Friede sei mit dir, Israel. Verpflichtung und Vermächtnis - Hans Hermann Cordes - E-Book

Friede sei mit dir, Israel. Verpflichtung und Vermächtnis E-Book

Hans Hermann Cordes

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Beschreibung

Der Autor Hans Hermann Cordes erzählt von seinen Beziehungen zu Israel, zurückblickend von den Besuchen Israels in den vergangenen dreißig Jahren; berichtet von beruflichen Tätigkeiten und persönlichen Freundschaften, über den Kollegenaustausch zwischen zwei Partnerstädten und über seine Einstellung zu dem Land und seinen Nachbarn vor dem historischen Hintergrund.

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Seitenzahl: 154

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Hans Hermann Cordes

Friede sei mit dir, Israel

Verpflichtung und Vermächtnis

Impressum eBook:

ISBN 978-3-86901-711-2

Copyright (2009) Engelsdorfer Verlag

Impressum Printausgabe:

Bibliografische Information durch

die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d.-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86901-599-6

Copyright (2009), Engelsdorfer Verlag

Bremen 2009

Alle Rechte liegen beim Autor.

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

15,00 Euro (D)

Inhalt

Prolog
Segen und Weisheit
Ein Segenswunsch für Jerusalem
Geschichtliche Daten des Judentums
Reisen in das Heilige Land
Die zwölf Stämme Israel
Via Dolorosa
Kibbuz im Negev
Arbeitsbesuche in Haifa und Bremen
Der Israelische Städtebund
Jerusalem
In Haifa und anderswo
„Nahariya bleibt deutsch!“
Der Segen des Bürgermeisters
Der Merkaz Carmel
Die Alijot bis 1948
Alijot seit der Gründung des Staates
Chaim Arlosoroff
Yad Vashem
Die Bahá’i-Religion
Die Deutsche Kolonie
Jakob und Selma und andere Begegnungen
Jakob und Selma
Herta aus Wien
Mirjam und Shmuel
Ich bin Jeanne
Ellen und Alfred
Marga und Gad
Renée und Otto
Thomas
Würde und Licht
Nun erst fand mein Leben Würde,
Epilog
Glossar
Bethesda
Intifada
Judas Ischarioth
Shabat, Sabbat
Israelische Währung, NIS.
Schutzraum.
Zeloten
Zichron Yaakov
Zippori
Quellennachweis

Prolog

Bekannte und Nachbarn kamen ab August 1948 regelmäßig abends zu uns ins Haus, wenn im Radio vom Schwurgerichtsprozess über die Morde in der Reichspogromnacht im Bremer Norden berichtet wurde. SA-Leute hatten in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 drei Menschen brutal ermordet, nur weil sie Juden waren. 10 Jahre nach diesen abscheulichen Bluttaten sollten die Verbrechen in der NS-Zeit durch ein ordentliches Gericht aufgearbeitet und strafrechtlich abgeurteilt werden. Zu den Opfern zählte neben einem bekannten Arztehepaar ein Monteur, dessen Leiche die Mörder auf einem Acker verscharrt hatten und die einige Tage später entdeckt wurde. Wie ein Lauffeuer hatte sich das politisch motivierte Verbrechen damals in den nordbremischen Gemeinden herumgesprochen.

Auf der Anklagebank saßen mehrere Männer, u.a. der vormalige Bürgermeister der Gemeinde, der einen bewusst vage gefassten Befehl ausführen ließ, und ein Verwandter der Familie, zu dem Vater aber wegen dessen Zugehörigkeit zur SA in den letzten Jahren wenig Kontakt gehabt hatte. Vater war entsetzt und fassungslos, dass und wie sein Cousin zum Mörder werden konnte. Nach Abschluss der Verhandlung vor dem Schwurgericht geißelte die Staatsanwaltschaft in ihren Plädoyers die menschenverachtende Abscheulichkeit der Verbrechen und forderte für die 11 Angeklagten die Höchststrafe. Das Gericht verurteilte den Sohn des Onkels meines Vaters zu 15 Jahren Zuchthaus. Nach einigen Jahren wurde er bereits vorzeitig wieder in die Freiheit entlassen.

Segen und Weisheit

Ein Segenswunsch für Jerusalem

Ich freute mich über die, die mir sagten:

Lasset uns ziehen zum Haus des HERRN!

