Führen aus der Essenz - Tonja Bruckhaus - E-Book

Führen aus der Essenz E-Book

Tonja Bruckhaus

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Beschreibung

Kompass für authentische Führung in stürmische Zeiten Wer in diesen komplexen Zeiten hohe Verantwortung trägt, muss zuerst mit sich selbst im Reinen sein. In diesem Buch bietet Tonja Bruckhaus führungspraktische und spirituelle Orientierung. Anhand von leicht verständlichen und nachvollziehbaren Beispielen und Methoden zeigt sie, wie Führungskräfte sich aus ihren unbewussten, destruktiven Angst- und Schuldgedanken lösen können und innerlich freier, klarer und unabhängiger werden. Zentral ist dabei das Modell der Logosynthese®, mit dem sich sehr effektiv mentale Blockaden in Form von hinderlichen Überzeugungen, belastenden Erinnerungen, lähmenden Vorstellungen und quälenden Gedanken auflösen lassen. Als langjährige Führungskraft und Unternehmerin hat Tonja Bruckhaus selbst immer wieder erfahren, wie hartnäckig persönliche Prägungen Führende sowohl antreiben als auch einschränken können. Ihr Wissen darüber, wie sich hinderliche mentale Blockaden wandeln und heilen lassen und wie Führungskräfte ihr Leben fokussierter und angstfrei gestalten, teilt die Autorin auch in ihren Coachings und Seminaren.

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Seitenzahl: 246

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Du kannst Dir inneren Frieden und Glückseligkeit nicht herstellen. Sie sind Deine wahre Natur. Sie bleiben übrig, wenn Du all das aufgibst, was dich leiden lässt.

Buddha

Hinweis:

Alle in diesem Buch geschilderten Beispiele sind echt und wurden von den beteiligten Personen zum Druck freigegeben. Um die Identität der Personen zu schützen, wurden Namen und Details geändert.

Inhalt

Führen mit Freude und Leichtigkeit

Prolog: Ich kann nicht jeden glücklich machen

TEIL I: Angst- und Schuldgedanken als Fehlwahrnehmung begreifen

Kernprobleme des Mensch-Seins – es sind nur zwei

Dienende Führung – erfüllend für alle

Die Suche nach dem Sinn – ein menschliches Urbedürfnis

Das Bewusst SEIN Modell – was es ist und wie es entstand

Leben aus der Essenz – Leben ohne Verstrickungen

Das Ego – unser biologisches Erbe, das sich wandeln lässt

Der innere Kompass – eine Energie, die nicht nur Zugvögel lenkt

Bewusstsein in Organisationen – da bewegt sich was

Aus der Angst in die Leichtigkeit – mein persönlicher Weg

TEIL II: Zur bewussten Führungskraft reifen

Die Basis für bewusstes SEIN und bewusstes Führen

Der innere Weg zum bewussten SEIN

Vom bewussten SEIN zur bewussten Führungskraft

Die Lösung für alle Probleme liegt in mir

TEIL III: Praktische Schritte zur Verbindung mit der Essenz

Der Weg zur Essenz als endlos aufsteigender Prozess gedacht

TEIL IV: Praxis-Übungen zur Verbindung mit der Essenz

Übung 1 – Inneren Beobachter aktivieren

Übung 2 – Innere Schranken abbauen

Im Hier und Jetzt ohne Probleme sein

Übung 3 – Ich bin …

Übung 4 – Sagen, was ich tue

Übung 5 – Bewusst Zuhören, bewusst Sprechen

Hinderliche Überzeugungen aufdecken

Übung 6 – Schattenmuster ins rechte Licht rücken

Überidentifikationen lähmen

Übung 7 – Überidentifikationen erkennen

Vergebung

Übung 8 – Vergeben lernen

TEIL V: Blockaden und Verstrickungen mit Logosynthese® lösen

Mit Worten Leid lindern und heilen

Logosynthese® ausprobieren

Auf einen Blick

Epilog:

Führen mit Leichtigkeit – los geht´s!

ANHANG

Über die Autorin

Führen mit Freude und Leichtigkeit

Liebe Führungskraft,

ich freue mich, dass dieses Buch den Weg zu Ihnen gefunden hat. Bei der Flut an Literatur zum Thema Führung ist das an sich schon ein kleines Wunder. Zunächst möchte ich Ihnen schildern, was Sie in diesem Buch nicht finden werden. Damit möchte ich es Ihnen leicht machen, zu entscheiden, ob dieses Buch überhaupt für Sie geeignet ist:

langatmige Abhandlungen über die Unterscheidung nach Führungsstilen, wie z. B. patriarchalisch, charismatisch, autokratisch, bürokratisch, autoritär, laissez faire, demokratisch, transaktional, partizipativ …

die Unterscheidung verschiedener Organisationsformen, in denen die unterschiedlichen Führungsstile sinnvoll bzw. nicht sinnvoll zum Einsatz kommen sollten, wie z. B. klassische Organisation, agile Organisation, abteilungsorientierte Organisation, Linienorganisation, Matrixorganisation, Projektorganisation, …

Ich werden Ihnen stattdessen in diesem Buch eine Haltung näherbringen – und zwar eine Haltung, aus der heraus Sie andere Menschen inspirieren und motivieren können, die aber in erster Linie auf Sie als Mensch fokussiert. Mit ihr gelingt es Ihnen, jegliche Art von Kampf loszulassen und stattdessen mit der Essenz Ihres Mensch-Seins in Kontakt zu kommen. Das bringt Sie zugleich in Berührung mit Ihrer Lebensaufgabe – mit Ihrer persönlichen Mission.

