Geschichten aus dem Wolkennest - Schou Bi - E-Book

Geschichten aus dem Wolkennest E-Book

Schou Bi

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Beschreibung

Spätsommer, verregneter Sonntagnachmittag, ein junges Paar in seiner Wohnung: Die beiden jungen Leute nehmen zum Zeitvertreib den I-Ging Kommentar eines längst verstorbenen daoistischen Meisters zur Hand, um das ´Orakelwerk´ versuchsweise mal nach Ideen und Einfällen für eventuelle Geschichten zu ´befragen´. Lange müssen sie auf Auskunft nicht warten und werden fortan auch sehr reich beschenkt daraus. Mal phantasievoll, mal prosaisch, aber nie langweilig. Von Menschen, Märchen, Hexagrammen

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Coverbild, ganzseitig

Vorbemerkungen:

Ob es etwas in der Art der hier vorliegenden Veröffentlichung schon einmal irgendwo gab oder gibt, das ist uns, also der ’Edition Idismana’, bisher leider völlig unbekannt.

Wenn überhaupt, dann wohl am wahrscheinlichsten in China – wir wissen es jedoch ganz einfach nicht. (Auch der Autor lebt in Deutschland und man weiß ja: China ist bekanntlich nicht gerade klein und hat insbesondere auch kulturell eine lange, reiche und wechselvolle Geschichte!)

Es handelt sich also bei dem vorliegenden Text, kurzgesagt, um so etwas wie ein ’Geschichten-I-Ging’; Geschichten, welche sich an den I-Ging Kommentaren des daoistischen Meisters, Gelehrten und Autors Liu I-ming (um 1737 – mind.1826) aus dem Jahre 1796 orientieren. (»The Taoist I Ching«, Hrsg.: Thomas Cleary, Boston MA 1986; deutsch: »Das Tao des I Ging«, Bern, München, Wien 1989)

Zweifellos stellt sich ein solches Unterfangen als eine gewisse Herausforderung dar und der inhaltliche Anspruch daran kann sicherlich auch sehr variabel betrachtet, beziehungsweise eingeschätzt werden. Wir hoffen jedoch mit all unseren Bemühungen darauf, dass wir mit unserer Veröffentlichung dem Werk und dem Wirken des daoistischen Meisters Liu I-ming zumindest nicht abträglich sein werden.

Literarisch, …? – Die Edition Idismana kann und will derzeit nichts anderes sein und darstellen als eine Geschichten-Edition.

Wir wagen es dennoch; …!

Und hier nun noch einige kurze Erläuterungen zum Text:

Wie bereits angedeutet: Es handelt sich um Geschichten, inspiriert vom I-Ging und in verschiedener Weise daran angelehnt: Teils erfunden, teils der Historie entnommen und eingebettet in eine Rahmenerzählung um ein junges Paar (der Rahmen ist dabei teilweise noch leicht provisorisch gehalten).

Die Methoden und Prozesse der daoistischen inneren Alchemie - hierbei ausgehend von den I Ging-Kommentaren Liu I-ming’s - welche in den erzählten Geschichten behandelt, erwähnt oder angedeutet werden (vorwiegend in II), können dort natürlich nur in stark gedrängter und verdichteter, zuweilen auch metaphorischer Weise dargestellt und geschildert werden.

Der Autor hat sich, nach eigenen Angaben, über einen recht langen Zeitraum hinweg - mal mehr, mal weniger intensiv - mit dieser komplexen Thematik auseinandergesetzt, welche bekanntlich in Theorie und Praxis ein überaus weites Feld umfasst (z.B. auch Praktiken des Qi Gong, Tai Chi usw., usf.).

Vor nicht allzulanger Zeit hatte er dann aber die Idee zu einem solchen Geschichten-I-Ging und man wird ihm dabei zumindest nicht in Abrede stellen können, dass man wohl kaum eine reichhaltigere, offenere und variantenreichere Anregungsquelle für Erzähl- und Geschichtenideen wird finden können als das I-Ging, das Buch der Wandlungen!

