Fuerteventura - Insel unserer Träume - Gerd Pechstein - E-Book

Fuerteventura - Insel unserer Träume E-Book

Gerd Pechstein

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Beschreibung

Aktuelles und unterhaltsames Reisebuch. Empfohlen von den spanischen Fremdenverkehrsämtern in Deutschland: "SPANIEN info", Ausgabe 7/2015. "Buch des Monats" bei reisebuch.de. Aus der Rezitation: "Mit diesem Reisebuch hat der Autor Gerd Pechstein eine Nische besetzt, wonach Fuerteventura-Urlauber bisher vergeblich suchten. Kein Reiseführer im eigentlichen Sinn, doch ein Buch zum Entdecken der Kanareninsel, eine amüsante und zugleich informative Lektüre, nicht nur für die Reise." Lassen Sie sich entführen auf eine außergewöhnliche Entdeckungstour, oft abseits der Touristenpfade. Kreuz und quer durch Fuerteventura, zu den schönsten Ausflugszielen der Insel - in ursprüngliche Dörfer, Kirchen, zu fantastischen Vulkanlandschaften, Steilküsten, traumhaften Stränden und einsamen Badebuchten, in Restaurants und Strandbars mit oft tollen Aussichten. Nehmen Sie teil an Wanderungen in bezaubernde Täler und zu Bergen mit imposanten Aussichten auf ein überwältigendes Panorama dieser von Vulkanen geprägten Landschaft. Ein Leser schrieb: "Danke für das Buch. War ein super Reisebegleiter. Hatten es als E-Book und haben uns im Flugzeug schon amüsiert. Die Ausflüge sind Klasse beschrieben, drei haben wir gemacht und auch die Wanderung zur Westküste. Nächstes Jahr gehen wir die anderen Routen an." Mit Humor und Liebe zur Insel erzählt der Autor, wie er und seine Frau sich einen langjährigen Traum erfüllten und seit vielen Jahren wie die Zugvögel gen Süden ziehen, um dem Winter zu entfliehen. Über zwei Monate sind sie in Costa Calma "Ausländer auf Zeit", genießt man das milde Klima, erfreut sich an der Natur, trifft nette Menschen und wartet auf den Frühling in der Heimat. Die Erfahrung des Autors: "Träume werden wahr, wenn man dies unbedingt will." Er lässt den Leser auch in den privaten Tagesablauf blicken, teilt mit ihm seine Gedanken beim "Träumen oder Philosophieren" am Meer. Das Buch ist ein Reisebericht, kein Reiseführer, aber bestimmt hilfreich für Sie, um den Wunsch-Urlaubsort zu finden. Aber auch um die für Sie interessanten Ziele aus den über 20 beschriebenen Ausflügen und Wanderungen auszuwählen. Es ist auch ein Buch zum Erinnern an schöne Urlaubstage. Schön ist es, wenn Sie nach dem Lesen sagen können: "Genau so haben wir es erlebt. Neue Ausflugsziele haben wir entdeckt, die unbedingt bei der nächsten Reise einzuplanen sind." 54 Farb- und über 90 Schwarz-Weiß-Fotos ( im E-Book in Farbe) begleiten den Text, werden mit zum Reiseverführer.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Dieses Buch widme ich

unserem Enkel Philipp

Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.

Guy de Maupassant

Ein unterhaltsames Reisebuch kreuz und quer zu faszinierenden Orten und Landschaften

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Reif für die Insel

Wir heben ab

Unser Leben in Costa Calma

Der Alltag beginnt

Erste Ausflüge nach La Lajita und La Pared

Begegnungen mit Tieren und Pflanzen sowie Besuch der Strandbar „Palmita“

Besuch hat sich angesagt und Ausflug nach Ajuy

Ausflug in den Inselnorden nach Corralejo

Wanderung von Costa Calma zur Westküste

Unerwarteter Besuch

Strandwanderung zum Playa de Sotavento

Puerto del Rosario und Tarajalejo

Ausflug nach Risco del Paso am Playa de Sotavento

Fahrt nach Tuineje, Pajara und Betancuria

Ausflug nach Gran Tarajal, Leuchtturm „Faro de la Entallada“ und Las Playitas

Fahrt nach Los Molinos, El Cotillo und Villaverde

Las Hermosas, Tetir und Mirador Morro Velosa

Astronomischer Aussichtspunkt Sicasumbre, Wanderungen zur Station „Parra Medina“ und zum Stausee „Presa las Penitas“