Menschen, die den Kontakt zu ihrer Essenz finden und vertiefen, verlassen in der Regel ein Feld, das ihnen zuvor häufig als „Schlachtfeld“ erschienen ist. Ein Feld, auf dem Individuen und Systeme sich im ständigen Kampf befinden um knappe Ressourcen wie Ideen, Geld, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Rohstoffe, Status, Ansehen, Käufergunst, Besonderheit. Diese Menschen, die sich ihrer Essenz nähern, wechseln manchmal abrupt, meistens aber in einem längeren Prozess von einer egogetriebenen Kampfhaltung in eine Haltung, die von Leichtigkeit und Entdeckergeist geprägt ist. Sie erfreuen sich an den Möglichkeiten und Gelegenheiten, die sich ihnen bieten, und sie fließen sanft mit dem Strom des Lebens. Im Vertrauen darauf, dass sich alles fügt, übernehmen sie mit Freude, Geduld und Hingabe die Verantwortung für ihr Tun.

Jeder Mensch hat sehr unterschiedliche Begabungen und Talente mit auf die Reise bekommen und durfte gleichzeitig eine körperliche und psychische Konstitution entwickeln, die für die Erfüllung ihrer oder seiner Mission am besten geeignet ist. Mit dieser Grundausstattung im „Lebens-Rucksack“ beginnt ein Mensch nach der Geburt mit der abenteuerlichen Reise des Lebens. Es folgen Jahre des Lernens, des Verstehens, des Einordnens, des Aussortierens. Man macht seine ersten beruflichen Schritte; erkennt, was einem liegt und woran man Freude hat; macht Erfahrungen des Scheiterns und des Wiederaufstehens.

Da Sie als Führungskraft dieses Buch in der Hand halten, sind Sie vermutlich schon weit voran geschritten auf Ihrem Lebensweg. Vielleicht schauen Sie zufrieden auf das bisher Erreichte zurück, in Demut und Dankbarkeit. Vielleicht zweifeln Sie aber auch, ob Sie in guter Verbindung mit ihrer Essenz sind und ob Sie sich wirklich auf Ihrer Lebensmission befinden. Vielleicht wechseln sich beide Gedankenpole immer mal wieder ab. Genau darum geht es in diesem Buch. Um zwei mögliche Haltungspole oder zwei unterschiedliche „Frequenzen“, auf denen Sie als Mensch schalten und walten. Die eine Frequenz speist sich aus Zweifeln und Sorgen, aber vor allem aus Angst und Schuldgedanken. Der andere Pol, die andere Frequenz, speist sich aus friedvollen und liebevollen Gedanken. Da wir mit unseren Gedanken niemals gleichzeitig in beiden Polen sein können, entscheiden wir uns mit jedem einzelnen unserer täglichen Gedanken, immer auch für einen der beiden Pole bzw. für eine der beiden Frequenzen, also mehrere Tausend Male pro Tag. (Die Schätzungen über die Anzahl der menschlichen Gedanken liegen zwischen 6.000 und 80.000).

Es geht mir in diesem Buch nicht darum, das positive Denken zu propagieren. Es geht mir um mehr und um anderes. Ich möchte Ihnen einen Weg aufzeigen, wie Sie zur Quelle Ihres Seins gelangen und wie es Ihnen gelingt, nachhaltig in Verbindung zu dieser inneren Quelle, zu Ihrer Essenz zu sein und diese zu leben. Ich gebe Ihnen also mit diesem Buch eine Art Fernbedienung in die Hand, mit der Sie Ihre eigene Frequenz einstellen können – von angstvoll/sorgenvoll auf friedvoll/liebevoll. Das ist notwendig, um in guter Verbindung mit sich und mit anderen Menschen zu sein und um seiner Mission – seiner Lebensaufgabe - folgen zu können.

Sie brauchen übrigens keine Sorge haben, dass ich Sie als „gestandene“ Führungskraft weichspülen und Ihnen eine Art „Kuschelpädagogik“ für Top-Manager verpassen möchte. Im Gegenteil: Sie werden auch in Zukunft unbequeme Entscheidungen treffen müssen, aber Sie werden dies mit deutlich mehr Klarheit tun.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Lesefreude und gute Einsichten!

