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Geist E-Book

Anton Baumgartner

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Beschreibung

Auf dem Gebiet des Geistes gibt es seit Jahrtausenden den Streit, wer wessen (geistiger) Sklave ist. Ist die Wissenschaft die Sklavin der Religion und die Philosophie der Sklave von Wissenschaft und Religion? Es wird im vorliegenden Buch die Rangordnung zweifelsfrei festgestellt. Wahrheiten haben absoluten Vorrang vor Erkenntnissen und spirituellen Meinungen. Sie diktiert als "alles bestimmendes Subjekt" die Gesetze und Regeln für die Politik, die Religion und den Staat.

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Anton Baumgartner, Elke Leudolt

Geist

Philosophie und Wissenschaft.

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

ANMERKUNG.

Kap. Was ist VERNUNFT?

Kap. VERSTAND und INTELLEKT.

Kap. GESCHWINDIGKEIT: IQ MACH I, II, III.

Kap. LÜGEN, LEUGNEN, HEUCHELN.

Kap. Die ZÄHMUNG der BESTIE.

Kap. Die LOGIK der VERNUNFT.

Kap. Die „VERNUNFT“ in der PHILOSOPHIE.

Kap. REVOLUTION durch INNOVATION.

Kap. Die GLOBALE VERFASSUNG.

Kap. Neue SCHULEN und Universitäten.

Eine zeitgemäße ANMERKUNG.

Impressum neobooks

ANMERKUNG.

“Geist kann man nicht habilitieren“.

Dieser Satz stammt von Erich Rothacker und steht in der philosophischen Zeitschrift TUMULT 1989. Das Problem Geist ist eigentlich ein Problem der Religion und wird im nächsten Buch „Gott“ genauer erklärt. Aber es gibt eine Brücke von Philosophie und Religion. Sie ergibt sich aus der Formel von Gott.

Was ist Wahrheit?

Wahrheit ist das Thema der Philosophie. Philosophie ist nichts anderes als die „Wissenschaft von der Wahrheit“. Philosophie beschäftigt sich mit irdischen Wahrheiten, die Religion mit transzendentalen. Wer aber genau hinsieht, erkennt, dass auch Gott (als Idee) ein Thema der Philosophie ist. Und somit der logische Satz gilt: Gott ist die Wahrheit, die Wahrheit ist göttlich“. Also haben Metaphysik (Religion) und Philosophie (Dialektik) etwas gemeinsam. Sieht man noch genauer hin, ist zu erkennen, dass die dialektischen Wahrheiten der Philosophie alle aus höheren Prinzipien abgeleitet werden können.

Der österreichische Philosoph Rothacker will mit seinem Satz sagen: „Genie kann man nicht habilitieren“, denn Genie ist eine Gabe, vergleichbar dem Komponieren. Mozart kann man nicht „werden“, man ist es. Niemand außer Mozart kann eine Oper komponieren, aber jeder versteht sie. Eine Wahrheit kann auch nur von einem Philosophen gefunden werden, aber verstanden wird sie sofort von jedem. Hat man sie verstanden, so hat sie den Intellekt verändert und ist zum Begriff geworden. In diesem Fall begreift man auch das Umfeld der Wahrheit. Die Summe aller Wahrheiten bezeichnen wir als Vernunft. Wie kommen wir zu Wahrheiten und zu Vernunft?

Kap. Was ist VERNUNFT?

Die ROLLE der VERNUNFT.

Wer die Macht hat das Recht.

Das galt bisher. Es gilt künftig:

Wer die Wahrheit hat, hat das Recht, und wer das Recht hat, hat die Macht.

Daraus folgt:

Wenn die Vernunft die Summe von absoluten Wahrheiten ist, und die Vernunft das Recht und die Macht hat, kommt es zur Herrschaft der Vernunft. Bisher schuf sich (in den letzten 10.000 Jahren) die Macht die Herrschaft mit Gewalt. Und konnte gar nicht anders, weil sie keine Wahrheiten hatte.

Es galt aber auch:

„Dem Recht konnte man die Macht nicht geben, deshalb gab man der Macht den Anstrich der Gerechtigkeit“. Dieser begann zu bröckeln, der Staat wurde zur Ruine.

Die ZEITENWENDE.

Was kommt danach?

