Gentleman Gung Fu - Attilio Reale - E-Book

Gentleman Gung Fu E-Book

Attilio Reale

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Beschreibung

Gentleman Gung Fu ist eine von Attilio Reale entwickelte Methode, die nicht nur deinen Körper, sondern auch deinen Geist trainiert. Attilio Reale blickt auf über 40 Jahre intensivstes Kung Fu Training zurück, wobei sein Schwerpunkt seit Beginn verstärkt auf der Lehre der Ving Tsun Kampfkunst liegt. Er verfügt über langjährige didaktische Erfahrung und wurde über viele Jahre in Hong Kong vom legendären Lehrer Wong Shun Leung ausgebildet. Seine Methode entwickelte er durch seine klaren Rückerinnerungen, seine Intuition, sein Wissen und Verstehen, den Impulsen seiner Seele, aus dem eigenen Geiste und aus der Verbindung zu seinen spirituellen Familienmitgliedern. Er hat das Wissen und Verstehen von Gesetzmäßigkeiten, wie zum Bespiel, Karma - das Gesetz von Ursache und Wirkung - Wechselwirkung, klar erkannt. Er lehrt den Energetischen Kraftfluss, eine Methode, die eigene Bewusstseinserweiterung und -ausdehnung in sich zu erfahren, sowie das Zusammenspiel von Beweglichkeit, Flexibilität, innerer Standtfestigkeit und die Fähigkeit, sich auf verschiedene Standpunkte stellen zu können. Dieser Ratgeber soll dir ein treuer Wegbegleiter sein ...

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Seitenzahl: 413

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ich bin Attilio Reale und ich bin in meinem Leben sehr früh mit Selbstverteidigung, Kampfkunst und Kung Fu in Kontakt gekommen. Kung-Fu und Ving Tsun wurden zu meiner Passion. Ich trainierte stundenlang Tag und Nacht und verbrachte mehrere Jahre in Hong Kong, um die Lehre, meine Praxis und Erfahrungen bei dem Meister Wong Shun Leung zu vertiefen. Hinzu kam später Meditation, was mein Studium meines Hierseins um weitere Ebenen ergänzte.

Aus all diesen Ansätzen habe ich meine eigene Methode – Gentleman Gung Fu – entwickelt, die nicht nur deinen Körper, sondern auch deinen Geist trainiert.

Ich freue mich, wenn ich dir mit meinem Ratgeber eine Hilfe sein kann.

Besuche mich im Internet

www.attilio-reale.com

Hört auf zu kämpfen,

kämpft nicht mehr!

INHALT

Vorwort

Einführung – Wie führt man erfolgreich sein eigenes Leben?

Was sind Kampf und kriegerische Auseinandersetzungen?

Meine neue Schule – Gentleman Gung Fu

Meine Biografie

Kapitel 1 | Die Kindheit

Kapitel 2 | Die Jugend

Kapitel 3 | Hong Kong

Kapitel 4 | Bloodsport Movie

Kapitel 5 | Deutschland Ende der 80er Jahre

Kapitel 6 | Die 90er Jahre

Kapitel 7 | Die Kämpfe

Kapitel 8 | Die Gegenwart

Kapitel 9 | Ving Tsun Kung-Fu – „Schöner Frühling“ aus Südchina

Kapitel 10 | Im Einklang mit Geist, Seele und Körper

Kapitel 11 | Verschiedene Wahrheiten

Kapitel 12 | Die Heirat, das Leben auf dem Lande und mein erster Hund

Kapitel 13 | Die Freiheit nach der Scheidung

Kapitel 14 | Die Vision aus einer weit zurückliegenden Zeit

Spirituelle Botschaften

Der erste Schritt, die eigene Wahrheit in sich zu finden

Die Botschaft der Kunst

Die Sinnhaftigkeit des Körperlichen

Zuversicht, Glaube und Vertrauen

Karma

An die Kinder

Mit dem Geist den Körper durchwandern

Die Sinnesorgane des Seelenkörpers

Die Seele

Der Begriff Geist

Das Träumen

Das Thema der „Willensstärke“

Was bedeutet „wirklicher Wille“?

Ein guter Lehrer

Das Mensch-Sein

Der Körper

Die Kraft im Körper

Wie sich die Elemente im Körper ausdrücken

Die Prinzipien der Kampfkunst

Die Kampfkunst – eine Lebensschule

Wie habe ich bisher den Kampf gesehen?

Das vergessene Wissen – der Nullpunkt kehrt jetzt zurück

Das Parkhaus

In der Leere ist die Fülle und in der Tiefe ist die Höhe

Eine ungewöhnliche Begegnung der dritten Art

Eine echte Verabredung mit dem Selbst

Meditation, Atem und die Chakren

Was ist wahrer Glaube?

Lebst du dein Vertrauen?

Das Thema „Entweder – Oder“

Das große Thema „Fasten“

Die Ernährung

Das Unterbewusstsein – Prägungen im Unterbewusstsein umprogrammieren

Migräne und Burnout

Praktische und wirksame Übungen

Übung Nr. 1 | „ICH BIN“ Meditation

Übung Nr. 2 | Verankerung zwischen Himmel und Erde „Prana“

Übung Nr. 3 | Aktivierung der Hypophyse und das Verbinden mit deinem Herzen

Meine Methode, sich mit dir selbst zu verbinden – „Connect yourself“

Intuition – Folge deiner Intuition und deiner Wahrheit – dein Wegweiser für diese Zeit

Ich kann immer nur einen kleinen Teil der Wahrheit erfassen

Meine neue Schule

Das Körperliche ist das Grundlegende

Das Konzept

Ein Konzept, das aus der Essenz des Lebens selbst gewachsen ist

Die verschiedenen Phasen der Lernabschnitte zur Meisterschaft

Das Wesen der Wiederholung

Das Verbeugen und das Verneigen vor dem Leben

Mein Rat und Weckruf an Dich

Empfehlungen

Danksagung

VORWORT

LEBENSERFAHRUNGEN UND ERKENNTNISSE AUS DEM ALLTAG

Was ich hier zusammengetragen habe, sind meine Lebenserfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnisse der letzten sechzig Jahre. Erkannte Wahrheiten des Lebens, die wahrscheinlich nur kleine Facetten, Aspekte der Wahrheit sind, die das Leben widerspiegelt. Genutzte Möglichkeiten, eigene Potenziale und Teile der Wahrheit, die ich entdeckt habe. Vielleicht betrachtet man dies alles so aus diesem und jenen Standpunkt heraus, „es könnte sein, vielleicht“ oder „sowohl als auch“.

Ein Mensch wächst mit seiner Vorstellungskraft, seinen Ideen, mit dem, was er in der Lage ist, denken zu können, wahrnehmen zu können oder eben nicht! Das heißt nicht, dass dies das Einzige ist, was existiert, das muss man so machen und nicht anders, denn es gibt wahrlich unendlich viele Wege und Möglichkeiten der eigenen Bewusstseinsentwicklung, denn man ist immer in der eigenen Verantwortlichkeit. Es ist nämlich immer schwierig, wenn ein Mensch glaubt, zu wissen, „so ist es und nicht anders“. Auch wenn es so ist und es stimmt, drückt er es nur so ausschließlich aus, trägt das Wunderbare, Gute, Weise, Richtige, was er sagt, gleichzeitig wieder etwas Begrenzendes und Beschränkendes in sich und ohne es zu wollen, eckt er an.