Ihre Tonja Bruckhaus

Prolog: Ich kann nicht jeden glücklich machen

Den Herrn in der zweiten Reihe hält es kaum noch auf seinem Stuhl. Mit Blicken und Handzeichen gibt er mir unablässig zu verstehen, dass er etwas loswerden möchte. Er ist Zuhörer eines Vortrags zum Thema Psychische Gefährdungsbeurteilung und New Work, den ich vor Unternehmerinnen und Unternehmern halte. „Bitte“ sage ich und fordere ihn lächelnd auf, seine Gedanken mit den Anwesenden zu teilen. „Danke“ sagt er und stellt sich als Inhaber eines Handwerkunternehmens mit 15 Mitarbeitenden vor. Dann platzt es aus ihm heraus:

„Ganz ehrlich, ich habe Mühe mit der sogenannten Neuen Arbeit. Als ich noch in der Lehre war, da hat mein Lehrmeister mich dreimal am Tag angeschrien und zur Minna gemacht, auch wenn ich gar nichts falsch gemacht hatte. Einfach so, aus einer Laune heraus. Das war sicherlich nicht richtig, aber ich habe es überlebt, und geschadet hat mir der harte Ton auch nicht. Heute erwarten meine Mitarbeiter von mir, dass ich ihnen jeden Wunsch von den Augen ablese und auch noch möglichst zügig erfülle. Vor allem die Jungen, die haben Vorstellungen vorm Arbeitsleben, da fällt einem nichts mehr zu ein. Ständig fordern sie mehr Wertschätzung. Ich kann es echt nicht mehr hören. Ich frage mich ernsthaft, wie das in Zukunft gehen soll. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin schon dafür, dass man seine Mitarbeiter respektvoll behandeln sollte, aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert. Am Ende des Tages geht es immer um den wirtschaftlichen Erfolg. Und von nix kommt eben auch nix. Ich finde schon, dass ich erwarten kann, dass meine Leute einfach das tun, was ich von ihnen verlange, ohne dass ich sie jeden Tag erst mal dafür lobe, dass sie überhaupt erschienen sind. Schließlich bekommen sie am Ende des Monats ja auch ordentlich Geld für ihre Arbeit, und das muss eben erst mal erwirtschaftet werden. Und ganz ehrlich, wem meine Art zu führen nicht passt, der kann sich gerne einen anderen Arbeitgeber suchen. Ich kann nicht jeden glücklich machen.“

TEIL I

Angst- und Schuldgedanken als Fehlwahrnehmung begreifen

Kernprobleme des Mensch-Seins – es sind nur zwei

Sätze und Einschätzungen wie vom Zuhörer meines Vortrags im vorangegangenen Prolog formuliert, höre ich sehr häufig, wenn ich mich mit Führenden über ihren Führungsalltag unterhalte. Sie sind für mich sehr gut nachvollziehbar. Schließlich stehen nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch die Führungskräfte selbst häufig mächtig unter Druck. Sie haben eigene Aufgaben zu erledigen, sind in ihren eigenen Projekten abhängig von den Leistungen ihrer Mitarbeitenden, und in hierarchischen Strukturen werden sie am Ende auch von der eigenen Führungskraft nach den erzielten Ergebnissen bewertet.

Menschenführung wird darüber hinaus in vielen Organisationen immer noch als etwas „Lästiges“ angesehen, das man als Führungskraft irgendwie nebenbei erledigen muss. Man geht in vielen Unternehmen und Behörden immer noch davon aus, dass Mitarbeitende grundsätzlich funktionieren sollten wie Zahnräder in einer Maschine – sie drehen sich ohne zu murren im System, bis sie gemäß Abschreibungsplan (Rente) ersetzt werden. Menschliche Befindlichkeiten und Bedürfnisse innerhalb eines Systems werden immer noch als Privatsache abgetan und Konflikte, die aus unterschiedlichen Bedürfnissen entstehen, als „Kinderkram“ tituliert.

Natürlich gibt es große Unterschiede zwischen den Mitarbeitenden. Da gibt es diejenigen, die gerne als „Leistungsträger“ angesehen werden, die immer gleichbleibend gute Leistungen erbringen, die selten bis nie krank sind und die sich darüber hinaus empathisch in alle Kolleginnen und Kollegen hineinversetzen können. Manchmal, wenn es darauf ankommt, übernehmen sie ganz nebenbei auch noch das Aufgabenpaket des kranken Kollegen mit. Das sind die Traum-Mitarbeitenden jeder Führungskraft!

Dann gibt es am anderen Ende des Spektrums den Mitarbeiter, der beim kleinsten Schnupfen zu Hause bleibt, mit seiner eigenen Arbeit überfordert zu sein scheint und über sein eigenes Aufgabengebiet hinaus keinerlei Kapazitäten frei hat, auch mal in die Bresche zu springen und die Arbeit anderer mit zu erledigen. Diese Mitarbeitenden sind es, die Führungskräften den letzten Nerv rauben. Es ist daher irgendwie verständlich, wenn man sie schnell loswerden will. Das Problem ist nur, dass in vielen Berufssparten Fachkräftemangel herrscht und eine entlassene Mitarbeiterin oder ein entlassener Mitarbeiter sich nun mal nicht mehr so leicht ersetzten lässt.

