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Die anhaltende Niedrigzinsphase, weiterhin wachsende aufsichtsrechtliche Anforderungen, fortschreitende Digitalisierung sowie das damit einhergehende sich ändernde Nutzungsverhalten der Kunden und auch der steigende Wettbewerb sind derzeit die wesentlichen Herausforderungen regionaler Kreditinstitute – also Sparkassen und Genossenschaftsbanken – in Deutschland. Zugleich haben sich diese Regionalkreditinstitute verschiedenen Grundsätzen und Verpflichtungen unterworfen, sodass Größenwachstum und die damit erwartete Effizienzsteigerung nur durch Zusammenschlüsse mit anderen Instituten möglich sind. Der oft hinter den Erwartungen zurückbleibende quantitative Erfolg von Fusionen zeigt, dass die Determinanten und Ursache-Wirkung-Beziehungen bei Fusionen noch nicht hinreichend klar vorliegen und somit einer Untersuchung bedürfen. Wesentlicher Einfluss wird häufig der Integrationsphase zugeschrieben. Das Ziel der Arbeit besteht darin, die für den Erfolg von Fusionen maßgebliche Einflussfaktoren und Wirkungszusammenhänge der Integrationsphase zu identifizieren. Die vorliegende Arbeit wurde von vielen anregenden und intensiven Diskussionen begleitet und wäre ohne die vielfältige Unterstützung, die ich vor, während und nach der Erstellung erhalten habe, so nicht möglich gewesen. Mein herzlicher Dank gilt meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Stefan Thiele, der die Arbeit wissenschaftlich betreut und durch kritische Diskussionen und Denkanstöße sowie sein persönliches Engagement gefördert hat. Herrn Prof. Dr. Nils Crasselt danke ich sehr für die Übernahme des Zweitgutachtens sowie für die vielen wertvollen Anregungen. Für die Aufnahme in die zeb.Schriftenreihe danke ich den Herausgebern Herrn Prof. Dr. Bernd Rolfes sowie Herrn Prof. em. Dr. Dres. h. c. Henner Schierenbeck. Die vorliegende Arbeit ist während meiner beruflichen Tätigkeit bei der Unternehmensberatung zeb entstanden. In dem professionellen und wissenschaftlich geprägten Umfeld hat sich die Themenstellung entwickelt. Ich danke meinen Kollegen herzlich für die freundschaftliche und kollegiale Zusammenarbeit sowie die jederzeitige Diskussionsbereitschaft. Mein besonderer Dank gilt meinem ehemaligen Kollegen Herrn Dr. Johannes Spandau sowie meiner ehemaligen Kollegin Frau Dipl.-WiWi. Annette Koppenhagen, die nicht nur wesentlich bei der Themenfindung beteiligt waren, sondern auch während der gesamten Bearbeitungszeit immer als fachliche und methodische Diskussionspartner zur Verfügung standen und durch wertvolle Hinweise zur Qualität der Arbeit beigetragen haben. Ich bedanke mich ganz herzlich für die sorgfältige Überarbeitung des Manuskripts sowie die Koordination der Drucklegung bei Frau Dipl.-Kffr. Silke Rahe und Frau Eugenia Demmel, B. A. Den Mitarbeitern des Research sowie den studentischen Mitarbeitern bei zeb gilt mein Dank für die Unterstützung bei der Literaturrecherche. Für die immer freundliche Hilfestellung bei organisatorischen Fragen danke ich Frau Barbara Stenzel, der Sekretärin am Lehrstuhl für Wirtschaftsprüfung und Rechnungslegung der Schumpeter School of Business and Economics der Bergischen Universität Wuppertal. Die Durchführung einer empirischen Erhebung bei Kreditinstituten kann nicht ohne deren Beteiligung durchgeführt werden. Ich bedanke mich bei allen am fachlichen Austausch beteiligten Institutsvertretern sowie bei allen Vertretern der Kreditinstitute, die an der empirischen Erhebung teilgenommen haben. Ein ganz besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mich in allen Phasen meines bisherigen Lebenswegs bedingungslos unterstützt und dabei sehr häufig eigene Belange für mich zurückgestellt haben. Während der Erstellung der Arbeit haben sie mir Rückhalt sowie die für diese Arbeit erforderliche Motivation und Ausdauer gegeben. Steinhausen, im August 2018 Michael Willeke
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Seitenzahl: 321
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Band 69
Schriftenreihe des zeb
begründet und herausgegeben von
Prof. Dr. Bernd RolfesProf. Dr. Dres. h.c. Henner Schierenbeck
von
Dr. Michael Willeke
ISBN 978-3-8314-0893-1eISBN 978-3-8314-0894-8
Zugleich Bergische Universität Wuppertal, Dissertation 2018.
© 2018 by Verlag Fritz Knapp GmbH, Frankfurt am MainBesuchen Sie uns im Internet: www.kreditwesen.de
von Prof. Dr. Bernd Rolfes
Nach Unternehmensfusionen bleibt die Unternehmensentwicklung nicht selten hinter den Erwartungen zurück. Dies wird häufig mit einer nicht erfolgreichen Integration bzw. einer zu optimistischen Sicht auf diese begründet. Eine gelungene Integration wird somit als ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmensfusionen angesehen. Wie jedoch das Gelingen einer Integration herbeigeführt werden kann, ist weitestgehend unklar. Empfehlungen für die Gestaltung der Integration basieren bislang eher auf praktischen Erfahrungen im Einzelfall als auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen.
Vor diesem Hintergrund liegt das Ziel der vorliegenden Untersuchung darin, die für den Erfolg von Unternehmensfusionen entscheidenden Einflussfaktoren zu identifizieren. Der Betrachtungsfokus richtet sich dabei auf regionale Kreditinstitute – also Sparkassen und Genossenschaftsbanken – in Deutschland. Für diese Institutsgruppen ist der Erfolg von Fusionen von besonderer Relevanz, da sie zum einen derzeit enormen Herausforderungen gegenüberstehen, zum anderen organisches Flächenwachstum für beide Institutsgruppen fast ausgeschlossen ist.
In einem einleitenden Kapitel erläutert der Verfasser die Rahmenbedingungen regionaler Kreditinstitute in Deutschland und leitet zur Problemstellung der Arbeit über. Im Anschluss konkretisiert er das Ziel der Arbeit in drei zentralen Fragestellungen und skizziert kurz den Aufbau der Untersuchung.
Im zweiten Kapitel setzt sich der Verfasser umfassend und sachkundig mit dem Marktumfeld der untersuchten Kreditinstitute auseinander. Er zeigt Sturkturen, Herausforderungen und Strategien zur Bewältigung auf. Dabei werden Lösungsansätze zur Effizienzsteigerung abgegrenzt und ein Fokus auf Unternehmensfusionen gesetzt.
Das dritte Kapitel beinhaltet eine theoriegeleitete Analyse der Erfolgsfaktoren in der Integrationsphase von Unternehmensfusionen. Inhaltlich aufeinander aufbauend werden der Integrationsprozess als Teil des Fusionsprozesses, die Erfolgsfaktoren für Fusionen im Allgemeinen und schließlich die Erfolgsfaktoren in der Integrationsphase aufgearbeitet. Wesentliche Theoriegrundlagen bei der Analyse des Integrationsprozesses sind die Organisationstheorie und die Principal-Agent-Theorie. Bei der Erörterung bekannter Erfolgsfaktoren wird auch auf die Methodik der Erfolgsfaktorenforschung eingegangen, und diese wird kritisch diskutiert. Aufbauend auf den inhaltlichen und theoretischen Erkenntnissen wird ein umfassendes Hypothesenset bezüglich der Wirkungszusammenhänge zwischen Einflussfaktoren und dem Erfolg der Integrationsplanung sowie der Integrationsumsetzung hergeleitet.
