Futures Literacy - Markus Turber - E-Book

Futures Literacy E-Book

Markus Turber

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Beschreibung

Futures Literacy - wünschenswerte Zukünfte gestalten. Unter den gegenwärtigen Bedingungen – politisch, ökologisch, ökonomisch – ist klar, dass uns viele Konzepte nicht mehr ohne Weiteres in die Zukunft tragen werden. Die notwendigen Veränderungen erfordern aber zunächst Vorstellungskraft. Nach Ansicht der UNESCO mangelt es jedoch genau an der Fähigkeit, sich andere Zukünfte, andere Systeme und andere Lösungen vorzustellen. Unsere unruhige Welt ist symptomatisch für den verbreiteten Mangel an positiver Vorstellungskraft – sagt die UN. Wünschenswerte Zukünfte stiften Hoffnung, befrieden Konflikte und sind Schlüssel zu wahrem Fortschritt. Intuity Gründer Markus Turber hat sich diesem Thema in seinem neuen Buch gewidmet. In seinem Essay „Futures Literacy“ untersucht er gemeinsam mit Elizabeth Hofvenschiöld, Professorin an der ESB Business School der Hochschule Reutlingen, Futuristin und angewandte Ethikerin, wie Zukunftskompetenz uns helfen kann, ein besseres Morgen zu antizipieren. Das Büchlein führt Sie in die Futures Literacy ein. Es zeigt wie diese Fähigkeit es uns ermöglicht, besser auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren, innovative Lösungen für komplexe Probleme zu finden und eine proaktive Rolle in der Gestaltung unserer Zukunft zu spielen. Wir bieten Ihnen Anleitungen, wie Sie Ihr eigenes Denken über die Zukünfte strukturiert erweitern und wie Sie diese Erkenntnisse in Ihrem persönlichen und beruflichen Leben anwenden können.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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ELIZABETH HOFVENSCHIÖLD

MARKUS TURBER

Futures Literacy

Wünschenswerte Zukünfte gestalten

Warum dieses Büchlein?

Geschichten bewegen uns

Wie keine andere Gabe unterscheidet uns Menschen von der übrigen lebendigen Welt, unsere Fähigkeit, Geschichten zu erzählen. Nichts ist fesselnder als eine spannende Erzählung. Die Schicksale, Prüfungen und Herausforderungen der Protagonisten verweben sich für die Dauer einer Geschichte mit unseren Emotionen. Wir sind gebannt, fiebern mit, freuen uns, oder leiden emphatisch mit ihnen. Ein Hormoncocktail aus Cortisol und Oxytocin versetzt unser Gehirn in eine Art virtuelle Realität. Geschichten zu erzählen, zu hören und dabei in imaginäre Welten vorzustoßen, macht uns menschlich. Unsere Identität ist ein Geflecht aus Narrativen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Kaum etwas benötigen wir Menschen so dringend wie hoffnungsvolle, positive Narrative für das zukünftige Selbst, für unsere Lieben und für die Welt.

Dieses Büchlein widmet sich der Fähigkeit, über unsere Zukünfte kompetent und optimistisch nachzudenken und diese zu gestalten – eine Schlüsselkompetenz!

Realistisch Hoffen

Erzählungen hoffnungsvoller, positiver Zukünfte – wäre das nicht eine realitätsferne, paradoxe Idee? Wissen wir nicht spätestens seit Kant, dass Hoffnung begründet sein muss? Machen wir uns da was vor? Im Osten Europas sprechen die Waffen, besorgte Umweltaktivisten kleben längst ängstlich am Asphalt. Konflikte, Hass und Gewalt fluten die Nachrichten im Herbst 2023. Die Geoökonomik ist unter Druck und „Falken“ dominieren die geopolitische Agenda. Und als wäre das nicht schon genug, schüren bieder-larmoyante Populisten unsere Ängste und schustern daraus ein kleinkariertes, potemkinsches Weltbild, das unsere demokratische Gesellschaft gefährdet. Es ist wahr, es gibt genug Gründe zur Sorge. Aber sich in einer Fin-de-Siècle-Stimmung zu verlieren, ist die denkbar schlechteste Option, in die wir unser Schicksal legen können. Das wäre nicht nur eine gefährliche und trostlose Sichtweise, sondern zudem völlig unnötig und paradox, wenn wir bedenken, dass unsere Gesellschaft über enorme Ressourcen verfügt. Jeder von uns hat freien Zugang zu Informationen und Wissensschätzen, um die uns Präsidenten, Ministeriale, Könige und Kaiser früherer Tage beneidet hätten. Betrachten wir Krisen lieber von beiden Seiten. Risiko und Chance. Vergangenheit und Zukunft.