Ich persönlich sehe in diesem Umstand eine riesengroße Chance, und zwar für Führungskräfte, Mitarbeitende sowie Organisationen – und am Ende sogar für unsere gesamte Gesellschaft. Denn die Verknappung von Mitarbeitenden und Ressourcen zwingt uns dazu, endlich die Kernprobleme anzuschauen, die wir derzeit in Organisationen, in Gesellschaften und auf unserer Erde im Allgemeinen haben, die aber im Kern tatsächlich sehr menschliche Probleme sind.

Nachdem ich mich viele Jahre lang in Hunderten Coachings mit den Bedürfnissen, den Wünschen und den Sehnsüchten von Menschen (darunter viele Führungskräfte) auseinandergesetzt habe, bin ich zu der Einsicht gekommen, dass wir als Menschheit vor allem zwei Kernprobleme haben.

Kernproblem Nr. 1

Wir wähnen uns immer im Mangel. Wir haben eigentlich nie genug.

Damit meine ich nicht nur die offensichtlichen Konsumaspekte – jedem klar denkenden Menschen leuchtet ein, dass der Besitz von fünf Autos, hundert Uhren, acht Häusern, fünfzig Taschen, hundertdreißig Paar Schuhen usw. eine Ersatzbefriedigung ist, also eine Flucht in Äußerlichkeiten, um sich den tieferen, inneren Themen und Blockaden nicht stellen zu müssen.

Viel subtiler und schwerer durchschaubar für uns selbst und für andere ist aber das tiefsitzende Gefühl nicht zu genügen, das uns zu ständigem Streben anstachelt: noch eine Weiterbildung, noch ein Karriereschritt, noch eine Lohnerhöhung, noch eine Produktionslinie, noch mehr Follower, noch mehr Kunden … Weiter, weiter, immer weiter. Auch im Privaten zeigt sich dieses Streben: noch eine Beziehung, noch eine Ehe, noch ein Kind mit noch einem Partner oder einer Partnerin, noch ein Urlaub, noch ein Wochenendtrip … All das geschieht immer in der Hoffnung, dass wir irgendwann ankommen, dass wir irgendwann genug haben, dass wir irgendwann genügen. Gerade, weil es alle um uns herum tun, denken wir, dieses Verhalten sei normal. Darin versteckt sich unser zweites Kernproblem.

Kernproblem Nr. 2

Wir vergleichen uns ständig mit anderen oder mit einer besseren Version von uns selbst.

An alle, die sich jetzt „ertappt“ fühlen, weil ihnen ihr eigenes Streben und Vergleichen beim Lesen dieser Zeilen bewusst wird: Herzlichen Glückwunsch! Dies ist ein ganz entscheidender, ein wunderbarer Moment! Es wird Ihnen etwas bewusst; Sie schauen genauer hin. Vielleicht regt sich gleichzeitig ein Bedürfnis in Ihnen, diesem Streben und Vergleichen mal genauer auf die Spur kommen zu wollen. Woher kommt es? Wer oder was hat Sie dahingehend geprägt? Wie geht es Ihnen damit? Würden Sie einen anderen Weg gehen, wenn Sie einen kennen würden?

Ich selbst habe jahrelang nicht so genau hingeschaut; auch mir war das nicht bewusst. Ich war der Meinung, dass Streben und Vergleichen gut und richtig sind. Und jeden, der das nicht macht, habe ich insgeheim wahrscheinlich sogar als faul und unmotiviert bewertet. Mich hat mein eigenes Streben nach Besonderheit, nach Individualität allerdings leider auch mehrmals in extreme Erschöpfungszustände gebracht. Rückblickend verstehe ich, dass dies nur dem Umstand geschuldet war, dass mein Streben sich aus der falschen Haltung gespeist hat. Aus meinem eigenen Leiden heraus ist mir zutiefst bewusst geworden, dass wir in unseren Beziehungen, unserem Schulsystem, unseren Organisationen, unseren Gesellschaften ein sehr tiefgreifendes Problem haben, das aus den beiden genannten Kernproblemen hervorgeht. Unser eigentliches Problem ist nämlich das Folgende:

Unser Hauptproblem

Kernproblem Nr. 1 (Mangelempfinden) und Kernproblem Nr. 2 (Vergleichen) bilden in Kombination den Antrieb für die allermeisten Systeme, wie wir sie heute kennen

Und weil wir als Individuen nun mal in ständiger Wechselwirkung mit diesen Systemen stehen, empfinden wir unser Denken, Handeln und Fühlen als völlig normal. Wir kommen also gar nicht auf die Idee, dass es auch ganz anders gehen könnte. Wir sind in unserer eigenen Filterblase gefangen – die gibt es nämlich nicht nur in den sozialen Medien.