Im vierten Kapitel präsentiert der Verfasser seine eigene empirische Untersuchung. Dabei werden im ersten Abschnitt die methodischen Grundlagen erarbeitet. Des Weiteren werden die Erfolgsfaktoren sowie der Integrationserfolg selbst für die Untersuchung operationalisiert. Anschließend wird im zweiten Abschnitt der Prozess der Datenerhebung mittels eines strukturierten Fragebogens dargestellt. In Abschnitt drei geht der Verfasser auf Charakteristika des Datensatzes ein und erläutert die deskriptiven Ergebnisse. Den Kern der Analyse bildet der vierte Abschnitt, in dem die Ergebnisse der multivariaten Analysen präsentiert werden.
Im fünften Kapitel werden zunächst etwaige Implikationen der Ergebnisse für die Unternehmenspraxis erörtert, wobei sich der Verfasser soweit möglich auf die empirischen Ergebnisse stützt. Nachfolgend behandelt er die Limitationen der Untersuchung in einer selbstkritischen Betrachtung.
Das sechste Kapitel bildet den Abschluss der Arbeit, in dem der Verfasser die Ergebnisse entlang der drei zentralen Fragestellungen thesenförmig zusammenfasst. Ferner gibt er einen Ausblick auf mögliche Weiterentwicklungen des bearbeiteten Forschungsfelds.
Der Autor adressiert mit der Fragestellung der Untersuchung eine bestehende Forschungslücke, da fundierte theoretische und empirische Analysen zu diesem Thema weitgehend nicht vorliegen. Die Materie weist zudem eine hohe praktische Relevanz auf, da Fusionen oftmals als nicht erfolgreich gelten und dieser Misserfolg häufig einer unzureichenden Integration zugeschrieben wird.
Basis der Untersuchung ist eine umfassende und detaillierte Literaturauswertung sowie eine gute Theorieverankerung der Forschungshypothesen. Die sehr sorgfältige empirische Untersuchung und die gute Nachvollziehbarkeit der Methodik zeigen eine präzise Bearbeitung dieser wissenschaftlichen Forschungsfrage, die zugleich einen greifbaren Nutzen für die Praxis schafft. Im Ergebnis stellt die Arbeit für Praktiker und Wissenschaftler gleichermaßen einen wichtigen Beitrag dar, dessen Verbreitung im wissenschaftlichen Schrifttum und in der betriebswirtschaftlichen Praxis zu wünschen ist.
Münster, im August 2018
Bernd Rolfes
von Prof. Dr. Stefan Thiele
Das Thema „Mergers & Acquisitions“ wird in der Wissenschaft und in der Fachöffentlichkeit meistens im Hinblick auf diejenigen Aktivitäten beleuchtet, die sich vor dem Unternehmenserwerb bzw. -zusammenschluss abspielen. Intensiv betrachtet werden beispielsweise Fragen der M&A-Strategie, der Unternehmensbewertung oder der Due Diligence. Der M&A-Prozess endet allerdings nicht mit dem Tag des „closing“. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass die Integration erworbener Unternehmen ganz entscheidend für die Frage ist, ob ein Unternehmenszusammenschluss letztlich als erfolgreich anzusehen ist.
Für Kreditinstitute besteht ein erheblicher Handlungsdruck aufgrund immer neuer regulatorischer Anforderungen, des Niedrigzinses, der Digitalisierung und des sich intensivierenden Wettbewerbs. Daher sind auch für regionale Kreditinstitute in Deutschland erfolgreiche Fusionen und Integrationen von großer Bedeutung. Durch die Betrachtung von Einflussfaktoren können mögliche Erfolgsursachen identifiziert und so die Voraussetzungen für erfolgreiche Integrationen geschaffen werden. Von zentraler Bedeutung dafür ist auch die Kenntnis der wesentlichen Wirkungszusammenhänge zwischen den Einflussfaktoren und dem Erfolg. Diese stehen im Fokus der vorliegenden Arbeit.
Der Verfasser beginnt seine Analyse, indem er die aktuelle Marktsituation im deutschen Bankenmarkt und die daraus resultierenden Herausforderungen detailliert darstellt. Hierbei werden auch die für Regionalkreditinstitute, also Sparkassen und Volksbanken, geltenden Besonderheiten erörtert. Eine mögliche Strategie zur Bewältigung dieser Herausforderungen ist eine Unternehmensfusion, deren strategische Bedeutung vom Verfasser genauer fokussiert betrachtet wird. Die Beschäftigung mit Unternehmensfusionen führt den Verfasser im dritten Kapitel seiner Untersuchung zu der Frage, welche Faktoren für die erfolgreiche Integration nach Unternehmensfusionen aus theoretischer Sicht als entscheidend anzusehen sind. Diese Überlegungen münden in eine Reihe theoretisch begründeter Hypothesen über die Relevanz einzelner Erfolgsfaktoren. Darüber hinaus werden Erfolg und Erfolgsfaktoren abgegrenzt und zuletzt hierauf aufbauend das Hypothesenset entwickelt.
Kern der vorliegenden Untersuchung ist die empirische Analyse, welche Rolle bestimmte Faktoren bei der Post-Merger-Integration spielen. Dazu erläutert der Verfasser zunächst die methodischen Grundlagen und die Operationalisierung der Erfolgsfaktoren, die er aufgrund der theoretischen Analyse des dritten Kapitels der empirischen Untersuchung zugrunde legt. Nachfolgend beschreibt der Verfasser sein Vorgehen bei der empirischen Analyse, also das Untersuchungsmodell sowie die zugrunde liegenden Daten, bevor er das Vorgehen bei der deskriptiven und bei der induktiven Analyse darstellt. Abschließend werden die Ergebnisse interpretiert und die Grenzen der Interpretation klar benannt, bevor diskutiert wird, welche Implikationen sich aus den Ergebnissen der empirischen Untersuchung für die Unternehmenspraxis ergeben können.
Mit der vorliegenden Untersuchung leistet der Verfasser einen zentralen Beitrag zu einer Frage aus dem Bereich des strategischen Managements von Banken, die in dieser Form bislang noch nicht behandelt worden ist. Die Frage ist auch von hoher praktischer Bedeutung, da viele Unternehmenszusammenschlüsse ex post betrachtet nicht die ursprünglichen Erwartungen erfüllen können. Mit dem methodischen Vorgehen des gebotenen theoriegeleiteten empirischen Forschungsansatzes zeichnet sich die Arbeit durch eine sorgfältige und umfassende Aufarbeitung der relevanten theoretischen Grundlagen sowie deren Implikationen aus. Auf dieser Basis gelingt es dem Verfasser, überzeugende Hypothesen zu generieren und diese seiner empirischen Untersuchung zugrunde zu legen. Der Verfasser liefert so einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zu der Frage, welche Faktoren für den Erfolg eines Zusammenschlusses von Banken relevant sind. Vor diesem Hintergrund wünsche ich der Arbeit eine weite Verbreitung in Wissenschaft und Praxis.
Wuppertal, im August 2018
Stefan Thiele
Die anhaltende Niedrigzinsphase, weiterhin wachsende aufsichtsrechtliche Anforderungen, fortschreitende Digitalisierung sowie das damit einhergehende sich ändernde Nutzungsverhalten der Kunden und auch der steigende Wettbewerb sind derzeit die wesentlichen Herausforderungen regionaler Kreditinstitute – also Sparkassen und Genossenschaftsbanken – in Deutschland. Zugleich haben sich diese Regionalkreditinstitute verschiedenen Grundsätzen und Verpflichtungen unterworfen, sodass Größenwachstum und die damit erwartete Effizienzsteigerung nur durch Zusammenschlüsse mit anderen Instituten möglich sind. Der oft hinter den Erwartungen zurückbleibende quantitative Erfolg von Fusionen zeigt, dass die Determinanten und Ursache-Wirkung-Beziehungen bei Fusionen noch nicht hinreichend klar vorliegen und somit einer Untersuchung bedürfen. Wesentlicher Einfluss wird häufig der Integrationsphase zugeschrieben. Das Ziel der Arbeit besteht darin, die für den Erfolg von Fusionen maßgebliche Einflussfaktoren und Wirkungszusammenhänge der Integrationsphase zu identifizieren.
