Geldwende - Arne Pfeilsticker - E-Book

Geldwende E-Book

Arne Pfeilsticker

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Beschreibung

Der Titel Geldwende steht für eine Wende in der Geldordnung hin zu einem nachhaltigen und fairen Finanzwesen mit einem stabilen Geldsystem. Der Schlüssel für eine Reform liegt in einem Umdenken in der Antwort auf die Frage: "Was ist Geld?". Fast alle Menschen sind überzeugt, dass Banknoten und Münzen Geld sind und wundern sich, aufgrund welcher "Magie" ein Stück aufwendig bedrucktes Papier oder ein Stück geprägtes Metall eine derartige Macht entfalten und Besessenheit auslösen kann, wie sie mit Geld offensichtlich erfahren wird. In diesem Buch wird im Detail dargelegt, dass Banknoten und Münzen kein Geld sind, sondern Geld lediglich nachweisen. Das eigentliche Geld, das die "Magie" bewirkt und durch Banknoten und Münzen nachgewiesen wird, ist etwas ganz anderes. Der Unterschied ist so ähnlich wie der zwischen einem Personalausweis und der Person, die in diesem Ausweis nachgewiesen wird, aber mit dem Unterschied, dass Personen materiell und das eigentliche Geld immateriell und daher unsichtbar ist. Was wir mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen können, ist generell schwierig zu verstehen und für viele unfassbar. Das "Unfassbare" am Geld sichtbar und begreiflich darzustellen, ist ein Ziel dieses Buches. Banken verleihen das Geld ihrer Kunden. - So stellt sich die überwältigende Mehrheit vor, wie Banken funktionieren. Und Banken behaupten, dass sie genau so funktionieren. Die Fakten zeigen jedoch, dass Banken ihre Bürotürme mit selbstgemachtem Geld bezahlt haben und Kredite werden mit selbstgemachtem Geld bereitgestellt. Wer mit selbstgemachtem Geld Güter und Dienstleistungen kaufen und Kredite vergeben kann, hat gegenüber allen anderen, die für Geld gleichwertige Gegenleistungen erbringen müssen, einen unschlagbaren Vorteil. 2015 hatten die deutschen Banken Güter im Wert von ca. 2.700 Mrd. Euro in ihren Bilanzen, die mit selbstgemachtem Geld bezahlt wurden. Das sind Leistungen der Realwirtschaft in der Größenordnung des Bruttoinlandsproduktes für ein Jahr, für die der Finanzsektor keine Gegenleistungen erbracht hat. In den Leistungen der Realwirtschaft ohne Gegenleistungen durch den Finanzsektor liegt die Relevanz und Brisanz der Frage, ob, in welchem Umfang und mit welcher Wirkung der Finanzsektor Geld selbst herstellen und in Umlauf bringen kann. Dazu kommt noch, dass die Geldschöpfung durch den Finanzsektor eine wesentliche Ursache für Finanzkrisen wie 2007/2008 ist.

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Seitenzahl: 242

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.

— (D. Hilbert, I. Kant, K. Lewin)

Vorwort und Danksagungen

An der Entstehung dieses Buches waren viele Menschen auf die unterschiedlichste Art beteiligt. Ihnen allen gilt mein besonderer Dank – auch denen, deren Meinung ich nicht teile. Bei allen Meinungsverschiedenheiten sollten wir nicht vergessen, dass jede Theorie im Kopf gleichzeitig das Brett vor dem Kopf ist. Das ist kein Aufruf zur Beliebigkeit, sondern zur Gelassenheit und der Bereitschaft sich mit Gedanken und Ideen auseinander zu setzen, die auf den ersten Blick alles andere als einleuchtend erscheinen.

Theorien sind Möglichkeit und Grenze zugleich die Welt zu verstehen. – Nicht mehr und nicht weniger.

Das Interesse am Thema und der Anstoß zu den Ideen in diesem Buch liegen bereits über 40 Jahre zurück, als ich Volkswirtschaft, Mathematik und Informatik an der Universität Heidelberg, der London School of Economics und UC Berkeley studiert habe.

Die mahnenden Worte von Karl Popper: „Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann.“ und der Tatsache, dass es für mich so natürliche Sprachen wie Mathematik oder Programmiersprachen gibt, aber so unnatürliche wie Deutsch und Englisch, haben mich bisher weiter arbeiten lassen.

Der wirkliche Durchbruch für dieses Buch brachten die unvorstellbar engagierten Diskussionen im Mumble und auf Konferenzen, die E-Mail-Schlachten1 in den Foren und die „Grillfeste“2 bei den PIRATEN in der AG Geldordnung und Finanzpolitik in den Jahren 2012 bis 2015.

Wir hatten nicht nur intensive interne, sondern auch Podiumsdiskussionen mit externen Gästen: den Damen und Herren Christian Felber, Sven Giegold, Ulrike Hermann, Patrik Bernau, Mark Dittli, Dirk Elsner, Jens Berger, Prof. Dr. Dr. Helge Peukert, Dr. Harald Wozniewski, Jörg Buschbeck, Prof. Richard Werner, Daniel Stelter, Dr. Thomas Mayer, Prof. Dr. Carsten Lange, Prof. Dr. Peter Bofinger, Klaus Regling, Sarah und Volker Reusing, Prof. Dr. Max Otte, Dr. Heiner Flassbeck, Raimund Brichta und Prof. Dr. Josef Huber.3

Die Zeit war geprägt von einer Mischung aus Diskussionsfreude und einer Besessenheit an den Themen. Man hatte sich gegenseitig Druck gemacht, Positionspapiere und Beiträge zu liefern, bei denen es nur auf den Inhalt ankam. Form, Stil, Grammatik und Rechtschreibung waren oft so, dass man das Gefühl hatte, hier ist ein ganzer Schwarm von Legasthenikern unterwegs, – in dem ich entspannt mitschwimmen konnte.

