Gefährliche Entscheidung - Manuela Kusterer - E-Book

Gefährliche Entscheidung E-Book

Manuela Kusterer

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Beschreibung

In Pforzheim fühlt sich Luisa Kessler beobachtet und verfolgt. Nach dem Tod ihres Mannes versucht sie, sich zusammen mit ihrer kleinen Tochter Annabelle ein neues Leben aufzubauen. Als sie gerade beginnt wieder glücklich zu sein, erhält sie eine Nachricht, die ihre ganzen Pläne ändert. Ungefähr zur gleichen Zeit wird in Berlin eine Studentin bestialisch ermordet. Nachdem dann noch eine weitere junge Frau auf die gleiche Art und Weise ermordet aufgefunden wird, ermittelt das Polizeiteam auf Hochtouren. Bald wird Hauptkommissarin Maren Westphal klar, dass es der Täter noch auf ein weiteres Opfer abgesehen hat. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit.

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Seitenzahl: 249

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Manuela Kusterer, in Pforzheim geboren, Jahrgang 1964, lebt heute mit ihrem Mann und ihren zwei erwachsenen Söhnen in der Nähe von Karlsruhe.

Der Kriminalroman „Gefährliche Entscheidungen“ spielt in Pforzheim und in Berlin.

Ihre Krimiserie „Lea und ihr Team“ spielt in Schömberg, an der Pforte zum Schwarzwald und Umgebung.

Außerdem hat die Autorin den Krimi „Wer nicht vergessen kann, muss töten“ geschrieben, der in Pforzheim und Karlsruhe spielt.

Dann gibt es noch eine Romanserie, die mit dem ersten Teil „Die Liebe, das Leben und die täglichen Katastrophen“ beginnt.

Besuchen Sie die Autorin im Internet

www.manuelakusterer.com

oder in Facebook:

AutorinManuelaKusterer

Handlungen und Personen in diesem Kriminalroman sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden und toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

Buch

Luisa Kessler lebt mit ihrer kleinen Tochter Annabelle in Pforzheim. Nachdem nun schon ein Jahr seit dem Selbstmord ihres Mannes vergangen ist, versucht sie sich ein neues Leben aufzubauen. Fast gelingt ihr das auch und sie gesteht sich sogar ihre Gefühle ein, die sie für ihren Chef, den Apotheker Felix, empfindet.

Dann aber fühlt sich Luisa des Öfteren beobachtet und verfolgt. Als sie schon befürchtet unter Verfolgungswahn zu leiden, bekommt sie eine Nachricht, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Sie trifft eine Entscheidung, die alles ändert.

Zur gleichen Zeit wird in Berlin eine Studentin bestialisch ermordet.

Die Tat erinnert an einen Fall, der schon einige Jahre zurückliegt.

Während Hauptkommissarin Maren Westphal und ihr Kollege Sven Reichenbacher ermitteln, wird die nächste junge Frau tot aufgefunden.

Ob die Polizeibeamten einen dritten Mord verhindern können?

Dieses Buch widme ich meinem Sohn

Marvin

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Berlin

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Pforzheim

Berlin

Pforzheim

Kapitel 21

Berlin

Pforzheim

Kapitel 20

Kapitel 21

Pforzheim

Berlin

Verhör

Kapitel 22

Krankenhaus

Epilog

Berlin

Prolog

Stumm schaute Liane Berger ihren Mann an. Sie saßen am Tisch in dem modern eingerichteten Esszimmer ihrer schönen Altbauwohnung. Wortlos hatte sie einen zweiten Kaffee vor ihn auf den Tisch gestellt und trank selbst auch einen, nachdem die Kinder in den Kindergarten und in die Schule gebracht worden waren. Emma konnte mit ihren fünf Jahren noch nicht alleine in den zwei Straßen entfernten Hort gehen und für ihren Sohn war es ebenfalls besser, wenn er nicht ohne Begleitung durch die belebten Berliner Straßen laufen musste, vor allem, weil die Familie erst seit Kurzem in dem Stadtteil Friedenau wohnte. Schließlich war Lars erst acht Jahre alt.

Nachdem das Schweigen mehr als unangenehm geworden war, unterbrach Markus die Stille: »Was wirfst du mir jetzt eigentlich vor? Ich kann doch nichts dafür, dass ich jetzt arbeitslos bin. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Und dafür, dass die Firma Konkurs anmelden musste, kann ich auch nichts. Wenn wir nicht so verschwenderisch leben würden, wäre das alles auch kein Problem, aber du wolltest ja unbedingt diese teure Wohnung mieten.«

»Das ist jetzt aber mehr als unfair«, empörte sich Liane und schaute Markus dabei mit bitterbösem Blick an.

