Generation abgestumpft - Sandy Graf - E-Book

Generation abgestumpft E-Book

Sandy Graf

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Beschreibung

WIR ist das neue ICH! "Generation abgestumpft" ist ein "Aufrüttel"-Buch für jeden, der aufgerüttelt werden will. Generationsübergreifend. Es fordert nicht nur zur Reflexion eigener Haltungen auf, sondern bietet auch Denkanstöße für einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit. Es handelt von der Notwendigkeit, die Scheuklappen abzulegen. "Sieht nix, hört nix, sagt nix" kann und darf nicht die Devise sein, in keiner Generation! Das Buch ist ein täglicher Motivator, wie die Bewegungserinnerung einer Smart-Watch. Und es stellt sich die Frage - kann man Abgestumpftheit und Gleichgültigkeit wieder "verlernen"? Fühlen Sie sich eingeladen, mit der Autorin auf Antwortsuche zu gehen.

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Seitenzahl: 120

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Dieses Buch ist auch als E-Book erhältlich.

INHALT

PROLOG

KAPITEL IKLIMAWANDEL – WEN JUCKT’S?!

Eine Selbsthilfegruppe für Jahreszeiten

Private Klimawende, E-Auto und persönliches Einkaufsverhalten

Der Blick vor die eigene Haustür

Die Klimakrise, eine Desinformationskrise?

KAPITEL IIERNÄHRUNG UND TIERSCHUTZ – WIE YIN UND YANG?

Die Steinzeit lässt grüssen

Kälbchen Nummer ›25.908‹

Alles Bio, oder was?

Es ist etwas faul im Staate Dänemark

Tradition und Ausbeutung

Tierschutz im Alltag

KAPITEL IIIMENSCHENRECHTE – WAS GEHT MICH FREMDES ELEND AN?

Rolle rückwärts

Ein gewalt- und diskriminierungsfreies Leben

Warum hassen wir?

KAPITEL IVPOLITIK – IST DAS WICHTIG ODER KANN DAS WEG?

Eine Definitions- und Auslegungssache

Bruttonationalglück, Innen- und Aussenpolitik für Anfänger

Individuelle Meinungsbildung und politische Teilhabe

Nie wieder ist jetzt

KAPITEL VSOCIAL MEDIA – S(CH)EIN ODER NICHT-S(CH)EIN, DAS IST HIER DIE FRAGE

Nimmersatte Zeitfresser und die Matrix

Gefahren- und Suchtpotential versus Positivität

Den sozialen Muskel trainieren

EPILOG

ERLÄUTERUNG COVER-MOTIV

DANKSAGUNG

ÜBER DIE AUTORIN

LITERATUR- / QUELLENVERZEICHNIS

Bücher

Dokumentationen/Filme

ZITATE

LIEDER

LINKS

2018: »Hoffentlich kommt bald Regen.«

2020: »Hoffentlich fällt die Inzidenz bald auf 35.«

2022: »Hoffentlich zündet keiner eine Atombombe.«

2024: »Hoffentlich wiederholen wir nicht einfach nur das, was andere Generationen bereits getan haben.«

»Überempfindlich und abgestumpft zugleich sind wir geworden.«

WOLF BIERMANN

PROLOG

Abgestumpft – wird stellvertretend verwendet im Sinne von gleichgültig, auf sozialer, zwischenmenschlicher, gesellschaftlicher sowie politischer Ebene, den immateriellen Luxus an Meinungsfreiheit, demokratischen Grundwerten sowie Frieden nicht schätzend. Diese Aufzählung könnte vermutlich beliebig fortgesetzt werden. Andererseits impliziert dieses Wort, als Synonym für verhärtet, auch indirekt den Eindruck, ebenso für Extreme zu stehen, diese herauszufordern, ein Schwarz-Weiß-Denken zu fördern, weil einem ständig das Gefühl vermittelt wird, dass man sich entscheiden muss, für das eine und damit gegen das andere.