Nun stehen unsere Füße

in deinen Toren, Jerusalem.

Jerusalem ist gebaut als eine Stadt,

in der man zusammenkommen soll,

wohin die Stämme hinaufziehen,

die Stämme des HERRN,

wie es geboten ist, dem Volke Israel

zu preisen den Namen des HERRN.

Denn dort stehen die Throne zum Gericht,

die Throne des Hauses David.

Wünschet Jerusalem Glück!

Es möge wohl gehen denen, die dich lieben!

Es möge Friede sein in deinen Mauern

und Glück in deinen Palästen!

Um meiner Brüder und Freunde willen

will ich dir Frieden wünschen.

Um des Hauses des HERRN willen,

unseres Gottes, will ich dein Bestes suchen.

(Von David, ein Wallfahrtslied,

Psalm 122, um 1000 v.Chr.)

Geschichtliche Daten des Judentums

15.–13. Jh. v. Chr. Einwanderung der israelitischen Stämme,

um 1225 v. Chr. Auszug des Volkes Israel unter Moses’ Führung in das Land östlich des Jordans,

um 1000 v. Chr. David erhebt Jerusalem zur Hauptstadt,

925 v. Chr. Teilung des Reiches in Juda und Israel,

721 v. Chr. Assyrisches Exil,

587– 538 v. Chr. Babylonisches Exil,

um 540 v. Chr. Rückkehr nach Zion,

515 v. Chr. 1.Tempel in Jerusalem,

166 v. Chr. Erhebung der Makkabäer,

20 v. Chr. Tempelneubau durch Herodes,

66 n. Chr. Jüdisch-Römischer Krieg,

132 n. Chr. Aufstand unter Führung von Bar Kochba,

321 erste nachweisliche jüdische Gemeinde in Köln,

ab 8. Jh. Kulturelle Blütezeit in Spanien,

1096 Verfolgungen während der Kreuzzüge,

1290 Vertreibung aus England,

1348/49 Höhepunkt der Verfolgung in Deutschland,

1394 Vertreibung aus Frankreich,

1492 Vertreibung aus Spanien,

18 Jh. Emanzipationsbestrebungen,

1881 u. 1905 Pogrome in Russland,

1896 Theodor Herzl begründet den Zionismus,

1917 Balfour–Deklaration, nach Lord Balfour, dem britischen Außenminister benannt,

1933 Aufruf zum Judenboykott in Deutschland nach der Machtübernahme Hitlers,

1938 Pogromnacht in Deutschland, häufig als Kristallnacht verharmlost,

1941–1945 Vernichtungslager des NS-Regimes in Europa,

1948 Gründung des Staates Israel.

Menorah - Siebenarmiger Leuchter

Im Judentum weist die Zahl Sieben auf die Weisheit Gottes hin oder auf das, was in Übereinstimmung mit Gottes Ratschluss steht.

Als Moses auf dem Berg Sinai die 10 Gebotstafeln und den Auftrag zur Errichtung eines Heiligtums, des Stiftzelts, erhielt, gehörte dazu auch ein Leuchter, die Menorah. Die Israeliten trugen während ihrer vierzigjährigen Wanderschaft stets das Stiftszelt als auch die Menorah mit sich, bis diese Symbole Bestandteil im 1.Tempel wurden. König Salomo ließ 10 goldene Menorot aufstellen. Im 2.Tempel stand dann wieder nur ein Leuchter, der bei der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. von der römischen Besatzungsmacht unter Titus geraubt wurde. Die Menorah gilt seither als verschollen.

Reisen in das Heilige Land

Diakonische Reise nach Israel Ostern 1973

-Zwei Wochen im Heiligen Land-

Ein Reisebericht

Reiseverlauf

Jerusalem – See Genezareth mit Tabgha und Capernaum, Golan-Höhen, Jordanquellen und Baneas (Cäsarea Philippi) – Nazareth, Haifa – Akko und Rosh Hanikra, Zichron Yaakov und Cäsarea am Meer – Nablus, Jerusalem und Bethlehem - Totes Meer, Massada – Wüste Arava (Teil des Negev) und Eilat – Beersheva, Tel-Aviv mit Jaffa – Jerusalem und Lod.

