Freiwilligen-Management - Kornelia Ehm-Widmann - E-Book

Freiwilligen-Management E-Book

Kornelia Ehm-Widmann

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Beschreibung

In vielen Einrichtungen kann und will man nicht auf freiwilliges Engagement verzichten. Umso wichtiger ist, die Motivation ehrenamtlicher Helfer zu stärken und zu würdigen. Sie in ihrer Tätigkeit zu unterstützen und verlässlich in den Heimalltag einzubinden. Wie dies gelingt, beschreibt Kornelia Ehm-Widmann. In vielen Praxisbeispielen greift sie auf Erfahrungen als Einrichtungsleiterin und Referentin zum Thema "Freiwilligenarbeit" zurück. Heim- und Pflegedienstleitungen profitieren so von praxiserprobten Konzepten. Die Themenpalette des Leitfadens reicht von den Grundlagen gelingender Ehrenamtsarbeit über die Bedeutung der Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen bis zu systematisierten Prozessen im Freiwilligen-Management. Profitieren auch Sie von gut geschulten und eingebundenen Helfern: Ihre Bewohner sind zufriedener, genießen mehr individuelle Zuwendung. Die Wirkung Ihrer Einrichtung in das Umfeld, die Sicht von außen verbessert sich.

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Seitenzahl: 117

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Kornelia Ehm-Widmann

Freiwilligen-Management

Wie Bewohner, Freiwillige und Einrichtungen profitieren

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Sämtliche Angaben und Darstellungen in diesem Buch entsprechen dem aktuellen Stand des Wissens und sind bestmöglich aufbereitet.

Der Verlag und der Autor können jedoch trotzdem keine Haftung für Schäden übernehmen, die im Zusammenhang mit Inhalten dieses Buches entstehen.

© VINCENTZ NETWORK, Hannover 2016

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Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen.

Druck: BWH GmbH, Hannover

Foto Titelseite: weerapat1003, fotolia

ISBN 978-3-86630-507-6

eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

Kornelia Ehm-Widmann

Freiwilligen-Management

Wie Bewohner, Freiwillige und Einrichtungen profitieren

VINCENTZ NETWORK

Inhalt

Einleitung/Vorwort

Einführung ins Thema – Grundlagen

Was bedeutet Ehrenamt?

Neue Begrifflichkeiten

Entwicklungslinien des Ehrenamtes

Wandlungsprozesse

Zusammenfassung

Die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements

Die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für die Pflegeeinrichtung

Die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für die pflegebedürftigen Menschen

Fazit

Grundlagen einer gelingenden Ehrenamtsarbeit

Ehrenamt ist Chefsache

Die gelingende Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen

Die Rahmenbedingungen

Motive und Beweggründe von ehrenamtlich Engagierten

Umfragen

Handlungsansätze aus den Umfrageergebnissen

Strukturen und systematisierte Prozesse im Freiwilligenmanagement

Das Ehrenamtskonzept

Organisationsstrukturen

Die Kommunikationsstruktur

Die Einführung neuer Ehrenamtlicher

Die Gewinnung neuer und jüngerer Ehrenamtlicher

Weitere Möglichkeiten der Gewinnung

Projektbezogenes Engagement

Berufstätige Ehrenamtliche

Die Einbeziehung der Flüchtlinge im Ehrenamt

Kulturelle Vielfalt im Ehrenamt

Begleitung, Anleitung und Schulung von freiwillig Engagierten

Arbeitsgruppe oder Qualitätszirkel

Hauskonferenz

Schulungen

Unentgeltlich, aber nicht umsonst

Schlussbemerkungen und Ausblick

Ihr exklusiver Bonus an Informationen!

Ergänzend zu diesem Buch bietet Ihnen Altenheim Bonus-Material zum Download an. Scannen Sie den QR-Code oder geben Sie den Buch-Code unter www.altenheim.net/bonus ein und erhalten Sie Zugang zu Ihren persönlichen kostenfreien Materialien!

Buch-Code: AH8838X

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INFO

MERKSATZ

TIPP

BEISPIEL

CHECKLISTE

ACHTUNG

ZUSAMMENFASSUNG

Einleitung/Vorwort

Als Wohnbereichs- und Pflegedienstleitung und später in meiner Funktion als Einrichtungsleitung einer Pflegeeinrichtung erlebte ich die Arbeit mit Ehrenamtlichen nicht immer konfliktfrei.