Sie sieht wunderschön aus mit ihren langen, blonden Haaren, dem schmalen ebenmäßigen Gesicht und den strahlend blauen Augen, die nun vor Zorn blitzen, dachte Markus, ließ sich aber nicht davon ablenken.

»Ich hätte das und den ganzen Luxus, der für dich so wichtig ist, nicht gebraucht«, fuhr er fort.

Als Liane bemerkte, dass sich ihr Mann dieses Mal nicht so einfach um den Finger wickeln ließ, versuchte sie einzulenken.

»Na ja, du wirst ja als Industriekaufmann wohl irgendwo schnell etwas Neues finden.«

»Du weißt genauso gut wie ich, dass wir von dem Gehalt, das ich in diesem Beruf verdienen würde, unseren Lebensstandard nicht halten könnten. Ständig musste ich mit irgendwelchen Jobs etwas dazuverdienen.« Markus ließ sich nicht besänftigen.

»Ich werde mir auch wieder einen Teilzeitjob suchen, jetzt wo die Kinder nicht mehr so klein sind«, warf seine Frau ein.

»Na super, weil du als Friseurin auch ein Vermögen nach Hause bringst.«

»Du bist so gemein«, schrie Liane ihn an und rannte unter Tränen ins Schlafzimmer, wo sie die Tür laut zuknallen ließ.

Na, das habe ich ja super hinbekommen, stellte Markus resigniert fest. Normalerweise war er ein lebenslustiger Mensch, der sich nicht allzu viele Sorgen machte. Man konnte ihn durchaus als Lebenskünstler bezeichnen. Aber nun stand ihm das Wasser tatsächlich bis zum Hals. Er liebte seine Frau über alles und war deshalb auch immer bemüht, ihr alle Wünsche zu erfüllen. Und das waren nicht wenige gewesen in den letzten Jahren. Mit dem Geld, das er in seinem Beruf verdiente, wäre er da nicht weit gekommen. Deshalb hatte er so ziemlich alle Jobs angenommen, die ihm angeboten wurden, manchmal auch Aufträge, die sich am Rande der Legalität befanden. Aber nachdem er nun seine Arbeit verloren hatte, sah er einfach kein Land mehr, da sich in letzter Zeit auch einiges an Schulden angesammelt hatte. Und ein legaler Nebenjob konnte ihn da auch nicht weiterbringen. Ich kann schließlich keinen Auftragsmord begehen, lächelte Markus, der schon wieder seinen Humor gefunden hatte, als ihm plötzlich eine geniale Idee in den Kopf schoss.

»Das ist die Lösung«, murmelte er vor sich hin. Aufgeregt erhob er sich von dem modernen, wippenden Stuhl mit Chromgestell und lief aufgeregt in der Wohnung auf und ab. Vollkommen vertieft in seinen Plan, bemerkte er nicht einmal das Schluchzen, das aus dem angrenzenden Zimmer kam.

Schließlich versiegten Lianes Tränen und sie wunderte sich, dass ihr Mann nicht zu ihr kam um einzulenken, wie er es sonst zu tun pflegte. Mit Tränen hatte sie bisher immer ihr Ziel erreicht. Meistens endete es dann mit leidenschaftlichem Sex, aber dieses Mal schien irgendetwas anders zu sein. Plötzlich hörte sie die Haustür ins Schloss fallen. Sie erhob sich und verließ zögernd das Schlafzimmer, um erstaunt festzustellen, dass Markus einfach die Wohnung verlassen hatte, ohne sich zu verabschieden.

Kapitel 1

Pforzheim

»Ich kann Ihnen diese Creme für trockene Haut sehr empfehlen. Vor allem nach einer Chemotherapie bietet sie sich an, weil viel Urea enthalten ist. Ich nehme sie selbst für meine Hände, weil die ziemlich trocken sind, da ich ständig am Händewaschen bin.«

Fasziniert schaute Felix Sommer seine Angestellte Luisa Kessler an, die wie immer alles gab, um die Kundschaft hervorragend zu beraten. Der Apotheker konnte sich an ihr einfach nicht sattsehen. Mit ihren Wangengrübchen und ihrem liebevollen Gesichtsausdruck, der schmeichelnd von ihrem dunklen Fransenhaarschnitt umrahmt wurde, sah sie aber auch allerliebst aus. Schon längst war ihm klargeworden, dass er sich unsterblich in Luisa verliebt hatte. Nur leider schien das nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Sie schien immer noch in tiefer Trauer versunken zu sein. Vor einem Jahr war ihr Ehemann Paul in der Nordsee ertrunken. Man hatte ihn zwar nie gefunden, sondern nur das von ihm gemietete Motorboot entdeckt, in dem sich seine Jacke, Schuhe und ein Rucksack mit dem Ausweis befanden. Alles deutete auf Selbstmord hin.

