Gefühle bewegen sich wie kleine Tiere - Stefan Kalbers - E-Book

Gefühle bewegen sich wie kleine Tiere E-Book

Stefan Kalbers

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Beschreibung

Alex und Alexia haben es gut. Dem Student ohne Abschluss und der Bankkauffrau mit den guten Absichten fehlt es an nichts. Das Geld ist zwar knapp, dafür die Liebe gross. Matteo, ein Mann mit dunkler Vergangenheit, hat sich mit seiner eigenen Kneipe einen Lebenstraum erfüllt. Es könnte ewig so weitergehen, tut es aber nicht. Denn Gefühle sind wie kleine Tiere: Sie führen ein Eigenleben - Irrational, impulsiv, heimtückisch und nicht zu kontrollieren. Matteo bekommt Besuch. Alex muss ein Rätsel lösen. Alexia überlegt es sich anders. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. File under: Seltsam, aber geil

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1. Auflage 2016 (Print)

©opyright 2016 by Autor, Stefan Kalbers

Lektorat: Miriam Spies

Satz: Fred Uhde (www.buch-satz-illustration.de)

ISBN (Print): 978-3-95791-061-5

ISBN (EBook): 978-3-95791-062-2

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet.

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Mehr Infos jederzeit im Web unter www.unsichtbar-verlag.de

Unsichtbar Verlag | Wellenburger Str. 1 | 86420 Diedorf

Stefan Kalbers

Gefühle bewegen sich wie kleine Tiere

Der Herbst war früh gekommen in diesem Jahr. Die Hoffnung auf weitere sonnige Tage hatte sich zerschlagen. Stattdessen kamen sie grau und kühl daher und brachten Nieselregen mit. Die Tage wurden immer noch kürzer, die Stunden des Lichts spärlicher. Was jetzt noch einer kühlen Frische glich, würde schon bald in beißende Kälte übergehen.

Die Wanduhr zeigte kurz nach zwei in der Nacht. Alex saß am Küchentisch und genoss die Stille und die Dunkelheit. Vor ihm lag eine angebrochene Schachtel Zigaretten, aber er konnte sich nicht entschließen zuzugreifen. Die Sache mit dem »Rauchen« war ein ganz neuer Ordner auf der Festplatte seines Lebens, gleich daneben fand sich ein weiterer mit dem Titel »Joggen«.

An diesem Tag war er die fünf Kilometer in ziemlicher guter Zeit gelaufen. Rekordverdächtig konnte man das natürlich nicht nennen. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob man hier von Training sprechen konnte. Aber für seine Verhältnisse war er noch nie so locker geblieben wie heute. Gleichmäßiges Tempo, ohne die Kontrolle über den Atem zu verlieren, und gut in der Zeit. Ganze zwei Minuten weniger als sonst. Zugegeben, die Verhältnisse waren eher bescheiden. Vor vier Wochen hatte er noch nicht einmal Laufschuhe besessen. Aber darum ging es ja. Etwas Neues auszuprobieren. Das Laufen tat ihm gut. Und wer weiß, vielleicht nannte er schon bald einen Halbmarathon sein Ziel. Oder zumindest den Stadtlauf, der einmal im Jahr stattfand.

Alex griff nach der Schachtel Zigaretten, schüttelte die Packung mit der Öffnung nach unten so lange hin und her, bis mehrere herausfielen und über die Tischfläche rollten. Rennt ihr kleinen Schwengel, rennt, dachte er sich. Aber am Ende kriege ich euch doch.

Alex’ Erfolge der letzten Zeit konnten sich sehen lassen. Ein Vorhaben nach dem anderen hatte er zum Abschluss gebracht. Die Wohnung war frisch renoviert. In den Ecken und an den Wänden gab es jetzt viel mehr Farbe, Abwechslung und neue Bilder. Sogar das Bad war neu gefliest worden. Anschließend hatte Alex mit dem Vermieter verhandelt und erreicht, dass der Mietvertrag endlich unbefristet gelten würde. Daraufhin hatten sich seine Freundin und er ein neues, größeres Sofa gekauft und versicherten sich seitdem gegenseitig, dass es viel weicher und gemütlicher sei, als das alte. Im Grunde bräuchte man überhaupt kein Bett mehr. Es war eine gute Entscheidung, sagten sie jedem, der es hören wollte oder nicht.

Doch mit den erreichten Zielen war das so eine Sache. Hatte man die Ziellinie erst einmal überrannt, fühlte es sich nie so an, wie man sich das im Vorfeld ausgemalt oder vorgestellt hatte. Kein Jubel von allen Seiten, keine Fotografen, kein Treppchen, auf das es zu steigen galt und niemand, der einem die Medaille über den Kopf streifen wollte. Ja, man hatte einen Sieg errungen. Man konnte sich auf dem Sparkonto des Lebens eine weitere, tolle Erfahrung gutschreiben lassen.