Die vorliegende Arbeit wurde von vielen anregenden und intensiven Diskussionen begleitet und wäre ohne die vielfältige Unterstützung, die ich vor, während und nach der Erstellung erhalten habe, so nicht möglich gewesen. Mein herzlicher Dank gilt meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Stefan Thiele, der die Arbeit wissenschaftlich betreut und durch kritische Diskussionen und Denkanstöße sowie sein persönliches Engagement gefördert hat.
Herrn Prof. Dr. Nils Crasselt danke ich sehr für die Übernahme des Zweitgutachtens sowie für die vielen wertvollen Anregungen. Für die Aufnahme in die zeb.Schriftenreihe danke ich den Herausgebern Herrn Prof. Dr. Bernd Rolfes sowie Herrn Prof. em. Dr. Dres. h. c. Henner Schierenbeck.
Die vorliegende Arbeit ist während meiner beruflichen Tätigkeit bei der Unternehmensberatung zeb entstanden. In dem professionellen und wissenschaftlich geprägten Umfeld hat sich die Themenstellung entwickelt. Ich danke meinen Kollegen herzlich für die freundschaftliche und kollegiale Zusammenarbeit sowie die jederzeitige Diskussionsbereitschaft. Mein besonderer Dank gilt meinem ehemaligen Kollegen Herrn Dr. Johannes Spandau sowie meiner ehemaligen Kollegin Frau Dipl.-WiWi. Annette Koppenhagen, die nicht nur wesentlich bei der Themenfindung beteiligt waren, sondern auch während der gesamten Bearbeitungszeit immer als fachliche und methodische Diskussionspartner zur Verfügung standen und durch wertvolle Hinweise zur Qualität der Arbeit beigetragen haben.
Ich bedanke mich ganz herzlich für die sorgfältige Überarbeitung des Manuskripts sowie die Koordination der Drucklegung bei Frau Dipl.-Kffr. Silke Rahe und Frau Eugenia Demmel, B. A. Den Mitarbeitern des Research sowie den studentischen Mitarbeitern bei zeb gilt mein Dank für die Unterstützung bei der Literaturrecherche.
Für die immer freundliche Hilfestellung bei organisatorischen Fragen danke ich Frau Barbara Stenzel, der Sekretärin am Lehrstuhl für Wirtschaftsprüfung und Rechnungslegung der Schumpeter School of Business and Economics der Bergischen Universität Wuppertal.
Die Durchführung einer empirischen Erhebung bei Kreditinstituten kann nicht ohne deren Beteiligung durchgeführt werden. Ich bedanke mich bei allen am fachlichen Austausch beteiligten Institutsvertretern sowie bei allen Vertretern der Kreditinstitute, die an der empirischen Erhebung teilgenommen haben.
Ein ganz besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mich in allen Phasen meines bisherigen Lebenswegs bedingungslos unterstützt und dabei sehr häufig eigene Belange für mich zurückgestellt haben. Während der Erstellung der Arbeit haben sie mir Rückhalt sowie die für diese Arbeit erforderliche Motivation und Ausdauer gegeben.
Steinhausen, im August 2018
Michael Willeke
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1Einleitung
1.1Rahmenbedingungen
1.2Problemstellung
1.3Ziel der Arbeit
1.4Aufbau der Arbeit
2Struktur, Herausforderungen und Strategien deutscher Sparkassen und Genossenschaftsbanken
2.1Struktur im Bankensektor
2.1.1Dreigliedrigkeit des deutschen Bankensystems
2.1.2Sparkassen
2.1.3Genossenschaftsbanken
2.1.4Zusammenführung von Sparkassen und Genossenschaftsbanken für die Untersuchung
2.2Aktuelle Herausforderungen für deutsche Kreditinstitute
2.2.1Gesamtwirtschaftliche Einordnung
2.2.2Aufsichtsrecht
2.2.3Niedrigzinsphase
2.2.4Digitalisierung und Nutzungsverhalten
2.2.5Wettbewerb
2.2.6Implikationen für Sparkassen und Genossenschaftsbanken – Effizienzsteigerung als übergeordnetes Ziel
2.3Lösungsstrategien zur Effizienzsteigerung
2.3.1Abgrenzung der Lösungsstrategien
2.3.2Interne Lösungsstrategien
2.3.3Externe Lösungsstrategien
2.4Unternehmenszusammenschlüsse als externe Lösungsstrategie zur Effizienzsteigerung
2.4.1Definition von Unternehmenszusammenschlüssen
2.4.2Differenzierung von Fusionen
2.4.3Herausforderungen von Fusionen
3Theoriegeleitete Analyse der Post-Merger-Integration und Entwicklung der Forschungshypothesen
3.1Einordnung von Fusionsentscheidung und Fusionsprozess
3.1.1Vorgehen und Bestandteile der Einordnung
3.1.2Theoretische Betrachtung der Fusionsentscheidung – vor Vertragsschluss
3.1.3Theorien zum Integrationsprozess – nach Vertragsschluss
3.1.4Der Fusionsprozess
3.2Erfolg und Erfolgsfaktoren bei Fusionen
3.2.1Erfolg im Kontext von Post-Merger-Integrationen
3.2.2Einfluss- und Erfolgsfaktoren
3.3Entwicklung von Einflussfaktoren und Wirkungszusammenhängen bei Post-Merger-Integrationen
3.3.1Erfolgsfaktoren für die Post-Merger-Integration aus theoretischer Sicht
3.3.2Festlegung der zu untersuchenden Erfolgsfaktoren
3.3.3Hypothesen
3.4Zusammenfassung der Hypothesen
4Empirische Untersuchung der prozessualen Erfolgsfaktoren von Post-Merger-Integrationen
4.1Methodische Grundlagen und Operationalisierung latenter Variablen
4.1.1Grundlagen der Kausalanalyse
4.1.2Operationalisierung der Erfolgsfaktoren
4.1.3Operationalisierung des Erfolgs
4.1.4Darstellung des operationalisierten Pfadmodells
4.2Durchführung der Datenerhebung
4.2.1Vorgehensmodell zur Datenerhebung
4.2.2Anfertigung des Fragebogens
4.2.3Pretests
4.2.4Versand der Fragebogen
4.3Beschreibung des Datensatzes und deskriptive Ergebnisse
4.3.1Datenvalidität (Beschreibung des Datensatzes)
4.3.2Herausforderungen für die Kreditinstitute
4.3.3Zeitliche Aspekte der Fusionen
4.3.4Bedeutung und Erreichung der Fusionsziele
4.3.5Personenbezogene Angaben
4.3.6Ergebnisse zu den Indikatoren der latenten Konstrukte
4.4Multivariate Ergebnisse
4.4.1Vorgehen der Gütebeurteilung
4.4.2Güteprüfung der Messmodelle
4.4.3Güteprüfung des Strukturmodells
4.4.4Hypothesenprüfung und inhaltliche Interpretation der Ergebnisse
5Implikationen und Limitationen der Untersuchung
5.1Implikationen der Ergebnisse für die Fusionspraxis bei regionalen Kreditinstituten
5.2Limitationen der Untersuchung
6Schlussbetrachtung
6.1Zusammenfassung
6.2Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildung 1:Einfluss der einzelnen Fusionsphasen auf den Gesamterfolg der Fusion
Abbildung 2:Aufbau der Arbeit
Abbildung 3:Wesentliche Merkmale der Sparkassenorganisation und exemplarische Kodifizierung im SpkG NRW
Abbildung 4:Öffentlicher Auftrag im Sparkassensektor
Abbildung 5:Gemeinnützigkeit im Sparkassensektor
Abbildung 6:Regionalprinzip im Sparkassensektor
Abbildung 7:Verbundorientierung im Sparkassensektor
Abbildung 8:Wesentliche Merkmale des genossenschaftlichen Finanzverbunds und exemplarische Kodifizierungen im GenG
Abbildung 9:Grund- bzw. Förderauftrag innerhalb der genossenschaftlichen Finanzinstitute
Abbildung 10:Identitätsprinzip und Selbsthilfegrundsatz innerhalb der genossenschaftlichen Finanzinstitute
Abbildung 11:Demokratieprinzip und Selbstverwaltung innerhalb der genossenschaftlichen Finanzinstitute
Abbildung 12:Verbundorientierung innerhalb der genossenschaftlichen Finanzinstitute
Abbildung 13:Aktuelle Herausforderungen für deutsche Kreditinstitute
Abbildung 14:Wesentliche Merkmale der aufsichtsrechtlichen Anforderungen