Ich selbst bin immer noch ein Schüler, auch wenn ich hier als Lehrer und Trainer des Geistes, als Mentaltrainer, Coach, Begleiter und Speaker erscheine. Das „Studium des Geistes“ ist meine Passion, das „Trainieren des Geistes“ und das „Trainieren des Körpers“, auf die Art und Weise, wie man den Körper bewegen kann, zu einer Kunst oder auch zu einer Kampfkunst, wenn man dies möchte. Ich habe große Achtung vor jedem Menschen und seinen Erfahrungen, die er mit sich bringt. Ich weiß nichts besser, ich weiß es ein wenig anders und vielleicht hilft dies in den unterschiedlichen Lebenssituationen, die ein jeder Mensch hier für sich selbst gemacht hat und immer noch in jedem Augenblick seines eigenen Seins erlebt.

Jede Erfahrung, die ich gesammelt habe, fing immer damit an, dass ich entschieden habe, mich berühren zu lassen. Auch die Wissenschaften haben schon lange erkannt, dass jeder Mensch Entwicklung, Wachstum und Fortschritt nur erfährt oder lernen kann, wenn er in Verbindung geht. Ohne in Verbindung zu gehen, ohne sich einzulassen, ist keine Entwicklung möglich. Ja, kann man nicht mal schreiben oder rechnen lernen. Dies war mein Weg, mein Ansatzpunkt. Meine gute Beziehung zu meinem eigenen Körper, mein Vertrauen in diesen Körper, ermöglichte es mir, auf dieser Ebene anfangend, Berührungen zuzulassen, in Verbindung zu gehen. Mich nicht zu fürchten, mich zu verbinden, auch körperlich, wie auch immer dies aussieht, also in Verbindung mit mir zu gehen, weil Verbindung die Grundlage jeder Entwicklung, jeder Veränderung, jeden Wachstums ist.

Wenn man, was am Anfang eines menschlichen Lebens die Hauptaufgabe ist, durch seine gewollte Inkarnation, in Verbindung mit diesem physischen Körper gegangen ist, kann man eben auch bewusster, in gewollter Art und Weise, mit dem, was einen umgibt, in Verbindung gehen.

EINFÜHRUNG

Wie führt man erfolgreich sein eigenes Leben?

Ich frage dich hier: wie kann man eigentlich sein eigenes Leben gut führen, wenn man ständig in großer Anspannung ist, in einer Art Überlebenskampf? Wie kann man all die Anforderungen, Aufgaben, neuen Bedingungen noch schaffen, die an einen herangetragen werden, durch die äußeren gesellschaftlichen, politischen und persönlichen Umstände, Probleme durch Krankheiten, Geldmangel und vielem mehr? Wie kann man sich überhaupt noch entspannen, wenn man gar nicht mehr aufhören kann, an dieses und jenes zu denken? Wie willst du oder wie wollen Menschen generell andere Menschen führen, dies oder das schöpfen oder ihr eigenes Leben bewusst führen, wenn sie es nicht einmal schaffen, darüber zu bestimmen, „denke ich jetzt?“ oder „denke ich jetzt gerade nicht?“ und „wenn ich denke, was denke ich überhaupt?“ Und was hier auch noch ganz interessant ist und nicht außer Acht gelassen werden darf, ist, dass es zwischen 85 und 95% nur ein wenig variiert, dass das, was ein Mensch tut, was er denkt, was er fühlt, was er will, wie er handelt, vom Unterbewusstsein bestimmt wird.

Weißt du eigentlich, wie viel in dir automatisiert ist und wer denkt da alles überhaupt in dir und willst du das alles auch denken? Wie kann es sein, wenn ich sage, „Du, jetzt denke mal nichts“, dass du es nur ein paar Sekunden lang, wirklich nur ein paar winzige kleine Sekunden lang schaffst, mal nichts zu denken und dann plötzlich sofort wieder Gedanken kommen, sie dich von hier nach dort treiben und du nicht mal bestimmen kannst, was du so alles denkst. Das zeigt im Übrigen, wie reif das Bewusstsein eines Menschen ist oder wie gefangen von irgendwelchen Mechanismen. Es ist sehr wichtig, bei allem, was du tust, entspannt zu sein und zu bleiben, die „Dinge aus einem inneren Fluss heraus zu tun“ und dieses übertriebene irdische äußere Wollen und Müssen mal wegzulassen, wenn du wirklich zur inneren Ruhe kommen willst.

Nun stell dir vor, nur 5% der Menschen sind sich darüber bewusst. Wie wenige sind das? Also sollte es eine große Aufgabe sein, seine Konzentration darauf zu legen, wie, man an das Unterbewusstsein herankommt. Ansonsten bleibt man dem, was sich angesammelt hat, ausgeliefert und wird vom Unterbewusstsein bestimmt und gelebt. Das wiederholt sich bei den Menschen von Inkarnation zu Inkarnation auch ständig. Aber die Seele, die man ja auch ist, wünscht sich so gut wie keine ständigen Wiederholungen in ihrer Entwicklung und in ihrem Evolutionsbestreben nach Vollkommenheit.

Gentleman beziehungsweise Gentle bedeutet, die Kunst, wahrlich bewusst leben zu können.

Sich als Meister seines eigenen Lebens zu erfahren und wahrhaftig in Freude und Liebe sein Leben selbst gestalten zu können.

WAS SIND KAMPF UND KRIEGERISCHE AUSEINANDERSETZUNGEN?

Im kollektiven Bewusstsein der Menschen wurde wieder einmal der Fokus auf die kriegerischen Auseinandersetzungen gelenkt und so verstärkt, dass es vielen große Angst macht. Wenn jetzt wieder von Kampf gesprochen wird, denken viele Menschen sofort an Krieg, an Zerstörung und dass es schlecht, aggressiv oder sonst was ist. Und heimlich, still und leise schleicht sich „kämpft nicht mehr“, „hört auf zu kämpfen“ in das Bewusstsein der Menschheit ein. Dies ist auch mein persönliches Anliegen an die Menschheit und gleichzeitig kann man sagen, dass es nur darum geht, nicht mehr aus „Aggression“, „Angst“ oder aus einer „Vermeidungstechnik“ heraus zu kämpfen. Aber wie wäre es, wenn „Kampf“ eigentlich „Ausgerichtetsein auf ein Ziel“ oder „Disziplin“ bedeutet, wenn „Kampf“ „Überwindungskraft“ bedeutet, wenn „Kampf“ ein „Einsetzen für etwas“ bedeutet, wenn „Kampf“ über „die eigenen Begrenzungen“, „Faulheit“ oder „Ängste“ zu gehen bedeutet? Dann ist es doch sehr stimmig, von „Kampf“ zu reden. Nicht wahr?

Nichts in diesem Lebensraum ist einseitig. Selbst so etwas wie Kampf ist nicht gleich Krieg, gleich Aggression, gleich Angst, gleich Zerstörung. Da sind immer die zwei Seiten einer Medaille! In der Politik wird ebenfalls Kampf mit Krieg gleichgesetzt und dies ist ganz gewiss nicht der Weg.

Jetzt ist tatsächlich die Zeit des Umbruchs, die Zeit des Wandels, die Zeit der Bewusstseinsrevolution und man sollte sich vielleicht doch bewusst machen, was dies generell an Herausforderungen für uns alle mit sich bringt. Da ist es natürlich schon gut, das Schöne, das Neue, das, was viel besser, leichter werden kann, was viel weiser, liebevoller, lichtvoller, kraftvoller ist, zu schauen, sich zu wünschen. Aber es ist auch überaus wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, dass es wirklich ein Kampf ist, dahin zu kommen, dem ganz Neuen, all dem, was zu diesem Neuen gehört, Raum geben zu können.

Vor allem reagieren unsere, reagiert dein Körper darauf. Und hier kann ich dir sagen, wenn du jemand bist, der sich nicht so bewusst ist, sich bisher nicht um seine Gedanken, Gefühle, Verhaltensmuster, Themen, Verletzungen, Blockaden gekümmert hat, kann auch die Psyche reagieren. Da wird man auf einmal depressiv, kriegt mit dem eigenen Inneren große Probleme, wird frustriert, hoffnungslos, verwirrt, irritiert oder bekommt panische Ängste und vieles andere mehr macht sich bemerkbar. Diejenigen aber, die sich darum gekümmert haben, die hier zumindest in ihrer Psyche eine Stabilität haben, nun sie reagieren noch mit ihrem Körper, weil eben vor allem der Körper ja noch zu dieser Erde gehört, ein Teil dieser Erde ist, dementsprechend schwingt und unmittelbar mit allen Prozessen auf dieser Erde in direkter Verbindung ist.