Ausflug nach Pozo Negro und Giniginámar

Der Inselsüden – Morro Jable, Puertito de la Cruz und Cofete

Auf Wiedersehen im nächsten Jahr

Anmerkungen

Weitere Bücher von Gerd Pechstein

„Traumstrand“, Acryl, 2015

Anett Schücker, Wien, freischaffende Künstlerin

Vorwort

Erst spät erfüllten sich zwei Senioren, der Autor und seine Frau, einen langjährigen Traum: Langzeiturlaub bzw. Überwinterung in einem angenehmen Klima.

Die Wahl fiel auf Fuerteventura, eine der Kanarischen Inseln des „ewigen Frühlings“ oder wie sie in der Antike hieß „Insel der Glückseligen“.

Mehrere Jahre praktizieren wir dies nun schon und sind nach wie vor begeistert, so dem Winter in der thüringischen Heimat zu entfliehen.

Jahrelang gab es wechselnde Urlaubsorte und Hotels im Spätherbst und Winter in klimatisch bevorzugten Regionen wie den Mittelmeeranrainerstaaten oder auf den Kanarischen Inseln. Doch dies meist nur für zwei Wochen Halbpension in einem Hotel.

Bei Spaziergängen begegneten und sprachen wir mit Überwinterern, die im Bungalow oder einem Appartement oft mehrere Monate im Gastland individuell lebten. Etwas neidvoll, andererseits mit Bewunderung für den Mut der Heimat auf Zeit den Rücken zuzukehren und in einem fremden Land den Winter zu entfliehen, sahen wir auf sie.

Wir dagegen mussten bald wieder nach Hause, zurück zu Schnee und Eis oder zumindest in eine nasskalte Witterung. Dies nährte den Wunsch es den Überwinterern gleich zu tun. Zumindest einige Wochen am Jahresanfang in einer wärmeren Region, möglichst am Meer, zu leben. Doch lange meinten wir, dies ist mit unserer Rente eine Illusion.

Wie immer benötigte es einen Anlass, einen Hinweis, die Vermittlung der Erfahrung anderer, damit man sich selbst damit intensiv auseinandersetzt. Wir taten es und haben es bisher nie bereut; nein, es wurde zu spät diese Urlaubsform gewählt.

Das nachfolgende kleine Buch erzählt über unsere Erlebnisse, Begegnungen, Ausflüge und Wanderungen in der gewählten „Zweitheimat“ Fuerteventura. Diese bestimmen vorwiegend den Inhalt des Buches. Wir sagen heute: Die Urlaubsinsel wurde unsere Liebe auf dem zweiten Blick, denn vorher folgten wir auch dem Klischee „kahle und öde Vulkaninsel“.

Nicht als Ratgeber mit vielen Daten und Fakten oder Reiseführer, mit kmgenauer Beschreibung von Routen und Sehenswürdigkeiten, sondern in Form eines kurzweiligen und auch manchmal humorvollen Reiseberichtes mit für den Leser nachvollziehbaren Touren, ist dieses Buch geschrieben. In dieser 5. Auflage kommen weiter Ausflugsrouten und Wanderungen dazu.

Wir nehmen Sie, liebe Leser, mit auf unsere wunderschönen Ausflüge zur Erkundung der facettenreichen Insel. Sie erleben mit uns, wie man als Langzeiturlauber den Tagesablauf organisiert und verbringt. Viele interessante Ausflugstipps, auch abseits der Touristenpfade, werden Sie finden.

Deshalb wendet sich das Buch an alle, die auf den Kanarischen Inseln bzw. Fuerteventura einen Urlaub planen oder sich an ihren Urlaub auf der Insel erinnern wollen, unabhängig von der Aufenthaltsdauer oder der Jahreszeit.

Oder den Bekannten sagen wollen – genau so haben wir unseren Urlaub erlebt. Das Buch soll für den Leser ein „Reiseverführer“ sein und die Kanareninsel als Reiseziel für Pauschal- und Individualurlauber interessant machen.

Wir wollen aber auch zeigen, dass langjährige Träume wahr werden können und das dazu nicht ein üppiges Einkommen vorhanden sein muss. Nur der Wille sich den Traum zu erfüllen, ist erforderlich - und unvermittelt gehört man zum Kreis der „Glückseligen“.