Diese Frage haben sich bedeutende Denker gestellt und kamen zu interessanten Ergebnissen. Wie sollte die „wahre Welt“ aussehen? Darüber rätselte schon Platon, die Römer, Marx, Rousseau und Nietzsche. Nietzsche gehört zu den radikalsten Denkern. Er leugnete sowohl die Vernunft, wie auch die Möglichkeit einer wahren Welt. Hören wir vorerst einmal Nietzsche und seine Abneigung gegen jede Art von Wahrheit und seine Feindschaft gegen die Vernunft. Und vor allen Dingen seinen Hass gegen Sokrates, den Wahrheitssucher, der auf den Märkten Athens herumstrolchte und die Leute mit seinen Fragen nach der Wahrheit nervte. Bis die Eliten genug davon hatten, dass ihre Deutungshoheit in Frage gestellt wurde und ihm den Prozess machten.

ROUSSEAU und die VERNUNFT in der POLITIK.

„Der Gesellschaftsvertrag“.

Rousseau: „„Damit ein Volk (eine neue Gesellschaftsordnung) die noch im Entstehen ist, deren gesunden Prinzipien nachvollziehen kann, müsste die Wirkung zur Ursache werden. (a.v.m.: Die Menschen müssten schon vernünftig sein und nicht erst werden.) Der Gemeinsinn, der die Frucht der Verfassung sein soll, müsste bei der Erstellung schon die Feder führen; die Menschen müssten schon das sein, was sie durch diese erst werden sollen. Zwangsmaßnahmen verbieten sich, logische Argumentation verfängt nicht – da bleibt dem Gesetzgeber nur die Zuflucht zu einer Autorität anderer Ordnung, die mitzureißen vermag, ohne dass Gewalt im Spiel wäre, und zu überreden, ohne dass sie überzeugen...

Genau diese Verlegenheit zwang zu allen Zeiten die Väter der Nationen, den Himmel als Vermittler zu bemühen und ihre eigene Wahrheit huldvoll den Göttern zu schenken. Nur so war gewährleistet, dass sich die Menschen den irdischen Gesetzen ebenso unterworfen haben, wie denen der Natur. In der Erschaffung der neuen Ordnung die gleiche Macht erkennen, wie in der Erschaffung des Menschen, und daher das Joch des neuen Glücks freiwillig und ohne Murren trugen. Die Entscheidung dieser erhabenen Vernunft, die das Fassungsvermögen des gewöhnlichen Menschen übersteigt, legt der Gesetzgeber den unsterblichen Göttern in den Mund, um durch die göttliche Autorität jene mitzureißen, die menschliche Klugheit nicht bewegt. Aber es ist nicht jedermanns Sache, die Götter sprechen zu lassen, oder Glauben zu finden, wenn er sich als ein Dolmetscher bezeichnet. Der Gesetzgeber braucht eine große Seele, in ihr liegt das eigentliche Wunder, das seine Sendung beweist. Jeder Mensch kann etwas in steinerne Tafeln meißeln, ein Orakel kaufen, geheime Kontakte mit irgendeiner Gottheit simulieren, einen Vogel abrichten, dass er einem ins Ohr spricht, oder andere Tricks benutzen. Wer nicht mehr zustande bringt als derlei, kann vielleicht durch die Gunst des Zufalls einen Haufen Irrsinniger um sich scharen, doch er wird niemals ein Reich gründen…“

Die politischen TASCHENSPIEL-TRICKS.

Rousseau erkennt durchaus die Wirkung der „erhabenen Vernunft“, kann sich aber nicht vorstellen, dass sie irgendwo auf natürliche Art zustande kommt und transzendiert sie. Hören wir noch einmal hin:

„Die Entscheidung dieser erhabenen Vernunft, die das Fassungsvermögen des gewöhnlichen Menschen übersteigt, legt der Gesetzgeber den unsterblichen Göttern in den Mund, um durch die göttliche Autorität jene mitzureißen, die menschliche Klugheit nicht bewegt“.

Wozu Götter, wenn auch Philosophie und eine Definition von Gott zugleich eine von Vernunft ist.

Daraus folgt: Gott ist die Wahrheit, die Wahrheit ist göttlich. Die Vernunft ist deshalb „erhaben“, weil es über der Wahrheit nichts mehr Höheres gibt. Es bedarf keines Schwindels. Wahrheiten genügen. Sie finden sich mühelos im Intellekt des Menschen, müssen nur entdeckt werden. Sobald sie entdeckt worden sind, formen sie ein neues Bewusstsein und machen den Menschen zu dem, was er nach Gottes Wille sein soll. Es muss dann Gott nur noch mit Geist identifiziert werden. Beweisen lässt sich die Gottheit leicht. In der Natur. Die „kreative Vernunft“ schafft zum göttlichen Wissen noch eine „wahre Welt“. Friedrich Nietzsche erkennt die Gefährlichkeit dieser Idee.