Abbildung 15:Wesentliche Merkmale der Niedrigzinsphase
Abbildung 16:Wesentliche Merkmale der Digitalisierung und der Entwicklung des Nutzungsverhaltens
Abbildung 17:Wesentliche Merkmale des Wettbewerbs
Abbildung 18:Herausforderungen für Kreditinstitute und mögliche Wege zur Effizienzsteigerung
Abbildung 19:Formen der partiellen Kooperation sowie der totalen Kooperation bzw. Unternehmenszusammenschlüsse
Abbildung 20:Integrationsgrad in Abhängigkeit von der Fusionsstrategie
Abbildung 21:Identifizierung der Erfolgsfaktoren des Integrationsprozesses
Abbildung 22:Erklärungsansätze strategischer Fusionsentscheidungen
Abbildung 23:Herleitung der Fusionsmotive
Abbildung 24:Systematisierung von Fusionsmotiven nach Jansen (2004)
Abbildung 25:Strukturierte Identifizierung der Erklärungsansätze zur strategischen Fusionsentscheidung
Abbildung 26:Theoretische Einordnung der Agency-Theorie in die Ökonomische Organisationstheorie
Abbildung 27:Darstellung der Ansätze sowie Gestaltungsempfehlungen innerhalb der Principal-Agent-Theorie
Abbildung 28:Haupt- und Teilphasen des Fusionsprozesses
Abbildung 29:Darstellung des gesamten Fusionsprozesses
Abbildung 30:Hauptproblemfelder bei der Messung von Fusionserfolg
Abbildung 31:Erfolgsfaktoren bei Fusionen und Akquisitionen
Abbildung 32:Aktivitäten innerhalb der Teilphasen des Fusions-/Akquisitionsmanagements nach Wirtz (2012)
Abbildung 33:Einordnung der Aktivitäten des Integrationsmanagements in die Erfolgsfaktordimensionen
Abbildung 34:Erfolgsfaktoren der zu untersuchenden Teilphasen
Abbildung 35:Hypothesenmodell zur Post-Merger-Integration bei Fusionen regionaler Kreditinstitute in Deutschland
Abbildung 36:Multivariate Analysemethoden in Abhängigkeit der Beobachtbarkeit von Variablen
Abbildung 37:Aufbau eines Pfaddiagramms
Abbildung 38:Operationalisiertes Pfadmodell der Post-Merger-Integration
Abbildung 39:Aufbau des Fragebogens
Abbildung 40:Herausforderungen und Auswirkungen für die Kreditinstitute bis 2025
Abbildung 41:Regulatorische Herausforderungen und Auswirkungen für die Kreditinstitute bis 2025
Abbildung 42:Beginn der Fusionsgespräche zwischen den Instituten vor der Fusion
Abbildung 43:Beginn der Planung der Integration in Bezug zum Fusionsdatum
Abbildung 44:Abschluss der Integrationsmaßnahmen in Bezug zum Fusionsdatum
Abbildung 45:Erwartungen der Befragten zu einer weiteren Fusion
Abbildung 46:Funktionen der Befragten im Kreditinstitut
Abbildung 47:Kenntnisstand der Befragten zum Thema Fusion
Abbildung 48:Involvierung der Befragten in die vergangene Fusion
Abbildung 49:Rolle des Befragten in die vergangene Post-Merger-Integration
Abbildung 50:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zu Integrationszielen
Abbildung 51:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zum Projektablauf
Abbildung 52:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zum Projektaufbau
Abbildung 53:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zur Organisationsstruktur
Abbildung 54:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zum Zusammenwachsen
Abbildung 55:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zur Schaffung von Transparenz (interne und externe Interessengruppen)
Abbildung 56:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zur Vereinheitlichung der IT
Abbildung 57:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zur Vereinheitlichung des Außenauftritts am Markt
Abbildung 58:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zum Projektmanagement und -controlling
Abbildung 59:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zum Erfolg des Integrationsmanagements
Abbildung 60:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zum Erfolg der Planung der Integration
Abbildung 61:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zum Erfolg der Umsetzung der Integration
Abbildung 62:Verteilung der Antworten auf die Indikatorfragen zum Erfolg der gesamten Fusion
Abbildung 63:Vorgehen zur Beurteilung des Untersuchungsmodells
Abbildung 64:Analyseergebnisse des Strukturmodells
Tabelle 1:Übersicht ausgewählter Studien zu Erfolgsfaktoren von Post-Merger-Integrationen
Tabelle 2:Zusammenfassung der Probleme der Erfolgsfaktorenforschung sowie der Gegenmaßnahmen
Tabelle 3:Zusammenfassung der Modellhypothesen
Tabelle 4:Wesentliche Merkmale kovarianzbasierter und varianzbasierter Ansätze der Kausalanalyse
Tabelle 5:Indikatoren zu Integrationszielen
Tabelle 6:Indikatoren zum Projektablauf
Tabelle 7:Indikatoren zum Projektaufbau
Tabelle 8:Indikatoren zur Vereinheitlichung der Organisationsstruktur
Tabelle 9:Indikatoren zum Zusammenwachsen
Tabelle 10:Indikatoren zur Schaffung von Transparenz
Tabelle 11:Indikatoren zur Vereinheitlichung der IT
Tabelle 12:Indikatoren zur Vereinheitlichung des Außenauftritts am Markt
Tabelle 13:Indikatoren zum Projektmanagement und -controlling
Tabelle 14:Indikatoren zum Erfolg des Integrationsmanagements
Tabelle 15:Indikatoren zum Erfolg der Planung der Integration
Tabelle 16:Indikatoren zum Erfolg der Umsetzung der Integration
Tabelle 17:Indikatoren zum Erfolg der gesamten Fusion
Tabelle 18:Teilnehmer des Pretests
Tabelle 19:Maßnahmen zur Erhöhung des Rücklaufs
Tabelle 20:Absolute und relative Häufigkeiten der Bilanzsummen in Stichprobe und Grundgesamtheit
Tabelle 21:Fusionsziele sowie deren Bedeutungs- und Erreichungsgrad
Tabelle 22:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zu den Integrationszielen
Tabelle 23:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zum Projektablauf
Tabelle 24:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zum Projektaufbau
Tabelle 25:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zur Organisationsstruktur
Tabelle 26:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zur Förderung des Zusammenwachsens
Tabelle 27:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zur Schaffung von Transparenz (interne und externe Interessengruppen)
Tabelle 28:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zur Vereinheitlichung der IT
Tabelle 29:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zur Vereinheitlichung des Außenauftritts am Markt
Tabelle 30:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zum Projektmanagement und -controlling
Tabelle 31:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zum Erfolg des Integrationsmanagements
Tabelle 32:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zum Erfolg der Planung der Integration
Tabelle 33:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zum Erfolg der Umsetzung der Integration
Tabelle 34:Indikatoren, Eigenschaften und Befragungsergebnisse zum Erfolg der gesamten Fusion
Tabelle 35:Evaluation der reflektiven Messmodelle
Tabelle 36:Evaluation der formativen Messmodelle
Tabelle 37:Evaluation des Strukturmodells
Tabelle 38:Evaluierung der Erklärungs- und Prognosekraft
Tabelle 39:Ergebnisse der Hypothesenprüfung
Abs.
Absatz
AEUV
Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union
AG
Aktiengesellschaft
AMOS
Analysis of Moment Structures
Aufl.