Hier empfehle ich als der praktische Lehrer, der mit diesen Themen selbst sehr vertraut ist, auch alles selbst erlebt hat und immer noch erlebe, wie wir uns mit dem verbinden können, was uns die Erde und seine wunderbaren Elemente geben können.

Hier spreche ich nicht nur von der Elemente Küche und Ernährungszubereitung. Nein, ich gehe weit über das hinaus, was dem Menschen alles möglich ist. Ich weiß nur zu gut, dass es dich und viele Milliarden Menschen auf Erden, wie mich erwischt hat: an dem Punkt der konstitutionellen Schwäche, an dem wir jetzt viel stärker reagieren als früher, wo früher mal Linderung, Verbesserung waren. Das ist die Wahrheit. Nichts ist, wie es mal war, denn alles kommt noch einmal hoch und zeigt sich, so wie es sich auch bei mir gezeigt hat: in den Knochen, Muskeln, Faszien, im Bereich der Nerven, Reize, Impulse, in Entzündungen und Krankheiten.

Man schwingt immer in allen Themen mit, mit den eigenen Seelenthemen, den Themen der Familienmitglieder, der Ahnenreihen und des kollektiven Menschenbewusstseins auf dieser Erde. Alles ist mit allem verbunden, auch in seelischen und geistigen Seinsbereichen. Es gibt keine Trennung, alles ist ein Sein.

MEINE NEUE SCHULE

GENTLEMAN KUNG FU

Ich bin Lehrer, Trainer des Geistes, des Bewusstseins, der Bewusstheit, der Meditation, der Konzentration, der Information aus dem Geiste, damit man lernt, wie man „Herr über seine eigenen Gedanken“ wird. Man lernt wieder, „sich bewusst entspannen zu können“ und im Alltag bewusst die richtigen Entscheidungen treffen zu können, um sich dann neu auszurichten, zu fokussieren, zu zentrieren, um wieder handlungsfähig zu sein. Geist bedeutet Information, Wahrscheinlichkeiten, Optionen und in der Physik benennen wir dies mit „Quanten“ oder eben auch als Information. Also nutzen wir doch diese Möglichkeiten und machen etwas Neues daraus. Ich stehe mit meinem eigenen Leben dafür, was passieren kann, wenn man die Dinge wirklich integriert. Aber wenn jemand nur zuhört, es halbwegs versteht, reicht das noch nicht. Hier, in diesem Augenblick, fängt die Arbeit eigentlich erst an, sich wirklich berühren zu lassen. Es gilt jetzt die Essenz dessen, was wir hier erhalten, aufzunehmen, es gilt dies im System wirken zu lassen. Dann geht es darum, dem womöglich ebenso im Denken, Fühlen, Wollen und Handeln Ausdruck zu verleihen!

Aktivieren wir den eigenen Kampfgeist, die eigene Fähigkeit zum Kampf und erheben sie zur eigenen Kampfkunst, um das Leben zu meistern, es schöner, gesünder, erfolgreicher zu machen! Das ist die Wahrheit, die als Millionen von Möglichkeiten und Potenzialen in dir schlummern. Wecke sie jetzt auf, aktiviere dich und sage dir schon mal als erstes: „Ich will, kann und darf in allem das sein, was ich mir für mein Leben wünsche“. Herzlichen Glückwunsch! Du bist mit neuem Mut und neuer Zuversicht zurück in diesem Leben, begleitet von der Liebe und Weisheit aus deinem eigenen Geist. Ich helfe den Menschen, mit sich selbst wieder in Verbindung zu kommen. Denn eine Verbindung, ein Vertrauen in ihren physischen Körper ist die Grundlage dafür, dass sie dann auch mit dem, was um sie herum ist, in eine gute Verbindung gehen können. Natürlich hilft das auch dabei, mit der eigenen Seele in Verbindung zu kommen. Hier ein Beispiel: hat jemand ein Haus geschenkt bekommen und geht nicht weiter als zur Haustür in den Flur hinein, bleibt dort stehen und guckt lieber zur Tür und zu den Fenstern des Flurs heraus, na ja, dann wird er überhaupt nicht wissen, in welchem Haus er ist, wie groß dieses Haus ist und er kann all die Dinge, die man in diesem Haus machen könnte, nicht machen, weil er im Flur stehen bleibt. Dann weiß er gar nicht, dass es dort eine wunderbare Küche gibt oder einen Garten oder ein Schwimmbad. Ich helfe hier, dass die Menschen ihre Potenziale, die sie haben, auch nutzen können. Das ist wie das Öffnen ihrer Schatzkisten.

Die „Alten Kampfkünste“, dienen hier nur als Mittel zum Zweck. Es geht dabei um die „Körperbeherrschung“, um zu erleben, welche Kraft und Macht das eigene Bewusstsein hat. Denn das ist der zweite Punkt: dass man eben nicht nur in Verbindung mit dem Körper geht, sondern erkennt, dass etwas in Verbindung mit dem Körper geht. Das ist das Bewusstsein und das trainiert man dabei. Wie reagiert der Körper zum Beispiel, wenn man Angst hat oder wenn man unsicher ist? Sofort wird man wackliger oder man hat plötzlich keine Kraft. Und dann stellt euch vor, das ist immer so. Jeder Gedanke, den man hat, jedes Gefühl, das man hat, beeinflusst ununterbrochen euer physisches System. Dementsprechend habt ihr am Tag viel Energie oder eben nicht. Dementsprechend könnt ihr klar denken oder nicht. Dementsprechend traut ihr euch zu, etwas umzusetzen oder nicht.

Wer also ein Meister seiner eigenen Energien werden möchte, seine eigenen Gedanken und Gefühle kontrollieren kann, um selbst darüber bestimmen zu können, wohin man die eigenen Energien lenkt, der beginne zu üben. Und ja, jede Kampfsportart hat eben auch etwas damit zu tun. Und jedes Mental-training gehört dazu. Aber es reicht nicht aus, sich den Sieg nur vorstellen zu können. Das machen manche und verlieren dann trotzdem. Vielleicht weil ihnen gar nicht bewusst ist, dass sie eigentlich nicht wirklich eine Kontrolle über ihre Gedanken und Gefühle haben. Nur weil jemand lernt, eine bestimmte Technik anzuwenden, nur weil jemand in einem Swimmingpool von einer Seite zur anderen schwimmen kann, kommt er noch nicht mit dem offenen Meer klar. Also wir befinden uns hier auf Erden auf der Spielwiese der Menschheit. Es geht darum, dass die Menschenseelen sich in ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten erfahren, es geht nicht darum, dass geistige Wesenheiten, Engel, geistige Führer und Gurus beweisen, was sie alles können, sondern dass die Seelen, die wir hier sind, beweisen, was wir können, welche seelischen Fähigkeiten, Kräfte und Möglichkeiten, welchen Seelencharakter wir haben, welche Pläne wir haben und wie wir diese umsetzen können. Alles andere hilft und dient uns!

Übrigens, schau dir mal die alten großen Meister an, sie alle haben den Körper mit einbezogen. Sie haben immer eine körperliche Disziplin beherzigt, integriert und geübt!