Jerusalem

Ankunft und Übernachtung im Youth Hostel in Ein Karem, einem heutigen Vorort von Jerusalem. In Sichtweite befindet sich das Hadassah-Krankenhaus mit den berühmten Glasbildern Chagalls der Darstellung der zwölf Stämme Israels:

Die zwölf Stämme Israel

(1. Mose, 29-30, 35)

Reuben

Simeon

Levi

Benjamin

Judah

Joseph

Dan

Zebulun

Naphtali

Issachar

Asher

Gad

Ein Karem gilt als Stätte der Begegnung zwischen Maria und ihrer Verwandten Elisabeth, der Maria von der Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel erzählt.

‚Maria stand aber auf in den Tagen und ging auf das Gebirg eilends zu einer Stadt in Juda und kam in das Haus des Zacharias und grüßte Elisabeth.’ (Lukas 1, 39-40).

Am nächsten Morgen Begrüßung durch die israelische Reiseleiterin Hanna, die uns von nun an die kommenden zwei Wochen begleitete und uns zunächst zum Modell des Herodianischen Tempels führte. Diese Miniatur des alten Jerusalem zur Zeit Jesu im Maßstab 1:50 soll der historischen Wirklichkeit sehr nahe kommen. Hanna und unser eigener diakonischer Reiseleiter gaben sich alle Mühe, uns biblisch-historisch umfassend zu informieren, so dass die Automaten ihr Wissen ungefragt für sich behalten durften. Auf einer kleinen Anhöhe weidete eine Herde blökender Osterlämmer.

Die Fahrt führte durch das Kidron-Tal, zum Ölberg und zum nahe gelegenen Garten Gethsemane (Joh.18,1) mit seinen uralten Olivenbäumen, die zweitausend Jahre alt sein sollen und aus der Zeitenwende stammen könnten. Auf dem Ölberg erinnerten wir uns an die Leidensgeschichte des HERRN, seine Kreuzigung und seinen Tod. Unser Blick schweifte von hier hinüber zur Altstadt mit der sie umgebenden Mauer, zum Felsendom, der El Aqsa-Moschee, dem zugemauerten Goldenen Tor und zum Dung-Tor.

Nach gründlicher Leibesvisitation erreichten wir die Klagemauer. Sie stellt den Rest der Umfassungsmauer des Zweiten Tempels dar. Noch heute beklagen die Juden die Zerstörung des Tempels durch Titus im Jahre 70 n. Chr. Wir zogen die Schuhe aus und betraten den Felsendom. In der Mitte ragt die Spitze des Moria-Felsens heraus, auf dem Abraham dem HERRN seine Opfer brachte (1. Mose, 22).

In der Via Dolorosa gelangten wir zur Kirche der Schwestern Zions, die auf den Fundamenten der Burg Antonia errichtet wurde. Die Burg war Amtssitz der römischen Statthalter in Jerusalem, so auch von Pontius Pilatus. Die Grabeskirche wurde über der Schädelstätte Golgatha/Golgota und über dem Grab Jesu erbaut. Kaiser Konstantin ließ im Jahre 336 n. Chr. an dieser Stelle eine Basilika errichten, die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört und immer wieder aufgebaut wurde, zu der Zeit aber noch außerhalb der Stadtmauern lag.

Via Dolorosa

St. I Festung Antonia: Pilatus verurteilt Jesu.

St. II Lithostrotos: Jesus nimmt das Kreuz auf sich.

St. III Jesus fällt unter der Last des Kreuzes.

St. IV Jesus begegnet seiner Mutter unter dem Kreuze.

St. V Simon von Cyrene hilft, Jesus das Kreuz zu tragen.

St. VI Veronika trocknet Jesu Antlitz.

St. VII Jesus fällt ein zweites Mal.

St. VIII Jesus spricht zu den weinenden Frauen.

St. IX Jesus fällt ein drittes Mal.

St. X Kalvaria: Jesus wird seiner Kleider beraubt.

St. XI Kalvaria: Jesus wird ans Kreuz genagelt.

St. XII Kalvaria: Jesus stirbt am Kreuz.

St. XIII Kalvaria: Jesu Leichnam wird vom Kreuz genommen.

St. XIV Heiliges Grab: Jesu Leichnam wird in das Grab des Joseph von Arimathäa gelegt.