Nur bei Anträgen hatte man darauf geachtet, dass alles stimmte. Stundenlang, nächtelang und wochenlang hatte man um jedes Wort und jeden Satz gerungen.

Im Eifer des Gefechts war der Ton teilweise sehr rau, den ich hin und wieder mit dem Satz konterte: „Wenn Beleidigungen und Unterstellungen Argumente wären, dann wäre die ultimative Beleidigung die Wahrheit.“ Meine Erfahrung aus dieser Zeit ist: Nichts schadet einem Anliegen mehr als Polemik. Niemanden kann man zur Einsicht zwingen. Es bleibt die zu respektierende Freiheit eines Jeden, Argumenten zu folgen oder auch nicht. Das Beste, was wir in dieser Situation tun können, ist die Worte Poppers umzusetzen: Dinge klar und einfach sagen und schreiben. Ich habe noch die Schaubilder hinzugefügt, denn Einsicht kommt von sehen.4

Mein besonderer Dank aus dieser Zeit gilt den Piraten:5 Andreas Tittert, André Presse, Axel Braun, Axel Grimm, Benedikt Weihmayr, Buzz, Christoph Ulrich Mayer, Comenius, Daniel Mönch, Dragon, Dude, Exile, Frank & Frei, Frauke Mattfeldt, GeldPirat, Gerhard Rinnberger, Georg Nägle, Grégory Engels, HagenPirat Heinz-Ulrich Eisner, Henriette Stoll, Horst Seiffert, Johannes Weihmayr, Jürgen Niccum, K-nut, Kai Gödde, Karl Pitz, Karlsruher, Karsten Weihe, Keox, Laura Sophie Dornheim, Lilly-Marie, Marion Trägner, Martin Ternes, Matthias Garscha, Monika Herz, Nicolai Hähnle, Nicolas Hofer, Patrik Pekrul, Paul Weiler, Pavel Prochazka, Peter Baum, Purodha Blissenbach Robert Arnold, Robert Stein-Holzheim, Rolf Müller, Schulym Apelojg, Stephan Schwarz, Stimmbürger, Superconductor, Sven Christian Seele, Systemfrager, Thomas Bunke Thomas Irmer, Thomas Küppers, Thomas Weiß, Tobias Deiters, Uwe Krüger Winands, Wigbold, Wischer, Wolfgang Theil und last but not least Sebastian Krone.

Als der Wind sich bei den Piraten 2015 legte, war genügend Material da, das reif für eine Konsolidierung war.

Der tatsächliche Anstoß für dieses Buch war eine interne Studie der GLS-Bank mit dem Titel „Kredite entstehen aus Einlagen“. Diese Studie empfanden nicht nur ich als eine intellektuelle Provokation, auch Joseph Huber sah sich zu einer Stellungnahme genötigt. Am Rande des Geldgipfels 2016 an der Universität Witten/Herdecke hatte mir Herr Thomas Jorberg, der Vorstandssprecher der GLS-Bank, die Erlaubnis zu einer Analyse der Geldschöpfung auf der realen Ebene der GLS-Bank gegeben.

Obwohl ich bereits seit über 30 Jahren bei Banken und Versicherungen Software auf dem Gebiet der Vermögensverwaltung entwickelt hatte und mich daher bis in die Bits und Bytes mit nationalen und internationalen Rechnungslegungsstandards auskannte, war die konkrete Unterstützung durch Herrn Hans-Florian Hoyer von der GLS-Bank sehr hilfreich. Mit einer für ihn bis an die Schmerzgrenze gehenden Geduld hat er meine Fragen beantwortet und Details mit mir diskutiert. Diese Studie hatte den Arbeitstitel „Geld und Geldschöpfung auf der realen Ebene von Banken“.

2016 lernte ich Hajo Köhn von der NGO Neue Geldordnung6 kennen. Er gab mir die Gelegenheit im Club Voltaire in Frankfurt am Main in der Reihe Bausteine einer „Neuen Geldordnung“ Vorträge zu halten, die die Ergebnisse der letzten Jahre konsolidierten.

Auch hier waren es die Diskussionen und Rückmeldungen, die mir beim Schreiben dieses Buches sehr geholfen haben. Mein Dank in dieser Gruppe gilt insbesondere den Damen und Herren: Dr. Ursula Körner, Yvonne Üding, Samirah Kenawi, Renate Eisele, Dr. Raimund Dietz, Hans Möller, Uli Breuer, Markus Duscha, Dr. Dag Schulze, Prof. Dr.Dr. Helge Peukert, Gottried Österle, Dr. Karl Krämer, Ottmar E. Gendera und natürlich Hajo Köhn. Für die Videoaufzeichnungen bedanke ich mich bei den Herren Heinz Wazinski und Klaus Unverzagt.

Für das Korrekturlesen möchte ich mich bei Herrn Bernd Trapp und Norbert Kohler bedanken.

Mein abschließender Dank gilt allen Lesern und insbesondere denen, die das Buch gekauft und nicht einfach aus dem Internet geladen haben.7 Sie tragen auch zur Umsetzung meines nächsten Projektes bei.

In diesem Projekt werden die praktischen Konsequenzen aus den hier dargelegten theoretischen Überlegungen gezogen. Es nennt sich „Geldinfrastruktur“ und beschreibt ein System, mit dem Bankdienste ohne Banken bereitgestellt und abgewickelt werden könnten.

Dieses System ist als eine globale Infrastruktur für jede beliebige Währung konzipiert. Es besteht aus basisdemokratisch beschlossenen Standards und Open-Source-Software, die auf der Hardware der Nutzer läuft.

