Generative Trance - Stephen Gilligan - E-Book

Generative Trance E-Book

Stephen Gilligan

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Beschreibung

Die Reise des Lebens: Bei jedem Schritt eröffnen sich Möglichkeiten, jeder Moment kann ein neuer Anfang sein. Doch wenn wir uns immer nur auf altgewohnten Bahnen bewegen, werden wir diese Möglichkeiten kaum wahrnehmen. Generative Trance nennt Stephen Gilligan sein Verfahren, das kreativere Zustände des Bewusstseins möglich macht. Anders als bei der traditionellen Hypnose, bei der man die Kontrolle abgibt, werden in diesem Ansatz Bewusstsein und Unbewusstes zu einem höheren transformierenden Bewusstsein verwoben. "Ich bin immer wieder erstaunt, wie Trance Menschen helfen kann, ihre Träume zu verwirklichen, Wunden zu heilen, Probleme umzuwandeln und ihrer Berufung im Leben zu folgen. Das ist keine künstliche Trance, keine Trance, in der man jemanden manipulieren würde. Es ist ein natürlicher Zustand, in dem man einen Schritt von seinen festgelegten Rollen zurückzutreten kann und einen kreativen Raum eröffnen, in dem sich eine neue Wirklichkeit erschaffen lässt." - Stephen Gilligan

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Seitenzahl: 450

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Stephen GilliganGenerative TranceDie Erfahrung kreativen Flows

Über dieses Buch

Die Reise des Lebens: Bei jedem Schritt eröffnen sich Möglichkeiten, jeder Moment kann ein neuer Anfang sein. Doch wenn wir uns immer nur auf altgewohnten Bahnen bewegen, werden wir diese Möglichkeiten kaum wahrnehmen. Generative Trance nennt Stephen Gilligan sein Verfahren, das kreativere Zustände des Bewusstseins möglich macht. Anders als bei der traditionellen Hypnose, bei der man die Kontrolle abgibt, werden in diesem Ansatz Bewusstsein und Unbewusstes zu einem höheren transformierenden Bewusstsein verwoben. 

»Ich bin immer wieder erstaunt, wie Trance Menschen helfen kann, ihre Träume zu verwirklichen, Wunden zu heilen, Probleme umzuwandeln und ihrer Berufung im Leben zu folgen. Das ist keine künstliche Trance, keine Trance, in der man jemanden manipulieren würde. Es ist ein natürlicher Zustand, in dem man einen Schritt von seinen festgelegten Rollen zurückzutreten kann und einen kreativen Raum eröffnen, in dem sich eine neue Wirklichkeit erschaffen lässt.« – Stephen Gilligan

Stephen Gilligan gehört zu den führenden Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Hypnotherapie nach Milton Erickson. Er hat einen eigenen Ansatz zu persönlichem Wachstum entwickelt: das generative Selbst.

Copyright: © der deutschen Ausgabe: Junfermann Verlag, Paderborn 2014

Copyright © der Originalausgabe: Stephen Gilligan, 2012

First published by Crown House Publishing Ltd, Crown Buildings, Bancyfelin, Carmarthen, Wales, SA33 5ND, UK http://www.crownhouse.co.uk

and

Crown House Publishing Company LLC, 6 Trowbridge Drive, Suite 5, Bethel, CT 06801, USA http://www.crownhousepublishing.com

Titel der Originalausgabe: Generative Trance. The Experience of Creative Flow

Übersetzung: Susanne Kessler

Illustrationen: © Abbe Miller, 2012

Coverfoto: © bphillips – iStockphoto.com

Covergestaltung / Reihenentwurf: Christian Tschepp

Satz & Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2014

ISBN der Printausgabe: 978-3-87387-981-2 ISBN dieses eBooks: 978-3-87387-986-7

Danksagung

Kreativität ist nicht eine isolierte Handlung, sondern vielmehr ein magischer Prozess und ereignet sich dann, wenn individuelles Selbstgewahrsein sich mit einem größeren Bewusstseinsfeld verbindet. Dass dieses Buch geschrieben und diese Arbeit entwickelt werden konnte, ist somit in vielfacher Hinsicht der Unterstützung, der Teilnahme und den Beiträgen vieler Menschen zu verdanken. Ich möchte all meinen Lehrern, Ausbildungsteilnehmern, Veranstaltern, Klienten, Freunden und meiner Familie danken, die ein unerlässlicher Teil dieser Entwicklung waren. Es ist wirklich ein Segen für mich, so außerordentliche positive Ressourcen in meinem Leben zu haben.