NIETZSCHE und die „wahre Welt“.

Für Nietzsche ist die Vernunft der exakte Gegensatz zum Willen. Er träumt vom „Willen zur Macht“. Der Mensch soll mit Gewalt herrschen, nicht Gott in Form von Wahrheiten. Deshalb polemisiert er ein Werk-lang gegen die Vernunft und ihren Vertreter Sokrates. Hören wir uns Nietzsches geniale, sophistische Polemik an:

Die Unmöglichkeit einer wahren Welt.

Den FEIND der „wahren WELT“. Nietzsche:

1. „Die wahre Welt, erreichbar für den Weisen, den Frommen, den Tugendhaften, - er lebt in ihr, er ist sie, (Ältere Form der Idee, relativ klug, simpel, überzeugend. Umschreibung des Satzes: „ich, Plato bin die Wahrheit“)

2. Die andere Welt, unerreichbar für jetzt, aber versprochen für den Weisen, den Frommen, den Tugendhaften („für den Sünder, der Buße tut“)- (Fortschritt der Idee: sie wird feiner, verfänglicher, unfasslicher, - sie wird Weib, sie wird christlich…)

3. Die wahre Welt, unerreichbar, unbeweisbar, unversprechbar, aber schon als gedachter Trost, eine Verpflichtung, ein Imperativ. (Die alte Sonne im Grunde, aber durch Nebel und Skepsis hindurch: die Idee sublim geworden, bleich, nordisch, königsbergerisch.)

4. Die wahre Welt – unerreichbar? Jedenfalls unerreicht. Und als unerreicht auch unbekannt. Folglich auch nicht tröstend, erlösend, verpflichtend: wozu könnte uns etwas Unbekanntes verpflichten? (Graue Morgen. Erstes Gähnen der Vernunft. Hahnenschrei des Positivismus.)

5. Die „wahre Welt“ – eine Idee, die zu nichts mehr nütze ist, nicht einmal mehr verpflichtend, - eine unnütz, eine überflüssig gewordene Idee, folglich eine widerlegte Idee: schaffen wir sie ab! (Heller Tag: Frühstück: Rückkehr des bon sens und der Heiterkeit, Schamröte Platos; Teufelslärm aller freien Geister.)

6. Die wahre Welt haben wir abgeschafft: welche Welt blieb übrig? die scheinbare vielleicht? … Aber nein! mit der wahren Welt haben wir auch die scheinbare abgeschafft! Augenblick des kürzesten Schattens; Ende des längsten Irrtums; Höhepunkt der Menschheit; INCIPIT ZARATHUSTRA.) „

Nun, so einfach ist das nicht. Nietzsche verwechselt Schein mit Erscheinen und Erscheinen mit Erscheinung. Wenn sich die „wahre Welt“ materialisiert, so erscheint sie im Laufe der Zeit als Produkt der Evolution. Sie ist dann weder ein Schein, noch ist sie eine Erscheinung. Sie entsteht, wenn eine alte Welt vergeht. Eine Kultur entsteht, eine andere vergeht. Das gab es in der Geschichte schon einige Male. Nietzsche befürchtet aber einen totalen Untergang seiner Welt, der Welt des Barbaren. Und ahnt auch das Ausmaß des Unterganges. Denn wenn das Abendland (Christentum) untergeht, das Morgenland (Islam) und auch noch das Mittagland (Amerika), geht die ganze alte Welt unter. weshalb er panisch und entsetzt eine alternative Welt sucht, in der des arischen Übermenschen, überleben kann.

Er fürchtet, dass das Reich der Übermenschen keine Dauer haben könnte, denn die Zeichen der Zeit (die evolutionäre Höherentwicklung) zeigt in eine ganz andere Richtung. Und er ahnt auch ganz richtig, was dem Übermenschen zum Verhängnis werden wird: - die Vernunft. Deshalb verflucht er den Vertreter der Vernunft (Sokrates) zugleich besorgt und voller Hass, aber auch Angst. Mit gutem Grund, denn die Vernunft könnte seine prächtigen Luftschlösser sehr schnell und leicht zum Verhängnis werden. Und er weiß auch warum. Deshalb verflucht er nicht nur die Vernunft, sondern auch die Dialektiker, die mit diesem gefährlichen Zeug hantieren und schwere Schäden anrichten.