Eine meiner ersten Erkenntnisse in diesem Leben ist also zum Beispiel: Bleibt jemand beständig, kommt jemand wieder in die eigene Verantwortung und sammelt neue Erfahrungen, ist viel für ihn da. Er erkennt, dass Mangel eine Illusion ist und kann sogar in einem begrenzten polaren Lebensraum satt werden. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist zum Beispiel, den Ehrgeiz loszulassen, der in früheren Zeiten in den alten Lehren so gelehrt wurde, um diesen auch in den Schülern zu wecken. Was in diesen Zeiten wahrlich erweckt werden will, ist das geistige Potenzial, das in dir steckt, mein lieber Leser. Und dazu leiste ich meinen Beitrag, dafür bin ich da. Meine Quelle der Begeisterung, die Inspiration für alles, was möglich ist, stehen dir in meinen Events, Seminaren, Trainings und vielem mehr auf der Suche nach deiner eigenen Wahrheit zur Verfügung. Also rate ich dir hier: Geh in die Freiheit, aber mit dem Gefühl, des Genährtseins, des Begleitetseins, der Fülle, der vielen Möglichkeiten und nicht aus der Angst vor Abhängigkeiten oder Mangel. Also, was möchtest du jetzt in deinem Leben verändern und was möchtest du bei dir haben?

Du entscheidest und ich helfe dir dabei, wenn du das möchtest!

MEINE BIOGRAFIE

LEBENSSITUATIONEN UND LEBENSERFAHRUNGEN

„Dieses Leben begann nicht mit einer Geschichte, es begann lange vor

diesem Leben mit einer Entscheidung.“

Es beginnt wohl fast immer mit einer Entscheidung, die die „Meister des Lebens“ und „viele“ mehr begleiten, wie ich jetzt nach sechzig Jahre ganz sicher weiß und erfahren habe. Aber später mehr zu meiner Geschichte, die dieses Leben für mich bereithielt. Es ist eine sehr herausfordernde, abenteuerliche Geschichte, die ich so nicht erwartet hatte, die niemand so erwartet hatte. Im Nachhinein kann man sagen „Shit happens“. Ich wurde am 31. Dezember 1960 geboren, irgendwann nachts. Silvester stand vor der Tür, also zirka einundzwanzig Stunden vor dem lauten Einläuten des neuen Jahres mit Raketen und Geheule in der Stuttgarter Gegend. Ein super Empfang, wenn ich damals schon mit anstoßen hätte können. Meine Mutter bekam ein starkes Beruhigungsmittel, sodass sie die Zeit nicht recht mehr im Blick hatte. Es war ungefähr zwischen zwei und drei Uhr morgens.

Es war in einer kleinen Privatklinik, in der meine Mutter als junge zweiundzwanzigjährige Rotkreuzschwester arbeitete und wohnte. Weitere Details sind nicht wirklich von Belang. Bis auf die Tatsache, dass in jenen 60er Jahren meine Mutter eine junge Krankenschwester war und mein Vater ein junger Italiener, der als Kellner seinen Lebensunterhalt bestritt. Kurz nebenbei erwähnt, um einen kleinen Vorgeschmack auf kommende Ereignisse zu geben, die mich schon als kleinen Bub wahrlich das Fürchten lehrten.

„Wechselwirkung“, „das Gesetz von Ursache und Wirkung“, auch „karmische Rückwirkungen“ genannt sowie „Anziehung der Gleichart“, das „Gesetz der Resonanz“, das ich später in der Metropole von Hong Kong lebhaft zu spüren bekam. Dort trainierte ich unter einem der berühmtesten Kung Fu Lehrer dieses Jahrhunderts: Ving Tsun Kung Fu. Er unterrichtete bereits Bruce Lee, der auch den Weg der Kampfkunst beschritt, um die Meisterschaft vom Sieg ohne Kampf zu erringen. Dies ist der höchste Grad der Meisterschaft in der Kampfkunst und ist ein Grad, den man auch erreichen kann, wenn man beharrlich ohne Widerstand zu leisten, durch alle Tiefen bis zu den höchsten Höhen geht. Beständig ohne Hast und Eile, ohne Übertreibung, ohne zu lange Rast oder Trainingspausen, aber mit täglicher Übung. Dann sieht man, dass der „Weg das Ziel“ ist, den man in Wahrheit gehen möchte. Und dann eröffnet sich ein noch größeres, erhabeneres Ereignis, das sich alle Menschen bewusst oder unbewusst so sehr wünschen und was auch schon in den großen Hollywood und Bollywood Filmproduktionen oft verfilmt wurde und was auch in den großen asiatischen Filmgeschichten oft zu sehen ist. Nur Fantasie, Wunschdenken, Schwärmerei, Kinderei? Wohl kaum. Nein, ganz im Gegenteil, auch dies lässt sich erreichen, wenn man das tut, was dafür nötig ist. Was also genau bewegt einen jungen Menschen, seinen Weg zu suchen, ihn zu finden und auch zu gehen, sich nicht ablenken zu lassen von manipulativen Beeinflussungen und vielem mehr?

Es ist die Stimme im Inneren, die Stimme der eigenen Seele, die ich in jungen Jahren vernommen habe, die man in einem jedem Alter hören kann, wie ich jetzt weiß. Es ist der Ruf der Seele und deren Lebensplan, der im Innersten eines jeden Menschen schlummert, tief im innersten Punkt seines wahren Wesens, in seinem Herzen. Der Ruf, der sich von Zeit zu Zeit als innere Stimme bemerkbar macht, die Berufung, der Plan, der mit einer Ahnung, einem Flüstern, Rufen nach Erfüllung drängt – zum rechten Zeitpunkt wohlgemerkt. Wohl dem, der dann auch hört und danach strebt, beständig den Weg geht, der dann auch das Ziel ist.

So lasst mich berichten, was mich dazu veranlasst hat, den Weg der Kampfkunst zu gehen. Was meine Motivation war, jeden Tag beständig zu trainieren und was mir so alles begegnete auf diesem Weg, der nicht mein Schicksal war, sondern in Wahrheit meine Berufung ist. So kamen in den kommenden sechzehn Jahren meiner Kindheit tatsächlich einige schmerzhafte Überraschungen.

Na ja, beginnen wir hier mit den kleinen turbulenten Kinderjahren, bedingt durch die zwei Nationalitäten meiner Eltern. Denn eine kurze Zeit zirka ein Vierteljahr nach meiner Geburt waren wir auch schon mit dem Zug unterwegs von Stuttgart nach Italien, zu einem kleinen Ort in der Nähe von Neapel. Meine Großeltern wollten mich natürlich sehen. Wie wir heutzutage alle wissen, sind italienische Familien und Großeltern sehr vernarrt in ihre Enkelkinder. Das war hier natürlich auch der Fall. Schon auf der Zugreise stellte sich heraus, dass ich sehr umgänglich zu sehr zuvorkommenden Mitreisenden war, die meiner damals sehr jungen Mutter gerne halfen. Alle waren Italiener. Ich habe mich tatsächlich von jedem schön im Arm halten lassen und schrie nie als Baby. In Italien angekommen, sind wir mit dem Taxi zu den Großeltern, die mich sofort in Beschlag nahmen und ich wurde sehr liebevoll herumgereicht. Mein Vater blieb nur wenige Tage, da er in der Schweiz eine neue Arbeitsstelle als Kellner gefunden hatte und mich mit meiner Mutter nach zirka sechs Wochen abholte.

Wir waren jetzt in Zürich und meine Mutter bekam dort im Kantonsspital erneut eine Anstellung als Krankenschwester. Krankheitsbedingt musste meine Mutter nach einigen Monaten des Dienstes aufhören, um dann in den Heimatort von ihrer Mutter zu ziehen. Auch hier, in einem nahen Luftkurort, war es nur ein vorübergehender Aufenthalt bis das kleine Zweifamilienhaus fertig gebaut war.

