Gelassen gärtnern - Charles Dowding - E-Book

Gelassen gärtnern E-Book

Charles Dowding

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Beschreibung

»Die meisten von uns fühlen sich wohler, wenn sie alles so machen können, wie man es seit jeher gemacht hat, ganz gleich, worum es sich handelt, und ohne immer genau zu wissen warum. Ich bin ein Mensch, der gerne Fragen stellt, und die meisten Empfehlungen in diesem Buch gründen darauf, was nach meiner eigenen Erfahrung Saison für Saison in meinen Gärten gut funktioniert hat. 30 Jahre lang habe ich nun gewerbsmäßig Gemüse angebaut, auf unterschiedlichen Böden und an unterschiedlichen Orten. In dieser Zeit habe ich viele Anbaumethoden ausprobiert und meine eigenen einfachen Methoden entwickelt, um reiche Ernten zu erzielen. Ich wünsche mir, dass die Ratschläge auf diesen Seiten Ihnen, den Leserinnen und Lesern, dabei helfen, im Garten Ihre Kreativität zu entfalten – und sich die Freiheit zu nehmen, mit dem Garten so umzugehen, wie es Ihnen entspricht und am besten gefällt.«

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Charles Dowding
Gelassen gärtnern
99 Gartenmythen und wasvon ihnen zu halten ist
Aus dem Englischen übersetztvon Eva Leipprand
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Deutsche ErstausgabeThis translation of »Gardening Myths and Misconceptions«, first edition,© 2014 Charles Dowdingis published by arrangement with UIT Cambridge Ltd., www.uit.co.uk
© der deutschen Ausgabe: 2016, oekom verlag MünchenGesellschaft für ökologische Kommunikation mbH,Waltherstraße 29, 80337 München
Lektorat: Laura Kohlrausch, oekom verlagKorrektorat: Maike SpechtUmschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, MünchenIllustrationen zu Mythos 9, 71, 89, 93: © Jennifer JohnsonInnenlayout, Satz: Ines Swoboda, oekom verlag
E-Book: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-86581-986-4
Für Amanda Cuthbert, mit der ich im Jahr 2008 die »Mythen« zum ersten Mal diskutierte. Sie fand die Idee gut und riet mir zu warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen sei – und jetzt ist es so weit!
Danksagung
Ich danke Michael und Joy Michaud von Sea Spring Seeds, professionellen Erzeugern und Züchtern von Chilis, unter anderem der Dorset Naga, dass sie mir Informationen zu den Mythen 38 und 39 gegeben haben. Sie haben die Behauptungen überprüft und festgestellt, dass sie nicht stimmen. Obwohl dieses Buch bescheidener im Umfang ist als meine anderen Bücher, waren die Anforderungen an die Redaktionsarbeit doch höher, und ich danke Alethea Doran, die schon bei meinen anderen Büchern, vor allem bei How to Grow Winter Vegetables, hervorragende Arbeit geleistet hat, für ihre konstruktive Unterstützung.
Vielen Dank auch an Stephanie Hafferty für ihren herzlichen Beistand und auch dafür, dass wir gemeinsam über die Mythen lachen konnten.
Inhalt
Einführung
I  Ein Geflecht aus Mythen und Irrtümern
II  Säen und Pflanzen
III  Das Bewässern
IV  Der Gemüsegarten – Planung und Gestaltung
V  Einjährige Gemüsepflanzen
VI  Bäume, Sträucher und mehrjährige Gemüsesorten