Ein besonderer Dank gilt Abbe Miller, die alle Abbildungen im Buch gestaltet hat.

Mit jedem Atemzug der Zugehörigkeit

ehrt das Licht in allen Dingen

das Licht in dir.

Mit jedem Lächeln der Zugehörigkeit

hält das Licht in dir Zwiesprache

mit dem Licht in allen Dingen.

Das Herz, die Hände, der Baum,

die Sterne; Bewusstsein in Licht,

in Stein, kosmisch und gewöhnlich,

angenehm und göttlich.

Licht atmet Licht,

atmet dich –

Dieses vollkommene, kostbare Licht.

Dvorah Simon

(Dieses Gedicht wurde inspiriert von Abbe Millers Bild für das Cover der amerikanischen Originalausgabe. Um den Zusammenhang deutlich zu machen, zeigen wir hier eine verkleinerte S/W-Abbildung.)

Vorwort

„Das Ziel unseres Lebens besteht darin, transparent für die Transzendenz zu werden.“

(Karlfried Graf Dürckheim)

In diesem Buch geht es darum, wie man das Leben als eine große Reise des Bewusstseins leben kann. Es betrachtet Wirklichkeit und Identität als konstruiert, und Trance als ein entscheidendes Mittel, um neue Wirklichkeiten zu erschaffen. Diese Sichtweise von Trance unterscheidet sich deutlich von traditionellen Ideen, etwa dass eine Person die Kontrolle verliert, und fokussiert stattdessen auf das Potenzial des Menschen, das Bewusstsein auf höhere Ebenen der Kreativität zu heben.

Meine eigene Erfahrung mit Trance ist ein langer kurviger Weg. Ich habe einen großen Teil meiner Kindheit in Trance verbracht. Ein Aspekt war meine Verwunderung über die vielen unausgesprochenen Verbindungen zwischen Menschen, insbesondere in meiner Familie. Ich liebte es, mich in die magischen Qualitäten zu versenken, die überall zu sein schienen – in den zwinkernden Augen meines Großvaters, den liebevollen Geschichten meiner Mutter, der glückseligen Verspieltheit meines Hundes, sogar in den „tanzenden Punkten“, die in der Dunkelheit wirbelten, nachdem meine Mutter zur Schlafenszeit das Licht ausgeschaltet hatte. Diese glückliche Welt hatte ihr Gegenstück: Ein anderer Teil meiner Tranceerfahrungen in der Kindheit bestand darin, vor Alkoholismus und Gewalt in der Familie zu flüchten. Trance erfuhr ich als Zuflucht, als einen sicheren Ort, um den entmenschlichenden Teilen des Lebens zu entrinnen, um allein zu sein, und nicht verwirrt und belogen durch Worte.

Als heranwachsender Jugendlicher erlebte ich in den späten 1960ern in San Francisco, wie das traditionelle Bewusstsein gerade von einer Myriade von Bewegungen bis in den Kern erschüttert wurde: Hippies, Black Panther, die Schwulen-, Frauen- und Anti-Kriegsbewegung, um nur einige zu nennen. In meiner nur von Jungs besuchten jesuitischen High-School machte ein Beratungslehrer mich mit einer ersten Gruppentherapie bekannt. Dort konnte ich über Erfahrungen sprechen, wo ich zuvor nur beobachtet und stumm erlebt hatte. Damals fand ich auch den Weg zur Meditation, ein wichtiger Ausgleich zum Ethos von „Sex, Drugs and Rock’n Roll“ jener Zeit.

