Friendship Modell - Karl H. Schäffner - E-Book

Friendship Modell E-Book

Karl H. Schäffner

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Beschreibung

Das Friendship Modell ist ein in sich schlüssiges Kommunikationssystem für langfristige, positive Beziehungen. Zur konfliktarmen Wahrung der eigenen Interessen, stellt es den oder die Gesprächspartner, ihre Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen, aber auch ihre Sorgen und Ängste in den Mittelpunkt der Argumentation. Das Friendship Modell ist einfach, leicht verständlich und universell anwendbar. Anwendungsgebiete des Friendship Modells in der Wirtschaft oder in der Verwaltung erstrecken sich auf alle internen und externen kommunikativen Bereiche eines Unternehmens.Es ist aber ebenso gut für den privaten Sektor und das eigene gesellschaftliche Umfeld ein guter Ansatz, Kommunikation bewusster und langfristig erfolgreich und positiv besetzt zu gestalten. Für Diskussionen und Anregungen steht der Autor unter der Mail Adresse [email protected] zur Verfügung.

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Karl H. Schäffner

Friendship Modell

langfristig erfolgreiche Kommunikation

 

 

 

Dieses eBook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

„Ohne Kommunikation keine Sozialisation!“

Das Friendship Modell und Kommunikationserfolg

Das Friendship Modell und die Beziehungsebene

Das Friendship Modell und die Sprache.

Das Friendship Modell und die Kommunikationsvorbereitung

Das Friendship Modell und die Rede-, Präsentations-, Verhandlungsdurchführung.

Das Friendship Modell in der Diskussion.

Das Friendship Modell und die Körpersprache

Das Friendship Modell und Präsentationshilfen

Friendship Modell und Redeangst

Danke!

Kontaktadresse für Seminare oder Beratung: [email protected]

Impressum

„Ohne Kommunikation keine Sozialisation!“

Diesen Satz von Paul Watzlawick stelle ich deshalb an die Spitze des Buches, weil er die Grundlage meines Friendship Modells für erfolgreiche Kommunikation darstellt.

Das täglich Leben zeigt: Jedes zwischenmenschliche Problem hat zumindest eine kommunikative Komponente. Oder auch: Trotz Kommunikation funktionieren viele Gesellschaften schlecht. Wenn man die watzlawicksche Erkenntnis im Sinne einer Optimierung gesellschaftlicher Beziehungen erweitert, dann erkennt man zwangsläufig, dass die Qualität der Kommunikation der bestimmende Faktor für die positive oder negative Ausprägung sozialer Gemeinschaften darstellt. Es ist dabei unerheblich, ob es sich um eine Zweierbeziehung, beispielsweise in Form einer Partnerschaft, ein berufliches Umfeld, die Beziehung zu Kunden oder, im ganz großen Rahmen gesehen, ein ganzes Volk oder auch bi- und multilaterale Beziehungen zwischen Staaten, oder Völkern handelt.

Bei dieser Erkenntnis setzt das Friendship Modell an.

Das Ziel des Friendship Modells ist es, langfristige positive Beziehungen auf zu bauen und zu erhalten. Die Erkenntnisse, die die Basis dieses Kommunikationsmodells darstellen, stammen aus meiner nunmehr zwanzigjährigen Erfahrung als Kommunikationsberater und –trainer. Mein Credo war von Beginn an die Partner orientierte Kommunikation. Dieser Ansatz hat sich im Laufe der Jahre immer weiter vertieft und so entstand schließlich das Friendship Modell.

Der schnelle „Einmal Erfolg“, überreden statt überzeugen und ähnliche Ansätze aus Undingen wie zum Beispiel „Kampfrhetorik“, haben im Friendship Modell keinen Platz. Das Friendship Modell ist in allen zwischenmenschlichen Beziehungen einsetzbar, in der Partnerschaft, im Umgang mit KollegInnen, bei Besprechungen und Präsentationen oder auch im Verkauf. Es bietet aber keine Anleitung für „Hard Selling“, niemand will den Partner über den Tisch ziehen oder durch den gezielten Einsatz von allenfalls vorhandener Macht „siegreich“ sein.

