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Von der Zeitenwende bis zum Ende des 9. Jahrhunderts" umfasst dieses vorliegende Buch einen Einblick in die kulturelle Vielfalt am Beispiel des Tempelbaus in Zentraljava. Nicht zuletzt ermöglichten die enormen Gewinne aus dem stetig steigenden Handel der eigenen Religion, ihrer Kunst, aber auch ihrer Kultur Ausdruck, Gestalt und Inhalt zu verleihen. In Zentraljava wurden mehr als 250 größere und kleinere hinduistische oder buddhistische Tempel und Schreine erbaut, von denen nur wenige erhalten sind oder renoviert werden konnten. Der überwiegende Teil wurde durch Erdbeben, Vulkanausbrüche und auch durch Menschenhand ruiniert und viele sind bis auf fundamentale Überbleibsel schlicht nicht mehr vorhanden. Vorhandene Bausubstanz wird streng gehütet, in der Hoffnung, sie eines Tages wieder aufbauen zu können. Das kulturelle und religiöse Erbe Mitteljavas darf trotz der Zerstörungen als außergewöhnlich reichhaltig angesehen werden und ist weltweit einmalig. Zwar sind die früheren Religionen zurückgedrängt worden, in gewissen Landesteilen ganz verschwunden, andere haben sich behauptet, wie das Volk der Tengeresen um das Bromo Massiv in Ostjava unterstreicht. Sie haben ihren hinduistischen Glauben bis heute behauptet, auch wenn er stark durch lokale Einflüsse bedrängt wird. Mittlerweile haben es sich örtliche Amtsträger, Dorfbewohner und die gesamte Öffentlichkeit sich zur Aufgabe gemacht, ihre wertvolle Kultur für sich und andere zu erhalten; selbst Privatleute lassen kleinere Einheiten wieder auf eigene Kosten aufbauen. Das Buch versucht Tempel und Schreine, die erhalten oder renoviert wurden, in einer Auswahl dem Reisenden vorzustellen, um ihm so eine eigene Sichtweise zu ermöglichen.
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Seitenzahl: 87
Veröffentlichungsjahr: 2020
Rolf Weber
Frühe hinduistische und buddhistische Tempel und Heiligtümer in Zentraljava
Eine Auswahl
Ein Lesebuch und Begleiter für Reisende und Entdecker der Tempel Süd-Ost-Asiens
© 2020 Rolf Weber
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
© Autor: Rolf Weber
Umschlaggestaltung, Illustration: Rolf Weber
ISBN: 978-3-347-15972-3 (Paperback)
ISBN: 978-3-347-15973-0 (Hardcover)
ISBN: 978-3-347-15974-7 (e-Book)
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Inhaltsverzeichnis
Das Dieng Plateau - hinduistisch
Die Arjuna Tempel Gruppe
Die westliche Tempelgruppe
Dwarawati
Candi Gatotkaca
Candi Bima
Tempelgruppe Gedong Songgo - hinduistisch
Anreise zu den Tempelgruppen des Dieng Plateau und Gedong Songgo
Rundgang zur Tempelgruppe Gedong Songgo
Candi Kalasan - buddhistisch
Tempel der Göttin Tara, Schutzpatronin der Kauf-und Seeleute
Anreise zu den Tempeln Kalasan und Sari
Candi Sari - buddhistisch
Candi Ngawen - buddhistisch
Anreise zum Candi Ngawen
Candi Pawon - buddhistisch
Anreise zum Pawon
Chandi Sewu - buddhistisch
Kartenskizze zu den Tempeln Sewu, Plaosan Lor und Plaosan Kidul
Candi Plaosan Kidul und Candi Plaosan Lor - buddhistisch
Candi Mendut - buddhistisch
Gelebte tantrische Traditionen
G l o s s a r
Das Dieng Plateau - hinduistisch
Örtlichkeit