Gehöre ich als Mittvierzigerin zu dieser Generation? Einer Altersgruppe, die sich nicht aus Abstammungslinien begründet, sondern mittels kultureller und gesellschaftlicher Prägungen geformt wurde? Ist es überhaupt eine zeitlich begrenzte Generations-Frage? Oder zieht sich diese Teilnahmslosigkeit, diese Dumpfheit, diese Achtlosigkeit, diese Gedanken- und Empfindungslosigkeit durch alle Altersgruppen und Lebensbereiche gleichermaßen? Hat sich eine Art Parasit in der Spezies Mensch festgesetzt, nährt er sich von all dem »Höher, Schneller, Weiter«, vom »Meine« anstatt »Unser«, vom Überfluss an Selbstsucht und Hochmut bei gleichzeitigem Mangel an Demut, Empathie und bedingungsloser Dankbarkeit?

Was ich in diesem Buch versuche zusammenzutragen und zu spiegeln, schildere ich aus meiner persönlichen Sichtweise, als mündiger Mensch, basierend auf allgemein zugänglichen Informationsquellen, beurteilt beziehungsweise eingeschätzt mit meinem gesunden Menschenverstand (diesen bescheinige ich mir hiermit ungefragt), mit bestem Wissen und Gewissen. Ich setze mir keine Journalist:innen-, Expert:innen-, Forscher:innen- oder Wissenschaftler:innen-Kappe auf, um den Inhalt deutungssicher zu gestalten. Nur zu gern gebe ich diesen zur respektvollen Diskussion, zum lebhaften und leidenschaftlichen Austausch frei! Letztlich wünsche ich mir, dass sich am Ende dieses Buches für mich selbst erschließt, wo mein Platz im gesellschaftlichen Kontext ist. Was gebe ich, was nehme ich, und was nehme ich manchmal einfach nur hin? Kreise ich zu oft nur um mich selbst? Wie viel Egoismus ist in der heutigen Zeit angebracht? Vor was darf ich die Augen verschließen? Was fehlt mir, damit ich sie öffne?

Vielleicht tauchen genau diese oder ähnliche Fragestellungen in regelmäßigen Abständen auch in Ihrem Kopf auf, und wie so oft gibt es tausend und eine Ablenkung im Alltag, die diese Fragen und die damit verbundene Antwort- und Standpunktsuche im Sande verlaufen lassen. Eben noch hochmotiviert, tiefgründiger Selbstreflexion nachzugehen, und schwuppdiwupp, hat einen der Insta- oder Facebook-Benachrichtigungston in die Social-Media-Scheinwelt abdriften lassen. Aber dazu an späterer Stelle noch etwas ausführlicher. Ich werde Sie nicht mit dem übermäßigen Gebrauch von Analysen, wissenschaftlichen Abhandlungen, Statistiken, Schau-Tabellen oder Ähnlichem langweilen. Nein, ich werde Sie stattdessen durch alltagsbetreffende Themenbereiche manövrieren, manchmal auch ganz banaler Natur. Kommen Sie an Bord und lassen Sie mich versuchen, Ihnen in den folgenden Kapiteln Ankerpunkte zu unterbreiten, an die Sie Ihr Gedankenboot festmachen können, damit Sie anschließend, ganz nach Ihrem Zeitplan, die Leinen lösen und in See stechen können, mit Blick auf den eigenen Horizont und darüber hinaus.

»Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir widerspruchslos hinnehmen.«

ARTHUR SCHOPENHAUER

KAPITEL I

KLIMAWANDEL – WEN JUCKT’S?!

EINE SELBSTHILFEGRUPPE FÜR JAHRESZEITEN

51° 20’ 22.92 N 12° 22’ 23.16 E – das sind die GPS-Koordinaten meines Wohnortes, meiner Heimatstadt seit über 20 Jahren. Bevor Sie nun das Smartphone bemühen müssen, verrate ich Ihnen gern meinen örtlichen Fixpunkt: Leipzig (die heimliche Landeshauptstadt Sachsens).

Leipzig liegt ungefähr 113 Meter über dem Meeresspiegel, ist circa 5715 Kilometer vom Äquator entfernt, eingebettet in die gemäßigte Klimazone. Letztere ist schon Bestandteil des schulischen Geografie-Unterrichtes gewesen, als ich noch versonnen im Diercke-Weltatlas herumgeblättert habe. Gemäßigtes Klima also, ohne extreme Temperaturschwankungen, die 12 Monate geviertelt in gut abgrenzbare Wetter-Zeit-Pakete, auch Frühling, Sommer, Herbst und Winter genannt.