Das Inselklima und die Landschaft passen ideal zu uns. Es ist, wie mancher prophezeite, uns nie langweilig geworden und es kam kein Heimweh auf. Im Gegenteil – wir wurden überrascht, wie abwechslungsreich und schnell die etwa zwei bis drei Monate dauernden Aufenthalte vergingen. Wir möchten all denen danken, die uns ermutigten, dieses Experiment einzugehen, dass anfangs fast ein kleines Abenteuer für uns gewesen ist.

Dazu gehören die Familienangehörigen, Bekannte und unser Gartennachbar Ralf. Der Dank gilt den Mitgliedern der Foren und Facebook-Gruppen, die unsere Fragen mit Ausdauer beantworteten. Hier gab es viele Hinweise zu Land und Leuten, zu Ausflugszielen und der Bewältigung von Alltagsproblemen. Mein Dank geht auch an meine netten Bekannten Anett und Paul Schücker sowie Clara Hartmann (für die 2. Auflage), die kurzfristig gratis die Bearbeitung des Covers übernahmen.

Der Zweck des Buches ist erfüllt, wenn sich der eine oder andere Leser mit seinen Urlaubserlebnissen in der Erzählung wiederfindet, Erinnerungen an schöne Stunden wach oder neue Urlaubsziele gefunden werden.

Oder man erhält Anregungen für den nächsten Urlaub. Vielleicht wird der Wunsch geweckt, im Rentenalter eine „Überwinterung“ in Erwägung zu ziehen. Schön wäre es, wenn Sie über manche Begebenheit lächeln können.

Aber auch diejenigen, die naturverbunden sind, die sich für die Flora und Fauna interessieren, werden manch Interessantes erfahren.

Viele Fotos, leider wegen der Druckkosten meist in Schwarz-Weiß umgewandelt (im E-Book farbig, wenn der Reader es ermöglicht), vermitteln einen Einblick in die raue und oft bizarre Schönheit der Insel. Zu Unrecht wird Fuerteventura oft das Etikett „kahl, Steinwüste und nichts los“ verpasst.

Das Jahr 2015 zeigte uns eine unbekannte Seite der Insel: grüne Flächen, blühende Wiesen und Straßenränder mit gelb, rot, blau, violett und weißen Blüten. Der wüstenähnliche Sandboden „gebar“ in kurzer Zeit Pflanzen mit herrlichen farbigen Blüten. Es war überwältigend.

Der eine oder andere Leser wird nach der Lektüre eventuell sein Urlaubsdomizil, egal wo er sich erholt, aus einer neuen Perspektive betrachten.

Vielleicht erwägen Sie auch einmal „unsere“ Insel zum Urlaubsziel? Das steigende Interesse der Urlauber an Fuerteventura verrät ein Umdenken.

Liebe Leser, ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und manchen interessanten Tipp für Ihren Urlaub oder „Überwinterung“.

Für diejenigen, die gern Farbfotos betrachten, empfehle ich einen Blick auf meine Homepage https://pechsteins-buecher.jimdo.com und den Reiseblog https://reisetraeumeundmehr.jimdo.com. Hier finden Sie einen Reisebericht mit über 300 Fotos über den Aufenthalt im 1. Quartal 2018.

Ich freue mich, wenn über den Homepagekontakt mir Fragen und Meinungen übermittelt werden, die ich zeitnah gern beantworte.

1. Reif für die Insel

Ein nicht so angenehmer Urlaub lag hinter uns. Trotz eines Luxus-Hotels mit allen Annehmlichkeiten, die man sich als Tourist und Erholungssuchender wünscht, kam nicht die richtige Stimmung auf.

Das Wetter zeigte sich sehr wechselhaft, mit nur geringem Anteil an warmen, sonnigen Tagen. Es spielte einfach nicht mit. Gegen alle Erfahrungen früherer Jahre gab sich der Spätherbst an der türkischen Riviera sehr launisch und kühl; und das drückte nicht nur auf unser Gemüt.

Die Hotels verzichteten meist schon auf das Betreiben der schönen Außenrestaurants und Cafés, zogen bereits die Liegen vom Strand ab; boten also nur das, was man unbedingt der Reisekataloge wegen musste. Die Pools, aufgrund der Kühle des Wassers, wurden nur von den „Härtesten“ genutzt.

