompetente Schüler. Eine grandiose Kombination, die darin resultierte, dass ich nur noch jeden zweiten Tag auftauchte.
Auch hier waren meine Noten miserabel. Wenn ich bedenke, dass ich während meiner ganzen Schulzeit nie wirklich fleißig war, ist es eigentlich ein Wunder, dass ich überhaupt einen Schulabschluss habe.
Ein paar Monate vor dem Abschluss kam die Bewerbungsphase für die Ausbildungsstelle. Schöne Scheiße! Ich mochte den wirtschaftlichen Bereich ungefähr so sehr, wie einen Kater nach einer durchzechten Nacht.
Eigentlich hätte ich damals schon gerne etwas Kreatives gemacht, nur traute ich es mir nicht zu. Es musste irgendetwas her, was jeder irgendwie lernen kann.
Ich entschied mich dazu, mich bei Banken und anderen verschiedenen Unternehmen für eine kaufmännische Ausbildung zu bewerben.
Bei meinen Noten und den unglaublich vielen Fehlstunden konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mich überhaupt irgendein Unternehmen zu einem Einstellungstest oder Vorstellungsgespräch einladen würde.
Es kam aber anders als erwartet. Ich wurde von einigen Banken und Unternehmen zu Tests, Gruppengesprächen und finalen Gesprächen eingeladen.
Ich kann mich noch erinnern, als das letzte Gespräch mit der Sparkasse anstand, überkam mich plötzlich die Panik, dass die mich einstellen könnten. Anstatt zu diesem Gespräch zu gehen, ließ ich mich tätowieren. Damit hatte sich meine bodenständige Karriere bei der Bank erledigt.
Es standen aber noch ein paar Bewerbungen für andere Stellen aus. Dabei war eine Stelle als Industriekauffrau, und am Ende trat ich diese Ausbildung auch an.
Eigentlich wäre diese Ausbildung auch ganz passend und praktisch gewesen. Meine Eltern waren zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre erfolgreich in ihrem Business und ich hätte als ausgebildete Industriekauffrau hervorragend bei ihnen einsteigen können.
Wie auch schon in der Schule merkte ich aber bereits nach einigen Wochen, dass ich mich nur durch etwas durchquälen würde, was ich eigentlich gar nicht wollte. Viele beglückwünschten mich für diesen tollen Ausbildungsplatz. Ich hatte allerdings keine Ahnung, warum, und hätte stattdessen besser zurücktreten und anderen die Chance auf diesen Ausbildungsplatz lassen sollen. Aber im Nachhinein ist man ja immer klüger.
Um nicht wieder die Erwartungen aller zu bestätigen und nur das zu tun, was Spaß macht, entschied ich mich zunächst zu bleiben. Man versicherte mir ja schließlich immer wieder, dass Arbeit keinen Spaß macht, sondern notwendig ist.
Nachdem ich relativ schnell träge wurde, anfing ständig tagzuträumen, immer häufiger krank wurde und einfach nur unzufrieden war, hatte ich genug davon.
Ich bin ein sensibler Mensch und mein Körper hat sich schon immer schnell gewehrt, wenn ich mich durch Situationen quälte, in denen ich mich wirklich nicht befinden wollte. Damals sah ich diese Eigenschaft als Plage an. Heute bin ich dankbar dafür.
Es lag sicherlich nicht an meinen Arbeitskollegen, denn die waren alle nett. Da war einfach ein Verlangen nach mehr. Mehr Abenteuer. Mehr Luft zum Atmen. Mehr Freiheit. Mehr Leidenschaft. Und da passten die vielen Vorgaben und feste Arbeitszeiten einfach nicht rein.
Ich kündigte also. Der Personalchef dachte nur, dass bei mir eine Sicherung durchgebrannt wäre, da ich bei der Kündigung anfing zu weinen. Es war aber einfach die Erleichterung. Der Personalchef gab mir die Chance, innerhalb der nächsten Wochen zurückzukommen, was ich sehr, sehr nett und fair von ihm fand, aber natürlich nicht tat.
Seit meiner Jugend träumte ich davon, nach Kalifornien zu ziehen. Ich hatte diesen typischen kalifornischen Lifestyle im Kopf. Viel Sonne, ein Surfbrett unter dem Arm und das Meer vor der Nase.
Und natürlich alles etwas freundlicher und entspannter als es in Deutschland war.