VII  Zugabe von Dünger und Dung
VIII  Herstellung und Verwendung von Kompost
IX  Struktur und Pflege des Bodens
X  Schädlinge, Krankheiten und Unkraut
Einführung
»Es ist keineswegs ein absurder Gedanke, dass uns irgendwann in einem zukünftigen Leben das, was wir heute für unsere Existenz halten, wie ein Traum vorkommt.«
EDGAR ALLAN POE
Mythen gibt es zuhauf. Sie können aus einer sprachlichen Verwechslung entstehen, einen Entwicklungsschritt in Richtung Wahrheit bedeuten oder einfach eine Ansammlung von Missverständnissen darstellen, die sich, weil sie immer und überall wiederholt wurden, in allseits akzeptierte Tatsachen verwandelt haben. Die meisten Mythen in diesem Buch gehören zur letzteren Sorte; viele enthalten aber auch rituelle Elemente, und manche repräsentieren Empfehlungen, die derart in Ehren gehalten werden, dass jegliches Hinterfragen Ängste hervorruft.
Ihr Garten hat vielleicht mehr mit Mythen zu tun, als Ihnen bewusst ist – mit dem Begriff »Mythen« meine ich hier Glaubenssätze, die in die Irre führen und unnötige Arbeit verursachen. Die auf den folgenden Seiten behandelten Mythen besitzen unterschiedliche Grade von Glaubwürdigkeit: Manche werden von mehr oder weniger jedem für wahr gehalten, manche sind teilweise richtig; die meisten sind aber falsch – im Lichte meiner Erfahrung und der Erfahrung anderer Leute und einiger Studien, die ich zitiert habe. Die Auswahl der Mythen in diesem Buch spiegelt meine Erfahrung mit Vorgehensweisen wider, die ich als fehlgeleitet erkannt habe, und bringt keine zusätzlichen Gartenweisheiten ins Spiel, die dann andere wieder ins Reich der Mythen verweisen würden.
Viele Mythen sind in der Tradition verwurzelt, oder es hat zumindest den Anschein, dass sie es sind, und das verleiht ihnen Glaubwürdigkeit. Andere sind weniger traditionell, dafür aber weit verbreitet und klingen überzeugend, bis man sich die Faktenlage genauer anschaut. Ein gutes Beispiel dafür ist die Empfehlung, Pflanzen nicht bei praller Sonne zu gießen, da die Sonne die Blätter versengen könnte, wenn ihr Licht durch Wassertropfen auf sie fällt. Das hört man derart oft, dass es ganz einfach wahr sein muss!
Im Jahr 2009 hat ein Forscherteam diese Behauptung tatsächlich überprüft, wobei man sich sowohl auf Computermodelle wie auch auf Versuche an den Blättern selbst stützte. Die Prüfung ergab, dass Wassertropfen auf der Blattoberfläche die Sonnenenergie nicht lange und kraftvoll genug bündeln konnten, um die Blätter zu beschädigen, bevor das Wasser verdunstet war (siehe Mythos 14). Für mich war das eine Bestätigung; seit 30 Jahren habe ich nämlich, immer wenn ich sah, dass Gewächse Feuchtigkeit brauchten, diese in der prallen Sonne gegossen, um bei schnell wachsenden Pflanzen wie zum Beispiel Gurken dem Welken der Blätter zuvorzukommen oder die kleinen Mengen an Komposterde in den Anzuchtschalen mit Wasser zu versorgen. Auf diese Weise ging es meinen Pflanzen bei heißem Wetter gut, und das Ganze hat auch noch einen weiteren Vorteil gebracht: dass ich nämlich meine Treibhäuser nicht gegen die Sonne abdecken muss – was ja auch immer empfohlen wird.