Alles das trug dazu bei, dass der gewohnte Urlaubstagesablauf und die dazugehörige optimistische Stimmung nicht die Oberhand gewinnen wollten.

Natürlich kam es deshalb, sobald die Sonne sich zeigte, zu Mangelerscheinungen beim Angebot an Liegen im Pool- und Gartenbereich. Auch das äußerst ärgerlich.

Die herrlichen, sehr erholsamen Spaziergänge am Strand oder auf der kilometerlangen Promenade endeten für uns abrupt, als auch wir von der im Hotel heimisch gewordenen Magen-/Darminfektion erfasst wurden.

In Ägypten nennt man den unteren Teil der Beschwerden die „Rache des Pharaos“, weshalb auch immer. Die deutsche Umgangssprache würde die Krankheitserscheinungen so ausdrücken: „Unsere Situation über einige Tage war sprichwörtlich zum Kotzen.“

Wahrscheinlich hatte auch der nicht nur von den Urlaubern gefürchtete Norovirus das Hotel gebucht, brachte die Erholungssuchenden in immer schnelleren Schritten zur Toilette in Bewegung. Oft nicht wissend, wo der Verdauungsinhalt zuerst seinen Weg aus dem Körper suchte: oben oder unten. In der Sprache der Juristen: ein normales Lebensrisiko.

Die richtige Einschätzung zum richtigen Moment konnte viel Unheil vermeiden. Der Virus selbst fühlte sich sauwohl, auch wenn viele Gäste es zunehmend vorzogen, einige Tage auf dem Zimmer auszuharren, das Essen zu verweigern und vorwiegend von Tee lebten. Für manche war es eine Diät, auf die sie jedoch gern verzichtet hätten. Die Apotheker rieben sich die Hände. Auch die Kliniken waren wohl mit dem „Umsatz“ zufrieden, denn viele ältere Urlaubsgäste litten unter Dehydrierung und erhielten Tröpfe.

Es trat ein, was uns in den letzten Jahrzehnten noch nie widerfahren ist – wir sehnten den Tag der Abreise herbei. Auch dieser wurde noch zu einer Zitterpartie, denn seit Tagen trieben sich schwere Gewitter zwischen dem Mittelmeer und dem Taurusgebirge herum. Es blitzte und donnerte fast ohne Unterbrechung und schüttete wie aus Kübeln.

Viele der vor der Abreise stehenden Urlauber, entweder im oder vor dem Hotel auf den Bus wartend, machten einen gestressten Eindruck, denn das Gewitter zog Richtung Flugplatz.

Die Busfahrt und den Start des Flugzeuges begleiteten aus fast schwarzem Himmel wild hin und her zuckende Blitze sowie grollender nicht enden wollender Donner. Unterbrochen nur durch einen unverhofft besonders lauten Donnerschlag, sodass sich die Businsassen ängstlich duckten.

Im Kleinbus keine Unterhaltung wie sonst üblich, nur ab und zu ein Husten und Schnäuzen von denjenigen, die sich eine Erkältung als Urlaubserinnerung eingefangen hatten.

Dazu ein intensiver Abgasgestank, der das Atmen erschwerte, in den Augen und Rachen ein unangenehmes Brennen hervorrief. Man hatte das Gefühl der Auspuff endete im Bus und nicht außen.

Es war ein Abschied mit einer „Geisterbahnfahrt“, denn alles wirkte besonders gespenstisch, da es noch tiefschwarze Nacht war. Wie eine Erlösung wirkte deshalb für alle die Ankunft am Flughafen.

Jeder nahm wortlos sein Gepäck und hastete zum Einchecken, wo man sich in eine lange Warteschlange einreihte. Trotz des Gewitters verlief der Flugzeugstart reibungslos. Die Blitze erleuchteten weiter den Himmel in beeindruckender Weise. Nur das ungewohnte Schaukeln, im beruhigenden Sprachjargon der Flugzeugcrew ausgedrückt, die „unruhige“ Lage des Flugzeuges, ließen alle Gespräche verstummen. Dazu ab und zu der kurze Aufschrei eines ängstlichen Passagiers, wenn die Maschine kurz „absackte“.

Dies bedeutete, dass die Toiletten zunächst nicht erreichbar waren, denn ein Laufen im Gang war undenkbar und deshalb untersagt. Für manche ein qualvolles Warten, war die Erkrankung doch noch nicht überstanden.

Schnell kamen wir in ruhigere Wetterzonen. Sofort bildeten sich „Schlangen“ vor den Toiletten und mancher bat, schon Tropfen des Angstschweißes im Gesicht, vorgehen zu dürfen. Erleichtert und glücklich landeten wir auf dem Zielflughafen.

Nachdem wir uns von diesem Urlaub erholt hatten und wieder an die Urlaubsplanung für das kommende Jahr dachten, gab es bei uns eine einheitliche Ausgangsbasis.

Eine Pauschalreise kommt nicht wieder in Betracht. Diesmal sollte es individueller sein, auch wenn die Buffets und die diversen Drinks an den Bars verführerisch lockten, sodass die Konfektionsgröße nach dem Urlaub oft außer Kontrolle geriet. Alles das ist vorerst passé.

Der Jahreswechsel fand unspektakulär statt, denn seit Langem bekamen wir diesmal keine Karten für die Oper und nach einer Feier oder Busreise stand uns nicht der Sinn.

Ich hatte gerade mein Buch „Die Bengel von der Klosterschule“ beendet, alles Erforderliche mit dem Verlag abgesprochen und versuchte meinen Schulfreund Siegbert wegen einer Auskunft zu erreichen. Endlich hatte ich ihn an der „Strippe“.

Er, auch Rentner und keine Zeit, schien auf gepackten Koffern zu sitzen. Nach kurzer Erwiderung meines Grußes tönte es mir entgegen:

„Du hast großes Glück, denn in wenigen Stunden sind wir unterwegs auf den Weg in die Sonne. Meine Frau gibt unserem Sohn letzte Hinweise, denn die nächsten Wochen sagen wir Deutschland Ade. In Fuerteventura warten ein Bungalow und schönes Wetter auf uns.“

Ich brachte noch schnell mein Anliegen „unter“ und legte auf. Zuvor gab mir Siegbert noch den Rat, fleißig Schnee zu schieben und dabei an ihn zu denken, wie er im Meer badet oder auf der sonnigen Terrasse mit Meerblick Kaffee oder ein Glas Wein trinkt.

„Wie kann man nur so boshaft sein“, brummelte ich in mich hinein. „Er weiß doch, dass ich den Winter und den Schnee nicht mag.“ Doch ich wusste, dass es sich um einen seiner Späße handelte. Ich gönnte ihm die Schadenfreude; wünschte ihm und seiner Frau einen angenehmen Aufenthalt. Das Gespräch veranlasste uns zum Nachdenken. Wir erinnerten uns an unsere früheren Wünsche, als Rentner einmal auf den Kanaren zu überwintern. Wenigstens sechs Wochen dem heimischen Winter zu entfliehen.

Wir fanden jedoch immer Gründe, unseren langjährigen Traum weit wegzuschieben. Anfangs wollten wir unsere betagten Eltern nicht längere Zeit allein lassen; später war es der große Garten mit dem Wochenendhaus, der auch im Winter seine „Betreuung“ benötigte.

Nun ließ uns der Gedanke jedoch nicht wieder los, einen Teil der kalten Jahreszeit in einem angenehmen Klima unter „fremden Sternen“, am Meer, unter Palmen und an langen weißen Stränden zu verbringen.

Inzwischen gab es auch einen netten Gartennachbarn namens Ralf, der schon in der Vergangenheit unser Gartenhaus „hütete“, die Pflanzen mit dem notwendigen Nass bei kürzerer Abwesenheit versorgte und der unser vollstes Vertrauen genoss. Er sollte der Joker sein, der einspringen und darauf achten sollte, dass die Heizung die Unbilden des kalten Winters im Mittelgebirge in 530 m Höhe vom Häuschen abhielt.

Mit diesen Gedanken überwanden wir die ersten Hürden, die uns bisher als unüberwindbar erschienen. Eine erste Kalkulation und das Suchen einer geeigneten Ferienwohnung, die unseren Vorstellungen entsprach, bestimmte in den nächsten Wochen unser Tun.

Überraschend für uns - die angepeilte Zeit zum Anfang des Jahres, auch infolge der gewünschten Mietdauer, war bereits größtenteils ausgebucht und es hagelte Absagen. Bald fand sich doch noch ein geeignetes Angebot bei einem Makler im Internet. Zwar an einer Straße gelegen und Parterre, dafür aber nur wenige Minuten vom langen und breiten Sandstrand entfernt.