Daraus ist bereits ersichtlich, dass in meinem Modell der Begriff „Kommunikationserfolg“ immer als zumindest zweiseitige Sache betrachtet wird. Wenn in einem Gespräch ein Teilnehmer „gewonnen“ und der andere „verloren“ hat, so hat das mit dem Friendship Modell nichts zu tun. Nur wenn alle Beteiligten mit geradem Rücken und erhobenem Kopf das Besprechungszimmer verlassen, dann wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit soeben das Friendship Modell bewusst oder unbewusst praktiziert.

Die einzelnen Komponenten des Modells sind vielfach nicht neu. Neu ist die Konzentration dieser bewährten Strategien und Verhaltensweisen in einem, in sich schlüssigen System, das ich das Friendship Modell nenne. Mit dieser Bezeichnung ist der innerste Kern dieses Kommunikationsmodells in bestmöglicher Art beschrieben. Friendship kann keine Einbahnstraße sein. Friendship hat nicht nur das eigene Wohl im Auge. Friendship siegt nicht, sie verhilft zum gemeinschaftlichen Erfolg. Friendship verletzt nicht, sondern heilt alte kommunikative Wunden. Geben wir dem Friendship Modell eine Chance!

Karl H. Schäffner

Das Friendship Modell und Kommunikationserfolg

Stellen wir uns zu Beginn die Frage, warum wir eigentlich kommunizieren. Die Antworten können durchaus vielfältig sein:

Der Experte sagt: „Ich möchte meine Gesprächspartner von meinen Vorschlägen überzeugen!“

Der Lehrer sagt: „Ich möchte meinen Schülern etwas beibringen!“

Der Verkäufer sagt: „Ich möchte meine Umsatzvorgaben erfüllen!“

Der Vater sagt: „Ich möchte meine Kinder gut erziehen!“

Der Verliebte sagt: „Ich möchte dieses hübsche Mädchen gerne heiraten!“

Alles das, was wir aufgezählt haben, sind einige gute Gründe, in einen Kommunikationsprozess ein zu steigen. Natürlich gibt es eine unendliche Anzahl von Motiven, mit einem oder mehreren anderen Menschen in Verbindung zu treten, also zu kommunizieren. Jeder, und das sei wegen der Wichtigkeit nochmals besonders betont, wirklich jeder dieser unendlich vielen Gründe, wie auch in den Beispielen dargestellt, lässt sich so formulieren, dass er mit den Worten „Ich möchte ...“ beginnt.

Damit sind wir bereits auf eine fundamentale Gemeinsamkeit aller Gespräche, Verhandlungen, Präsentationen und was sonst noch an Kommunikationsformen denkbar ist, gestoßen. Wir kommunizieren immer dann, wenn wir etwas möchten. Als Merksatz formuliert:

Jeder Kommunikationsvorgang dient der Befriedigung eines Bedürfnisses.

Wirklich jeder? Diese Frage lässt sich eindeutig mit „Ja!“ beantworten. Ein einfaches Beispiel: Sie sind der Leiter einer Abteilung in einem Unternehmen und haben ihre MitarbeiterInnen zu einer wöchentlichen Besprechung geladen. Sie betreten den Raum und sagen „Guten Morgen!“ Diese beiden Wörter sind eindeutig Kommunikation. Wie sieht es aber mit der Bedürfnisbefriedigung aus? Was ist die Motivation dafür?

Sie wollen - bemerkt werden.

- einen Erstkontakt herstellen.

- freundlich sein.

- Reaktionen beobachten.

- Ihre gute Erziehung demonstrieren.

Wahrscheinlich gibt es noch zwanzig oder sogar mehr Gründe für dieses „Guten Morgen!“ Daraus ergibt sich sofort eine weitere Erkenntnis: Nicht jede Motivation für einen Kommunikationsvorgang ist uns auch bewusst. Anders ausgedrückt: Das „Ich möchte ...“ kann auch im unterbewussten Hintergrund stehen. Bei Standardsituationen der Kommunikation, wie einem "Guten Morgen" ist das wohl so. Aber der bewusste oder eben unterbewusste Wunsch nach Bedürfnisbefriedigung ist immer da!

