Gender – Medien – Screens -  - E-Book

Gender – Medien – Screens E-Book

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Beschreibung

'Gender - Medien – Screens' beschäftigt sich mit (De-)Konstruktionen von Geschlecht, die mittels Screens verbreitet werden. Der Begriff Screen wird dabei unterschiedlich verstanden. Im technischen Sinne sind damit alle derzeitigen Bildschirmmedien und ihre möglichen Weiterentwicklungen gemeint. Das können sowohl klassische Bildschirmmedien wie Kino und Fernsehen als auch neuere Formen wie Internet-Angebote, mobile Medien, Smartphone-Inhalte und Computerspiele sein. Screens sind aber auch kulturelle Bilderrepertoires, die zwischen der Welt und unserem Blick auf sie vermitteln. In diesem Sinne analysiert der vorliegende Band, wie verschiedene strukturierende Momente visueller (Re-)Präsentation an der Konstruktion von Geschlecht und gesellschaftlichen Normen beteiligt sind. In den Beiträgen des Bandes kommen Wissenschaftler(-innen) und Künstler(-innen) aus unterschiedlichen Disziplinen zu Wort. Inhaltsanalytisch wird die (Re-)Präsentation von Geschlechterbildern in Werbung, Reality-TV, Film und Online-Medien sowie deren Wandel untersucht. Der Blick auf mobile Onlinedienste und klassische Angebote des Fernsehens erfolgt aus der Rezeptionsperspektive. Weitere Beiträge nehmen digitale Medien reflexiv in den Blick. Zudem stellen sich Fragen nach Gemeinsamkeiten und Differenzen, nach den Spezifika bei Medienkarrieren unter den Prämissen des Gender-Mainstreaming. In einem abschließenden Kapitel Setzen sich Filmemacher(-innen) mit der (De-)montage von Gender durch Schnittsysteme und mit der künstlerischen Konstruktion von Identität auseinander.

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Alltag, Medien und Kultur

Herausgegeben von Joachim von Gottberg, Lothar Mikos, Elizabeth Prommer, Claudia Wegener

Band 13

In dieser Reihe werden in erster Linie empirische, aber auch theoretische Arbeiten veröffentlicht, die den Zusammenhang von Alltag, Medien und Kultur aus der Perspektive der gesellschaftlichen Akteure, der Mediennutzer thematisieren. Mit ihrer mediensoziologischen Orientierung und interdisziplinären Ausrichtung trägt die Reihe zum Dialog zwischen Medienpraxis, Medien- und Kommunikationswissenschaft, Medienpädagogik und Jugendschutz sowie zur Diskussion um die gesellschaftliche Bedeutung der Medien im 21. Jahrhundert bei.

Inhalt

Elizabeth Prommer/Martina Schuegraf/Claudia Wegener

Einleitung

I Gender im Wandel

Sigrid Kannengießer

Geschlecht, Feminismus und Bildschirmmedien im Wandel

Katrin Döveling/Isabel Kick

Die Frau in der Serie

Küche und Karriere: alles easy oder doch ein Drahtseilakt?

Clemens Schwender

Geschlechtsspezifische Altersrollen in der Werbung

II Rezeptionspraktiken

Maya Götz

Barbie vs. SpongeBob

Unterschiedliche Welten bei den Lieblingsfernsehfiguren der Mädchen und Jungen?

Christine Linke

Entgrenzte Medienpraktiken und Geschlecht

Ein Blick auf mobile Medienrituale in den kommunikativen Repertoires Jugendlicher

Veronika Karnowski/Olaf Jandura

Gender doesn’t matter!

Situationale und genderspezifische Einflüsse auf die Nutzung mobiler Onlinedienste

Anna-Katharina Meßmer

Intimchirurgie im »Fernsehen der Mikropolitiken«

III Karrieren

Marion Jenke

Weibliche Karrieren

Absolventinnen der HFF »Konrad Wolf« und ihre berufliche Situation

Sonja Ganguin/Anna Hoblitz

Über »Pac-Woman« und »Super-Maria«

Frauen in der deutschen Computer- und Videospiel-Industrie

Laura Grindstaff

Business as usual, American style

Reality TV and the gendered politics of »women’s work«

Claudia Wegener/Alexander Rihl

Casting als Karrierestart?

Motive von Teilnehmerinnen populärer TV-Formate

IV Künstlerische Perspektiven

Kerstin Stutterheim

(De-) Konstruktion und Dramaturgie

Susanne Foidl

Editing Gender

Experimente zur Filmmontage

D. G. Stephan

Gender formen

Eine Beobachtung von Rollenbildern im System der Massenmedien aus der Perspektive eines Medienmachers

Andrea Behrendt

»Ich will in keine Box!«

»1000 Identitäten?« – Visuelle Repräsentationen entlang Grenzlinien geschlechtlicher Zuordnung

Annegret Zettl

Soldatinnen und Partisaninnen in sowjetischen Kriegsfilmen zwischen Konstruktion und Dekonstruktion (1925-1985)

Autorinnen und Autoren

Einleitung

Elizabeth Prommer/Martina Schuegraf/Claudia Wegener

Der vorliegende Band »Gender – Medien – Screens« beschäftigt sich mit (De-) Konstruktionen von Geschlecht, die mittels Screens verbreitet werden. Der Begriff »Screen« wird dabei unterschiedlich verstanden. Im technischen Sinne sind damit alle derzeitigen Bildschirmmedien und ihre möglichen Weiterentwicklungen gemeint. Das können sowohl klassische Bildschirmmedien wie Kino und Fernsehen als auch neuere Formen wie Internetangebote, mobile Medien, Smartphone-Inhalte und Computerspiele sein. Screens sind aber auch kulturelle Bilderrepertoires (Silverman 1997), die zwischen der Welt und unserem Blick auf sie vermitteln. So gesehen, strukturieren Screens unsere Wahrnehmung, sie legen fest, wie wir sehen und welche Bedeutungen das Sichtbare bekommt.

Der Band möchte in der Auseinandersetzung mit den so skizzierten Screens analysieren, wie verschiedene strukturierende Momente visueller Repräsentation an der Konstruktion von Geschlechteridentitäten und gesellschaftlichen Normen beteiligt sind. Zentrale Fragen sind dabei: Inwieweit haben sich durch die Ausdifferenzierung der Medienangebote für verschiedene Zielgruppen – auch durch Konvergenzphänomene – mediale Inszenierungen, (Re-)Präsentationen und Diskurse zu Gender und Doing/Undoing Gender verändert? Inwiefern bestimmen die Produktionsbedingungen für Medienformen Geschlechterkonstruktionen? Inwieweit haben sich Rezeptions- und Aneignungsprozesse gewandelt? Welche gegenseitigen Beeinflussungen zwischen »alten« und »neuen« Screens und welche Veränderungen im kulturellen Bilderrepertoire finden statt? Die Konsequenzen medienkonvergenter Entwicklungen für mediale Inszenierungen und Repräsentationen von Geschlecht bzw. Gender spielen dabei eine gewichtige Rolle, vor allem aber auch die klassischen Medienformen und -formationen, die sich technologischen, gesellschaftlichen und sozialen Wandlungsprozessen gegenübersehen.

In vier unterteilten Abschnitten werden unterschiedliche Perspektiven auf das Thema bezogen. So geht es zunächst um den Wandel der Darstellung geschlechtlicher Stereotype und Bilder. Inhaltsanalytisch wird die (Re-)Präsentation von Geschlechterbildern in Werbung, Reality-TV, Film und Onlinemedien sowie deren Wandel untersucht, bevor im Weiteren Fragen der Rezeptionspraktiken gestellt werden. Hier geht es sowohl um mobile Onlinedienste als auch um klassische Angebote des Fernsehens. Dass beide Perspektiven – Rezeption und Präsentation – nicht als gänzlich unabhängig voneinander betrachtet werden können, machen die Ausführungen der Autorinnen und Autoren deutlich. Um überhaupt Einfluss auf Bildproduktionen zu erhalten, ist der Eintritt in die medialen Welten notwendig. Das sich anschließende Kapitel diskutiert entsprechend Karrierewege in der Medienwelt und die Zugangschancen, die notwendig sind, um sich über Medien öffentlichkeitswirksam Gehör zu verschaffen. Dabei stellen sich Fragen nach Gemeinsamkeiten und Differenzen, nach den Spezifika bei Medienkarrieren unter den Prämissen des Gender-Mainstreamings. Konsequenterweise geht es abschließend um die film- und medienstilistischen Mittel der Aussagengestaltung. So ist der Zugang zu den Medien lediglich eine Voraussetzung, um einen Beitrag zu Gender-De- und -Rekonstruktionen zu leisten. Schließlich gilt es, diese zu nutzen und das Potenzial der Gestaltungsmittel zu kennen, um es im Sinne einer alternativen, möglicherweise auch subversiven Aussagengestaltung fruchtbar zu machen.