In einer fiktiven Selbsthilfegruppe für desillusionierte Jahreszeiten würde der Frühling erzählen, dass er eigentlich ein nass-kühler Geselle ist, bei dem die österliche Süßigkeiten-Suche auch schon mal in Weiß daherkommen kann, er aber auch diese wundervoll erblühende Phase in sich trägt, in der die Seele wieder bunt denkt und fühlt. Der Sommer würde sich outen als Arschbomben-Fan und Pommes-rot-weiß-Junkie im Freibad, der laue Party-Nächte mag, dem der Sturz-Regen mit und ohne Gewitter vertraut ist, der aber auch ganz romantisch sein kann, mit Grillenzirpen und Glühwürmchen-Alarm. Den Herbst würden wir in der Vorstellungsrunde als einen Unterstützer für das Drachenfliegen kennenlernen, als jemanden, der gern den Farbpinsel schwingt, einer gewissen Sammelleidenschaft für reife Baumfrüchte nachgeht sowie die Natur gern ab und an mit Spinnwebenfäden vernetzt. Der Winter würde sich über seine oftmals kalten Ohren und Füße beschweren sowie über die laufende Nase in Anbetracht des ständigen Temperaturwechsels zwischen drinnen und draußen. Er würde seine Traurigkeit schildern, da er sich oft missverstanden, sich zu Unrecht verantwortlich gemacht fühlt für den Winter-Blues, weil er nicht so bunt und hell daherkommt. Dabei schenkt er uns doch auch das Glitzern der Eiskristalle im Sonnenlicht und diesen wunderbaren Klang, wenn der Schnee unter den Schuhen schnorbst.

Doch würden diese vier in dieser Runde zusammensitzen, wenn alles wie immer beziehungsweise früher wäre, so wie in meiner kindlichen Erinnerung, ganz simpel und plakativ – Sommer warm, Winter kalt? Spielt das Wetter tatsächlich verrückt oder sind, beispielhaft für Deutschland genannt, das »Jahrhunderthochwasser« 2002, der Wintersturm Kyrill 2007, die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 sowie der Waldbrandsommer 2022 alles einfach nur Ausreißer, wie die Fünf damals im Deutsch-Diktat? »Keine Panik auf der Titanic«, würde Udo singen, und doch ist dieses Schiff letztlich gesunken. Steht unserem Heimatplaneten ein ähnliches Schicksal bevor? Befinden wir uns bereits auf einer unumkehrbaren Schussfahrt, die nicht glimpflich im Wasser-Auffangbecken im Heide Park Resort (Soltau) enden wird, da es sich nicht um eine nervenkitzelnde Wildwasserbahn-Fahrattraktion handelt, sondern um das reale Leben? Das wäre nicht weniger nervenkitzelnd beziehungsweise beängstigend.

Für den 31. Dezember 2022 sind als Tages-Höchsttemperatur in Leipzig 15 Grad Celsius vorausgesagt gewesen, 15 Grad plus wohlgemerkt. Dies hat sich in der Silvesternacht auf 16 Grad Celsius gesteigert, immer noch im Plus-Bereich. Das sind die realen Temperaturen in meiner Heimatstadt zum Jahreswechsel 2022 gewesen, nicht die gefühlten aufgrund des Promille-Gehalts im Blut im Zusammenhang mit dem Sekt-Prosit um Mitternacht. Man könnte sich einreden, dies wäre auch wieder nur so ein Ausreißer, irgendeine Warmluftdüse, aus der Sahara-Ecke stammend. Man könnte sich freuen über solch ungewöhnlich milde Temperaturen, die Raketen und Böller müssen nicht bei klirrender Kälte mit zitternden Händen gezündet werden. Schade eigentlich.