Zu Beginn meiner Leitungstätigkeit war es oft so, dass nach einem Fest, an dem Ehrenamtliche uns unterstützten, jeder plötzlich noch etwas anderes vorhatte. Ich bedankte mich herzlich wie sich das gehört bei allen freiwilligen Helfern und stand dann alleine da, um das Chaos wieder in Ordnung zu bringen.

Den Hausmeister hatte ich, um Kosten zu sparen, in der Zwischenzeit nach Hause geschickt. Die Pflegemitarbeiter mussten sich um die Bewohnerinnen und Bewohner kümmern und diese „bettfertig“ machen. Die Hauswirtschaftsmitarbeiterinnen mussten abräumen und das Geschirr spülen. Angehörige, die beim Fest anwesend waren, wollten noch Anliegen mit mir besprechen oder einen kleinen Smalltalk machen.

Bis ich mich dann daran machte, die Tische und Stühle zum Teil ins Lager oder an Ort und Stelle zu bringen und die vielen anderen Materialien, wie Liederbücher und Deko, aufzuräumen, war es schon sehr spät geworden und noch später, bis ich ermattet Feierabend machte. Selbstverständlich lag das „Verschulden“ dieser Situation an meiner Person, da ich keine klaren Absprachen getroffen hatte.

EIN ANDERES BEISPIEL: Wir machten immer monatlich einen größeren Rollispaziergang mit einem schönen Ziel, zum Beispiel zu dem Aussiedlerhof mit Streicheltieren, dem Supermarkt oder der Gärtnerei mit Gewächshäusern. Diesen Tapetenwechsel möglichst vielen Bewohnern zu ermöglichen, ist ohne ehrenamtliche Unterstützung undenkbar und auch unbezahlbar.

Wie wertvoll es für pflegebedürftige Menschen ist, wenn sie aus der Einrichtung herauskommen, wenn sie einen Schwatz über den Gartenzaun mit alten Bekannten oder Nachbarn halten können, wenn sie also Teilhabe an der Gemeinschaft erleben, brauche ich Menschen, die professionell oder ehrenamtlich in einer Pflegeeinrichtung arbeiten, nicht zu erzählen.

Wir hatten das Glück, dass uns viele Bürger der Gemeinde unterstützten und uns auch Angehörige auf den Spaziergängen gerne begleiteten. So machten sich also immer 10 bis 12 ehrenamtlich Engagierte und eine hauptamtliche Betreuungsmitarbeiterin oder meistens auch ich selbst mit den Bewohnern auf den Weg.

Doch bevor es losgehen konnte, galt es, diesen kleinen Ausflug logistisch zu planen. Nicht alle Bewohnerinnen hatten einen eigenen Rollstuhl, außerdem sollten auch nicht immer nur dieselben Bewohner in den Genuss kommen. So waren die Vorbereitungen nach folgendem Fragenkatalog zu treffen:

Wer geht mit? Wer hat einen eigenen Rollstuhl? Wer hat keinen und benötigt einen vom Haus? Welcher Rollstuhl kann von einem anderen Bewohner, der nicht mit kann oder möchte, ausgeliehen werden? Wer schiebt wen?

Dies galt es in einer Liste festzuhalten, damit beim Eintreffen der Helfer kein Chaos ausbrach und jeder wusste, welchen Bewohner er zu schieben hatte.

Dann die Rollstühle selbst: Sind sie straßensicher? Sind Fußstützen da? Sind die Reifen aufgepumpt? Sind die Bremsen in Ordnung? Ist das Sitzkissen vorhanden und sauber? Das alles sind Aufgaben, die von der Organisatorin des Spazierganges zu erledigen sind.

Wenn es soweit war, dass es losgehen sollte – meist gleich nach dem Kaffee nachmittags – und die ehrenamtlichen „Schieber“ kamen, war es häufig so, dass die Helfer nicht wussten, in welchem Zimmer die pflegebedürftige Person wohnt, wo die Jacken zu finden sind, wie man die Jacke jemandem, der im Rollstuhl sitzt, anziehen kann und wie die Fußstützen anzubringen sind.

Ich war überall und bei jedem, unterstützte hier und dort, flitzte hin und her und wenn wir starten konnten, war ich schon fix und fertig!