Ein Teil der in dem vorliegenden Band aufgeführten Beiträge wurde auf der Tagung »Screening Gender« im Jahr 2011 in Potsdam vorgestellt. Veranstalter waren die Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, die Fachgruppe »Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht« der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft und das Projektbüro »Potsdam 2011 – Stadt des Films«. Die Vorträge der Tagung wurden um weitere Aufsätze ergänzt, um den Blickwinkel der Diskussionen nochmals zu erweitern und zusätzliche theoretische und empirische Perspektiven einzubeziehen. In den Beiträgen des Bandes kommen Wissenschaftler(innen) und Künstler(innen) aus unterschiedlichen Disziplinen zu Wort. Die diskursive Verbindung wissenschaftlicher und künstlerischer Perspektiven auf das Thema ist für den vorliegenden Band konstitutiv. Erst im Zusammenspiel der unterschiedlichen Prozesse und Phasen des Medienhandelns, im gegenseitigen Bezug von Produktion und Rezeption, kann es gelingen, Konstruktionen von Stereotypen und Klischees wirksam zu hinterfragen, auf Dekonstruktionsprozesse hinzuweisen und diese auf breiter Ebene dauerhaft anzustoßen.

Gender im Wandel

Der erste Abschnitt des Bandes geht der Frage nach, welche Veränderungen im kulturellen Bilderrepertoire – bezogen auf Geschlechterkonstruktionen – stattfinden. Dabei geht es nicht nur darum, Wandel zu konstatieren und zu analysieren. So ist zunächst kritisch zu hinterfragen, ob sich mediale Wandlungsprozesse tatsächlich auch in den Inhalten und Repräsentationen von Geschlecht wiederfinden. Einerseits ist davon auszugehen, dass ein Wandel in den gesellschaftlichen Diskursen und Stereotypen grundlegende Voraussetzung für neue Formen der Abbildung und medialer Inszenierung ist. Andererseits bleibt zu analysieren, ob und in welcher Weise sich traditionelle Medientexte und -formate die Aufgabe zuschreiben, hier als Motor zu fungieren und Wandlungsprozesse in Gang zu setzen. Die Beiträge zu diesem Thema zeigen entsprechende Ambivalenzen auf.

Es wird deutlich, dass sich die medialen Kontexte ändern und dies auch Auswirkungen auf die Kategorie »Geschlecht« hat. In vielen gesellschaftlichen Lebensbereichen lässt sich im Zuge der Individualisierung ein verstärktes Autonomiebestreben erkennen. Ulrich Beck beschreibt bereits Ende der 1980er-Jahre ein verändertes Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Er spricht damit einen Wandel sozialer Bindungen im Hinblick auf Familie, soziale Kontakte, Bildungsmilieus und der Lebensverhältnisse überhaupt an. Konkret zeigt er auf, wie sich Arbeit, Freizeit und Beziehungen flexibilisieren und einzelne Individuen aus tradierten Bindungen freigesetzt werden (vgl. Beck 1986: 208 f.). Unterstützt wird ein solcher Prozess durch die Entwicklungen neuer Technologien wie z.B. das Internet und die digitalen bzw. Onlinemedien. Hierdurch werden individualisierte (Lebens-)Praktiken verstärkt ermöglicht und diversifiziert. Das bedeutet: Neue Technologien und Medien werden erschaffen bzw. erfunden, gesellschaftliche Strukturen wandeln sich, was auch zu Veränderungen im Geschlechterverhältnis führt. Wie sich diese jedoch zeigen und welche Implikationen daran gebunden sind, lässt sich nur im Kontext medialer und technologischer Entwicklungen analysieren und verstehen. Unbenommen ist an technologische Erneuerungen auch ein Wandel der Inszenierungsmechanismen sowie der Produktions- und Aneignungsprozesse gekoppelt. Ob dies jedoch zu einem grundlegenden (egalitären) Wandel im Geschlechterverhältnis führt, bleibt vorerst offen. Hierzu nehmen die nachfolgenden Beiträge eine eher skeptische Haltung ein.

Zunächst skizziert Sigrid Kannengießer in ihrem Beitrag »Geschlecht, Feminismus und Bildschirmmedien im Wandel« das Forschungsfeld. Deutlich wird dabei, dass sich auch die Geschlechtertheorien und Feminismen im Wandel befinden. Es ändern sich nicht nur die Medien, mit denen sich die Geschlechterforschung beschäftigt, sondern auch die Zugangsweisen und Interpretationsmuster. So wird nicht nur die (Re-)Präsentation der Geschlechter in unterschiedlichen Bildschirmmedien untersucht, sondern auch die Rolle des Geschlechts in Produktions- und Aneignungsprozessen. Der Beitrag zeigt auf, dass die gesellschaftliche Geschlechterhierarchie bisher nicht aufgelöst wird, sondern traditionelle Geschlechterkonstruktionen fortgesetzt werden und neue Formen der Diskriminierungen entstehen.

Auch Katrin Döveling und Isabel Kick stellen neue Formen der alten Festschreibungen fest. So finden sie in ihrer Studie »Die Frau in der Serie. Küche und Karriere: alles easy oder doch ein Drahtseilakt?« zwar eine Vielfalt an Frauentypen, die aber einem unerreichbaren Ideal entsprechen. Diese Frauen meistern Privates und Berufliches scheinbar mühelos und »easy«. Zwar ist diese Darstellung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf neu, doch bei der Darstellung der Doppelrollenfrauen wird die Belastung dieser Frauen nicht thematisiert, demnach ein nicht zu erreichendes Bild und somit eine neue Festschreibung geschaffen.

Clemens Schwender nimmt in seinem Aufsatz den demografischen Wandel zum Anlass, nach der Bedeutung älterer Menschen in der Werbung zu fragen. Ihm geht es in seiner Analyse darum, mögliche Rollenstereotype aufzuzeigen, in denen sich der gesellschaftliche Diskurs über das Alter widerspiegelt. Im Rahmen einer Inhaltsanalyse diskutiert und entwickelt Schwender Merkmale des Alter(n)s, die der Analyse zugrunde liegen. Dabei kann er aufzeigen, dass ältere Menschen in vielerlei Funktionen auftreten und keineswegs nur durch Einschränkungen und Verluste gekennzeichnet sind. Dennoch finden sich Unterschiede in der Darstellung älterer Männer und Frauen, die Geschlechterklischees durchaus – oder vielleicht gerade besonders – im Alter fortschreiben: Während ältere Frauen eher für die Widrigkeiten des Alterns stehen, versinnbildlichen Männer häufiger Tradition und Lebenserfahrung und stehen für einen Fundus an Wissen, das sie sich im Laufe des Lebens erfolgreich aneignen konnten.

Rezeptionspraktiken

Studien zur Nutzung, Rezeption und Aneignung weisen in der Regel bipolare, geschlechtsspezifische Daten auf. Was wir daraus wissen, ist, dass Männer und Frauen unterschiedliche Medieninhalte rezipieren. Im Kino bevorzugen Frauen romantische Komödien oder Literaturverfilmungen, während die Männer die »Spiderman«-Serie oder andere Actionfilme sehen (FFA 2014). Während es kaum Unterschiede in der Dauer der Nutzung von Fernsehen, Print, Radio oder Internet gibt, unterscheiden sich die genutzten Inhalte deutlich (Köcher 2012). Fernseh-Genres, die von Männern bevorzugt werden, sind Nachrichten, Sportsendungen und actionorientierte Spielfilme. Frauen hingegen sehen lieber Quizsendungen, große Unterhaltungssendungen, Kultur und Daily Soaps. Diese Unterschiede zeigen sich bereits bei Jugendlichen. Hier bevorzugen junge Männer Sportübertragungen, »Die Simpsons« oder Sitcoms wie »How I Met Your Mother«, während junge Frauen im Jahr 2012 am liebsten »Germany’s next Topmodel« oder »Deutschland sucht den Superstar« sahen. Auch im Netz finden sich unterschiedliche Nutzungs- und sogar Partizipationsmuster. Während soziale Netzwerke eine Domäne der Frauen sind, sind beispielsweise 80 % der Wikipedia-Autoren männlich (Kemper 2012). Auch wenn dieses Wissen erste Ansatzpunkte über geschlechtsspezifische Charakteristika zutage fördert, reproduziert es dennoch weiterhin eine heteronormative Perspektive. Das System der Zweigeschlechtlichkeit wird hierdurch nicht durchbrochen und bereits in der Analyse vorausgesetzt. Von Bedeutung ist es, analytisch zu erfassende geschlechtsspezifische Mechanismen und Praktiken vor dem Hintergrund sich wandelnder Rezeptions- und Aneignungskontexte zu verstehen und de-konstruktivistisch zu hinterfragen bzw. immer wieder neu und gegenzulesen. Denn wenn – wie es viele der hier versammelten Artikel nahelegen – Geschlechterunterschiede immer wieder reproduziert und weiter tradiert werden, stellt sich dennoch die Frage, wie diese in einer sich stetig wandelnden Medienwelt zu verstehen, einzuordnen sind und welche gesellschaftspolitischen Relevanzen sich daraus ableiten lassen. Gerade in Zeiten sich schnell und unablässig entwickelnder neuer Technologien kann ein solcher Forschungsanspruch nicht in einer Bestandsaufnahme erfüllt werden. Dies erfordert vielmehr eine stete Analyse, zu der dieses Kapitel mit den folgenden Aufsätzen beitragen möchte.

