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Beschreibung

Die schönsten Geschichten und Gedichte zum Osterfest Die Gelehrten und die Pfaffen streiten sich mit viel Geschrei, was hat Gott zuerst erschaffen – wohl die Henne, wohl das Ei! Wäre das so schwer zu lösen – erstlich ward ein Ei erdacht, doch weil noch kein Huhn gewesen – darum hat's der Has' gebracht! Eduard Mörike

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Frohe Ostern

Ein literarischer Spaziergang

FISCHER E-Books

Herausgegeben von Julia Gommel-Baharov

Inhalt

VorfrühlingVorfrühling am WaldrandFrühlingMärzliedAprilFrühlingDer Kamerad des FrühlingsDas Evangelium nach LukasJesu AuferstehungDie EmmausjüngerJesu Erscheinung vor den JüngernJesu HimmelfahrtEwige OsternAn das Angesicht des HErrn JEsuDas RotkehlchenDas OsterfestKarwocheDie Karwoche in WienDas Osterfest in GriechenlandOsternDas OsterfestDie EselswieseAm GrünendonnerstageAm KarfreitagmorgenAm KarfreitageOstersamstagDie OsterfeuerDie OsterhexeAm KarsamstageDer erste OstertagDer Engel am Grabe des HerrnDer AuferstandeneResurrectioOsterliedO Welt in einem EiAm OstersonntageOsterflügelOsternOstermorgenOsternOsterspaziergangOstersonntagOstermärchenOstermärchenKindergeschichteOsterliedAn den OsterhasenFröhliche OsternIm OsterlandKasperle sucht OstereierOsterhasDer enthüllte Osterhase oder Kleine Versteck-LehreWas der Osterhase bringtOsternDas Fest der gefärbten Eier, ein KinderfestEin Ei, das wirklich in Gold und Perlen gefaßt wird.Düpfen und EierlauflesetRätselhaftes OstermärchenAuf ein Ei geschriebenAm ersten Sonntag nach OsternAm dritten Sonntage nach OsternNachweise

Hugo von Hofmannsthal

Vorfrühling

Es läuft der Frühlingswind

Durch kahle Alleen,

Seltsame Dinge sind

In seinem Wehn.

Er hat sich gewiegt,

Wo Weinen war,

Und hat sich geschmiegt

In zerrüttetes Haar.

Er schüttelte nieder

Akazienblüten

Und kühlte die Glieder

Die atmend glühten.

Lippen im Lachen

Hat er berührt,

Die weichen und wachen

Fluren durchspürt.

Er glitt durch die Flöte

Als schluchzender Schrei

An dämmernder Röte

Flog er vorbei.

Er flog mit Schweigen

Durch flüsternde Zimmer

Und löschte im Neigen

Der Ampel Schimmer

Es läuft der Frühlingswind

Durch kahle Alleen,

Seltsame Dinge sind

In seinem Wehn.

Durch die glatten

Kahlen Alleen

Treibt sein Wehn

Blasse Schatten

Und den Duft,

Den er gebracht,

Von wo er gekommen

Seit gestern Nacht.

Detlev von Liliencron

Vorfrühling am Waldrand

In nackten Bäumen um mich her der Häher,

Der ewig kreischende, der Eichelspalter,

Und über Farnkraut gaukelt nah und näher

Und wieder weiter ein Citronenfalter,

Ein Hühnerhabicht schießt als Mäusespäher

Pfeilschnell knicklängs vorbei dem Pflugsterzhalter,

Der Himmel lacht, der große Knospensäer,

Und auf den Feldern klingen Osterpsalter.

Joachim Ringelnatz

Frühling

Die Bäume im Ofen lodern.

Die Vögel locken am Grill.

Die Sonnenschirme vermodern.

Im übrigen ist es still.

Es stecken die Spargel aus Dosen

Die zarten Köpfchen hervor.

Bunt ranken sich künstliche Rosen

In Faschingsgirlanden empor.

Ein Etwas, wie Glockenklingen,

Den Oberkellner bewegt,

Mir tausend Eier zu bringen,

Von Osterstören gelegt.

Ein süßer Duft von Havanna

Verweht in ringelnder Spur,

Ich fühle an meiner Susanna

Erwachende neue Natur.

Es lohnt sich manchmal, zu lieben,

Was kommt, nicht ist oder war.