Es ist für mein Empfinden höchst bedauerlich, dass sich ein generelles Feuerwerks-Verbot nicht durchgesetzt hat. Ein in meinen Augen sinnfreier Kommerz schlägt leider immer noch vielerorts alle logischen Argumente in Bezug auf Tier- und Umweltschutz. Aber ja, das haben wir ja schon immer so gemacht, böse Geister vertreiben und so, werden viele argumentieren. Es ist quasi der Knoblauch-Ketten-Ersatz für Pyrotechnik-Liebhaber:innen. Im Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes, Ausgabe Dezember 2022, kann Folgendes nachgelesen werden: »Jährlich werden rund 2.050 Tonnen Feinstaub (PM 10) durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, der größte Teil davon – rund 75 Prozent – in der Silvesternacht. Diese Menge entspricht knapp einem Prozent der insgesamt in Deutschland freigesetzten Feinstaubmenge pro Jahr.« [1] Diese Zahlen beziehen sich auf Durchschnittswerte der letzten 10 Jahre vor Corona. Hallo-o? Knapp ein Prozent könnte richtig schnell und easy und sogar ganz unkompliziert eingespart werden, der Umwelt und eigenen Gesundheit zuliebe, wenn der Knallerei generell ein Ende gesetzt werden würde. Krass, Alter! So wären es nur noch rund 99 Prozent, um die wir uns kümmern müssten, zumindest was den Feinstaub angeht. Das ist vermutlich nicht ganz so unkompliziert durchzusetzen, aber wollen wir uns mal nicht gleich am Anfang entmutigen lassen. Und überhaupt, ist es nicht alles Quatsch, das mit dem Klimawandel? Auf eine Eiszeit folgt auf ganz natürliche Weise eine warme beziehungsweise wärmere Periode. Dies ist doch in der Ice Age-Filmreihe mit Manni und Sid wunderbar nachzuvollziehen. Oder nicht?

Die Sommer-Dürren in Deutschland in den Jahren 2018 bis 2020 sind auf der Gedächtnis-Festplatte längst überschrieben worden angesichts der COVID-19-Pandemie (zur Erinnerung – das war dieses neuartige, Anfang 2020 in Erscheinung getretene Virus mit mittlerweile circa 6,8 Millionen Toten weltweit). Der Hitzesommer 2022, verbunden mit abermals extremer Trockenheit, welche in einem europaweiten Rekord-Waldbrand-Jahr mündete – er ist längst überlagert von den geopolitischen Ereignissen, die seit dem 24.02.2022 nicht nur das europäische Zeitgeschehen in Atem halten (Ukraine-Krieg). So ist es nicht verwunderlich, dass das immer rasantere Abholzen des Amazonas-Regenwaldes in Brasilien zur Randnotiz verkümmert. Allein im April 2022 verschwinden, von Menschenhand initiiert, 1000 Quadratkilometer Regenwald, eine Fläche größer als Berlin. [2] »Die grüne Lunge der Erde« stirbt, Baumstamm für Baumstamm. Bereits im Jahr 2021 stößt der Wald mehr CO2 aus, als er bindet. [3] Es bleibt die Hoffnung, dass mit dem Regierungswechsel Ende 2022 die zukünftige Klimapolitik Brasiliens diesem bedeutenden und gleichermaßen sensiblen Ökosystem gerecht wird, auch wenn dies sicherlich erst die kommenden Jahre zeigen werden [4].

Schaut man in die andere Himmelsrichtung, nach Osten, ist der Blick ähnlich Rauchschwaden-getrübt. [5] Riesige Flächen an Wäldern und Steppen Sibiriens stehen in Flammen, Jahr für Jahr, ein gesundes oder vielmehr verkraftbares Maß schon lange übersteigend. Neben dem freigesetzten CO2 durch den Verbrennungsprozess selbst lauert hier noch die Gefahr, dass zusätzlich CO2 sowie Methan, die Treibhausgase schlechthin, durch das Auftauen der sogenannten Permafrost-Schicht (Dauerfrostboden) freigesetzt werden. Der Prozess der Freisetzung wird begünstigt durch die vermehrten Wald- und Steppenbrände sowie durch den Temperaturanstieg infolge der allgemeinen Klimaerwärmung. Die immer wieder auftauchenden Schlagzeilen, dass durch das Auftauen der Dauerfrostböden auch jahrtausendealte Krankheitserreger, als »Zombie-Viren« betitelt, zu Tage treten und eine potenzielle Bedrohung darstellen könnten, klingen da wohl noch zu science-fiction-lastig, als dass sie wirklich ernstgenommen werden würden. [6] 2011 ist der Film Contagion allerdings auch eine cineastische Utopie gewesen, welche 2020 in Form der C19-Pandemie den Sprung auf die Wirklichkeits-Leinwand geschafft hat. Ob die Bürger:innen der Vereinigten Staaten von Amerika im Dezember 2022 angesichts des Wintersturms »Elliott« mit Schneechaos und Temperaturen bis zu minus 40 Grad Celsius an den aus dem Jahr 2004 stammenden Film The Day after tomorrow denken mussten?