Unser Busfahrer Yitzchak fuhr uns in das moderne Jerusalem zum Besuch des Israel-Museums mit dem Schrein des Buches (Shrine of the Book), in dem die Rollen aus den Höhlen von Qumran aufbewahrt werden.

Die Knesset wartete derweil bereits auf uns mit allerlei verständlichen Sicherheitsvorkehrungen und -maßnahmen. Hannas leicht abschätzende Bemerkungen auf das nicht einmal mäßig besetzte Plenum waren zugleich Entschuldigung und mangelndes Interesse. Ich ersuchte um Auskunft über einen Knesset-Haver namens Alter. Die Bemühungen verliefen ohne greifbares Ergebnis.

Ich erinnere mich an eine viel erzählte Anekdote aus der Knesset. Die Politiker Sprinzak von der sozialdemokratischen Mapai und Begin von der rechts stehenden Cherut-Partei lieferten sich in einer Parlamentsdebatte ein hitziges und zugleich amüsantes Wortgeplänkel und warfen sich gegenseitig mangelnde humanistische Bildung vor. Es ging dabei um die richtige Aussprache des römischen Redners Cicero. Während Sprinzak für Kikero plädierte, entschied sich Begin für Zizero. Das ging unter größtem Amüsement der Abgeordneten eine gewisse Zeit lang hin und her, bis Begin als Sieger die Walstatt verließ mit der Bemerkung:

„Ich sage zu ihnen ja auch Sprinzak und nicht Sprinkack!“

Zum Mittagessen war ich in ein Restaurant in der Herbert-Samuel-Straße eingeladen worden. Das Jerusalemer Büro eines Bremer Rechtsbeistandes hatte das Treffen arrangiert. Ich muss zugeben, der Name Herbert Samuel sagte mir wenig. Aber ich erinnerte mich daran, in dieser schmalen, fast unscheinbaren Straße 1961 in einem Kunstgewerbegeschäft eine kleine Keramikfigur erstanden zu haben. Die Verkäuferin bedeutete mir damals auf meine Frage, nach Herbert Samuel hätte in Jerusalem wegen seiner Verdienste für die spätere Staatsgründung eine bedeutendere Straße benannt werden müssen. 1920 war er zum Hochkommisar für Palästina ernannt worden.

Jericho, Jordantal, Golan-Höhen,

See Genezareth (Kinneret)

Am Nachmittag verließen wir die heilige Stadt und gelangten durch das Jordantal nach Jericho, machten zuvor aber eine kurze Rast in Bethanien, dem Lieblingsort des HERRN. Hier wohnten der Überlieferung nach Maria und ihre Schwester Marta sowie deren Bruder Lazarus, den der Heiland wieder zum Leben erweckte. Der arabische Name Al-Azariye hält bis heute die Erinnerung an Lazarus wach.

Der Weg hinunter zum Jordantal führt durch eine mit wenigen Sträuchern und Büschen bewachsene karge Gebirgslandschaft. Diese unwirtliche Gegend, in der Banditen und Wegelagerer ihr Unwesen trieben und Vorbeiziehende überfielen und ausraubten, ist wie geschaffen für das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter, der einem überfallenen Opfer zur Hilfe kam.

‚Ein Samariter aber reiste und kam dahin; und da er ihn sah, jammerte ihn sein, ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm und hob ihn auf sein Tier und führte ihn in eine Herberge und verpflegte sein.’ (Lukas 10, 33-34).

Jericho ist eine der ältesten Städte der Welt. Hier besuchte Jesus den Zöllner Zachäus und machte einen Blinden wieder sehend.

Am Abend erreichten wir Karei Deshe am See Genezareth und übernachteten in einer Jugendherberge, deren Baustil an ein umgebautes Landhaus eines früheren hohen britischen Mandatsbeamten erinnerte und genossen endlich die lang vermisste heiße Dusche.

Der Königstraße folgend, die von Ägypten kommend über den Golan nach Damaskus führte, entlang der syrischen Grenze, gelangt man nach Baneas, dem biblischen Cäsarea Philippi. Der Name Baneas leitet sich vom griechischen Hirtengott Pan ab.