Maya Götz kann in ihrem Aufsatz über die Lieblingsfiguren der Mädchen und Jungen im Fernsehen aufzeigen, dass hier zunächst Unterschiede bestehen. Jungen bevorzugen die männlichen, Mädchen die weiblichen Figuren – und auf den ersten Blick tragen beide Geschlechter an ihre Heldinnen und Helden wohl auch unterschiedliche Wünsche heran. Ein zweiter Blick auf das entsprechende Programmangebot kann allerdings aufzeigen, dass diese unterschiedlichen Bedürfnisse durchaus in den jeweiligen Figuren angelegt sind und sich in ihnen gleichermaßen geschlechtsstereotype Vorstellungen finden, wie auch in den Ansichten derer, die diese Figuren konzipieren. Letztlich geht es sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen um Anerkennung und Handlungskompetenz. Dass diese in den jeweiligen Lieblingsfiguren auch gegenwärtig noch stereotyp und klischeehaft umgesetzt sind, stimmt nach Götz wenig hoffnungsvoll.

Inwiefern neue mobile Screens die Medienkompetenz und -nutzung verändern, untersuchen zwei Beiträge. Christine Linke analysiert in »Entgrenzte Medienpraktiken und Geschlecht« auf theoretischer Ebene, welche Geschlechterbilder in die multimedialen multimodalen Kommunikationspraktiken Jugendlicher eingebunden sind und damit (re-)produziert werden. Im Zentrum ihrer Betrachtung steht das ritualisierte Handeln, mit dem Ziel, sich den Praktiken von Doing und Undoing Gender aus einer integrativen kommunikations- und medienwissenschaftlichen Analyseperspektive anzunähern. Es zeigen sich deutlich Verknüpfungen zwischen Medienritualen und der Kommunikation von Geschlecht hinsichtlich medialer Repräsentation aufseiten der Medientexte und der alltäglichen kommunikativen Aneignung und Praxis.

Die verschiedenen Nutzertypen von mobilen Onlinediensten sind Untersuchungsziel von Veronika Karnowski und Olaf Jandura in ihrem Beitrag »Gender doesn’t matter! Situationale und genderspezifische Einflüsse auf die Nutzung mobiler Onlinedienste«. Sie nehmen spezifische Nutzungssituationen ins Visier und ermitteln drei Typen von Nutzungssituationen, die allerdings nicht geschlechtsspezifisch sind: Zum einen werden Smartphones genutzt, wenn Nutzerinnen und Nutzer in ihnen eher unvertrauten Umgebungen »unterwegs« sind, zum anderen, wenn Freunde sie begleiten. Auf den ersten Blick unerwartet erscheint es dahingegen, dass der dritte Typ an Nutzungssituationen als »Homezone« zu bezeichnen ist, d.h., die Befragten nutzen mobile Onlineservices auf ihren Smartphones zu Hause.

In dem Beitrag von Anna-Katharina Meßmer geht es um »Intimchirurgie im ›Fernsehen der Mikropolitiken‹«. Die Autorin arbeitet umfassend heraus, wie visuelle Sichtbarkeit als konstitutives Moment für schönheitschirurgische Eingriffe fungiert. Anhand von Makeover-Formaten wie »The Swan« zeigt sie auf, wie gesellschaftliche Normierungen und Vorstellungen von Selbstoptimierungen zusammenfallen und Makeover-Formate als mediale Manifestation des kosmetischen Blicks auftreten. Meßmer argumentiert, dass die Sendungen mit einer Nichtdarstellbarkeit des schönheitschirurgisch veränderten Intimbereichs operieren, der den medialen Blicken entzogen bleibt. Normalität bedeutet insofern Unsichtbarkeit, sichtbar wird das Optimierungsbedürftige.

Karrieren

Weibliche und männliche Karrieren in den Medien verlaufen unterschiedlich, und nach wie vor sind Führungspositionen männlich dominiert. Dies gilt auch für die künstlerischen Berufe in den audiovisuellen Medien. So schloss sich im Sommer 2014 eine Gruppe Regisseurinnen zusammen, um – ähnlich wie die Journalistinnen bei ProQuote – auf eine dramatische Unterrepräsentanz von Projekten mit weiblichen Regisseurinnen bei der Vergabe von Fördermitteln hinzuweisen. Zu den namhaften Unterzeichnerinnen einer Petition für eine geschlechterausgewogene Filmförderung gehören z.B. Doris Dörrie und Connie Walther. Deutlich wird hier: Obwohl Frauen knapp die Hälfte der Absolventinnen von Filmhochschulen ausmachen, erhalten sie nur 10 % der Fördermittel. Es scheint so, als ob die neuen Screens an den alten Kontexten der Medienproduktion kaum etwas geändert haben und sich wenig an den Berufsrollen und Karrieremöglichkeiten der Beteiligten verändert hat. Ein anderes Beispiel ist PorYes in Abgrenzung sowohl zu PorNO als auch zu einem weitverbreiteten heteronormativen, männlichen Mainstreamporno. PorYes steht für eine sex-positive Bewegung, durch welche Kriterien für eine feministische Pornografie entwickelt wurden. Dazu gehört das maßgebliche, wertschätzende, gleichberechtigte Mitwirken von Frauen in der Filmproduktion. Dieses Beispiel zeigt, dass Frauen durchaus bestimmte (Produktions-)Felder besetzen, um eigene Interessen zu realisieren und durchzusetzen. Dennoch scheint dies – gemessen an den Marktchancen – noch immer eine Minderheit vor allem in männlich-dominant besetzten Bereichen zu sein. Schaut man sich die Gamer(innen)-Branche an, hängen die Erfolgschancen von Frauen offensichtlich an ihren persönlichen Zugängen zur Games-Industrie. Dies zeigt, dass das Ungleichverhältnis der Geschlechter keineswegs aufgehoben wird, sondern der Erfolg, den eine Frau erlangen kann, erneut in den Bereich des persönlichen bzw. individuellen Zugangs, der eigenen Möglichkeiten und Anpassungsfähigkeit verlagert wird. Das heißt: Auch im Bereich der Berufskarrieren scheint es keine gleichberechtigten Zugangschancen sowie ausgeglichene öffentlichkeitswirksame Positionen zu geben; weibliche Karrieren werden auf den individuell persönlichen Weg verlagert.

In ihrem Beitrag geht Marion Jenke auf die Absolventinnen und Absolventen der Potsdamer Filmuniversität ein. Sie zeigt auf, dass die unterschiedlichen Karriereverläufe schon bei der Studienwahl beginnen. So gibt es »typisch männliche« und »typisch weibliche« Studiengänge. Frauen wählen die Studiengänge Schauspiel, Szenografie und Montage, während Männer Produktion, Regie, Kamera und Ton favorisieren. Somit entscheiden sich Männer für wichtige Kernfunktionen bei der Filmproduktion, während Frauen eher die »zuarbeitenden« Berufe wählen. Dies führt zu einer unterschiedlichen Berufszufriedenheit, einer anderen Sicht auf die Karriereaussichten und letztlich zu einem deutlich geringeren Einkommen von weiblichen Absolventinnen von Filmhochschulen.

Sonja Ganguin und Anna Hoblitz widmen sich der Situation von Frauen in der deutschen Computer- und Videospiel-Industrie. Hierzu führten sie eine Studie durch, in der sie 15 Frauen, die in unterschiedlichen Positionen in der Games-Branche arbeiten, mittels qualitativer Interviews befragten. Den Autorinnen geht es darum, wie die Frauen in die Spiele-Industrie gekommen sind, wie ihre Arbeitsfelder genau aussehen und welchen Herausforderungen sie sich – besonders im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen – stellen müssen. Frauen sind in der Games-Branche nach wie vor unterrepräsentiert und haben daher mit einer stark männlich geprägten Berufskultur zu kämpfen. Darüber hinaus gilt nach wie vor, dass Mädchen weniger spielen als Jungen und entsprechend seltener als Berufstätige den Weg in die Games-Branche finden. Gerade der Aspekt der besonderen Herausforderungen und Hürden wird jedoch von den befragten Frauen recht unterschiedlich eingeschätzt. Ausschlaggebend scheint hierfür auch der eigene Weg in die Games-Branche zu sein.