Mit 19 traf ich den großen Psychiater und Heiler Milton Erickson, der mein Leben grundlegend veränderte. Er zeigte mir, dass man mittels Trance in die Welt kommen und sie nicht nur mit ihrer Hilfe verlassen kann. Er erhellte die Einzigartigkeit jedes Moments, jeder Person und jeder Erfahrung. Dies brachte mich auf meinen Weg ins Erwachsenendasein als ein Psychotherapeut, der Trance therapeutisch verwendet, um anderen zu helfen, kreativ mit den vielen das Ich auflösenden Herausforderungen umzugehen, die jedes menschliche Leben berühren – Geburten, Todesfälle, Traumata, Heiraten, Scheidungen usw. Die Trancearbeit half nicht nur meinen Klienten, sondern auch mir selbst. Ich bin dankbar, dass Erickson die Notwendigkeit für jeden Menschen, sein Leben lang immer weiter zu lernen, sich zu entwickeln und zu verändern, vorgelebt und betont hat.

All dies hat mich gelehrt, das menschlichen Wesen eigene tiefe, kreative Bewusstsein wertzuschätzen – und ich lernte, wie man sich durch Trance daran anschließen kann. Ich bin immer wieder erstaunt, wie Trance Menschen helfen kann, ihre Träume zu verwirklichen, Wunden zu heilen, Probleme umzuwandeln und ihrer Berufung im Leben zu folgen. Dies ist keine künstliche Trance, keine Trance, in der man jemanden manipulieren würde. Es ist ein natürlicher Zustand, in dem man einen Schritt von seinen festgelegten Rollen zurücktreten kann und einen kreativen Raum eröffnen, in dem sich neue Wirklichkeit erschaffen lässt.

Dies ist es, was ich in diesem Buch mit Ihnen / dir[1] teilen möchte: Wie man höhere Zustände des Bewusstseins entwickelt, die dir helfen können, jenseits von Ängsten, Begrenzungen und negativen Überzeugungen zu leben. Ich möchte eine Art von Trance beschreiben, die eine kooperative Beziehung gegenseitigen Respekts zwischen dem bewussten und dem kreativen unbewussten Verstand erfordert. Mit anderen Worten: In einer Generativen Trance schläfst du nicht ein, du erwachst zu einer tieferen Art kreativen Bewusstseins.

Ich lege so viel Wert darauf, kreative Trance als Gespräch zwischen verschiedenen Ebenen einer Person zu beschreiben, um sie von überholten Annahmen über Hypnose zu unterscheiden. Trance ist demnach eine natürliche Erfahrung, die jeweils dann auftritt, wenn Identität destabilisiert wird. Hypnose hingegen ist nur eines von vielen möglichen sozialen Ritualen, um Trance zu entfalten. In Anbetracht dessen, dass traditionelle Hypnose versucht, den bewussten Verstand einer Person zu umgehen oder „außer Gefecht zu setzen“, glaube ich, dass sie für Selbstmeisterschaft und die Förderung kreativer Transformation nur begrenzten Wert hat. Als alternative Methode wird hier eine Arbeit vorgestellt, durch die man eine integrierte Selbst-Ganzheit erfahren kann, die zu einer kreativen Veränderung hinführt und es ermöglicht, diese zu erleben.

Ich habe das Buch für Menschen geschrieben, die das Leben als eine kreative Reise leben wollen, aber auch für qualifizierte Ausübende in helfenden Berufen, die mit Klienten an solchen Vorhaben arbeiten. Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Arbeit kein Ersatz für eine medizinische oder psychologische Behandlung ist, und dass nicht qualifizierte Ausübende sie nicht benutzen sollten, um ernsthafte Krankheiten zu behandeln. Die Methode kann allerdings dazu beitragen, das Staunen über das Leben wiederzuerwecken und die Verwirklichung eines glücklichen erfüllenden Lebens zu ermöglichen.

Wir leben in herausfordernden Zeiten. Die Sehnsucht nach einem tiefen transformierenden Wandel kollidiert oft mit einem rigiden ideologischen „Fundamentalismus“. Daraus ergibt sich ein „Dazwischen“-Zustand, schwebend zwischen alten nicht mehr greifenden Wirklichkeiten und neuen, die noch nicht ganz ausgereift sind. Solche Zeiten bieten entscheidende Gelegenheiten zu Wachstum und Transformation. Möge diese Arbeit dir helfen, jeden Augenblick deines Lebens kreativ zu nutzen, ganz egal, wer oder wo du bist.