So waren die hauptamtlichen Mitarbeiter dann nach jeder Aktivität froh, wenn es vorbei war. „Gott sei Dank, das Sommerfest ist rum. Nun kann ich dokumentieren, wer dabei war. Puh – der Spaziergang – wieder geschafft!“

Ohne Einarbeitung der ehrenamtlichen Helfer, ohne klare Absprachen, kann der Spaß und die Freude an der gemeinsamen Aktivität blieben auf der Strecke bleiben!

Da können bei verantwortlichen Leitungspersonen die Gedanken aufkommen, dass es doch einfacher wäre, nur mit hauptamtlichen Mitarbeitern zusammen zu arbeiten. Die Planung und Organisation ist auf professioneller Ebene einfacher und schneller durchzuführen.

Doch wie einseitig wäre das Leben für unsere pflegebedürftigen Menschen in der Einrichtung ohne das freiwillige Engagement? Und es geht bei unserer Arbeit nun mal um die Menschen, die wir betreuen und nicht um unsere eigenen Befindlichkeiten.

Hauptamtliche Mitarbeiter sind verrichtungsorientiert, sie denken in Schichtabläufen, alles ist durchgetaktet. Oft klagen sie über Zeitmangel und versuchen dennoch so gut es geht, bewohnerorientiert, liebevoll und zugewandt ihre Arbeit zu erledigen.

Ehrenamtlich Engagierte aber bereichern das Leben durch Abwechslung, Geschichten von außen und Zeit zum Zuhören. Sie kennen oft die pflegebedürftigen Menschen auch noch aus früheren Tagen und haben oft Biografiewissen.

Wenn ich heute nach dreijähriger Einführung eines strukturierten Ehrenamtskonzeptes und mit meiner Erfahrung als Referentin für das Ehrenamt zurückschaue, kann ich nur den Kopf schütteln und milde über mein damaliges Vorgehen lächeln.

Wenn wir die Ehrenamtlichen gut einarbeiten, sie beteiligen, sie anleiten und begleiten, wenn wir voneinander lernen, den anderen respektieren und wertschätzen, können wir gemeinsam das Beste für unsere pflegebedürftigen Menschen erreichen.

Wenn jeder seine Kompetenzen und Ressourcen am richtigen Platz einbringt, die Hauptamtlichen und die Ehrenamtlichen, wird durch diesen Bürger-Profi-Mix eine individuelle Zuwendung und rundum Versorgung zum Wohle unserer Bewohner gewährleistet.

Darum gilt es, die Hauptberuflichen in der Pflege zur Begleitung und Anleitung der Ehrenamtlichen zu befähigen. Es geht wie so oft um Haltung. Und es geht darum, die Ehrenamtsarbeit konzeptionell zu gestalten. Durch systematisches Vorgehen, durch Strukturen die verlässlich sind und möglichst wenig dem Zufall überlassen.

ACHTUNG:Dieses Buch ist mit dem Erfahrungshintergrund aus einer Pflegeinrichtung in Trägerschaft eines Wohlfahrtsverbandes geschrieben. Beispiele und Erfahrungen stammen aus diesem Zusammenhang. Das Thema Ehrenamt ist in kommunalen Einrichtungen oder in Häusern in privatwirtschaftlicher Trägerschaft genauso wichtig und bedeutsam – insofern sind auch diese Einrichtungen Zielgruppe dieses Buches.

Einführung ins Thema – Grundlagen

Was bedeutet Ehrenamt?

Wenn wir landläufig von Ehrenamt sprechen, meinen wir damit eine unbezahlte, nicht professionell ausgeübte Tätigkeit, die zum Wohle und Dienste der Gemeinschaft und Gesellschaft erbracht wird.

Ralph Fischer, Diakon und Sozialpädagoge, beschreibt in seinem Buch „Ehrenamtliche Arbeit, Zivilgesellschaft und Kirche“1 das freiwillige Engagement mit folgenden Merkmalen:

– Es ist eine frei vereinbarte Tätigkeit.

– Es beinhaltet ein hohes Maß an Selbstbestimmung.

– Es ist nicht an Tarife und Ausbildungsgänge gebunden.

– Es ist kurz- oder mittelfristig veränderbar.