Somit überlegte ich mir, welche Möglichkeiten ich hatte, ein Jahr in den USA zu verbringen. Ein Work-and-Travel-Visum vielleicht? Der finanzielle Aspekt eines solchen Unternehmens war natürlich der ausschlaggebende und ich stellte sehr schnell fest, dass dieser Traum zunächst einmal sterben musste. Ich musste ja auch schnell eine Lösung finden, damit keine dieser ach-so-schlimmen Lücken im Lebenslauf entstanden.
Ich bewarb mich also an einigen Fachhochschulen für verschiedene Studiengänge und wurde an der Fachhochschule Gelsenkirchen angenommen. International Management würde ich also bald studieren. Da die Fachhochschule aber mehrere Standorte hat, wurde ich für den Studiengang nach Bocholt geschickt.
Ich hatte noch nie zuvor etwas von Bocholt gehört. Nachdem ich Google befragt hatte, wusste ich, dass es irgendwo hinter Wesel an der holländischen Grenze liegt.
Die ersten Wochen waren auch noch sehr interessant. Nicht wegen des Lernstoffs, sondern wegen der vielen neuen Leute, die ich dadurch kennenlernen durfte und von denen manche bis heute gute Freunde von mir sind.
Nachdem ich knapp drei Monate lang jeden Tag insgesamt 200 Kilometer zurücklegte und dann noch den Unfall hatte, entschied ich mich dazu, nach Bocholt zu ziehen. Ich hatte einfach keine Lust mehr, so viele Stunden im Auto zu verbringen, da im Ruhrgebiet auch immer Stau vorprogrammiert war und es manchmal eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat, wieder zu Hause anzukommen.
Ich freute mich zu Beginn sogar ein wenig, nach Bocholt zu ziehen. Mir war aber auch bewusst, dass ich, wenn ich schon wegen des Studiums dahin ziehe, muss ich es auch ernst nehmen. Die nächsten drei Jahre lebte ich also in einer kleinen schnuckeligen Wohnung in Bocholts Zentrum.
Kurz nach meinem Umzug hatte ich auch schon einen festen Freund in der Gegend, was nicht überraschend war, da ich nicht alleine sein konnte. Er studierte im selben Semester wie ich, war allerdings mit ein wenig mehr Biss bei der Sache. Die Romanze zwischen uns hielt nicht besonders lang, was für mich zu dem Zeitpunkt fatal war.
Ich konnte einfach nicht alleine sein. Normalerweise hätte ich mich direkt in die nächste Beziehung gestürzt. Aber nun war es an der Zeit, endlich zu lernen, alleine zu sein.
Was in den darauffolgenden Monaten geschah, zog einfach nur noch an mir vorbei.
Ich versuchte zu studieren. Ich saß an manchen Tagen stundenlang vor den Skripten und Büchern und wusste nicht wirklich, was ich da eigentlich las. Es interessierte mich nicht, langweilte mich fast zu Tode und bereitete mir Kopfschmerzen. Zudem gingen mir die Worte eines Professors nicht aus dem Kopf: „Zu 90 % werdet ihr das Gelernte eh nie benötigen!“ Wozu sollte ich mir dann den ganzen unnötigen Kram eintrichtern?
Aber was sollte ich machen? Ich war extra für das Studium nach Bocholt gezogen und meine Ausbildung hatte ich ja auch schon abgebrochen. Was würden meine Familie und meine Freunde mal wieder denken? „Schon wieder schmeißt sie etwas hin, nur weil es ihr keinen Spaß macht.“
Nach einigen Wochen wachte ich jeden Morgen mit Kopfschmerzen auf und verbrachte den ganzen Tag in Pyjama und Bademantel.
Irgendetwas stimmte nicht. Also ging ich zum Arzt und ließ mich untersuchen. Körperlich war ich scheinbar kerngesund. Also machte ich noch ein paar Wochen weiter so. Da sich aber nichts verbesserte, entschied ich mich dazu, zum Neurologen zu gehen. Aber auch da war alles in bester Ordnung. Eine einzige Ärztin fragte mich nach meinem Privatleben und wie ich mich denn eigentlich so fühlte, ob ich eventuell eine Trennung hinter mir hätte. Ich erzählte ihr, dass es mir psychisch sehr gut ginge. Zu peinlich wäre es mir damals gewesen, das Gegenteil zu behaupten.