KAPITEL 1

DIE KINDHEIT

Ohne meine Kindheit nun zu dramatisieren oder zu beschönigen, stand diese ohne jeden Zweifel im Zeichen des Kampfes und der Herausforderungen. Mal ganz abgesehen von ein paar haarsträubenden Unfällen, in meinen ersten zwölf Lebensjahren, unterschieden sich meine Kindheitsjahre bestimmt nicht so sehr von den vielen anderen Kindern, die in den 60ern aufgewachsen sind.

Ich war ein ruhiger, in sich gekehrter, zurückhaltender Junge, immer alles aufmerksam beobachtend, lieb und höflich, zierlich von Gestalt. Ich bin der Erstgeborene, während mein kleiner jüngerer Bruder eineinhalb Jahre später das Licht dieser Welt erblickte. Aufgewachsen in einem beschaulichen kleinen Luftkurort sollte man eigentlich davon ausgehen können, dass die ersten zehn Lebensjahre friedlich verlaufen und man ohne größere dramatische Vorkommnisse heranwachsen kann.

Aber dem war leider nicht so. Zuerst wurde ich durch die plötzliche Trennung meiner Eltern im zarten Alter von fünf Jahren etwas unsanft aus meinen bis dahin völlig entspannten, schönen Kindheitstagen aufgeweckt und belastete mich mit einem überaus großen Trennungsschmerz direkt in meinem Herzen. Eines Abends geschah dieses wohl unvermeidliche Drama, das ich ganz unbeabsichtigt, zufällig mitbekam, weil ich noch nicht schlafen konnte. Es war ein Streit zwischen meiner Mutter und meinem Vater, die gerade in der Küche saßen und miteinander sprachen. Es war schon dunkel draußen. Die Eulen kamen bereits zur Jagd aus dem nahen Wald in die Gartenanlagen der kleinen Einfamilienhäuser herangeflogen. Ihre Rufe waren deutlich zu hören. Weil ich es so sehr liebte, zu lauschen und zu schauen, wenn sich das Licht der Dämmerung in den Garten senkte, blieb ich immer mal wieder wach. Es war eine lauwarme Sommernacht. Ein leichter Wind wehte durch das halb geöffnete Fenster. Die Tür des Zimmers, das ich mit meinem jüngeren Bruder teilte, stand des Nachts immer ein wenig offen. Und so schlich ich mich leise aus dem Zimmer, damit mein Bruder nicht wach wurde und wartete im Flur, um weiter zu lauschen, was in der Küche vor sich ging. Die Tür war geschlossen und dennoch vernahm ich jedes Wort.

Mein Vater war nicht so laut, dafür war meine Mutter umso lauter. Mein Atem stockte, ich hielt die Luft an, mein kleines Herz klopfte viel schneller in meiner Brust als sonst und ich fühlte das Pulsieren schon deutlich im Hals. Nach wenigen Minuten der Stille ging plötzlich die Tür auf, mein Vater verließ schnell die Küche, sah mich, wie ich zutiefst erschrocken dastand, sah mir tief in meine Augen und hielt einen Augenblick inne, bevor er die Treppe hinunterrannte – die Haustür knallte laut und fiel ins Schloss. Er hatte das Haus verlassen.

Es war spät, es war Nacht, ich erschrak und war schockiert, so etwas hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Wieso verließ mein Vater das Haus um diese Zeit? Wie aus heiterem Himmel überschlugen sich meine Gedanken förmlich im wilden Durcheinander und in mir wusste ich, er kommt nicht wieder heim. Es fühlte sich so endgültig an und traf mein kleines Herz in meiner Brust wie ein gezielter Blitz, ein Stich, ein Donnergrollen. Es war einem Beben gleich, das einen ungeheuerlichen Druck nach sich zog und mir völlig den Atem nahm. Bis dieser Schmerz in nur wenigen Augenblicken nach dem Gewahr werden dieser Tragödie zwischenmenschlicher Beziehung in einem sehr schmerzhaften Tränenkrampf frei wurde, sich entlud.

Mein Gott, was war denn das? Mein kleines Herz schien zu zerreißen und so stand ich noch immer da, unfähig, mich zu bewegen und wusste einfach nicht, was ich nun tun konnte. Meine Mutter kam heraus und nahm mich in die Arme, beruhigte und tröstete mich, wie ich so zitternd in diesem Flur stand, weinend, noch immer unfähig mich zu bewegen, als kleines Häufchen Elend, beraubt, verlassen von meinem Vater, so fühlte es sich an. Meine Mutter brachte mich wieder ins Bett und verweilte noch lange an meiner Seite, auch leise weinend, bis ich endlich einschlief. Wer in ähnlicher Weise hier Erfahrungen gesammelt hat, in welchem Alter auch immer, weiß wohl nur zu gut, wie ich mich hier fühlte und wie lange dies auch anhalten kann, bis endlich dieses Gefühl der Beklemmung im täglichen kleinen und großen Allerlei ein wenig abnimmt. Abgelenkt durch die täglichen kleinen und großen Abenteuer wurde dieses Erlebnis dann irgendwann, auch irgendwie, verdrängt, vergessen, das Gefühl wurde schwächer oder vielleicht auch nur ins Unterbewusstsein verschoben.

Dennoch sah ich meinen Vater ab und zu. Ich besuchte ihn auch im Ort Er hatte ein kleines dunkles Zimmer irgendwo in dieser Kleinstadt, zum Glück nicht weit entfernt von dem Haus, in dem wir wohnten. Mein Vater kam immer wieder zu Besuch, nicht offiziell, eher sehr geschickt zum hinteren Gartenanteil, wo wir Kinder immer zu spielen pflegten. Zwischen dem Haus und dem unteren Gartenteil, wo auch ein kleiner Fluss angrenzte, stand ein großes Hühnerhaus, denn wir hatten eine kleine Hühnerfarm, die meine Oma bewirtschaftete. Also zu sehen war da so gut wie nichts vom Haus aus, wenn da jemand am Gartentor stand, das gute zwei Meter hoch und etwas verrostet war. So kam es auch, dass ich mich traute über dieses große, alte, verrostete Tor zu klettern und meinem Vater zu seiner neuen Bleibe folgte. Er erklärte mir, so gut er konnte, was zwischen ihm und meiner Mutter geschehen war und wie so vieles im Leben leider nur für eine kurze Zeit ist, bis der Kontakt dann schließlich gänzlich abriss.

Mein Vater verließ die Stadt, das Land und dies tat weh, mir unendlich leid und weh. Ich fühlte mich alleingelassen, hilflos, schutzlos, vielem ausgesetzt. Und wie um Himmelswillen konnte ich denn schon damals wissen, dass es tatsächlich eine Scheidung gab, eine Entscheidung, ohne einen Vater aufzuwachsen, zu wollen, zu müssen, um stark und stärker zu werden in meinem diesem Leben, das so gewollt war. Und so etwas gibt es wirklich, vielleicht wie eine Art Vorsehung. Ich wusste in diesen Jahren natürlich von all diesen Dingen nichts, wie ich so vieles noch nicht wusste. Und ohne in jenen frühen Tagen meiner Kindheit richtig zu verstehen, welche Auswirkung dies alles haben sollte, auf meine nahe und spätere Zukunft, wurde genau hier der Grundstein gelegt, für die Notwendigkeit zur Selbstverteidigung, denn ich hatte das dumpfe Gefühl einer Ohnmacht gleich und eine große Angst, hier hilflos und alleine allem ausgeliefert zu sein.

Diese Erlebnisse machten mich zunächst schleichend aggressiv und irgendwie wütend. Allerdings nie meinem jüngeren Bruder gegenüber, denn den wollte ich immer beschützen. Diese Aggressionen richteten sich eher gegen meine Umwelt, meine Oma, von der ich mich vielleicht nicht immer recht verstanden fühlte. Mein Bruder und ich waren, seit der Vater nicht mehr so oft auftauchte, bevor er gänzlich dann das Land verließ, ein wenig verschlossen und vorsichtig, ruhig und zurückhaltend. Ich bildete mir allerdings ein, alles verstehen zu können, was meine kleine Wahrnehmungswelt anging.