Einleitung

„Lass deinen Verstand eine Reise durch eine fremde neue Welt antreten. Lass alle Gedanken an die Welt, die du vorher kanntest, zurück. Lass deine Seele dich dorthin tragen, wonach du dich sehnst ... Schließ deine Augen, lass deinen Geist aufsteigen und du wirst leben wie du noch nie vorher gelebt hast.“

(Erich Fromm)

Die Reise des Lebens bietet unendliches Potenzial. Bei jedem Schritt des Weges eröffnen sich Möglichkeiten, jeder Moment bringt einen gänzlich neuen Anfang. Aber um diese Möglichkeiten zu ergreifen, müssen wir auf eine Weise leben, die kreativ und bedeutungsvoll ist. Unbewusst immer wieder auf vorhersehbare, langweilige Weise zu handeln und zu reagieren ist einfach. In diesem Buch geht es darum, wie man sich mittels eines von mir entwickelten Prozesses, den ich Generative Trance nenne, in kreativere Zustände des Bewusstseins versetzen kann. Generativ bedeutet hier etwas Neues zu schaffen – eine neue Zukunft, einen neuen Gesundheitszustand, eine neue Beziehung zu einem selbst und der Welt. Wie wir sehen werden, ist Generative Trance keine traditionelle Hypnose, bei der man die Kontrolle oder das Bewusstsein aufgäbe, sondern eine kreative Kunst, in der bewusster und unbewusster Verstand in ein höheres Bewusstsein verwoben werden, das zu Kreativität und Transformation fähig ist.

Die Erfahrung Generativer Trance basiert auf der Vorstellung des Lebens als einer Reise des Bewusstseins. Der Mythologieforscher Joseph Campbell (1978) hat ein Schema aufgezeigt, nach dem es in jeder Kultur Mythen über einen Helden gibt, der sein Leben als einen großen Weg der Transformation lebt. (Interessanterweise basieren die Filme zum Krieg der Sterne unmittelbar auf Campbells Arbeit.) In einem solchen Leben geht es nicht primär um Ruhm oder Reichtum, sondern darum, eine größere Heilung und Ganzheit in die Welt zu bringen. Hierfür eignen sich verschiedenste Gebiete – Kunst, Wissenschaft, soziale Gerechtigkeit, Familie, Beruf usw. Besonders in unseren schwierigen Zeiten ist das Bewusstsein, dass jeder und jede von uns ein solches Leben führen kann, von größter Wichtigkeit. In diesem Buch werden wir erkunden, wie du selbst dies erreichen und auch anderen auf ihrem Weg helfen kannst.

Es gibt viele Beispiele dafür, das Leben als eine große Reise zu leben. Eine meiner wichtigsten Inspirationen war der renommierte Psychiater Milton Erickson, der unsere Vorstellungen, wie Trance für kreative Heilung und Transformation verwendet werden kann, revolutioniert hat. Ich habe von Erickson während der letzten sechs Jahre seines Lebens gelernt. Zu jener Zeit war er bereits ein klassischer, Meister Yoda vergleichbarer Charakter, ein runzliger alter Heiler mit zwinkernden Augen und erstaunlichen Fähigkeiten. Seine Fertigkeiten hatten zu einem nicht geringen Teil ihren Ursprung in seiner persönlichen Reise, da das Leben ihm so viele erhebliche Herausforderungen auferlegt hatte. Er war taub für Tonhöhen, legasthenisch (bis zum Jugendalter wusste er nicht, dass Wörterbucheinträge in alphabetischer Reihenfolge angeordnet sind!) und farbenblind (violett war die einzige Farbe, die er „genießen“ konnte). Durch eine Polioerkrankung mit 17 Jahren war er zunächst vollständig gelähmt gewesen und erlitt im mittleren Lebensalter einen Rückfall. Jeder Herausforderung begegnete er mutig und kreativ, und später half er seinen psychiatrischen Patienten, das Gleiche zu tun. Dieses Buch hat zum Ziel, auf mannigfaltige Weisen seine Arbeit zu ehren und zu erweitern.