Da sich die Tür öffnete und eine Kundin die Apotheke betrat, musste Felix sich schweren Herzens von dem herzerfrischenden Anblick losreißen und zum freien Platz an der Verkaufstheke eilen.

»Guten Tag, was kann ich für Sie tun«, fragte er freundlich die ältere Dame, die ihm entgegenblickte.

Luisa streifte ihren Chef mit einem kurzen Blick, bevor sie an ihm vorbeiging, um die ruhige Zeit am Vormittag zu nutzen und ihr mitgebrachtes Brot zu essen. Im Aufenthaltsraum angekommen, ließ sie sich auf einen der drei Holzstühle an dem weißen Tisch fallen. Irgendwie war sie heute zerstreut und wollte sich etwas entspannen, bevor gegen Mittag wahrscheinlich wie meistens mehr Kundschaft kommen würde. Luisa hatte vor zwei Jahren diesen Halbtagsjob angenommen, da sie sich dann nachmittags gut um ihre fünf Jahre alte Tochter Annabelle kümmern konnte. Nach dem Tod ihres Mannes beließ sie es dabei, da sie zusammen mit Paul genug Rücklagen erspart hatte, um nicht den ganzen Tag arbeiten zu müssen. Schließlich musste sie nachmittags für ihr Töchterchen da sein. Sie hatte nie bereut, von der großen Apotheke, die sich in der Pforzheimer Stadtmitte befand, in diese kleinere gewechselt zu haben, die nicht weit von ihrer alten Arbeitsstelle entfernt war. Ihr Chef war sehr nett und mit ihrer Kollegin Melanie, die nachmittags anwesend war und nur samstags zusammen mit ihr arbeitete, verstand sie sich ebenfalls sehr gut. Sie waren im gleichen Alter und hatten sich sogar etwas angefreundet. Luisa fühlte sich rundum wohl. Nur hatte sie in letzter Zeit das Gefühl, dass Felix mehr von ihr erhoffte als ein Arbeitsverhältnis. Aber wahrscheinlich täuschte sie sich. Er war von Anfang an nett zu ihr gewesen. Schon wieder spürte Luisa ein Kribbeln im Bauch, während sie an den gutaussehenden Mann dachte. Vielleicht wollte sie sich das einbilden, stellte sie entsetzt fest und verbot sich sogleich diesen Gedanken. Schließlich hatte sie Paul geliebt und war noch lange nicht über den Verlust hinweg, rief sie sich zur Ordnung und zuckte zusammen, als ihr Chef den kleinen Nebenraum betrat. Er stellte sich hinter sie, legte seine Hand auf ihre Schulter und sagte: »Geht es dir heute nicht so gut?«

Sie waren schon lange zum „Du“ übergegangen, auch mit Melanie. Das machte das kollegiale Verhältnis besser, da waren sich die drei einig. Aber nun zuckte Luisa unter seiner Hand erschrocken zusammen, als ob sie sich verbrannt hätte, sprang auf und war froh, dass das Öffnen der Ladentür sich durch ein sanftes Klingeln bemerkbar machte. Sie rannte regelrecht aus dem Raum. Felix schaute ihr enttäuscht und nachdenklich hinterher. Er musste sich wohl damit abfinden, dass seine Angestellte nichts an ihrem freundschaftlichen Verhältnis ändern wollte. Seufzend ging er zurück in den Verkaufsraum, weil inzwischen noch mehr Kundschaft eingetroffen war.

Luisa kam pünktlich um 13.30 Uhr beim Kindergarten an, der sich etwas außerhalb am Stadtrand befand, um Annabelle abzuholen. Sie hatte ihre Tochter dort nicht zum Mittagessen und zur Ganztagsbetreuung angemeldet, weil sie die wertvolle Freizeit selbst mit ihr verbringen wollte. Schnell würde die Zeit vorbei und die Kleine erwachsen sein. Diese Jahre wollte Luisa mit ihr in vollen Zügen genießen, das hatte sie sich nach dem Tod ihres Mannes geschworen.

»Hallo Frau Kessler, kann ich Sie kurz sprechen?«, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Vor ihr stand Rebecca, eine der Erzieherinnen, die ihr Töchterchen betreute.

»Ja, natürlich. Ist etwas passiert?«, fragte Luisa erschrocken.

»Nein, nein, kommen Sie doch bitte kurz mit in mein Büro, da können wir ungestört reden.«

Beklommen folgte Luisa der jungen Frau. Nachdem sich die beiden gegenübersitzend niedergelassen hatten, kam Rebecca ohne Umschweife auf den Punkt: »Mir ist aufgefallen, dass Annabelle zurzeit sehr still ist, fast, als ob sie etwas bedrücken würde. Vielleicht kommen bei ihr die psychischen Folgen nach dem Tod ihres Vaters etwas später ans Tageslicht. Ich wollte Sie nur bitten, sich Gedanken zu machen, ob Ihre Tochter nicht doch vielleicht die Hilfe eines Psychologen in Anspruch nehmen sollte?«

Verblüfft schaute Luisa ihr Gegenüber an. Mit so etwas hatte sie jetzt überhaupt nicht gerechnet.