An der Wiege des Fortschritts

Denken wir an die Renaissance. Das finstere Mittelalter wurde keineswegs plötzlich erleuchtet. Der Übergang zur Aufklärung war eine herausfordernde Zeit! Voller Irrungen, Wirrungen und sozialer Verwerfungen. Intellektuelle Zeitgenossen und Künstler wähnten die Menschheit auf einer Irrfahrt, wie das Gemälde „Narrenschiff“ von Hieronymus Bosch exemplarisch verdeutlicht. Das rettende newtonsche-wissenschaftliche Weltbild entstand nicht über Nacht. „Was wäre, wenn … nicht die Erde, sondern die Sonne das Zentrum wäre?“ Für derlei Fragen brauchten Kepler und Galilei Imaginationskraft und Mut, denn wissenschaftliche Spekulation war ein gefährliches Metier. Risiken sind vielfach die Hintergrundkulisse an der Wiege des zivilisatorischen Fortschritts. Betrachten wir also die gegenwärtige Enttäuschung über den Zustand der Welt als ein Ende der Täuschung. Oft gehen wir gestärkt aus persönlichen Krisen hervor, weil wir wesentliche Aspekte des Lebens erkennen. Wenn wir dann handeln, schneiden wir alte Zöpfe ab und wenden uns neuen Aktivitäten zu, die wir als wertvoll begreifen. Neugierig probieren und lernen wir. Unsere Fähigkeit, eine bessere Zukunft zu antizipieren (Futures Literacy), ist dabei entscheidend. Zum Glück können Imagination und hoffnungsvolles Handeln erlernt und geübt werden – so wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Und wie bei vielen Fähigkeiten, die wir neu erlernen, liegt auch hierin ein Zauber.

Wir hoffen, Sie mit unserer Begeisterung für Futures Literacy anzustecken. Vielleicht gehen Sie mit uns auf eine Reise in die Zukunft, beginnend mit der Frage: „Was wäre, wenn …?“

Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre!

Elizabeth Hofvenschiöld & Markus Turber Stuttgart, im November 2023

Auf den folgenden Seiten wechseln wir zur Du-Form. Viele Futuristen bevorzugen dies, um einen offenen, hierarchiefreien Ideenaustausch zu unterstützen und zu fördern. Wir freuen uns über Ihr Feedback und Ihre Ansichtskarten von Ihren „Was wäre, wenn …?“-Abenteuerreisen.

1. Was sind Zukünfte

Zukünfte sind keine Vorhersagen

Vermutlich hattest du es schon geahnt. Die Zukunft ist nicht voraussagbar! Leider … oder vielmehr zum Glück. Denn sonst wäre die Welt sehr, sehr langweilig. Wer geht nach einem Spoiler-Alert schon noch gern ins Kino? Bei Futures Literacy geht es nicht darum, die Zukunft vorherzusagen, sondern vielmehr darum, mögliche Zukünfte zu erkunden und bewusst Wege in wünschenswerte Richtungen einzuschlagen. Es geht um Vorausschau bezüglich des Möglichen, nicht um Vorhersagen. Wir sind uns bewusst, dass manches außerhalb unserer Kontrolle liegt. Es geht um die Exploration der Möglichkeiten und somit um Denken auf Vorrat. Dieses Denken hilft uns, aufkommende Chancen beim Schopf zu packen und macht uns resilienter gegenüber Risiken. Mit dieser Art von strategischer Voraussicht sind wir bestens vorbereitet: Wir können beginnen, aktiv zu gestalten und zu handeln – im besten Sinne einer Vita activa.

Zukünfte – Anfänge

Zukünfte sind keine Vorhersagen

In der Schule haben wir alle ungezählte Stunden mit dem Fach Geschichte verbracht. Wir lernen in verschiedenen Disziplinen, unsere Gegenwart zu analysieren. Doch was ist mit der Zukunft? Vereinfacht gesagt: Die Studie der Zukünfte ist das Gegenteil von Geschichte. Man sollte voraussetzen, dass wir uns um die Zukunft sorgen und auch sie mit Eifer erforschen. Aus unterschiedlichen Gründen ist das leider nicht der Fall und einer der Gründe, warum wir dieses Buch geschrieben haben. Wir möchten dir zeigen, dass es eine lange akademische und praktische Tradition der Zukunftsforschung gibt und dass du lernen kannst, wie du deine Zukunft studieren und beeinflussen kannst.