Wollen wir das Leben als eine Reise leben, müssen wir uns bewusst für diesen Weg entscheiden. Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten. Campbell unterscheidet drei verfügbare Wege: 1) das Dorfleben, in dem wir die Routinen des Ich-Ideals ausführen; 2) das Ödland, wo wir in der Schattenwelt von Zynismus und Verzweiflung versinken; und 3) die Reise, bei der wir das Leben als einen großen Ruf zum Abenteuer leben.

Das Dorfleben

Dies ist der konventionelle Weg des Ich-Ideals, bei dem man ein „normales“ Leben innerhalb der Rollen und sozialen Einengungen des gesellschaftlichen Mainstreams führt. Hier verläuft das „gute Leben“ in einer klaren Abfolge. Im „amerikanischen Traum“ z.B. (falls es diesen noch gibt) wird man in eine glückliche Familie geboren, gehorcht seinen Eltern, ist gut in der Schule, erwirbt einen Studienabschluss und findet einen Arbeitsplatz, heiratet und bekommt Kinder, kauft ein Haus und verdient viel Geld, geht dann in Rente und stirbt. Dies ist das Dorfleben, und wie Campbell betont, ist daran nichts verkehrt. Für manche Menschen ist dies der hauptsächliche Weg.

Andere aber können oder wollen nicht im Dorf leben. Vielleicht wird einem die Zugehörigkeit verweigert, weil man die „falsche“ Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Religion, Geschlechtszugehörigkeit oder den „falschen“ sozioökonomischen Status hat. Vielleicht gerät man ins Exil durch so etwas wie ein Trauma, das die „Ich-Trance“ zerschmettert und einen in die Unterwelt zieht. Oder vielleicht verlässt du das Dorf freiwillig, nicht willens oder nicht fähig, innerhalb seiner Orthodoxien oder Heucheleien zu funktionieren. In jedem Fall stellt sich die Frage, was außerhalb des Dorfes liegt.

Das wüste Land

Die dunkle Alternative zum Ich-Ideal ist die Schattenwelt dessen, was T. S. Eliot das „wasteland“, also das wüste Land oder Ödland nannte. Seine Einwohner weisen das oberflächliche „glückliche Gesicht“ des Dorfes zurück (oder werden von ihm zurückgewiesen). Auf Verneinung gegründet, sind die vorherrschenden Erfahrungen Zynismus, Apathie und Destruktivität. Man steigt aus dem Mainstream aus und lebt allein oder in einer isolierten Subkultur. Das wüste Land kann die Verzweiflung von Depression sein, das betäubte Starren auf den Fernseher, der sich in Gerüchten und Vorurteilen äußernde Hass, oder die vergiftenden Welten von Drogen, Alkohol und anderen Süchten. Selbstgewahrsein und menschliche Würde verschwinden, und das Bewusstsein steigt hinab in isolierte Verzweiflung.

Wenn Menschen Hilfe suchen, stecken sie typischerweise im wüsten Land fest, unwillig oder unfähig, am normalen Dorfleben teilzunehmen. Oft äußern sie explizit oder implizit den Wunsch, zum Dorf zurückgebracht zu werden, sodass sie einfach „normal“ sein können. Es ist wichtig, zu erkennen, dass dies möglich oder unmöglich sein kann. In generativer Trancearbeit betrachten wir die Erfahrungen, die zum „Exil vom Dorf“ geführt haben, als ein mögliches „Seelensignal“ dafür, dass eine tiefe Verwandlung notwendig ist: Jemand kann nicht länger in der beschränkten Rolle fortfahren, die ihm zugeordnet wurde. Glücklicherweise gibt es eine dritte Option.

Die (Helden-)Reise des Bewusstseins

Das Ich-Ideal des Dorfes und die Schattenwelt des wüsten Lands sind polare Gegensätze; jede Seite enthält das, was die andere ablehnt. Die Reise des Bewusstseins ist ein dritter Weg, der diese Dualitäten integriert und transzendiert. Hier folgst du weder blind den etablierten Regeln und Rollen, noch weist du sie zynisch zurück. Stattdessen gehst du, um die alte Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“ zu paraphrasieren, dahin, „wo nie zuvor ein Mensch gewesen ist“. Auf dieser Reise ist das Leben ein großartiges Geheimnis, das sich jeden Tag tiefer zu mehr Gewahrsein und Möglichkeiten entfaltet. Viele wunderbare Menschen haben darüber gesprochen, auf diese Weise das Leben als ein großes Abenteuer zu leben:

„Manche Menschen sehen die Dinge, wie sie sind, und fragen, warum. Andere träumen Dinge, die niemals waren, und fragen, warum nicht.“

(George Bernard Shaw)

„Geh nicht, wohin der Pfad führen mag, sondern geh, wo kein Pfad ist, und hinterlasse eine Spur.“

(Ralph Waldo Emerson)

„Wähle die spezielle mentale Eigenschaft aus, die am tiefsten und wesentlichsten dich lebendig fühlen lässt, mit der zusammen die innere Stimme kommt, die sagt, „Dies bin wirklich ich“, und wenn du diese Haltung gefunden hast, folge ihr.“

(William James)

Oft wird die Reise initiiert von dem, was Campbell „den Ruf“ nannte. Etwas berührt einen Ort tief in deiner Seele. Ein Gefühl von Zauber oder Staunen erwacht, und ein Gewahrsein dessen, was zu tun du in der Welt bist, beginnt in dir zu dämmern. Als ich im reifen Alter von 19 Jahren zum ersten Mal Milton Erickson begegnete, entzündete sich in meiner Seele ein Feuer, und eine leise Stimme sagte: „Dies ist es, warum du hier bist.“ Ich frage Klienten oft, ob sie sich an ähnliche Augenblicke eines „Erwachens der Seele“ oder von magischem Geheimnis in ihrem Leben, insbesondere in der Kindheit, erinnern können. Interessanterweise sagen die meisten zunächst nein, erinnern sich später aber doch an solche Momente. Vielleicht war es beim Lesen von Gedichten oder beim Spielen mit Tieren oder beim Zeichnen oder Malen oder bei der Vertiefung in Wissenschaft und Technik, oder im Wahrnehmen des Fließens tiefer Verbindungen zwischen Menschen.

Manche hören den Ruf und schauen nicht mehr zurück, ihr Leben fügt sich um ihn herum zusammen. Campbell nannte dies „deiner Glückseligkeit folgen“. Während es oft als eine verantwortungslose Ermutigung zu Hedonismus und Ausschweifung missverstanden wird, lud er damit tatsächlich die Menschen ein, zu bemerken, wann sie von Staunen oder Leidenschaft berührt werden. Diese „Glückseligkeit“ sagt dir, was zu tun du in der Welt bist.

Andere hören den Ruf und wenden sich von ihm ab. Man mag hypnotisiert sein von den Suggestionen, dass es „nicht realistisch ist“ oder dass man „etwas anderes tun sollte“, und dann versuchen, ein Dorfleben zu führen, um andere glücklich zu machen. Campbell bemerkte, dass wir manchmal die Leiter bis ganz oben erklimmen, nur um festzustellen, dass wir sie an die (falsche) Wand der Erwartungen anderer Leute gestellt hatten. Man kann von seiner Seelenkraft entfernt leben und dann sterben, „nicht mit einem Knall, sondern einem Wimmern“.

Aber viele erhalten einen Weckruf. An irgendeinem Punkt (oft in der Mitte des Lebens) zeigen sich erste Symptome: Gesundheitsprobleme, das Scheitern von Beziehungen, Depression oder Sucht, was auch immer. In generativer Trancearbeit sehen wir solche Symptome als „Ruf zur Rückkehr“ zur Seelenresonanz, dazu, das äußere Selbst wieder mit den Berufungen des inneren Selbst in Verbindung zu bringen. In diesem Sinne betrachten wir Probleme – wenn ihnen mit positiver und kunstfertiger menschlicher Präsenz begegnet wird – als Eröffnungen zu tiefer Transformation.

Ich beginne mit diesen drei Lebenswegen, um zu betonen, dass Generative Trance ein Werkzeug dafür ist, den dritten Weg zu leben, das Leben als eine Reise. Es geht bei ihr nicht primär darum, „Abnormalitäten zu reparieren“, sodass man in einer keimfreien Dorfwelt leben könnte; auch nicht darum, „sich in Trance zu verlieren“. Vielmehr handelt es sich um eine Reihe von Praktiken, um das Leben auf höchstem Niveau zu leben, ausgestattet mit vielen schöpferischen Möglichkeiten: Freude, Transformation, großen Fähigkeiten und Leistungen sowie guter Gesundheit.

