Gehirn^4 - Dr. Jill B. Taylor - E-Book

Gehirn^4 E-Book

Dr. Jill B. Taylor

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Beschreibung

Wie sich unser Gehirn gezielt steuern lässt Mit ihrem bahnbrechenden neuen Ratgeber präsentiert die renommierte Hirnforscherin Dr. Jill Bolte Taylor eine völlig neue Sicht auf die Funktionsweise unseres Gehirns. Lange Zeit glaubte man, die rechte Gehirnhälfte sei unser emotionales Gehirn, während unsere linke Gehirnhälfte das rationale Denken beherberge. Nun zeigt die Neurowissenschaft, dass es nicht so einfach ist: Tatsächlich ist unser emotionales limbisches Gewebe gleichmäßig auf beide Hemisphäre verteilt. Folglich besteht jede Gehirnhälfte sowohl aus einem emotionalen als auch aus einem denkenden Teil. In ihrem ersten Buch Mit einem Schlag berichtete Bolte Taylor von ihrer schweren Hirnblutung und ihrer sich daraus ergebenden einzigartigen Einsicht in die Funktionsweise des menschlichen Gehirns. In den darauffolgenden Jahren forschte sie weiter und kam zu dem Ergebnis: Im Gehirn gibt es vier unterschiedliche Gruppen von Zellen. Diese beeinflussen unsere Wahrnehmung und formen unsere Persönlichkeit. Wie genau diese sogenannten vier Charaktere aussehen, wie wir sie in uns erkennen, wie sie zusammenarbeiten und wie wir sie bewusst steuern können, zeigt uns Jill B. Taylor auf sehr anschauliche Weise. Wie schon in ihrem ersten Buch verwebt sie die Wissenschaft mit ihren persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen während ihres Schlaganfalls und macht das Buch so für alle verständlich. Durch den Bereich des wahren Selbst bekommt ihre Hirnforschung eine zutiefst spirituelle Dimension. Denn Jill Bolte Taylor ist davon überzeugt, dass die Erfahrung des Nirwana im Bewusstsein der rechten Gehirnhälfte existiert. Ihr Fazit lautet: Frieden ist nur einen Pulsschlag entfernt und jeder Mensch hat über sein Gehirn Zugang dazu.

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Seitenzahl: 591

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Jill B. Taylor

Wie die Entdeckung der 4 Dimensionen des Gehirns uns zu freien Menschen macht

Aus dem Englischen von Horst Kappen

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Wie sich unser Gehirn gezielt steuern lässt

Mit ihrem bahnbrechenden neuen Ratgeber präsentiert die renommierte Hirnforscherin Dr. Jill Bolte Taylor eine völlig neue Sicht auf die Funktionsweise unseres Gehirns. Lange Zeit glaubte man, die rechte Gehirnhälfte sei unser emotionales Gehirn, während unsere linke Gehirnhälfte das rationale Denken beherberge. Nun zeigt die Neurowissenschaft, dass es nicht so einfach ist: Tatsächlich ist unser emotionales limbisches Gewebe gleichmäßig auf beide Hemisphäre verteilt. Folglich besteht jede Gehirnhälfte sowohl aus einem emotionalen als auch aus einem denkenden Teil.

In ihrem ersten Buch Mit einem Schlag berichtete Bolte Taylor von ihrer schweren Hirnblutung und ihrer sich daraus ergebenden einzigartigen Einsicht in die Funktionsweise des menschlichen Gehirns. In den darauffolgenden Jahren forschte sie weiter und kam zu dem Ergebnis: Im Gehirn gibt es vier unterschiedliche Gruppen von Zellen. Diese beeinflussen unsere Wahrnehmung und formen unsere Persönlichkeit. Wie genau diese sogenannten vier Charaktere aussehen, wie wir sie in uns erkennen, wie sie zusammenarbeiten und wie wir sie bewusst steuern können, zeigt uns Jill B. Taylor auf sehr anschauliche Weise.

Wie schon in ihrem ersten Buch verwebt sie die Wissenschaft mit ihren persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen während ihres Schlaganfalls und macht das Buch so für alle verständlich. Durch den Bereich des wahren Selbst bekommt ihre Hirnforschung eine zutiefst spirituelle Dimension. Denn Jill Bolte Taylor ist davon überzeugt, dass die Erfahrung des Nirwana im Bewusstsein der rechten Gehirnhälfte existiert. Ihr Fazit lautet: Frieden ist nur einen Pulsschlag entfernt und jeder Mensch hat über sein Gehirn Zugang dazu.

Inhaltsübersicht

Widmung

Vorwort

Teil 1: Ein kurzer Abstecher in Ihr Gehirn

Meine Geschichte und unser Gehirn

Mein Schlaganfall und was er mich lehrte

Das »Wir« in mir

Was das für Sie bedeutet

Wie wir denken und fühlen

Gehirnanatomie und Persönlichkeit

Die Split-Brain-Experimente

Wie die beiden Hemisphären des Gehirns funktionieren

Die vier Charaktere in unserem Gehirn

Teamarbeit im Gehirn: die vier Charaktere

Wie Ihre vier Charaktere denken und fühlen

Das Team in Ihrem Gehirn und Ihre persönliche Entscheidungsfreiheit

Ihre Heldenreise zum Seelenfrieden

Eine Botschaft an Ihre vier Charaktere

Teil 2: Ihre vier Charaktere

Charakter 1: das rationale Ich der linken Gehirnhälfte

Der Wald und die Bäume

Der Verlust und die Wiederherstellung meines Charakters 1

Das Bewusstsein der linken Gehirnhälfte

Der Charakter 1 in der Welt

Charakter 1: Arbeit und Freizeit

Charakter 2: das emotionale Ich der linken Gehirnhälfte

Unser Reptiliengehirn

Fühlende Wesen, die denken

Angst und Furcht

Der Schlüssel zum Seelenfrieden

Der Charakter 2 in der Welt

Charakter 2: Arbeit und Freizeit

Charakter 3: das emotionale Ich der rechten Gehirnhälfte

Grenzenlos gegenwärtig

Emotionalität, Vergangenheit und Gegenwart

Der Charakter 3 in der Welt

Charakter 3: Arbeit und Freizeit

Charakter 4: das rationale Ich der rechten Gehirnhälfte

Von der kosmischen Energie zum menschlichen Leben

Gehirnzellen und Bewusstheit

Der Charakter 4 in der Welt

Charakter 4: Arbeit und Freizeit

Brain Huddle oder das Meeting im Gehirn: Ihr Powertool für den Seelenfrieden

Ein Anker für die Seele

Fünfzig Billionen Verbündete

Die Vorzüge des Brain Huddle

Wie das Meeting in Ihrem Kopf funktioniert

Der Reset-Knopf

Ausblick auf Teil 3

Teil 3: Die vier Charaktere in freier Wildbahn

Die Verbindung mit uns selbst: unsere vier Charaktere und der Körper

Charakter 1

Charakter 2

Charakter 3

Charakter 4

Wie die vier Charaktere mit Krankheiten umgehen

Wie die vier Charaktere mit den Themen »Fitness« und »Ernährung« umgehen

Die vier Charaktere in ihrem Verhältnis zur medizinischen Versorgung

Die vier Charaktere und die Kunst des Älterwerdens aus körperlicher, geistiger, seelischer und spiritueller Sicht

Die Verbindung zu anderen: unsere vier Charaktere in Liebe und Partnerschaft

Verhaltensmuster in der Partnerschaft

Die Moral der Geschichte

Die Unterbrechung und Wiederherstellung der Verbindung: unsere vier Charaktere in Fragen von Sucht und Genesung

Zelltrauma und bewusste Lebensführung

Meine eigene Erfahrung mit der Sucht

Gemeinsam in einem Boot

Ein Kommentar

Mehr über Freunde und Familie

Heilungs- und Erlösungswege als Hilfe zur Selbsthilfe

Der Weg der Heilung

Die verwandelnde Kraft des Brain Huddle, der Heldenreise und der Zwölf-Schritte-Programme

Wir alle sind auf dem Weg der Heilung

Ausblick

Die vergangenen einhundert Jahre: unsere vier Charaktere und der Einfluss der Informationstechnologie

Die G.I.-Generation: Schulterschluss der 1er-Charaktere

Die Silent Generation: eine mundtot gemachte Generation

Die Generation der Babyboomer: der amerikanische Traum

Generation X: die Schlüsselkinder

Die Generation der Millennials: »Einer für alle, alle für einen«

Generation Z: die Informationstechnologie im Blut

Wo wir jetzt stehen

Vollkommen, ganz und schön

Wie geht es von hier aus weiter?

Das gesunde Gehirn: vollkommen, ganz und schön

Dank

Register

In ewiger Dankbarkeit für die Liebe von G. G. und Hal, Florence und Bill sowie Poppy und Dandy.

 

Vorwort

Der innere Frieden ist nur einen Gedanken weit entfernt

Im Jahr 2008 erhielt ich eine Einladung, einen TED-Vortrag zu halten. Zu diesem Zeitpunkt waren erst sechs TED-Talks ins Netz gestellt, und ich hatte keine Ahnung, was »TED« bedeutet. (Wie sich herausstellte, steht es für »Technology, Entertainment and Design«.) Mein Vortrag »My Stroke of Insight«, den ich in Monterey/Kalifornien hielt, war der erste TED-Talk, der sich rasant im Internet verbreitete. Infolgedessen wurden TED und ich gleichzeitig weltweit bekannt.

In diesem Vortrag sprach ich darüber, wie ich eine massive Hirnblutung erlitten hatte, bei der die linke Hemisphäre meines Gehirns komplett ausfiel und die rechte die Führung übernahm. Ich beschrieb, wie ich aus der Perspektive einer Hirnforscherin fasziniert dabei zusah, dass meine neurologischen Schaltkreise und geistigen Fähigkeiten offline gingen. Ich ließ das Publikum teilhaben an der Geschichte vom Untergang meiner linken Gehirnhälfte, durch den ich in einen Zustand der stillen Euphorie und des Einsseins mit dem Universum versetzt wurde, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte.

Innerhalb von drei Monaten nach diesem Vortrag wurde ich vom Time Magazine zu einer der einhundert einflussreichsten Personen des Jahres 2008 gewählt. Ich war unter den ersten Gästen in Oprah Winfreys Talkshow »Super Soul Sunday«, und die Originalausgabe meines ersten Buches, Mit einem Schlag (My Stroke of Insight),1 erschien bei Penguin Books. Es hielt sich 63 Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times. Mehr als zwölf Jahre später war es auf dem Amazon-Marketplace noch immer die Nummer eins zum Thema Schlaganfall und unter den ersten zehn Titeln in anderen Kategorien wie Anatomie, Biografien von Medizinern und Erkrankungen des Nervensystems.

Mit diesem 18-minütigen Vortrag war meine Welt auf einmal eine andere geworden, und auch das Leben vieler anderer Menschen hat er nachhaltig verändert. Noch immer kommen Teilnehmer der damaligen TED-Konferenz zu mir, um mir zu erzählen, in welcher Reihe sie an diesem denkwürdigen Nachmittag gesessen hatten, und über 25 Millionen Aufrufe später ist mein Beitrag einer der bekanntesten TED-Talks überhaupt. Im Laufe der Jahre haben mich Hunderttausende von E-Mails erreicht, in denen mich Menschen danach fragen, wie auch sie zu diesem von mir beschriebenen Zustand stiller Euphorie hinfinden können.

Zweifellos war dieser TED-Talk in vieler Hinsicht ein erstaunlicher Erfolg.

Aber in einer Hinsicht, die mir sehr am Herzen lag, hat der Vortrag die gewünschte Wirkung nicht erzielt. Als Menschen, so war mein Anliegen, sollten wir erkennen, dass wir alle als Teil eines Ganzen miteinander verbunden sind, und ich wünschte mir, dass wir uns gegenseitig mit mehr Respekt und Wohlwollen behandeln würden. Stattdessen hat der faire und höfliche Umgang miteinander in den vergangenen gut zehn Jahren eindeutig Schaden genommen.

Vielleicht ist das nicht so überraschend, wenn man bedenkt, dass wir in einer Welt leben, in der unsere Politik, unsere menschlichen Beziehungen und im Grunde genommen unser ganzes Dasein immer tiefer im Chaos versinken. Das Leben ist hart mit all seinen Höhen und Tiefen, und niemand von uns ist mit einer Bedienungsanleitung auf diese Welt gekommen, wie man alles richtig macht. Eines aber habe ich gelernt: Wir haben die Macht, innezuhalten, die eingefahrenen Bahnen unserer Verhaltensmuster zu verlassen und bessere Entscheidungen zu treffen. Wir haben die Macht, von Augenblick zu Augenblick zu wählen, wer und wie wir in der Welt sein wollen.

Wie jede unserer Fähigkeiten ist auch diese Fähigkeit abhängig von den Zellen in unserem Gehirn, die die entsprechende Funktion erfüllen. Unser Gehirn ist ein großartiges Werkzeug, das Zentrum unserer Gedanken, Emotionen, Erfahrungen und Verhaltensweisen. Wenn wir auf der Zellebene verstehen, was in der Beziehung zwischen unseren Gedanken und unseren Gefühlen vor sich geht, dann müssen wir uns nicht länger von unseren Emotionen und impulsiven Reaktionen gängeln lassen. Stattdessen können wir den Mut finden, unser bestes Leben zu leben und unser bestes Selbst zu sein. Denn wir haben weit mehr Macht über das, was in unseren Köpfen passiert, als man uns jemals beigebracht hat.

Ein großer Teil des Stoffs in diesem Buch beruht auf eigener Erfahrung – der Erfahrung, mein Gehirn durch ein traumatisches Ereignis versagen zu sehen – und den Einsichten, zu denen ich gelangte, während sich die Zellen in meinem Gehirn erholten. Letztlich geht es in diesem Buch aber um unser aller Weg durch die Herausforderungen des Lebens und darum, wie das Wissen um die Anatomie unseres Gehirns uns dabei helfen kann, für unser Dasein die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen. Was Sie auf diesen Seiten finden, ist ein neues Erklärungsmodell, wie die verschiedenen Areale unseres Gehirns zusammenarbeiten, um unsere Wahrnehmung der Realität zustande zu bringen. Außerdem finden Sie hier eine Reihe konkreter Techniken, mit deren Hilfe Sie nicht nur die emotionalen und impulsiven Reaktionen Ihres Gehirns besser in den Griff bekommen, sondern letztlich ein Leben aus der Ganzheit Ihres Gehirns heraus führen können.

Sie sind die Lebenskraft des Universums, und Ihr Menschengehirn ist ein Wunderwerk, dessen Möglichkeiten Ihre kühnsten Vorstellungen übertreffen. Dieses Buch will Ihnen zeigen, was das genau heißt: wie Sie lernen können, sich Ihrer Kraft bewusst zu werden und sich dieser Techniken zu bedienen, um sich das Leben zu schaffen, das Sie führen möchten. Dieses Buch ist Ihr Wegweiser zum inneren Frieden, der tatsächlich nur einen Gedanken weit entfernt ist.

Teil 1

Ein kurzer Abstecher in Ihr Gehirn

Kapitel 1

Meine Geschichte und unser Gehirn

Ich wurde Hirnforscherin, weil bei meinem achtzehn Monate älteren Bruder irgendwann Schizophrenie diagnostiziert worden war. Als Kinder waren wir praktisch unzertrennlich, aber schon sehr früh erkannte ich, dass mein Bruder und ich in der Art, wie wir die Realität erfuhren, stark voneinander abwichen. Regelmäßig kam es vor, dass wir zu völlig unterschiedlichen Interpretationen dessen gelangten, was wir gemeinsam erlebten, auch wenn es sich gerade erst abgespielt hatte. So konnte er zum Beispiel aus dem Tonfall unserer Mutter schließen, dass sie böse auf uns wäre, während ich mir ziemlich sicher war, dass sie nur Angst hatte, wir könnten uns verletzen. Und so gewann die Frage, was »normal« ist, für mich an Faszination, denn mir war klar, dass eine(r) von uns beiden aus dem Rahmen fiel. Soweit ich es beurteilen konnte, war ihm selbst nicht bewusst, wie sehr unsere Wahrnehmungen und Interpretationen voneinander abwichen.

Um bei alldem nicht an mir selbst zu zweifeln und irre zu werden, begann ich, sehr genau darauf zu achten, was ich von anderen aus ihrer Gestik und Mimik lernen konnte. Ich war fasziniert von Anatomie, und an der Indiana University studierte ich physiologische Psychologie und Humanbiologie. Nachdem ich ein paar Jahre als Laborantin in einem Labor für Neuroanatomie zugebracht hatte, übersprang ich den Masterstudiengang und wechselte direkt zum Doktorandenstudium der Biowissenschaften an der Indiana State University.

Obwohl mein Forschungsschwerpunkt an der Medizinischen Fakultät in der Neuroanatomie lag, fand ich meine wahre Erfüllung im Labor für Makroanatomie, wo wir Leichname sezierten. Für mich gibt es wahrlich nichts Großartigeres als den menschlichen Körper, daher war das »Makrolab« ein exquisiter Genuss. Es war während dieses Studiengangs, als mein Bruder im Alter von einunddreißig Jahren offiziell die Diagnose »chronische Schizophrenie« erhielt. Wie man sich denken kann, war ein Teil von mir erleichtert zu erfahren, dass er derjenige war, dem bescheinigt wurde, »nicht normal« zu sein, denn es bedeutete, dass höchstwahrscheinlich ich die Neurotypische2 von uns beiden war.

Nach meiner Promotion in Indiana ging ich nach Boston, wo ich zunächst zwei Jahre am Institut für Neurowissenschaften in Harvard verbrachte. Anschließend wechselte ich für vier weitere Jahre an das dortige Institut für Psychiatrie, wo ich mit der »Königin der Schizophrenie«, der phänomenalen Francis Benes, zusammenarbeitete. Meine Forschungsarbeit und meine akademische Laufbahn liefen wirklich wie am Schnürchen. Ich liebte es, eine Laborratte zu sein, und verspürte so etwas wie eine ehrfürchtige Kameradschaft mit den herrlichen Zellen, die ich durch das Mikroskop untersuchte.

Ich war fasziniert davon, wie unser Gehirn unsere Realitätswahrnehmung hervorbringt. Ich untersuchte die Gehirnzellen und neurologischen Netzwerke von Verstorbenen, die diagnostisch der Gruppe »Normal-Kontrolle« zugeordnet worden waren – das heißt, sie sollten als Kontrollgruppe in den von mir entworfenen Experimenten dienen –, und verglich dann dieses Gehirngewebe mit den Gehirnen von Personen, bei denen Schizophrenie oder eine schizoaffektive beziehungsweise bipolare Störung diagnostiziert worden war.

Meine Wochentage verbrachte ich damit, innovative Forschung zu betreiben, die wirklich atemberaubend war. Ihren Niederschlag fand sie in Zeitschriftenartikeln, die Titel trugen wie »Differenzielle Verteilung von Tyrosinhydroxylase-Fasern auf kleinen und großen Nervenzellen in Schicht II des anterioren cingulären Cortex des schizophrenen Gehirns« und »Die Kolokalisation von Glutamat-Decarboxylase, Tyrosinhydroxylase und Serotonin-Immunreaktivität im medialen präfrontalen Cortex von Ratten«. Der letztgenannte Artikel wurde zu einem Klassiker, da er der allererste Beitrag war, der in der Neuroscience-Net erschien, der ersten reinen Online-Fachzeitschrift.

An den Wochenenden beschritt ich, mit der Gitarre im Gepäck, andere Wege. Als die »Singin’ Scientist« tingelte ich für die Harvard Brain Bank durchs Land und klärte Familien, in denen psychische Erkrankungen aufgetreten waren, über den Mangel an Gehirngewebe in der Forschung und die Bedeutung von Organspenden auf. Und mit sechsunddreißig Jahren war ich die Jüngste, die jemals in den nationalen Vorstand von NAMI, der National Alliance on Mental Illness, gewählt wurde. Dieser großartige Verband zählt zu seinen Mitgliedern über 100000 Familien, unter deren Angehörigen eine schwere psychische Erkrankung diagnostiziert wurde. In den USA ist der auf nationaler, bundesstaatlicher und kommunaler Ebene tätige Verband eine sehr wichtige Anlaufstelle für Familien in Not. Im Wechsel zwischen diesen beiden Polen – der Forschung und dem Engagement für psychisch Kranke – erlebte ich mein Leben als wunderbar sinnerfüllt. Ich half Menschen, die sich in einer Lage befanden wie mein Bruder, während ich zugleich den Finger am Puls der Forschung und der landesweiten Gesundheitspolitik hatte.

Ich stand in der Blüte meines Lebens, war fit und sportlich und kletterte die Karriereleiter in Harvard hinauf. Ich hatte mir den Traum erfüllt, mir einen Platz als erfolgreiche Neurowissenschaftlerin in der Welt der Schizophrenie-Forschung zu erobern, und fand einen Lebenssinn in meinem sozialen Engagement. Dann, am Morgen des 10. Dezember 1996, erwachte ich im Alter von siebenunddreißig Jahren mit einem hämmernden Schmerz hinter meinem linken Auge.

Mein Schlaganfall und was er mich lehrte

Wie sich herausstellte, war es eine angeborene Gefäßmissbildung im Gehirn, von der ich nichts wusste, bis sie zu einem Problem wurde. Eine sogenannte arteriovenöse Malformation (AVM) platzte in meiner linken Gehirnhälfte, und im Laufe der folgenden vier Stunden sah ich zu, wie meine Gehirnfunktionen eine nach der anderen versagten. Am Nachmittag desselben Tages konnte ich nicht mehr gehen, sprechen, lesen und schreiben oder mich an irgendetwas aus meinem Leben erinnern. Ich war wirklich zu einem Säugling im Körper einer Frau geworden.

Wie man sich denken kann, war es für mich faszinierend, dem Systemausfall meines Gehirns mit den Augen einer Neurowissenschaftlerin beizuwohnen. Die Schädigung der linken Hemisphäre war so massiv, dass der Verlust meines Sprachvermögens und -verständnisses vorprogrammiert war. Außerdem verstummte der plappernde »Affenverstand« meiner linken Gehirnhälfte. Nachdem der Schaltkreis, in dem sich mein innerer Dialog abspielte, unterbrochen war, befand ich mich fünf volle Wochen im Zentrum eines völlig stillen Gehirns. Mir kam sogar die kleine Stimme meines Ich-Bewusstseins abhanden, die sagen konnte: »Ich bin ein Individuum, das getrennt vom Ganzen existiert. Ich bin Dr. Jill Bolte Taylor.« Mit dem Ausfall meiner geschwätzigen, linear denkenden linken Gehirnhälfte trat ich in die überwältigende Erlebniswelt des gegenwärtigen Augenblicks ein, und dort war es einfach herrlich.

Zum Verlust meines Sprachvermögens und meiner Identität kam noch etwas anderes hinzu: Durch die Schädigung des linken Scheitellappens, der die Sinneseindrücke aus der Außenwelt verarbeitet, war ich außerstande zu sagen, wo mein Körper endete und die Außenwelt begann. Als Folge davon veränderte sich meine gesamte Selbstwahrnehmung. Ich erlebte mich nicht mehr als ein körperliches Wesen, sondern als einen riesigen Energieball, der das ganze Universum ausfüllte. Aus dem Bewusstsein meiner rechten Gehirnhälfte heraus nahm ich mich als grenzenlos wahr, und mein Geist schwebte frei, wie ein großer Wal, der durch ein Meer stiller Euphorie gleitet.

Auch auf der Ebene der Emotionen gab es einen tiefgreifenden Wandel. Von dem normalen Gefühlsleben, wie ich es vor meinem Schlaganfall hatte, blieb nichts als ein Gefühl friedlicher Seligkeit.

Ich weiß, das klingt wie ein großer Segen, und in gewisser Weise war es das auch, aber erst durch die Fähigkeit, das ganze Spektrum der Gefühle zu erleben, wird das Leben reich und interessant. Auf der körperlichen Ebene war der Wandel, der in diesen vier Morgenstunden meines Schlaganfalls mit mir vor sich ging, nicht weniger dramatisch: War ich zuvor in der Lage, eine Meile innerhalb von dreißig Minuten zu schwimmen, so lag ich nun ausgestreckt auf einer Krankenhausbahre, mit wachem Geist gefangen in einem reglosen Körper, der sich anfühlte wie eine Tonne Blei.

Es dauerte acht Jahre, bis sich mein Körper vollständig erholt hatte und ich wieder Slalom-Wasserski fahren konnte. Während dieser Zeit regenerierten sich auch die neuronalen Netzwerke, die Gefühle wie Groll, Schuld und Scham ermöglichen, sowie all die anderen, subtileren Gefühle und Emotionen, die dem Leben Farbe verleihen. Es sind unsere Emotionen, auch die negativen, denen wir den Reichtum unserer Erfahrungswelt verdanken und die das Leben so facettenreich und besonders machen. Über meinen Schlaganfall, meine Genesung und das, was ich dabei über Neuroplastizität und die Regenerationsfähigkeit des Gehirns lernen konnte, habe ich in meinem Buch Mit einem Schlag ausführlich berichtet.

Seither bin ich der wertvollsten Einsicht, die ich bei diesem Exkurs in die Tiefen meines Gehirns gewonnen habe, noch gründlicher nachgegangen: der Einsicht, dass wir die Macht besitzen, unsere emotionalen Schaltkreise willentlich an- und auszuschalten. Klopft man mit einem Reflexhammer unterhalb des Knies gegen die Patellasehne, erfolgt automatisch eine Trittbewegung. Das gleiche Prinzip, das den neurologischen Reflexen unseres Körpers zugrunde liegt, ist auch dann im Spiel, wenn ein Gefühlsschaltkreis ausgelöst wird und wir reflexartig mit Angst, Ärger oder Aggression reagieren.

Sobald der Schaltkreis stimuliert ist und wir eine emotionale Reaktion in uns ausgelöst haben, dauert es weniger als 90 Sekunden, bis das chemische Korrelat dieser Emotion uns durchflutet und daraufhin vollständig aus unserem Blutkreislauf geschwemmt wird. Allerdings können wir uns bewusst oder unbewusst dafür entscheiden, den Gedanken, der den Gefühlsschaltkreis aktiviert hat, weiterzudenken und länger als 90 Sekunden verletzt, wütend, traurig oder was auch immer zu bleiben. Was wir in diesem Fall auf neurologischer Ebene tun, ist aber dies: Wir stimulieren den Gefühlsschaltkreis erneut, sodass er immer wieder von Neuem in Gang gesetzt wird. Ohne wiederholte Auslöser wird er aber nur einmal ablaufen und nach den 90 Sekunden, die es dauert, die chemischen Vorgänge zu neutralisieren, zur Ruhe kommen. Ich nenne das »Die 90-Sekunden-Regel« und werde dafür in den nächsten Kapiteln noch Beispiele bringen.

Das »Wir« in mir

Die TED-Konferenz, auf der ich einen Vortrag hielt, war den »großen Fragen« gewidmet, und für die Eröffnungsrunde waren wir Redner*innen angehalten, das Thema »Wer sind wir?« zu behandeln. Ich habe mich dafür entschieden, über das »Wir« in jedem unserer beiden Gehirne zu sprechen, das »Wir« unserer linken und rechten Gehirnhälfte. Auf der Rednerliste standen die Namen einiger weltberühmter Wissenschaftler, darunter der kanadische Anthropologe Wade Davis und Louise Leakey, eine Paläontologin des National Geographic. Und dann war da noch ich, eine Predigertochter aus Indiana, die es bis nach Harvard geschafft und sich von einem lebensbedrohlichen Schlaganfall erholt hatte. Es liegt auf der Hand, dass ich die am wenigsten bekannte Referentin in dieser Runde war.

 

Wir haben in jedem Augenblick die Macht zu wählen, wer und wie wir in der Welt sein wollen.

 

Am Tag vor dem Beginn der Konferenz war ich auf dem Podium, um mit den TED-Mitarbeitern und dem Team von der Technik einen Probedurchlauf zu machen. Sie führten Ton- und Beleuchtungschecks durch und arbeiteten an der Logistik, und da ich ein konserviertes menschliches Gehirn mitgebracht hatte, gab es ein paar Dinge zu beachten. Nach den ersten sechs Minuten unterbrach ich meinen Vortrag und wollte schon aufhören. Doch Chris Anderson, der Kurator von TED, forderte mich auf weiterzumachen. Seine Mutter hatte einen Schlaganfall erlitten, daher war er an meinem Thema besonders interessiert.

Im nächsten Abschnitt ließ ich vor meinem Publikum die Abläufe beim Zusammenbruch meines Geistes Revue passieren, wie sie sich am Morgen des Schlaganfalls ereignet hatten. Ich schilderte, wie es sich anfühlte, zwischen dem Bewusstsein meiner linken und rechten Gehirnhälfte hin- und herzupendeln. Es war ein dramatisches Geschehen, bei dem meine linke Hemisphäre verzweifelte Selbstrettungsversuche unternahm, während meine rechte Hemisphäre in seliger Euphorie verharrte.

Ich beschrieb, wie ich darum kämpfte, die Verbindung zu den Funktionen meiner linken Gehirnhälfte aufrechtzuerhalten, und wie es mir gelang, telefonisch einen Notruf abzusetzen, obwohl ich nicht mehr in der Lage war, artikuliert zu sprechen. Als ich mich in einem Krankenwagen zur Embryonalstellung zusammengerollt wiederfand, spürte ich, wie mein Geist aufgab, und in diesem Moment der Ablösung war ich mir sicher, dass ich mich im Augenblick des Übergangs in eine andere Welt befand. – Zu meiner Überraschung war an diesem Punkt meiner Schilderung der Saal von einer unheimlichen Stille erfüllt, und ich bemerkte, dass Mitarbeiter und Crew ihre Arbeit unterbrochen hatten, um zuzuhören.

Zitat: »Als ich dann am Nachmittag aufwachte, war ich schockiert zu sehen, dass ich noch am Leben war. Als ich gespürt hatte, wie mein Geist aufgab, hatte ich meinem Leben Lebewohl gesagt. Dann wurde mir klar, dass ich doch noch lebte und Nirwana gefunden hatte. Und wenn ich Nirwana gefunden hatte und noch am Leben war, dann konnte jeder, der am Leben ist, Nirwana finden. Ich stellte mir eine Welt voller schöner, friedlicher, mitfühlender und liebevoller Menschen vor, die wissen, dass sie ganz bewusst von ihrer linken in ihre rechte Gehirnhälfte wechseln und diesen Frieden finden können. Und dann wurde mir klar, was für ein großartiges Geschenk diese Erfahrung sein kann, was diese plötzliche Einsicht für die Art, wie wir unser Leben führen, bedeuten kann. Und das hat mich motiviert, wieder gesund zu werden.«

Im Saal war es nun nicht mehr still. Als ich geendet hatte, hörte ich Schniefen und sogar Schluchzen. Chris änderte sofort den Zeitplan und verlegte meinen Beitrag ans Ende der Nachmittagsbeiträge. Ich mochte eine unbekannte Predigertochter aus Indiana sein, aber er wusste, dass dieser Vortrag etwas Besonderes war und dass seine Zuhörer wahrscheinlich zutiefst bewegt sein würden. Wie sich herausstellte, sollte er recht behalten.

Dank der positiven Reaktion des Mitarbeiterstabs und der Crew konnte ich in dieser Nacht gut schlafen. Ausgeruht betrat ich dann am nächsten Tag die TED-Bühne. Ich beendete meinen Vortrag, indem ich die »große Frage« mit diesem Appell beantwortete:

Wer sind wir?

Wir sind die Lebenskraft des Universums, haben zwei geschickte Hände und zwei denkende Gehirne. In jedem Augenblick haben wir die Macht zu wählen, wer und wie wir in der Welt sein wollen.

Hier und jetzt kann ich in das Bewusstsein meiner rechten Gehirnhälfte eintreten, wo ich die Lebenskraft des Universums bin, wo wir alle sie sind. Ich bin die Lebenskraft der fünfzig Billionen wunderbaren molekularen Genies, die meine menschliche Form ausmachen, eins mit allem, was ist.

Oder ich kann mich dafür entscheiden, in das Bewusstsein meiner linken Gehirnhälfte zu gehen, wo ich zum Individuum werde, zu einem fest umrissenen Körper, getrennt vom Fluss des Geschehens und getrennt vom Du. Wo ich Dr. Jill Bolte Taylor bin: Akademikerin und Neuroanatomin.

Diese Anteile sind das »Wir« in mir.

Für welchen davon würden Sie sich entscheiden? Für welchen werden Sie sich entscheiden … und bei welcher Gelegenheit?

Ich glaube, je öfter wir uns dafür entscheiden, den Schaltkreis des tiefen inneren Friedens unserer rechten Gehirnhälfte zu wählen, desto mehr Frieden werden wir in die Welt senden, und desto friedlicher wird unser Planet sein.

Und ich dachte, dies sei ein Gedanke, der es wert ist, weitergegeben zu werden.

Was das für Sie bedeutet

Wie gesagt ist die öffentliche Resonanz auf diesen TED-Vortrag nach wie vor enorm. Es ist offensichtlich, dass wir als Gesellschaft nach einer konkreten Anleitung suchen, wie wir den Geistesfrieden unserer rechten Gehirnhälfte wählen können, um in uns ein Gegengewicht zum Chaos in der Welt zu schaffen. Viele von uns sind auf der Suche nach einem Paradigmenwechsel, der uns lehrt, wie wir unabhängig von unserer äußeren Situation tiefen inneren Frieden finden können.

Die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird, lautet: »Wie bringe ich das Geplapper in meiner linken Gehirnhälfte zum Schweigen?« Offensichtlich wollen viele Menschen von ihrer Gewohnheit loskommen, sich selbst zu kritisieren und zu verurteilen. Häufig höre ich auch: »Ich meditiere schon seit Jahren und habe dieses Gefühl der Euphorie, das Sie beschreiben, nur ein paarmal erlebt. Was kann ich anders machen, um es zu erreichen? Meditieren Sie, und wenn ja, in welcher Form? Können Sie dieses Gefühl der Euphorie noch immer erreichen, und wenn ja, was kann ich tun, um auch dahin zu kommen?« Und dann ist da noch diese Frage: »Welche Drogen könnte ich nehmen, um die Euphorie zu erleben, die Sie nach dem Schlaganfall erlebt haben? Psychedelika? Und wenn ja, welche?« (So wichtig diese Frage auch ist: Vor allem angesichts der jüngsten Forschungen zum Einsatz von Ecstasy bei posttraumatischen Belastungsstörungen [PTBS] liegt dieses Thema jenseits meines Wissensgebiets.)

Indem wir meditieren, beten oder Achtsamkeitsübungen machen, können wir gewiss das innere Geplapper zum Schweigen bringen und uns aus dem Gefängnis unseres eigenen Verstandes befreien. Aber seien Sie sich bitte im Klaren darüber, dass es in diesem Buch um keines dieser Themen geht. Es geht um »die Kraft des Wir in meinem Inneren«. Ich glaube, je besser wir die verschiedenen Zellgruppen in unserem Gehirn verstehen, die Art, wie sie organisiert sind und wie es sich anfühlt, jeden dieser verschiedenen Zellschaltkreise zu aktivieren, desto größer ist unsere Fähigkeit, gezielt zu entscheiden, welche dieser neuronalen Netzwerke wir betreiben wollen. Auf diese Weise versetzen wir uns letztlich in die Lage zu wählen, wer und wie wir in jedem einzelnen Augenblick in der Welt sein wollen, unabhängig von den äußeren Umständen, in denen wir uns gerade befinden.

 

Der innere Frieden ist wirklich nur einen Gedanken entfernt. Er ist Ihnen immer und überall erreichbar, sodass Sie jederzeit in ihn eintauchen können.

 

In den folgenden Kapiteln werde ich mich auf zwei wissenschaftliche Disziplinen stützen, um diese Idee zu erläutern. Die Neuroanatomie beschäftigt sich mit der Struktur des Gehirns. Die Psychologie befasst sich mit der Erforschung des Geistes und unserer mentalen Prozesse. Was den Inhalt dieses Buches so einzigartig und spannend macht, ist die Tatsache, dass der psychologische Ansatz, den ich hier vorstelle, speziell auf die zugrunde liegende Hirnanatomie abgestimmt ist und darauf, was wir über die Funktionen dieser spezifischen Zellgruppen wissen. Wenn Sie für diesen Stoff aufgeschlossen sind, werden Sie zu erstaunlichen Einsichten in die bewussten und unbewussten Areale Ihrer linken und rechten Gehirnhälfte kommen. So werden Sie sich weit mehr Ihrer Macht bewusst werden zu wählen, wer und wie Sie sein wollen, weil Sie wissen, welche Möglichkeiten Ihnen auf psychologischer und biologischer Ebene zur Verfügung stehen.

Die Reise, die wir in Ihr Gehirn unternehmen werden, erinnert an Joseph Campbells klassischen Monomythos, der die Etappen beschreibt, die der/die Held*in durchlaufen muss, um seine/ihre Heldenreise zu vollenden. In die Sprache des Gehirns übersetzt, muss der Held aus seinem auf dem Ego beruhenden Bewusstsein der linken Gehirnhälfte heraustreten, um in den Bereich des Unterbewusstseins der rechten Gehirnhälfte zu gelangen. An diesem Punkt weiß sich der Held mit allem verbunden und ist von einem Gefühl tiefen inneren Friedens erfüllt. Sobald Sie zu den vier Charakteren in Ihrem Gehirn, die Sie gleich kennenlernen werden, bewussten Zugang finden, werden Sie Ihre eigene Heldenreise in die Schaltkreise Ihres Unterbewusstseins antreten und erkennen, dass der innere Frieden wirklich nur einen Gedanken weit entfernt ist. Er ist Ihnen immer und überall erreichbar, sodass Sie jederzeit in ihn eintauchen können.

Als meine linke Gehirnhälfte dieses traumatische Ereignis durchmachte und versagte, habe ich dabei mit den Zellen nicht nur körperliche und geistige Fähigkeiten verloren. Ich verlor Teile meiner Persönlichkeit, einschließlich des hoch motivierten Teils, der klug war, diszipliniert, pünktlich, detailverliebt, systematisch und gut organisiert und der die Einzelheiten meines Lebens kannte. Dieser Teil meiner selbst war ein Charakter, der mit dem Schlaganfall verschwand und mir nicht mehr zugänglich war, zumindest bis sich diese Zellen regeneriert hatten und der Schaltkreis wieder online ging. Ich verlor auch denjenigen Teil meiner Persönlichkeit, der all die Anfechtungen, Emotionen und Schmerzen meiner Vergangenheit gekannt hatte. Ohne diesen Charakter konnte ich nur noch die friedliche Euphorie des gegenwärtigen Moments verspüren.

Es hat acht Jahre gedauert, bis all diese geschädigten Schaltkreise wieder aufgebaut waren und die beiden Charaktere der linken Gehirnhälfte, die offline gegangen waren, in mir wieder Form annahmen und zu neuem Leben erwachten. So musste ich auf diese bittere Weise erfahren, dass es in uns allen vier unterscheidbare Zellverbände gibt, je zwei in der linken und rechten Gehirnhälfte, die vier in sich geschlossene Persönlichkeiten mit jeweils typischen Merkmalen hervorbringen. Neuroanatomisch gesehen bilden diese vier Zellgruppen das linke und rechte Denkzentrum unserer höher gelegenen Großhirnrinde sowie das linke und rechte Gefühlszentrum unseres tiefer gelegenen limbischen Systems. In ihrer Gesamtheit nenne ich diese Persönlichkeiten die »vier Charaktere«. Sie im Inneren Ihres Gehirns zu entdecken ist eine Fahrkarte in die Freiheit.

Mir ist bewusst, dass die Inhalte dieses Buches möglicherweise ein Umdenken in Bezug auf Ihr theoretisches Verständnis von der Anatomie Ihres Gehirns erfordern. Seit mindestens fünfzig Jahren sind wir als Gesellschaft darauf trainiert worden zu glauben, dass die linke Hemisphäre unser »rational denkendes« Gehirn ist, während die rechte Hemisphäre unser »emotionales« Gehirn ist. Auch wenn es richtig ist, dass die rationalen Gewebestrukturen unserer linken Gehirnhälfte der Sitz unseres bewussten, rationalen Verstandes sind (den ich als »Charakter 1« bezeichne), teilen sich aus neuroanatomischer Sicht unsere linke und rechte Hirnhälfte die Zellen des emotionalen limbischen Systems zu gleichen Teilen (Charaktere 2 und 3). Charakter 4 entspricht der höher gelegenen kortikalen Hirnsubstanz unserer rechten Gehirnhälfte.

Wie wir denken und fühlen

Zu jedem Zeitpunkt spielt sich in unserem Gehirn im Grunde genommen nur dreierlei ab: Wir haben Gedanken, wir haben Gefühle, und wir haben physiologische Reaktionen auf das, was wir denken und fühlen. Jede dieser Aktivitäten hängt vollständig von der Gesundheit und dem Zustand der Zellen ab, die diese Funktionen ausführen.

Wir haben Gefühle dank der Zellen unseres limbischen Systems, und diese Zellen sind gleichmäßig auf unsere beiden Hemisphären verteilt. Die Hauptstrukturen des limbischen Systems sind in den Hemisphären paarweise angeordnet, sodass wir unter anderem zwei Amygdalae, zwei Hippocampi und zwei anteriore Gyri cingili haben. Das bedeutet, dass wir zwei separate Module für die emotionale Verarbeitung besitzen (Charaktere 2 und 3). Die Informationen, die durch unseren Sinnesapparat in uns einströmen, gelangen zuerst in unsere beiden Amygdalae, deren Aufgabe es ist, die Frage zu stellen: »Bin ich in Sicherheit?« Wir fühlen uns dann sicher in der Welt, wenn sich die eintreffenden Sinnesreize in ausreichendem Maße vertraut anfühlen.

Fühlt sich etwas jedoch nicht vertraut an, neigen unsere beiden Amygdalae dazu, das Unvertraute als gefährlich einzustufen, und sie reagieren darauf, indem sie eine Kampf-oder-Flucht- beziehungsweise Erstarrensreaktion auslösen. Wenn Sie von Natur aus dazu tendieren, sich zur Wehr zu setzen, werden Sie wahrscheinlich in Rage geraten, laut und aufbrausend werden, zum Angriff übergehen oder versuchen, das Unvertraute zu verjagen. Wenn es dagegen Ihre Art ist, Reißaus zu nehmen oder sich tot zu stellen, dann wird eher Flucht oder Erstarren die Reaktion Ihrer Wahl sein.

Wenn unsere zwei Amygdalae aktiviert werden und wir Angst verspüren, sind wir nicht in der Lage, die Lern- und Gedächtnisschaltkreise unserer Hippocampi in Gang zu setzen. Solange wir nicht die Pausentaste drücken, uns einen Moment Zeit nehmen, um herunterzukommen, und uns wieder in Sicherheit fühlen, sind wir nicht imstande, klar zu denken. Aus diesem Grund sind Menschen, die sich aus Prüfungsangst verrückt machen, in Gefahr, schlechte Leistungen zu erbringen, ganz gleich, wie gut sie vorbereitet sind. Wird unser limbischer Angstschaltkreis aktiviert, sind wir neuroanatomisch von unseren höheren kortikalen Verstandeszentren, in denen unser erworbenes Wissen gespeichert ist, abgeschnitten.

In Bezug auf unser Erleben und Verhalten ist es immer aufschlussreich, die Anatomie des Gehirns zu verstehen. Wenn wir in dem festen Glauben leben, dass es in unserem Gehirn nur eine Zellgruppe gibt, die unsere Emotionen verarbeitet, kann die Widersprüchlichkeit unserer Gefühlswelt sehr verwirrend sein. Aus neuroanatomischer Sicht resultieren zwiespältige Gefühle daraus, dass sie zwei vollständig voneinander getrennten Zellverbänden entstammen, die keine Nervenzellen gemeinsam haben.

Von ebenso großer Bedeutung ist, dass diese beiden emotionalen Zellmodule eingehende Informationen auf vorhersehbar unterschiedliche Weise verarbeiten. Legen wir die Einsicht zugrunde, dass unsere linke Gehirnhälfte Informationen linear und der Reihe nach verarbeitet, können wir im Detail beobachten, wie das emotionale Modul unserer linken Gehirnhälfte darauf ausgelegt ist, Informationen über den gegenwärtigen Moment aufzunehmen und diese dann mit emotionalen Erfahrungen zu vergleichen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben. Folglich ist unser emotionaler Charakter 2 der linken Gehirnhälfte darauf programmiert, uns vor all dem zu schützen, was uns in der Vergangenheit Schaden zugefügt hat. Seine Aufgabe besteht also darin, »Nein« zu sagen und Dinge wegzuschieben.

Unser emotionaler Charakter 3 der rechten Gehirnhälfte ist insofern genau das Gegenteil, als er gegenwärtige Erfahrungen im gegenwärtigen Moment verarbeitet. Deshalb existiert er immer im Hier und Jetzt und ist ohne Erinnerung an die Vergangenheit. Anstatt Dinge fortzuschieben, geht er voller Begeisterung jeder Erfahrung entgegen, die auch nur im Mindesten einen satten Adrenalinschub verheißt.

Wenn eine neue Säugetiergattung entsteht, geht dies häufig mit einer Erweiterung des Nervensystems einher, bei der eine bereits vorhandene, gut integrierte Zellmatrix durch eine neue Schicht von Gehirnzellen überlagert wird. In diesem Fall ist das neue Gewebe dazu bestimmt, die Funktionen des darunter liegenden Gewebes weiterzuentwickeln und auszudifferenzieren. Zwar haben wir die Zellen unseres tiefer gelegenen emotionalen limbischen Gewebes mit anderen Säugetieren wie Hunden und Affen gemein, doch was unser menschliches Gehirn als einzigartig auszeichnet, sind die neu hinzugekommenen höheren kortikalen Zellen unserer beiden rationalen Gehirne.

Wenn Informationen aus der Außenwelt durch unseren Sinnesapparat in uns einströmen, werden sie zunächst von den Zellen unseres emotionalen limbischen Systems verarbeitet, bevor sie von unseren höheren Denkzentren weiter ausgewertet werden. Aus rein biologischer Sicht sind wir Menschen also eher fühlende Wesen, die denken, als denkende Wesen, die fühlen. Neuroanatomisch sind Sie und ich darauf programmiert, unsere Emotionen zu fühlen, und jeder Versuch, sie zu umgehen oder zu ignorieren, kann unsere geistige Gesundheit auf dieser elementaren Ebene aus dem Gleichgewicht bringen.

Vom evolutionären Standpunkt aus betrachtet, ist unser menschliches Gehirn ein wahres Wunderwerk. Aber dabei gilt es immer zu bedenken, dass wir weit davon entfernt sind, in unserer Entwicklung abgeschlossen zu sein. Stattdessen befindet sich die Menschheit in einem ständigen Prozess der Evolution. Auf neurologischer Ebene laufen dabei die folgenden aktiven Prozesse ab: Erstens integrieren wir das neu hinzugekommene Gewebe unseres linksseitigen rationalen Gehirns (Charakter 1) mit dem Gewebe des darunter liegenden linksseitigen emotionalen Gehirns (Charakter 2). Zweitens integrieren wir das neu hinzugekommene Gewebe unseres rechtsseitigen rationalen Gehirns (Charakter 4) mit dem darunter liegenden Gewebe unseres rechtsseitigen emotionalen Gehirns (Charakter 3). Drittens verknüpfen wir das linksseitige emotionale Gehirngewebe (Charakter 2) mit dem rechtsseitigen emotionalen Gehirngewebe (Charakter 3). Und schließlich integrieren wir das linksseitige rationale Gehirngewebe (Charakter 1) mit dem rechtsseitigen rationalen Gehirngewebe (Charakter 4). Gelingt uns diese Vernetzung, resultiert daraus, was ich Whole-Brain Living nenne: Wir entwickeln uns zu Wesen, die aus ihrem ganzen Gehirn heraus leben.

Aber auch wenn das menschliche Gehirn ein sich ständig weiterentwickelndes Wunderwerk ist: Wir müssen nicht lange suchen, um zu sehen, wie sich die Diskrepanz zwischen dem, was unsere linke und unsere rechte Gehirnhälfte für wichtig hält (worauf wir im 3. Kapitel noch genauer eingehen werden), im Privatleben und in der Gesellschaft auswirkt. Zusätzlich zu den eklatanten sozialen Unruhen, die durch die Feindseligkeiten zwischen den beiden politischen Lagern geschürt werden, haben wir in den USA heute eine Situation, in der statistisch betrachtet bei jedem fünften Erwachsenen im Laufe seines Lebens eine schwere psychische Erkrankung diagnostiziert wird. Entscheiden wir uns jedoch dafür, unsere eigene Evolution als Spezies voranzubringen, wird uns das helfen, auf individueller, gesellschaftlicher und letztlich auch globaler Ebene Frieden zu finden.

Um eines möchte ich Sie bitten: Öffnen Sie, während wir uns mit dieser Materie beschäftigen, Ihr Herz und Ihren Geist, und seien Sie, was Ihre persönlichen Stärken und Schwächen betrifft, vollkommen ehrlich mit sich selbst. Solange wir in einer Gesellschaft leben, die uns für das belohnt, was wir tun, und nicht für das, was wir sind, werden wir uns unerfüllt und in unserem Wert verkannt fühlen. Für viele von uns lautet von jeher das Ziel, die missliebigsten, unerfreulichsten oder verletzlichsten Seiten an uns »abzulegen« oder »zu überwinden«. Wenn wir uns jedoch dafür entscheiden, alle unsere vier Charaktere anzunehmen, auf sie zu hören und sie gutzuheißen, dann werden wir daran reifen und wachsen und uns zu dem Menschen entwickeln, für den unser Hund uns jetzt schon hält.

Und noch etwas möchte ich zuvor klarstellen: In diesem Buch geht es um vier spezifische Charaktere, die als solche klar unterscheidbar sind und die wir alle aufgrund der Anatomie unseres Gehirns in uns tragen. Jede Fähigkeit, die wir besitzen, ist vollständig abhängig von den Gehirnzellen, auf deren Funktion sie beruht, und es sind vier verschiedene Gruppen von Zellen, aus denen vier verschiedene Gattungen von Fähigkeiten hervorgehen, in denen letztlich jeder unserer vier Charaktere auf seine besondere Weise zum Ausdruck kommt. Wenn nun viele Autor*innen und spirituelle Lehrer*innen vom »wahren Selbst« sprechen, fragen Sie sich vielleicht, welcher dieser vier Charaktere damit gemeint sein könnte. Aus der Art und Weise, wie sie das »wahre Selbst« beschreiben, geht jedenfalls eindeutig hervor, dass es sich um Charakter 4 handeln muss. Aber seien Sie sich bitte darüber im Klaren, dass keiner der vier Charaktere »wahrer« ist als die anderen. Jeder dieser Charaktere repräsentiert einen authentischen Teil dessen, was uns auf der Zellebene ausmacht, und jedem von ihnen sollten wir dieselbe Wertschätzung und denselben Respekt entgegenbringen.

Ein Hinweis zu psychischen Erkrankungen

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass das hier vorgestellte Material weder mit Schizophrenie noch mit multipler Persönlichkeitsstörung zu tun hat, die beide schwere neuropsychiatrische Erkrankungen darstellen. Das Wort »Schizophrenie« bedeutet wörtlich »gespaltener Geist«, aber die Spaltung, die es beschreibt, ist nicht innerpsychisch, sondern besteht in einem Konflikt zwischen der Psyche eines Menschen und den geltenden Normen der Gesellschaft, in der er lebt.

Das entscheidende Kriterium für die Diagnose »Schizophrenie« ist das Auftreten sensorischer Halluzinationen in Verbindung mit einem wahnhaften Denksystem. Wenn Ihr Gehirn der Welt abnorme Sinneswahrnehmungen entnimmt, indem Sie Dinge sehen, riechen oder hören, die andere nicht wahrnehmen, ist es ihm unmöglich, aus diesen Bausteinen eine normale Wahrnehmung der Welt zu konstruieren. Vermutlich wird es ein wahnhaftes Denksystem entwickeln, das zu den abweichenden Wahrnehmungsinhalten passt. Das Gehirn schizophrener Menschen verarbeitet aber nicht nur die eingehenden Informationen auf eine von der normalen Wahrnehmung abweichende Art, sondern es gibt auch Unterschiede in der internen Verknüpfung dieser Informationen. Infolgedessen ist das Gehirn eines schizophrenen Menschen auf zellulärer Ebene von der normalen Informationsverarbeitung abgeschnitten, und das daraus resultierende wahnhafte Denksystem ist bloß eine Nebenerscheinung dieser fehlerhaften neurologischen Vernetzung.

Die dissoziative Identitätsstörung (DIS), früher als »multiple Persönlichkeitsstörung« (MPS) bezeichnet, stellt eine völlig andere Erkrankungsform des Gehirns dar als die Schizophrenie. Vieles ist über diese Störung noch unbekannt, nicht zuletzt, warum oder wie das Gehirn in der Lage ist, multiple Persönlichkeiten zu entwickeln. Es kommt vor, dass diese verschiedenen Persönlichkeiten nicht einmal voneinander wissen oder sich miteinander im Konflikt befinden. Die DIS ist ein pathologisches Zustandsbild, das sich möglicherweise im Sinne eines Bewältigungsmittels als Reaktion auf ein Kindheitstrauma manifestiert. Bei der DIS findet die Bewusstseinsspaltung also innerhalb des Gehirns statt, während sie bei der Schizophrenie zwischen dem Bewusstsein und der Realitätswahrnehmung des Gehirns erfolgt.

Als mein Gehirn nach dem Schlaganfall wieder als Ganzes zu arbeiten begann und alle vier Charaktere erneut in Funktion waren, bemerkte ich, dass ich nicht nur sagen konnte, welcher der Schaltkreise oder Charaktere gerade aktiv war, sondern auch die Wahl hatte, ob ich in dem jeweiligen Modus bleiben oder in einen anderen wechseln wollte. Dank dieser außergewöhnlichen Erfahrung ist mir klar geworden, dass uns allen eine unglaubliche Macht innewohnt, darüber zu bestimmen, wer und wie wir sein wollen. Mein Anliegen in diesem Buch ist es, Ihnen zu zeigen, wie auch Sie sich diese Ihre Macht vollkommen zu eigen machen können, um frei über Ihre vier Charaktere zu bestimmen und Ihr Leben auf die bestmögliche Weise zu führen.

In den folgenden Kapiteln werden wir die Anatomie und Psychologie der beiden Gehirnhälften und der vier Charaktere genauer untersuchen. (Keine Sorge, ich werde das so interessant und einfach wie möglich halten.) Danach werden wir die besonderen Fähigkeiten erkunden, die jeden der vier Charaktere auszeichnen. Das soll Ihnen dabei helfen zu erkennen, in welchem Charaktermodus Sie sich gerade befinden, von denen sich jeder anders in Ihrem Körper anfühlt.

Im weiteren Verlauf des Buches werden Sie dann nicht nur die vier Charaktere – also die beiden rationalen Aspekte Ihrer linken und rechten Gehirnhälfte (Charaktere 1 und 4) sowie die beiden emotionalen Aspekte Ihrer linken und rechten Gehirnhälfte (Charaktere 2 und 3) – kennenlernen, sondern Sie werden auch erfahren, wie diese vier Charaktere interagieren und zu Ihren Gunsten miteinander kooperieren können.

Wenn wir unsere vier Charaktere, ihre Beziehungen untereinander und ihre vereinten Kräfte kennen, verstehen und in uns pflegen, dann fördern wir damit unser kognitives, emotionales, körperliches und spirituelles Wohlbefinden. Das bedeutet es, sein Leben aus dem ganzen Gehirn heraus zu führen. Ich glaube fest daran, dass dies das evolutionäre Ziel der Menschheit ist, und mit jedem Gehirn, in dem diese Vernetzung stattfindet, kommen wir diesem Ziel ein kleines Stück näher.