Ich bezeichne mich selbst gerne als militante Optimistin. Ich möchte und werde nicht hinnehmen, dass wir vor diesen sehr offensichtlichen Problemen unserer Zeit die Augen verschließen und einfach so tun, als ob diese Probleme gottgegeben sind und der Mensch nun mal so ist, wie er ist. Ich kann nicht akzeptieren, dass uns das krankhafte Streben nach Besonderheit, nach mehr, nach Daueroptimierung von Anbeginn der Zeit in die Wiege gelegt wurde und man daran leider nichts ändern kann – sogar dann nicht, wenn unsere Welt gerade daran zugrunde geht.

Mangeldenken und Vergleichen sind Gesichter eines Haltungsansatzes, der einem unbewussten Sein entspringt. Unbewusst deshalb, weil er sich aus konditionierten Mustern speist, die uns als Menschen prägen. Diese Muster haben wir häufig von anderen übernommen, zum Beispiel von unseren Eltern, Lehrerinnen, Freunden, Partnerinnen, Vorgesetzten… und somit auch aus den Systemen, in denen wir mit diesen Menschen interagiert haben. Das können Familien, Schulen, Universitäten, Unternehmen, Vereinen, Religionsgemeinschaften u. v. m. sein. Diese Menschen und Systeme haben uns und unsere Entwicklung geprägt. Sie haben uns, ohne dass wir es auch nur ahnten, unzählige Prägestempel auf unsere Persönlichkeit gedrückt – auf das, was wir als ICH bezeichnen.

Auf der anderen Seite haben wir immer aber auch Zugang zu unserem bewussten Sein. Das ist, wenn man so will, der gegenüberliegende Haltungspol unserer Persönlichkeit – unseres ICHs. Jeder Mensch kennt diese Momente, in denen sie oder er sich im Kontakt mit diesem bewussten Sein befindet – beim Spaziergang in der Natur, beim Austausch mit Menschen von Herz zu Herz, beim Versunkensein in einer Tätigkeit, die man liebt …

In diesem bewussten Seinszustand bin ich als Mensch im Kontakt mit einer tieferen Quelle – mit der Essenz allen Seins. In der Psychologie spricht man hier von einem „Flow-Zustand“. Irgendetwas ist in diesem Zustand also im Fluss. Dieses Etwas würde ich als Lebensenergie bezeichnen. Es gibt viele Studien darüber, wie heilsam dieser Zustand für Körper und Seele ist. Darüber hinaus handelt es sich aber auch um einen Zustand, aus dem wirkliche Kreativität entsteht. Und es ist auch ein Zustand, in dem jeder Mensch den Zugang zu seinem vollen Potenzial erhält. Wenn das geschieht, fällt alles Streben und Vergleichen weg.

Aus einem bewussten Seinszustand heraus tue ich einfach das, wofür ich bestimmt bin - wofür mir meine Talente und Begabungen in diesem Leben geschenkt wurden. Ich handle individuell und zum Wohle meiner selbst und anderer, mit denen ich in Kontakt bin.

Manchen Menschen macht diese Erkenntnis Angst, weil sie Sorge haben, dass sie, um das Eine zu erreichen, etwas anderes aufgeben oder zurücklassen müssen. Andere treibt diese Erkenntnis in totale Egozentrik und Größenwahn - sie halten sich plötzlich für unfehlbar oder von Gott gesandt. Wiederum andere halten sich für so unbedeutend, dass es ihnen nicht in den Sinn kommt, dass sie einen wertvollen Beitrag zum großen Ganzen leisten. Allen gemein ist, dass sich diese Sorgen und Ängste, aber auch der Größenwahn wiederum aus dem Pol des unbewussten Seins speisen.

Tatsache ist, dass wir nichts wirklich aufgeben, sondern reich beschenkt werden, wenn wir uns auf den Weg zu unserer wahren Natur machen. Es ist wichtig zu verstehen, dass niemand von uns besonderer ist als andere, dass wir aber besondere Lebensaufgaben haben, die sich von den Lebensaufgaben anderer unterscheiden. Es geht also nicht darum, sich klein oder groß zu machen. Es geht einfach nur darum, in Kontakt mit seiner Quelle, mit seiner Essenz zu sein. Und die Frage, wie nah oder wie fern ich dieser Quelle bin, entscheidet darüber, ob ich bewusst oder unbewusst agiere oder reagiere.

Diese Essenz, diese Quelle, unsere wahre Natur wird in allen möglichen Traditionen unterschiedlich benannt. Die einen nennen sie Gott, Heiliger Geist oder Seele. Andere wiederum nennen sie Buddha-Natur, höheres Selbst, Urvertrauen, Atman, Brahmann, Prana, Allah, Tao … All das sind einfach nur Begriffe, Wörter – Vehikel zum selben Ziel.