Als 1814 britische Soldaten das Dieng-Plateau besuchten, entdeckten sie im See, der sich in der Kaldera des Dieng-Plateaus über Jahre gebildet hatte, einige Tempel schemenhaft im Wasser stehen. Das meldeten die militärischen Gefolgsleute an Gouverneur Sir Raffles, der das genauso in seiner Geschichte über Java vermerkte. Erst im Jahr 1856 legte dann ein niederländischer Ingenieur namens ‘van Kinsbergen‘ diese Hochmulde durch einen künstlichen Abfluss trocken. Nicht nur Tempel und Ruinen kamen in der nun trockenen Kaldera wieder ans Tageslicht, bald siedelten auch Menschen auf den fruchtbaren Vulkanböden, die mit unermüdlichem Fleiß einen üppigen Gemüsegarten schufen. Das Dieng, wie diese Landschaft genannt wird, ist eine Hochebene, die Kaldera eines Altvulkans mit 2200 m über NN. Sie liegt nordwestlich der Vulkane Sindoro (3155m) und Sumbing (3371 m) und der Provinzstadt Wonosobo. Eingebettet in dieser Hochmulde sind das Dorf Dieng und einige Tempelruinen, die teilweise wieder erstellt sind oder sich noch in der Restauration befinden. Auch kleine Seen, die wegen ihrer Säure, die aus dem Erdinnern aufsteigt farbig schimmern, wie der Telaga Warna, der “Farbige See“, liegen eingestreut auf der Ebene. Das Plateau fällt nach Osten und damit nach der Stadt Wonosobo steil ab. Auch dieser Steilhang wird im Terrassenanbau für Kartoffeln und Gemüse landwirtschaftlich genutzt. Eine pittoreske Landschaft mit aktiver vulkanischer Tätigkeit des Kawah Sikidang, eines heißen Schlammpfuhls, alles in allem vergleichbar mit dem 100 km nach Osten liegende Bromo Massiv.
Dieng Plateau mit dem Bima Tempel rechts im Vordergrund, dahinter die Ebene in der Kaldera mit dem Arjuna Komplex und im Hintergrund das Dorf Dieng. Eine Malerei des 19. Jahrhunderts, nur drei Jahre nach der Trockenlegung durch V. Kinsbergen; aus: Dr. Johannes Müller: Über Alterthümer des Ostindischen Archipels insbesondere die Hindu-Alterthümer und Tempelruinen auf JAVA, MADURA, und BALI. 1859.
Abb. 2. Da in die steilen Gemüsegärten nur wenige Straßen führen, tragen die Bauern die Ernte in Körben oder Säcken ins Dorf. Die Gärten sind fein säuberlich in Beete aufgeteilt, so können die Bauern zwischen diesen durchgehen, um die Beete zu wässern oder das Unkraut zu jäten. Gedüngt wird nur organisch mit Vogeldung (Hühnerdung). Das hochwertige Gemüse ist auf den Märkten sehr begehrt.
Foto: Angkormann/ R. Weber (2014).
Mit einem Kleinbus wird der Besucher von Wonosobo aus die steile östliche Wand des Massivs über enge Straßen zur Kaldera auf 2200 m hochgefahren. Atemberaubende Ausblicke eröffnen sich, oft bleibt der Bus auch stehen, um weitere Gäste zuzuladen, so bleibt immer Zeit für einen Schnappschuss. Vorteilhaft ist eine Auffahrt am frühen Morgen, dann sind kaum Wolken da und die Morgensonne taucht den Berghang in ein schwaches Gold. Fährt man mit einem gemieteten Bus oder Auto hoch, kann man öfters einen Stopp einlegen, auf der Höhe und unmittelbar an der Straße findet sich auch ein Aussichtspark mit Turm.
Kampung Dieng ist immer geschäftig, es wird viel gebaut, denn immer mehr Siedler kommen her, um Gartenbau zu treiben, der fruchtbare Vulkanboden lädt dazu ein. Einfache Unterkünfte für die Besucher sind genügend vorhanden, meist bleiben diese nur eine Nacht, schon wegen der relativen Kälte hier in den Tropen, das Thermometer fällt auf drei bis fünf Grad in der Nacht. Also Pullis nicht vergessen und in den Restaurants die frischen Dieng-Kartoffeln oder das Dieng-Gemüse probieren!