Meine weitere Kindheit war dann, aus meiner jetzigen Sicht, eine Art Wechselwirkung, Rückwirkung von vielen verschiedenen Ereignissen, einer karmischen Vergangenheit, bewusster Entscheidungen, getroffen in vorgeburtlichen Zeitabschnitten. Und von meinen Ängsten und Befürchtungen, ausgelöst durch den Fortgang meines Vaters und die unbewusste aber unterbewusste vorhandene Vorstellung der Notwendigkeit, die Regentschaft, das Zepter des abwesenden Vaters übernehmen zu müssen. Das Zepter der Verantwortung für meinen Bruder, meine Mutter, meine Umgebung und vielen anderen Dingen gegenüber viel zu früh, viel zu ernst und meine Kindheit damit fast aufgebend, da ich mich plötzlich dem Ernst des Lebens gegenübersah, das plötzlich Anforderungen an mich stellte, denen ich gar nicht so recht gewachsen war. Wer beschützt mich, meinen Bruder und meine Mutter?

In den Nächten schlief ich kaum, ich hielt mich immer lange wach und lauschte in die Stille der Nächte. Lauschte, nahm die Geräusche der Tiere und Insekten wahr, die des Nachts immer durch das geöffnete Fenster drangen. Und so kann ich hier über ein paar kleine Geschichten berichten, die dazu beitragen, besser zu verstehen, warum alles so gekommen ist, wie es kam.

Eines Tages wurde meine Mutter in den katholischen Kindergarten gerufen, in den ich regelmäßig mit meinem Bruder gebracht von der Oma wurde. Der Grund: der Sohn randaliert und sei nicht zu bändigen. So die Erklärung der Kindergartenleitung. Als meine Mutter dort eintraf, staunte sie nicht schlecht, als sie mit der Kindergartenleiterin in den Klassenraum kam, um sich selbst davon zu überzeugen, was ich da eigentlich treibe. Meine Mutter erzählte mir im Nachhinein, dass ich gut zu hören war, auch durch die geschlossene Tür. Man konnte durch ein kleines Guckfenster schauen. Allerdings randalierte ich nicht, wie meine Mutter mir dies bestätigte, sondern ich schwang ein großes Holzlineal und gab meine Meinung kund, sodass alle anderen Kinder um mich herum versammelt waren und alle einen großen Spaß hatten, was auch immer ich da von mir gab. Die Kindergärtnerin tat nichts. Also von wirklichem Randalieren konnte hier wohl kaum die Rede sein.

Ein anderes Mal hatte man mich zusammen mit meinem Bruder einfach an die Hauptstraße gestellt und dann meine Mutter angerufen, sie könne ihre Kinder abholen. Als meine Mutter kam und uns beide alleine stehen sah, ohne Begleitperson, waren hier wohl das Maß und die Geduld sowie das Verständnis für diesen Hort voll für meine Mutter. Die Konsequenz einer solchen unverantwortlichen Tat war, dass meine Mutter uns beide sofort aus diesem Kindergarten herausnahm. Für meinen Bruder und mich war dies nicht im Geringsten von Bedeutung. Im Gegenteil, so hatten wir sehr viel mehr Zeit, um in dem schönen, großen Garten zu spielen, mit all den Tieren, die wir da so hatten: einem kleinen Spitz mit dem Namen „Fifi“, einem Kettenhof- und Wachhund, den mein Vater als jungen Welpen mitgebracht hatte. Ein wunderbarer Kindheitsbegleiter, der meinen Bruder vor einem schweren Sturz bewahrt hatte.

Das Haus hatte eine kleine Veranda mit steiler Betontreppe, die in den Garten führte und noch waren bestimmte Teile des Hauses in der Umbauphase. So trug es sich zu, dass wir natürlich in unbeobachteten Augenblicken auch auf diese kleine Terrasse hinaus spazierten. Mein kleiner Bruder lief also einfach so mal auf diese steile Treppe zu und war gerade im Begriff, diese steile Treppe kopfüber hinunterzustürzen. Genau in diesem Moment packte der kleine Spitz zu, biss meinen kleinen Bruder von hinten in die dicke Windel, die er anhatte, hielt ihn fest und zog ihn regelrecht weg von der Treppe. Das berichtete meine Mama, die diesen außergewöhnlichen Vorgang beobachtet hatte. Sehr erstaunlich, wie so ein junger Hund reagieren konnte.

Wir hatten viele schöne Situationen mit diesem relativ bissigen Spielgefährten, der immer seine Augen auf uns hatte, wenn wir im Garten spielten. Mein Bruder und ich waren unter der Führung meiner Mutter, wenn sie denn da war, eigentlich schüchterne, zurückhaltende und sehr artige Jungen. Wir liebten es sehr, in der Natur, im großen Garten zu spielen, zu entdecken, was dort alles so umherlief und wohnte. Der Garten lag direkt an einem angrenzenden, kleineren Bach, der gute drei Meter breit und bestimmt einen Meter tief war. Dahinter lagen Kleingartenanlagen, ein Bahnübergang und ein weiterer Bachkanal. Der Wald war übrigens auch nicht sehr weit entfernt, keine fünfhundert Meter und hatte wunderbare große, kilometerlange Waldabschnitte mit Esskastanien, auch bekannt als Maronen. Wir hatten in jenen ersten zehn Jahren meines Lebens, die wir dort wohnten, auch eine kleine Hühnerfarm mit zirka fünfzig Hühnern, Katzen aus der Nachbarschaft, Meerschweinchen, Hamstern, einer Menge Spatzen und anderer Vögel und eine Oma, die hier alles führte und versorgte, einschließlich uns beiden Jungs. Dies alles und vieles mehr war natürlich bei weitem sehr viel interessanter und wichtiger für uns Kinder als der Kindergarten oder später dann die Grundschule.

Die Großmutter beaufsichtigte also, wie schon erwähnt, uns Kinder und für sie war es sicherlich nicht immer so einfach, sich erfolgreich durchzusetzen. Ich ließ mir mit meinen fünf Jahren, nach dem Weggang meines Vaters, schon nicht mehr viel sagen oder gefallen, war eigenwillig und traf die Entscheidungen in allen kleinen Belangen des täglichen Lebens außerhalb des Hauses für mich selbst und meinen jüngeren Bruder. Meine Mutter arbeitete als Krankenschwester im Krankenhaus und war nicht immer da, wenn es nötig gewesen wäre. So entstanden nur ganz natürlich Spannungen zwischen uns Kindern und unserer Großmutter. Die Jahre vergingen und als die Einschulung kam, kamen neue Erfahrungen hinzu.

Diese haben alle ganz klar zu jenem unterbewussten Entschluss beigetragen, dass Selbstverteidigung eine Notwendigkeit im täglichen Leben ist und geübt und praktiziert werden muss. Und hier spielen schon all die kleinen Auseinandersetzungen im Kindergarten und später dann in der Schule, die Raufereien in den Straßen und auf Bolzplätzen in der Nähe meines Wohnhauses eine große Rolle, wie ich jetzt weiß. Denn jede noch so kleine, unfaire Rangelei, wie ein Rollschuh, der mir von einem Jugendlichen auf den Kopf geschlagen wurde, der damals bestimmt schon über fünfzehn war und mir den ersten Krankenhausaufenthalt bescherte, weil dieses Loch in der Kopfhaut genäht werden musste. Jugendliche, die demonstrieren und angeben wollten, dass sie mit Platzpatronen geladene Gewehre, die bereits aus Metall waren und echt aussahen, mit solcher Wucht mir auf meinen Oberkörper stießen, mit dem Hinweis, „Du bist jetzt gleich tot“, einen gehörigen Schrecken in mir auslösten und einen riesigen Bluterguss obendrein, sowie alle anderen kleinen Schlägereien und Handgreiflichkeiten, die nicht sehr günstig ausgingen, wurden irgendwie von mir registriert und analysiert. Oder jener heftige Fußtritt in meinen Hintern, in der Schule im Treppenhaus auf dem Weg in die Pause, der sich angefühlt hat als würde mein Steißbein gerade brechen. Auch jeder weitere Schlag auf meinen Arm, jede Hand, die in meinem Gesicht landete und die zu Nasenbluten führte, wurde für mich zu einer ernsten und bis heute nicht vergessenen Angelegenheit.