Auflage
bearb.
bearbeitet(e)
bzgl.
bezüglich
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CIR
Cost-Income-Ratio
DEV
durchschnittlich erfasste Varianz
d. h.
das heißt
durchges.
durchgesehen(e)
DZ Bank
Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank
ed.
edition
EF
Erfolgsfaktor(en)
eG
eingetragene Genossenschaft
erg.
ergänzt(e)
erw.
erweitert(e)
ESZB
Europäisches System der Zentralbanken
et al.
et alii
EU
Europäische Union
EZB
Europäische Zentralbank
f.
folgende
ff.
fortfolgende
GenG
Genossenschaftsgesetz
GWB
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
Hrsg.
Herausgeber
insb.
insbesondere
i. R. v.
im Rahmen von
Jg.
Jahrgang
KI
Konditionsindex
KWG
Kreditwesengesetz
LCR
Liquidity Coverage Ratio
LISREL
Linear Structural Relationships
M&A
Mergers and Acquisitions
MaRisk
Mindestanforderungen an das Risikomanagement
MiFID/MiFID II
Markets in Financial Instruments Directive (Finanzmarktrichtlinie der Europäischen Union)
MIMIC-Modell
Multiple-Indicators-and-Multiple-Causes-Modell
Nachdr.
Nachdruck
NRW
Nordrhein-Westfalen
n. s.
nicht signifikant
NSFR
Net Stable Funding Ratio
o.
ohne
OpRisk
operationelles Risiko
Orig.-Ausg.
Originalausgabe
OTC
Over the counter
o. V.
ohne Verfasser
PLS
Partial Least Squares
PMI
Post-Merger-Integration
P2P-Plattform
Peer-to-Peer-Plattform
rel.
relativ
resp.
respektive
rev.
revised
ROAE
Return on Average Equity
ROI
Return on Investment
RORWA
Return on Risk-Weighted Assets
S.
Seite
SD
Standardabweichung
s. o.
siehe oben
SEPA
Single Euro Payments Area
SpkG
Sparkassengesetz
u. a.
unter anderem/und andere
überarb.
überarbeitet(e)
verb.
verbessert(e)
vgl.
vergleiche
VIF
Variance Inflation Factor
Vol.
Volume
vollst.
vollständig(er)
WGZ
Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank AG
z. B.
zum Beispiel
Deutsche Banken1 sind seit einigen Jahren komplexen gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen ausgesetzt, die sie vor verschiedene Herausforderungen stellen. Eine Kernursache ist die 2007 begonnene Finanzmarktkrise, die eine Regulierungswelle für die gesamte Bankenlandschaft ausgelöst2 und zudem eine bis heute andauernde Schuldenkrise nach sich gezogen hat. Als allgegenwärtiges Schlagwort für die umfangreichen Regulierungen ist der Begriff Basel III mit dem umfangreichen Regelwerk zu nennen,3 welches zum einen kurzfristig enorme Umsetzungsaufwendungen erfordert, zum anderen durch dauerhafte betriebliche Aufwendungen und einzuhaltende Kapitalanforderungen langfristig die Gewinne der Institute mindert. Auf der Ertragsseite zeigt sich kein besseres Bild: Durch die Schuldenkrise, die daraus entstandene Niedrigzinspolitik und die damit einhergehenden niedrigen Zinsspannen sinken die Zinserträge von Kreditinstituten. Im Ergebnis verringern beide Entwicklungen den Jahresüberschuss.
Den Herausforderungen dieser Doppelbelastung wird durch verschiedene Maßnahmen begegnet. So sind Effizienzsteigerungen in jeglicher Hinsicht erforderlich, um auch weiterhin solide Jahresüberschüsse zu erwirtschaften. Neben rein internen Strategien zur Effizienzsteigerung wie z. B. Prozessoptimierungen oder externen Strategien in Form von partiellen Kooperationen wie Prozessauslagerungen stellen totale Kooperationen durch Fusionen den Extremfall dieser Maßnahmen dar. Diese sind insbesondere für Sparkassen und Kreditgenossenschaften4 von besonderer Bedeutung, da für jene aufgrund der regionalen Gebundenheit flächenbezogenes organisches Wachstum, bei dem üblicherweise auch die Möglichkeit zur Steigerung der Effizienz vermutet wird, nicht möglich ist. Gleichzeitig besteht jedoch für sämtliche andere Kreditinstitute die Möglichkeit, in den Geschäftsgebieten der Regionalbanken5 aktiv tätig zu werden. Diese Marktdurchdringung der Banken wird durch die voranschreitende Digitalisierung unterstützt, wodurch Transparenz und Vergleichbarkeit der angebotenen Dienstleistungen für die Kunden steigen.
Die Zahl der Sparkassen hat sich seit 1990 von 782 auf 425 im Jahr 2014 verringert. Die Zahl der Kreditgenossenschaften sank im gleichen Zeitraum von 3.377 auf 1.052 Institute.6Trotz dieser Vielzahl von in der Vergangenheit bei Regionalbanken durchgeführten Fusionen und der hohen Erfahrungswerte sind diese nicht immer erfolgreich. Die Auswertungen zum Erfolg von Fusionen unterliegen branchenübergreifend starken Schwankungen. Dennoch kann festgehalten werden, dass ca. 50–80 % aller Fusionen ihre strategischen, operativen oder finanziellen Ziele verfehlen.7 Bezogen auf Kreditinstitute wird je nach Maßstab8 eine Misserfolgsquote von 50–70 % angeführt.9 In der Studie von Bremke et al. (2004) zeigen 30 % der fusionierten Banken – weniger als ein Drittel – drei Jahre nach Fusion eine positive Tendenz bei der Cost-Income-Ratio (CIR) und dem Return on Average Equity (ROAE).10
Dabei wird die Ursache für das Scheitern von Fusionen und das Verfehlen der Fusionsziele zu großen Teilen dem Management der Post-Merger-Integrationsphase zugeschrieben.11 Folglich ist die Post-Merger-Integration (PMI) von großer Relevanz für den Erfolg einer Fusion.12 Diese große Bedeutung der Post-Merger-Integration für den gesamten Fusionserfolg wird durch Umfrageergebnisse von A. T. Kearney (1998) quantifiziert (Abbildung 1) und bestätigt.
Die Komplexität von Fusionen und insbesondere von Post-Merger-Integrationen sowie die daraus resultierenden Herausforderungen sind unbestritten. Dennoch gibt es keine einheitlichen und validen Kriterien, die für den Erfolg von Integrationsphasen entscheidend sind.13 Im Ergebnis fehlt ein detailliertes Verständnis der zentralen Faktoren, die Transaktionen erfolgreich machen. Zugleich kann aufgrund der negativen Ergebnisse der Erfolgsstudien auf eine mangelnde Berücksichtigung zentraler Erfolgsfaktoren geschlossen werden.14
Abbildung 1:Einfluss der einzelnen Fusionsphasen auf den Gesamterfolg der Fusion15
Die Kombination aus Komplexität und wirtschaftlicher Relevanz von Fusionen und Akquisitionen ist eine mögliche Ursache für die umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen in diesem Forschungsgebiet. So wurden aufgrund ihrer Bedeutung auch diverse Untersuchungen in dem Bereich der Post-Merger-Integration durchgeführt.16 Eine detaillierte Strukturierung der Untersuchungen nach Auerbach (2009) enthält wichtige Kriterien wie Untersuchungsmethoden, Branchenfokus und eine klare Perspektive zur Betrachtung von Erfolgsfaktoren.17 Im Ergebnis wurden empirische Untersuchungen der prozessualen Erfolgsfaktoren bei Bankenfusionen seit dem Jahr 2000 nur in einer geringen Anzahl von Studien durchgeführt. Aufgrund der großen Menge an Studien zu Fusionen und zu Post-Merger-Integrationen ist eine vollumfängliche Aufstellung und Untersuchung aller wissenschaftlichen Arbeiten nicht möglich. Im Folgenden werden daher die wesentlichen Beiträge aufgeführt, die einige grundsätzliche und ähnliche Charakteristika wie die hier durchzuführende Untersuchung aufweisen. Hierunter fallen: bankspezifische Untersuchung, Empirie, Betrachtung prozessualer Erfolgsfaktoren. Auch nach dieser Eingrenzung kann die Aufstellung aufgrund der Vielzahl der durchgeführten Studien keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Weitere Eigenschaften wie die Anwendung einer Kausalanalyse mittels Strukturgleichungsmodellierung sowie der ganzheitliche Forschungsansatz von der Identifizierung bis zur Messung der Erfolgsfaktoren stellen Alleinstellungsmerkmale der hier durchzuführenden Untersuchung dar.