In früheren Zeiten und leider auch heute noch haben viele Traditionen und Religionen ihren Mitgliedern den vollen Zugang zu dieser Quelle, zu dieser Essenz verwehrt. Das ist ihnen gelungen, indem sie den Menschen erzählt haben, dass es nur „Auserwählten“ möglich sei, wirklich zu ihr vorzudringen. Damit hatten diese wenigen automatisch die Macht über alle anderen.

Gott sei Dank, und das meine ich so, wie ich es schreibe, dämmert vielen Menschen so langsam, dass sie diesen wertvollen Zugang zur Quelle, zur Essenz, zum Göttlichen unmittelbar und zu jeder Zeit haben können. Das einzige, was es dafür braucht, ist die Bereitschaft, aus dieser Quelle zu schöpfen. Mit dieser Bereitschaft, die Sie mit einem simplen „Ja, ich will“ manifestieren können, machen Sie den Weg frei, und es werden Ihnen viele, viele Gelegenheiten geschenkt, bei denen Sie lernen und wachsen. Irgendwann werden Sie dann erkennen, dass Sie ganz und gar eins mit der Quelle sind – mit Ihrer Essenz.

Dieser Weg ist übrigens überhaupt nicht mühsam, anstrengend und steinig. Mühsam, anstrengend und steinig ist es immer nur dann, wenn wir uns gegen unsere wahre Natur auflehnen oder Menschen Glauben schenken, die uns aus egoistischen Gründen bzw. aus eigenen, konditionierten Mustern heraus davon abhalten wollen, dass wir uns den Weg zu unserer Essenz machen.

Mit dem Zugang zur Quelle schließt sich der Kreis zur eingangs erwähnten Grundhaltung: Sie wechseln augenblicklich die Frequenz, wenn Sie sich erst einmal auf Ihrer Lebensmission befinden. Sie wechseln vom Kampf ins Spiel! Im leichtläufigen Spiel werde ich von meiner Lebensaufgabe angezogen. Der Weg schiebt sich mir unter die Füße und ich muss ihn einfach nur gehen.

Mein Lieblingssatz, der mich schon seit vielen Jahren begleitet, ist folgender:

Alles was leichtfällt, ist richtig. Alles, was richtig ist, fällt leicht.

Leider kann ich heute nicht mehr sagen, ob dieser Satz aus mir herausgeflossen ist, oder ob ihn irgendjemand anders zuerst verwendet hat. Aber dieser Satz ist für mich zu einem wichtigen Gradmesser, zu einem inneren Kompass geworden. Ich kann mich nämlich in jedweder Situation fragen: „Fällt es mir leicht? Oder kämpfe ich?“ Sobald mir bewusst wird, dass ich kämpfe, lasse ich los. Das klingt vielleicht radikal, total mutig oder sogar völlig verrückt. Tatsächlich ist es nichts von alldem. Ich kläre mit diesen Fragen einfach nur, ob ich mich auf dem Weg meiner Lebensmission befinde.

Eine Haltung, in der Sie jede Art von Kampf loslassen und in der Sie in gutem Kontakt mit dem Kern Ihrer Essenz sind, ermöglicht es Ihnen, das Potenzial zur Entfaltung zu bringen, das in Ihnen von Natur aus angelegt ist. Stellen Sie sich für einen kurzen Moment eine Welt vor, in der alle Menschen in Führungspositionen auf der ganzen Welt - also alle Staatenlenkerinnen, alle Minister, alle Vorstandvorsitzenden, alle Geschäftsführerinnen, alle Bereichsleiterinnen, alle Teamleiter, alle Bürgermeisterinnen, wirklich alle Führungskräfte sich auf den Weg machen würden, in Einklang mit ihrer wahren Natur leben zu wollen. Sehen Sie dann auch, so wie ich, eine Welt vor sich, in der Macht und Machtmissbrauch als Selbstzweck nicht mehr als attraktiv bewertet würden? Entsteht auch vor Ihrem inneren Auge das Bild einer Welt, in der es deutlich friedlicher zugehen würde?

Sollte uns solch eine Welt Angst machen? Nein, natürlich nicht – warum sollte sie! Aber warum arbeiten wir dann nicht gemeinsam mit deutlich mehr Vehemenz an solch einer Welt? Warum bleibt ein Aufstand der Friedlichen in größerem Stil bisher aus? Und mit solch einem Aufstand meine ich nicht die Aufstände der vielen „Pseudo-Friedlichen“, die zu Tausenden z.B. gegen Gesundheits-Schutzmaßnahmen in Pandemien, gegen das Establishment oder gegen irgendein anderes selbstgemachtes Feindbild durch die Straßen ziehen und dabei vor verbaler und physischer Gewalt nicht zurückschrecken.