Ein Frühlingsgedicht, geschrieben

Im kältesten Februar.

Johann Gaudenz von Salis-Seewis

Märzlied

Nun, da Schnee und Eis zerflossen

Und des Angers Rasen schwillt,

Hier an roten Lindenschossen

Knospen bersten, Blätter sprossen,

Weht der Auferstehung Odem

Durch das keimende Gefild.

Veilchen an den Wiesenbächen

Lösen ihrer Schale Band;

Primelngold bedeckt die Flächen;

Zarte Saatenspitzen stechen

Aus den Furchen; gelber Krokus

Schießt aus warmem Gartensand.

Alles fühlt erneutes Leben;

Die Phalänen, die am Stamm

Der gekerbten Eiche kleben,

Mücken, die im Reigen schweben,

Lerchen, hoch im Ätherglanze,

Tief im Tal das junge Lamm!

Seht! erweckte Bienen schwärmen,

Um den frühen Mandelbaum;

Froh des Sonnenscheins erwärmen

Sich die Greise; Kinder lärmen

Spielend mit den Ostereiern

Durch den weißbeblümten Raum.

Sprießt, ihr Keimchen, aus den Zweigen,

Sprießt aus Moos, das Gräber deckt!

Hoher Hoffnung Bild und Zeugen,

Daß auch wir der Erd’ entsteigen,

Wann des ew’gen Frühlings Odem

Uns zur Auferstehung weckt!

Wilhelm Raabe

April

Der April, der einst mensis novarum hieß, ist der wahre Monat des Humors. Regen und Sonnenschein, Lachen und Weinen trägt er in seinem Sack; und Regenschauer und Sonnenblicke, Gelächter und Tränen brachte er auch diesmal mit, und manch einer bekam seinen Teil. Ich liebe diesen janusköpfigen Monat, welcher mit dem einem Gesichte grau und mürrisch in den endenden Winter zurückschaut, und mit dem anderen jugendlich fröhlich dem nahen Frühling entgegenlächelt. Wie ein Gedicht Jean Pauls greift er hinein in seine Schätze und schlingt ineinander Reif und keimendes Grün, verirrte Schneeflocken und kleine Marienblümchen, Regentropfen und Veilchenknospen, flackerndes Osterfeuer und Schneeglöckchen, Aschermittwochsklagen und Auferstehungsglocken.

Ich liebe den April, welchen sie den Veränderlichen, den Unbeständigen nennen, und den sie mit »Herrengunst und Frauenlieb« in einen so böswilligen Reim gebracht haben.

Ich wurde diesen Morgen schon ziemlich früh durch das Geräusch des Regens, der an meine Fenster schlug, erweckt, blieb aber noch eine geraume Zeit liegen und träumte zwischen Schlaf und Wachen in diese monotone Musik hinein. Das benutzte ein schadenfroher Dämon des Trübsinns und des Ärgernisses, um mich in ein Netz trauriger, regenfarbiger Gedanken einzuspinnen, welches mir Welt und Leben in einem so jämmerlichen Lichte vorspiegelte und so drückend wurde, daß ich mich zuletzt nur durch einen herzhaften Sprung aus dem Bette daraus erretten konnte.

Aprilwetter! Die Hosen zog ich – wie weiland Freund Yorik – bereits wieder als ein Philosoph an, und der erste Sonnenblick, der pfeilschnell über die Fenster der gegenüberliegenden Häuser und die Nase des mir zuwinkenden Strobels glitt, vertrieb alle Nebel, welche auf meiner Seele gelastet hatten. Frischen Mutes konnte ich mich wieder an meine Vanitas setzen, und als ich gar in einem der schweinsledernen, verstaubten Tröster, die ich gestern von der königlichen Bibliothek mitgebracht hatte, eine alte vertrocknete Blume aus einem vergangenen Frühling fand, konnte ich schon wieder die seltsamsten Mutmaßungen über die Art und Weise, wie das tote Frühlingskleid zwischen diese Blätter kam, anstellen. Hatte sie vielleicht an einem lang vergangenen Feiertage ein uralter, längst vermoderter Kollege mitgebracht von einem lustigen Feldwege, oder hatte sie vielleicht eins seiner Kinder spielend in dem Folianten des gelehrten Vaters gepreßt? Hatte sie etwa ein Student von der Geliebten erhalten und hier aufbewahrt und vergessen? Welche Vermutungen! Hübsch und anmutig, und umso hübscher und anmutiger, als sie nicht unwahrscheinlich sind.