Futures Literacy ist ein Teil der Studie der Zukünfte, auch als Futures Studies, oder einfach Futures, bekannt. Futures Studies ist eine seriöse Wissenschaft und in der Praxis gut etabliert. Um Futures und Ihre Entwicklung bis in die Gegenwart besser zu verstehen, lasst uns einen kurzen Blick rückwärts werfen. Wir bauen auf das Zukunftswellen-Konzept von Wendy Schultz (2015), um die Geschichte des Futures Feldes besser zu verstehen.

Die erste Welle begann vor Tausenden von Jahren und ist gekennzeichnet von Wahrsagerei. Orakel, priesterähnliche Personen und elitäre Gruppen übten sich in der Kunst der Vorhersage – mittels Kristallkugeln, Tarotkarten oder Handlesen. Obwohl dies heute noch auf Jahrmärkten und in Hinterzimmern praktiziert wird, hat es mit der Arbeit seriöser Futuristen natürlich nichts gemein.

Die zweite Welle ist geprägt von der Vorstellung, dass die Wissenschaft den Fortschritt vorantreibt und unsere Zukunft planbar ist. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte die Menschheit technologische Innovationen, die Autoren wie Jules Verne, H. G. Wells und Thea von Harbou zur Geburt der Science Fiction inspirierten – oder war es vielleicht umgekehrt?

Die dritte Welle entstand aus der Weltwirtschaftskrise und entwickelte sich mit dem Zweiten Weltkrieg weiter. Die Erforschung der Zukunft liegt immer noch in den Händen von Expertinnen, aber anstelle von Orakeln oder Schriftstellerinnen sind die Zukunftsprospektorinnen Spezialistinnen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Militär. Wie beispielsweise der aufstrebende Think-Tank RAND.

Die vierte Welle bringt die Kodifizierung der Zukunftsforschung mit sich. Es gibt immer noch exklusiven Expertengruppen. Die Institutionalisierung des Feldes entwickelte sich mit der Gründung des Club of Rome 1968 und der World Futures Studies Federation (WFSF) 1973. Die Antizipation alternativer Zukünfte beginnt jenseits politisch motivierter Agenden und Donella Meadows und ihre Mitautoren veröffentlichen 1972 für den Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“. Der Wechsel von der Zukunft zu den Zukünften wird mit den Begriffen Futures Studies und Futures Research offiziell gemacht.

Die fünfte Welle entstand vor drei Jahrzehnten und begann mit denselben Expertengruppen wie bei der vierten Welle. Das Feld der Zukunftsforschung wird jedoch inklusiver und partizipativer und entwickelt sich zu Futures Thinking und Futures Literacy. Die Vorstellung, dass die Erforschung der Zukunft am besten nur mit Fachleuten durchgeführt werden sollte, beginnt zu schwinden und macht Platz für alle, die daran interessiert sind, mitzuwirken und Zukunftsbilder mitzugestalten.

Man könnte argumentieren, dass die Wellen heute nebeneinander existieren. Wahrsagerinnen mit ihren mystischen Ausrüstungen, Science-Fiction-Autorinnen, Spezialistinnen in Think-Tanks, Szenario-Planerinnen und Verfechterinnen der Futures Literacy üben ihr Handwerk parallel aus. Vielen von diesen Menschen assoziieren sich nicht mit dem Futures Feld. Einige von ihnen sollten sich nicht mit Futures assoziieren, da sie die allgemeinen Richtlinien von Futures nicht kennen oder nicht folgen.

Bei Futures geht es um strukturiertes und bewusstes Nachdenken über Zukünfte. Jede, die sich dafür interessiert, kann sich engagieren und mit etwas Training in dieses Feld einsteigen. Darum geht Futures Literacy – Interessierte finden fundierte und zugängliche Methoden, Werkzeuge und Denkweisen, damit sie ihre bevorzugten Bilder von der Zukunft mitgestalten können.

Wir beenden dieses Kapitel mit den drei Gesetzen der Zukunft von Jim Dator, die er fast scherzhaft formulierte. Sie fassen auf prägnante und tiefgründige Weise zusammen, was Zukunftsforschung ausmacht. Jim Dators Gesetze der Zukunft (1995):

Die Zukunft kann nicht vorhergesagt werden, weil es die Zukunft nicht gibt.

Jede nützliche Idee über die Zukunft sollte auf den ersten Blick lächerlich erscheinen.

Wir formen unsere Werkzeuge und danach formen unsere Werkzeuge uns.

Zukunftsvorhersagen sind unmöglich, aber wir können uns unterschiedliche Zukünfte aktiv vorstellen und gestalten.

Es gibt viele Zukünfte

Natürlich werden wir nur eine Zukunft erleben.

---ENDE DER LESEPROBE---