– Es wird ohne Bezahlung (soweit es nicht Kostenerstattung o.Ä. betrifft) geleistet.

Oder anders ausgedrückt – Ehrenamt ist, sich freiwillig, kontinuierlich oder in einem Projekt, unentgeltlich für das Gemeinwohl einzubringen.

Neue Begrifflichkeiten

Wenn wir heute den Begriff Ehrenamt verwenden, klingt er oft verstaubt und jüngere Menschen können sich nicht gut mit ihm identifizieren. Mehr und mehr rückt der Begriff „Engagement“ in den Mittelpunkt – wie zum Beispiel: Zivilgesellschaftliches Engagement, Bürgerschaftliches Engagement, Freiwilliges Engagement oder Ehrenamtliches Engagement. Doch der Begriff Ehrenamt ist trotz allem ein etablierter Begriff, mit dem die meisten Menschen, die sich freiwillig engagieren, ihr Engagement auch selbst bezeichnen.

Der Freiwilligensurvey, eine Umfrage über das zivilgesellschaftliche Engagement, den die Bundesregierung alle fünf Jahre veröffentlicht, hat in der Umfrage auch das Thema der Bezeichnung aufgegriffen. Hier haben im Jahre 2009 die Engagierten am häufigsten den Begriff „Freiwilligenarbeit“ gewählt, um ihre Tätigkeit zu charakterisieren.2

In der Dekade, die der Freiwilligensurvey beobachtet hat, gab es keine Abwendung vom Begriff Ehrenamt. Zwar ist diese kulturelle Vorstellung weiterhin mehr für ältere Menschen und eher für Männer typisch, dennoch hat sie inzwischen auch bei den Menschen im Alter von unter 46 Jahren wieder mehr Anhänger gewonnen. Auch der Begriff des bürgerschaftlichen Engagements genießt seit 1999 mehr Popularität.

Theo Wehner und Stefan T. Güntert beschreiben in ihrem Buch „Psychologie der Freiwilligenarbeit“3 den Begriff der Frei-gemeinnützigen Tätigkeit:

MERKSATZ:„Frei-gemeinnützige Tätigkeit umfasst unbezahlte, selbst oder institutionell organisierte, sozial ausgerichtete Arbeit; gemeint ist ein persönliches, gemeinnütziges Engagement, das mit einem regelmäßigen, projekt- oder eventbezogenen Zeitaufwand verbunden ist, prinzipiell auch von einer anderen Person ausgeführt und potentiell auch bezahlt werden könnte.“

Die drei Merkmale – FREI – GEMEINNÜTZIG – und TÄTIGKEIT – werden wie folgt beschrieben.

– FREI: Freiwillige Arbeit ist frei, autonom, unabhängig. […] Die Koordination kann nicht nach der Logik der Erwerbsarbeit funktionieren.

– GEMEINNÜTZIG: Freiwilligenarbeit ist gemeinnützig, sie leistet einen gesellschaftlichen Mehrwert. […]

– TÄTIGKEIT: Freiwillige Arbeit ist eine sinnorientierte Tätigkeit. […]

Die Autoren einigen sich darauf, den Begriff „Freiwilligenarbeit“ zu verwenden. Sie verweisen dabei auf die Fachliteratur von Rosenbladt, 2000, S. 51.

MERKSATZ:„Freiwilligenarbeit umfasst jede selbstgewählte und ohne Entlohnung in Gemeinnützigen Bereichen geleistete Arbeit; ganz gleich ob es sich bspw. um die informelle Hilfe einer Nachbarin gegenüber, oder die durch eine Non-Profit-Organisation formell angebotene Migrantenbetreuung handelt. Freiwilligenarbeit ist als Begriff nicht zuletzt auch deshalb verbreitet, weil Freiwillige selbst diesen am häufigsten zur Kennzeichnung ihres Tätigseins benutzen.“

Da ich aber denke, dass es wichtig ist zu vermitteln, dass wir in der Altenhilfe von den Freiwilligen keine Arbeit im üblichen Sinne, wie zum Beispiel pflegerische Tätigkeiten, erwarten, sondern eine Bereicherung durch Zuwendung und Zeit für die pflegebedürftigen Menschen und dadurch natürlich gleichzeitig eine Unterstützung der Hauptberuflichen, werde ich in diesem Buch vor allem die Begriffe EHRENAMT, FREIWILLIGES ENGAGEMENT und EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT verwenden.