Laura Grindstaff untersucht mit »Business as usual, American style. Reality TV and the gendered politics of ›women’s work‹« die Beschäftigten der Reality-TV-Industrie, die nicht selten unter prekären Bedingungen »emotionelle« Arbeit leisten. Am Beispiel der häufig unterbezahlten und freiberuflich arbeitenden Casterinnen macht sie deutlich, warum gerade Frauen in diesen Bereichen der Medienindustrie arbeiten. So steht und fällt der kommerzielle Erfolg mit der Zusammensetzung der unterschiedlichen Figuren und Charaktere der Reality-TV-Formate und den durch die Narration entstehenden Emotionen. Damit übernehmen die Casterinnen hier die Funktion von kreativen Produzentinnen der Medieninhalte; sie werden aber nicht entsprechend entlohnt und bleiben prekär. Grindstaff verweist darauf, dass Frauen nur in einstelligen Prozentbereichen in sogenannten Above-the-Line-Positionen beim Film arbeiten. Above-the-Line-Funktionen sind diejenigen Berufe in der Filmproduktion, die im Vorspann eines Films genannt werden, also Produzenten, Regisseure, Drehbuchautoren und Kameramänner. Below-the-Line arbeiten die jeweiligen meist weiblichen Assistentinnen dieser Funktionen, die Continuity, die Regieassistenz oder die Casterinnen im Reality-TV.

Inwieweit junge Frauen selbst solche Formate für ihre Karrieren zu nutzen meinen, die unter dem Label »Reality-TV« den erfolgreichen Einstieg in glamouröse Laufbahnen versprechen, untersuchen Claudia Wegener und Alexander Rihl. In einer Befragung von Kandidatinnen der Sendungen »Germany’s next Topmodel« und »Popstars« erforschten sie die Frage nach den Motiven, aufgrund derer sich die jungen Mädchen bei populären TV-Formaten bewerben. Dabei zeigt sich, dass die Bewerberinnen die Bedingungen des Mediums durchaus reflektieren und sich der (gender-)stereotypen Inszenierungsmechanismen bewusst sind. Gleichzeitig sind sie der Überzeugung, diese für sich nutzbar machen zu können und stehen ihnen im Rahmen des Sendekonzepts mit pragmatischer Akzeptanz gegenüber.

Künstlerische Perspektiven

Die Beiträge im abschließenden Kapitel beschäftigen sich aus künstlerischer Perspektive mit der ästhetischen, dramaturgischen und inszenatorischen (Re-)Präsentation sowie Darstellung in audiovisuellen Medien. Hier stehen die Ansichten und Erfahrungen derer im Vordergrund, die in den Medien selbst praktisch und künstlerisch tätig sind. Ihre Ausführungen zeigen den Möglichkeitsraum, in dem sich Gender-Bilder gestalten und hinterfragen. Dabei wird deutlich, in welcher Weise sich stereotype Darstellungen auflösen lassen, welche Mechanismen der De-Konstruktion also greifen können. Ebenso geben die Beiträge einen Einblick in Konstruktionsmechanismen, unter deren Berücksichtigung sich gängige Gender-Klischees verfestigen. Die Frage nach den Bedingungen der jeweiligen Screens und den damit verbundenen Aussagen über die Kategorie »Geschlecht« steht im Zentrum. Führt beispielsweise der technologische Wandel zu neuen Inhalten und neuen künstlerischen Ausdrucksweisen und Darstellungsformen? Inwiefern bedingt das jeweilige Medium Formen der (Re-)Präsentation im Allgemeinen und Formen der Geschlechter(re-)präsentationen im Besonderen? Eine Hauptforderung feministischer Kommunikations- und Medienwissenschaftler(innen) lautet, Frauen sichtbar werden zu lassen. Wie jedoch werden Frauen durch Montage oder Dramaturgie sichtbar? Wie spielen Frauen in selbst produzierten Videoprojekten mit Identität? Welche inszenatorischen Ressourcen spielen letztlich beim Doing Gender eine Rolle? Die Texte setzen sich somit auch mit der Frage auseinander, welchen Beitrag verschiedene filmische Gewerke leisten (können), um Gender-Bilder festzuschreiben, zu hinterfragen oder aufzulösen. Sie machen deutlich, dass alle Phasen der Filmentstehung von Bedeutung sind und unterschiedliche Gewerke dazu beitragen, Stereotype zu verfestigen oder aufzubrechen.

Die Filmwissenschaftlerin und Filmemacherin Kerstin Stutterheim zeigt die Relationen zwischen dramaturgisch-ästhetischen Entscheidungen und den in der Handlung dargestellten Gender-Konstruktionen auf. Am Beispiel ausgewählter Produktionen veranschaulicht sie, wie sich Rollenstereotype aufbrechen lassen und filmische Erzählungen damit gleichzeitig ein modernes und zeitgemäßes Bild von Gesellschaft reflektieren. Sie plädiert für eine Dramaturgie der offenen Form, mit der ein solcher Anspruch zu verwirklichen ist, und zeigt, dass Gender-Konstruktionen bereits in den ersten Schritten der Filmanlage von grundlegender Bedeutung sind.

Susanne Foidl hinterfragt in ihrem Beitrag die Konstruktion von Stereotypen durch Filmmontagen und reflektiert gleichzeitig das Potenzial der Montage, eben solche Konstruktionen aufzubrechen. Am Beispiel eines Hochschulseminars zeigt sie anschaulich, wie filmische Produktionen durch experimentelle Formen von De-und Rekonstruktion in ihren Aussagen relativiert, aber auch fokussiert werden. Die neu arrangierten Erzählungen führen zu andersartigen Deutungen; gleichzeitig konfrontieren sie die Betrachterin bzw. den Betrachter mit ihren bzw. seinen eigenen (Vor-)Urteilen und stoßen so Denk- und Reflexionsprozesse an. Das Potenzial der Montage wird auf diese Weise deutlich, ebenso wie ihr besonderer Stellenwert im Rahmen der Filmentstehung, den es auch im Sinne des Doing/Undoing Gender zu nutzen gilt.

Der Schnittmeister D. G. Stephan will in seinem Beitrag »Gender formen. Eine Beobachtung von Rollenbildern im System der Massenmedien aus der Perspektive eines Medienmachers« wissen, warum wir in Filmen auf die immer gleichen Schemen stereotyper Rollenbilder stoßen. Er macht deutlich, dass diese Gender-Schemata eine Möglichkeit der raschen Orientierung und des schnellen Zugriffs bieten. Für ihn sind diese Schemata Produkte des Systems, das mit ihnen arbeitet, und haben keinerlei Bezug zur wirklichen Welt.

Im Mittelpunkt der Ausführungen von Andrea Behrendt steht ein Kunst- und Medienprojekt, das sich mit Fotoarbeiten zum Thema »Gender-Konstruktionen« auseinandersetzt. Es geht um Grenzlinien und Irritationen, um die Frage, wie Geschlecht verhandelt und in visuellen Repräsentationen zur Disposition gestellt werden kann. Die Erfahrungen der Videokünstlerin zeigen den Möglichkeitsraum künstlerischen Arbeitens. Behrendt macht anhand einzelner Beispiele deutlich, wie sich der Blick der Betrachterin und des Betrachters verunsichern lässt. Die Rolle von Körper und körperlichem Ausdruck sowie dessen Inszenierung spielen dabei eine besondere Rolle.

Annegret Zettl untersucht das Bild von Soldatinnen in sowjetischen Spielfilmen. Ihre Analyse fokussiert die Konstruktion und De-Konstruktionen dieser Soldatinnen. Zettl fragt danach, welche Rollen sie in den Filmen einnehmen und wie diese ausgestattet sind. Es zeigt sich, dass die Soldatinnen in den meisten Filmproduktionen neben den soldatischen Herausforderungen, die sie bestehen müssen bzw. sollen, auch mit traditionell weiblichen Zuschreibungen konnotiert werden. Dies setzt sich in den unterschiedlichen Epochen seit den 1920er-/1930er-Jahren bis in die 1970er-/1980er-Jahre fort. Darüber hinaus sind daran zumeist ideologische Botschaften des Frauseins geknüpft, die über die Filme transportiert werden sollen. Was in diesem Feld als Normalität gilt und was nicht, changiert einerseits zwischen der Frau, die eigentlich ungeeignet ist, eine Waffe zu führen, und andererseits der Frau, die eine oppositionelle, menschlichere Haltung zum Ausdruck bringt.