Oh, versteht es nur, Blumen zwischen die öden Blätter des Lebens zu legen; fürchtet euch nicht, kindisch zu heißen bei zu klugen Köpfen; ihr werdet keine Reue empfinden, wenn ihr zurückblättert und auf die vergilbten Angedenken trefft!

Sei mir gegrüßt, wechselnder April, du verzogenes Kind der alten Mutter Zeit und …

Theodor Fontane

Frühling

Nun ist er endlich kommen doch

In grünem Knospenschuh;

»Er kam, er kam ja immer noch«,

Die Bäume nicken sich’s zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,

Nun treiben sie Schuß auf Schuß;

Im Garten der alte Apfelbaum,

Er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz

Und atmet noch nicht frei,

Es bangt und sorgt: »Es ist erst März

Und März ist noch nicht Mai.«

O schüttle ab den schweren Traum

Und die lange Winterruh:

Es wagt es der alte Apfelbaum,

Herze, wag’s auch du.

Ludwig Ganghofer

Der Kamerad des Frühlings

(Ein modernes Ostermärchen)

Ein brausender Sturm war ihm vorangeflogen, hatte die Bäume gezaust und die weiße Last von ihren Ästen geschüttelt, hatte mit Heulen die Dächer umfahren und den Schnee davon geweht. Dann hatte sich die Macht des Sturmes zu einem lauen, leisen Lüftchen gedämpft, und da wußten nun die Leute, daß er kommen würde.

Mit leichten Sohlen stieg er, von Süden her, über den Grat des Gebirges, ein schöner Jüngling in wallendem Blondhaar. Einen blühenden Lilienstengel führte er als Wanderstab, sein Gewand war aus duftenden Blüten mit Sonnenstrahlen genäht, und bunte Schmetterlinge umgaukelten ihn als sein Geleit. Singend wandelte er über die Berggehänge nieder, und wo er ging, da schmolz in weiter Runde der Schnee hinweg, es färbte sich der welke Rasen grün, die Blumen sproßten auf, um ihre Kelche summten die Bienen, die Blätter sprangen aus den Bäumen, und zwitschernd suchten sich in allen Büschen die verliebten Vögel.

Nun hatte er das ebene Land erreicht und wanderte singend die weiße Straße dahin. Erschrocken aber hielt er plötzlich inne, denn der holde Zauber, der von ihm ausging, schien jählings gebrochen. In weitem Umkreis sah er das Land verwüstet, den Rasen verkohlt, die Gesträuche niedergestampft, die Bäume gefällt. Kein singender Vogel war zu hören, zwei schwarze Raben nur durchflatterten mit heiserem Krächzen die von Rauch und Dunst erfüllte Luft. Und inmitten dieser Verwüstung, auf dem qualmenden Schutte einer niedergebrannten Hütte, sah er einen riesengroßen Mann gelagert; ein blitzender Stahlhelm deckte das Haupt und die Stirne, ein brauner, blutbefleckter Mantel mit verbrannten Säumen verhüllte die Gestalt und das Gesicht, so daß allein die düster glühenden Augen zu sehen waren. Als der Unheimliche den schönen Jüngling erspähte, rief er ihm mit dröhnenden Worten zu: »Bist du der Frühling?«

»Ja, ich bin der Frühling«, antwortete der Jüngling mit glockenweicher Stimme.

»Weshalb nur säumtest du so lange?«

»Mich hielt der Eisriese gefangen; doch als ich die Osterglocken läuten hörte, hab’ ich meine Fesseln mit Gewalt gebrochen und meine frohe Fahrt begonnen. Wer aber bist du?«

»Ich bin der Krieg. Doch komm’, ich habe nur auf dich gewartet. Unser Weg ist der gleiche, geh’ du voran, ich will dir folgen als dein Kamerad.«

Er sprang empor und schlug den Mantel auseinander. Bläuliches Erz umschloß den riesigen Leib, am Kettengürtel hing ein blitzendes Schwert und eine blutige Geißel, bleich und hager starrte das schreckliche Gesicht, Schlangen waren die Locken, die es umringelten, und sein Bart war eine rote Flamme, die zur Erde züngelte. Knatternde Blitze fuhren aus den Schienen seines Panzers, Rauch qualmte unter seinen Sohlen hervor, und wo er stand, ging ein Regen von zahllosen Tropfen nieder, die sich zu rinnenden Bächen sammelten.