Entwicklungslinien des Ehrenamtes

Um die Ehrenamtsarbeit mit der heutigen Generation der freiwillig Engagierten gelingend zu organisieren, zu wissen was gebraucht wird und welche Erwartungen bestehen, ist ein Einblick in die Traditionen des Ehrenamtes wichtig.

Historie des Ehrenamtes

Das Thema ist sehr vielschichtig und man kann in der Geschichte kein „Startdatum“ des Ehrenamtes erkennen – anderen Menschen zu helfen ist sicherlich so alt, wie es menschliche Gemeinschaften gibt.

Das Ehrenamt, wie wir es heute kennen, hat sich im Laufe von Jahrhunderten entwickelt und wie alle Lebensbereiche den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen angepasst und sich mitverändert.

Hier zeige ich einige Entwicklungsschritte auf, die aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben4:

– Aus den Auswirkungen der französischen Revolution (1789 – 1799) in Deutschland entwickelt sich der Begriff des Ehrenamtes und meint die politische Beteiligung der (männlichen) Bürger an den Geschicken des lokalen Gemeinwesens. Das Ehrenamt kommunaler Bürgermeister und Stadträte wird durch die preußische Städteverordnung 1808 erstmals kodifiziert.

– Aus der städtischen Bürgergesellschaft bildet sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein buntes Vereinsleben heraus. Frei gewählt und ohne staatliche Verpflichtung befassen sich die Vereinsaktivitäten mit Bildung wie z.B. Lesegemeinschaften, Kultur, Geselligkeit und Sport, wie Burschen- und Turnerorganisationen.

– Im Vorfeld der 1848er Revolution entstehen politische Interessensorganisationen und gewerkschaftliche Aktivitäten.

– Im Zuge der Industrialisierung und der damit aufkommenden Armenproblematik entstehen seit Mitte des 19. Jahrhunderts soziale Hilfsorganisationen. Hier ist z.B. das Elberfelder Modell der Armutsverwaltung zu nennen. Die Industriestadt Elberfeld wurde in mehrere hundert Quartiere verteilt innerhalb derer je ein ehrenamtlich tätiger (männlicher) Bürger maximal vier Arme und deren Familien betreute. Dieses Modell war viele Jahrzehnte Vorbild für andere Städte.

– Anfang des 20. Jahrhunderts mit Einführung des Subsidiaritätsprinzips, das besagt, dass die Gemeinschaft nur unterstützend, also subsidiär eingreifen darf, wenn der zunächst selbst verantwortliche Einzelne überfordert ist und nur, indem sie Hilfe zur Selbsthilfe leistet, die Eigenkraft des Einzelnen fördert und diese niemals überspringt und schwächt, entstehen aus Hilfsorganisationen (Kirchlich oder Arbeitermilieu orientiert) unsere heutigen großen Wohlfahrtsverbände. (vgl. Thamer 2000).

– In den späten 1960er-Jahren entstehen durch Wertewandlungen, Rebellion und Öffnung in den anglikanischen Raum neue soziale Bewegungen bspw. im ökologischen oder soziokulturellen Bereich.

Frauen im Ehrenamt

Die Zivilgesellschaft war also in ihren Anfängen männlich dominiert. Frauen waren in den lokalen Angelegenheiten, in denen es vor allem um ein Mitwirken in politischen und gesellschaftlichen Belangen, um Status und Anerkennung ging, ausgegrenzt. In den Zeiten der Vereinsgründungen des Bürgertums fand man vereinzelt Frauen im Vereins-, Club- und Zirkelwesen. Um die Revolutionsjahre (1848) gründeten Frauen dann auch eigenständige Vereine, die ihre Vereinsarbeit mit wohltätigen Zwecken verbanden.

Die Zeit des Kaiserreiches (1871 – 1918) ist in Deutschland die Zeit der Hochindustrialisierung und Urbanisierung. Es ist die Zeit, in der es noch keine Sozialsysteme gibt, die Zeit, in der Armut, Krankheit und Bedürftigkeit noch nicht abgesichert sind. In dieser Zeit brechen die Frauen das Männermonopol mit selbstorganisierten und caritativen Aktivitäten5.

Ehrenamt und Kirche