Vollgeld entsteht in der Geldinfrastruktur durch die Hintertür und in dem Maße, wie die Infrastruktur durch die Realwirtschaft, Institutionen und Menschen genutzt wird.

Die technische Architektur ermöglicht eine Umsetzung im Stile Wikipedia – von unten nach oben und getragen von Vielen für Alle.

Bei der technischen Umsetzung werden entscheidende Ideen, wie z. B. die Blockchain von Bitcoin übernommen, aber die unsägliche Energieverschwendung umgangen. Wer mehr darüber wissen möchte, der kann sich die ersten 4 Vorträge8, die ich im Club Voltaire in Frankfurt am Main gehalten habe, auf YouTube ansehen.

Die Einführung der Geldinfrastruktur setzt ganz bewusst nicht auf den Idealismus der Anwender, sondern auf handfeste wirtschaftliche Vorteile für den Anwender in Verbindung mit neuen Ideen für Bankdienste und Finanzprodukte und einer drastischen Vereinfachungen der Bankgeschäfte.

Wir müssen selbst aktiv werden, wenn wir die Ausbeutung durch den Finanzsektor stoppen wollen. Es gibt keinen Grund und erst recht keine Rechtfertigung warum der Finanzsektor mit selbstgemachtem Geld seine Rechnungen bezahlt und mit selbstgemachtem Geld Kredite vergeben kann und darüber hinaus durch Finanzkrisen das Wohl aller schädigt und gefährdet.

Heppenheim im August 2017 Arne Pfeilsticker

1Allein 25.000 Emails auf der Mailingliste der AG Geldordnung.

2Grillfeste sind Mumble-Konferenzen, auf denen heiß umstrittene Themen innerhalb der AG geklärt wurden. Manchmal hatte man allerdings das Gefühl, dass nicht nur das Thema, sondern auch der eine oder andere Pirat auf dem Grill landete. http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Grillfeste

3Die Aufzeichnungen und Dokumente zu diesen Diskussionen könnten auf YouTube oder im Wiki der PIRATEN gesehen werden: http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Podiumsdiskussionen

4Die meisten Schaubilder haben keine Vorbilder, an denen ich mich hätte orientieren können. Deshalb würde ich mich über Rückmeldungen und Anregungen sehr freuen. Insbesondere interessiert mich die Frage, ob die Schaubilder signifikant und spontan zum Verständnis beigetragen haben, oder haben sie nur die Druckkosten erheblich verteuert?

5Unter Piraten sind Titel unüblich und zum größten Teil unbekannt. Deshalb hier die Namen oder Nicknamen ohne eventueller Titel.

6http://neuegeldordnung.de/

7Unter meinen „Schwarzlesern“ erteile ich denen Absolution, die mir mit Hinweisen helfen, die Dinge klar und einfach auszudrücken. Perfektion liegt im Detail. Email an [email protected]

8Die Vorträge laufen dort unter dem Namen Währungsinfrastruktur. Diese Bezeichnung wurde aus verschiedenen Gründen in Geldinfrastruktur geändert.

Teil 1: https://youtu.be/QbHbvdQOVyA

Teil 2: https://youtu.be/6H02yR250vM

Teil 3: https://youtu.be/Rki9Rr2IGj8

Teil 4: https://youtu.be/gZc8JYncQj0

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1.1 Motivation und Zielsetzung

1.2 Gliederung

1.3 Zusammenfassung und Ergebnisse

Die reale Ebene der Banken

2.1 Was ist die reale Ebene einer Bank?

2.1.1 Real sind nicht nur materielle Dinge

2.1.2 Rechtsbeziehungen und Rechte

2.1.2.1 Rechtssubjekte, Rechtsobjekte und Rechtsbeziehungen

2.1.2.2 Subjektive Rechte: Macht euch die Erde und andere Menschen untertan

2.1.2.3 Nachweis von Rechten

2.1.2.4 Schuldverhältnis: Anspruch auf Leistung

2.1.2.5 Kaufvertrag: Kombination von Schuldverhältnissen

2.1.2.6 Eigentum und Sache: Der entscheidende Unterschied

2.1.2.7 Handel: Recht gegen Recht

2.1.2.8 Mathematische Strukturen von Rechtsbeziehungen

2.1.3 Ressourcen, Tätigkeiten und Produkte

2.1.4 Die Leistungen einer Bank: Finanzprodukte und Finanzdienstleistungen

2.2 Finanzdienstleistungen

2.3 Finanzprodukte

2.3.1 Geld, Geldverträge und Finanzinstrumente

2.3.2 Darlehensvertrag: Die Geburtsstunde des Giralgeldes

2.3.2.1 Darlehen: Prototyp der Finanzprodukte

2.3.2.2 Darlehen: Gebrauchsüberlassung oder Tausch?

2.3.3 Schuldverschreibungen: Die Banknoten der Banken

2.3.4 Zentralbankgeld: Der Ursprung

2.3.5 Geschäftsbankengeld: Ansprüche auf Zentralbankgeld

2.3.6 Forderungsbesicherte Wertpapiere: Strukturierte Ansprüche auf Ansprüche … auf Geld

2.3.7 Derivate: Bedingte Ansprüche auf Ansprüche … auf Geld

2.3.8 Fondsanteile: Ansprüche auf Ansprüche … auf Geld

2.4 Arbeitsabläufe

2.4.1 Finanzprodukte: Beispiel Hauptprozess Kredit

2.4.2 Finanzdienstleistungen: Beispiel Überweisungen

2.4.3 Tätigkeiten: Physisches und rechtliches Handeln

Schlüsselideen der Geldentwicklung: Vom Gold zum Finanzinstrument

3.1 Kurantmünzen: Zählen statt wiegen

3.2 Goldstandard: Geld ist ein Anspruch auf Gold

3.3 Fiktiver Goldkern: Geld ist ein Anspruch auf Geld oder Gold

3.4 Giralgeld: Geld ist ein Anspruch auf Geld

3.5 Finanzinstrumente: Der heutige Geldbegriff

Was ist Geld auf der realen Ebene?

4.1 Ist Geld eine Sache oder ein Recht?

4.2 Herrschende Meinung

4.2.1 Nur Bargeld ist Geld

4.2.2 Widersprüche in der herrschenden Meinung

4.2.2.1 Historische Betrachtung: § 55 Bankgesetz von 1875

4.2.2.2 Passivposition „Bargeld im Umlauf“ in der Zentralbankbilanz

4.2.2.3 Zentralbankgeld ist ein Anspruch auf Zentralbankgeld

4.2.2.4 Zentralbanken ersetzen verschlissene und zerstörte Banknoten

4.2.2.5 Geldmengendefinitionen

4.2.2.6 Banknoten bei der Zentralbank erscheinen nicht in der Bilanz

4.3 Geld ist ein Produkt der Rechtsordnung

4.3.1 Der Beweis

4.3.2 Geldtheorien: Die Suche nach dem „Wert“ des Geldes

4.3.3 Funktionale Theorie: Spezifikation der Anforderungen

4.3.3.1 Definition

4.3.3.2 Maßfunktion

4.3.3.3 Wertfunktion

4.3.3.4 Wertgleichung

4.3.4 Funktionale Theorie: Mathematischer Anhang

4.3.4.1 Tauschverhältnisse

4.3.4.2 Tauschverhältnisse in Geldverträgen

4.3.4.3 Tauschverhältnisse in nicht Geldverträgen

4.3.5 Materielle Theorien: Implementierungen der funktionalen Theorie

4.3.5.1 Kreditgeld: Geld ist ein Anspruch auf Geld

4.3.5.2 Finanzinstrumente: Kreditgeld im weiten Sinne

4.3.5.3 Zahlungsmittel: Kreditgeld im engen Sinne

4.3.5.4 Vollgeld: Nur Kreditgeld der Zentralbank ist Geld

4.3.5.5 Kurantgeld: Geld made of Eigentum

4.3.5.6 Bitcoins: Autarkes „Sondereigentum“ an der Blockchain

4.4 Abgeleitete Eigenschaften und Funktionen von Geld: Logische Konsequenzen

4.4.1 Direkt abgeleitete Eigenschaften und Funktionen

4.4.1.1 Maßfunktion ordnet und misst bewertbare Rechte

4.4.1.2 Tausch-/Zahlungsmittel: Maß- + Wertfunktion

4.4.1.3 Wertaufbewahrungsmittel: Wertfunktion + Tauschmittel

4.4.1.4 Geld ist nicht neutral

4.4.1.5 Warum und wie funktioniert Geld?

4.4.2 Abgeleitete wirtschaftliche Eigenschaften und Funktionen

4.4.2.1 Geld erhöht die Wahrscheinlichkeit von Tauschtransaktionen

4.4.2.2 Geld führt zu einer Ausdifferenzierung der Güter und Dienstleistungen

4.4.2.3 Funktionale Ausdifferenzierung von Wirtschaft und Gesellschaft

4.4.2.4 Preise ordnen Tauschverhältnisse

4.4.2.5 Preise führen zu Wettbewerb auf Märkten

4.4.2.6 Geld kodiert und reguliert Knappheit

4.4.2.7 Geld dient der Zukunftsvorsorge

4.4.2.8 Geld führt zu einer ständigen Umverteilung von Vermögen

4.4.2.9 Grundereignis Zahlung

4.4.2.10 Geld ist die Sprache der Wirtschaft

4.4.2.11 Informations- und Kommunikationsmittel

4.4.2.12 Steuerungsmittel

4.4.2.13 Tauschsequenzen

4.4.2.14 Geld- und Güterströme bilden duale Netze

4.4.2.15 Geld verallgemeinert Tauschbeziehungen

4.4.2.16 Gemeinsame Eigenschaft aller bewertbarer Rechte

4.4.2.17 Geldschöpfung ist Wertschöpfung

4.4.2.18 Inflation und Deflation

4.4.2.19 Geld produziert und verlagert Risiken

4.4.3 Abgeleitete soziale Eigenschaften und Funktionen

4.4.3.1 Geld formalisiert Tauschbeziehungen

4.4.3.2 Geld macht Tauschwertbeziehungen berechenbar

4.4.3.3 Geld ist gesellschaftliche Realität

4.4.3.4 Geld als Selbstzweck

4.4.3.5 Geld formt die Gesellschaft und wird von der Gesellschaft geformt

4.4.3.6 Formierung von Tauschbeziehungen