»Was sollen diese Bäche, die ich zu deinen Füßen rinnen sehe?«

»Es sind die Thränen, die um meinetwillen fließen.«

Schaudernd wandte sich der Frühling ab und schritt voran; er hörte, wie der Krieg ihm folgte mit Tritten, welche klirrten, wie fallendes Eisen und schleifende Ketten. Und wo der Frühling ging, da blühte im Glanz der Sonne das weite Land, um unter den Schritten des Krieges in Wüstenei sich zu verwandeln.

So waren sie eine Weile gewandert, als der Frühling am Straßenrain ein junges Mädchen sitzen sah, das mit beiden Händen sein Gesicht verhüllte und bitterlich weinte. »Schließe deinen Mantel«, sagte der Frühling zum Krieg, »vor deinem Anblick möchte das arme Kind zu Tod erschrecken!« Dann ging er auf die Weinende zu und streute Blumen in ihren Schoß. Und als sie dieser Gabe nicht achtete, frug er sie: »Warum weinest du?«

»Ich weine, weil ich so verlassen bin seit langen Jahren. Wie ich noch ein Kind war, hat der Krieg meinen Vater getötet, und meiner Mutter ist darüber das Herz gebrochen.«

Traurig blickte der Frühling dem Krieg in die glühenden Augen. »Willst du nicht umkehren? Rührt dieser Jammer nicht dein Herz?«

»Mein Herz ist Stein und Eisen«, sagte der Krieg. »Den ganzen langen Winter hab’ ich auf dich gewartet, nun will ich dir auch folgen.«

Sie wanderten weiter und kamen zu einem schmucken Dorf. Hart an der Straße stand die Kirche, an deren hohen Fenstern die Sonne sich spiegelte. Wundersame Glockenklänge schwebten vom Turm hernieder, die Orgel rauschte, und von hundert frommen Stimmen gesungen erscholl das heilige Osterlied vom Heiland, der aus Tod und Grab erstanden.

»Willst du nicht umkehren?« bat mit sanften Worten der Frühling. »Beuge dich vor ihm, der den Menschen den Frieden und die Liebe brachte.«

»Mein Recht ist älter als das seine«, murrte der Krieg, »denn ich wurde geboren, als Kain den Abel erschlug.«

Während sie noch sprachen, war die Messe zu Ende und die Leute strömten aus dem Thor der Kirche. »Verhülle dein Gesicht«, so bat der Frühling seinen Begleiter. Und kaum daß er gesprochen hatte, eilten schon die Burschen und Mädchen herbei; sie hatten gesehen, daß der Frühling gekommen war, und begrüßten den lang Erwarteten mit Tanz und Liedern. Der Frühling aber konnte sich ihres Jubels nicht von Herzen freuen, und dann auch schien es ihm, als klänge ihr Lachen nicht so frei und heiter, ihr Gesang nicht so hell und jubelnd wie sonst, wenn er zu kommen pflegte.

»Weshalb begrüßt Ihr«, frug er sie, »mein Kommen in diesem Jahr mit so gedrückter Freude?«

»Weil bange Sorge auf unseren Herzen lastet«, gaben sie zur Antwort, »und weil wir fürchten, daß du nicht allein kommst und daß ein böser Kamerad dir folgen wird.«

Da lachte der Krieg und ließ den Mantel fallen. Jählings verstummten die Lieder, im Tanz erstarrte jeder Fuß, ein gellender Wehschrei hallte von jeder Lippe, die Weiber umklammerten ihre Männer und Söhne, die Mädchen ihre Liebsten … der Krieg aber streckte die eherne Hand, riß die Schluchzenden auseinander, hauchte Tod und Vernichtung aus seinem Munde und schüttelte den Bart, daß Feuer auf alle Dächer flog.

Klagend eilte der Frühling von dannen, doch er hörte hinter sich den Schritt des Krieges, klirrend wie fallendes Eisen und rasselnd wie schleifende Ketten. So kamen sie in einen dunklen Wald. In diesem lag, dicht an der Straße, ein kleiner See mit klarem Spiegel. Quer über die Straße schien die Grenze eines Landes zu ziehen, denn ein in Streifen bemalter Schlagbaum sperrte den Weg.