Er ist auch da, wenn sie die Tasten ihres Computers drücken, wenn sie ihrem Hund beim Spaziergang vor einer Straßenkreuzung „bei Fuß“ befehlen oder abends gemütlich auf einem Sofa sitzend die Ohren ihrer Katze kraulen. Letzteres lässt uns erkennen: Auch bei non verbaler Kommunikation ist der Wunsch nach Bedürfnisbefriedigung das Motiv. Sie wollen ihre Katze zum Schnurren bringen, weil sie daran erkennen können, dass sich das Tier wohl fühlt. Und dieses Wissen ist ihnen eben zwei Minuten Ohren kraulen wert. Auch nach einem anstrengenden Arbeitstag.

Obwohl das jetzt schon alles sehr freundschaftlich klingt, fehlt für das fugenlose Einpassen dieser Erkenntnisbausteine in das Friendship Modell noch ein wesentliches Eckchen: Die zweite Seite!

Schön und gut, wir haben uns überlegt, warum wir eigentlich kommunizieren. Weil wir damit ein bei uns vorhandenes Bedürfnis befriedigen wollen. Genauer ausgedrückt, weil wir wollen, dass unser Kommunikationspartner dieses Bedürfnis mehr oder weniger, darauf kommen wir später noch eingehender zu sprechen, befriedigt. Wäre das nicht so, würden wir unseren Partner dafür nicht brauchen, dann genügte ja wohl ein überzeugendes Selbstgespräch.

Stark vereinfacht ausgedrückt: Unser Partner soll für uns was tun. Er soll sich etwas merken, er soll seine Meinung ändern, er soll unsere Vorstellungen unterstützen oder eine Kiste Mineralwasser nach Hause tragen. Unser Erfolg hängt demnach von einer aus unserer Sicht adäquaten Reaktion des Kommunikationspartners ab. Nur zu sagen „Bring bitte eine Kiste Mineralwasser mit, wenn du am Abend vom Büro kommst!“ ist zu wenig. Erst die Lieferung befriedigt unser Bedürfnis.

Nun drängt sich die Frage nach dem, für erfolgreiche Kommunikation erforderlichen Bedingungsgefüge auf. Die Antwort ist einfach:

Wir haben nur dann eine Chance auf Kommunikationserfolg, wenn durch die Befriedigung unseres Bedürfnisses auch bei unserem Kommunikationspartner ein Bedürfnis befriedigt wird.

Damit haben wir schon mal den Grundstein für das Friendship Modell gelegt.

Was so klar und leicht verständlich klingt, ist es aber oft nicht. Nehmen wir noch einmal das Beispiel mit der Kiste Mineralwasser.

Frau möchte nicht die schwere Kiste schleppen. Mann möchte nicht, dass Frau die schwere Kiste schleppt. Also schleppt er. Ein klarer Fall wechselweiser Bedürfnisbefriedigung. Hier liegt die Motivation auf einer Ebene, ja, sie ist eigentlich sogar identisch. Beide möchten nicht, dass Frau sich derart anstrengen muss.

So einfach muss es aber nicht immer sein. Was wären noch mögliche männliche Motive bei diesem Beispiel?

Gerechtigkeitssinn: „Ich trinke auch viel mehr, als meine Frau, also ist es doch klar, dass ich das Mineralwasser hole.“

Streitvermeidung: „Wenn ich das Wasser nicht bringe, dann wird sie mir wieder vorwerfen, dass ich zweimal die Woche ins Fitness Center gehe, mich aber vor nützlichen Aufgaben drücke.“

Neurotische Störung: „Ich muss die Kiste rauf schleppen, sonst ist sie sauer und das ertrage ich nicht. Ich muss von allen Menschen geliebt werden!“

Rollenverhalten: „Kisten schleppen ist Männersache.“

Wahrscheinlich ließen sich noch dutzende mögliche Beispiele finden, was aber zur Ableitung unserer nächsten Erkenntnis nicht erforderlich ist. Diese lautet:

Die im Rahmen einer erfolgreichen Kommunikation wechselweise befriedigten Bedürfnisse können auf völlig unterschiedlichen Ebenen liegen. Einfach ausgedrückt: Diese Bedürfnisse müssen nichts mit einander zu tun haben. Die Erfahrung zeigt, dass das sogar im Regelfall so ist. Welchen Zugang ermöglicht uns jetzt das Friendship Modell zu dieser Problematik? Das Friendship Modell zielt darauf ab, dass sich die Partner der wechselweisen Motivation so gut wie möglich bewusst werden. Dadurch kann ein „aneinander vorbei reden“ vermieden werden. Das Entstehen von Missverständnissen wird weitgehend verhindert. Und schließlich kann der dadurch bedingte Einfluss auf die Wahl der eigenen Argumente, wenn es darum geht, den Partner von etwas zu überzeugen, gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit diesem wesentlichen Aspekt des Friendship Modells werden wir uns später noch ausführlich beschäftigen.

Wie sieht die Sache aus, wenn einer der Kommunikationspartner über Macht verfügt und auch bereit ist, diese einzusetzen? Wann ist man mächtig? Macht kann man als die Fähigkeit definieren, den eigenen Willen auch gegen den Widerstand dessen, an den sich dieser Anspruch richtet, notfalls unter Androhung von auch exekutierbarer Gewalt durchsetzen zu können. Anders ausgedrückt: Ein unabdingbarer Bestandteil von Macht ist die Möglichkeit der Sanktion. Der Mächtige kann strafen. Der Staat hat beispielsweise Macht. Er übt sie über Organe wie Gerichte, Polizei oder Steuerprüfer dem Bürger gegenüber fühlbar aus.

Macht verleiht aber auch ein möglichst hoch angesiedeltes Kästchen im Organisationsplan einer Firma.

Ein Beispiel: Sie sind Mitarbeiter eines Unternehmens. Bei ihrer Arbeit ist ihnen ein Fehler unterlaufen. Ihr Chef stürzt mit hoch rotem Kopf in ihr Büro. Mit überlauter Stimme weist er sie auf ihren Fehler hin und nach dem Satz „Wenn das noch einmal vorkommt können sie sich einen neuen Job suchen. Also konzentrieren sie sich gefälligst auf ihre Arbeit und passen sie besser auf!“ stürzt er wieder aus dem Raum. Sie sind wie gelähmt und nehmen sich vor, in Zukunft noch genauer zu arbeiten. Der Typ kann also einen Kommunikationserfolg verbuchen. Sie passen in Zukunft besser auf. Aber wie sieht es in diesem Fall mit der wechselweisen Bedürfnisbefriedigung aus, die ja, nach dem, was wir vorher in diesem Kapitel geschrieben haben, ein unabdingbarer Bestandteil des Kommunikationserfolges ist. Hat er auch bei ihnen ein Bedürfnis befriedigt? Im ersten Anblick sieht es nicht danach aus. Genauer betrachtet stimmen unsere bisherigen Erkenntnisse aber auch hier. Ihr subjektiver Nutzen ist die mögliche Absicherung ihres Jobs. Die ausdrückliche, die explizite Botschaft „Wenn das noch einmal vorkommt, können sie sich einen neuen Job suchen. Also konzentrieren sie sich gefälligst auf ihre Arbeit und passen sie besser auf!“ enthält, zumindest in ihren Ohren auch die nicht ausgesprochene, die implizite Botschaft „Wenn ich keine Fehler mehr mache, dann kann ich meinen Job behalten!“ Und deshalb tun sie, was ihr Chef von ihnen in einer beleidigenden Art und Weise verlangt. Ihr Bedürfnis, sich ihren Arbeitsplatz zu erhalten befriedigen sie durch zukünftige Fehlerfreiheit. Es ist also auch hier die wechselweise Bedürfnisbefriedigung für den Kommunikationserfolg gegeben. Wenn auch nicht im Sinne des Friendship Modells.

Die Ausübung von Macht und das Friendship Modell vertragen sich nur sehr schlecht. Macht der einen Seite bedingt Ohnmacht der anderen. Zwischen diesen Polen kann das Friendship Modell nicht gedeihen. Nun scheint aber in komplexen sozialen Strukturen, wie einem Staat, einem Unternehmen, einem Kegelklub oder oft auch in der Familie, Macht ein unverzichtbarer Bestandteil zu sein. Ist das Friendship Modell daher eine schöne Illusion?