4.4.3.7 Gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe

4.4.3.8 Geld schafft soziale Identität und Wahrnehmung

4.4.3.9 Geld entkoppelt soziale Beziehungen

4.4.3.10 Geld entkoppelt Herkunft und Verwendung von Geld

4.4.3.11 Durch Geld werden individuelle Leistungen zu universellen Leistungen

4.4.3.12 Knappheitsparadoxon

4.4.4 Anmerkungen zu bekannten Begriffen

4.4.4.1 Tauschmittel

4.4.4.2 Wertmess- und Recheneinheit

4.4.4.3 Wertaufbewahrungsmittel

Kreditgeld herstellen, übertragen und vernichten

5.1 Geldschöpfung: Geld herstellen und in Verkehr bringen

5.1.1 Herrschende Meinung

5.1.1.1 Banken schöpfen kein Geld

5.1.1.2 Kredite entstehen aus Einlagen

5.1.1.3 Die intuitive Plausibilität der herrschenden Meinung

5.1.1.4 Silberstreifen am Horizont

5.1.2 Die Illusion einer homogenen Währung

5.1.3 Auswirkungen der 0 % Soll- und negativ Habenzinspolitik der EZB

5.1.4 Geldschöpfung aus dem Nichts

5.1.5 Kreditgeld ist ein Null-Grenzkostenprodukt

5.2 Kreditgeldschöpfung: Jeder neue Anspruch auf Geld

5.2.1 Kredit: Der Kerngedanke des Kreditgeldes

5.2.2 Geldschöpfung durch Rechtsgeschäft

5.2.3 Geldschöpfung durch geschäftsähnliche Handlungen

5.2.4 Geldschöpfung durch Gesetz

5.3 Kreditgeld übertragen: Barzahlungen und Überweisungen

5.3.1 Einigung und Übergabe: Barzahlung

5.3.2 Abtretung: Bankinterne Überweisung

5.3.3 Erfüllung: Überweisung zwischen Banken

5.4 Kreditgeldvernichtung: Ansprüche auf Geld konsolidieren

5.4.1 Geldvernichtung durch Erfüllung

5.4.2 Geldvernichtung durch Hinterlegung

5.4.3 Geldvernichtung durch Aufrechnung

5.4.4 Geldvernichtung durch Schuldenerlass

5.4.5 Geldvernichtung durch Konfusion

5.5 Häufig gestellte Fragen

5.5.1 Warum können Banken zahlungsunfähig werden, wenn sie Geld selbst herstellen können?

5.5.2 Warum zahlen Banken Zinsen, wenn Einlagen für Kredite nicht benötigt werden?

5.5.3 Wozu Kunden, wenn Dividenden mit selbstgemachtem Geld gezahlt werden?

5.5.4 Warum haben Banken nicht bereits die ganze Welt gekauft, wenn sie ihre Rechnungen mit selbstgemachtem Geld bezahlen können?

Der Geldschöpfungsgewinn: Das eigentliche Bankgeheimnis

6.1 Staatliche und private Geldschöpfung

6.1.1 Gründe für eine staatliche Geldschöpfung

6.1.2 Die Zahlungsgewohnheiten haben sich geändert: Vom Staatsgeld- zum Privatgeldsystem

6.2 Geldmenge, Geldschöpfung und Geldvernichtung

6.3 Geldterritorien: Claims zur Förderung des Geldschöpfungsgewinns

6.4 Geldschöpfung: Das profitabelste Geschäft aller Zeiten

6.4.1 Geldschöpfungsgewinn der Zentralbank: Der legale Gewinn

6.4.2 Geldschöpfungsgewinn beim Falschgeld: Der illegale Gewinn

6.4.3 Geldschöpfungsgewinn der Geschäftsbanken: Der unvorstellbare Gewinn

6.4.4 Geldschöpfungsverlust für Geschäftsbanken

6.5 Geldschöpfung und der Geldschöpfungsgewinn im Detail

6.5.1 Herstellung und in Verkehr bringen von Münzen

6.5.2 Herstellung und in Verkehr bringen von Banknoten

6.5.3 Herstellung und in Verkehr bringen von Giralgeld

Woher kommt und was ist die Macht des Geldes?