In der Zwischenzeit lernte ich Eli kennen, die während den Vorlesungen gerne in der letzten Reihe schlief. Sie war extra aus Würzburg für das Studium nach Bocholt gekommen. Gelohnt hatte es sich für sie auch nicht – wie eigentlich für fast niemanden, der wegen des Studiums herzog. Wir wurden Freunde und verbrachten viel Zeit miteinander.
Auch ihr ging es während des Studiums nicht besonders gut. Doch einen Lichtblick gab es für sie – es sollte bald nach Kapstadt gehen. Sie hatte sich für ein Auslandssemester an der University of Cape Town beworben und wurde auch angenommen. Ich versprach ihr, sie während der Zeit in Südafrika zu besuchen.
Ich sparte, wo es nur ging, nahm für manche Wochenenden Promotion-Jobs an und nahm den Rest von meinem Sparbuch, um mir die Reise leisten zu können.
Das war der Punkt, an dem ich allmählich realisierte, dass es mich viel mehr erfüllte, für Erlebnisse und Reisen Geld auszugeben, als für irgendwelche Konsumgüter.
Kapstadt ist, mit seiner hohen Mordrate, eine der gefährlichsten Städte der Welt. Bittere Armut, Rassismus und fürchterliche Gewalt gehören genauso zu der Stadt, wie eine unglaubliche Natur, einsame Traumstrände und Luxus ohne Ende.
Was soll‘s, besser in Kapstadt durch einen Raubüberfall sterben, als in Bocholt vor Langeweile dahinvegetieren.
Im April 2008 ging es für mich also von Düsseldorf nach Kapstadt.
Eli wohnte in einem großen Haus, das von etwa 8-10 Leuten bewohnt wurde. Das Haus war mit einem großen Garten, Swimmingpool und Palmen ausgestattet und lag im trendigen Stadtviertel Observatory, welches größtenteils von Studenten bewohnt wird.
Kapstadt hatte mich schon nach ein paar Minuten in seinen Bann gezogen. Auf dem Weg vom Flughafen zu Elis Unterkunft konnte ich schon erahnen, dass Kapstadt etwas ganz Besonderes ist.
Und mein erster Eindruck wurde auch bestätigt. Der imposante Tafelberg, umgeben von vielen bunten Stadtteilen und Stränden, macht schon einiges her. Dass Kapstadt aber nicht ohne ist, durfte ich auch erleben: In den drei Wochen gab es zwei Einbrüche in die WG, obwohl fast jedes Haus wie ein Hochsicherheitstrakt abgesichert ist.
Nachts im Bett kam es vor, dass ich Schüsse hörte. Wenn wir nachts durch ärmere Stadtteile fuhren, wurden die Autotüren verriegelt, die Fenster einen kleinen Spalt geöffnet, damit man sie nicht so einfach einschlagen kann, und an roten Ampeln wurde auch nicht gehalten.
Das sind alles Dinge, mit denen die Bewohner Kapstadts jeden Tag konfrontiert werden und trotzdem lieben sie ihre Stadt.
Während der Zeit in Kapstadt verliebte ich mich unsterblich, was mir zu dem Zeitpunkt einfach nur gut tat. Es war eine wunderschöne Romanze, die an kitschigen Momenten kaum zu übertreffen war.
Als ich im Flugzeug saß und alles Revue passieren ließ, kam ich mir vor wie in einer Hollywood-Schnulze. Es war alles so perfekt und voller wunderschöner Momente gewesen. Die Zeit in Kapstadt werde ich niemals vergessen.
Rückblickend würde ich Kapstadt für mich persönlich so beschreiben:
Kapstadt ist für mich die schönste Stadt der Welt! Sie hat einfach alles: Berge, das Meer, Kultur, Inspiration, Natur, eine interessante Geschichte, gutes Essen, Wein, ein aufregendes Nachtleben und noch vieles mehr.
Für mich hat Kapstadt aber auch persönlich eine große Bedeutung. Zum ersten Mal stieg ich allein in einen Flieger, um eine Freundin auf einem anderen Kontinent zu besuchen. Vieles war in den Monaten zuvor passiert, was mich erkennen ließ, dass das Leben nur noch an mir vorbeizog. Damals nach Kapstadt zu fliegen, war eine der besten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe. Natürlich bin ich vorher auch schon verreist, hatte aber nie das Gefühl, dass sich in mir etwas verändert hat oder es mir zum persönlichen Wachstum verhalf.