Die in diesem Band versammelten Beiträge aus unterschiedlichen wissenschaftlichen und künstlerischen Perspektiven mit dem Fokus auf ein Zusammenwirken von Gender, Medien und Screens liefern keine abschließenden Antworten auf die Frage nach einem Wandel im Geschlechterverhältnis. Doch zeigen sie auf, dass trotz technologischer Veränderungen und neuer Screens tradierte Mechanismen, Präsentationsformen, Aneignungspraxen und Produktionsweisen weitergeführt werden, wenn auch in »neuem Gewand«. Damit besteht auch weiterhin ein großer Forschungs- und Handlungsbedarf, zu dem dieser Band einen Beitrag leisten möchte.

Nach Fertigstellung des Bandes danken wir allen Autorinnen und Autoren für ihre Beiträge. Gleiches gilt für Karin Dirks und Simone Neteler, die uns beim Layout und Lektorat unentbehrlich waren, und Anja Engel, die die Tagung hervorragend organisiert hatte und uns bei der Kommunikation unterstützte. Bleibt uns zuletzt, allen Leserinnen und Lesern eine gewinnbringende Lektüre zu wünschen. Wir freuen uns über weiterführende Rückmeldungen.

Berlin und Potsdam, im November 2014

Elizabeth Prommer, Martina Schuegraf, Claudia Wegener

Literatur

Beck, Ulrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt a.M.: Suhrkamp

FFA (2014): Auswertung der Top 25-Filmtitel des 1. Halbjahres 2014 nach soziodemografischen sowie kino- u. filmspezifischen Informationen auf Basis des GfK Panels. In: Filmförderungsanstalt; http://www.ffa.de/downloads/publikationen/top_25_filme_2014.pdf, S. 6 (Abruf: 21.10.2014)

Kemper, Andreas (2012): »Nimm’s wie ein Mann«: »Gender-Gehampel« in Wikipedia. Dokumentation und Analyse einer Sexismus-Debatte in der deutschsprachigen Wikipedia Ende Januar 2012; http://andreaskemper.files.wordpress.com/2012/05/nimmswie-ein-mann.pdf (Abruf: 27.11.2013)

Köcher, Renate (2012): AWA 2012. Frauenwelten 2012. In: Institut für Demoskopie Allensbach; http://www.ifd-allensbach.de/fileadmin/AWA/AWA_Praesentationen/2012/IfD_AWA2012_Frauenwelten.pdf (Abruf: 07.11.2014)

Silverman, Kaja (1997): Dem Blickregime begegnen. In: C. Kravagna (Hrsg.): Perspektive Blick. Kritik der visuellen Kultur. Berlin: Edition ID-Archiv, S. 41-64

I GENDER IM WANDEL

Geschlecht, Feminismus und Bildschirmmedien im Wandel

Sigrid Kannengießer

Geschlechterkonstruktionen, Feminismen und Bildschirmmedien befinden sich in einem konstanten Wandel und beeinflussen sich auch gegenseitig: Durch die Aneignung verschiedener Bildschirmtechnologien beeinflussen Menschen (unterschiedlichen Geschlechts) die Entwicklungen dieser Medien, welche wiederum Geschlechterrollen und -verhältnisse verändern. Außerdem werden (Bildschirm-) Medien gezielt für die Veränderung von Geschlechterverhältnissen von Feminist(inn)en eingesetzt. Dieser Beitrag möchte das Forschungsfeld skizzieren, welches sich mit Geschlecht, Feminismus und Bildschirmmedien beschäftigt. Dabxsei wird deutlich, dass sich nicht nur die Bildschirmmedien und Geschlechterverhältnisse wandeln, sondern mit ihnen auch die Geschlechtertheorien und Feminismen, welche sich mit diesen Medien beschäftigen oder sich an ihnen abarbeiten. In der Skizzierung dieses Feldes werde ich sowohl die Inhaltsebene der Bildschirmmedien als auch die der Aneignung und Produktion betrachten. Denn durch die technologischen Neuerungen der Bildschirmmedien verändern sich auch die Produktionsund Aneignungsbedingungen, welche wiederum die technologische Verfasstheit der Medien und ihre Inhalte beeinflussen. Neben Film und Fernsehen als Bildschirmmedien werde ich einen Schwerpunkt auf Internetmedien als »neue« Bildschirmmedien (Webseiten, Blogs, Foren etc.) setzen und dabei skizzieren, wie Ge schlecht auf der Inhalts-, Produktions- und Aneignungsebene der Bildschirmmedien relevant und analysiert wird.

Der Beitrag kann das breite und diverse Forschungsfeld um Geschlecht, Feminismus und Bildschirmmedien nur umreißen, die Komplexität dieses Feldes macht es unmöglich, eine Vollständigkeit anzustreben. So kann hier nur eine Skizze dieses Feldes verfasst werden, durch die dessen Diversität und Komplexität angedeutet wird.1 Aus einer feministischen Perspektive wird dabei deutlich, dass das Verhältnis zwischen Geschlecht und Bildschirmmedien ein ambivalentes ist: So macht die Forschung zum einen Diskriminierungen von Frauen in Bildschirmmedien aus, z.B. durch die Konstruktion sexistischer Stereotype in Medieninhalten. Zum anderen werden aber auch Ermächtigungspotenziale durch Bildschirmmedien beobachtet, z.B. durch die Herstellung feministischer Teilöffentlichkeiten. Diese Widersprüchlichkeit wird im Folgenden wiederholt herausgearbeitet. Auffällig ist, dass Forschung zu Inter- bzw. Transsexualität eine marginalisierte Rolle in der Kommunikations- und Medienwissenschaft spielt. Wie die Skizzierung des Feldes zeigt, arbeitet sich die Forschung primär am binären Geschlechtersystem ab.

Geschlecht und Feminismus in Film und Fernsehen

Die Filmwissenschaft beschäftigt sich mit dem Bildschirmmedium Film, welches neben der Kinoleinwand über (Fernseh-)Apparate, Computermonitore und hier über Internetmedien wie z.B. YouTube rezipiert wird. Innerhalb der medienwissenschaftlichen Geschlechterforschung kommt der geschlechtertheoretischen Filmwissenschaft eine lange Tradition zu. So nimmt die Geschlechterkategorie »in der Filmwissenschaft nahezu von Anfang an einen zentralen Stellenwert ein. Dies liegt vor allem daran, daß die Filmwissenschaft ein relativ junges Fach ist« (Seier/Warth 2005: 81). Die feministische Filmwissenschaft ist ein heterogenes Forschungsfeld, das sowohl sozialwissenschaftliche als auch kulturwissenschaftliche Ansätze umfasst und verschiedenste theoretische Zugänge verfolgt (vgl. ebd.: 82, siehe für eine Skizzierung verschiedener Ansätze der feministischen Filmwissenschaft Braidt/ Jutz 2002). Gemein ist diesen verschiedenen Ansätzen, dass sie u.a. Filminhalte im Hinblick auf die (stereotype) Repräsentation von Geschlecht analysieren.

»Inhaltsanalytische Untersuchungen von Geschlechterstereotypen stehen in der Tradition ideologiekritischer Analysen und variieren mit den zugrunde liegenden Vorstellungen des Verhältnisses von Medien und Wirklichkeit. Während Ansätze in der Tradition des liberalen Feminismus häufig von einer Verzerrung der Wirklichkeit durch die Medien ausgehen, die der Realität von Frauen nicht gerecht wird, betonen konstruktivistische und dekonstruktivistische Argumentationen, dass die mediale Inszenierung der Geschlechter je eigene kommunikative Wirklichkeiten herstellt« (Moser 2003: 241).2

Ob Film Wirklichkeit herstellt oder verzerrt – die verschiedenen Ansätze fragen und untersuchen, wie die unterschiedlichen Geschlechter im Film konstruiert werden. Analysiert werden z.B. Frauenbilder in bestimmten Filmgenres (siehe z.B. die Fallstudien bei Liebrand/Steiner 2003)3 oder in Filmen aus bestimmten Produktionsländern (zu Frauenbildern im US-amerikanischen Spielfilm z.B. Burger 1995 und Friedrich 2008, zu Frauen im deutschen Film Strauß 1996, zu Frauen im polnischen Film Mazierska et al. 2006).