Allerdings: »Seine paar angelesenen Weisheiten in die Welt zu blasen, ohne dabei wenigstens ein Quentchen Humor mitzubringen? – Wer möchte das schon!«, das war die leicht nachvollziehbare Haltung des Autors zum Thema Veröffentlichungen.

»Aber, nun ja?!«, so fand er schlussendlich, als er die entstandenen Skizzen dann mehrfach überdacht und überarbeitet hatte: »Aus diesen Sachen könnte man vielleicht doch etwas machen!«, und so begann er auch gleich damit, seine I-Ging-Geschichten, die wir uns nun zu Gemüte führen dürfen, ganz ernsthaft auszuarbeiten.

Hinsichtlich des Humors, vom Autor ja bereits in’s Spiel gebracht, ist zumindest nicht zu befürchten - so meinen jedenfalls wir - dass beim Lesen etwa größere Langeweile aufkommen könnte.

Zum Autor: Schou Bi ist ein Geschichtenerzähler, über welchen vermutlich auch im deutschsprachigen Raum nicht allzu viel bekannt sein dürfte.

Der Autor betont zudem, dass seine hier zum Daoismus und zur daoistischen inneren Alchemie geäußerten Meinungen und Betrachtungen auf den Erfahrungen und Einsichten aus seiner eigenen Lern- und Übungspraxis auf diesem Gebiet beruhen und er damit keineswegs einen Anspruch auf absolute Geltung, völliges Verständnis oder komplette Richtigkeit erheben möchte.

Es geht ihm, im erweiterten Sinne, vielmehr darum, mit seinen Geschichten unterhaltsame Anregungen zur Auseinandersetzung mit dieser Thematik anzubieten. Oder aber, falls ein solches Interesse gar nicht bestehen sollte, mit diesen eben einfach nur zu unterhalten.

Dies gilt, im übertragenen Sinne, natürlich ebenso für alle anderen hier von seinen literarischen Figuren geäußerten Meinungen und Ansichten zu zahlreichen und verschiedenartigsten Themen.

Franz Perrschau hat das Ganze dann - nach eigener Auskunft mit allergrößtem Vergnügen - in Zusammenarbeit und vollem Einvernehmen mit dem Autor für das hiesige Lesepublikum auf deutsche und mitteleuropäische Verhältnisse (und in seine eigene Geschichten-’Welt’) übertragen.

Viel Spaß beim Lesen wünschen nun die Autoren und der Herausgeber!

Folgende Titel wurden seit 2022 in der Edition Idismana bei epubli Berlin bereits als ebook veröffentlicht:

-Franz Perrschau: „Sommer mit Flamingos“, Liebe, Urlaub, Frankreich und vieles andere Meer!

-Franz Perrschau: „Die geheimnisvolle Mondfee“, Sieben kleine Geschichten, von Märchen bis Science Fiction, vorgestellt in einer (teilweise provisorischen) Rahmenerzählung.

-Franz Perrschau: „Der wundersame Kunstkatalog“, Kunst, Geschichte und sechzehn kleine Geschichten dazu in einem ungewöhnlichen Rahmen. Teil I

-Franz Perrschau: „Neuigkeiten aus der guten alten Zeit!“, ein kleiner Sylvesterspaß für Jung und Alt nach Münchhausenart.

-Franz Perrschau: „Keep Marblesuave!“, Zehn kleine Episoden und Abenteuer aus dem Leben des Lord Marblesuave und seines Butlers James. Teil I

-Franz Perrschau (Texte)/ Ludwig Gsanghofer (Melodien): „Keiner macht´s für niemand!“, Teil I, Dreizehn volkstümliche Schlagertitel zum Mitschmunzeln.