Jetzt begann ich aufgrund dieser kleinen Attacken meiner kleinen zierlichen Person gegenüber zu reagieren und zu trainieren. Und wenn ihr euch hier nun fragen solltet: was trainiert denn ein kleiner Junge mit etwa sieben Jahren? Dann kann ich euch mit ruhigem Gewissen sagen, er verprügelt zuerst einmal seinen Lieblingsteddybären, tritt täglich alte Baumstümpfe, die im Obstbaumgarten herumstanden und schlägt kleine, dünne Bretter und trockene Äste von alten Bäumen mit der Handkante durch und zwar ohne dieses jemals zuvor auch nur im Kleinsten, im Geringsten irgendwo zuvor gesehen zu haben. Denn Fernsehen gab es zu jener Zeit zwar schon, nur für uns Kinder halt noch nicht, da wir noch kein TV schauen durften. Soweit ich mich hier erinnern kann, habe ich meinen Teddybären täglich als Trainingspartner genutzt und mit allen nur erdenklichen Faustkampftechniken, die mir so eingefallen sind, bearbeitet.

Leider hatte all dieses Üben später keinerlei Wirkung auf dem Schulhof, denn ich konnte mich einfach nicht erfolgreich behaupten oder verteidigen. Nicht im Geringsten, wie ich immer wieder feststellen musste, denn ich konnte einfach noch nicht zurückschlagen. Ich konnte mich nicht zur Wehr setzen. Ich war irgendwie ziemlich gehemmt, einfach nicht brutal genug veranlagt. Ich war in jenen Tagen und Jahren wirklich zutiefst erschüttert und verstand überhaupt nicht, warum dies alles geschah, was überhaupt vor sich ging und wieso ich immer wieder, nach meinem damaligen Verständnis, grundlos verprügelt wurde.

In jenen frühen Jahren wusste ich auch noch nicht, dass ich aufgrund meiner Ängste und Aggressionen Resonanz hatte, eine vielleicht schon einsetzende Rück- und Wechselwirkung karmischer Verwicklungen mit meinen Mitmenschen aus vergangenen Inkarnationen. Ich kannte natürlich noch nicht die Gesetzmäßigkeiten von Anziehung, der Gleichart, wie im Volksmund wohlbekannt unter „Gleich und Gleich gesellt sich gern“, muss sich sozusagen treffen, sich über den Weg laufen, sich begegnen. Und das ist wirklich so, es gibt keine Zufälle, das kann ich euch hier schon gleich einmal vorwegsagen oder schreiben. Genauere Erklärungen für all diese Begebenheiten und vieles mehr fand ich natürlich erst in späteren Jahren ganz genau heraus, in Büchern, in Seminaren, in und Schulungen und durch das Leben selbst, das ja eigentlich immer zu einem spricht, wenn man zuhört.

Da spricht oder schreibt man ja vom Klang des Herzens, der inneren Stimme, den Meistern des Lebens, den Rückerinnerungen, den Déjà-vu-Erfahrungen, also von diesen Visionen und Träumen und vielem mehr. Und dies ist wahrlich alles echt, ohne Zweifel. Auseinandersetzungen hatte ich zuerst einmal wie so jeder kleine Junge mit den Eltern, den Großeltern, den Geschwistern, den Nachbarn und deren Kindern im Kindergarten, den wir, aus den schon erwähnten Gründen, allerdings nicht sehr lange besuchten. Aber dann ging es bereits auch schon richtig los, mit den älteren Mitschülern dieser Grundschule, die ich in diesem kleinen beschaulichen Luftkurort besuchte, in dem wir wohnten und insbesondere im Schulhof, auf dem Nachhauseweg oder dann an Nachmittagen und Abenden auf den Plätzen, wo man sich dann üblicherweise traf. Auf Bolzplätzen, Spielplätzen und in einem sehr nahegelegenen Freibad, keine fünfhundert Meter entfernt. Mit Auseinandersetzungen, ausschließlich, im Nachhinein betrachtet, immer mit älteren Jugendlichen, denen nichts Besseres einfiel, als uns jüngeren immer mal wieder Schwierigkeiten zu bereiten. Interessant im Nachhinein aber ist für mich, dass ich im Laufe des Älterwerdens feststellte, dass ich immer mehr dünne Holzkisten und kleine Bretter, die mit Stroh gefüllt eigentlich dazu da waren, den Hühnern als Eierlegeplätze zu dienen, aus der Wut heraus mit den Händen versuchte, durchzuschlagen. Ich schlug und trat auf viele Dinge in jenen Tagen und Jahren ein, um wohl so den Druck der Frustration im Inneren meiner gekränkten Seele oder vielleicht auch aus dem verletzten Ego herauszulassen. Angst vor irgendeiner Rauferei hatte ich nie, soweit ich mich erinnern kann. Ich registrierte diese einfach nur, hakte sie ab, als etwas Dazugehörendes und das Leben ging weiter. Wie gesagt, bis zu meinem zehnten Lebensjahr hielt sich dies auch alles noch irgendwie in Grenzen. Bis auf ein Messer, das dann mal selbstverschuldet aus lauter Übermut im Angeben und Herumfuchteln vor einem Nachbarjungen fünf Zentimeter tief in meinem Oberschenkel landete und die Wunde dann im Krankenhaus genäht werden musste. Warum erzähle ich dies hier eigentlich so genau, könnte man mich fragen. Weil ich ein wenig die Vermutung habe, dass solche kleinen körperlichen Unfälle einen Zusammenhang mit meinem zornigen Verhalten der Natur gegenüber haben könnten.

Ich hatte in jenen Kindheitsjahren die sehr merkwürdige Verhaltensweise unter den Steinplatten vor dem Haus immer mal wieder nachzuschauen, ob sich dort Ameisennester mit ihren Eiern befanden und wenn ja, habe ich diese regelmäßig mit einem kleinen Gummihammer platt gemacht. Ich schreibe dies hier, damit ihr euren Kindern erzählt: „Tut dies nicht, fügt in keinem Fall, irgendeinem kleinen oder größeren Insekt oder gar Tieren ein Leid zu.“ Dies alles hat im Sinne der kosmischen Gesetzmäßigkeit von „Ursache und Wirkung, Wechselwirkung“ rückwirkend Einfluss auf uns. Es gibt keine Zufälle, auch nicht in solchen Interaktionen, die unentdeckt waren. Alles kommt immer auf einen selbst, den Täter, den Verursacher zurück. Und der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt: jeder Gedanke, jedes Wort, jede Tat kommt auf einen selbst zurück. Dies musste ich schmerzlich lernen, auch schon in jungen Jahren. Also wundert euch nicht und klärt eure Kinder auf. Ich habe damals die Warnungen meiner Oma nicht so ernst genommen.

Und es kam noch schlimmer und dramatischer auf mich zurück. Aber irgendwie vergisst man und man hat auch viel Spaß und Freude mit dem Spielen, Bauen von kleinen Holzhütten und Baumhäusern im Wald, dem Graben von Baumwurzelhöhlen, dem Anzünden trockener Wiesen und damit, fast einen Waldbrand zu riskieren.