Annabelle war ihrer Meinung nach wie immer, im Gegenteil, sie fand die Kleine sogar eher wieder fröhlicher. Im ersten Moment kam Ärger in ihr auf. Was bildete diese junge, doch noch sehr unerfahrene Frau, sich eigentlich ein. Schließlich kannte sie ihre Tochter am besten. Aber dann kam doch die Vernunft in ihr auf, denn schließlich waren die Betreuerinnen hier in dieser Kindertagesstätte nicht ihre Feinde und wollten nur das Beste für die Kinder. Deshalb erwiderte sie zögernd: »Ich selbst habe zwar nichts dergleichen bemerkt, aber ich werde darüber nachdenken. Entschuldigen Sie mich nun bitte, ich habe noch einen Termin und muss jetzt gehen.«

»Natürlich.« Rebecca erhob sich, verließ nach Luisa das Büro und folgte ihr in das Spielzimmer, in dem sich die Kinder befanden, die um diese Zeit den Hort verlassen durften. Als Annabelle ihre Mutter erspähte, eilte sie freudestrahlend auf Luisa zu und warf sich ihr an den Hals. Dabei geriet der Turm aus Bauklötzen, den sie errichtet hatte, gefährlich ins Wanken. Wieder dachte Luisa, die Kleine ist doch absolut fröhlich, ich kann das einfach nicht glauben. Warum muss denn immer jemand Probleme sehen, wo keine sind, verdrängte aber die Gedanken wieder und drückte ihre Tochter freudig an sich.

»Jetzt gehen wir erst mal nach Hause, damit du schnell was zu essen bekommst«, schlug Luisa vor.

»Au ja, gibt es Spaghetti mit Tomatensoße?« fragte Annabelle erwartungsvoll.

»Schon wieder? Das gab es doch erst vorgestern. Ich weiß nicht so recht.«

»Ach bitte, bitte«, bettelte sie weiter.

»Mal schauen«, versprach ihre Mutter beim Verlassen des Gebäudes.

Nachdem Mutter und Tochter gemeinsam die Spaghetti mit Sahnesoße verzehrt hatten, saß Luisa nachdenklich vor ihrer Tasse Kaffee an dem runden, massiven Holztisch aus Kiefernholz, der gerade in die Ecke der nicht allzu großen Küche passte. Sie liebte diesen gemütlich eingerichteten Platz und der Nachmittagskaffee durfte, wenn möglich, nicht ausfallen. Annabelle hatte sich nach kurzem Aufbegehren, da sich keine passierten Tomaten im Haus befanden, auf den Deal einer Sahnesauce eingelassen.

Bevor sich Luisa mit ihrem Kaffee niedergelassen hatte, hatte sie mit einem Blick ins Kinderzimmer festgestellt, dass ihr Töchterchen sich ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Basteln widmete. Mit dem Kopf über den kleinen Spieltisch gebeugt, sah man vor lauter dunklen Locken nicht allzu viel von ihrem Gesicht. Das war die beste Voraussetzung, um in Ruhe den Kaffee zu genießen. Aber so richtig entspannen konnte sich Luisa heute nicht, zu viel ging ihr im Kopf herum. Was empfand sie für ihren Chef? Trauerte sie überhaupt noch so sehr um Paul, dass sie sich nicht auf eine neue Beziehung einlassen konnte? Oder war das nur ein Vorwand, weil sie Angst vor Veränderungen hatte? Schließlich war sie ja nicht nur für sich allein verantwortlich. Aber durfte sie nicht auch ein bisschen glücklich sein? Kaum schob sie einen Gedanken weg, war sofort der nächste da. Schließlich dachte sie an den Tag zurück, als die Polizei bei ihr vor der Haustür stand und ihr mitteilte, dass der dringende Verdacht bestünde, dass ihr Mann in der Nordsee ertrunken sei und dass alles auf Selbstmord hindeuten würde. Bei dem Gedanken schnürte es ihr erneut die Kehle zu. Paul hatte ihr nicht einmal gesagt, dass er vorhatte dorthin zu fahren. Plötzlich war er verschwunden gewesen. Bei einem kurzen Anruf von unterwegs hatte er ihr mitgeteilt, dass sie sich keine Sorgen machen solle, er bräuchte nur eine kurze Auszeit. Das allein war schon mehr als verwunderlich, denn so etwas war in ihrem gemeinsamen Leben noch nie vorgekommen. Sie hatten sich doch immer alles sagen können, alle Sorgen gemeinsam besprochen und alle Probleme zusammen gelöst. Das Schlimmste aber war, dass sie überhaupt nicht bemerkt hatte, dass es ihm schlecht ging. Auch im Nachhinein konnte sie für eine Depression keine Anzeichen finden. Das machte Luisa am meisten zu schaffen. Seufzend erhob sie sich, ging ins angrenzende Wohnzimmer und ließ sich auf ihrem neuen Liegesessel aus robustem, grauen Stoff nieder, den sie sich vor Kurzem gegönnt hatte. Zuvor angelte sie noch nach dem Telefon, das auf dem Couchtisch aus Glas lag und wählte seufzend die Nummer ihrer Mutter. Diese würde sonst spätestens heute Abend anrufen, weil sich Luisa drei Tage nicht bei ihr gemeldet hatte. Und da wäre sie dann sicher in das Fernsehprogramm vertieft und müsste sich anhören, nicht sehr gesprächig zu sein.