»Geh’ nur voran«, sagte der Krieg und zog sein blitzendes Schwert, »dort drüben ist mein Ziel.«

»Willst du nicht umkehren?« bat der Frühling. »Dort drüben liegt mein schönstes Land, darin ich am liebsten meinen Einzug halte! Soll ich es verwüstet sehen unter deinen Schritten? Sollen sie alle, die meiner in Sehnsucht harren, meinem Kommen fluchen, weil du mir folgst?«

»Verliere keine Zeit«, murrte der Krieg, »sie wissen, daß ich komme.«

»Wie bist du schrecklich!« sagte der Frühling. »Hast du schon einmal dein eigenes Antlitz gesehen? Komm – ich will es dir zeigen.« Er führte den Krieg dicht an den See heran und hieß ihn niederblicken in das stille, tiefe Wasser. Und als der Krieg in dem glatten Spiegel nun sein grauenvolles Abbild sah, von Flammen umlodert und von Blut umronnen, erschrak er so heftig vor sich selbst, daß seiner Hand das Schwert entfiel. Zischend fuhr es in die Flut – doch als es schimmernd niedersank zur Tiefe, da zitterte durch die Lüfte ein wundersamer Laut – es war, als hätte die Erde freudig aufgeseufzt, jählings erlöst von banger Sorge.

Wie zu Stein verwandelt kauerte der wehrlose Krieg am Ufer – der Frühling aber umwandelte singend den ganzen See, und hinter seinen Schritten stiegen Rosen in dichter Hecke aus dem Grunde, höher und höher wuchs die grüne, blühende Mauer und hielt den Krieg gefangen mit ihren Dornen.

Sanft aus der Ferne tönten die Osterglocken, im Walde rauschten die Wipfel, und zwitschernd schwangen sich die kleinen Sänger von Zweig zu Zweig.

Singend zog der Frühling von dannen, das Land, in dem er Einzug hielt, mit Blüten überstreuend.

Das Evangelium nach Lukas

Jesu Auferstehung

Aber am ersten Tage der Woche sehr früh kamen sie zum Grabe und trugen die Spezerei, die sie bereitet hatten, und etliche mit ihnen. Sie fanden aber den Stein abgewälzt von dem Grabe und gingen hinein und fanden den Leib des HERRN Jesu nicht.

Und da sie darum bekümmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern. Und sie erschraken und schlugen ihre Angesichter nieder zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden. Gedenket daran, wie er euch sagte, da er noch in Galiläa war und sprach: Des Menschen Sohn muß überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen. Und sie gedachten an seine Worte.

Und sie gingen wieder vom Grabe und verkündigten das alles den Elfen und den andern allen. Es war aber Maria Magdalena und Johanna und Maria, des Jakobus Mutter, und andere mit ihnen, die solches den Aposteln sagten. Und es deuchten sie ihre Worte eben, als wären’s Märlein, und sie glaubten ihnen nicht. Petrus aber stand auf und lief zum Grabe und bückte sich hinein und sah die leinenen Tücher allein liegen; und ging davon, und es nahm ihn wunder, wie es zuginge.

Die Emmausjünger

Und siehe, zwei aus ihnen gingen an demselben Tage in einen Flecken, der war von Jerusalem sechzig Feld Wegs weit; des Name heißt Emmaus. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. Und es geschah, da sie so redeten und befragten sich miteinander, nahte sich Jesus zu ihnen und wandelte mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, daß sie ihn nicht kannten.

Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr zwischen euch handelt unterwegs, und seid traurig? Da antwortete einer mit Namen Kleophas und sprach zu ihm: Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jerusalem, der nicht wisse, was in diesen Tagen darin geschehen ist? Und er sprach zu ihnen: Welches? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesus von Nazareth, welcher war ein Prophet mächtig von Taten und Worten vor Gott und allem Volk; wie ihn unsre Hohenpriester und Obersten überantwortet haben zur Verdammnis des Todes und gekreuzigt. Wir aber hofften, er sollte Israel erlösen. Und über das alles ist heute der dritte Tag, daß solches geschehen ist. Auch haben uns erschreckt etliche Weiber der Unsern; die sind früh bei dem Grabe gewesen, haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben ein Gesicht der Engel gesehen, welche sagen, er lebe. Und etliche unter uns gingen hin zum Grabe und fanden’s also, wie die Weiber sagten; aber ihn sahen sie nicht.

Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren und träges Herzens, zu glauben alle dem, was die Propheten geredet haben! Mußte nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen? Und fing an von Mose und allen Propheten und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren. Und sie kamen nahe zum Flecken, da sie hineingingen; und er stellte sich, als wollte er weiter gehen. Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben.

Und es geschah, da er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?

Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten wieder gen Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren, welche sprachen: Der HERR ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen. Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wäre an dem, da er das Brot brach.

Jesu Erscheinung vor den Jüngern

Da sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach: Friede sei mit euch! Sie erschraken aber und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? Sehet meine Hände und meine Füße: ich bin’s selber. Fühlet mich an und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe. Und da er das sagte, zeigte er ihnen Hände und Füße. Da sie aber noch nicht glaubten, vor Freuden und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen? Und sie legten ihm vor ein Stück von gebratenem Fisch und Honigseim. Und er nahm’s und aß vor ihnen.

Er sprach aber zu ihnen: Das sind die Reden, die ich zu euch sagte, da ich noch bei euch war; denn es muß alles erfüllet werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz Mose’s, in den Propheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstanden, und er sprach zu ihnen: Also ist’s geschrieben, und also mußte Christus leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern und anheben zu Jerusalem. Ihr aber seid des alles Zeugen. Und siehe, ich will auf euch senden die Verheißung meines Vaters. Ihr aber sollt in der Stadt Jerusalem bleiben, bis ihr angetan werdet mit der Kraft aus der Höhe.

Jesu Himmelfahrt

Er führte sie aber hinaus bis gen Bethanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten wieder gen Jerusalem mit großer Freude und waren allewege im Tempel, priesen und lobten Gott.

Klabund

Ewige Ostern

Als sie warfen Gott in Banden,

Als sie ihn ans Kreuz geschlagen,

Ist der Herr nach dreien Tagen

Auferstanden.

Felder dorren. Nebel feuchten.

Wie auch hart der Winter wüte:

Einst wird wieder Blüt’ bei Blüte

Leuchten.

Ganz Europa brach in Trümmer,

Und an Deutschland frißt der Geier, –

Doch der Frigga heiliger Schleier

Weht noch immer.

Leben, Liebe, Lenz und Lieder:

Mit der Erde mag’s vergehen.

Auf dem nächsten Sterne sehen

Wir uns wieder.

Paul Gerhardt

An das Angesicht des HErrn JEsu

1. O Haupt voll Blut und Wunden,

 Voll Schmerz und voller Hohn!

O Haupt, zum Spott gebunden

 Mit einer Dornenkron!

O Haupt, sonst schön gezieret

 Mit höchster Ehr und Zier,

Itzt aber höchst schimpfieret,

 Gegrüßet seist du mir!

2. Du edles Angesichte,

 Dafür sonst schrickt und scheut

Das große Weltgewichte,

 Wie bist du so bespeit?

Wie bist du so erbleichet?

 Wer hat dein Augenlicht,

Dem sonst kein Licht nicht gleichet,

 So schändlich zugericht’?

3. Die Farbe deiner Wangen,

 Der roten Lippen Pracht

Ist hin und ganz vergangen;

 Des blassen Todes Macht

Hat alles hingenommen,

 Hat alles hingerafft,

Und daher bist du kommen

 Von deines Leibes Kraft.

4. Nun was du, HErr, erduldet,

 Ist alles meine Last;

Ich hab es selbst verschuldet,

 Was du getragen hast.

Schau her, hier steh ich Armer,

 Der Zorn verdienet hat,

Gib mir, o mein Erbarmer,

 Den Anblick deiner Gnad.

5. Erkenne mich, mein Hüter,

 Mein Hirte, nimm mich an,

Von dir, Quell aller Güter,

 Ist mir viel Guts getan:

Dein Mund hat mich gelabet

 Mit Milch und süßer Kost,

Dein Geist hat mich begabet

 Mit mancher Himmelslust.

6. Ich will hier bei dir stehen,

 Verachte mich doch nicht!

Von dir will ich nicht gehen,

 Wann dir dein Herze bricht.

Wann dein Haupt wird erblassen

 Im letzten Todesstoß,

Alsdann will ich dich fassen

 In meinem Arm und Schoß.