Nietzsches Ängste:

„Man hat, als Dialektiker, ein schonungsloses Werkzeug in der Hand, man kann mit ihm den Tyrannen machen, man stellt bloß, indem man siegt. Der Dialektiker überlässt seinem Gegner den Nachweis, kein Idiot zu sein: er macht wütend, macht zugleich hilflos. Der Dialektiker depotenziert den Intellekt seines Gegners.“

Thoma von Aquin argumentierte ähnlich:

„Wieso, meine Brüder, sich vor den Philosophen fürchten, so lange es keine gibt.“ (Er blickte sich um und sah keine.)

Nietzsche will keine „klassenlose Gesellschaft“, sondern eine einzige, Klasse soll herrschen, und der Rest soll mitleidlos zu Sklaven gemacht werden. Dabei war ihm nicht nur das Mitleid der Kirche (obwohl ohnedies nicht sonderlich ausgeprägt) und Rousseau im Weg. „Zurück zur Natur“, welch ein Unsinn. Lieber: „Satan an die Macht“. Die Bestie war zahm geworden, das verdammte Geschwätz vom Mitleid hatte sie degeneriert. Man muss ihre alten Tugenden wiederbeleben. Adolf Hitler versuchte einen Wiederbelebungsversuch. Vergeblich. Nicht lief nach Plan. Statt „Mein Kampf“ zu schreiben, hätte er das „Gesetz Manu“ lesen sollen. Was für eine Erleuchtung. Erleichterung. Denn in der humanitären Zugluft der Zukunft holt man sich eine Erkältung. Deshalb auf nach dem milderen Klima des Orients und vor den Altären Manus beten. Vom „Gesetz des Manu“ können die Europäer einiges lernen.

Nietzsches Empfehlung:

Das GESETZ des MANU.

In seinem Buch GÖTZENDÄMMERUNG kommt der Traktat „Die „Verbesserer“ der Menschheit“ vor. Mit der Aussage, eine Verbesserung sei illusorisch, nicht wünschenswert, nicht möglich, nicht notwendig.

Die ERZIEHUNG des MENSCHEN.

Ist eine Erziehung der Menschheit zum Guten möglich? Und wenn ja, eventuell durch die angewandte Lehre vom Humanismus? Nietzsche, der germanische Meisterdenker ist nicht nur skeptisch, sondern verflucht solche Versuche als üble Sabotage gegen seinen arischen Übermenschen. Er meint zu diesem Thema in einem zornigen Traktat:

Die „Verbesserer“ der Menschheit.

„Ein erstes Beispiel und ganz vorläufig. Zu allen Zeiten hat man die Menschen „verbessern“ wollen: dies vor allen Dingen hieß Moral. Aber unter dem gleichen Wort ist das Allerverschiedenste von Tendenzen versteckt. Sowohl Zähmung der Bestie Mensch als die Züchtung einer bestimmten Gattung Mensch ist „Besserung“ genannt worden: erst diese zoologischen termini drücken Realitäten aus – Realitäten freilich, von der der typische „Verbesserer“, der Priester, nichts weiß – nichts wissen will. … Diese Zähmung eines Tieres seine „Besserung“ nennen, ist in unseren beinahe ein Scherz. Wer weiß, was in Menagerien geschieht, zweifelt daran, dass die Bestie daselbst „verbessert“ wird. Sie wird geschwächt, wie wird weniger schädlich gemacht, sie wird durch den depressiven Affekt der Furcht, durch Schmerz, durch Wunden, durch Hunger zur krankhaften Bestie. – Nicht anders steht es mit dem gezähmten Menschen, den der Priester „verbessert“ hat. Im frühen Mittelalter, wo die Kirche vor allem eine Menagerie war, machte man allerwärts auf die schönsten Exemplare der „blonden Bestie“ Jagd.

- Man „verbesserte“ zum Beispiel die vornehmen Germanen. Aber wie sah hinterdrein ein solcher „verbesserter“, ins Kloster geführter Germane aus? Wie eine Karikatur des Menschen, wie eine Missgeburt: er war zum „Sünder“ geworden, er stak im Käfig. Man hatte ihn zwischen lauter schreckliche Begriffe eingesperrt… Da lag er nun, krank, kümmerlich, gegen sich selbst böswillig; voller Hass gegen die Antriebe zum Leben, voller Verdacht gegen alles, was noch stark und glücklich war. Kurz, ein „Christ“… Physiologisch geredet: im Kampf mit der Bestie kann Krankmachen das einzige Mittel sein, sie schwach zu machen. Das verstand die Kirche, sie verdarb den Menschen, sie schwächte ihn, - aber sie nahm in Anspruch, ihn „verbessert“ zu haben…“.