7.1 Privatisierte Macht des Staates

7.2 Monetärer Feudalismus

Bilanzen: Aufstellung der bewertbaren Rechte und Pflichten

8.1 Zusammenhang zwischen Bilanzen und der realen Ebene

8.2 Rechnungslegung für Banken neu durchdacht

8.2.1 Falscher Wertansatz bei Forderungen und Verbindlichkeiten

8.2.2 Unvollständige Bilanzierung von Forderungen und Verbindlichkeiten

8.2.3 Unvollständige Bilanzierung der Derivategeschäfte

8.2.4 Auswirkungen der vorgeschlagenen Korrekturen

8.2.5 Fazit

8.3 Das Dogma ausgeglichener Bilanzen

Abbildungsverzeichnis

1.1 Geldtheorien

2.1 Rechtsbeziehungen und Rechte

2.2 Juristische Person

2.3 Juristische Person mit Akteuren

2.4 Rechtssubjekte

2.5 Subjektive Rechte

2.6 Anspruch

2.7 Herrschaftsrechte

2.8 Nachweis von Rechten

2.9 Schuldverhältnis

2.10 Kaufvertrag

2.11 Eigentum

2.12 Subjektives Recht Eigentum

2.13 Vertrag: Recht gegen Recht

2.14 Gesellschaft ohne Eigentum

2.15 Handel: Recht gegen Recht

2.16 Bankleistungen

2.17 Finanzprodukte

2.18 Geldverträge

2.19 Darlehensvertrag: Die Geburtsstunde des Giralgeldes

2.20 Darlehensvertrag und Geld

2.21 Darlehenskassenschein

2.22 Residential Mortgage-Backed Securities

2.23 Die Umwandlung von Hypothekenkrediten in CDOs

2.24 Rechtliche Rahmenbedingungen im Überweisungsverkehr

3.1 Maria-Theresien-Taler

3.2 Goldgulden

3.3 Tauschwirtschaft

3.4 Goldlagerschein

3.5 Goldstandard

3.6 Reichsbanknote

3.7 Fiktiver Goldkern

3.8 Giralgeld

3.9 Matroschka – Money

3.10 Kriterien Finanzinstrument

4.1 Geldtheorien

4.2 Geldtheorie: Die Suche nach dem Wert des Geldes

4.3 Maßfunktion

4.4 Maß

4.5 Tauschwertentwicklung

4.6 Wertgleichung

4.7 Verhältniszahlen messen Verhältnisse

4.8 Verhältniszahlen mit gleichem Wert

4.9 Vergleichbare Verhältnisse

4.10 Tauschverhältnis

4.11 Identitätsfunkion

4.12 Geld ist ein gemeinsamer Nenner für Tauschverhältnisse

4.13 Ausgangsmaterial für Geld

4.14 Geld ist ein Anspruch auf Geld

4.15 Anspruch auf Geld

4.16 Die Erfüllung ist das natürliche Ende eines Anspruchs

4.17 Zahlen bedeutet

4.18 Finanzinstrumente

4.19 Zahlungsmittel: Geld im engen Sinne

4.20 Vollgeld: Nur Geld der Zentralbank ist Geld

4.21 Kurantgeld: Geld made of Eigentum

4.22 Bitcoins: Autarkes Sondereigentum an der Blockchain

4.23 Tauschwirtschaft ohne Geld

4.24 Tauschwirtschaft mit Geld

4.25 Privates Vermögen aus globaler Sicht

5.1 Banken im Finanzsystem

5.2 Kredite entstehen aus Einlagen

5.3 Kredit

5.4 Geld entkoppelt Leistung und Gegenleistung

5.5 Geld im engen und weiten Sinne

5.6 Was sind Zahlungsmittel auf der realen Ebene?

5.7 Barwert: Zahlungen vergleichbar machen.

5.8 Geldschöpfung bei der Auszahlung eines Darlehens

5.9 Überweisung innerhalb einer Bank

5.10 Ausgangszustand bei einer Überweisung auf eine andere Bank

5.11 Überweisung auf eine andere Bank

5.12 Endzustand bei einer Überweisung auf eine andere Bank

5.13 Die Erfüllung ist das natürliche Ende eines Anspruchs

5.14 Geldvernichtung Ausgangssituation

5.15 Geldvernichtung durch Konfusion

6.1 Gründe für eine staatliche Geldschöpfung

6.2 Hyperinflation: Porto für einen Ortsbrief

6.3 Geldschöpfungsgewinn

6.4 Entwicklung des Giralgeldes

6.5 Geldmengenklassifikationen der Deutschen Bundesbank

6.6 Leitzinsen und Geldmarktzinsen im Euroraum

6.7 Bilanz Bundesbank: Geldschöpfung durch Münzen

6.8 Bilanz Bund: Geldschöpfung durch Münzen

6.9 Bilanz Banken: Geldschöpfung durch Münzen

6.10 Bilanz Unternehmen: Geldschöpfung durch Münzen

6.11 Bilanz Bundesbank: Geldschöpfung durch Banknoten

6.12 Bilanz Banken: Geldschöpfung durch Banknoten

6.13 Bilanz Unternehmen: Geldschöpfung durch Banknoten

6.14 Bilanz Bundesbank: Geldschöpfung durch Giralgeld

6.15 Bilanz Banken: Geldschöpfung durch Giralgeld

6.16 Bilanz Unternehmen: Geldschöpfung durch Giralgeld

7.1 Direkte und indirekte Verwendung von Geld

7.2 Die Macht des Staates

8.1 Wertentwicklung in Abhängigkeit von Zeit, Risiko und Ertrag

8.2 Vorschlag zur Korrektur von Bankbilanzen

8.3 Verlauf eines Annuitätendarlehens

Tabellenverzeichnis

2.1 Merkmale von Miete, Darlehen und Tausch

2.2 Kapitalarten

2.3 Arbeitsablauf Kreditgeschäft

4.1 Nachweisarten für Geld

6.1 Bundesbank: Buchungssätze bei einer Geldschöpfung durch Münzen

6.2 Bund: Buchungssätze bei einer Geldschöpfung durch Münzen

6.3 Banken: Buchungssätze bei einer Geldschöpfung durch Münzen

6.4 Unternehmen: Buchungssätze bei einer Geldschöpfung durch Münzen

6.5 Bundesbank: Buchungssätze bei einer Geldschöpfung durch Banknoten

6.6 Banken: Buchungssätze bei einer Geldschöpfung durch Banknoten

6.7 Unternehmen: Buchungssätze bei einer Geldschöpfung durch Banknoten

6.8 Bundesbank: Buchungssätze bei einer Geldschöpfung durch Giralgeld

6.9 Banken: Buchungssätze bei einer Geldschöpfung durch Giralgeld

6.10 Unternehmen: Buchungssätze bei einer Geldschöpfung durch Giralgeld

1 Einleitung

1.1 Motivation und Zielsetzung

Der Titel Geldwende steht für eine Wende in der Geldordnung hin zu einem nachhaltigen und fairen Finanzwesen mit einem stabilen Geldsystem.

Der Schlüssel für eine Reform liegt in einem Umdenken in der Antwort auf die Frage: „Was ist Geld?“.

Fast alle Menschen sind überzeugt, dass Banknoten und Münzen Geld sind und wundern sich, aufgrund welcher „Magie“ ein Stück aufwendig bedrucktes Papier oder ein Stück geprägtes Metall eine derartige Macht entfalten und Besessenheit auslösen kann, wie sie mit Geld offensichtlich erfahren wird.

In diesem Buch wird im Detail dargelegt, dass Banknoten und Münzen kein Geld sind, sondern Geld lediglich nachweisen. Das eigentliche Geld, das die „Magie“ bewirkt und durch Banknoten und Münzen nachgewiesen wird, ist etwas ganz anderes. Der Unterschied ist so ähnlich wie der zwischen einem Personalausweis und der Person, die in diesem Ausweis nachgewiesen wird, aber mit dem Unterschied, dass Personen materiell und das eigentliche Geld immateriell und daher unsichtbar ist. Was wir mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen können, ist generell schwierig zu verstehen und für viele unfassbar. Das „Unfassbare“ am Geld sichtbar und begreiflich darzustellen, ist ein Ziel dieses Buches.