Hanna vergaß nicht, auf den tapferen Einsatz der israelischen Soldaten im Sechs-Tage-Krieg von 1967 hinzuweisen. Hier auf dem Golan errichteten die Israelis ein Denkmal zu Ehren ihrer Gefallenen. Von den Höhen des Golan hatten die Syrer ein leichtes Spiel, die Dörfer unten am See unter Beschuss zu nehmen und die Bewohner zu überfallen.

Unser erstes Ziel an diesem frühen Morgen war die Brotvermehrungskirche im nahen Tabgha mit ihren ebenso prachtvollen wie beeindruckenden Bodenmosaiken. Hinter dem Altar: ein Korb mit Broten und zwei Fischen. Wenn auch nach neueren und ernst zu nehmenden Forschungsergebnissen die Speisung der Fünftausend nicht auf dieser Seite, sondern wohl am Ostufer des Sees stattgefunden haben dürfte, so mindert dies nicht die Erinnerung an unseren HERRN. Die kleine Gedächtniskirche Mensa Christi am See lädt die Gläubigen zum Verweilen und Innehalten ein. Hier an dieser Stelle war der HERR seinen Jüngern als Auferstandener erschienen und hatte ihnen den Tisch mit Brot und Fischen bereitet.

Der Weg führte uns weiter nach Capernaum, vorbei am Berg der Seligpreisungen. Von den einst blühenden Städten der Dekapolis sind nur noch Ruinen übrig geblieben. (Weherufe Jesu in Lukas 10, 13-15).

‚Weh dir, Chorazin! Weh dir, Bethsaida! Denn wären solche Taten zu Tyrus und Sidon geschehen, die bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche gesessen und Buße getan.

Doch es wird Tyrus und Sidon erträglicher gehen im Gericht als euch.

Und du, Kapernaum, wirst du bis zum Himmel erhoben? In die Hölle wirst du hinuntergestoßen werden.’

Ein Teil des alten Capernaum ist mit dem Haus des Petrus und einer Synagoge ausgegraben worden, in der Jesus gelehrt und den Besessenen geheilt hat.

Mit einem Ausflugsboot setzten wir nach Ein Gev über, gegenüber von Tiberias gelegen.

Der See Genezareth hat eine Länge von 21 km, die größte Breite beträgt 12 km, und liegt 212 m unter dem Meeresspiegel. In der Mitte des Sees wurde der Motor abgestellt und unser Reiseleiter las den Bericht von der Stillung des Sturmes (Markus 4, 35-41). Im Kibbuz Ein Gev wurde eine Spezialität gekauft: gefrorene Datteln. Mit Yitzchak und seinem Bus fuhren wir weiter nach Tiberias und seinen heißen Quellen. Die Stadt entstand in der Zeit nach Christus, zählt zu den heiligen Stätten des Judentums und wurde nach dem römischen Kaiser Tiberius benannt.

Weideland, Raps- und andere Getreidefelder erinnern im Frühjahr schon ein wenig an eine deutsche Mittelgebirgslandschaft. Nördlich der Straße erheben sich die sogenannten Hörner von Hittim, wo 1187 Sultan Saladin der Große die Kreuzfahrer geschlagen hat.

Nazareth, Megiddo, Haifa

Unser nächstes Ziel war Nazareth, eine arabische Stadt. Nach dem verspäteten Mittagessen sangen wir dem Wirt zum Dank das hebräische Lied:

‘Hinei ma tov u ma nahim,

shevet achim gam yachad.

Seht, wie fein und lieblich ist’s,

wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.’

Dieses Lied begleitete uns die ganze Reise über.

Am späteren Nachmittag brachen wir aus der Stadt auf, in der Maria und Josef mit ihrer Familie die meisten Jahres ihres Lebens verbracht hatten und gelangten durch die Ebene Jesreel, dem schon im Altertum legendären Schlachtfeld, nach Haifa, der größten Hafenstadt des Landes, in der Araber, Christen und Juden friedlich leben und einen, wenn auch schwierigen, aber doch verständnisvollen Umgang miteinander pflegen.

Der britische General Allenby entschied in dieser Ebene 1918 den Krieg im Vorderen Orient und 1948 besiegten die Israelis hier ein arabisches Heer.

In der Endzeit werden hier in der Gegend von Megiddo, dem biblischen Armageddon (Harmagedon), die antichristlichen Mächte besiegt (Offenbarung des Johannes 16, 16).