Ehe wir mit dem Zitieren fortfahren, ist eine Zwischenbemerkung angebracht. Nietzsche war als Mensch das, was wir als einen Sadisten bezeichnen. Als Denker war er die Summe aus Fundamentalisten, Extremist und Radikaler, also der Prototyp eines Psychopathen. Als Fundamentalist war er sich darüber klar, dass seine „unzeitgemäßen Betrachtungen“ als ethischer Unsinn enttarnt werden würden und fürchtete (hasste) daher jene, die seine Ansichten als Unsinn eines abartigen Narren enttarnen würden. Er war zwar abartig, aber nicht dumm und erkannte, von wem er Prügel beziehen würde. Von den Dialektikern. Deshalb verfluchte er den Prototyp eines Dialektikers, Sokrates, als Verbrecher.

Seine „unzeitgemäßen Betrachtungen“ machen ihn zum Narren. Da es aber keine festen, sicheren, ethischen Werte gab, konnte ihm niemand nachweisen, dass er nur ein gefährlicher, fundamentalistischer Schwätzer war, der mit seinen abartigen Fantasien der Eitelkeit eines politisch naiven Volkes schmeicheln wollte.

Die ANGST, als PSYCHO erkannt zu werden.

Diese Angst macht das Leugnen aller ethischen Maßstäbe notwendig und setzt an ihre Stelle ästhetische Dogmen, die das Böse, das Hässliche und die Grausamkeit als normal (edel) preisen. Nietzsche fährt in seinem Theorem von der arischen Humanität des Übermenschen fort:

„Nehmen wir den anderen Fall der sogenannten Moral, den Fall der Züchtung einer bestimmten Rasse und Art. Das großartigste Beispiel dafür gibt die indische Moral, als „Gesetz des Manu“ zur Religion sanktioniert. Hier ist die Aufgabe gestellt, nicht weniger als vier Rassen auf einmal zu züchten: eine priesterliche, eine händler- und ackerbauerische, endlich eine Dienstboten-Rasse, die Sudras.“

Er vermeidet den Hinweis auf die Möglichkeit der Züchtung auch noch ein34 radfahrenden oder klavierspielende Unterrasse.

Nietzsche: „Ersichtlich sind wir hier nicht mehr unter Tierbändigern: eine hundertmal mildere und vernünftigere Art Mensch ist die Voraussetzung, um auch nur den Plan einer solchen Züchtung zu konzipieren. Man atmet auf, aus der christlichen Kranken- und Kerkerluft in diese gesündere, höhere, weitere Welt einzutreten. Wie armselig ist das „neue Testament“ gegen Manu, wie schlecht riecht es! – Aber auch diese Organisation hatte nötig, furchtbar zu sein, - nicht diesmal im Kampf mit der Bestie, sondern mit ihrem Gegensatz-Begriff, dem Nicht-Zucht-Menschen, dem Mischmasch-Menschen, dem Tschandala.

Und wieder hatte sie kein anderes Mittel, ihn ungefährlich, ihn schwach zu machen, als ihn krank zu machen, - es war der Kampf mit der „großen Zahl“. Vielleicht gibt es nichts unserem Gefühl Widersprechenderes, als diese Schutzmaßregeln der indischen Moral. Das dritte Edikt zum Beispiel (Avadana-Sastra I), das „von den unreinen Gemüsen“, ordnet an, dass die einzige Nahrung, die den Tschandalas erlaubt ist, Knoblauch und Zwiebeln sein sollen, in Anbetracht, dass die Heilige Schrift verbietet, ihnen Korn oder Früchte, die Körner tragen, oder Wasser oder Feuer zu geben. Dasselbe Edikt setzt fest, dass das Wasser, welches sie nötig haben, weder aus den Flüssen, noch aus den Quellen, noch aus Teichen entnommen werden dürfe, sondern nur aus den Zugängen zu Sümpfen und aus Löchern, welche durch die Fußspuren der Tiere entstanden sind. Insgleichen wird ihnen verboten, ihre Wäsche zu waschen und sich selbst zu waschen, da das Wasser, das ihnen aus Gnade zugestanden wird, nur benutzt werden darf, den Durst zu löschen. Endlich ein Verbot an die Sudra-Frauen, den Tschandala-Frauen bei der Geburt beizustehen, insgleichen noch eins für die letzteren, einander dabei beizustehen … Diese Verfügungen sind lehrreich genug: in ihnen haben wir einmal die arische