Der Mut zum Hinterfragen

Die meisten von uns fühlen sich wohler, wenn sie alles so machen können, wie man es seit jeher gemacht hat, ganz gleich, worum es sich handelt, und ohne immer genau zu wissen, warum. Veränderungen begegnen wir normalerweise mit Misstrauen. Wie kann man sicher sein, dass eine »neue Idee« etwas taugt, vor allem dann, wenn die alte ganz offenkundig funktioniert? Zuerst einmal müssen Sie sich trauen, Fragen zu stellen, und anzweifeln, was man Ihnen erzählt hat, dann die Tatsachen überprüfen und die Empfehlungen vergleichen, vielleicht auch eigene Experimente durchführen und am Schluss Ihre eigene Entscheidung treffen.
Ich bin ein Mensch, der gerne Fragen stellt, und die meisten Empfehlungen in diesem Buch gründen darauf, was nach meiner eigenen Erfahrung Saison für Saison in meinen Gärten gut funktioniert hat. 30 Jahre lang habe ich nun gewerbsmäßig Gemüse angebaut, auf unterschiedlichen Böden und an unterschiedlichen Orten. In dieser Zeit habe ich viele Anbaumethoden ausprobiert und meine eigenen einfachen Methoden entwickelt, um reiche Ernten zu erzielen. Ich wünsche mir, dass die Ratschläge auf diesen Seiten Ihnen, den Leserinnen und Lesern, dabei helfen, im Garten Ihre Kreativität zu entfalten – und sich weniger von scheinbaren Regeln einschränken zu lassen; sich die Freiheit zu nehmen, mit dem Garten so umzugehen, wie es Ihnen entspricht und am besten gefällt.
Schon seit ein paar Jahren wollte ich dieses Buch schreiben, und jetzt, da ich die Gelegenheit dazu habe, muss ich gestehen, dass ich mich in einem Dilemma befinde: Mein Wunsch ist, die Leserinnen und Leser vor unnötiger Arbeit und unnötigen Kosten zu bewahren. Dabei geht es mir aber überhaupt nicht darum, die Befürworter der allgemein akzeptierten Gartenbaumethoden, die ich hier hinterfrage, zu kritisieren, und ich möchte schon an dieser Stelle um Entschuldigung bitten, sollte ich irgendjemandem zu nahe treten!

Woher stammen die Mythen?

Es ist oft schwierig, die Ursprünge von Mythen zurückzuverfolgen, und manche haben mehr als nur eine Quelle. So könnte zum Beispiel die bis vor etwa zweihundert Jahren allgemein akzeptierte Ansicht: »Tomaten sind giftig« zumindest in Großbritannien darauf zurückzuführen sein, dass die wohlhabenden Leute Zinngeschirr verwendeten: Durch die Säure der Tomaten gelangte Blei aus dem Zinn in die Nahrung und machte sie giftig. Die Armen dagegen aßen von hölzernen Tellern und verzehrten Tomaten ganz offensichtlich ohne Probleme.
Zur Macht dieses Irrglaubens trug auch die Tatsache bei, dass der einflussreiche Botaniker John Gerard 1597 in seinem Werk The Herball vermerkte, Tomaten seien giftig, und dieser Behauptung wurde bis in die frühen Jahre des achtzehnten Jahrhunderts weithin Glauben geschenkt. In den Vereinigten Staaten änderte sich dies allerdings ab 1820: Damals verzehrte Colonel Johnson vor einem Gerichtsgebäude in New Jersey bei einer groß angekündigten Veranstaltung vor 2 000 Zuschauern einen Korb voll Tomaten. Während er aß, spielte die örtliche Feuerwehr einen Trauermarsch, um ihn in Frieden hinscheiden zu lassen, bis ihnen auffiel, dass seine Gesundheit nichts zu wünschen übrig ließ. Manchmal braucht man ein dramatisches Ereignis, um irrtümliche Vorstellungen zu korrigieren!