Am frühen Morgen oder auch noch am Abend, bevor die Sonne sich senkt, ist ein Besuch der Arjuna Gruppe ratsam, sie liegt nur wenige Gehminuten vom Dorf entfernt und ist gut zu besichtigen. Von hier aus lohnt sich auch ein Spaziergang zu dem erst 2014 restaurierten Tempel Gatotkaca. Auch der Weg zum Tempel Bima, der im gleichen Jahr restauriert wurde, ist möglich, er ist etwa 30 Gehminuten entfernt.
Historische Skizze
Die Tempel des Dieng werden als die ältesten in Zentraljava angesehen, wobei jedoch große Unsicherheit bei der Zeitbestimmung besteht. Einige Forscher legen den Baubeginn ins 7. Jahrhundert, wovon sich jedoch nichts erhalten hat, andere erst ins achte. Degroot, die sich jüngst mit der Datierung aller javanischen Tempel auseinandersetzte, fand einen Kompromiss und teilte alle Tempel in zwei Gruppen, die erste Gruppe vor 830 n.u.Z., die andere nach diesem Zeitpunkt. Nach einer neuerer lokalen Veröffentlichung: http://nusantarahistory.com/category/early-kingdoms/ {Text: The 7th Century Kalingga University} wird eine erste Bauzeit für die Tempel des Dieng durch einen Herrscher mit Namen Sanjaya aus der gleichnamigen Dynastie von 723-746 n.u.Z. angegeben. Eine nahe bei dem Arjuna Tempel dazu gefundene Inschrift, übrigens das älteste Zeugnis in javanischer Schrift, wurde auf 808/809 n.u.Z. datiert.
Etwa 400 Tempel sollen einst in dieser Gegend gestanden haben, wobei nur noch wenige sichtbar, ruiniert oder auch restauriert vorhanden sind. Auch werden in den Inschriften keine Namen der Tempel oder seiner Erbauer genannt, sieht man von König Sanjaya (1. Hälfte 8. Jahrhundert) ab. Auffallend für den Dieng ist die buchstäbliche Enge bei einst 400 Heiligtümern, von einer Systematik bei der Erstellung kann man nicht ausgehen, es wurde gebaut, wo sich Platz bot. Das ist sicher auch ein Grund, warum von älteren Bauten nichts mehr vorhanden ist. Ohnehin sind von der großen Anzahl nur noch acht Tempel übrig, fünf der Arjuna-Gruppe, unweit davon nach Westen der Gatotkaca und Bima, schließlich nach Nordost der Dwarawati, sowie einige Fundamente nahe der Arjuna-Gruppe.
Architektur
Die Tempel in der nördlichen Gebirgszone sind meist kleiner als die der Ebene, auch einfacher in ihrer architektonischen Struktur, nur wenige Ausschmückungen finden sich auch hier im Vergleich zu den größeren südlich von ihnen gelegenen Tempeln, wie etwa dem Kalasan, Plaosan oder Prambanan. Sie stehen unregelmäßig gruppiert, ganz wie man sie brauchte, auch ohne Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen Baustile, auch religiös mythologische Grundauffassungen wurden kaum berücksichtigt, wenn man etwa an das Mandala Prinzip denkt, um die Ordnung der Welt abzubilden. Über den Eingängen und den Nischen wurden von Beginn an Kala oder Makara als Schutz angebracht.
Die enorme Zahl an Heiligtümern in der Dieng Kaldera führte zu einer wenig ausgewogenen Aufteilung des vorhandenen Baugrundes und zu einer wirren Bebauung. Sie ist heute übersät mit Ruinen und Tempelgründen, von der ursprünglichen Zahl sind noch lediglich acht Bauten vorhanden und restauriert.
Abb. 3. Übersicht über die Arjuna-Gruppe. Arjuna und Semar im Hintergrund, dann folgt Srikandi und eingerüstet (Jahr 2015) Puntadewa, ganz rechts Sembodro. Im Hintergrund ist das heutige Dorf Dieng zu erkennen. Um die Kaldera sind die teils wolkenverhangene Berge auszumachen.