Banken verleihen das Geld ihrer Kunden. – So stellt sich die überwältigende Mehrheit vor, wie Banken funktionieren. Und Banken behaupten, dass sie genau so funktionieren.

Die Fakten zeigen jedoch, dass Banken ihre Bürotürme mit selbstgemachtem Geld bezahlt haben und Kredite werden mit selbstgemachtem Geld bereitgestellt. Auch werden wertmäßig die überwältigende Mehrheit aller Zahlungen9 mit dem selbst gemachten Geld der Geschäftsbanken geleistet.

Wer mit selbstgemachtem Geld Güter und Dienstleistungen kaufen und Kredite vergeben kann, hat gegenüber allen Anderen, die für Geld gleichwertige Gegenleistungen erbringen müssen, einen unschlagbaren Vorteil. 2015 hatten die deutschen Banken Güter im Wert von ca. 2.700 Mrd. € in ihren Bilanzen, die mit selbstgemachtem Geld bezahlt wurden. Das sind Leistungen der Realwirtschaft in der Größenordnung des Bruttoinlandsproduktes für ein Jahr, für die der Finanzsektor keine Gegenleistungen erbracht hat. Zu diesem Betrag kommen noch Geldschöpfungsgewinne aus der Vergabe von Krediten mit selbstgemachtem Geld.

In den Leistungen der Realwirtschaft ohne Gegenleistungen durch den Finanzsektor liegt die Relevanz und Brisanz der Frage, ob, in welchem Umfang und mit welcher Wirkung der Finanzsektor Geld selbst herstellen und in Umlauf bringen kann. Dabei ist die damit verbundene Ausbeutung nur ein Aspekt. Finanzkrisen wie 2007/2008 haben eine wesentliche Ursache in der Geldschöpfung durch den Finanzsektor. Nach einer Studie der Commerzbank10 beträgt der weltweite Schaden der Finanz- und Wirtschaftskrise bis Ende 2009 ca. 10.500 Mrd. $. – Eine Größenordnung, die an den materiellen Schaden des 2. Weltkrieges heranreicht.

Es gibt somit gute Gründe die derzeitige Geldordnung zu reformieren, damit das Finanzwesen wieder seinen Aufgaben gerecht wird: den Menschen und der Realwirtschaft zu dienen.

Es geht in dieser Analyse nicht darum, Erträge des Bankensektors für tatsächlich erbrachte Leistungen in Frage zu stellen oder zu bewerten.

Das Ziel dieser Analyse und ihrer Darstellung besteht darin, den Leser in die Lage zu versetzen, durch eigenes Verstehen den Sachverhalt zu begreifen und selbst die strittigen Fragen entscheiden und begründen zu können.

Bei der Diskussion der hier vorgestellten Theorien wurde wiederholt eingewandt, dass die rechtlichen und mathematischen Darstellungen viel zu kompliziert seien.

Mein erklärtes Ziel ist, die Dinge so einfach wie möglich darzustellen, – aber wie schon Albert Einstein sagte: nicht einfacher. Der Sachverhalt einerseits und der erforderliche Detaillierungsgrad andererseits bestimmen die Komplexität in der Darstellung und wir sollten uns hüten, der Einfachheit halber „Geschichten“ zu erzählen.

Für einen Anwender kann z. B. die Darstellung eines Programms sehr viel einfacher sein als für einen Programmierer, der einen Fehler in diesem Programm beseitigen soll. Der entscheidende Punkt ist dabei, dass die Beschreibung für den Anwender nahtlos in eine Beschreibung für den Programmierer überführt werden kann.

Wer unsere Geldordnung und unser Geld reformieren möchte, der muss m. E. Geld bis in die Bits und Bytes verstehen. Ansonsten läuft man Gefahr Opfer der eigenen Illusionen zu werden.

Wer über die Herstellung von Bier redet, der muss über Hopfen, Malz, Hefe und Wasser reden. – Und wer über Geld redet, der muss über Rechtsbeziehungen reden; sie sind das „Wasser“ bei er Herstellung von Geld.

Strafrechtlich und technisch wird ein enormer Aufwand betrieben, um das Nachmachen von Banknoten und Münzen zu verhindern. Zu diesem Zweck wurde z. B. 2017 eine neue 50-Euro-Banknote mit erheblich verbesserten Sicherheitsmerkmalen eingeführt. Für alle Menschen ist offensichtlich, warum diese Maßnahmen notwendig sind. Es gäbe einen Aufstand, wenn die Regierung ein Gesetz erlassen würde, die es einer ausgewählten Gruppe von Menschen oder Unternehmen erlauben würde, Euro-Banknoten nachzumachen, um damit ihre Rechnungen zu bezahlen.

Um so erstaunlicher ist es, dass das Nachmachen von Giralgeld11 durch die Geschäftsbanken in der öffentlichen Diskussion kaum angekommen ist. Für die meisten Menschen ist schlicht und einfach unvorstellbar, dass Banken Geld nachmachen und sie können auch nicht verstellen, wie das funktionieren sollte.

Die mögliche Ursache liegt auch hier in deren Antwort auf die Frage „Was ist Geld?“

Die Auseinandersetzung wurde bisher auf der Ebene von Bankbilanzen geführt. – Aber eine Bankbilanz hat mit Geld und Geldschöpfung genauso viel oder wenig zu tun wie eine Ligatabelle mit den erfassten realen Fußballspielen. Eine Ligatabelle „bilanziert“ spielrelevante Ergebnisse, aber die Spiele selbst sind etwas ganz anderes. Dieser Unterschied ist bei Bankbilanzen und Geld mindestens genauso groß, jedoch kaum bekannt. – Die allgemeine Wahrnehmung von Geld endet auf der Ebene von Banknote und Bankkonten.