Besuch bei Freunden

Während sich die Reisegruppe auf den Weg in die alte Kreuzfahrerstadt Akko und zu den Grotten von Rosh Hanikra, dem Haupt auf dem Felsen, an der libanesischen Grenze, machte, verblieb ich an diesem Tag in Haifa bei meinen alten Freunden, dem Ehepaar Jakob und Selma Sonnenberg in der Shulamith Straße auf dem French Carmel. Ich hatte das Ehepaar vier Jahre zuvor in Bremen kennengelernt, als sie für einige Wochen hier weilten, um ihre Schadensangelegenheiten im Lastenausgleich zur regeln.

Selma hatte an diesem Tag Geburtstag, was ich aber beim Eintreffen im Beit Sonnenberg, einem heute unter Denkmalschutz stehenden Hause am Rande einer Schlucht, noch nicht wusste. Das Wiedersehen war umso herzlicher, begegneten mir doch noch weitere liebe Menschen, die uns in den kommenden Jahren alle bis zum Ende ihres Lebens sehr verbunden waren, wie Jeanne und ihre Mutter, Herta Lakshin aus der Shoshanat Hacarmel Straße auf dem Merkaz Carmel. Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind. Zum Abschied geleitete mich Jakob zur Panorama-Straße, von der aus man einen herrlichen Blick über die gesamte Bucht von Haifa hat. Eine Düsenjägerstaffel donnerte über uns hinweg und Jakob bemerkte, es könne in den nächsten Monaten einen neuen, den vierten Krieg geben. Er sollte Recht behalten.

Cäsarea am Meer, Petach Tikwa

Palmsonntag

Am Palmsonntag führte uns die Fahrt vorbei an Bananen-, Zitronen- und Orangenplantagen. Über den Weinort Zichron Yaakov gelangten wir nach Cäsarea am Meer, dem Hauptsitz der römischen Statthalter. Die alten Römer dachten durchaus praktisch, wenn sie die Statuen ihrer jeweiligen Herrscher in der Empfangshalle kopflos ließen. Wurde in Rom ein neuer Kaiser gekürt, setzte man dem Torso seinen Kopf auf und tauschte ihn erst wieder bei einem erneuten Machtwechsel aus. Am Eingang zum Amphitheater befindet sich ein Stein, auf dem der Name Pontius Pilatus eingraviert worden ist. Dieser Stein wurde in einer Kreuzfahrerfestung gefunden und stellt den einzigen außerbiblischen Beweis für die Existenz des Pilatus dar.

Zu Mittag wurde im Youth Hostel Tel Aviv gegessen und dann nach Petach Tikwa weitergefahren, einer Gründung des Barons Rothschild aus dem Jahre 1878.

Nablus, Arad

Weiterreise auf die Westbank, zunächst in nördlicher Richtung nach Qalqilya und Tulkarm, Hochburgen des palästinensischen Widerstandes, nach Nablus, der größten Stadt im Westjordanland.

Noch bevor wir Nablus, das biblische Sichem erreichten, entwickelte Hanna eine unverkennbare Unruhe in der Hoffnung, von der Polizei keine Erlaubnis für die Einreise in die Stadt zu erhalten. Wir durften dennoch mit der Auflage, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Um den Bus herum sammelten sich wenig vertrauenerweckende Gestalten, wild gestikulierend, anscheinend zu allem bereit und entschlossen.

Am Jakobsbrunnen, eine der belegten historisch-biblischen Stätten, traf Jesus die Samaritanerin und bat sie, ihm zu trinken zu geben:

‚Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten’.

‚Ich bin’s, der mit dir redet.’ (nämlich der Messias, Evangelium Joh. 4, 14, 26).

Auf dem Berg Garizim, gegenüber von Nablus, befindet sich das Heiligtum der Samaritaner, einer Sekte, die von Moses Schwiegervater, Jethro, gestiftet wurde und die ihn als ihren Stammvater verehrt.

Noch vor der beginnenden Dunkelheit wollte Yitzchak bei seiner Familie sein, um mit ihr den Seder des beginnenden Pesach-Festes zu feiern. So ging die Fahrt über Bethlehem, was zu deutsch soviel wie Haus des Brotes