Foto: Inge und Fritz (Germany 2015).
Die Tempel sind meist einzellig und im Grundriss quadratisch oder versetzt quadratisch mit einer Yoni und einem Lingam im Innern der Cella. Nach vollzogenem Ritual wurde von dem Brahmanen zu heiligendes Wasser über den Lingam gegossen, was sich in der rechteckig geformtem Yoni sammelte und aus dem nach Norden gehenden Ausfluss durch die Wand nach außen ergoss. Dort wurde es von den Gläubigen in einem Gefäß wieder aufgefangen. Das gesegnete Wasser brachten sie im Haus und auf Feldern zur Segnung der Fruchtbarkeit aus.
Die Arjuna Tempel Gruppe
Diese Gruppe, unweit des heutigen Dorfes in den Gartenfeldern gelegen, umfasst vier Tempel, die restauriert wurden, wobei einige zurzeit (2014/15) eingerüstet sind. Sie zeigen mit ihrer Öffnung alle gen Westen und stehen in einer Nord-Süd-Linie gereiht. Nördlich steht der vielleicht am besten erhaltene und restaurierte quadratische Tempel Arjuna mit einem Vorbau mit Treppeneingang. Die Seiten- und Rückwand sind durch aufgesetzte Umrandungen für Reliefs unterbrochen (siehe Fotos Seite 12 und 13). Ihm gegenüber steht ein kleiner rechteckiger, sehr flacher Tempel, mit kleinen Fenstern und einem niedrigen Eingang, der durch drei Stufen betreten wird. Es ist der Tempel Semar in rechteckiger Grundform. Da beide Tempel mit einer niedrigen Einfassung umrandet sind, bilden sie vermutlich eine Einheit, wobei die Aufgabe Semars nicht ganz deutlich wird, man sah in ihm eine Zelle, in die der Priester sich zur Vorbereitung zurückziehen konnte.
Grundriss der Arjuna-Gruppe des Dieng-Plateaus, mit der quadratischen Umwallung steht rechts der Arjuna-Tempel (1) mit seinen nach Westen gelegenen Vorbau mit Treppe und Eingang. Ihm gegenüber der Schrein Semar. Südlich schließt sich der Srikandi (2) an, es folgt der Puntadewa (3) mit seinen beiden nur noch mit den Fundamenten erkennbaren rechteckigen Anbauten und schließlich der Sembodro (4).
Diese niedrige Umwallung hatte je einen südlichen und nördlichen, vermutlich offenen Eingang, wie auf dem Grundriss zu erkennen ist. Der dann folgende Candi Srikandi ist auch nach Westen offen und ähnlich im Grundriss wie Candi Arjuna. Vor dem Tempel hat vermutlich ebenfalls ein dem Semar ähnlicher Raum gestanden und ebenso Spuren einer Umrandung. Vermutlich wurde Tempel Puntadewa einige Jahre nach den beiden ersten Arjuna und Srikandi erstellt, weil er doch merkliche Veränderungen zeigt. Zum einen ist der Tempel nicht quadratisch, sondern rechteckig und die Seitenwände und Rückwand sind mit tieferen Nischen zur Aufnahme von Einzelstatuen gebaut, die in diese Öffnungen eingestellt werden. Die örtlichen Behörden haben im Jahr 2015 damit begonnen die Gesamtanlage zu erweitern. Dabei wurden an einigen Plätzen Fundamente von Tempeln freigelegt. Bei der Architektur des Candi Puntadewa werden die Unterschiede der Bauzeiten deutlich und sind bei einem Vergleich zu zu berücksichtigen. Wenn Candi Arjuna etwa um 750 n.u.Z. erstellt wurde, dann ist davon auszugehen, dass Candi Puntadewa erst 80 bis 120 Jahre danach gebaut wurde. Zwar haben beide architektonisch eine Erhöhung durch die Treppe, die beim Candi Puntadewa zudem durch eine schön geformte Balustrade begrenzt wird, aber der dann folgende Körper des Candi Puntadewa