Wärmen wir uns lieber mit einer Tasse Tee in den Händen und dem Blick auf das lodernde Kamin-Feuer – die Holzscheite verbrennen schließlich klimaneutral und werden in Deutschland als »grüner« Energieträger eingestuft. Zu Beginn der Energie- und insbesondere Gas-Krise infolge des Ukraine-Krieges sind Holzöfen, für den Privatgebrauch, phasenweise regelrecht gehypt worden als zusätzliche Heizmöglichkeit. Holz als Brennstoff ist reichlich vorhanden, dem Waldsterben sei Dank... Achtung, das war Ironie! In unserem Wohnzimmer steht seit 2015 solch eine Feuerstätte, welche an kühleren Tagen zum Einsatz kommt, damit das Thermostat am Heizkörper nicht höhergedreht werden muss. Einen sogenannten Schüttraummeter Holz verbrauchen wir in einer Heizsaison, sprich, eine lose geschüttete Holzmenge von einem Kubikmeter auf ein Jahr gesehen. Um die Menge noch etwas greifbarer zu machen – stellen Sie sich einen Holzstapel aus gespaltenen Meterstücken vor, die jeweils einen Meter hoch und einen Meter breit aufgeschichtet sind (= 1 Raummeter). Da die Lieferung frei Haus jedoch nicht in Meterstücken erfolgt, sondern in der Regel als ungefähr 33 Zentimeter lange Scheite, geschüttet in eine IBC-Gitterbox, damit nicht fein säuberlich gestapelt, sondern eben geschüttet, verringert sich die Holzmenge etwas. Aber lange Rede, kurze Aussage – grob gesehen ist das ein Holzhaufen mit den Maßen 1 m x 1 m x 1 m. Dies klingt erst einmal nicht übermäßig viel, aber wie viele Baumstämme und am Ende dadurch gefällte Bäume sind das eigentlich? Und wie handhabe ich es als Privatperson korrekterweise, damit ich diese letztlich klimaneutral verwende? Klimaneutral hieße in dem Sinne, dass ich das durch das Verbrennen im heimischen Kamin entstehende CO2 kompensiere. Indem ich jedes Jahr zwei Bäume neu pflanze? Gattung Laub- oder Nadelbaum? Oder müssten es mindestens zehn Baumsetzlinge pro Jahr sein? Wie kann ich das Gleichgewicht wiederherstellen? Wann erreicht der neugepflanzte Baum dasselbe Niveau in Hinblick auf die CO2-Speicherung als eine seiner natürlichen Funktionen, verglichen mit dem gefällten Baum? Beruhigt es das Gewissen und reicht es aus, nur gut getrocknetes Kaminholz zu verfeuern, damit nicht mehr Ruß und Feinstaub als wirklich nötig entstehen? Kann ich dem örtlichen Holzhändler vertrauen und sicher sein, wenigstens kein illegal geschlagenes Holz durch den Schornstein zu jagen? Bleibt der Ofen dann doch lieber aus und der Gasverbrauch steigt? Damit nutze ich jedoch einen nicht nachwachsenden, fossilen und damit noch viel klimaschädlicheren Brennstoff.

Verzeihen Sie mir bitte, falls Ihre Synapsen gerade anfangen zu glühen infolge meiner Fragen-Spirale. Meine vorangegangenen Ausführungen sollen keine Vorhaltungen darstellen, und sicher gibt es weit Wichtigeres als die Holzofen-Thematik, worüber man sich Gedanken machen könnte und sollte im Zusammenhang mit dem Klimaschutz. Ich möchte meine, wenn auch laienhaften, Überlegungen mit Ihnen teilen, um letztlich mir selbst zu verdeutlichen, wie acht- und sorglos ich mitunter im Alltag unterwegs bin. Der Kamin steht hierbei sinnbildlich für viele andere Beispiele, denen mehr Selbstreflexion meinerseits sicherlich gut zu Gesicht stehen würde.

PRIVATE KLIMAWENDE, E-AUTO UND PERSÖN-LICHES EINKAUFSVERHALTEN