Diese Wahrnehmung führt auch zu der Behauptung: „Banken schöpfen Geld aus dem Nichts.“ Diese Behauptung ist vergleichbar mit der These: „Pflanzen wachsen aus dem Nichts.“ Diese Aussage ignoriert die Bedeutung der Biosphäre für das Wachstum von Pflanzen. Die Rechtsordnung ist die „Biosphäre“ für Geld und Geldschöpfung und wird bei der „Geldschöpfung aus dem Nichts“-These nicht beachtet. In dieser Studie wird die Bedeutung der Rechtsordnung für Geld dargelegt. Zur Verdeutlichung wird gezeigt, wie durch einen einzigen zusätzlichen Paragrafen alles Geld und der gesamte Finanzsektor schlagartig vernichtet werden könnte. Der Zusatz lautet: „Ansprüche auf Geld sind nichtig.“12

Wenn eine Ligatabelle alles ist, was man über Fußball weiß, dann wäre ein reales Fußballspiel eine ziemliche Überraschung. Eine ähnliche Überraschung bietet diese Analyse demjenigen, der Münzen, Banknoten und die Daten auf Girokonten für Geld hält. Die Analyse zeigt, dass Münzen, Banknoten und die Daten auf Girokonten Geld lediglich nachweisen, aber nicht das reale Phänomen Geld ist. Das reale Phänomen Geld ist etwas ganz anderes.

Der Unterschied ist wie gesagt so ähnlich wie der zwischen einem Personalausweis und der ausgewiesenen Person. Ein Personalausweis weist eine Person aus, aber die ausgewiesene reale Person ist etwas ganz anderes.

Egal wie lange man einen Personalausweis studiert, die reale Person kann und wird man auf diese Art weder kennen lernen, noch verstehen; analoges gilt für Bankbilanzen und Geld. Deshalb wird Geld in dieser Studie auf der realen Ebene und unabhängig von Bilanzen detailliert beschrieben und anschaulich dargestellt.

1.2 Gliederung

In Kapitel 2 wird die reale Ebene von Banken analysiert und festgestellt, dass nicht nur materielle Dinge real sind. Für Banken spielen Rechtsbeziehungen und Rechte eine überragende Rolle und sind der Ansatz für die Wende in der Betrachtung von Geld. Es werden die hierfür notwendigen juristischen Begriffe anschaulich dargelegt und erklärt.

Danach werden die Leistungen einer Bank, das sind Finanzdienstleistungen und Finanzprodukte, analysiert.

In Kapitel 3 werden Schlüsselideen in der Geldentwicklung aufgezeigt. Vom Gold bis hin zum sog. Finanzinstrument. Geld im weiten Sinne ist das, was heute als Finanzinstrumente bezeichnet wird.

Im 4. Kapitel wird die Frage beantwortet: „Was ist Geld auf der realen Ebene?“ Begonnen wird dieses Kapitel mit einer Kritik an der herrschenden Sichtweise und leitet über zur Feststellung, dass Geld ein Produkt der Rechtsordnung ist.

In einer funktionalen Theorie werden alle notwendigen und hinreichenden Anforderungen für alle Arten von Geld zu allen Zeiten und in allen Kulturen spezifiziert.

Verschiedene sog. materielle Theorien implementieren diese Anforderungen und führen so zu den bekannten Geldarten wie z. B. Kurantgeld, Kreditgeld aber auch Bitcoins.

In Kapitel 4.4 werden die abgeleiteten Eigenschaften und Funktionen von Geld entwickelt. Die Gliederung erfolgt nach direkten, wirtschaftlichen und sozialen Eigenschaften und Funktionen.

In Kapitel 5 wird die Herstellung, Übertragung und Vernichtung von Kreditgeld am Beispiel des Euros gezeigt.

Im 6. Kapitel wird auf das „eigentliche“ Bankgeheimnis eingegangen: Die Geldschöpfung und der Geldschöpfungsgewinn im Bankensektor. Im Detail und bis auf die Buchungsebene wird gezeigt, wie dieser Gewinn entsteht.

In Kapitel 7 wird der Frage nach gegangen: „Woher kommt und was ist die Macht des Geldes?“

In Kapitel 8 wird die Rechnungslegung von Banken neu durchdacht und festgestellt, dass die aufgezählten Aktiva und Passiva unvollständig und im Wertansatz überwiegend falsch sind. Durch eine Korrektur der aufgezeigten Fehler könnte die Transparenz und Aussagefähigkeit von Bankbilanzen erheblich verbessert werden.

Im Literaturverzeichnis steht nur die direkt zitierte Literatur. Inhaltlich steht dieses Buch in der Schuld von sehr vielen ungenannten Autoren, deren Ideen und Arbeit ich durch dieses Buch weitertragen möchte.

1.3 Zusammenfassung und Ergebnisse

Eine Bilanz ist Dokumentation und Interpretation der realen Ebene, aber nicht die reale Ebene selbst, in der Geld existiert. Buchungssätze dokumentieren, filtern und bewerten vermögensrelevante Geschäftsvorfälle und bilden damit die reale Ebene eines Unternehmens in einer ganz bestimmten Art und Weise ab.

Auf der Basis der realen Ebene von Banken wird eine funktionale Theorie entwickelt, die alle notwendigen und hinreichenden Anforderungen für alle Arten von Geld zu allen Zeiten und allen Kulturen spezifiziert. Materielle Definitionen implementieren diese Anforderungen und führen so zu den bekannten Geldarten, wie z. B. Warengeld, Kurantgeld, Kreditgeld, Finanzinstrumente, Vollgeld oder Bitcoins.

Abbildung 1.1:Geldtheorien

Die realen Phänomene Geld und Geldschöpfung legen nahe, den Geldbegriff und die Abgrenzung der Geldmengen zu überdenken.