7. Es dient zu meinen Freuden,

 Und kömmt mir herzlich wohl,

Wann ich in deinem Leiden,

 Mein Heil, mich finden soll!

Ach möcht ich, o mein Leben,

 An deinem Kreuze hier

Mein Leben von mir geben,

 Wie wohl geschähe mir!

8. Ich danke dir von Herzen,

 O JEsu, liebster Freund,

Für deines Todes Schmerzen,

 Da du’s so gut gemeint.

Ach gib, daß ich mich halte

 Zu dir und deiner Treu,

Und wann ich nun erkalte,

 In dir mein Ende sei.

9. Wann ich einmal soll scheiden,

 So scheide nicht von mir!

Wann ich den Tod soll leiden,

 So tritt du dann herfür:

Wann mir am allerbängsten

 Wird um das Herze sein,

So reiß mich aus den Ängsten

 Kraft deiner Angst und Pein.

10. Erscheine mir zum Schilde,

 Zum Trost in meinem Tod,

Und laß mich sehn dein Bilde

 In deiner Kreuzesnot.

Da will ich nach dir blicken,

 Da will ich Glaubens voll

Dich fest an mein Herz drücken.

 Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Selma Lagerlöf

Das Rotkehlchen

Es war zu der Zeit, als unser Herr die Welt erschuf, da er nicht nur Himmel und Erde schuf, sondern auch alle Tiere und Pflanzen, und ihnen zugleich ihre Namen gab. Es gibt viele Geschichten aus jener Zeit; und wüßte man sie alle, so wüßte man auch die Erklärung für alles in der Welt, was man jetzt nicht verstehen kann.

Damals war es, daß es sich eines Tages begab, als unser Herr im Paradies saß und die Vögel malte, daß die Farbe in unseres Herrn Farbenschalen ausging, so daß der Stieglitz ohne Farbe geblieben wäre, wenn unser Herr nicht alle Pinsel an seinen Federn abgewischt hätte.

Und damals geschah es, daß der Esel seine langen Ohren bekam, weil er sich nicht merkte, welchen Namen er bekommen hatte. Er vergaß es, sowie er nur ein paar Schritte auf den Fluren des Paradieses gemacht hatte, und dreimal kam er zurück und fragte, wie er heiße, bis unser Herr ein klein wenig ungeduldig wurde, ihn bei beiden Ohren nahm und sagte: »Dein Name ist Esel, Esel, Esel.«

Und während er so sprach, zog er seine Ohren lang, damit er ein besseres Gehör bekäme und sich merke, was man ihm sagte.

An demselben Tage geschah es auch, daß die Biene bestraft wurde. Denn als die Biene geschaffen war, begann sie sogleich Honig zu sammeln, und Tiere und Menschen, die merkten, wie süß der Honig duftete, kamen und wollten ihn kosten. Aber die Biene wollte alles für sich behalten und jagte mit ihren giftigen Stichen alle fort, die sich der Honigwabe näherten. Dies sah unser Herr, und alsogleich rief er die Biene zu sich und strafte sie. »Ich verlieh dir die Gabe, Honig zu sammeln, der das Süßeste in der Schöpfung ist«, sagte unser Herr, »aber damit gab ich dir nicht das Recht, hart gegen deine Nächsten zu sein. Merke dir nun, jedesmal, wenn du jemand stichst, der deinen Honig kosten will, mußt du sterben!«

Ach ja, damals geschah es, daß die Grille blind wurde und die Ameise ihre Flügel verlor; es begab sich so viel Wunderliches an diesem Tage.

Unser Herr saß den ganzen Tag groß und milde da und schuf und erweckte zum Leben, und gegen Abend kam es ihm in den Sinn, einen kleinen grauen Vogel zu erschaffen. »Merke dir, daß dein Name Rotkehlchen ist!« sagte unser Herr zu dem Vogel, als er fertig war. Und er setzte ihn auf seine flache Hand und ließ ihn fliegen.

Aber als der Vogel ein Weilchen herumgeflogen war und sich die schöne Erde besehen hatte, auf der er leben sollte, bekam er auch Lust, sich selbst zu betrachten. Da sah er, daß er ganz grau war, und seine Kehle war ebenso grau wie alles andere.

Da flog der Vogel zu unserem Herrn zurück.