»Bambach«, meldete sich ihre Mutter.

Luisa konnte sich deren verblüfften Gesichtsausdruck ganz genau vorstellen. Wie sie mit ihrem akkurat gepflegten, blonden Kurzhaarschnitt in der Diele stand und sich wunderte, dass ihre Tochter sie um diese Zeit anrief. Nein, dass diese überhaupt anrief, denn meistens musste Brigitte Bambach sich bei Luisa melden, weil sie sonst mindestens eine Woche darauf warten musste. Brigitte wohnte in Remchingen und war eine selbstbewusste 68-jährige Frau, die kerngesund war und eine Ruhe ausstrahlte, um die sie auch ihre Freundinnen sehr beneideten.

»Hallo Mama«, meldete sich nun Luisa.

»Luisa, Kind, was für eine Überraschung. Ist was passiert?«

»Wieso muss denn was passiert sein, wenn ich anrufe«, antwortete ihre Tochter etwas ungehalten. »Na ja, um diese Zeit, mitten unter der Woche rufst du sonst nie an, aber ich freue mich natürlich. Wie geht es dir? Und meinem kleinen Schatz?«

»Uns geht es gut.«

»So hörst du dich aber nicht an.«

»Dir kann man aber auch gar nichts vormachen«, seufzte Luisa.

»Ich bin ja auch deine Mutter. Also, was liegt dir auf dem Herzen?«

»Das Übliche. Ich grübele mal wieder, warum ich nicht bemerkt habe, dass es Paul nicht gutging.«

»Jetzt hör doch endlich mal auf, dich ständig verrückt zu machen. Du hast keine Schuld an seinem Tod.«

»Das weiß ich doch, aber trotzdem….«

»Du musst mal wieder unter Leute kommen. Geh doch mal wieder aus. Meine Enkelin kann doch mal wieder bei mir schlafen«, unterbrach Brigitte ihre Tochter. »Immerhin ist Paul jetzt schon ein Jahr lang tot.«

»Ja, ja, für dich ist das alles immer so einfach, du hast ihn auch noch nie leiden können.«

»Jetzt werd mal nicht ungerecht. Nicht leiden können ist übertrieben. Mir gefiel es nicht, dass er immer so verschlossen war, aber deshalb war er ja kein schlechter Mensch. Vielleicht hatte er schon immer Depressionen.«

»So ein Quatsch«, empörte sich Luisa.

»Wie auch immer, auf jeden Fall war es dein Mann und ich verstehe, dass er dir fehlt. Trotzdem meine ich, dass du so langsam auch mal wieder etwas Freude am Leben haben solltest.«

»Du hast ja Recht«, lenkte ihre Tochter ein. »Vielleicht unternehme ich demnächst mal was mit Sabine.«

Sabine Büttner war Luisas beste und eigentlich auch einzige Freundin.

»Tu das«, erwiderte Brigitte erfreut. »Und jetzt hol mir mal meinen Goldschatz ans Telefon.«

»Mach ich«, ging Luisa sofort darauf ein, war sie doch froh, dass ihre Mutter nicht wieder davon anfing, dass sie nach einem Mann Ausschau halten solle.

»Anna«, rief sie ihr Töchterchen. »Die Oma ist am Telefon.« Das brauchte sie nicht zweimal sagen, denn Annabelle liebte Brigitte über alles.

Kapitel 2

Berlin

Im Besprechungsraum des Berliner Polizeipräsidiums herrschte eine spannungsgeladene Stimmung.

Wenn ein Mensch auf bestialische Weise ermordet wurde, wie im Fall von Saskia Breuer, herrschte bei den Kommissaren immer eine gewisse Aufregung, wenn sie auch im Allgemeinen einiges gewöhnt waren. Aber diese junge Frau war so verstümmelt worden, dass man kaum noch etwas von ihr erkennen konnte. Lediglich anhand ihres Zahnstatus konnte bestimmt werden, um wen es sich handelte.