Irreführende Episoden aus der Geschichte

Die Geschichte trägt nicht immer dazu bei, die Dinge zu klären, da sie immer wieder neu geschrieben wird – man denke beispielsweise an all die unterschiedlichen Lesarten von Shakespeares Biografie und die ständigen Zweifel daran, ob er die Werke, die seinen Namen tragen, auch wirklich selbst geschrieben hat. Für allgemein akzeptierte, aber fehlerhafte Ansichten über Menschen und Ereignisse gibt es eindrucksvolle Beispiele. Hier seien nur einige wenige aufgeführt.
Eigentlich deuten die meisten Fakten darauf hin, dass Robin Hood (wenn es ihn überhaupt je gegeben hat) ein Freibauer aus Yorkshire war; ein paar mittelalterliche Balladen brachten ihn aber mit dem legendär bösen Sheriff von Nottingham in Verbindung, und in der Folge wurde er schließlich als ehemaliger Adliger in Sherwood Forest etabliert. Walter Scotts Roman Ivanhoe von 1820 war die erste unter vielen Erzählungen, die ihn dort ansiedelte.
Der Satz »Dann sollen sie doch Kuchen essen« stammt allem Anschein nach nicht von Marie Antoinette: In Wahrheit wird er Maria Theresia zugeschrieben, der Frau Ludwigs XIV., ist also 50 Jahre älter. Im Druck erschien das Zitat erstmals in den Bekenntnissen von Jean-Jacques Rousseau, die im Jahr 1769 vollendet wurden, als Marie Antoinette ein vierzehnjähriges Mädchen in Österreich war, ganze zwanzig Jahre vor der Französischen Revolution.
In Großbritannien geht man davon aus, dass Walter Raleigh im Jahr 1586, bei seiner Rückkehr vom amerikanischen Kontinent, Tabak und Kartoffeln in Europa eingeführt hat. In Wirklichkeit war der Tabak schon vorher aus Frankreich gekommen, wo er im Jahr 1560 von Jean Nicot (daher das Wort »Nikotin«) eingeführt worden war, und Kartoffeln wurden bereits ab 1585 in Italien angebaut.
Cinderella trug angeblich »gläserne« Pantoffeln. Allerdings wurde das Cinderella-Märchen im Jahr 1697 von dem französischen Autor Charles Perrault populär gemacht, der sich dabei auf alte Märchen stützte, in denen Cinderella aus »vair« gefertigte Pantoffeln trug. Dies ist das mittelalterliche Wort für Feh, also weißes Eichhörnchenfell, das zu Perraults Lebzeiten nicht mehr in Gebrauch war, und so interpretierte er es vermutlich fälschlich als »verre«, was auf Französisch »Glas« bedeutet.
Mussolini hat es angeblich geschafft, dass »die Züge pünktlich fuhren«. Dies gelang ihm aber vor allem dadurch, dass er alle Berichte über Verspätungen verbot, wie uns der Journalist Alexander Cockburn wissen ließ.

Vom Mythos zu den Tatsachen

Wenn alle daran glauben, kann sich fast jede Behauptung in eine anerkannte Tatsache verwandeln: dass man zum Beispiel Teig kneten muss, um gutes Brot zu backen – das weiß jeder! Dan Lepard, Bäcker und Gastronomieschriftsteller, führte jedoch mit einigen Kursteilnehmern einen Versuch durch, indem er Teigpartien mit und ohne Kneten herstellte, und berichtete danach, er habe zwischen den fertiggestellten Brotlaiben keinen Unterschied entdecken können – wenn überhaupt, dann sei der nicht geknetete Teig schneller aufgegangen! Seine Schlussfolgerung: »Wenn Sie Ihren Teig kneten wollen, wird es ihm nicht schaden, aber es wird ihn auch nicht besser machen.«
Manche Mythen gründen in der allgemeinen Annahme, wir könnten in der heutigen von der Wissenschaft bestimmten Welt verstehen und erklären, wie die Natur funktioniert. Die Geschichte zeigt jedoch, dass unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse einem ständigen Wandel unterworfen sind – und trotzdem ist es doch so, dass sie irgendwie immer stimmen.
Ein Beispiel dazu aus der Bodenkunde: Fast das ganze letzte Jahrhundert hindurch war man der Auffassung, Huminsäure enthalte den größten Teil des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs. Im Jahr 1996 entdeckte dann die Bodenkundlerin Sara Wright im Boden eine bis dahin unbekannte Substanz namens Glomalin, die nach heutiger Einschätzung »ein Drittel der weltweiten Kohlenstoffvorräte im Boden« enthält. Zmindest bis zur nächsten Entdeckung …
Was auch immer der Ursprung von Mythen sein mag, eines haben sie alle gemeinsam: Ist eine Vorstellung erst einmal allgemein akzeptiert, schlägt sie Wurzeln und nimmt an Glaubwürdigkeit zu, bis zu dem Punkt, an dem man ausgelacht wird, wenn man sie hinterfragt, selbst wenn sie ganz klare Widersprüche beinhaltet. Im Gartenbau gibt es solche Vorstellungen zuhauf, wobei manche erkennbar historischen Ursprungs sind, während andere sich ohne plausiblen Grund etabliert haben.
Ich hoffe, Sie werden beim Entlarven der Mythen auf den folgenden Seiten einiges zu lachen haben – aber zugleich auch meine Behauptungen kritisch hinterfragen, denn niemand hat die Antworten auf alle Fragen. Ich hoffe aber auch, dass in der Folge Ihr Garten besser gedeiht: Bei meinem ist das der Fall!