Nein, ist es nicht!

Dazu ein einfaches Beispiel:

Sie sind Abteilungsleiter in einem Unternehmen und machen mit ihren MitarbeiterInnen einen Betriebsausflug. Schon seit einer Stunde marschieren sie mit ihrer Gruppe zwanglos plaudernd durch den Wald. Plötzlich merken sie, dass sie sich verlaufen haben. Niemand weiß weiter. Das Einzige, was sie sich von der Vorbereitung der Wanderung gemerkt haben ist, dass sich südlich ihrer Route eine Straße befindet, die zu dem Ort führt, an dem ihr Autobus auf sie wartet. Aber wo ist Süden? Der Trick mit der Uhr (Stundenzeiger auf die Sonne richten, spitzen Winkel zwischen Zeiger und 12 Uhr halbieren, dort ist Süden) funktioniert nicht, da es dicht bewölkt ist. Es herrscht Ratlosigkeit. Sie blicken sich um und erkennen, dass sich in manchen Gesichtern Angst abzeichnet. Plötzlich bemerken sie, dass die umstehenden Bäume auf einer Seite stark bemoost sind. „Wir müssen uns nach links halten, dort ist Süden!“ sagen sie. Ihre Mitarbeiter schauen sie befremdet an. Einer stellt die Frage, die allen auf den Lippen brennt. „Woher wissen sie das?“ Ihre Antwort: „Ganz einfach. Bei uns kommt Schlechtwetter meist vom Atlantik her, also von Westen. Daher bemoosen auch Bäume stärker auf der westlichen Seite.“ Befremdung schlägt in Bewunderung um und alle folgen ihnen bereitwillig. Sind sie in dieser Situation mächtig? Nein, weil ihnen keine Sanktionsmöglichkeiten zu Gebote stehen. Sie können niemanden kündigen, nur weil er Zweifel an ihrer Entscheidung über die einzuschlagende Richtung anmeldet. Trotzdem folgt ihnen die Gruppe und das sogar noch gerne und mit Erleichterung. Warum? Die Antwort ist einfach. Sie werden als Autorität anerkannt. Durch ihre schlüssige Begründung und ihr sicheres Auftreten zeigen sie, dass sie in der Lage sind, diese schwierige Situation zu meistern. Die Mitglieder der Gruppe schließen sich ihnen gerne an. Alle geben damit ein Stückchen Selbstbestimmung an sie ab, in dem Bewusstsein, dass sie damit etwas sinnvolles anfangen. Hätten sie in dieser Situation auch Macht, sie würden sie nicht benötigen, um sich mit ihrem Richtungsvorschlag durch zu setzen. Die Anerkennung durch die Gruppe, die sie zur Autorität macht, lässt die mögliche Ausübung von Macht obsolet erscheinen. Echte Leadership im Sinne des Friendship Modells ist dann gegeben, wenn die Macht, die die Stellung innerhalb der jeweiligen Organisation verleiht, gepaart ist mit der Anerkennung als Autorität durch die hierarchisch nachgeordnete Gruppe. Dann hat man zwar die Macht, aber man muss sie (im Regelfall) nicht gebrauchen.

Definieren wir den Begriff „erfolgreiche Kommunikation“ im Sinne des Friendship Modells:

Wir kommunizieren dann erfolgreich, wenn wir unser(e) Ziel(e) erreichen, ohne dass wir allenfalls vorhandene Macht einsetzen müssen.

Mit einzelnen Komponenten dieses Satzes, wie beispielsweise dem Begriff „Ziel“ werden wir uns noch eingehender beschäftigen.