-Franz Perrschau (Texte)/ Ludwig Gsanghofer (Mel.): „Keiner macht´s für niemand!“, Teil II

-Franz Perrschau: „Die Abenteuer eines Geisterfahrrads“, Geschichten, Fantasy, Esoterik. (Diese Veröffentlichung enthält als Leseprobe die ersten von jeweils drei Teilen der beiden Erzählungen „Der wundersame Vorhang“ sowie „Die Abenteuer eines Geisterfahrrads“. Übrigens keinerlei Horror dabei.)

-Wilhelm Jakob Grimmig: „Die sieben Sinnlosigkeiten“, Geschichten vom Schwach-, Wahn-, Blöd-, Stumpf-, Starr-, Irr- und Unsinn. Leseprobe (zwei Kurzgeschichten);

[Grimmig hat sich - übrigens ohne jeden Grimm - letzthin dazu entschlossen, sein vormaliges Pseudonym ’Ernst Aberwitz’ in Zukunft abzulegen.; d. Hrsg.]

PS: Die Autoren und der Herausgeber bitten freundlich um Verständnis dafür, dass sie ganz einfach viel zu beschäftigt sind, um etwaige Leserpost beantworten zu können. Vielen Dank.

Ebenso wird ausdrücklich auch dafür um Verständnis geworben, dass es ganz einfach schon aus Zeitgründen nicht gelingen kann, all das, was die Autoren und der Herausgeber der ’Edition Idismana’ als e-book veröffentlichen, in irgendeine, ihnen eventuell mögliche, sprachliche und formale Bestform zu bringen.

’Edition Idismana’ versteht sich im Augenblick ganz einfach als eine Geschichten-Edition für lustvolles Lesen mit inhaltlichem Anspruch! Vielen Dank!

Autoren und Herausgeber

Edition Idismana : Geschichten und mehr; … !

(Herausgeber: Frank Schober)

Impressum

Texte: © Januar 2025 by Frank Schober (Herausgeber)

Cover: © Januar 2025 by Frank Schober (Herausgeber)

Bild Idismana: © November 2024 by Frank Schober (Herausgeber)

Lektorat: Frank Schober (Herausgeber)

Schwedenstraße 10

98617 Meiningen

E-Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Schou Bi

Geschichten aus dem Wolkennest

Teil 1: Von Menschen, Märchen, Hexagrammen

I : Schön ist die Welt; aber nicht nur! (Erster bis Siebter Sonntag)

II : Das Märchen von Prinzessin Odilia (1-10), (Achter Sonntag)

Inhaltsverzeichnis:

Erster Sonntag: Das Nähren durch das Kleine

Zweiter Sonntag: Das Nähren duch das Kleine

Dritter Sonntag: Die Dunkelheit

Vierter Sonntag: Die Mehrung

Fünfter Sonntag: Das Übermaß des Großen

Sechster Sonntag: Die Stille

Siebter Sonntag: Die Stockung

Achter Sonntag: Der Streit (1)

Der Verfall (2)

Der Rückzug (3)

Das Entkommen aus den Abgründen (4)

Die Gleichheit mit den Menschen (5)

Die Disziplin (6)

Das Reisen (7)

Der Brunnen (8)

Das Überwachen (9)

Die innere Wahrheit (10)

Erster Sonntag: Das Nähren durch das Kleine

Es war Sonntagnachmittag und draußen herrschte Sauwetter. Einfach nur richtiges riesiges fettes Sauwetter und seit Stunden schon schüttete und prasselte es hinunter auf alles wie aus Gießkannen und Brauseköpfen. Hinauszufahren in die Umgebung der Stadt, um sich die Zeit noch etwas an der frischen Luft und im Grünen vertreiben zu können, daran war im Moment wohl ganz einfach nicht zu denken.

Es sah auch unzweifelhaft nach Sauwetter im Umkreis von hundert Kilometern aus und so wollte eben auch keine richtige Laune für eine möglicherweise etwas weitläufigere Ausflugstour aufkommen. Wirklich nichts zu machen heute, wie es schien. Also war notgedrungen eben einfach mal drinbleiben angesagt, bis auf Weiteres jedenfalls.