Wirklicher Frieden entsteht immer nur aus einer friedlichen, inneren Haltung heraus. Alles andere ist Scheinfrieden und damit auch Scheinfreiheit. Ich persönlich beobachte seit einiger Zeit eine große Sehnsucht nach einem wirklichen, nachhaltigen Frieden – auch oder vielleicht sogar besonders bei Führungskräften. In meinen Coachings jedenfalls ist das Suchen und Finden eines dauerhaften, inneren Friedens (einhergehend mit äußerem Frieden) und damit verbunden der Wunsch nach einem Leben in Übereinstimmung mit der eigenen Essenz häufig ein zentrales Thema. Ich glaube, auch ein Großteil der Menschen, die derzeit auf die Straßen gehen, wünschen sich im Grunde diesen inneren Frieden. Nur halte ich es für wichtig, sich darüber bewusst zu sein, dass der Zweck nicht immer die Mittel heiligt.

Unser ganzes Sein ist in den letzten Jahrhunderten durch die verschiedenen Phasen der industriellen Revolutionen aus der Balance geraten. Es kommt nun auf jede Einzelne und jeden Einzelnen an, diese Balance wieder herzustellen. Als Führungskraft kommt Ihnen dabei eine besondere Rolle zu. Denn wenn Sie den Weg zu Ihrer tatsächlichen Essenz antreten, so dass sich Ihr angelegtes Potenzial entfalten kann, dann prägen und gestalten Sie gleichzeitig die Kultur in den Systemen entscheidend mit, in denen Sie interagieren. Nochmals: Sie sind nichts Besonderes, aber trotzdem haben Sie eine besondere Rolle im Gefüge des großen Ganzen. Sie brauchen sich nur eine einzige Frage zu stellen: „Bin ich wirklich bereit, diese Rolle anzunehmen?“ Und wenn Sie noch nicht dazu bereit sind oder Sie sich noch nicht befähigt fühlen, könnten Sie sich fragen: „Was hält mich zurück? Welche Hindernisse könnte oder sollte ich noch aus dem Weg räumen?“

Geht es darum, auf dieser Erde perfekt zu sein? Nein, natürlich nicht. Kein Mensch auf der ganzen Welt ist perfekt. Wir sind alle fehlbar.

Geht es darum, unsere empfundene Fehlbarkeit nicht als Ausrede zu benutzen und gar nicht erst ins Tun zu kommen? Ja, sicherlich. Jede und jeder von uns steht da, wo er oder sie steht. Und damit genau am richtigen Punkt, um einfach loszugehen.

Kann man ganz alleine gehen? Ja, natürlich kann man das. Das ist allerdings der schwierigere Weg. Leichter ist es, gemeinsam zu gehen und mit anderen zu lernen, zu wachsen und zu reifen.

Braucht es starke Anführerinnen und Anführer auf dem Weg? Nein. Aber solche Menschen, die schon tief zur Quelle vorgedrungen sind und aus eigener Erfahrung berichten können, welche Stromschnellen sie selbst dabei durchquert haben, sind sicherlich hilfreich.

Sind Anführerinnen und Anführer unfehlbar? Leider nein. Es besteht bei jedem Menschen, also auch bei Anführerinnen und Anführern, immer die Gefahr, dass sie sich wieder von der Quelle und somit von der Essenz entfernen. Je besser Sie selbst mit der Essenz verbunden sind, desto mehr bekommen Sie ein Gespür dafür, wer wirklich angebunden ist und wer nur so tut als ob. Vertrauen Sie einfach Ihrem Gespür.

Was mache ich, wenn ich selbst das Gefühl habe, mich wieder von meiner Essenz zu entfernen bzw. nicht mit ihr in Kontakt zu sein? Seien Sie dankbar, dass es Ihnen bewusst wird und nehmen Sie die Verbindung einfach von dort aus wieder auf, wo Sie gerade stehen. Ab Seite 147 gebe ich im Teil „Praktische Schritte zur Verbindung mit der Essenz“ konkrete Impulse, wie dies gelingen kann.

Wann weiß ich, dass ich angekommen bin? Was bedeutet schon „Ankommen“ in einer Welt und einem Menschenleben, das von Natur aus einem stetigem Wandel unterliegt? Deshalb würde ich in Bezug auf ein Leben im Einklang mit der eigenen Essenz auch nicht von Streben oder Ankommen sprechen wollen, sondern eher davon, ob ich im Kontakt oder in Verbindung bin oder eben nicht. Die Referenz, um das zu beurteilen, kann immer nur das Jetzt sein. Daher lautet die Frage, die Sie sich jetzt und mehrmals täglich stellen können: „Bin ich jetzt mit meiner Essenz verbunden“? Die Antwort hierauf können Sie nur finden, indem Sie Stille zulassen und nach innen lauschen.

Was ist der Hauptpreis, der mir winkt, wenn ich in Verbindung mit meiner Essenz, mit der Quelle bin? Ein unerschütterlicher, innerer Frieden, der unabhängig ist von der Situation, in der Sie sich gerade befinden – und die Gewissheit, dass Sie sich ganz und gar dem Grund widmen, aus dem Sie hier sind.