Hauptkommissar und Inspektionsleiter Andreas Gerloff drehte sich zu seinem Team um, nachdem er ein Bild der Toten an der Magnetwand befestigt hatte. Um einen langen weißen Tisch hatten sich Hauptkommissarin Maren Westphal, Oberkommissar Sven Reichenbacher und ein neu zusammengesetztes 20 Mann Team der „Soko Saskia“ versammelt. Dieser Mordfall ging allen Beteiligten an die Nieren.

»Was wissen wir bis jetzt«, fragte Gerloff obligatorisch, fuhr aber fort, ohne eine Antwort seiner Leute abzuwarten. »Saskia Breuer, die 26 Jahre alte Medizinstudentin, wurde im Grunewald tot aufgefunden. Sie wurde ermordet und im Moment deutet alles darauf hin, dass es sich um einen Serienmörder handeln könnte, denn vor drei Jahren gab es einen fast identischen Mordfall, ebenfalls eine junge Studentin, die genauso zugerichtet worden war, wie unser jetziges Opfer. Beiden wurden Schnitte und Verletzungen am ganzen Körper zugefügt und das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet. Was wir inzwischen wissen, ist, dass beide Frauen vergewaltigt wurden, allerdings erst nach Todeseintritt.«

»Das könnte ja darauf hindeuten, dass der Täter, als die Frauen noch am Leben waren, nicht den Mumm dazu gehabt hatte«, warf nun Maren Westphal ein. Bewundernd schaute Oberkommissar Reichenbacher seine Kollegin an. Sven war erst vor Kurzem zu dem Team gestoßen und himmelte die kesse Kommissarin mit dem blonden Kurzhaarschnitt seit dem ersten Tag an. Das wiederum gefiel dem Chef überhaupt nicht, denn er hasste Techtelmechtel in seiner Abteilung, da er der Meinung war, dass die Arbeit darunter leiden würde. Nun wandte er sich an seine Mitarbeiterin, nicht ohne zuvor einen missbilligenden Blick auf Sven Reichenbacher zu werfen. »Das könnte ich mir gut vorstellen. Ich habe für diesen Fall noch einen Profiler angefordert, der morgen anreisen wird. Sind sonst noch irgendwelche Fragen?«, schaute Andreas Gerloff in die Runde.

»Nein, dann werdet ihr beide, Maren und Sven, zunächst die Eltern der Toten befragen. Bis jetzt waren sie nicht vernehmungsfähig. Die Mutter hatte verständlicherweise einen totalen Zusammenbruch und ist in ärztlicher Behandlung. Anschließend geht ihr dann noch in die Uni und schaut, was ihr dort noch erfahren könnt.«

Im Anschluss verteilte der Chef noch Aufgaben an die anderen Beamten der Soko und erhob sich mit den Worten: »In fünfzehn Minuten findet eine Pressekonferenz statt. Das lässt sich natürlich in diesem Fall nicht vermeiden.« Nach kurzer Überlegung sagte er an die Hauptkommissarin und den Oberkommissar gewandt: »Und ihr begleitet mich und startet mit euren Ermittlungen erst nach der Konferenz. Ich werde eure Unterstützung brauchen können.« Eiligst verließ er den Raum, wobei er sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte. Andreas empfand es an diesem Tag als extrem warm, obwohl die Temperaturen im März noch nicht sehr sommerlich waren und auch die Heizung eher auf Sparflamme arbeitete, aber das war wahrscheinlich dem immensen Druck zu verdanken, den dieser Fall mit sich brachte.

Kapitel 3

Gestresst schaute sich Liane im Wohnzimmer und im angrenzenden Essbereich um. Es war noch nicht aufgeräumt. Überall lagen Spielsachen herum und der Tisch war auch noch nicht gedeckt. Da sie aber vollauf in der Küche beschäftigt war und es gerade noch schaffen würde die Lasagne in den Ofen zu schieben, bevor die Gäste kommen würden, rief sie ihrem Mann zu: »Markus, jetzt komm doch bitte und hilf mir beim Vorbereiten. Ich kann doch nicht alles alleine machen und aufräumen muss man auch noch.«

Ihr Mann kam angestürmt, umarmte Liane von hinten, so dass sie sich nicht mehr rühren konnte und meinte beruhigend: »Schatz, jetzt entspann dich doch mal. Schließlich kommt nicht der Papst zum Abendessen. Warum bist du denn nur so angespannt?«

»Lass mich los, du behinderst mich bei der Arbeit. Ja, du hast Recht, ich bin schlecht drauf, weil ich heute Abend diesen Depp von Matthias ertragen muss und außerdem……«

»Jetzt mach aber mal nen Punkt. Schließlich ist dieser Depp, wie du ihn nennst, der Mann deiner besten Freundin und du hast angefangen den Kontakt zu knüpfen, als wir frisch hierhergezogen waren.«