Schön.

Was jetzt?

Das Leben ging einfach weiter. Und zurück blieb das seltsam hohle Gefühl eines Mangels.

Alex’ Siege fühlten sich wie Niederlagen an. Die Luft seines Lebens atmete sich schwer, abgestanden und verbraucht. Wie aus zweiter Hand. Da hatte schon jemand einen tiefen Zug genommen, sich das Ganze weit in die Lungen gepumpt, alles Verwertbare herausgesaugt und ausgequetscht. Was übrig blieb, wieder ausgestoßen und abgesondert. Und das zog sich Alex jetzt rein. Gebrauchtware eben. Mal schauen, was noch so ging.

Er wusste, dass die Renovierung des Bades Pfusch war. Beim Vermieter hatte er betteln, kriechen und schleimen müssen. Das Sofa war erst in acht Monaten abbezahlt.

Da war es plötzlich wieder, dieses schwarze Loch, das sich vor Alex auftat und ihn zu verschlingen drohte. Gerade eben noch wähnte er sich auf sicherem Terrain und auf einmal kam alles ins Rutschen. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, musste er mit den Armen rudern. Wo sich bis vor einer Sekunde nichts als gleichförmige Ebene befunden hatte, entstanden plötzlich Abgründe, Überhänge und tiefe Gräben. Schon lag er auf dem Rücken und schlitterte im Dreck nach unten. Die Schuhe stemmten sich gegen den Untergrund, bildeten einen Widerstand und wehrten sich gegen den Abwärtssog. Die Finger krallten sich in die Erde, rissen ganze Grasbüschel aus und verloren doch an Halt. Unter dem Rücken schmerzten die Kanten harter Steine und blankgelegter Wurzeln. Etwas schlug gegen seinen Hinterkopf. Der Schmerz machte ihn benommen und hüllte die Gegenwart in Watte. Dabei rutschte er schneller und immer schneller auf den Abgrund zu. Alex schloss die Augen und wartete auf den endgültigen Sturz in die Tiefe …

Das war natürlich nur ein Bild. Es trug keinen Titel, denn die Tücke in solchen Zuständen des blanken Grauens war stets, dass sie sich nicht klar benennen ließen.

Alex griff nach einer Zigarette, zündete sie an und musste fürchterlich Husten. Der Rauch kratzte im Hals und brannte in der Lunge. Wonach Zigaretten schmecken sollten, hatte er nie verstanden. Vielleicht würde das noch kommen. Er fing ja gerade erst an.

Nachdem er die Zigarette unter Ächzen und Würgen erfolgreich zu Ende geraucht hatte, schlich er sich ins Schlafzimmer zurück. Im Dunkel ahnte er die Umrisse von Alexia. Seine Pharaobraut, seine Zahnlücke, sein Silberfischchen. Wie ängstliche kleine Tiere in ihrem Bau kuschelten sie sich aneinander. Die Wärme ihres schlafenden Körpers strahlte auf ihn ab. Ihr Geruch beruhigte ihn. Sein Herzschlag glich sich dem ihren an. Ruhig und gleichmäßig. Während Alex in den Schlaf hinabglitt, glaubte er wieder zu fallen. Ein letztes Bild für diesen Kopf, für diesen Tag. Nachdem der Erdrutsch zu einem Stillstand gekommen war, empfand sich Alex als felsige Landschaft mit Schlucht. Auf der einen Seite des Abgrunds thronte sein Verstand, winkte herüber und sagte: Es sieht ganz gut aus, Glück gehabt! Wir kriegen das wieder hin. Auf der anderen Seite der Schlucht, ganz nahe an der Kante, kämpfte sein Gefühl und schrie. Schrie einfach nur. Es war alles noch viel schlimmer, als man es jemals erwartet hatte.

Über diese Schlucht, über diesen Abgrund, gab es keine Brücke.

Vierzig Minuten später war er schon wieder wach. Alexia hatte sich im Schlaf von ihm weggedreht. Mit müden Augen starrte er an die Wand gegenüber. Das Licht der Straßenlaterne vor dem Haus tauchte ein Stück der Tapete in gelbliches Licht. Alex forschte in seinem Kopf nach den letzten Fetzen eines möglichen Traums. Ohne Erfolg. Er legte vorsichtig eine Hand auf Alexias Rücken, um das Auf und Ab ihres Atems zu spüren und schloss darüber die Augen. Schließlich ertappte er sich, wie seine Fingerkuppen sachte auf ihrer blanken Haut trommelten. Es half nichts. Er stand wieder auf, nahm seine Jeans und das T-Shirt von dem Stuhl, der neben dem Bett stand. Im Wohnungsflur streifte er sich beides über, schlüpfte mit nackten Füssen in die Turnschuhe und nahm die Jacke von der Garderobe.

Alex’ Schritte machten auf dem feuchten Asphalt nahezu kein Geräusch. Dafür glaubte er in dem dichten Gebüsch am Seitenstreifen überall ein Rascheln zu hören. Der Jahreszeit nach zu urteilen konnten es Igel sein oder schlicht eine Katze aus den Nachbarhäusern. Einmal, spätabends, hatte ein Fuchs auf diesem Weg gestanden und ihm abwartend entgegengesehen. Alex war aus seinen Gedanken gerissen worden und überrascht stehengeblieben. Für zwei, vielleicht drei Sekunden, hatten sie sich angesehen, dann war der Fuchs in aller Ruhe weitergelaufen und zwischen den Wohnhäusern verschwunden.

Ein Windstoß fuhr durch die Bäume und streifte die Blätter von den Ästen. Im gelben Licht der Laternen segelten sie langsam durch die Luft, um schließlich sanft zu landen. Alex zupfte eines von ihnen von seinem Jackenärmel, das der Feuchtigkeit wegen kleben geblieben war. Die frische Luft tat ihm gut. Seine Lunge meldete sich bei jedem Atemzug mit einem kleinen Stechen, das der noch ungewohnten Zigarette geschuldet war. Keine fünf Minuten später war er an seinem Ziel angekommen. Das Haus war mit seinen zwei Stockwerken etwas kleiner und niedriger als die übrigen in dieser Gegend. An den Fenstern waren die Rollläden vollständig heruntergelassen, allerdings konnte man zwischen den schmalen Ritzen in den Lamellen noch schwaches Licht sehen. Alex trat auf den Vorbau zu, der wie eine Garage wirkte, die man eher schlecht als recht an die ursprüngliche Fassade geklebt hatte. Mit einem mittelalterlich anmutenden Ring klopfte er leise, aber bestimmt an die Tür. Das Schild vor seiner Nase wies auf die Öffnungszeiten der Kneipe hin. Vom frühen Nachmittag bis Mitternacht. Eine hüfthohe Tafel, deren Oberfläche unleserlich mit Kreide beschrieben war, lehnte gegen den Putz der Hauswand. Während Alex auf eine Reaktion wartete, wanderten seine Blicke die Straße hinunter. Keine dreihundert Meter weiter begann der Wald. Zu erkennen war das nicht. Seinen Augen bot sich schlicht ein schwarzes Loch, die Straße schien im Nichts zu Enden. Natürlich wusste Alex, dass das nur an fehlender Beleuchtung lag. Unheimlich war es trotzdem.

Mit einem leicht schleifenden Geräusch wurde der Sehschlitz hinter der Tür aufgezogen. Gleich darauf ertönte das zweifache, klackende Geräusch eines Schlüssels, der im Schloss gedreht wurde. Die Tür öffnete sich und Alex schlüpfte durch den Türspalt.

»Ach du bist das. So spät noch unterwegs?« Matteo, ein dürrer Mann Mitte fünfzig, schaute ihn über den Rand seiner Brillengläser an. Seine Haare waren zu Gänze grau und wirkten, als wären sie es schon immer gewesen. Die Kleidung hingegen war tadellos wie immer. Ein sauberes Hemd, Bundfaltenhose und dunkle Schuhe mit Schnürsenkeln.

»Ich konnte nicht schlafen«, sagte Alex. »Zwei Bier zum Mitnehmen schienen mir eine gute Idee.«

»Kein Problem, mein Freund. Kommt sofort.« Am Spielautomaten drehte sich ein breitschultriger Mann in Zimmermannskluft kurz nach dem späten Gast um, wendete sich aber sofort wieder den blinkenden Lichter vor ihm zu. Der Schankraum war nicht groß. An den Tischen saßen noch zwei müde Gestalten mit hochgekrempelten Hemdsärmeln vor ihren halbvollen Biergläsern und unterhielten sich gedämpft. Alex konnte nicht verstehen was gesprochen wurde. Er hätte nicht einmal sagen können, um welche Sprache es sich handelte. Deutsche Schlagermusik tröpfelte so leise aus den Boxen, dass sie kaum noch zu hören war. Es war unter den Nachbarn ein offenes Geheimnis, dass der Wirt die Sperrstunde nach eigenem Gutdünken handhabte. Doch offenbar hatte man sich mit den Anwohnern arrangiert. Die Kneipe »La poca fortuna« gab es schon lange bevor Alex in diese Gegend gezogen war.

Matteo brachte die Bierflaschen und stellte sie auf die Theke. Als Alex den Gelbeutel zückte, winkte Matteo ab. »Du kommst mitten in der Nacht, weil du nicht schlafen kannst, bringst aber keine Zeit für einen Schnaps mit? Na komm schon. Geht aufs Haus.«

»Da sag ich nicht nein.«

»Na also.«

Während Matteo mit geübten Bewegungen zwei kleine Gläschen mit einer klaren Flüssigkeit füllte, fiel Alex der Mann auf, der am Ende der Theke auf seinem Barhocker schlief. Die Stirn hatte er auf seine Unterarme gelegt. Seine Gesichtsfarbe wirkte auf ungesunde Art rötlich und im Nacken fielen die Haare unpassend lang über den Kragen der ausgewaschenen Jeansjacke. Der linke Ärmel wurde von einem »AC/DC«-Aufnäher geziert.

»Auf dich!«, sagte Alex und hob sein Glas.

»Auf die Zukunft!«, sagte Matteo und trank.

Als sie abgesetzt hatten, zeigte Alex in Richtung des Schlafenden.

»Was ist denn mit dem passiert?«

Matteo zuckte mit den Schultern.

»Dem ist das Leben passiert. Wenn ich schließe, rufe ich ein Taxi für ihn.«

Alex steckte sich die Bierflaschen, eine links, eine rechts, in die Jackentasche und verabschiedete sich. Er hörte wie Matteo die Tür in seinem Rücken wieder verschloss.

Zurück in der Küche öffnete Alex das erste Bier, stellte das andere in den Kühlschrank und dachte über den Spruch nach, den Matteo gebracht hatte. Dem Trinker an der Bar war also das Leben passiert. Klang gut, aber ging das nicht allen so? Wenn sich Alex über die Dummheit seiner Mitmenschen aufregte, bekam er von Alexia stets den Satz zu hören: »Auch solche Menschen kommen irgendwie durch das Leben.« Trotzdem hätte er gern gewusst, wie genau sie das anstellten. Fühlten auch deren Siege sich oft wie Niederlagen an? Machte sich überhaupt jemand außer ihm derartige Gedanken? Ein klares Kennzeichen von Dummheit war in der Regel das Fehlen jeglicher Selbstzweifel. Ja, auch Menschen wie der besoffene Tresenschläfer mussten irgendwie durch den Alltag kommen. Auch wenn ihr Ehrgeiz nur darin bestand, es dem Sänger einer australischen Hardrockband gleichzutun und an ihrer eigenen Kotze zu ersticken.

Am nächsten Morgen wurde Alex durch den Geruch von Pfannkuchen wach. Plötzlich spürte er ein großes Loch in seinem Magen. Warmes Frühstück. Es gab nichts Besseres. Er tapste in die Küche.

»Guten Morgen, Frau. Was ist denn hier los?«

Alexia stand in ihrer ausgewaschenen Jogginghose an der Spüle und ließ Wasser in die ausgediente Pfanne laufen, damit die Teigreste nicht antrockneten.

»Frühstück ist los. Schau mal.« Sie zeigte auf ihre blanken Füße, an deren Sohle eine plattgedrückte Zigarette klebte. Sie musste ihm gestern Nacht vom Tisch gerollte sein. »Hast du wieder heimlich geraucht?«

»Ja!«

»Ich bin so stolz auf dich!«

»Und ich habe kaum gehustet!«

Sie drückte sich an ihm vorbei und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Während sich Alex die Pfannkuchen mit Marmelade und Nutella beschmierte, hörte er im Bad die Dusche rauschen. Er hatte kaum seinen Kaffee angerührt als sie schon wieder vollständig angezogen und mit feuchten Haaren in der Küche stand und nach ihren Zigaretten griff. »Ich muss los!« Und sie war raus aus der Tür. Wie machte sie das bloß? So zielstrebig, ohne Zögern, so kraftvoll den Tag beginnen. Er hingegen hätte sich direkt nach dem Frühstück am liebsten wieder ins Bett gelegt. Alex blickte auf die kreisrunde Küchenuhr an der Wand und seufzte. Die Augenringe einer schlechten Nacht würde man ihm bei der Arbeit sicherlich nachsehen, eine fehlende Rasur hingegen weniger. Mit beiden Händen stopfte er sich einen letzten Pfannenkuchen in den Mund und schlurfte schwer kauend in Richtung Bad.

Wäre das Leben von Alex und Alexia ein Film, würde an dieser Stelle eine kurze Montage kommen. Am besten unterlegt mit Indiegitarrengeschrammel aus den frühen neunziger Jahren des vergangenen Jahrtausends. Die Alltagsgeräusche der Szene mischen sich in die Musikspur und der Sänger nuschelt derart, dass der Text unvermittelt universelle Bedeutung erlangt, im Stile von »I am here, where are you, let’s drink beer, I lost my shoe.« Wir sehen Alexia auf ihrem blauen Motorroller durch eine leere Straße in einer Großstadt brausen und verschiedene Abzweigungen nehmen. Ihre langen Haare tanzen frei im Wind. Sie steigt vor einer Hauswand von ihrem Roller, auf der in großen Buchstaben »Her mit dem schönen Leben!« gesprayt steht. Dazu im Gegenschnitt Alex, der aus einem überfüllten Linienbus springt und eine Fußgängerzone entlang hetzt, den Kaffee im Pappbecher zum Mitnehmen in der Hand. In seinem Mundwinkel kleben Reste von Zimt und Zucker, die er sich in Zeitlupe und Großaufnahme von den Lippen leckt. Und während in der Musik ein eruptives Gitarrensolo erklingt, steht Alex vor der Schaufensterscheibe eines winzigen Modegeschäfts und erblickt im Spiegelbild nicht sein eigenes, sondern Alexias Gesicht. Gleichzeitig, als Bild im Bild einer zweigeteilten Leinwand, schreitet Alexia auf die Hintertür einer Sparkassenfiliale zu und sieht im Glas nicht ihr eigenes, sondern Alex’ lächelndes Gesicht. Und der Zuschauer begreift an dieser Stelle, dass sie aneinander denken, im letzten Augenblick der ihnen bleibt, bevor die Routine des Arbeitsalltags beginnt. Die Montage endet mit dem Bild, wie Alex mit einem Blick auf seine modische Armbanduhr in dem Klamottenladen verschwindet. Die Musik wird leiser und leiser, die Alltagsgeräusche wie Straßenlärm und vereinzelte Gesprächsfetzen immer lauter und der Zuschauer sieht in der allerletzten Aufnahme, wie die Tür des Mitarbeitereingangs der Sparkassenfiliale langsam hinter Alexia zufällt.

Da es sich bei dem Leben von Alex und Alexia aber nicht um einen Film, sondern um Alltag in einer durchschnittlichen, deutschsprachigen Kleinstadt handelt, gilt es folgende Filmfehler zu korrigieren: Alexia muss natürlich einen Helm beim Fahren des Motorrollers tragen. Wegen des dichten Verkehrs kann sie keineswegs durch leere Straßen brausen. Im Gegenteil. Der durchschnittliche Autofahrer empfindet sie als Verkehrshindernis und hupt im Zweifelsfall lieber einmal zu viel als zu wenig. Alex hingegen hat keinen Kaffee zum Mitnehmen in der Hand. So kurz nach dem Frühstück führt ein zweiter Koffeinschub unweigerlich zu Bauchweh oder Durchfall. Die Erfahrung hat gezeigt, dass er damit auf jeden Fall bis zur Mittagspause warten sollte. Da er sich tatsächlich frisch rasiert und die Zähne geputzt hat, kleben in seinen Mundwinkeln logischerweise auch keine Reste mehr von Zimt und Zucker. Das letzte, was Alex denkt, bevor er das Modegeschäft betritt, ist: Ich habe keinen Bock. Ich will nach Hause. Die innere Stimme von Alexia wiederholt stattdessen ein einziges Wort immer und immer wieder: Geld, Geld, Geld, Geld, Geld, Geld. Gebt mir euer Scheißgeld.

Abends hockten die beiden zusammen auf der Couch und überlegten, was mit dem restlichen Tag anzufangen sei. Alexia rauchte und hielt ihm die Schachtel unter die Nase.

»Nee, später vielleicht.«

»Aber nicht vergessen. Du weißt ja: Rauchende Typen sind cool.« Sie zwinkerte ihm aufmunternd zu.

»Wir könnten mal wieder ins Theater«, meinte Alex.

»Oder in die Oper«, sagte Alexia. »Vielleicht sogar ins Ballett.«

»Kunstausstellung!«, rief Alex. »Vernissage!«

»Im Zentrum für politische Bildung gibt es bestimmt einen guten Vortrag von Leuten aus der Praxis«, konterte Alexia. »Und am Ende können wir irgendwo unterschreiben oder Geld spenden!«

»Yeah, schau doch mal im Stadtmagazin nach«, meinte Alex und das taten sie dann auch.

»Hm, heute gibt’s so eine Slam Poetry-Autorin im Kaputtclub: Fotsula von der Lallen.«

»Nie gehört, aber klingt scheiße.«

»Wir können auch beide einfach mal wieder unsere Eltern anrufen, uns nach deren Wohlbefinden erkundigen und anschließend was Leckeres und total Gesundes kochen.«

Sie schauten sich beide kurz an und wussten längst, was Sache war.

»Okay, wer ruft an?« Alex zog die Augenbrauen nach oben und klappte mit beiden Händen seine Ohren nach vorne.

»Immer der, der fragt«, sagte Alexia und zog eine Grimasse, indem sie die Nase rümpfte und die Zunge wie ein toter Hund raushängen ließ.

Alex wählte die Nummer des Pizzaservice, während Alexia den Laptop hochfuhr. Sie einigten sich auf einem Film mit Bud Spencer und Terence Hill aus der Online-Videothek.

Als Alex am nächsten Morgen den kleinen Klamottenladen betrat wusste er genau, dass er zwölf Minuten zu spät war. Hingegen überraschte ihn unangenehm, dass er im Laden nicht seine Kollegin Ina antraf, sondern den Chef und Eigentümer des Ladens, der sich sonst nie vor zehn oder elf blicken ließ. Oscar war damit beschäftigt, T-Shirts sauber zusammenzulegen, wünschte einen guten Morgen und sagte ansonsten nichts. Das war typisch für ihn. Alex erwiderte den Gruß, durchquerte den engen, röhrenförmigen Raum und verschwand im Aufenthaltsraum, der gleichzeitig als Küche und Garderobe diente. Die Ermahnung oder Strafpredigt würde irgendwann am Nachmittag folgen. Oscar würde ihn ganz freundlich auf ein »kurzes Wort« hinter die Kulissen bitten. Diese »wie nebenbei« Aktionen waren alles, was er an Strategie in Mitarbeiterführung zu bieten hatte. Im Guten wie im Schlechten. Oscar war eindeutig gleichgeschlechtlich interessiert und der Laden sein ganzer Stolz. Er liebte es, den Chef zu geben. Nicht selten mischte sich Kundschaft und Freundeskreis wild durcheinander. Viele Besucher kamen im Grunde nur, um sich mit Oscar zu unterhalten. Auf der anderen Seite war Oscar geschäftstüchtig genug, um auch im Bekanntenkreis auf genügend Umsatz zu achten. Alex ging das alles am Arsch vorbei. Mode interessierte ihn nicht. Sein stiller Protest und seine Strategie bestand darin, jeden Tag in schwarzen Klamotten zu erscheinen. Abgesehen davon, dass er sich in Schwarz wirklich so wohl fühlte wie in keiner anderen Farbe, ging das als Arbeitskleidung in einem solchen Laden ohne Probleme durch. Die einen würde sagen, es handele sich um eine kleine In-Boutique mit ausgesuchten Stücken, andere wiederum prophezeien, ein winziger Laden mit solchem Kraut- und Rübensortiment mache es ohnehin nicht lange. Die Wahrheit lag, wie meistens, irgendwo dazwischen. Nach einem abgebrochenen Studium der Vor- und Frühgeschichte war Alex jetzt immerhin bereits das vierte Jahr in Folge in einer Situation beschäftigt, die nur als Zwischenstation gedacht war. Welcher durchschnittliche Mann verkaufte bitte wirklich gerne Klamotten? Das Studium hatte ihn schon nicht interessiert, der Job interessierte ihn noch viel weniger. Die Frage war nur: Was machen? Das verdiente Geld wurde JETZT gebraucht und die gesuchte Antwort munter verschoben. So schlimm, dass man sich dringend um eine Lösung kümmern musste, war die Arbeit dann auch wieder nicht.

Als Alex zurück in den Verkaufsraum trat, war Oscar noch immer mit den Shirts beschäftigt. Eine junge Frau arbeitete sich durch das Angebot an Jacken in ihrer Größe. Ein etwa dreijähriges Kind schlief daneben in seinem Buggy.

»Ist Ina heute nicht da?«

»Kommt später, sie hat einen Termin.«

»Ah, sie hat gestern gar nichts gesagt.«

»Vielleicht hast du bloß nicht zugehört. Fährst du bitte die Ständer raus?«

»Okay.«

Okay, das Geduze nervte und okay, ganz sicher hatte Ina gestern nichts über einen anstehenden Termin gesagt. Das Gute war, dass Oscar höchstwahrscheinlich auch früher wieder verschwinden würde, wenn er schon vor Ladenöffnung aufgetaucht war. Alex löste die Bremsen an den Rollen und begann, die fahrbaren Ständer mit etwas Abstand vor das Schaufenster zu schieben. Oscar nutzte die Gelegenheit, um eine weitere Stichelei auszuteilen, die als geschäftliche Notwendigkeit getarnt war.

»Näher ran, Alex, näher ran! Dir fehlt immer noch das Gefühl für den richtigen Abstand!«

Richtig war, dass das Ordnungsamt einmal Stress gemacht hatte, weil die Auslagen zu weit in die Fußgängerzone hineingeragt hatten. Gefühl hin oder her. Mit einer klaren Angabe von Zentimetern, die es einzuhalten galt, wäre Ina und Alex hier eine nachprüfbare Orientierung möglich gewesen. Aber darum ging es nicht. Oscar gab einfach gern Anweisungen. Schließlich war er der Chef.

Alex schob den Ständer willkürlich ein paar Zentimeter vor und dann wieder zurück.

»Besser?«, rief er und betrachtete sein eigenes Gesicht unter den blonden, verwuschelten Haaren im Schaufenster. Doch er bekam keine Antwort. Ein Blick ins Innere offenbarte, dass sich Oscar in seine winzige Bürokajüte zurückgezogen hatte. Auch recht, dachte Alex.

Acht Stunden später blickte sich Alex im Bus um, der ihn nach Hause bringen sollte. Die Gesichter der Menschen, egal ob jung oder alt, deprimierten ihn. Verkniffene, leere, müde Fratzen. Viele wirkten völlig abwesend, als wären die Augen nur Glasmurmeln und dahinter niemand zu Hause. Wie hypnotisiert tippten, wischten und drückten sie auf ihren Smartphones herum. Beinahe alle unter fünfzig hatten sich von ihrer Umwelt durch Kopfhörer abgeschottet und blickten verloren zum Fenster hinaus oder fixierten in vorgetäuschter Coolness mit zur Hälfte heruntergelassenen Augenlidern einen Punkt am Boden. Die Luft war stickig und verbraucht. Ganz hinten telefonierte ein Mann lautstark mit jemandem und erzählte von einem reservierten Tisch in einem Restaurant für den Abend. Alex fühlte plötzlich wieder diesen warmen Knoten in seinem Magen. Als würde jemand versuchen, von hinten eine große Decke über ihn zu stülpen und ihm den Atem zu nehmen. Alex wollte nicht hier sein und er mochte die Ansammlung von Menschen nicht, die hier auf ihn wartete. Empfand er die Atmosphäre in diesem Bus denn als einziger so? War den anderen nicht auch einfach nur nach Schreien zu Mute? Diese Beklemmung. Dieser Druck. Die latente Aggression in der Luft. Fast bekam man Lust, einen Amoklauf zu begehen. Auch das war eine der gefühlten Niederlagen des Alex H. – öffentliche Verkehrsmittel. Warten, wie das Schaf an der Schlachtbank, bis man abgeholt wurde, so stand er an der Haltestelle. Verständlich machen konnte er seine Empfindungen anderen gegenüber nicht.

Alex setzte sich neben eine dicke Frau, die mehrere Einkaufstüten vor sich zwischen die Beine geklemmt hatte. Für so fette Kühe waren die Sitzflächen natürlich nicht konzipiert und Alex saß mit einer Arschbacke mehr oder weniger in der Luft. Trotzdem war ihm dieser Sitzplatz lieber als die anderen, die noch frei gewesen waren. Er zog die kleine Dose mit Lärmschutzstöpseln aus seiner Jackentasche und drückte sie sich in die Ohren. Dann schloss er die Augen und versuchte tief und gleichmäßig zu atmen. Nichts hören, nichts sehen. Ruhig bleiben und sich nicht von der allgemeinen Depression in der Luft anstecken lassen. Ihr könnt mir gar nichts, dachte Alex. Aber am liebsten würde ich euch alle umbringen. In aller Ruhe. Einen nach dem anderen. Mit einer Brechstange den Schädel zertrümmern. Das Gesicht zu Brei schlagen. Und aus dem fahrenden Bus werfen.

Die schlechte Luft blieb natürlich trotzdem.

Zu Hause angekommen wunderte sich Alex, dass die Tür nicht verschlossen, sondern nur zugezogen war. Aus der Küche war Musik aus dem kleinen Küchenradio zu hören.

»Hey, hey, kein Spanischkurs heute?«

»Nee, fällt aus. Der Lehrer ist krank.«

»Oh, was machst du da?« In der Spüle standen benutzte Töpfe, auf der Arbeitsfläche hatte sich ein Chaos aus Schälchen, Gewürzen, Soßen und Besteck gebildet.

Alexia grinste ihn an. Mit der Schürze um den Leib, den hochgesteckten Haaren und der Lesebrille auf der Nase, sah sie verdammt erotisch aus. Und das wusste sie auch. Mit einem Finger im Kochbuch sagte sie: »Lass dich überraschen. Ich probiere was Neues aus.«

»Kann ich was helfen?«

»Ja, bleib draußen und lass mich in Ruhe machen.«

»Du teuflisches Weib. Du sexy Hausfrau. Du göttliche Gourmetköchin – nichts leichter als das!«

Alex schloss die Tür und blieb etwas ratlos im Flur stehen. Üblicherweise konnte er an diesem Wochentag den Abend nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten. Er schaute Filme, von denen er wusste, dass diese Alexia nicht interessierten oder mit Sicherheit nicht gefallen würden. Er igelte sich ein und las oder er ging in die Kneipe, in der Hoffnung auf andere Gäste, mit denen er Billard spielen konnte. Jetzt, da Alexia extra für sie beide kochte, fand er keine dieser Unternehmungen angemessen. Schließlich entschied er, dass das Rauchen zu üben die einzig sinnvolle Beschäftigung war, die er im Moment vor sich selbst rechtfertigen konnte. Abspülen und Aufräumen wäre Morgen ohnehin sein Job. Im Wohnzimmer lag eine Schachtel auf dem Couchtisch. Alex zog die Schuhe aus, streckte sich auf dem Sofa lang und zündete sich eine Zigarette an. Er inhalierte zunächst vorsichtig und musste grinsen. Bald schon würde er die Art von Raucher sein, die sich Alexia als Freund wünschte: Lässig, wie nebenbei und in vollkommener Selbstverständlichkeit, am besten Kette. Er erfüllte ihr diesen Wunsch nur zu gern. Getreu dem Motto »Besser spät als nie« oder »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.«

Wenig später tischte Alexia Lammkotelett mit Rosmarinkartoffeln und dazu in Speck gewickelte grüne Bohnen mitsamt gegrillten Austernpilzen auf.

Nach dem Essen hielten sie sich mit beiden Händen demonstrativ das vollgeschlagene Bäuchlein.

»Meine Güte, war das lecker«, keuchte Alex. »Und dermaßen viel, das ich beinahe Lust hätte, mir den Finger in den Hals zu stecken.«

»Tu dir keinen Zwang an, Nachschlag ist noch da«, sagte Alexia. »Simpsons?«

»Okay, mach.«

Alexia fuhr den Rechner hoch und sie schauten schweigend ein paar ältere Folgen der Simpsons, die Alex auf Festplatte heruntergeladen hatten.

Irgendwann drückte Alexia eine ihrer zahlreichen Kippen im Aschenbecher aus, während sie die verbrauchte Luft in Richtung Decke blies.

»Nachtisch wäre jetzt auch nicht schlecht«, meinte Alexia.

»Bist du verrückt? Ich krieg kein Bissen mehr runter.«

»Ich dachte da auch eher an was Anderes.« Alexia blinzelte ihrem getreuen Lebensabschnittspartner auffällig aufreizend zu.

»Oh«, machte Alex »Ach so. Also, äh, Schwanz mit Soße wäre da noch im Angebot.«

»Klingt ganz hervorragend«, flüsterte Alexia. »Lass mal sehen.«

Und Alex lieferte wie bestellt. Sie machten es langsam, zärtlich und mit viel Gefühl. Man könnte von Liebe sprechen. Aber letztendlich lief es darauf hinaus, dass ein erigierter Penis in eine wohlbefeuchtete Vagina eindrang. Beide Körper bewegten sich motiviert hin und her. Schließlich kam es zu einer Ejakulation von Sperma. Das war schon okay so. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Alex schnürte sich die Joggingschuhe gewissenhaft mit Doppelknoten zu. Er hasste es, wenn er das Laufen wegen aufgegangener Schnürsenkel unterbrechen musste. Vor dem Haus schlug ihm die kalte Luft des Vormittags entgegen. Über die Art und Weise, wie er die Dehnungsübungen absolvierte, hätte jemand mit Ahnung von der Materie vermutlich nur den Kopf geschüttelt. Alex blickte auf die Uhr. Eigentlich sollte er jetzt im Laden stehen. Alexia hatte ihn am frühen Morgen zweimal vergeblich zum Aufstehen gedrängt. Er war einfach wieder eingeschlafen. Dass sie irgendwann die Wohnung verlassen haben musste, hatte er nicht mitbekommen. Als er die Augen aufschlug und die Uhrzeit auf dem elektronischen Wecker neben dem Bett sah, beschloss er kurzerhand, sich krank zu melden. Zwei Tage hintereinander zu spät zu kommen hielt er für keine gute Idee. Außerdem hatte er das Gefühl, er habe sich mal wieder eine Auszeit verdient. Alex war der Meinung, dass er unter dem Strich weitaus zuverlässiger und vor allem produktiver arbeitete als Ina. Aber Ina war immer pünktlich und konnte mit Oscar irgendwie besser umgehen als er. Alex hoffte nur, sie würde seine Krankmeldung glaubhaft weitergeben. Das wäre schon die halbe Miete für Morgen. Wie vermutlich alle Chefs von kleinen Läden unterstellte Oscar seinen Angestellten grundsätzlich Faulheit und Betrug. Und genau genommen hatte er dieses eine Mal auch Recht.

Alex blickte noch einmal auf die Uhr und lief los. Er achtete zuerst auf sein Tempo