Diesen Vorteil, weißgelben feinen Sandstrand, besitzt Fuerteventura gegenüber einigen ihrer Schwesterinseln in verschiedenen Regionen und dies gab bei unserer Wahl den Ausschlag. Von zahlreichen Pauschalurlaubsaufenthalten kannten wir alle großen Inseln der Kanaren; wussten in etwa die Vorzüge, aber auch die Nachteile zu bewerten. Hier in Fuerteventura weilten wir bereits mehrfach in Jandia und Costa Calma sowie als Aufenthalt einer Kreuzfahrt einen Tag in der Hauptstadt Puerto del Rosario.

Costa Calma, Blick zum Hotel „Rio Calma“

Costa Calma, Strand nach starker Flut. Die Liegen sind auf einer Sandbank.

Gern erinnerten wir uns an diese Urlaubszeiten, an die Ausflüge, an die Beobachtungen der putzigen, manchmal auch frechen und zudringlichen, jedoch nicht von allen geliebten Atlashörnchen.

Doch dies alles gehörte der Vergangenheit an, waren Erinnerungen. Um nicht im Laufe des Jahres doch noch die Meinung zu ändern, wurden umgehend die Flüge langfristig gebucht. Hier gab es die nächste Überraschung, denn mit dem E-Flugticket und trotzdem einem Bündel PC-Ausdrucken überforderte man uns Rentner. Inzwischen ist auch dies überschaubarer.

Die Kinder, die anfangs skeptisch unsere Überlegungen begleiteten, sprachen uns Mut zu. Den Flughafentransfer übernahmen sie sofort als Aufgabe.

Nun konnte das neue Jahr nach einem nicht unbedingt heißen Sommer kommen.

2. Wir heben ab

Schnell vergingen die Monate. Der Herbst ließ mit einem Ende Oktober unverhofften Wintereinbruch die Kältemuskeln spielen. In der Zeit, wo man sonst noch die letzten späten Äpfel pflückte, fuhren Schneepflüge durch die Stadt und beseitigten den über Nacht gefallenen über 20 cm nassen Schnee.

Fluchend unterbrach ich die Herbstarbeiten, verschob das Pflanzen der Rosen. Ungemach für den kommenden Winter ahnend, denn schon der Letzte fügte uns große Pflanzenverluste zu. Wir ließen uns nicht entmutigen, nutzten die nächsten doch noch recht milden Tage und Wochen zu den ausstehenden Gartenarbeiten. Bald war alles winterfest, und wir informierten Ralf über unsere bevorstehende Abreise.

Überrascht schaute er uns an und sagte: „Ihr traut Euch was. Natürlich passe ich auf. Gute Reise.“

Er ist kein Mann großer Worte, jedoch sehr zuverlässig. Die Weihnachtsfeiertage, diesmal ohne Schnee, dafür blühte die Zaubernuss, vergingen wie im Fluge. Mit den Kindern noch die Fahrt zum Flughafen in Frankfurt/Main abgesprochen und dann begann das Packen der Koffer. Ein Novum nahm seinen Lauf, denn solange hatten wir unser Zuhause noch nie verlassen. Über sieben Wochen – für uns eine sehr lange Zeit.

Ilona kam in Panik, denn das zulässige Reisegepäckgewicht musste eingehalten werden. Sie funkelte mich an, wenn ich immer wieder darauf hinwies, dass uns in Costa Calma auch eine Waschmaschine erwartet und natürlich schönes warmes T-Shirt-Wetter.

„Wenn es nach Dir geht, brauchen wir nur eine Reisetasche und ich soll dann immer waschen. Die Leute sollen wohl denken, wir haben nichts zum Anziehen, wenn wir ständig mit den gleichen Sachen herumlaufen.“ Was können Worte eines Mannes gegen eine solche Argumentation ausrichten?

Ich verzog mich schnell, denn ich wusste, dass es eine endlose Diskussion werden würde und ich am Ende doch den Kürzeren ziehe. Der Hinweis, dass nach dem Urlaub die Koffer immer 50 % unbenutzte Sachen enthielten, wurde nur mit einem strafenden, missbilligenden Blick beantwortet.