Eine grundlegende Eigenschaft des Friendship Modells muss in diesem Zusammenhang noch erwähnt werden: Es stellt keine absolute Kategorie dar. Es ist also nicht so, dass es Kommunikation nach dem Friendship Modell nur ganz oder gar nicht gibt. Es sind auch mehr oder weniger „saubere“ Ausprägungen denkbar. Mit hoher Wahrscheinlichkeit lässt sich unsere alltägliche Kommunikation recht gut in das Friendship Modell einordnen. Mit nahezu ähnlich hoher Wahrscheinlichkeit verlassen wir aber auch diese erfolgreiche Schiene mehr und mehr dann, wenn negative Emotionalisierung dazu kommt. Gerade in solchen Gesprächs- oder Verhandlungssituationen wären aber die positiven Auswirkungen des konsequent angewandten Friendship Modells überaus gefragt und hinsichtlich des Kommunikationserfolges im oben beschriebenen Sinn oft unverzichtbar.

Das Friendship Modell und die Beziehungsebene

Stellen sie sich folgende Szene vor: Frau hat sich zum Ausgehen zurecht gemacht. Mann kommt in das Zimmer, schaut Frau an und sagt lächelnd: „Du siehst gut aus!“

Nun eine zweite Szene: Frau hat sich zum Ausgehen zurecht gemacht. Sie betritt ein Zimmer in dem Mann vor dem eingeschalteten Fernseher unverwandt ein Fußballspiel beobachtet. Ohne auch nur auf zu blicken oder die Miene zu verändern sagt er: „Du siehst gut aus!“

Beide Male wurde der selbe Satz gesagt. Dennoch kommt die Botschaft in den Ohren der Frauen vermutlich durchaus unterschiedlich an. Wurde beim ersten Beispiel anerkennende Bewunderung vermittelt, scheint die Aussage im zweiten Beispiel lediglich eine hohle Phrase zu sein.

Offensichtlich wird nicht nur der pure Sinn der Worte kommuniziert, sondern es laufen zusätzliche Informationen parallel. Meist ohne dass wir besonders darauf achten. Im Friendship Modell hingegen legen wir besonderen Wert auf die Partner orientierte Kontrolle dieser zusätzlichen Informationen. Um dem Kind einen Namen zu geben: Wir sprechen von der so genannten Beziehungsebene.

Während die bloße Kommunikation des Wortsinnes auf der Sachebene erfolgt, werden Wertschätzung oder Achtung gegenüber dem Partner, seinen Meinungen oder Vorstellungen, auf der Beziehungsebene kommuniziert. Diese Beziehungsebene läuft bei jedem Gespräch mit. Man kann nicht nur auf der Sachebene plaudern.

Nun gibt es subjektiv betrachtet gute und schlechte Nachrichten. Das bedeutet, dass die Sachebene positiv oder auch negativ besetzt sein kann. Gleiches gilt für die Beziehungsebene. Auch die kann positiv oder negativ besetzt sein. Wird die Botschaft der Sachebene von Zeichen des Respekts und der Wertschätzung begleitet, dann können wir von einer positiven Beziehungsebene sprechen. Bilden Signale von Missachtung, Geringschätzung und persönlicher Ablehnung die Begleitmusik, dann ist die Beziehungsebene negativ geprägt. Die Signale, die die Qualität der Beziehungsebene ausmachen, können sowohl verbaler, als auch, wie in den beiden oben angeführten Beispielen, non verbaler Natur sein. Wenn wir einige Zeilen weiter oben von der Partner orientierten Kontrolle der Beziehungsebene als Kriterium für das Friendship Modell gesprochen haben, dann sind jetzt Überlegungen fällig, wie das wohl zu bewerkstelligen ist.

Der wesentlichste Ansatzpunkt ist die Frage: „Wie würde ich mich an der Stelle meines Gegenübers fühlen?“ Damit ist gemeint, dass wir so gut es geht emotional und hinsichtlich der Befindlichkeit in die Haut unseres Gesprächspartners schlüpfen sollten. Damit können schon die aller schlimmsten Verletzungen der Beziehungsebene vermieden werden. Natürlich fallen uns all diese Dinge leichter, je besser wir den Kommunikationspartner kennen. Jeder Mensch reagiert individuell auf Botschaften aus dem sozialen Umfeld. Ein und die selbe Aussage kann von einem Menschen mit einem Lächeln zur Kenntnis genommen werden, ein anderer mag darauf aggressiv reagieren und der nächste zieht sich gekränkt zurück. Dem Friendship Modell entsprechend kann man daraus ableiten: