Gehirn und Moral - Markus Frings - E-Book

Gehirn und Moral E-Book

Markus Frings

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Beschreibung

In der Neurologie und Hirnforschung wurden in den vergangenen Jahrzehnten eindrucksvolle Fortschritte gemacht: Neurologische Krankheitsbilder wie Schlaganfall, Morbus Parkinson, Epilepsie oder Multiple Sklerose können inzwischen gut behandelt werden. Viele Patienten leiden aber an bleibenden Defiziten. Die Auswirkungen von Erkrankungen des Gehirns auf unsere Wahrnehmung, auf unser Denken, Fühlen und Verhalten werden zwar immer weiter erforscht, viele Aspekte werden jedoch noch nicht verstanden, und es stellen sich schwierige Grundsatzfragen: - Was nimmt ein Mensch im sogenannten Wachkoma wahr und welche Konsequenzen hat das für die Behandlung? - Wie gehen wir würdevoll mit Demenzkranken um? - Sind Hirntote wirklich tot, darf man ihnen Organe entnehmen? - Was sind die Chancen und Risiken genetischer Untersuchungen? - Was tun bei Zufallsbefunden? - Dürfen wir unser Gehirn "dopen"? - Wie gehen wir mit technischen Entwicklungen wie Neuroprothesen und tiefer Hirnstimulation um? Einfache Antworten auf diese Fragen gibt es nicht - hier "richtig" zu handeln erfordert ethische Reflexion, Dialog und Verantwortung. Professor Dr. Markus Frings ist Facharzt für Neurologie und hat Philosophie studiert, Privatdozent Dr. Dr. Ralf J. Jox ist Facharzt für Neurologie und promovierter Philosoph. Die Autoren schildern in diesem Buch Schicksale ganz unterschiedlicher Patienten. Sie erörtern neben medizinischen und neurowissenschaftlichen auch philosophische, ethische, historische, rechtliche und soziale Aspekte. Das vermittelte Wissen hilft in Situationen, denen sich viele Menschen stellen müssen - ein Buch nicht nur für Ärzte, Pflegende oder Patienten, sondern für jeden von uns.

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Seitenzahl: 320

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HINTERGRÜNDE

Gehirn und Moral

Ethische Fragen in Neurologie und Hirnforschung

Markus Frings, Ralf J. Jox

Geleitwort

Die Neuroethik ist eine interessante neue Disziplin, die erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts entstanden ist. Seit der Jahrtausendwende hat sie sich von einem isolierten, akademischen Streben weniger Mediziner, Wissenschaftler, Philosophen und Ethiker zu einem etablierten Fachgebiet gewandelt, das in vielen Fakultäten, Abteilungen und Forschungseinrichtungen Beachtung findet.

Der Begriff „Neuroethik“ kann sich auf zwei verschiedene Forschungsfelder beziehen: Die ethischen Probleme, die in der neurowissenschaftlichen Forschung, klinischen Neurologie und Neurochirurgie auftreten, und die neurowissenschaftliche Untersuchung der menschlichen Moralvorstellungen. Diese einander ergänzenden Bereiche sind zwar miteinander verwandt, bisher ist die wissenschaftliche Arbeit aber vor allem dem ersten Schwerpunkt gewidmet. Die Neuroethik als eine akademische Disziplin kann stolz auf zahlreiche Beiträge in angesehenen Zeitschriften, mehrere Lehrbücher, eine eigene wissenschaftliche Zeitschrift, eine internationale Fachgesellschaft mit einem jährlichen Kongress, universitäre Forschungsgruppen rund um den Globus und zahlreiche, gut besuchte Konferenzen verweisen. Das Fach Neuroethik ist also inzwischen gut von der Wissenschaftsgemeinde aufgenommen worden, und im letzten Jahrzehnt hat die „Society for Neuroscience“ die Untersuchung ethischer Fragen sogar in ihr Leitbild aufgenommen.

An den meisten Universitäten und Forschungseinrichtungen behandelt die Neuroethik primär die ethischen Fragen, die im Zusammenhang mit neurowissenschaftlicher Forschung am Menschen entstehen. Bislang ging es dabei um folgende Themen:(1) Wie sollen Wissenschaftler mit Zufallsbefunden bei Studienteilnehmern umgehen, die freiwillig an Untersuchungen der Gehirnbildgebung teilnehmen?(2) Ist es für Kliniker vertretbar, gesunden Menschen auf Wunsch Medikamente oder technische Verfahren zum Neuro-Enhancement zu verschreiben, damit diese eine höhere Leistung bringen und dadurch konkurrenzfähiger und erfolgreicher werden? (3) Wie kann die Vertraulichkeit und Privatsphäre von Patienten und Probanden geschützt werden, wenn sie sich Studien mit funktioneller Gehirnbildgebung unterziehen, die zum Beispiel ihre Gedanken und Vorlieben verraten, gewaltsames oder antisoziales Verhalten vorhersagen, Erkrankungen vorhersehen oder die Verantwortung für persönliches Verhalten bewerten könnten?(4) Wie werden menschliche Eigenschaften, personale Identität, freier Wille und die Würde des Menschen von invasiven Eingriffen in das Gehirn, etwa der tiefen Hirnstimulation, der Neuroprothetik oder der Neurotransplantation, beeinflusst?

Zweifelsfrei sind Studien über die ethischen Auswirkungen von neurowissenschaftlicher Forschung wichtig; es gibt aber keinen Grund, das Feld der Neuroethik kategorisch auf die Forschungsethik zu beschränken. Klinisch-ethische Fragen, die in der neurologischen und neurochirurgischen Praxis entstehen, sind ebenfalls angemessene Themen für die Neuroethik. Deshalb werden auch ethische Fragen analysiert, die bei der Diagnostik und Behandlung im Kontext von Hirntod, Bewusstseinsstörungen, Patienten auf der Neurointensivstation mit schweren Hirnverletzungen, Demenz, Lähmung, Neugeborenen und Kindern mit neurologischer Behinderung sowie der Neurogenetik entstehen.

Das einzigartige Merkmal der klinischen Neuroethik gründet auf der Tatsache, dass das Gehirn das den Menschen prägende Charakteristikum ist und eine Gehirnerkrankung oder -verletzung das Verhalten und die Fähigkeit zu Entscheidungen über medizinische Behandlung verändern kann.

Mit diesem Buch legen die Hochschullehrer Ralf Jox und Markus Frings qualitativ hochwertige Diskussionen vieler herausfordernder Themen vor, über die derzeit in der klinischen und forschungsbezogenen Neuroethik rege debattiert wird. Mit ihrem Fachwissen beleuchten sie forschungsrelevante, klinische und begriffliche Aspekte der von ihnen ausgewählten Themen. Die Kapitel bieten eine maßgebende und hilfreiche Einführung, um den Leser mit den ethischen Fragen von zehn wichtigen Themengebieten vertraut zu machen. Die Autoren haben alle Kapitel gleich aufgebaut und beginnen mit einem Fallbeispiel, um dem Leser die theoretischen Fragestellungen durch reale Fälle nahezubringen. Dann untersuchen sie jede Frage aus einer multidisziplinären Sicht, indem sie philosophische, medizinische, gesellschaftliche und rechtliche Aspekte einbeziehen. Vertiefende Informationen und Exkurse werden in Boxen hervorgehoben. Die Anregungen der Autoren liefern praktische Hilfestellungen, um diese Themen zu verstehen und damit umzugehen.

Herzlich gratuliere ich den Autoren Jox und Frings zu ihren durchdachten, ausgeglichenen, wohlformulierten und nützlichen Ausführungen zu diesen sehr relevanten und umstrittenen Themen. Der Leser dieses Buches erhält ein klares Verständnis der Faszination, der Vielschichtigkeit und der Herausforderungen der neuen Disziplin der Neuroethik.

April 2015James L. Bernat, M.D.Geisel School of Medicine at Dartmouth, Hanover, New Hampshire, USAübersetzt von Kate Oden und Barbara Jobst, M.D.

Vorwort

Dieses Buch beschäftigt sich mit den besonderen ethischen Fragen, welche die Neuromedizin und die Hirnforschung aufwerfen. Es soll kein Lehrbuch der Ethik ersetzen. Vielmehr soll es in ganz konkreten Situationen weiterhelfen, die man als Mitarbeiter in der Neurologie, aber auch in verwandten Fachgebieten erlebt, als Patient oder Angehöriger erleidet und über die man als Student oder interessierter Laie mehr erfahren möchte. Das Buch soll einen neuen Blick auf klinische Abläufe eröffnen, zur Diskussion anregen und die Leser dabei unterstützen, selbstständig nach Lösungen für ethische Konflikte zu suchen.

Diese Konflikte werden zu Beginn eines jeden Kapitels anhand einer ausführlichen Patientengeschichte geschildert. Auf diese Weise steht der Patient, die Patientin als Person im Mittelpunkt, und Sie als Leserin oder Leser erhalten einen lebensnahen Einblick in das Problem. Nicht nur medizinisches Sachwissen wird vermittelt, sondern auch die historischen, rechtlichen und ethischen Hintergründe werden erläutert.

In den einzelnen Kapiteln werden an geeigneter Stelle Grundbegriffe der Ethik eingeführt und verschiedene ethische Konzeptionen vorgestellt. Die Boxen enthalten vertiefende Informationen, die unabhängig vom übrigen Text gelesen werden können. Durch die Verbindung der verschiedenen Wissensbereiche soll der Horizont in alltäglichen Situationen erweitert und die ethische Bewertung erleichtert werden. Die Beantwortung der ethischen Fragen überlassen wir grundsätzlich den Leserinnen und Lesern. In einigen Fällen beziehen wir aber durchaus auch Stellung.

Hierbei das richtige Gleichgewicht zu finden, war die eigentliche Herausforderung. Der klinisch tätige Arzt möchte strukturierte Handlungsempfehlungen geben, der Geisteswissenschaftler möchte Strukturen hinterfragen und zu neuen Erkenntnissen anregen. Wir hoffen, dass uns der Spagat zwischen Empfehlung und Anregung ausreichend gelungen ist. Er ist das Ergebnis vieler Diskussionen.

Im Abspann von Spielfilmen heißt es oft: „Die Handlung und die handelnden Personen dieses Films sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.“ Das Gleiche gilt auch für die Akteure in den Fallgeschichten dieses Buches. Aber jede dieser Geschichten hätte so stattfinden können. Zu jedem geschilderten Problemfall gibt es Erfahrungen und Anregungen aus der klinischen Praxis, die in dieses Buch eingeflossen sind. Daher wollen wir uns bei allen Patienten und Kollegen bedanken, denen wir in unserer ärztlichen Tätigkeit begegnet sind.

Außerdem möchten wir uns bei jenen bedanken, die uns bei verschiedenen Teilen des Manuskripts mit viel Unterstützung und Anregung begleitet haben: die Kolleginnen und Kollegen der Neurologischen Klinik der Universitätsklinik Essen Prof. Dagmar Timmann-Braun, Priv.-Doz. Dr. Marcus Gerwig, Priv.-Doz. Dr. Oliver Kastrup und Dr. Andreas Totzeck, sowie die Kolleginnen und Kollegen am Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin der Universität München, insbesondere Prof. Dr. Georg Marckmann. Unser Dank gilt zudem Priv.-Doz. Dr. Ralph Weber von der Klinik für Neurologie am Krupp-Krankenhaus in Essen, Priv.-Doz. Dr. Niels Allert vom Neurologischen Rehabilitationszentrum in Bad Godesberg, Prof. Dr. Katrin Bürk von der Klinik für Neurologie der Universitätsklinik Marburg, und den guten Freunden Dipl.-Psych. Dr. Silke Jörgens von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Münster und Dr. Christian Rikken, Richter am Landgericht. Ganz herzlich danken wir Prof. Dr. James Bernat für sein freundliches Geleitwort sowie Kate Oden und Prof. Dr. Barbara C. Jobst für die hervorragende Übersetzung desselben. Unseren Frauen Carmen Frings und Lucia Jox danken wir für die unendliche Geduld und die vielen wichtigen Hilfestellungen.

Unser Dank gilt auch den Mitarbeitern vom Thieme Verlag, vor allem Basil Ringewaldt, der uns zu diesem Buch ermutigt hat. Bedanken möchten wir uns auch sehr bei Dr. Kristina Michael, die das Projekt mit viel Geduld begleitet hat, bei der Projektmanagerin Laura Bohnert und der Lektorin Dr. Kirsten Reimers.

Essen und München, im April 2015Markus Frings und Ralf Jox

Inhaltsverzeichnis

Geleitwort

Vorwort

1 Wie frei sind wir wirklich? Erkenntnisse der Hirnforschung über Moral

1.1 Vom fürsorglichen Ordnungshüter zum herzlosen Kriminellen

1.2 Moral, was ist das überhaupt?

1.3 Die Moral im Scanner

1.4 Krank an Moral?

1.5 Folgen für die Ethik

1.6 Schlussfolgerungen

2 Kann man ohne Sprache sein Einverständnis erklären? Forschung an Nichteinwilligungsfähigen

2.1 Schlaganfallstudien

2.2 Der Fall Neisser und eine kurze Geschichte der Versuche an Menschen

2.3 Versuche an Menschen aus der Sicht von Immanuel Kant

2.4 Tierversuche und Utilitarismus

2.5 Schlussfolgerungen

3 Die Suche nach dem Heiligen Gral. Das Rätsel des Bewusstseins und der Umgang mit Komapatienten

3.1 Achterbahnfahrt zwischen Bangen und Hoffen

3.2 Bewusstseinsstörungen: ein Tor zum Bewusstsein?

3.3 Die Krankheitsbilder: was man weiß und was man nicht weiß

3.4 Hirnforscher auf den Spuren des Bewusstseins

3.5 Ethische Rätsel und die Notwendigkeit von Entscheidungen

3.6 Schlussfolgerungen

4 Ohne Sinn und Verstand? Demenz und Entscheidungen über Leben und Tod

4.1 Letzter Akt eines selbstbestimmten Künstlerlebens

4.2 Wenn das Gehirn den Geist aufgibt

4.3 Bollwerke gegen den Tod – aufbauen, abbauen oder gar nicht erst errichten?

4.4 Der „natürliche Wille“ oder das Problem, eine Black Box zu erhellen

4.5 Demenz und Würde – eine Pluralismus mit gravierenden Folgen

4.6 Schlussfolgerungen

5 Wie tot ist tot genug? Organentnahme bei Hirntoten und Herztoten

5.1 Geplatzter Lebenstraum und überrumpelte Familie

5.2 Der sogenannte Hirntod: eine Erfindung des 20. Jahrhunderts

5.3 Die Todesfeststellung in der Geschichte der Medizin

5.4 Die medizinische Bestimmung des Hirntodes

5.5 Friedlich sterben lassen oder Organe schützen: ein Zielkonflikt?

5.6 Kritik am Hirntod

5.7 Das Hirntod-Trilemma und mögliche Auswege

5.8 Organspende nach Herzstillstand: eine ethisch vertretbare Alternative?

5.9 Schlussfolgerungen

6 Die Büchse der Pandora? Genetische Diagnostik in der Neurologie

6.1 Eine seltene Erkrankung

6.2 Eine Erkrankung mit weitreichenden Konsequenzen

6.3 Eine behandelbare Erkrankung

6.4 Die historische Verantwortung

6.5 Schlussfolgerungen

7 Wer viel untersucht, findet viel! Über Gehirnbilder und Zufallsbefunde

7.1 Das radiologisch isolierte Syndrom

7.2 Der Umgang mit Zufallsbefunden

7.3 Ein VIP-Syndrom?

7.4 Schlussfolgerungen

8 „Herr Doktor, mein Mann ist irgendwie anders!“ Die tiefe Hirnstimulation

8.1 Was hat es mit der tiefen Hirnstimulation auf sich?

8.2 Vorbereitung auf die Operation

8.3 Die Operation

8.4 Mögliche Nebenwirkungen

8.5 Nimmt die Seele Schaden?

8.6 Die Philosophie des Geistes

8.7 Schlussfolgerungen

9 Mensch oder Maschine? Über Neuroprothesen und Brain-Computer-Interfaces

9.1 Eine Frau des Wortes kämpft gegen ihr Verstummen