Tabelle 1: Übersicht ausgewählter Studien zu Erfolgsfaktoren von Post-Merger-Integrationen
Die meisten Fusionsstudien nennen Erfolgsfaktoren der Post-Merger-Integration, sowohl eine Spezifizierung auf den Bankenkontext als auch eine Messung bleiben jedoch in der Regel aus. Die fokussierte Betrachtung erfolgt nur bei den genannten Studien (Tabelle 1). Aber auch dabei ist eine Vergleichbarkeit nur schwer herzustellen. Die Besonderheit der Betrachtung von Regionalbanken ergibt sich aus der Homogenität dieser Institute. Eine Einbeziehung von Privatbanken, wie sie bei Bremke et al. (2004) durchgeführt wurde, kann Verzerrungen aufgrund unterschiedlicher Charakteristika der Institutsgruppen hervorrufen. Die starke Homogenität der Regionalbanken wird durch die Einbeziehung von Privatbanken folglich durchbrochen. Die Untersuchung von Schiereck/Timmreck (2002) ist nicht am übergeordneten Fusions- und Integrationsprojekt im Sinne eines Integrationsprozesses ausgerichtet, sondern betrachtet die Übertragung verschiedener Ressourcen als einzelne Prozesse.18 Zudem werden bei zwei Untersuchungen, Mußhoff (2008) und Auerbach (2009), die Erfolgsfaktoren nicht explizit in Bezug auf die Integration, sondern auf die Fusion als Ganzes erhoben.
Den untersuchten Studien ist gemein, dass sie keinen ganzheitlichen Ansatz zur Identifizierung, Validierung und Messung der Erfolgsfaktoren verwenden. Die Betrachtung kausaler Wirkungszusammenhänge zwischen Erfolgsfaktoren, einzelner Phasen und dem gesamten Erfolg der Post-Merger-Integration ist somit nicht Schwerpunkt dieser Arbeiten. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass aus wissenschaftlicher Sicht die umfassende Analyse von prozessualen Erfolgsfaktoren bei Fusionen regionaler Kreditinstitute in Deutschland noch nicht in ausreichendem Maß erfolgt ist. Es liegen zu wenige Informationen zur theoretisch fundierten Herleitung von Erfolgsfaktoren, zu bestehenden Wirkungszusammenhängen und zum tatsächlichen Beitrag zum Erfolg der Post-Merger-Integration vor. Dadurch ist z. B. unklar, in welchem Maß einzelne Bestandteile der Integration möglicherweise erfolgskritisch sind oder aber aufgrund einer hohen Standardisierung als unkritisch bewertet werden können. Eine Gewichtung zwischen der Bedeutung quantitativer Aspekte wie der IT-Integration und qualitativer Aspekte wie der Zusammenführung der Mitarbeiter liegt bislang nicht vor. Im Ergebnis bestehen nicht genügend Strukturen-prüfende19 Untersuchungen zu den Wirkungszusammenhängen von Bestimmungsfaktoren, den einzelnen Phasen und dem Erfolg der Post-Merger-Integration.
Aufgrund der noch nicht ganzheitlich vorliegenden Erkenntnisse zu Erfolgsfaktoren und Wirkungszusammenhängen bei Post-Merger-Integrationen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken und der zugleich hohen Bedeutung ist mit der Problemstellung in Kapitel 1.2 auch die offene Forschungslücke identifiziert. Die Beantwortung dieser Problemstellung, die im Folgenden detailliert und in drei zentralen Fragestellungen formuliert wird, ist das vorrangige Ziel dieser Arbeit. Aufgrund der Homogenität der Institutsgruppen Sparkassen und Genossenschaftsbanken untereinander,20 aber auch im direkten Vergleich erfolgt die Untersuchung für beide Institutsgruppen.
Als Grundlage zur Identifizierung der Erfolgsdeterminanten von Post-Merger-Integrationen werden die Fusionsmotive aus strategischer und operativer Perspektive in die Theorie eingeordnet. Die Erfolgsfaktoren werden dann aus dem idealtypischen Prozess – aufbauend auf der theoretischen Einordnung – identifiziert. Neben den zu messenden Erfolgsfaktoren wird ein Hypothesenmodell entwickelt, welches die Wirkungszusammenhänge zwischen Einflussfaktoren und Erfolg abbildet und auf dem idealtypischen Fusionsprozess basiert. Die Hypothesen werden im Anschluss durch eine empirische Untersuchung überprüft. Gegenstand dieser empirischen Untersuchung ist eine Befragung bei regionalen Kreditinstituten, welche in den Jahren 2004 bis 2014 Beteiligte einer Fusion waren. Neben den deskriptiven Ergebnissen liegt der Schwerpunkt auf einer multivariaten Auswertung mittels varianzbasiertem Ansatz, in dem die Wirkungszusammenhänge zwischen Erfolgsfaktoren und Erfolg überprüft werden.
Zusätzlich zu den rein wissenschaftlichen Aspekten soll die Arbeit auch für die Praxis einen Mehrwert generieren. Aufgrund der niedrigen Erfolgsquote bei Fusionen sowie der nicht ausreichend betrachteten Erfolgsfaktoren und Wirkungszusammenhänge leistet die Arbeit einen Beitrag für das Management der Banken, die prozessbezogenen Erfolgsfaktoren klar zu identifizieren und auch deren Bedeutung für den gesamthaften Erfolg der Post-Merger-Integration – und somit auch für die gesamte Fusion – zu erkennen und zu gewichten.
Das Ziel der Arbeit ist die Beantwortung der drei folgenden zentralen Fragestellungen:
1.Welche Faktoren sind aus theoretischer Sicht relevant für den Erfolg von Post-Merger-Integrationen?
2.Welche Einflussfaktoren sind primär ursächlich für den Erfolg einer Post-Merger-Integration?
3.Welche Schlussfolgerungen sind aus den Ergebnissen zu ziehen und auf die Fusionspraxis der Sparkassen und Genossenschaftsbanken zu übertragen?
Vorgelagert betrachtet wird in diesem Kontext die Bedeutung von Fusionen als mögliche Lösung für die aktuellen Herausforderungen von Banken.
Der Aufbau der Arbeit orientiert sich an den in Kapitel 1.3 genannten Zielen.
In Kapitel 2 werden zunächst die zu betrachtenden Institutsgruppen vorgestellt und die Möglichkeit der Einbeziehung in die gleiche Untersuchung geprüft. Im Anschluss werden aktuelle Herausforderungen und deren Auswirkungen auf den Bankenmarkt betrachtet. Zudem werden strukturiert Lösungsstrategien zu diesen Herausforderungen dargestellt. Des Weiteren erfolgt eine Fokussierung auf das Thema Fusionen als Spezialfall des gesamten Lösungsraums.
Aufbauend auf den Erkenntnissen des zweiten Kapitels wird in Kapitel 3 eine Einordnung von Fusionen und insbesondere Post-Merger-Integrationen in mögliche theoretische Erklärungsansätze durchgeführt. Dazu wird zunächst ein Überblick über mögliche Begründungen strategischer Fusionsentscheidungen und operativer Integrationsprozesse gegeben, und anzuwendende Theorien werden abgeleitet. Zur Festigung des Praxisbezugs wird als dritte Komponente der Einordnung der idealtypische Fusionsprozess eingebunden. Im Folgenden werden Grundlagen der Erfolgsmessung sowie Vorgehensweise und Herausforderungen der Einfluss- und Erfolgsfaktorenforschung erläutert. In Anlehnung an den Integrationsprozess und unter Berücksichtigung der Grundlagen zur Erfolgsmessung und Erfolgsfaktorenforschung erfolgt die Herleitung sowohl von Erfolgsfaktoren als auch von Hypothesen zu Wirkungszusammenhängen zwischen den Faktoren und dem Integrationserfolg. Das Ergebnis ist ein Hypothesenset zu Erfolgsfaktoren und Wirkungszusammenhängen der Post-Merger-Integration.