Ich habe die schönste und gleichzeitig hässlichste, vom Rassismus zerfressene Stadt gesehen. Kapstadt ist nicht ungefährlich. Es gibt Regeln, die man unbedingt beachten muss. Ich habe schreckliche Armut und unglaublichen Reichtum gesehen. Man fängt automatisch an, sich Gedanken über das Leben zu machen: ob man wirklich die Unmengen an materiellen Dingen braucht, die wir mit der Zeit anhäufen, oder ob es einfach nur unnötiger Ballast ist. Viele der Menschen dort sind unvorstellbar arm und trotzdem glücklich! Zurück in Deutschland nimmt man die ganzen unzufriedenen Gesichter bewusster wahr als zuvor und man fragt sich, warum die Menschen so unzufrieden sind, obwohl es den meisten an nichts fehlt.
Ich denke, wenn es damals nicht Südafrika, sondern ein anderes Land gewesen wäre, hätte es nicht so eine Veränderung in mir bewirkt. Es wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der bis heute noch anhält und wahrscheinlich noch mein ganzes Leben lang anhalten wird. Ich bin nicht mehr derselbe Mensch, der ich vor der Reise war. Wäre ich damals nicht in den Flieger gestiegen, wäre mein Leben höchstwahrscheinlich anders verlaufen.
Wir alle haben zwei Leben. Das zweite Leben beginnt, wenn wir realisieren, dass wir nur das eine haben.
Da war ich nun wieder in Bocholt und versuchte dort weiterzumachen, wo ich aufgehört hatte. Jetzt war es allerdings noch schwerer als vor meinem Kapstadt-Besuch.
Ich hatte endlich mal wieder etwas Aufregendes erlebt, das mir zeigte, dass die Welt da draußen verdammt viel zu bieten hat. Und nun sollte ich mit meinem Hintern wieder dort bleiben? In den ersten Wochen schien es mir noch machbar zu sein. Nach einer Weile schlich sich aber schon wieder derselbe Trott ein. Und damit war es für mich schon wieder vorbei. Mein Leben schien mir so langweilig zu sein. Ich selbst war es aber nie. Wie war ich nur da hinein geraten?
Warum zur Hölle wollte ich mich anpassen? Sich der Masse anzupassen war noch nie erstrebenswert. Für mich gleicht es dem Tod der Individualität.
Ich wurde noch träger und ritt mich mit meinem Dasein so richtig in die Scheiße.
Ich kann mich bis heute an diesen einen Tag erinnern, als ich im Auto saß und eine Landstraße im Münsterland entlangfuhr. Es war grau draußen, wie schon seit zwei Monaten. Ich fuhr wie in Trance, bis ich die Bäume auf der rechten Seite bemerkte und ich kurz daran dachte, was passieren würde, wenn ich mein Auto gegen den Baum fahren würde. Der Gedanke erschreckte mich zutiefst, denn noch nie hatte ich das Gefühl, ein wertloses Leben zu führen. Ich stellte mir viele Fragen: Welchen Sinn hat, was ich tue? Habe ich Freude daran, etwas zu studieren, bei dem Kapital das Wichtigste ist? Wieso hinterfragen nur so wenige Menschen ihr Leben? Warum agieren so viele Menschen wie Roboter? Was stimmt nicht mit uns? Oder liegt es einfach nur an mir, dass mir diese Welt so grau und trostlos erscheint?
Selbst nach dem Studium würde es doch langweilig weitergehen. Ich würde Montag bis Freitag im Büro verbringen, mich auf das Wochenende freuen, den Montag selbstverständlich verabscheuen, mich auf meinen Urlaub freuen, für meine Wohnung, mein Auto und meinen Urlaub arbeiten gehen. In meiner Freizeit würde ich dann noch shoppen gehen, um den Konsum konstant hochzuhalten und in diesem kurzen Moment zufrieden zu sein. Eine absolute Horrorvorstellung für mich in diesem Moment. Natürlich gibt es verschiedene Lebensarten, mit denen man glücklich und zufrieden sein kann. Zu diesem Zeitpunkt realisierte ich aber noch nicht, dass es meine innere Haltung ist und nicht die äußeren Umstände.
Freunde waren der Meinung, dass ich einfach viel zu viel hinterfrage. Ich sollte die Dinge einfach akzeptieren, wie sie sind, und so leben wie alle anderen auch.
Ich konnte mich mit dem Gedanken aber beim besten Willen nicht abfinden.
Es musste doch so viel mehr da draußen geben!