9.2 Die Vielfalt der direkten Mensch-Maschine-Verbindungen

9.3 Realistische Anwendungen und Science-Fiction-Szenarien

9.4 Ethische Fragen

9.5 Anthropologische Aspekte

9.6 Schlussfolgerungen

10 Schneller, höher, weiter? Neuro-Enhancement menschlicher Leistungen

10.1 Ein Partyerlebnis der anderen Art

10.2 Alter Wein in neuen Schläuchen?

10.3 Wer tut es eigentlich? Von der Verbreitung des Enhancements

10.4 Was genommen wird und was es bewirkt

10.5 Ist, was Leistung verbessert, auch gut für den Menschen?

10.6 Was bedeutet Enhancement für die Gesellschaft?

10.7 Moralisches Enhancement

10.8 Schlussfolgerungen

11 Literatur und Internet-Links

11.1 Literatur

11.2 Internet-Links

Autorenvorstellung

Anschriften

Impressum

1 Wie frei sind wir wirklich? Erkenntnisse der Hirnforschung über Moral

Ralf J. Jox

1.1 Vom fürsorglichen Ordnungshüter zum herzlosen Kriminellen

Der Wartebereich der neurologischen Poliklinik war schon frühmorgens gut gefüllt. Der erste Patient von Frau Dr. Nguyen, Herr Förster, war ein „Erstvorsteller“, also jemand, der zum ersten Mal in die Poliklinik kam. Deshalb hatte sie für ihn etwas mehr Zeit eingeplant. Sie begrüßte ihn und seine Frau und begleitete die beiden ins Sprechzimmer. Das Ehepaar machte auf Dr. Nguyen einen freundlichen, aber angespannten Eindruck, wobei der 48-jährige Patient deutlich unbeschwerter schien als seine sichtlich nervöse Frau. Der Mann hatte einen festen Händedruck und kam der Ärztin ein wenig zu nah.

Als die Neurologin Herrn Förster fragte, was ihn in die Sprechstunde führe, entgegnete dieser schmallippig, das könne wohl besser seine Frau berichten. Diese übernahm sogleich das Wort: Sie wisse selbst nicht so genau, was ihrem Mann fehle, sei aber überzeugt, dass er eine mysteriöse Krankheit habe. In den letzten Wochen sei es immer wieder vorgekommen, dass ihr Mann nicht verstehe, was sie sage. Einmal habe sie ihn gebeten, die Wäsche in den Keller zu tragen, er habe aber stattdessen den Müll zum Container gebracht. Auch bemerke sie, dass er beim Reden manchmal besonders lang nach dem richtigen Wort suche und dann einfach seinen Satz abbreche.

Als Frau Dr. Nguyen nach weiteren Auffälligkeiten fragte, zögerte Frau Förster zunächst, warf ihrem Mann einen fragenden Blick zu und begann dann: „Ich weiß nicht, ob das auch etwas damit zu tun hat, aber mein Mann hat sich in den letzten Monaten sehr verändert. Er selbst will es nicht wahrhaben, aber ich bin nicht die Einzige in der Familie, der das aufgefallen ist. Wir haben zwei kleine Kinder, die noch in die Grundschule gehen, und mein Mann ist von Beruf Polizist. Er war immer ein liebevoller Familienvater, ein verantwortungsvoller Polizeibeamter und ein ruhiger, gelassener Mensch. Aber jetzt ist er oft aufbrausend, verliert schnell die Fassung und kann sich nicht gut beherrschen, selbst wenn wir Gäste haben. Er hat in zwanzig Jahren Polizeidienst immer die besten Bewertungen seiner Vorgesetzten erhalten und nie überreagiert, doch jetzt hat er zum ersten Mal ein Disziplinarverfahren am Hals, weil er einem unschuldigen, harmlosen Demonstranten ins Gesicht geschlagen und die Nase gebrochen hat.“

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