Matthias und Marlene Lichtenstein wohnten in der gleichen Straße in Berlin und die beiden Frauen waren sich sofort sympathisch gewesen, als sie sich in der verkehrsberuhigten Straße in Friedenau das erste Mal getroffen hatten. Da sie mit ihren 38 Jahren im gleichen Alter waren, hatte Marlene die Neuhinzugezogene gleich in ein Gespräch verwickelt und zum Kaffee in ihre Wohnung eingeladen, die sich in einem Mehrfamilienhaus zwei Häuser entfernt von ihnen befand. Schnell stellten die beiden fest, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten und auch ihre Männer schienen auf gleicher Wellenlänge zu sein, wie sie bei einem weiteren Treffen zu viert bemerkten. Doch dann entpuppte sich Marlenes Mann schnell als Kotzbrocken, der meinte, dass er der schönste, attraktivste und intelligenteste Mann auf dieser Erde sei. Dazu kam, dass er immer einen schmutzigen Witz oder eine anzügliche Bemerkung auf Lager hatte. Liane konnte einfach nicht verstehen, wie ihre sanfte Freundin mit diesem Mann, der noch nicht einmal gut aussah, zurechtkommen konnte.

»Da wusste ich auch nicht, was für ein Ungeheuer von Mann dahintersteckt«, fuhr Liane fort. Bei diesen Worten musste sie allerdings selbst lachen. »Nun hilf mir einfach. Dann werde ich heute Abend mein Bestes geben, schon allein Marlene zuliebe.«

Die nächste halbe Stunde verlief harmonisch. Lars und Emma, die beiden Kinder, räumten nach Aufforderung ihre Spielsachen selbst aus dem Wohnzimmer. Dabei drückte Markus alle Augen zu, als er sah, dass sie die Sachen einfach mitten in ihr Zimmer warfen. Das gibt dann eben morgen Ärger, dachte er sich und deckte in Windeseile den Tisch. Seine Frau würde sowieso in letzter Minute noch etwas daran verändern und wenn sie auch nur die Servietten anders hinlegen würde. Deshalb bräuchte er sich da nicht allzu viel Mühe geben, lächelte er vor sich hin.

Liane schaffte es gerade noch, den Salat zu waschen, als es auch schon klingelte. Sie holte tief Luft und eilte zusammen mit ihrem Mann in die Diele. Dabei setzte sie ihr gewohntes Lächeln auf, bevor Markus die Tür öffnete.

Zunächst stürmte Matze, wie Matthias gerne genannt wurde, herein und Marlene folgte kurz danach. Natürlich, wie kann es auch anders sein, dachte Liane und streckte ihm die Hand entgegen. »Nichts da, so leicht kommst du mir nicht davon«, lachte Matthias dröhnend, zog sie an sich und drückte ihr einen schmatzenden Kuss auf die Wange. Angeekelt wandte sie sich ihrer Freundin zu und wischte sich gleichzeitig über die Backe, da die Begrüßung ihres Gastes etwas feucht gewesen war. Umso inniger umarmte sie Marlene.

»Kann ich dir was helfen«, fragte diese sogleich.

»Gerne, du kannst zusammen mit mir das Essen ins Esszimmer tragen. Ich muss nur noch schnell den Salat anmachen.«

»Na klar, das kann aber auch ich machen.«

Plaudernd verschwanden die beiden in der Küche und Liane hörte gerade noch, wie Matthias sagte: »Dann wollen wir die beiden mal nicht bei der Arbeit stören. Hast du vielleicht ein Bier?«

Kopfschüttelnd dachte Liane, das fängt ja gut an.

Kurze Zeit später saßen sie mit den Kindern, die sich heute ausnahmsweise sehr gut benahmen, am Tisch und verspeisten die Lasagne, die knusprig aussah mit dem überbackenen Käse, und den Salat, der nach frischen Kräutern duftete.

Liane fing gerade an sich zu entspannen, als Matthias anfing, einen Witz zu erzählen. Nach den ersten Worten „Eine Frau geht zum….“unterbrach sie ihn scharf.

»Könntest du vielleicht warten, bis die Kinder im Bett sind?«

Einen Moment lang sah er sie ärgerlich an, besann sich dann aber und entgegnete: »Na klar, der Abend fängt ja auch gerade erst an.«

»Na super.« Liane verdrehte die Augen und Marlene lachte leise und schlug ihrer Freundin vor, zusammen das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. Markus ignorierte das Ganze und die Kinder rannten ins Kinderzimmer. Die Männer unterhielten sich über alles Mögliche und die Situation entspannte sich wieder.