Dass sich nicht nur das Bildmedium Film wandelt (z.B. vom Stumm- zum Tonfilm, vom analogen zum digitalen Film), sondern auch die Geschlechterbilder in ihm, zeigen u.a. Analysen historischen Filmmaterials. So werden z.B. Frauen in Filmen bestimmter Dekaden betrachtet (für die 1940er-, 1960er- und 1990er-Jahre siehe Potsdamer Studien zur Frauen- und Geschlechterforschung 1997), Frauen im Stummfilm (u.a. Jatho/Rother 2007) oder in Filmen der NS-Zeit (Bechdolf 1992, Vaupel 2005). Auch die Repräsentation von Männlichkeit im Film wandelt sich: Vom Macho (dessen Männlichkeit nicht ohne Brüche inszeniert wird, siehe z.B. die Analysen des James Bond von Brauerhoch 2013 und Bilkau 2012) über (vermeintlich) neue Männerrollen (Mennenga 2011) bis hin zum »Mann in der Krise« (Kappert 2008) erstreckt sich das Portfolio der Männlichkeit im Film. Inwiefern Drag bzw. Geschlechtermaskerade im Film ein subversives Potenzial hat und das binäre Geschlechtersystem in Frage stellen kann oder eben dieses stützt, analysiert u.a. Nadja Sennewald (2008).

Neben solchen Inhaltsanalysen beobachtet die geschlechtertheoretische Filmwissenschaft das Zusammenspiel der Bildebene mit der Rezeptionsebene. Laura Mulvey hat in ihrem viel zitierten Aufsatz »Visuelle Lust und narratives Kino« (1994 [1975]) den männlichen Blick auf das weibliche Objekt im Film dekonstruiert: Sie beobachtet, dass »[i]n einer Welt, die von sexueller Ungleichheit bestimmt ist, […] die Lust am Schauen in aktiv/männlich und passiv/weiblich geteilt [wird]« (Mulvey 1994: 55). Die Frau ist das Bild, der Mann der Träger des Blicks auf das Bild (ebd.). Aber nicht nur Männer schauen Frauen im Film an, auch »Frauen betrachten Frauenbilder im Film« (Henschel/Schlottau 1989). Mulvey beobachtet den Wandel des Bildschirmmediums Film und weist drei Dekaden nach der Publikation ihres »Klassikers« darauf hin, dass sich unter neuen Produktionsbedingungen auch neue Arten der Filmwahrnehmung entwickeln (Mulvey 2004: 24). So verändert sich der (männliche) Blick auf das (weibliche) Objekt durch das Aufbrechen der linearen Rezeptionsweisen, da der (männliche) Zuschauer Film nicht mehr (nur) im Dispositiv des Kinos rezipiert, sondern das Fernsehen, DVD und schließlich auch das Internet (und hier verschiedene Internetmedien) neue und interaktive Aneignungsmöglichkeiten bieten (siehe unten).

Ein dritter Bereich der geschlechtertheoretischen Filmwissenschaft untersucht die Relevanz des Geschlechts in den filmischen Produktionsprozessen. Betrachtet werden z.B. die Rolle von Filmemacherinnen für bestimmte Genres (siehe z.B. zum Experimentalfilm Brauerhoch et al. 2013 oder zum Animationsfilm Wagner/ Grausgruber 2011) und in unterschiedlichen Ländern (z.B. Regisseurinnen in Hollywood, siehe Rall 2006). Frauen sind jedoch nicht nur als Regisseurinnen an Filmproduktionen beteiligt, sondern auch als Cutterinnen, Kamerafrauen etc. und hier oftmals benachteiligt (zu Erfahrungen von Frauen in Filmberufen siehe Haardt 2002). Der Wandel der Rolle von Filmemacherinnen wird vor allem wieder deutlich, wenn ein Blick zurück in die Vergangenheit geworfen wird und die ersten oder frühe Regisseurinnen der Filmgeschichte in den Fokus rücken (siehe z.B. Slide 1982, Sannwald/Tilmann 2012).

Neben der Filmwissenschaft analysiert die geschlechtertheoretische Fernsehwissenschaft die Herstellung von Geschlechterbildern und -verhältnissen. Wie werden die unterschiedlichen Geschlechter in verschiedenen Fernsehsendungen dargestellt? Wie werden diese Darstellungen von unterschiedlichen Geschlechtern rezipiert und angeeignet? Und wie sind die unterschiedlichen Geschlechter an der Herstellung von Fernsehinhalten beteiligt? Dies sind zentrale Forschungsfragen dieses Feldes. In einer Vielzahl von Studien wird die Repräsentation der unterschiedlichen Geschlechter in verschiedensten Fernsehsendungen analysiert (siehe z.B. Bechdolf 1999 zum Musikfernsehen, Fallstudien in Hackl/Prommer/Scherer 1996, Sennewald 2007 zu Science-Fiction-Serien, Maier 2007 zur »Lindenstraße«).

Neue Fernsehformate bringen neue Möglichkeiten für die Konstruktion von Geschlecht, gleichzeitig werden jedoch auch hier traditionelle Geschlechterverhältnisse hergestellt. So zeigen Analysen des Reality-Fernsehens, welches »seinen Blick in die von der Öffentlichkeit abgeschlossenen Räume des Privatlebens [richtet]« (Bleicher 2013: 49), dass in diesem neuen Fernsehformat traditionelle Geschlechterrollen konstruiert werden: Joan K. Bleicher stellt in ihrer Analyse verschiedener Sendungen des deutschen Reality-Fernsehens fest, dass »sich weibliche Rollenbilder zwischen den traditionellen Polen der Inszenierung begehrenswerter Körper und der asexuellen Hausfrau bewegen« (ebd.: 60), Männer nehmen dagegen in diesen Sendungen die Rolle der Experten und Berater ein (ebd.: 62 f.). Anhand einer Sendung der Serie »Frauentausch« stellt Bleicher fest, dass ein Transvestit »für die parodistische Bestätigung der Normalität traditioneller Genderrollen eingesetzt [wird]« (ebd.). Bleicher sieht durch ihre Analyse des Reality-Fernsehens die »Backlash-Theorie« der feministischen Forschung bestätigt, im Hinblick auf den Wandel des Bildschirmmediums Fernsehen und der hier konstruierten Geschlechterbilder konstatiert sie:

»Die Konstanz von Geschlechterrollen innerhalb der Fernsehvermittlung scheint eine mediale Verlässlichkeit angesichts aktueller gesellschaftlicher Veränderungen zu bieten. Auf diese Weise entsteht eine Stabilisierungsfunktion des Fernsehens« (ebd.: 64).

Ambivalenter als im Reality-Fernsehen werden dagegen die Geschlechter in (US-amerikanischen) »Qualitätsserien« inszeniert. Chris Köver arbeitet z.B. anhand der Figur Buffy in »Buffy the Vampire Slayer« heraus, dass Buffys Geschlechterkonstruktion unterschiedlich gelesen werden kann: zum einen als stereotyp feminisierend, zum anderen diese Stereotype subversiv destabilisierend (siehe Köver 2011).4 Eine solche Ambivalenz zeigt auch Christina Ruppert in ihrer Analyse der Geschlechterinszenierungen in der HBO-Serie »The Sopranos« auf: Die an einem patriarchalen Männlichkeitsbild in Gangster- und Mafiafilmen aus Hollywood orientierten Geschlechterkonstruktionen erhalten durch die Enttäuschung genrebedingter Erwartungen Brüche (siehe Ruppert 2011).

Auch die Hausfrauenrolle als wohl die traditionelle Frauenrolle wird in der US-amerikanischen Serie »Desperate Housewives« perturbiert: Brigitte Hipfl zeigt in einer psychoanalytischen Lesart dieser Serie, dass die Schwächen und Widersprüche der fünf Hauptdarstellerinnen im Fokus der Inszenierung stehen und damit in einer ironischen Art und Weise die Versuche der »Hausfrauen« inszeniert werden, den kulturellen und sozialen Ansprüchen gerecht zu werden (Hipfl 2010).

Castingsendungen wie »Who wants to fuck my girlfriend?« (ProSieben) offenbaren aber, dass Fragen nach geschlechterbedingter Ungleichheit und Sexismus lange noch nicht überholt sind. Rezeptionsstudien zeigen, dass diese Sendungen jedoch durchaus ambivalent angeeignet werden und lineare Wirkungsmodelle hier nicht greifen. So zeigt eine Analyse der Aneignungspraktiken weiblicher Zuschauerinnen der Castingshow »Germany’s next Topmodel«, dass die Zuschauerinnen ermächtigende und entmächtigende Deutungen des medialen Materials ausbalancieren (Thomas/Stehling 2012). Die an dem Format geäußerte Kritik sei jedoch ein Ausdruck individueller und nicht struktureller Ablehnung (ebd.: 174). Ambivalenzen in den Aneignungspraktiken können auch Linda Duits und Liesbet van Zoonen in einer Studie nachweisen, in der sie Mädchen zwischen 11 und 12 Jahren im Hinblick auf ihre Rezeption sexualisierter Medieninhalte befragen. Die Autorinnen zeigen anhand der Rezeption von Hip-Hop-Videos, dass die Mädchen die (oftmals sexistischen) Medieninhalte kritisch reflektieren (Duits/van Zoonen 2011).