Verbotenerweise erkundete ich auch oft eine riesige Höhle, die wohl mal ein Unterschlupf vergangener Kriegsjahre gewesen war. In einem Moorgebiet haben wir Schlangen und Eidechsen gefangen und wieder freigelassen und Erfahrungen im unfreiwilligen Einsinken im Moor gesammelt oder mal im Abrutschen einer abschüssigen Uferböschung mit anschließendem Bad in einem kleinen Fluss, ohne dabei gleich zu ertrinken. Dass das Ertrinken bei solchen Ausflügen in die Natur nicht gleich passierte, war der Mutter zu verdanken, die dafür gesorgt hatte, dass wir Kinder frühzeitig das Schwimmen im nahe gelegenen Freibad lernten, mit allen möglichen Schwimmabzeichen an der Badehose angenäht und belegt.

Wir spielten mit Füchsen, Mäusen, Vögeln, Katzen und Hamstern und bekamen die Tiere des Waldes hautnah zu sehen und zu spüren und in den nahen Naturparkanlagen wurden uns die größeren Tiere gezeigt. Viele Spaziergänge in den Wäldern waren fast täglich an der Tagesordnung der Oma, die auch diese Bewegung liebte und das Sammeln der Esskastanien im Herbst in den nahen Wäldern ganz besonders. Außerdem gab es hier hoch über dem Kurort eine berühmte Burg, die wir auch sehr gern besuchten, weil man dort sehr schön herumklettern konnte. Auch wurde schon mal ein kleinerer Bach umgeleitet, ein paar kleinere Überschwemmungen in der Gartenanlage erlebt und schon mal ein kleiner Brand gelegt, der zum Glück gleich wieder gelöscht wurde.

Eigentlich wurde nichts ausgelassen, was so eine Kindheit in einer normalen friedlichen ländlichen Gegend an Erlebnissen so zu bieten hatte, bis eben zum zehnten Lebensjahr. Dann bekam ich nämlich meine ersten Fahrstunden in einem älteren VW Käfer, was wirklich ein großes Highlight in meiner Kindheit war. Ein Freund meiner Mutter, der ab und an im Lande war und der sehr viel Auslandserfahrungen hatte, da er im Straßenbau in verschiedenen Ländern als Ingenieur tätig war, war der unbedingten Meinung und Auffassung, dass ein Junge mit zehn durchaus schon ein Auto fahren sollte. In Afrika fahren Kinder in diesem Alter schon einen Jeep. Also gesagt, getan und so gab es in den Ferien im Ausland Fahrstunden – im Wald, auf ruhigen Landstraßen und auf größeren Parkplätzen.

Auch das Klettern durch das offene Fenster aus dem fahrenden Auto hinauf auf den Dachgepäckträger und wieder zurück, gehörte zu den kleinen Stuntübungen in jenen Tagen dazu. Dieser Mann war ein ausgezeichneter Lehrer in diesen sehr praktischen Dingen. Nur meine Mutter konnte sich wohl nicht so recht in allen Belangen der Kindererziehung mit diesem Mann einigen und so kam er als Ersatzvater nicht in die nähere Auswahl. Der erste große Umzug und damit der zweite Abschnitt in meinem, unserem Leben stand bevor.

KAPITEL 2

DIE JUGEND

Berufsbedingt wechselte also meine Mutter Anfang der 70er Jahre von diesem kleinen Kurort, in dem wir wohnten, in eine mittelgroße Kleinstadt mit etwa fünfzigtausend Einwohnern. Superklasse, kann man hier nun sagen, das war aus verschiedenen Gründen längst schon überfällig und dies begrüßten wir alle sehr – der kleine, jüngere Bruder, die Mutter und ich selbst. Doch wie pflegt man im Volksmund so schön zu sagen? „Man kann auch vom Regen in das Unwetter geraten.“ Und dieses ließ dann auch nicht sehr lange auf sich warten! Der erste neue Schultag war das, was man eine mittlere Katastrophe nennen würde und hier liegen die vielen bereits schon verfilmten amerikanischen Highschool Actionfilme nahe an der Realität. Das Schuljahr hatte bereits begonnen und es war ungefähr einen Monat darüber, vom neuen Schuljahresbeginn gesehen. Dies bedeutete, dass ich in eine Klasse kam, die fünfte Hauptschulklasse, in der die Sitzordnung bereits feststand und sich alle schon gefunden hatten, die glaubten nebeneinander sitzen zu müssen. Auch diese gewisse Rangordnung, die da bestand, wer hat hier das Sagen und wer ist hier der Stärkste, war schon klar für alle, nur eben für mich als Neuer noch nicht.

Ich wurde an diesem ersten Schultag, wie es so üblich ist, allein in das Klassenzimmer geschoben, während meine Mutter eine Unterhaltung mit dem Lehrer draußen vor der Tür führte. Meine Augen wanderten von einem Schüler zum anderen, in dem Maße wie sie auch mich musterten. Dann kamen die üblichen Gesten und Sprüche von diesen lieben Mitschülern, gleich am ersten Tag. „Wenn wir später rauskommen, bekommst du gleich mal ein paar aufs Maul, damit du weißt, wie es hier so läuft“. Na, super, ich dachte es mir gleich und wusste, das geht hier schief, ich muss hier raus, das ist nicht die richtige Klasse und in keinem Fall die richtige Schule für mich. Es gab da, so viel ich mich erinnere, die Option, auf die Realschule zu gehen, aber irgendwie haben wir den Termin versäumt und meine Mutter hatte dementsprechend auch noch einen Brief vom Rektor der Schule bekommen. Tja, Ursache und Wirkung kann ich da nur sagen und irgendwie gibt es dann doch wohl keine Zufälle.

Es war die richtige Schule, die richtige Klasse, oh ja und wie sie es war! Trainingsplatz, Kampfschule und Lebensschule pur. Das volle Paket mit allen Extras und Überraschungen. Ein ehemaliger Panzerkommandeur des Zweiten Weltkriegs wurde im Krieg zwar verwundet, hatte aber als Klassenlehrer in allen Fächern eine Handschrift, die mehrmals in der Woche bei vielen im Gesicht landete – mit gepflegten Lederhandschuhen, versteht sich natürlich von selbst. Und das ist hier nicht ironisch gemeint. In jenen Jahren war es keine unübliche Erziehungsmaßnahme, erlaubt und sogar, gewollt, gewünscht von manchen Eltern, die mit ihren Söhnen nicht so gut klarkamen. Dann hatten wir einen militärischen Turnunterricht, der sich fast ausschließlich auf Rennen und ähnliche Übungen beschränkte und leider nur wenige Ballspiele und Geräteturnen erlaubte, da der Lehrer aufgrund seiner Kriegsverletzung dies alles nicht so vormachen konnte. Erst nach einem großen Umzug der ganzen Schule in ein neues modernes Schulzentrum, kamen dann auch andere Lehrer für bestimmte Fächer, wie Sport, zum Einsatz.

Hier wählte ich dann Geräteturnen als Wahlfach und dies täglich zwei bis vier Stunden am Nachmittag. Dennoch, war unser Lehrer, ein Lehrer der alten klassischen Schule, der in den ersten Jahren fast alle Fächer selbst unterrichtete und sogar den Religionsunterricht selbst hielt. Man muss unbedingt im Nachhinein sagen, dass dieser Lehrer der allerbeste war, den man sich wünschen konnte, denn er verstand es, alle Schüler, ausnahmslos gut auf das Leben selbst vorzubereiten, nie einen seiner Schüler im Stich zu lassen und der mich sogar in späteren Jahren noch an meiner beruflichen Ausbildungsstätte besuchte, um zu sehen, ob hier alles in Ordnung war. Einen großen Respekt und Dank für diesen Mann, der immer das Rechte für die Schüler tat. Ich hatte ihn fünf Schuljahre durchgehend bis zu meinem Hauptschulabschluss.