Kapitel 4 beinhaltet die empirische Untersuchung der Arbeit. Dabei wird zunächst auf die Grundlagen der Untersuchung wie das Vorgehen der Datenerhebung, die Beschreibung der erhobenen Daten sowie die deskriptiven Ergebnisse eingegangen. Im Anschluss daran erfolgt die Aufstellung des Strukturgleichungsmodells, bei dem zunächst methodische Grundlagen erläutert werden und darauf folgend neben Einflussfaktoren auch der Erfolg operationalisiert wird. Das Zwischenergebnis ist ein operationalisiertes Pfadmodell, das im nächsten Schritt anhand einer multivariaten Analyse untersucht wird. Innerhalb dieser Untersuchung erfolgen die Güteprüfung von Mess- und Strukturmodellen sowie die Hypothesenprüfung.
In Kapitel 5 werden die mögliche Bedeutung der Ergebnisse für die Regionalbanken diskutiert sowie Einschränkungen der Interpretierbarkeit der Untersuchungsergebnisse angeführt.
Den Schluss bildet das Kapitel 6 mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse sowie dem Aufzeigen weiterer Forschungsansätze.
In der folgenden Abbildung 2 wird der Aufbau der Arbeit grafisch verdeutlicht.
Kapitel 1
Einleitung
1.1Rahmenbedingungen
1.2Problemstellung
1.3Ziel der Arbeit
1.4Aufbau der Arbeit
Kapitel 2
Struktur, Herausforderungen und Strategien deutscher Sparkassen und Genossenschaftsbanken
2.1Struktur im Bankensektor
2.2Aktuelle Herausforderungen für deutsche Kreditinstitute
2.3Lösungsstrategien zur Effizienzsteigerung
2.4Unternehmenszusammenschlüsse als externe Lösungsstrategien zur Effizienzsteigerung
Kapitel 3
Theoriegeleitete Analyse der Post-Merger-Integration und Entwicklung der Forschungshypothesen
3.1Einordnung von Fusionsentscheidung und Fusionsprozess
3.2Erfolg und Erfolgsfaktoren bei Fusionen
3.3Entwicklung von Einflussfaktoren und Wirkungszusammenhängen bei Post-Merger-Integrationen
3.4Zusammenfassung der Hypothesen
Kapitel 4
Empirische Untersuchung der prozessualen Erfolgsfaktoren von Post-Merger-Integrationen
4.1Methodische Grundlagen und Operationalisierung latenter Variablen
4.2Durchführung der Datenerhebung
4.3Beschreibung des Datensatzes und deskriptive Ergebnisse
4.4Multivariate Ergebnisse
Kapitel 5
Implikationen und Limitationen der Untersuchung
5.1Implikationen der Ergebnisse für die Fusionspraxis bei regionalen Kreditinstituten
5.2Limitationen der Untersuchung
Kapitel 6
Schlussbetrachtung
6.1Zusammenfassung
6.2Ausblick
Abbildung 2:Aufbau der Arbeit
In Deutschland herrscht ein dreigliedriges Bankensystem. Diese Drei-Säulen-Struktur beruht auf der Aufteilung nach den verschiedenen Rechtsformen der Institute. Es ist zu unterscheiden zwischen privaten Kreditbanken, öffentlich-rechtlichen Instituten (Sparkassen) sowie Instituten des Genossenschaftssektors.21
Die zentralen Fragestellungen dieser Arbeit werden mit dem Fokus auf die zweite und dritte Säule des Bankensystems bearbeitet, also öffentlich-rechtliche Institute (Sparkassen) sowie Genossenschaftsinstitute. Wie im Folgenden noch zu begründen sein wird (vgl. Kapitel 2.1.4), können diese beiden Institutsgruppen gemeinsam betrachtet werden. Da sich die privaten Kreditbanken in der ersten Säule sowohl untereinander als auch im Vergleich zu den anderen beiden Säulen sehr deutlich in ihren Eigenschaften unterscheiden, werden sie nachfolgend nicht weiter untersucht. Die zu betrachtenden Institutsgruppen der Sparkassen und Genossenschaftsinstitute werden im Folgenden unter dem Begriff Regionalbanken zusammengefasst.
Im Kontext der hier zu beleuchtenden Fusionen ist es möglich, eine einzelne Säule von der weiteren Betrachtung auszuschließen, da Fusionen in den letzten Jahrzehnten zumeist innerhalb der jeweiligen Rechtsform bzw. Säule stattgefunden haben.22
Bereits im Jahr 1778 wurde in Hamburg mit der Ersparungscasse der Allgemeinen Versorgungsanstalt die weltweit erste Sparkasse gegründet.23 Ihr folgten in der ersten Gründungswelle bis ins Jahr 1808 fünf weitere Sparkassen.24 Sie alle entstammten der Leitidee, die ärmeren Bevölkerungskreise nach dem Subsidiaritätsprinzip Hilfe zur Selbsthilfe zu unterstützen. Durch die Bildung von Ersparnissen sollten diese Bevölkerungskreise unabhängiger und selbstständiger werden.25 Als erste Sparkasse, die seit Gründung im Jahr 1801 unter kommunaler Haftung steht, gilt die Sparkasse Göttingen.26In der Folge entstanden in zahlreichen Städten weitere kommunale Sparkassen, durch die die Kommunen mehr Freiräume für wirtschaftliche und sozialpolitische Aktivitäten erlangten.27 Die Gründungen der Sparkassen erfolgten dabei auf Ebene von Gemeinden, Städten und Kreisen.28 Das Vertrauen der Bürger in die Sparkassen konnte dabei dank der Absicherung der Einlagen durch die private, insbesondere aber durch die kommunale Trägerschaft und somit durch die staatliche Absicherung gewonnen werden.29 Durch die Führung des Einlagengeschäfts konnten sich die Kommunen günstig refinanzieren, während die Kunden bereits mit kleinen Beträgen die Möglichkeit hatten, dem Spargedanken bei günstiger Informationsbeschaffung zu folgen.30
Das im Jahr 1838 in Preußen erlassene Sparkassenreglement bündelte die bis zu diesem Zeitpunkt erfolgten Entwicklungen in einem Rahmengesetz mit Mindestanforderungen an die Gründung von Sparkassen, das als Grundlage für die spätere Entwicklung der Sparkassen angesehen wird.31 Umfangreiche Regelungen fanden darauffolgend auch in Bayern im Jahr 1843 und im Großherzogtum Baden im Jahr 1880 statt.32
Nach der ersten Gründungswelle Anfang des 19. Jahrhunderts33 wuchs als Folge der ökonomischen wie auch rechtlichen Grundlagen die Anzahl der Sparkassen weiter, ausgehend von 85 Instituten im Jahr 1839 bis auf 560 im Jahr 186934 und weiter bis auf ca. 3.100 Institute im Jahr 1910.35
Neben der öffentlich-rechtlichen Trägerschaft haben sich durch die Entwicklungen und die verschiedenen Einflüsse, die auf die Sparkassen eingewirkt haben und auch heute noch einwirken, vier wesentliche Merkmale herausgebildet, die die grundlegenden Charakteristika der heutigen Sparkassen darstellen und nachfolgend vorgestellt werden. Diese Merkmale sind der öffentliche Auftrag, die Gemeinnützigkeit, das Regionalprinzip und die Verbundorientierung.36
Zusätzlich zu den in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft befindlichen Sparkassen existieren einige wenige sogenannte freie Sparkassen, die in dem Verband der freien Sparkassen organisiert sind. Aktuell besteht dieser Verband aus sechs Sparkassen, darunter fünf freie und eine öffentlich-rechtliche Sparkasse, die aus einer freien Sparkasse hervorgegangen ist.