Ohne dass sich bisher auch nur die Spur eines Einfalls oder einer kleinen Eingebung bei ihr bemerkbar gemacht hätten, überlegte Lena die ganze Zeit schon hin und her, was sie denn bloß noch anstellen konnten mit diesem angebrochenen Sonntagnachmittag im langsam zur Neige gehenden August.

Sie war jedenfalls, trotz Sauwetter, felsenfest dazu entschlossen, heute noch irgendwas Schönes zu unternehmen und zu erleben; außer dämlichem Fernsehen allerdings und auch auf irgendwelche öden Spiele hatte sie keinerlei Bock.

Sich zu Henning auf die Couch zu begeben, das wollte sie vorläufig aber auch lieber erst mal vermeiden, denn, dann würde heute wahrscheinlich sowieso nichts weiter mehr passieren.

Etwas ratlos blickte sie nun also im Wohnzimmer umher und Henning, auf der anderen Seite des Tischs, las in einem Buch und stützte sich von Zeit zu Zeit mal vom Sofa auf, um ein wenig an seinem frisch gebrühten Kaffee zu nippen. An Lena’s Platz stand ebenfalls eine Tasse Kaffee, aber sie hatte diese bisher noch nicht angerührt.

Aus purer Langeweile drehte sie nun in ihrem Drehsessel noch einige langsame Runden um sich selbst. Henning schüttelte schon ab und zu den Kopf über sie, denn sie war auch schon recht ausgiebig Karussell darin gefahren. Mal in die eine Richtung, mal in die andere und nun gab sie noch einmal richtig Schwung, um die ihr mittlerweile selbst schon reichlich albern erscheinende Dreherei dann wirklich seinzulassen.

Als ihr Sesselkarussell nun gänzlich ausgelaufen war, jetzt völlig stillstand und sie nach ihrem Drehwurm auch wieder einigermaßen geradeaus kucken konnte, war ihr Blick dann wie von selbst auf ein ganz bestimmtes Buch im Wandregal gefallen. Sie hatte schon eine ganze Weile nicht mehr hineingeschaut in dieses, aber jetzt war sie plötzlich doch noch auf eine Idee für den heutigen Nachmittag gekommen.

Denn es war das Buch der Wandlungen, das I-Ging, auf das der Zufall ihre Aufmerksamkeit gelenkt hatte. Nachdem es vor einiger Zeit irgendwie und irgendwoher mal wieder aufgetaucht war, hatte Lena es zurück an seinen alten Platz im Bücherregal gestellt.

Das Buch war eine antiquarische Erwerbung und es handelte sich auch nicht um die allgemein bekannte, weit verbreitete und gebräuchliche deutsche Ausgabe dieses Titels - von vor circa einhundert Jahren und aus konfuzianischer Traditon.

Es war nämlich ein Werk, das von einem älteren daoistischen Meister stammte, welcher die Sprüche und Urteile des I-Ging eben aus Sicht der daoistischen inneren Alchemie deutete.

Allerdings kamen ihr manche Stellen darin auch reichlich unverständlich bis seltsam vor, jedenfalls keineswgs zeitgemäß. Einiges erschien ihr in manchen Fällen sogar etwas befremdlich bis abschreckend.

Doch der Autor hatte es ja auch nicht für eine junge mitteleuropäische Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts verfasst, sondern für seine eigenen Zeitgenossen und die Weltgegend, in welcher diese damals, unter den dort gerade herrschenden Verhältnissen, lebten.

Doch war, abgesehen davon, das Buch für Lena zu einer echten Quelle der Kraft geworden. Jedenfalls seitdem sie, mit Hilfe eines Verwandten, einen wirklich brauchbaren Zugang zum Verständnis der Ziele und Methoden dieser alten daoistischen Auslegungen hatte finden können.