In den Rezeptionsstudien von Fernsehsendungen wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob es eine geschlechtsspezifische Rezeption gebe (z.B. Wrage 2012, Pitum 2004, Luca 1998, Cornelißen 1998). Und auch mit Blick auf die Produktionsebene wird nach einer Geschlechterspezifik gefragt: Wer sind die Menschen, die die Fernsehinhalte produzieren und welchen Geschlechts gehören sie an? Ein Fokus dieses Forschungsfeldes liegt auf Journalist(inn)en. Dabei geht es nicht nur darum, wie hoch der Anteil von Frauen im Journalismus ist und in welchen Positionen Frauen als Journalistinnen agieren (siehe z.B. Lünenborg 1997, Klaus 2005: 151 ff. und Fallstudien in Fröhlich/Lafky 2008), sondern auch um die Frage, welche Rolle Geschlecht in den journalistischen Produktionsprozessen spielt. So untersuchen Margreth Lünenborg und Tanja Maier die Selektionskriterien von Journalist(inn)en im Hinblick auf mediale Geschlechterkonstruktionen (2012). Durch die Auswertung von Expert(inn)eninterviews, die mit Journalist(inn)en aus der Politik-, Wirtschafts- und Wissenschaftsberichterstattung geführt wurden, können die Autorinnen festhalten, dass sich die Journalist(inn)en als objektive Vermittler(innen) von Geschlechterverhältnissen der jeweiligen Bereiche wahrnehmen. Das Interviewmaterial zeigt weiterhin, dass die Journalist(inn)en in ihrer Berichterstattung (unbewusst) auf Geschlechterstereotype zurückgreifen.5 Journalistinnen selbst schreiben sich keinen »weiblichen« Arbeitsstil zu, jedoch nehmen sie eine »andere« Herangehensweise von Männern und Frauen wahr (Klaus 2005: 187 f.).

Dieser kurze Anriss der geschlechterrelevanten Film- und Fernsehwissenschaft zeigt, dass sich mit der Ausdifferenzierung des Angebots in Film und Fernsehen auch die repräsentierten Geschlechterbilder ausdifferenzieren. Traditionelle Geschlechterrollen sind jedoch längst nicht überkommen, sondern werden weiterhin in diesen Bildschirmmedien repräsentiert.

Geschlecht, Feminismus, Computer und internetmedien

Durch die Etablierung des Computers und vor allem des Übertragungsmediums Internet befindet sich die Landschaft der Bildschirmmedien in einem beschleunigten Wandel. Nicht nur haben sich die Produktions- und Rezeptionsmöglichkeiten von Film und Fernsehen verändert, denn Film- und Fernsehangebote sind z.B. über verschiedene Internetmedien jederzeit abrufbar, für Journalist(inn)en bieten sich neue Recherchemöglichkeiten und Distributionswege ihrer Angebote, und Filmemacher(innen) erhalten neue Möglichkeiten für ihre Produktion mittels Computermedien. Durch den Computer und das Internet sind eine Vielzahl neuer Bildschirmmedien entstanden, die auch in der geschlechtertheoretischen Medien- und Kommunikationswissenschaft analysiert werden. Zentral ist in diesem Forschungsfeld die Erkenntnis, dass Computertechnologien und Internetmedien nicht geschlechtsneutral sind. So zeigte Sherry Turkle in den 1980er-Jahren in einer der ersten Untersuchungen der Computeraneignung durch Frauen, dass diese Berührungsängste gegenüber Computern haben, da diese als männliche Technologie wahrgenommen werden: »the computer becomes a personal and cultural symbol of what a woman is not« (Turkle 1998 [1988]: 365). Auch wenn Turkle ihre Analyse in den 1980er-Jahren vornimmt und sich die Aneignungsprozesse von Computermedien durch Frauen in den vergangenen Dekaden verändert haben (vgl. Carstensen 2012, Sørensen 2011), so bleiben der Computer und an ihn gekoppelte Medien wie z.B. Computerspiele oftmals männlich konnotiert. Analysen von Computerspielen zeigen z.B., dass Männlichkeit als Norm konstruiert wird (Kubik 2012) und Spielerinnen Strategien entwickeln, um in Spielen wie »World of Warcraft« »zu überleben« (Beyer 2012, zur Nutzung von Computerspielen durch Frauen siehe auch Krause 2010).

Auch das Internet und die durch dieses Übertragungsmedium hergestellten Bildschirmmedien sind nicht geschlechtsneutral:

»Das Internet stellt sich […] als geschlechtlich vorstrukturierter Raum dar, in dem ein angemessenes ›männliches‹ und ›weibliches‹ Agieren mit den entsprechenden Positionierungen (vor-)geschrieben und (vor-)gesehen ist, auf den die in die Produktion oder Rezeption des Internets eingebundenen sozialen Subjekte jedoch ablehnend oder zustimmend Bezug nehmen können« (Klaus 2006: 211).

Auch wenn die Nutzer(innen) sich Internetmedien aktiv aneignen und damit »aktive Gestalter(innen) technischen Wandels [werden können]« (Wolffram 2005: 3109), legen Internetmedien »aber zugleich bestimmte Handlungen nahe, sie provozieren, regieren und fordern die User(innen) zu bestimmten Praktiken auf« (Carstensen 2012: 31). So zeigen Studien über Blogs und Foren, dass die hier konstruierten Geschlechtsidentitäten wenig innovativ sind und eher traditionelle Vorstellungen von Geschlecht bedienen (siehe z.B. Sibielski 2012 und Kruse 2012). Mehr noch, die neuen Bildschirmmedien bringen auch neue Sexismen mit sich (siehe unten).

Dabei brachte das Internet in den 1990er-Jahren neue Hoffnung für Feminist(inn) en. Sie sahen in den Internetmedien neue Möglichkeiten für die Herstellung feministischer Öffentlichkeiten und die Vernetzung von Frauen(-Organisationen). Frauen, die nicht professionelle Medienproduzentinnen sind und z.B. als Journalistinnen und Filmemacherinnen unterrepräsentiert und/oder diskriminiert sind, können sich die neuen Bildschirmmedien aneignen und auf Webseiten, Blogs, YouTube etc. eine feministische Teilöffentlichkeit konstituieren; alternative Geschlechterkonstruktionen, die keinen Platz in Mainstreammedien haben, können einen Platz erhalten; Frauen können in Foren, Blogs, auf Webseiten etc. zu Prod-Userinnen6 werden und feministische Medienangebote7 herstellen (siehe Radloff 2013: 145 ff.).

Die Utopie des Cyborgs (Harraway 1998 [1991]) schien durch die Etablierung der Internetmedien in greifbare Nähe gerückt. Der Körper z.B. werde als der das Geschlecht konstituierende Ort durch internetbasierte Medien wie dem World Wide Web wandelbar und mit ihm sein Geschlecht (Harcourt 1999: 224).

Heute jedoch, mehr als zwei Dekaden nach der Etablierung des Internets, haben sich diese Hoffnungen nicht erfüllt. Nicht nur werden auch in Internetmedien gesellschaftliche Ungleichheiten fortgeschrieben, vielmehr entstehen auch neue Ungleichheiten durch das Internet. Tanja Carstensen arbeitet diese Widersprüchlichkeit heraus. Sie gibt einen Überblick über die Forschung, welche sich mit Internetmedien und Geschlecht beschäftigt, und untersucht selbst Medien des Web 2.0 aus einer Geschlechterperspektive (Carstensen 2012, siehe auch Carstensen 2009). Sie zeigt, dass es drei dominante Positionen in diesem Forschungsfeld gibt: 1) die pessimistische, welche das Internet als männliche Domäne wahrnimmt, 2) eine optimistische, für die sich das Netz als weiblich darstellt, da es »weiblichen Interessen und Fähigkeiten wie Kommunizieren, Vernetzen und Weben entspreche« (Carstensen 2012: 23), und 3) eine poststrukturalistische, die die Dekonstruktion des binären Geschlechtersystems möglich sieht (vgl. ebd.: 22 ff.). Diese Positionen im Forschungsfeld weisen auf die Widersprüchlichkeit der Phänomene hin, die sich zeigt, wenn man Internetmedien aus einer Geschlechterperspektive untersucht:

»In der Analyse des Web 2.0 zeigen sich Geschlechterverhältnisse voller Widersprüche und gleichzeitig stattfindender gegenläufiger Entwicklungen: Bedeutungsverlust von und Beharren auf Geschlecht zugleich, eine Stärkung queer-feministischer Politik neben dem Scheitern feministischer Bemühungen, Dekonstruktion und Diskriminierung, Kämpfe gegen Alltagsfeminismus, ›authentische‹ und stereotype neben vielfältigen und experimentellen Geschlechteridentitäten, Männerdominanz und Frauenräume« (ebd.: 31).