Da Sie meinen Ausführungen bis hierhin gefolgt sind, gehe ich davon aus, dass Sie eine gewisse Neugierde oder sogar schon die Bereitschaft verspüren, die beiden Kernprobleme des Mensch-Seins überwinden und Ihrem wahren Selbst als Mensch und als Führungskraft auf die Spur kommen zu wollen. Also machen wir uns auf den Weg!

Dienende Führung - erfüllend für alle

Führen bedeutet in erster Linie Verantwortung übernehmen. Zum einen für mich selbst als Führungskraft und damit für jeden meiner Gedanken, Worte und Taten. Und dann natürlich für die Menschen, die mir als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anvertraut wurden. Für Menschen also, die Impulse benötigen, Hilfestellung und Inspiration, um an ihren Aufgaben wachsen zu können, um sich zu entwickeln und um Potenziale zur Entfaltung zu bringen. Wenn Sie als Führungskraft vieles richtig machen, wachsen manche Anvertraute irgendwann vielleicht sogar über Sie hinaus. Für das Ego mancher Führungskräfte, die ihre wahre Bestimmung und Mission noch nicht erkannt haben, ist das tatsächlich ein Problem. Unbewusst halten sie ihre Mitarbeitenden klein - in der Praxis zeigt sich das häufig durch mangelndes Vertrauen und dadurch, dass Gestaltungsspielräume nicht eingeräumt werden, obwohl es sinnvoll wäre.

Innerhalb eines von mir begleiteten Prozesses zur Psychischen Gefährdungsbeurteilung in einem Dienstleistungsunternehmen berichteten mir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von erheblich gestiegenen Belastungen und ihrer Sorge vor einer dauerhaften Überforderung durch zu wenig Personal und zu hohem Zeitdruck. Was das Team besonders belastete, war die Tatsache, dass sie mit ihren Sorgen um die eigene mentale Gesundheit beim Abteilungsleiter scheinbar kein Gehör fanden, obwohl der Teamleiter seiner eigenen Aussage nach in Gesprächen mit dem Abteilungsleiter immer wieder darauf hinwiesen hatte. In den Interviews, die ich sowohl mit allen Mitarbeitenden des Teams als auch mit dem Teamleiter und dem Abteilungsleiter führte, stellte sich heraus, dass es zwischen den beiden einen alten Konflikt gab, der nie besprochen und aus dem Weg geräumt worden war, der das Denken, Fühlen und Handeln des Abteilungsleiters aber nach wie vor unbewusst beeinflusste. Tatsächlich gab er in unserem Gespräch unumwunden zu, die Belastungs-Situation im Team unterschätzt zu haben. Er stellte sich sehr ehrlich die Frage, ob dies auch damit zu tun haben könnte, dass er den Teamleiter insgeheim nicht besonders gut dastehen lassen und ihm auch nicht den Weg für weitere Karriereschritte frei machen wollte, weil er sich von seinem Verhalten in der Vergangenheit nach wie vor gekränkt fühlte und damit unbewusst negativ beeinflusst wurde. Allein das Bewusstmachen dieses eigenen Musters stieß beim Abteilungsleiter ein Umdenken an. So waren plötzlich konstruktive Gespräche mit allen Beteiligten, einschließlich Team- und Abteilungsleiter. möglich. Dabei wurden sehr gute Lösungen zur Entlastung der Mitarbeitenden gefunden. Auch das Verhältnis zwischen Abteilungsleiter und Teamleiter hat sich mittlerweile deutlich verbessert. Der alte Konflikt wurde aus dem Weg geräumt. Der Abteilungsleiter teilte mir vor Kurzem erst mit, dass er sich gut vorstellen könne, dass der Teamleiter irgendwann seine Nachfolge antritt.

Führungskräfte, die so agieren, wie der Abteilungsleiter zu Beginn des Beispiels, befinden sich mit ihren Gedanken und Emotionen im Pol von Angst und Schuld. Sie funken auf einer Frequenz, die nicht ihrer Lebensmission dient. Folgendes Zitat von Neale Donald Walsch drückt den Unterschied sehr schön aus, wie ich finde:

„Den wahren Meister erkennt man nicht an der Anzahl seiner Schüler, sondern an der Anzahl an Meistern, die er selbst.“ hervorbringt.

Führungskräfte, die sich auf ihrer Lebensmission befinden, erfreuen sich an jedem Schüler und jeder Schülerin, die über sie hinauswächst. Wenn man Führung auf diese Art und Weise betrachtet, dient die Führungskraft den Mitarbeiterinnen, und nicht umgekehrt. Der Amerikaner Robert Greenleaf hat diese Art des Führens als „Servant Leadership“ betitelt. Dieser Führungsstil als solcher ist im Grunde genommen alles andere als neu; Jesus, Buddha, Mahatma Gandhi und viele andere charismatische Führerinnen und Führer, die alle in einem sehr engen Kontakt zu ihrer Essenz auf der Erde unterwegs waren und sind, haben ihn seit Jahrtausenden vorgelebt.

Die Suche nach dem Sinn – ein menschliches Urbedürfnis