Kapitel IEin Geflecht aus Mythen und Irrtümern

Die Mythen im Gartenbau hängen untereinander zusammen und bestärken sich gegenseitig; so ergibt sich ein Geflecht aus Tätigkeiten, die empfohlen werden, und anderen, von denen abgeraten wird. Deshalb ist es meine Erfahrung, dass ich mir, indem ich eine angeblich notwendige Arbeit nicht mache, auch weitere Aktivitäten sparen kann. Dieses Buch will also eine lang gezogene Spur vielfältig verflochtener Gartengeheimnisse entwirren und dabei zeigen, dass das, was dahinterliegt, eigentlich ganz einfach ist; so werden unsere Aufgaben weniger und lassen sich schneller erledigen.
Vielleicht wundern Sie sich, dass von den Ratschlägen, die in diesem Buch angeboten werden, manche oder sogar viele in offenkundigem Widerspruch zu dem stehen, was Sie bisher gehört haben – mir geht es genauso! Meiner Meinung nach kommt ein Großteil der Missverständnisse daher, dass eigentlich gut fundiertes Wissen in vielen Fällen an der falschen Stelle angewendet wird; und warum das immer wieder vorgekommen ist und auch weiterhin vorkommen wird, dafür gibt es mehrere Gründe. Vielleicht war eine Empfehlung einmal durchaus sinnvoll und passte dann unter veränderten Umständen nicht mehr; oder man hat ungeeignete Methoden von der Landwirtschaft auf den Gartenbau übertragen; oder ein Hinweis veränderte aus sprachlichen Gründen seinen Sinn, etwa weil man Wörter missverstand.

Einige tief verwurzelte Mythen

Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, wie sich Mythen entwickeln, hier nur einmal drei Beispiele von Gartenbaumethoden, die in ihrer Zeit oder in ihrem Kontext zielführend waren oder sind. Man muss sie in diesem Kontext betrachten, wenn man wissen möchte, ob sie auch in unserer Zeit beziehungsweise unter veränderten Bedingungen noch ihren Zweck erfüllen.
In den großen Gärten der reichen Oberschicht standen früher im Winter für Aufgaben wie das Auswaschen von Töpfen (um die Verbreitung von Krankheiten einzudämmen) und das Umgraben des Bodens (aus all den Gründen, die man landauf, landab zu hören bekommt) Arbeitskräfte zur Verfügung, die nicht anderweitig benötigt wurden; die Frage, wie notwendig diese Arbeiten sind, stellte sich daher überhaupt nicht.
Zumindest bis zur Einführung von chemischen Düngemitteln und Unkrautvernichtern wurde in landwirtschaftlichen Betrieben mit Mischkultur häufig ein Fruchtwechsel im durchschnittlichen Turnus von vier Jahren vorgenommen – was durchaus sinnvoll ist auf großen Äckern, wo Gemüsesorten jeweils in großen zusammenhängenden Blöcken gepflanzt werden und Tiere vorhanden sind, die die Wiesen abweiden. In Gärten jedoch, vor allem in kleinen, und auch dort, wo innerhalb eines Jahres Zweikulturnutzung angewandt wird, ist eine solche Vierfelderwirtschaft oft unpraktisch und vermindert den Ernteertrag.
Die Verwendung von nicht kompostierten Mulchen ist bei trockenen Klimaverhältnissen durchaus gut für den Schutz der Bodenoberfläche; bei feuchtem Klima aber, wo weniger Notwendigkeit besteht, dauerhaft für Feuchtigkeit zu sorgen, verursacht diese Methode Probleme, weil die Mulche den Schnecken ein günstiges Umfeld bieten.

Ach wirklich? Und warum ist das so?