Diesen Ansatz untersuchen wir in zwei Hauptteilen. Der erste Teil gibt einen Überblick über eine Grundstruktur für generative Trancearbeit. In Kapitel 1 geht es um die Schlüsselprämisse, dass Wirklichkeit und Identität konstruiert sind (durch Wirklichkeitsfilter) und, wenn nötig, dekonstruiert und rekonstruiert werden können. Das Prinzip des kreativen Flows ist für diese Fähigkeit entscheidend, wohingegen der Prozess der neuromuskulären Blockade sie verhindert. In Kapitel 2 untersuchen wir Trance als einen Prozess kreativen Flows, der natürlich und notwendig ist und, abhängig vom Kontext, viele verschiedene Formen und Werte (sowohl positive als auch negative) annehmen kann. Wir werden Generative Trance als einen Zustand auf hohem Niveau kennenlernen, basierend auf einem kreativen Wechselspiel zwischen dem bewussten und dem kreativen unbewussten Verstand.

Kapitel 3 umreißt das grundlegende Modell der Generativen Trance. Drei Arten von Intelligenz (Verstand, Geist)[2] werden unterschieden: somatisch, kognitiv und das Feld betreffend – und außerdem drei Ebenen des Bewusstseins, auf denen sie agieren können: primitiv, Ich und generativ. Die Arbeit verfolgt allgemein das Ziel, alle drei Arten von Intelligenz (Verstand) auf eine generative Ebene zu bringen. So können neue Dimensionen des Bewusstseins erwachen, die zu entscheidender kreativer Transformation fähig sind. Kapitel 4 beschreibt, wie dies in vier Schritten erfolgen kann: 1) Vorbereitung (den generativen Zustand entwickeln); 2) die Teile der Identität in eine Generative Trance verweben; 3) Transformation und Integration; und 4) die Rückkehr in die gewöhnliche Welt.

Der zweite Teil des Buches konzentriert sich auf die praktische Anwendung des Modells. In Kapitel 5 untersuchen wir somatische Methoden dafür, Generative Trance zu entwickeln und Körper-Geist-Zentrierung (mind-body-centering) wird als grundlegendes Prinzip betont. Außerdem geht es darum, wie man die fünf somatischen Dimensionen einer generativen Trance optimieren kann: Entspannung, Absorption, Offenheit, (musikalisches) Fließen und Erdung. Kapitel 6 untersucht generative Felder als subtile Räume von Achtsamkeit, die ihre Inhalte halten und umwandeln können. Beispielsweise werden wir sehen, wie sich mithilfe von Trance eine „Energiekugel“ entwickeln lässt, die schwierige Erfahrungen umfängt und es ermöglicht, sich mit ihnen auf kreative Weise in Beziehung zu setzen; oder eine „zweite Haut“, die um den physischen Körper herum entsteht; oder ein interpersonales Beziehungsfeld, in dem generative Arbeit stattfinden kann.

In Kapitel 7 betrachten wir das kreative Akzeptieren von Erfahrungen und Verhaltensweisen als einen entscheidenden Weg, um Trance und Transformation zu entwickeln. Kapitel 8 untersucht das Prinzip der Komplementarität und wie das Halten von Gegensätzen eine der prägnantesten Methoden dafür ist, die Bindungen des bewussten Verstands zu sprengen und die Tore zum kreativen Unbewussten zu öffnen. In Kapitel 9 geht es um das Prinzip unendlicher Möglichkeiten, nach dem jede Erfahrung und jedes Verhalten auf viele Weisen erlebt und ausgedrückt werden können, als ein weiteres entscheidendes Mittel dafür, das kreative Unbewusste zu aktivieren.