Dem Verband sind des Weiteren 33 Sparkassen aus acht europäischen Ländern angeschlossen sowie der Verband der schwedischen freien Sparkassen.37 Die folgenden Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf Sparkassen in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft.
Abbildung 3:Wesentliche Merkmale der Sparkassenorganisation und exemplarische Kodifizierung im SpkG NRW
Der öffentliche Auftrag von Sparkassen ist teilweise direkt in den Sparkassengesetzen der Bundesländer verortet. Er stellt üblicherweise einen Teil des Unternehmenszwecks dar und liegt insbesondere in der Stärkung des Wettbewerbs, der Förderung der finanziellen Eigenvorsorge und Selbstverantwortung sowie in der Sparerziehung. Ein weiteres Ziel ist die Versorgung im Kreditgeschäft, die vornehmlich auf den Mittelstand und schwächere Bevölkerungskreise abzielt (vgl. exemplarisch § 2 SpkG NRW). Sparkassen erfüllen damit Aufgaben, die von besonderem öffentlichem Interesse sind,38 wobei dieser öffentliche Auftrag als Grundlage bzw. notwendige Voraussetzung für die öffentlichrechtliche Rechtsform gilt.39
Abbildung 4:Öffentlicher Auftrag im Sparkassensektor
Die Gemeinnützigkeit findet sich in den Sparkassengesetzen üblicherweise indirekt wieder und orientiert sich eng am öffentlichen Auftrag. Folglich liegt das Ziel der Gemeinnützigkeit nicht in der Erfüllung von Interessen Einzelner bzw. der Gewährträger, sondern im Wirken zugunsten des Gemeinwohls.40 Damit rückt die Gewinnerzielungsabsicht in den Hintergrund, sodass das vorrangige Ziel die Erfüllung des öffentlichen Auftrags ist.41 Unberührt davon bleibt die Geschäftsführung nach wirtschaftlichen bzw. kaufmännischen Grundsätzen,42 denen zufolge ökonomischer Erfolg gewollt ist und als Grundlage zur Erfüllung der Gemeinnützigkeit angesehen werden kann. Ein Beispiel für die Umsetzung der Gemeinnützigkeit ist das Sponsoring in der Region. Nur, wenn Sparkassen wirtschaftlich geführt werden, ist die finanzielle Unterstützung der Region möglich.
Abbildung 5:Gemeinnützigkeit im Sparkassensektor
Das Regionalprinzip lässt sich als grundlegende Voraussetzung beschreiben, ohne die eine Erfüllung des öffentlichen Auftrags nicht umzusetzen wäre oder zumindest stark verwässert würde. Durch das Regionalprinzip wird der Raum für Geschäftsaktivitäten geografisch auf das Gebiet des Trägers begrenzt. Insbesondere dürfen Geschäftsstellen nur im Gebiet des Trägers errichtet und geführt werden. Da die Geschäftsaktivitäten die Vorgaben des öffentlichen Auftrags unterstützen bzw. umsetzen, ist diese Fokussierung eine notwendige Bedingung dafür, dass der öffentliche Auftrag im Geschäftsgebiet ausgeführt wird. Die Geschäftsaktivitäten jedoch werden – wohl aufgrund der Möglichkeit ortsübergreifender Geschäfte von Kunden sowie der Offenheit für Kunden aus angrenzenden Geschäftsgebieten – nicht in gleicher Stringenz gehandhabt, sodass hier häufig eine Fokussierung, aber kein Verbot kodifiziert ist.43 Im Ergebnis entsteht hierdurch der für die Sparkassen-Finanzgruppe positive Effekt, dass eine direkte Konkurrenzsituation zwischen verschiedenen Sparkassen weitgehend vermieden wird.44 Dennoch ist das Regionalprinzip nicht einheitlich definiert und auch in den Regelungen der Bundesländer unterschiedlich ausformuliert.45
Abbildung 6:Regionalprinzip im Sparkassensektor
Die Verbundorientierung definiert die Aufgabenteilung in der Sparkassen-Finanzgruppe. Innerhalb der dreistufigen Struktur entsteht so eine arbeitsteilige Zusammenarbeit, die gesetzlich festgelegt ist.46 Die dreistufige Verbundstruktur besteht dabei auf der ersten Stufe aus den Sparkassen, auf der zweiten Stufe aus den Landesbanken sowie den regionalen Sparkassen- und Giroverbänden und auf der dritten Stufe aus dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) und der DekaBank.47
Wesentliche Grundlage der Zusammenarbeit ist das Subsidiaritätsprinzip. Danach sind übliche Bankgeschäfte durch die unterste Stufe, also durch die Sparkassen, durchzuführen, während Unterstützungsleistungen oder Aufgaben, die die Sparkassen nicht oder nicht effizient ausführen können, durch die zweite oder dritte Ebene durchzuführen sind.48 Das Subsidiaritätsprinzip ist nicht gesetzlich kodifiziert, sodass die Aufgabenteilung Interpretationsspielräume lässt.49
Abbildung 7:Verbundorientierung im Sparkassensektor
Das Aufkommen der Genossenschaftsbanken ist eng verbunden mit den beiden Namen Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen, die als Begründer der modernen Genossenschaften gelten.50 So entstand durch die Initiative von Hermann Schulze-Delitzsch Mitte des 19. Jahrhunderts in Delitzsch der erste Vorschussverein und kurz darauf durch Friedrich Wilhelm Raiffeisen die erste ländliche Kreditgenossenschaft in Anhausen.51
Im Gegensatz zu vorigen Bewegungen bestand der Ansatz dieser beiden Gründungspersönlichkeiten auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Die Erzielung eng begrenzter wirtschaftlicher Ziele ließ den Genossen weiterhin ihren wirtschaftlichen Freiraum in der eigenen Wirtschaftsführung.52 Die Grundidee lag in der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation auf Basis der Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung.53
In den folgenden Jahren wurden durch Wilhelm Haas weitere prägende Merkmale insbesondere in Bezug auf Kreditgenossenschaften entwickelt, wodurch er sich von den Zielsetzungen Raiffeisens abgrenzte.54 Zum einen erfolgte durch Haas die Trennung von Waren- und Kreditgeschäft, die als wesentliches Merkmal der reinen Genossenschaftsbanken angesehen werden kann. Zum anderen strukturierte Haas die Genossenschaften durch die Schaffung regionaler Verbände sowie der später folgenden zentralen nationalen Spitze.55 Auch dies ist eine Grundlage des heutigen mehrstufigen Systems.
Wie bei den Sparkassen stieg auch bei den Genossenschaften die Zahl der Institute bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sprunghaft an – von ungefähr 300 im Jahr 1860 auf etwa 17.500 im Jahr 1910.56
Auch bei den Genossenschaften finden sich identitätsstiftende Merkmale, die die Struktur und die Ziele manifestieren. Kodifiziert sind sie insbesondere durch das Genossenschaftsgesetz. Die vier identitätsstiftenden Merkmale lauten: Grund- bzw. Förderauftrag, Identitätsprinzip und Selbsthilfegrundsatz, Demokratieprinzip und Selbstverwaltung sowie Verbundorientierung.57
Abbildung 8:Wesentliche Merkmale des genossenschaftlichen Finanzverbunds und exemplarische Kodifizierungen im GenG58
Der Grund- bzw. Förderauftrag der Genossenschaftsbanken findet sich im Genossenschaftsgesetz wieder. In § 1 Abs. 1 GenG wird zum einen direkt auf die nicht geschlossene Mitgliederzahl als eine Eigenschaft eingegangen, die einen wesentlichen Teil des Förderauftrags darstellt. Das zweite Element ist der Zweck, durch den der Förderauftrag zum Ausdruck kommt. Demnach sind der „[…] Erwerb oder die Wirtschaft ihrer Mitglieder oder deren soziale oder kulturelle Belange durch gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb zu fördern […]“59