Gedankenspiele über die Eleganz - Ilma Rakusa - E-Book

Gedankenspiele über die Eleganz E-Book

Ilma Rakusa

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Beschreibung

Ist Eleganz ein veraltetes Wort, das sich zusehends aus unserem Wortschatz verabschiedet und nur mehr oberflächlich mit Mode in Verbindung gebracht wird? Weder mit dem einen noch mit dem anderen geht Ilma Rakusa d’accord. Stattdessen hebt sie die vielen Ebenen der Eleganz und deren Bedeutung im Hier und Jetzt hervor. Die sozialen und politischen Funktionen des Begriffes seien ebenso wenig zu unterschätzen wie das zu bewundernde Elegante in den Künsten und der Architektur – und natürlich finden wir Eleganz auch im Auftreten der Menschen, ob nun in Kleidung oder Haltung, Gesten oder Blicken. Ilma Rakusa zeigt in ihrer feingeistigen Art die innere und äußere Eleganz.

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Seitenzahl: 24

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Ilma Rakusa

Gedankenspiele über die

Eleganz

Literaturverlag Droschl

 

Einführung

Ein veraltetes Wort, höre ich von allen Seiten, wer spricht heute noch von Eleganz? Mag sein, dass wir tatsächlich andere Sorgen haben. Klimawandel, Migration und Covid-19 beschäftigen uns mehr, als uns lieb ist.

Und doch gibt es keinen Grund, sich rauere Umgangsformen anzugewöhnen, geschweige denn Ängste und Frustrationen in Aggression umschlagen zu lassen. Wut und Gewalt lösen keine Probleme, sie werden selbst zum Problem. Gefragt ist dagegen der Dialog, das Erwägen und Abwägen von Argumenten. Zudem Klarheit und Contenance. Und schon nähern wir uns dem Begriff, der uns hier interessiert. Denn Eleganz ist weit mehr als modisch-geschmackvolles Gekleidetsein. Sie meint ebenso Gewandtheit, Manieren, Respekt vor sich selbst und anderen. Im lateinischen »elegans« steckt das Verb »eligere«, auswählen. »Elegantia« bedeutet Gewähltheit, was Feinheit und Anstand impliziert. Diese sind für jedes Zusammenleben unverzichtbar. Ehrlicherweise schulden wir sie aber auch uns selbst.

Gerade Härtezeiten wie der coronabedingte Lockdown haben gezeigt, dass sich Gehenlassen keine gute Option ist. Der Andere bleibt ein Adressat, der uns nicht gleichgültig werden darf. Aber auch wenn wir uns allein fühlen, tut es uns besser, Tagesabläufe einzuhalten, die Wohnung und uns selbst herauszuputzen. Schönheit stärkt, Harmonie beruhigt. Disziplin tut das Ihre.

Eleganz hat nichts mit Luxus zu tun, wie oft irrtümlich angenommen wird. Ob Kleidung oder Einrichtung – nicht der Preis entscheidet, sondern die richtige Auswahl und das Vermögen, geschickt und stilvoll zu kombinieren. Dabei spielt Einfachheit eine wichtige Rolle. Je forcierter der Aufwand, desto größer die Kitschgefahr. Doch folgen wir heutzutage keinen Brevieren der Eleganz wie dem von Geneviève Antoine Dariaux1. Es ist weitgehend dem Einzelnen überlassen, seinen Weg zu finden. Dass Eleganz nicht demokratisierbar sei, halte ich noch nicht für einen Grund, sie abzuschreiben, wie Georg Franck dies in seinem »Abgesang«2 versucht. Im Gegenteil bin ich der Auffassung, dass wir sie brauchen: nicht als (verbindlichen) Code, sondern als Haltung und Instrument der Achtung. Takt, Höflichkeit, Anstand gehören unbedingt zu ihrem Repertoire. In einer Zeit, wo um Aufmerksamkeit und Quoten gerungen wird, mitunter mit harten Bandagen, setzt Eleganz auf subtilere Erscheinungs- und Umgangsformen. Ja, Nuancen zählen durchaus, auch Geschmeidigkeit, Grazie und Natürlichkeit. Wobei kunstvolle Verfremdung nicht fehlen darf. Eleganz ist nicht einfach gegeben, sondern ein erarbeitetes Produkt. Das betrifft eine elegante Rede ebenso wie ein elegantes Klavierspiel oder eleganten Tanz. In seiner Abhandlung »Über das Marionettentheater« spricht Kleist vom Wiedergewinn der natürlichen Grazie. Tatsächlich haftet der Eleganz immer etwas Gebrochenes, schwer Ergründbares an. Was offensichtlich scheint, ist es nicht.

Schlecht verträgt sie sich darum mit dem Authentizitätskult, wie er heute von der Identitätspolitik betrieben wird. Eleganz setzt Distanz zu sich voraus. Sie hält es oftmals mit Maskerade und Ironie, als Minimum verlangt sie den kunstvollen Eingriff. Dies aber stimuliert und kultiviert.