An die 40 kg kostenfreies Reisegepäck denkend, das uns von der Fluggesellschaft bewilligt wurde, legte ich den Rückwärtsgang ein. Ich ging ins Arbeitszimmer, kümmerte mich um das, was für mich wichtig war: Laptop, Kamera, Handy und alles was dazugehört, die Reiseunterlagen, Sonnenbrillen usw. Diese Arbeitsteilung hat sich bei uns bewährt.

Ab und zu kam eine Frage, welche Shirts oder Hosen ich mitnehmen möchte. Doch eine Antwort erwartete Ilona nicht, da sie meine Meinung kannte.

Ich sprach diese aus: „Du musst mich ansehen und mit mir herumlaufen. Ich sehe mich kaum, außer ein Spiegel oder Schaufenster lässt mich unverhofft einem attraktiven Mann gegenüberstehen.“

Ich hörte ein kurzes, doch lautes und hämisches Lachen und irgendetwas von Einbildung. So ging ich zurück ins Arbeitszimmer, kümmerte, wie Ilona meinte, mich um meinen Kram.

Doch zunächst sah ich aus dem Fenster, beobachtete einige Wacholderdrosseln, die von den leckeren Vogelbeeren naschten. Sie mussten gut genährt sein, um den vielleicht harten Winter zu überstehen. Schnell widmete ich mich wieder meinen Aufgaben.

Wer nun denkt, dass diese Situation während der Urlaubsvorbereitung nur einmalig ist, den muss ich enttäuschen. Diese Prozedur und Diskussion wiederholten sich jedes Jahr, wird zur Routine – nur ich werde ruhiger, widerspreche weniger. Weise nur darauf hin, dass ich die Koffer tragen und das eventuelle Übergewicht mit der Dame am Check-in diskutieren muss.

Das Packen des Autos gehörte auch zu meinem Verantwortungsbereich, wie auch das letztmalige Durchchecken der Vollständigkeit der Reiseunterlagen.

Und schon konnte es losgehen. Zuerst zum Wohnort der Kinder, dann in Richtung Flughafen. Unser Sohn Michael half uns, im Labyrinth des Frankfurter Flughafens die Check-in-Schalter von Condor schnell zu finden.

Dort erwartete uns ein erstaunliches Ergebnis – das Check-in war in zehn Minuten erledigt und zwei Stunden Wartezeit lagen vor uns. Auch die Dame am Schalter nahm mit einem fragenden, eher weniger vorwurfsvollem Blick, die 1,5 kg Gepäckübergewicht ohne Sanktionen zur Kenntnis.

Ich murmelte zuvor schnell etwas von geringem Handgepäck, aber das interessierte die Dame schon nicht mehr. Schnell und erleichtert verließen wir den Schalter.

„Ich wollte später fahren, aber Ihr wusstet es wieder besser. Nun müsst ihr länger warten“. Das musste Michael uns noch mit auf den Weg geben, standen uns nun noch zwei Stunden Wartezeit bevor. Dann eine kurze Umarmung, ein herzliches „Auf Wiedersehen und bis bald,“ ein letztes Winken und schon war er zwischen den vielen eilig hastenden Menschen verschwunden. Er musste pünktlich an seinem Arbeitsplatz erscheinen.

Unsere Schritte lenkten wir zum Flugsteig B1, setzten uns und schon wanderten unsere Gedanken zu dem, was uns wohl erwarten würde. Zumindest der Wetterbericht im Internet prophezeite uns für die nächsten zwei Wochen Sonne pur, also Strand- und Badewetter.

Bald saßen wir im Flugzeug. Zuvor ließen wir uns ausreichend mit Lesematerial versorgen, heute meist als Service gestrichen, und sahen gespannt im voll besetzten Ferienflieger mit den anderen erwartungsvollen, sonnenhungrigen Fluggästen dem Start entgegen. Die Abflugzeit war schon verstrichen. Nach wie vor stand das Flugzeug mit uns auf der Rollbahn – reglos.

Plötzlich wurde es dunkel, die Notbeleuchtung ging an, die Lüftung aus und die nette vertrauensvolle Stimme des Flugkapitäns verkündete: „Ein elektrotechnisches Problem verzögert den Start. Es muss ein Ersatzgerät zum Starten der Triebwerke herbeigeschafft werden. Der Start verspätet sich um etwa 30 Minuten.“

Ergänzend zur Beruhigung der verschreckten Passagiere: „Ist nichts Beunruhigendes. Die Verspätung holen wir wieder auf. Es herrscht Rückenwind.“

Und so geschah es. Unpünktlich startend, die Boeing 757-300 schien anfangs auch verärgert, denn sie rumpelte polternd, vibrierend und dröhnend über die Rollbahn, hob die Maschine namens „Janosch“ endlich ab.