Frauen und Frauenprojekte stellen sich auf Internetseiten dar, Feminist(inn)en nutzen Weblogs sowie soziale Netzwerkseiten wie Twitter und Facebook, um sich zu äußern, sich auszutauschen und sich zu vernetzen (ebd.: 29, siehe auch Kannengießer 2014). Durch diese Aneignung werden feministische Teilöffentlichkeiten hergestellt. Elisabeth Klaus definiert feministische Öffentlichkeit einerseits als Diskussions- und Verständigungsprozess unter Frauen und damit als eine spezifische Frauenöffentlichkeit,

»andererseits hebt sie [die feministische Öffentlichkeit, Anm. d. Autorin] sich von anderen Frauenöffentlichkeiten mehrfach ab. Die Geschlechtszugehörigkeit ist nicht nur die Basis ihrer Konstituierung, sondern wird darin bewusst reflektiert. […] Feministische Öffentlichkeit enthält des Weiteren eine spezifische Protestsemantik, das heißt, sie formuliert eine Gesellschaftskritik auf der Basis des beobachteten Geschlechterverhältnisses« (Klaus 2005: 115).

Feminist(inn)en konstituieren demnach feministische Öffentlichkeiten (auch in Internetmedien), um sowohl bestehende Geschlechterverhältnisse zu reflektieren, als auch Kritik zu äußern und eine gesellschaftliche Veränderung zu forcieren. Maren Hartmann bezeichnet solche Umgangsweisen von Frauen mit neuen Technologien als Cyberfeminismus (2006: 146):

»In seinem weitesten Sinn betont Cyberfeminismus die Nutzung neuer Technologien durch Frauen […]. Cyberfeminismus versucht, […] neue Umgangsweisen mit der Technologie zu entwickeln. […] Statt sich durch neue Technologien entfremdet zu fühlen, sollten diese Technologien als Werkzeuge genutzt werden, mit denen man kreativ sein kann, mit denen man arbeitet und denkt« (ebd.: 146 f.).

Die Voraussetzung für die Herstellung feministischer Netzöffentlichkeiten ist der Zugang zu Internetmedien. Weltweit bestehen jedoch geschlechterbedingte Ungleichheiten im Zugang zu Internetmedien (vgl. u.a. Landschulze 2002, Sørensen 2011: 17 ff., Kannengießer 2014). Dies liegt auch in geschlechtsspezifischen Zuschreibungen begründet, wie die oben zitierte Studie von Sherry Turkle zeigt.

Neben den Vernetzungs-, Austausch- und Äußerungsmöglichkeiten für Frauen und Feminist(inn)en bringen die »neuen« Internetmedien neue Formen der Diskriminierung und »medienvermittelten« Gewalt mit sich: Verfolgung, (sexuelle) Belästigung und Missbrauch finden auch in und über Internetmedien statt, wie Jennifer Radloff an vielen Beispielen aufzeigt (2013: 147 ff.). So stellen die »neuen« Bildschirmmedien einen weiteren Handlungsraum für Feminist(inn)en dar, in dem um Geschlechtergerechtigkeit gekämpft werden muss.

Betrachtet man Internetmedien aus einer Geschlechterperspektive, stößt man also auf ambivalente Entwicklungen: Zum einen konstituieren Frauen über Internetmedien feministische Teilöffentlichkeiten und eignen sich die neuen Bildschirmmedien für ihre Anliegen an, zum anderen wird die an Internetmedien geknüpfte Hoffnung der 1990er-Jahre im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit jedoch enttäuscht (Carstensen 2009: 107). »Where have all the Cyberfeminists gone?«, fragen Radhika Gajjala und Ju Yeon Oh in »Cyberfeminism 2.0« (Gajjala/Oh 2012: 2) und weisen mit den Fallstudien des von ihnen herausgegebenen Sammelbandes genau auf diese Ambivalenz hin. Das Forschungsfeld um Geschlecht, Computer und Internetmedien geht diesen Widersprüchlichkeiten auf den Grund und fragt, wie sich unterschiedliche Geschlechter diese Medien aneignen, wie sie in den hier relevanten Bildschirmmedien repräsentiert werden und welche Rolle sie in den Produktionsprozessen spielen.

Fazit

Diese kurze Skizzierung des Forschungsfeldes um Geschlecht, Feminismus und Bildschirmmedien deutet dessen Komplexität und Breite an. Es wurde gezeigt, dass die Geschlechterkategorie auf den Produktions-, Inhalts- und Rezeptionsebenen der verschiedenen Bildschirmmedien unterschiedlich relevant ist. Untersucht werden in verschiedenen Studien nicht nur die Repräsentation der unterschiedlichen Geschlechter in den Bildschirmmedien, sondern auch die Rolle des Geschlechts in den Produktions- und Aneignungsprozessen der Medien.

Der Wandel der Bildschirmmedien und technische Innovationen bringen neue Möglichkeiten für die Aneignung dieser Medien mit sich und damit z.B. auch Ermächtigungsmomente für marginalisierte und diskriminierte Geschlechtergruppen, gleichzeitig wurde jedoch deutlich, dass die gesellschaftliche Geschlechterhierarchie nicht aufgelöst wird, sondern traditionelle Geschlechterkonstruktionen fortgesetzt werden und neue Formen der Diskriminierungen entstehen.

Die Produktion, Inhalte und Rezeption von Medieninhalten werden auch aus einer ethischen Perspektive im Hinblick auf Geschlechterkonstruktionen untersucht (z.B. Kannengießer 2011). Denn wie Geschlechter in Bildschirmmedien repräsentiert werden und welche Möglichkeiten Menschen verschiedenen Geschlechts in der Produktion und Rezeption dieser Medien haben, ist letztendlich relevant für die gesellschaftliche Geschlechtergerechtigkeit.

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1 Siehe für eine jährlich aktualisierte Bibliografie zu Studien der medien- und kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung Klaus/Kirchhoff 2013.

2 Was Sibylle Moser für unterschiedliche Medien formuliert, bezieht sich eben auch auf den Film.

3 Irmela Schneider zeigt, wie Gender- und Genreforschung zusammengedacht werden können (2002).

4 Zur Visualisierung von Männlichkeiten in der TV-Serie »Buffy« siehe Recht 2011.

5 Befragt wurden Journalist(inn)en, die für Printmedien arbeiten, es ist jedoch davon auszugehen, dass auch Fernsehjournalist(inn)en gleiche oder ähnliche Aussagen träfen.

6 Der Begriff der ProdUserin/des ProdUsers weist auf die Verschmelzung der Rolle der Nutzerin/ des Nutzers und der Produzentin/des Produzenten in Internetmedien hin (siehe Bruns 2008, 2009).

7 Für Fallstudien zu feministischen Medienangeboten nicht nur in Internetmedien, sondern auch in »traditionellen« Massenmedien wie Fernsehen und Print siehe z.B. Susemichel et al. 2008 und Zobl/Drüeke 2012.

Die Frau in der Serie

Küche und Karriere: alles easy oder doch ein Drahtseilakt?

Katrin Döveling/Isabel Kick

»Mit der Soap-Begeisterung geht dabei oft das Gefühl einher, etwas Wichtiges aus der Serie zu lernen: Informationen über mögliche Problemsituationen und Wissen über Beziehungen. Für viele Kinder und Jugendliche ist die Soap eine Art Fenster in eine Erwachsenen-Welt, durch das sie sich Wissenswertes ansehen können« (Götz 2012).

Serien und deren Inhalte sowie die Motivation, sich Serien zuzuwenden, stellten zu Beginn des Faches (Herzog 1944) eines der zentralen kommunikationswissenschaftlichen Untersuchungsobjekte dar.8 Ursprünglich waren dabei »Soap Operas« primär an Hausfrauen gerichtete Werbeplattformen für Haushaltsprodukte (vgl. Frey-Vor 1996, Götz 2002, Livingstone 2008). Heutzutage werden Daily Soap Operas weltweit von Millionen Rezipienten, bevorzugt von jungen Frauen, verfolgt.

So sahen 2009 in Deutschland 2,35 Millionen Frauen ab 14 Jahren »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« (»GZSZ«), was einen Marktanteil von 17 % bedeutet, bei »Verbotene Liebe« waren dies 1,34 Millionen Zuschauerinnen mit einem ebenso beachtlichen Marktanteil von 15 % (vgl. AGF/GfK-Fernsehforschung 2010, vgl. Döveling/Kick 2012).9