Diesem gesamten Werk liegt eine Zwei-Ebenen-Theorie der Erfahrungskonstruktion zugrunde, die besagt, dass 1) auf der primären (Quanten-)Ebene Erfahrung unendliche mögliche Formen und Bedeutungen hat, bis 2) auf der zweiten (klassischen) Ebene ein beobachtendes Bewusstsein aus all den potenziellen Möglichkeiten eine aktuelle Form und Bedeutung erschafft. Diese beiden Welten von Handlung und Möglichkeiten zu integrieren ist das Herzstück kreativen Bewusstseins. Unglücklicherweise kann man leicht in den fixierten Realitäten des bewussten Verstands gefangen werden, abgeschottet vom kreativen Bewusstsein. Diese in sich geschlossene Welt wird durch einen Effekt der Zustandsabhängigkeit aufrechterhalten, der Wirklichkeit konstruiert, um die eigene Position zu bestätigen. Generative Trance lockert diese Bindungen, sodass das Bewusstsein wieder zurück in ein generatives Feld fallen kann. Der bewusste Verstand (mind) wird dann eingeladen, sich mit ästhetischer Intelligenz in diesem Feld zu bewegen. Wie wir sehen werden, sind Musikalität und Resonanz primäre Sprachen dieses kreativen Bewusstseins, was es den systemischen Teilen ermöglicht, fließend sich stetig wandelnde Mandalas kreativer Ganzheit zu erschaffen.

Diese große Reise, die beiden Welten miteinander zu vereinen, wurde wunderbar von T. S. Eliot[3] beschrieben:

„Wo sich Zeitloses schneidet mit Zeit, zu erkennen

Ist eine Beschäftigung für Heilige –

Nicht Beschäftigung nur, sondern etwas, das gegeben

Und genommen wird durch das Absterben eines ganzen Lebens […]

[…] weil man selbst die Musik ist

Solange sie forttönt.“

Mögen die Worte auf diesen Seiten uns helfen, diese Musik zu hören und diesen Schnittpunkt zu finden.

TEIL I: DIE GRUNDSTRUKTUR GENERATIVER TRANCE

1. Bewusstsein und die Konstruktion von Wirklichkeit

„Vorstellungskraft ist der Anfang von Schöpfung. Du stellst dir vor, was du ersehnst, du willst, was du dir vorstellst, und schließlich schaffst du, was du willst.“

(George Bernard Shaw)

Mary[4] führte ein Leben auf der Sonnenseite. Sie war klug, sozial gewandt und attraktiv. Sie hatte auf der „Überholspur“ zum Erfolg gelebt: Als Kind zog sie das Lob Erwachsener auf sich und glänzte in der Schule, sie erwarb einen naturwissenschaftlichen Doktortitel an einer angesehenen Universität, heiratete einen wunderbaren Mann und bekam zwei wundervolle Töchter. Im Beruf war sie ein Überflieger, sie hatte ein glückliches Familienleben und war finanziell abgesichert. Als sie im mittleren Lebensalter eine bedeutende Auszeichnung für ihr Lebenswerk erhielt, war sie verständlicherweise verwirrt, festzustellen, dass sie depressiv und unglücklich war. Etwas fehlte in ihrem Leben.

Mittels Trancearbeit begann Mary, ihr Leben tief zu erforschen. Sie fand Tränen und Ängste, aber auch freudevolle und wunderbare Momente des Erwachens von Bewusstsein. Vor allem aber erkannte sie, dass sie entfernt von ihren Seelenträumen gelebt hatte. Ihr war nicht einmal klar gewesen, dass sie Seelenträume hatte, Sehnsüchte, tiefer als äußerlicher Erfolg oder soziale Nettigkeiten. Sie entdeckte ein Verlangen sowohl nach spiritueller Entwicklung als auch danach, als Mentorin junge Wissenschaftlerinnen in ihrer extrem belastenden Berufswelt zu unterstützen. Außerdem begaben sie und ihr Ehemann sich auf interessante Reisen durch verschiedene psycho-spirituelle Prozesse.

Ihre alte Welt wurde keineswegs aufgegeben, sondern vertieft, um ein vollständigeres und erfüllenderes Leben zu ermöglichen. Insbesondere war Mary entzückt festzustellen, dass sie für ihr eigenes Leben verantwortlich und in der Lage war, es zu erschaffen. Es war eine Freude zu sehen, zu welcher Reise ihr Leben für sie wurde.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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