Vermutlich empfanden wir das Geräusch auch lauter, weil wir erstmalig in einer der letzten Reihen einen Platz erhalten hatten.

„Vielleicht als Denkzettel wegen des Übergepäcks gedacht,“ meinte ich scherzhaft zu Ilona. Doch diese war noch mit dem Verstauen der warmen Sachen im Gepäckfach beschäftigt. Also doch noch ein problemloser Start, wenn auch mit Hindernissen.

Die Stewardessen servierten bald das Essen und die Getränke, was heute leider nicht mehr jede Airline ihren Gästen (kostenlos) bietet. In unserer Reihe saß eine junge Frau. Diese war, wie sich später im Small Talk herausstellte, eine angehende Abiturientin aus Nordhessen.

Sie sah die Flugbegleiterin erwartungsvoll an und wünschte sich ein vegetarisches Essen. Diese schaute die junge Frau überrascht an, antwortete freundlich aber bestimmt: „Das Essen ist vegetarisch – Spinat, Maultaschen und Krautsalat.“

Dachte sich aber: „Die Zeiten mit Wahlessen sind schon lange vorbei.“ Sprachs und ging freundlich lächelnd weiter.

Wir meckerten nicht; wir aßen und es schmeckte uns auch. Plötzlich wieder eine Frage der jungen Frau, diesmal an uns gerichtet.

Sie bemühte sich gerade um den Joghurt und fragte: „Ist das Joghurt oder Eis?“ Ihre mehr an sich selbst gerichtet Frage untermalend, klopfte und schabte sie mit dem Löffel auf dem Joghurt herum.

Wir bedauerten sie, denn unser Joghurt war wohltemperiert, nur ihr Becher muss gerade der Kühltruhe entnommen worden sein.

„Ungenießbar, vielleicht für Pinguine gedacht,“ hörten wir sie noch flüstern, aber auch wieder mehr zu sich sprechend.

Wortlos reichte sie beim Abräumen der Stewardess das Tablett und versuchte die Zeit mit „Augenpflege“ und Musik aus ihrem MP3-Player zu überbrücken. Die Laune schien ihr gründlich verdorben worden zu sein.

Nach angenehmem Flug landeten wir mit „Janosch“ in Puerto del Rosario, wo uns warmes sonniges Wetter und azurblauer Himmel begrüßten. Dies erforderte noch im Flugzeug sofortiges Einpacken der warmen Jacken.

Am Gepäckförderband waren wir „Happy“ - unser erster Koffer kam recht schnell. Doch der Glücksmoment verflüchtigte sich schnell, da der zweite Koffer auf sich warten ließ; er kam erst im letzten Viertel. Wichtig für uns – er kam und präsentierte sich uns unbeschädigt.

Wir und das Gepäck sind angekommen auf unserer Insel Fuerteventura, weit weg vom thüringischen Winter und dessen feuchten und kalten Klima, auf das wir gern verzichten.

Problemlos erledigten wir die Formalitäten mit dem Mietauto am Schalter des Autovermieters. Den PKW reservierten wir bereits einige Monate vor dem Reisetermin im Internet.

Eine für die Touren völlig ausreichende Gratis-Straßenkarte erhält man am Flughafen und vom Autovermieter. Wir kannten den Weg und auf ging es zum Parkplatz. Zunächst etwas schnaufend und kurzatmig, außer Atem von dem Gepäck und dem steilen Anstieg hinauf zum Parkplatz Nr. 120, wo uns anstatt des bestellten kleinen Opel „Corsa“ ein älterer Opel „Astra“ als Überraschung erwartete.

Nach angenehmer Fahrt erreichten wir die „Calle Punta de los Molinillos“ in Costa Calma mit unserem Appartement. Eine erste Besichtigung verlief positiv. Schnell wurden die wichtigsten Sachen ausgepackt und in die Schränke eingeräumt. Sehr schnellen Schrittes, denn die Neugier plagte uns, liefen wir die etwa 350 m zum weißen breiten Sandstrand.