In der Küche angekommen flüsterte Marlene: »Sei ihm nicht böse. Er denkt sich einfach nichts dabei. Schließlich haben wir keine Kinder.« Dabei nahm ihr Gesicht einen sehnsüchtigen Ausdruck an.

»Ist ja schon gut«, entgegnete Liane und dachte, wie hält sie es nur mit ihm aus?

Nachdem die Freundinnen mit dem Geschirr fertig waren, setzten sie sich wieder zu ihren Männern. Die Unterhaltung wollte gerade in Gang kommen, als die kleine Emma heulend angerannt kam.

»Der Lars ärgert mich die ganze Zeit«, stieß sie schluchzend hervor und sah dabei sehr süß aus mit ihren blonden Löckchen und ihrer zierlichen Gestalt.

»Seht ihr, das ist der Grund, dass ich keine Kinder haben möchte«, warf Matthias nun ein. Dafür erntete er einen traurigen Blick von seiner Frau und einen bitterbösen von Liane. Letztere erhob sich mit den Worten: »Zeit fürs Bett, für dich und für Lars.« Sie schnappte sich die Kleine und nahm das zappelnde Etwas auf den Arm. Zeitgleich ertönte die Stimme ihres Sohnes: »Waaarum denn, morgen ist doch Samstag und ich muss nicht in die Schule.«

Genervt sah Liane ihren Mann an und forderte ihn auf: »Jetzt hilf mir doch bitte mal und mach deinem Sohn klar, dass jetzt auch für ihn Schlafenszeit ist. Ich kümmere mich solange um deine Tochter.«

»Entschuldigt uns für ein paar Minuten.« Markus stand ebenfalls auf, nickte den Freunden kurz zu und eilte zusammen mit seiner Frau und Emma ins angrenzende Zimmer.

»Heute nervt der Fettsack aber extrem«, zischte Liane ihm zu.

»Jetzt übertreib mal nicht, so dick ist er nun auch wieder nicht«, entgegnete er leise.

»Aber so richtig aufgeschwemmt, wahrscheinlich trinkt er zu viel Alkohol. Und dann die fettigen, zu langen und ungepflegten Haare«, fügte sie noch hinzu.

»So schlimm ist es aber wirklich nicht«, meinte Markus, bevor er sich seinem Sohn zuwandte.

Es dauerte keine zehn Minuten, da waren die Kinder im Bett und es herrschte Ruhe in dem Raum, den die beiden sich teilten. Markus war schon wieder zu den Gästen zurückgegangen und Liane atmete tief durch und nahm sich fest vor, den restlichen Abend gutgelaunt, zumindest äußerlich, mit den Freunden zu verbringen, bevor sie ebenfalls wieder an den Esstisch trat.

»Lasst uns doch rübergehen und auf die Couch sitzen. Da ist es gemütlicher«, stellte sie zuckersüß fest. Marlene stimmte zu und ihr Mann hatte auch keine Einwände. Im Gegenteil, er ließ sich freudig auf die weichen Kissen fallen, die das dunkelgraue Sofa verschönerten.

Im Großen und Ganzen verlief der Abend ab diesem Zeitpunkt ganz harmonisch. Die vier plauderten über dies und das, als Matthias plötzlich sagte: »Übrigens, habt ihr das von der jungen Frau gehört, die hier in der Nähe tot aufgefunden wurde?«

»Hab ich gehört«, antwortete Markus gelangweilt.

»Echt, ich nicht«, erwiderte Liane.

»Du liest halt auch keine Zeitung«, entgegnete Matthias und erntete dafür wieder einen bösen Blick.

»Was ist denn passiert?«, wandte sie sich nun an ihre Freundin, die heute wieder, wie meistens sehr still war. Fragend schaute sie Marlene an und bemerkte dabei, dass diese heute etwas blass aussah. Weil sie ihre dunkelblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte und wie immer ungeschminkt war, fiel dies noch mehr auf. Außerdem verzichtete sie auf jeglichen Schmuck, strahlte aber trotzdem eine gewisse Eleganz und Schönheit aus.

»Eine Frau wurde brutal ermordet im Grunewald gefunden. Sie muss schlimm zugerichtet worden sein«, klärte sie Liane auf.

»Ach du liebe Zeit, das ist ja schrecklich«, schlug sich diese die Hand vor den Mund.

»Das war bestimmt nur eine Prostituierte«, mischte sich Matthias wieder ein.

»Was heißt da nur«, riefen alle drei Anwesenden empört aus.

»Na ja, die müssen halt immer mit sowas rechnen. Ich kann mir das gut vorstellen. Wenn diese Schlampen blöd werden…..«

Entsetzt sahen die beiden Frauen ihn an. Das war sogar für Marlene zu viel, obwohl sie einiges gewöhnt war.

»Geht’s noch«, fragte nun auch Markus und tippte sich an die Stirn. »Du sprichst von Frauen, nicht von Monstern.«