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In Ergänzung zur Ausgabe "Die Maritime Seidenstraße prägte mit ihrem weltoffenen Handel Süd-Ost-Asiens Völker in kultureller und religiöser Vielfahl - Von vor der Zeitenwende bis zum Ende des 9. Jahrhunderts" umfasst das nun vorliegende e-Buch eine Blicköffnung für den Leser und Javareisenden auf die durch den Handel in dieser Zeit geschaffenen kulturelle Vielfalt unter anderem in Zentraljava, insbesondere am Beispiel des Tempelbaues, Schreinen und anderen Heiligtümern. Nicht zuletzt ermöglichten die enorme Gewinne aus dem stetig steigenden Handel der eigenen Lebensart, seiner Kunst, Kultur und Religion eine Gestalt und Inhalt zu verleihen. In Zentraljava wurden mehr als 250 größere und kleinere hinduistische und buddhistische Tempel und Schreine erbaut, von denen nur wenige erhalten sind oder renoviert werden konnten. Der überwiegende Teil wurde durch Erdbeben, Vulkanausbrüche und auch durch Menschenhand ruiniert und sind bis auf wenige fundamentale Überbleibsel schlicht nicht mehr vorhanden. Einige der noch brauchbaren Bausubstanz wird gehütet, in der Hoffnung sie eines Tages wieder aufzubauen. Das kulturelle und religiöse Erbe Mitteljavas darf als außergewöhnlich reichhaltig angesehen werden, möglicherweise weltweit als einmalig. Zwar sind die früheren Religionen zurückgedrängt worden, in gewissen Landesteilen gar verschwunden, andere haben sich behauptet, wie das das Volk der Tengeresen um das Bromo Massiv in Ostjava unterstreicht, sie haben ihren hinduistischen Glauben bis heute behauptet, auch wenn er stark durch lokale Einflüsse sich zeigt. Mittlerweile haben örtliche Regierende, Dorfbewohner und die gesamte Öffentlichkeit sich zur Aufgabe gemacht ihre wertvoller Kultur für sich und andere zu erhalten, auch zu restaurieren, selbst Privatleute lassen kleinere Einheiten wieder auf eigene Kosten aufbauen. Die vorliegenden Auswahl versucht die Tempel und Schreine dem Reisenden vorzustellen, die erhalten oder renoviert wurden, um ihm so eine eigene Sichtweise zu ermöglichen. Die Beschreibungen versuchen anhand der künstlerischen Gestaltungen selbst Auswahlen zu treffen, um ein Verständnis und Wege eines Verstehens zu ermöglichen. Insoweit darf die Auslese auch als Spiegel der zeitlichen Abfolge der Erbauung verstanden sein.
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Seitenzahl: 88
Veröffentlichungsjahr: 2019
Das Dieng Plateau (hinduistisch)
Tempelgruppe Gedong Songo (hinduistisch)
Chandi Kalasan (buddhistisch)
Chandi Sari (buddhistisch)
Chandi Ngawen (buddhistisch)
Chandi Pawon (buddhistisch)
Chandi Sewu (buddhistisch)
Candi Plaosan-Lor und Candi Plaosan Kidul (buddhistisch)
Candi Mendut (buddhistisch)
Örtlichkeit
Als 1814 britische Soldaten das Dieng-Plateau besuchten, entdeckten sie im See, der sich in der Kaldera des Dieng-Plateaus über Jahre gebildet hatte, einige Tempel schemenhaft im Wasser stehen. Das meldeten die militärischen Gefolgsleute an Gouverneur Sir Raffles, der das auch genauso in seiner Geschichte über Java vermerkte. Erst im Jahr 1856 legte dann ein niederländischer Ingenieur namens ‘van Kinsbergen‘ diese Hochmulde durch einen künstlich gelegten Abfluss trocken. Nicht nur Tempel und Ruinen kamen in der nun trockenen Kaldera wieder ans Tageslicht, bald siedelten Menschen auf den fruchtbaren Vulkanböden, die mit unermüdlichem Fleiß darin einen üppigen Gemüsegarten schufen. Das Dieng, wie diese Landschaft genannt wird, ist eine Hochebene, mehr Kaldera eines Altvulkans und mit 2200 m über NN. Sie liegt nordwestlich der Vulkane Sindoro (3155m) und Sumbing (3371 m) und der Provinzstadt Wonosobo. Eingebettet in dieser Hochmulde sind nicht nur das Dorf Dieng und einige Tempelruinen, die teilweise wieder erstellt oder sich noch in der Restauration befinden, auch kleine Seen, die teils wegen ihres hohen Säuregehaltes, der aus dem Erdinnern aufsteigt, farbig schimmern, beispielsweise der Telaga Warna, der “Farbige See“, sie alle liegen eingestreut auf der Ebene. Das Plateau fällt nach Osten und damit nach der Stadt Wonosobo steil ab. Auch dieser Steilhang wird im Terrassenanbau für Kartoffeln und Gemüse landwirtschaftlich genutzt. Eine einmalig unvergessliche und pittoreske Landschaft mit aktiver vulkanischer Tätigkeit des Kawah Sikidang, eines heißen Schlammpfuhls, alles in allem vergleichbar mit dem Bromo Massiv und darf als ‘‘absolut sehenswert‘‘ bezeichnet werden.
Dieng Plateau mit dem Bima Tempel rechts im Vordergrund, dahinter die Ebene in der Kaldera mit dem Arjuna Komplex und im Hintergrund das Dorf Dieng. Eine Malerei des 19. Jahrhunderts, nur drei Jahre nach der Trockenlegung durch V. Kinsbergen; aus: Dr. Johannes Müller: Über Alterthümer des Ostindischen Archipels insbesondere die Hindu-Alterthümer und Tempelruinen auf JAVA, MADURA, und BALI. 1859.
Abb. 2. Da in die steilen Gemüsegärten nur wenige Straßen führen, tragen die Bauern die Ernte in Körben oder Säcken ins Dorf. Die Gärten sind fein säuberlich in Beete angelegt, so können die Bauern zwischen diesen durchgehen, um die Beete zu wässern oder das Unkraut zu jäten. Gedüngt wird nur organisch mit Vogeldung (Hühnerdung). Das hochwertige Gemüse ist auf den Märkten sehr begehrt.
Mit einem Kleinbus, der einen kurzen Radabstand hat, besondere Bremsen und stärkere Maschinen, wird der Besucher von Wonosobo aus die steile östliche Wand des Massivs über enge Straßen zur Kaldera auf 2200 m hoch gefahren. Atemberaubende Ausblicke eröffnen sich ihm und öfters bleibt der Bus auch stehen, um weitere Gäste zuzuladen, so bleibt immer Zeit für einen Schnappschuss. Vorteilhaft ist eine Auffahrt am frühen Morgen, dann sind kaum Wolken da und das strahlende morgendliche Sonnenlicht taucht den Berghang in ein schwaches Gold. Fährt man mit einem gemieteten Bus oder Auto hoch, kann man durchaus öfters einen Stopp einlegen, auf der Höhe und unmittelbar an der Straße findet sich auch ein Aussichtspark mit Turm.
Kampung Dieng ist immer geschäftig, es wird viel gebaut und gewerkelt, denn immer mehr Siedler kommen hier um Gartenbau zu treiben, der fruchtbare Vulkanboden lädt geradezu ein. Einfache Unterkünftige für die Besucher sind genügend vorhanden, meist bleiben sie nur eine Nacht, schon wegen der relativen Kälte – mehr Frische – hier in den Tropen, das Thermometer fällt auf drei bis fünf Grad in der Nacht. Also Pullis nicht vergessen und in den Restaurants die frischen Dieng-Kartoffeln oder das Dieng-Gemüse probieren!
Am frühen Morgen oder auch noch am Abend, bevor die Sonne sich senkt, ist ein Besuch der Arjuna Gruppe ratsam, sie liegt nur wenige Gehminuten vom Dorf und ist leicht einzusehen. Von hier aus lohnt sich auch ein Spaziergang zu dem 2014 erst restaurierten Tempel Gatotkaca. Auch der Weg zum Tempel Bima, der im gleichen Jahr restauriert wurde ist möglich, doch sollte man etwa mit 30 Gehminuten rechnen.
Historische Skizze
Die Tempel des Dieng werden als die ältesten in Zentraljava angesehen, wobei jedoch eine große Unsicherheit bei der Zeitbestimmung besteht. Einige Forscher legen den Baubeginn ins 7. Jahrhundert, wovon sich jedoch nichts erhalten hat, andere erst ins achte. Degroot, die sich ebenfalls jüngst mit der Datierung aller javanischen Tempeln auseinandersetzte, fand sich zu einem Kompromiss bereit und teilte alle Tempel in zwei Gruppen, die erste Gruppe war vor 830 n.u.Z., die anderen alle nach diesem Zeitpunkt gebaut worden. Nach einer neuerer lokalen Veröffentlichung: http://nusantarahistory.com/category/early-kingdoms/ {Text: The 7th Century Kalingga University} wird eine erste Bauzeit für die Tempel des Dieng durch einen Herrscher mit Namen Sanjaya aus der gleichnamigen Dynastie von 723-746 n.u.Z. angegeben. Eine nahe bei dem Arjuna Tempel dazu gefundene Inschrift, übrigens das älteste Zeugnis in javanischer Schrift, wurde auf 808/809 n.u.Z. datiert.
Etwa 400 Tempel sollen einst in dieser Gegend gestanden haben, wobei nur noch wenige sichtbar und ruiniert oder auch restauriert vorhanden sind. Auch werden in den Inschriften keine Namen der Tempel oder seiner Erbauer genannt, sieht man von König Sanjaya (1. Hälfte 8. Jahrh.) ab. Auffallend für den Dieng ist eine buchstäbliche Enge bei einmal 400 Heiligtümern, was dazu führte, dass man nicht von einer Systematik bei der Erstellung ausgehen kann, es wurde gebaut, wo sich Platz bot. Das ist sicher auch ein Grund, warum von ältere Bauten nichts mehr vorhanden ist. Sowieso sind von der großen Anzahl nur noch acht Tempel übrig, fünf der Arjuna-Gruppe, unweit davon nach Westen der Gatotkaca und Bima, schließlich nach Nordost der Dwarawati, sowie einige Fundamente nahe der Arjuna-Gruppe.
Architektur
Die Tempel in der nördlichen Gebirgszone sind meist kleiner als die der Ebene, auch einfacher in ihrer architektonischen Struktur, nur wenige Ausschmückungen finden sich auch hier im Vergleich zu den größeren südlich von ihnen gelegenen Tempeln, wie etwa der Kalasan, Plaosan oder Prambanan. Sie stehen unregelmäßig gruppiert, ganz wie man sie brauchte, auch ohne Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen Baustile, auch religiös mythologische Grundauffassungen wurden kaum berücksichtigt, wenn man etwa an das Mandala Prinzip denkt, um die Wiedergabe der Ordnung der Welt. Über den Eingängen und den Nischen wurden von Beginn an Kala oder Makara als Schutz angebracht.
Abb. 3. Übersicht über die Arjuna-Gruppe. Arjuna und Semar im Hintergrund, dann folgt Srikandiund eingerüstet (Jahr 2015) Puntadewa, ganz rechts Sembodro. Im Hintergrund ist das heutige Dorf Dieng zu erkennen. Um die Kaldera sind die teils wolkenverhangene Berge auszumachen. Foto: Inge und Fritz (Germany 2015)
Die enorm große Zahl an Heiligtümern in der Dieng Kaldera führte also zu einer wenig ausgewogenen Aufteilung des vorhandenen Baugrundes und zu einer wirren Überbauung. So ist sie heute übersät mit Ruinen und Tempelgründen, von der umfangreichen Anzahl sind lediglich noch acht Bauten vorhanden und restauriert. Fasst man alle Komponenten und Merkmale zusammen, so muss man schlussendlich feststellen, dass für diese ungeordnete Bauweise die lange Zeit der Bebauung begründet ist.
Sie sind meist einzellig und im Grundriss quadratisch oder versetzt quadratisch mit einer Yoni und einem Lingam im Innern der Cella, wo nach vollzogenem Ritual - von dem Brahmanen wurde zu heiligendes Wasser über den Lingam gegossen - was sich in der rechteckig geformtem Yoni sammelte und aus dem nach Norden gehenden Ausfluss durch die Wand nach außen ergoss, wo es von den Gläubigen in einem Gefäß wieder aufgefangen wurde. Das gesegnete Wasser brachten sie in Haus und auf Feldern zur Segnung der Fruchtbarkeit aus.
Die Arjuna Tempel Gruppe
Grundriss der Arjuna-Gruppe des Dieng-Plateaus, mit der quadratischen Umwallung steht rechts der Arjuna-Tempel (1) mit seinen nach Westen gelegenen Vorbau mit Treppe und Eingang. Ihm gegenüber der Schrein Semar. Südlich schließt sich der Srikandi (2) an, es folgt der Puntadewa (3) mit seinen beiden nur noch mit den Fundamenten erkennbaren rechteckigen Anbauten und schließlich der Sembodro (4).
Diese Gruppe, unweit des heutigen Dorfes in den Gartenfeldern gelegen, umfasst vier Tempel, die restauriert wurden, wobei einige zur Zeit (2014/15) eingerüstet sind. Sie zeigen mit ihrer Öffnung alle gen Westen, stehen wenig exakt an einer Nord-Süd-Linie gereiht. Nördlich steht der vielleicht am besten erhaltene und restaurierte quadratische Tempel Arjuna mit einem Vorbau mit Treppeneingang. Die Seiten- und Rückwand sind durch aufgesetzte Umrandungen für Reliefs unterbrochen wie auf der Darstellung zu erkennen. Ihm gegenüber steht ein kleiner rechteckiger, sehr flacher Tempel, mit kleinen Fenstern und einem niedrigen Eingang, der durch drei Stufen betreten wird. Es ist Tempel Semar, nun aber in rechteckiger Grundform. Da beide mit einer niedrigen Einfassung umrandet sind, bilden sie vermutlich eine Einheit, wobei die Aufgabe Semars nicht ganz deutlich wird, man sah in ihm eine Zelle, in die der Priester sich zur Vorbereitung zurückziehen konnte. Diese niedrige Umwallung hatte je einen südlichen und nördlichen, vermutlich offenen Eingang, wie auf dem Grundriss zu erkennen. Der dann folgende Candi Srikandi ist auch nach Westen offen und ähnlich im Grundriss wie Candi Arjuna. Vor dem Tempel hat vermutlich ebenfalls ein dem Semar ähnelnder Raum gestanden und ebenso Spuren einer Umrandung. Vermutlich wurde Tempel Puntadewa einige Jahre nach den beiden ersten Arjuna und Srikandi erstellt, weil er doch merkliche Veränderungen zeigt, zum einen ist der Tempel nicht quadratische, sondern rechteckig und die Seitenwände und Rückwand sind mit tieferen Nischen zur Aufnahme von Einzelstatuen aufgelockert gebaut, die in diese Öffnungen eingestellt werden. Die örtlichen Behörden haben im Jahr 2015 damit begonnen die Gesamtanlage zu erweitern. Dazu wurden an einigen Plätzen Fundamente von Tempeln freigelegt. Ob hier weitere Tempel restauriert werden, ist bisher nicht bekannt, scheinbar will man lediglich die Anlage abstecken.
Abb. 4. Arjuna Tempel mit Semar in der Morgensonne. Gut ist die quadratische GrundanlageArjunas zu erkennen. Das Dach ist aufwendig restauriert und dürfte dem Original sehr nahe kommen. Innen ist eine Cella mit einer Yoni zu sehen. Die Außenwände sind durch Nischen unterbrochen. Der Tempel und auch sein Gegenüber sind für Besucher begehbar. Foto: R. Weber 2017.
Abb. 5. Eingang des Candi Arjuna. Foto: Inge und Fritz, 2015.
Bei der Architektur des Candi Puntadewa, die sich doch sehr differenziert zum Candi Arjuna zeigt, werden doch die Unterschiede der Bauzeiten deutlich und sind bei einem Vergleich zu bedenken und zu berücksichtigen. Wenn Candi Arjuna etwa um 750 n.u.Z. erstellt wurde, dann ist davon auszugehen, dass Candi Puntadewa erst 80 bis 120 Jahre danach gebaut wurde. Zwar haben beide architektonisch eine Erhöhung durch dieTreppe erfahren, beim Candi Puntadewa zudem durch eine schön geformte Balustrade begrenzt wird, aber der dann folgende Körper des Candi Puntadewa wirkt höher und damit eleganter. Der ins Auge fallende Unterschied ist überhaupt die Aufteilung des Baukörpers, die beim Candi Puntadewa