Allerdings schien ihr das Werk doch auch recht seltsame Eigenheiten zu haben, jedenfalls für ein Buch. Manchmal verschwand es für längere Zeit und man vergaß wirklich für eine Weile, wo man es hingestellt, hingeräumt oder wem man es ausgeliehen hatte. Zuweilen erweckte es aber auch den Eindruck, dass es sich irgendwie mal verstecken wollte, um einfach mal seine Ruhe zu haben und manchmal verkleidete es sich auch, zum Beispiel mit anderen Buchumschlägen.

Aber es war doch bisher immer wieder zu ihr zurückgekommen und hatte auch immer wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

So ging sie nun also mit ihrer vagen Idee aus dem Zimmer und machte sich daran, ihre Geldbörse nach kleinen Münzen zu durchsuchen. Sie nahm die beiden Zweicentmünzen heraus, die sie darin fand, und rief dann ins Wohnzimmer: »Du, Henning?! Hast du mal’n Zweicentstück?!«

»Dein Kaffee wird kalt!«, bekam sie zur Antwort, »Den hab ich dir doch wieder mal voll umsonst gekocht! Willst du mir jetzt etwa auch noch ein Stück Würfelzucker abkaufen, oder was hast du vor? Mit meinem eigenen Geld außerdem noch, du gewiefte Gaunerin! Geldbeutel is’ im Rucksack!«

Typische Henning-Blödelei wiedermal, dachte sich Lena kopfschüttelnd, wobei aber auch ein leichtes Lächeln ihren Mund umspielte, und nahm eine Zweicentmünze aus dessen Portmonet. »Hab’ keinen Bock auf Kaffee!«, rief sie ihm dann noch ins Wohnzimmer zu, »Ich mach’ mir grünen Teehe!«

»Mir bitte aahuuch!«, schallte es ihr daraufhin aus diesem entgegen.

Aber zuerst nahm sie nun ein kleines Schälchen aus dem Geschirrschrank in der Küche, in die sie inzwischen gegangen war. Dann legte sie ein Schutzsieb in den Ausguss und reinigte die drei Münzen einmal richtig durch beim Händewaschen. Als das geschehen war, wanderten die Geldstücke in das Schälchen, um sie so, bei schwach geöffnetem Hahn, noch ein wenig mit kaltem Wasser zu umspülen.

Anschließend setzte sie frisches Wasser auf und machte sich an die Zubereitung des grünen Tees, wozu sie ein zweiteiliges, einfach aber klassisch schön geformtes, dunkel-erdfarbenes, original-chinesisches Teeservice aus dem Schrank nahm und alles auf ein Tablett stellte. Außerdem noch eine kleine Vase mit Blumen. Eine Schale mit einigen Plätzchen darin stand bereits auf dem Wohnzimmertisch.

Als das alles dann erledigt war, trocknete sie die gereinigten Zweicentmünzen und legte sie ebenfalls auf das Tablett, das sie dann ins Wohnzimmer brachte. Henning hatte sein Buch inzwischen zur Seite gelegt und sich aufgesetzt.

»Hab’ deinen Kaffee gleich mitgetrunken.«, teilte er ihr mit, als sie sich zu ihm an den Tisch setzte.

»Los komm!«, sagte sie, Henning jetzt angeregt über ihr Vorhaben aufklärend, »Lass uns doch mal I-Ging werfen! Hab’ ich schon ’ne Weile nicht mehr gemacht!«

»Wonach willst du denn fragen? Etwa, wann das Wetter vielleicht mal wieder etwas besser werden könnte?«, meinte Henning einigermaßen skeptisch, da ihm zunächst nichts weiter zu Lenas Vorschlag einfiel.

»Weiß’ nich’.«, war ihre Antwort, »Nur so eben, weil ich gerade Lust hab’ oder mir langweilig ist. Vielleicht kann man aber auch einfach nur mal nach einer schönen Geschichte fragen, hab’ ich mir jedenfalls vorhin gerade gedacht! Wer weiß? Hat vielleicht bloß noch keiner ausprobiert!«, meinte sie, ihn dabei unternehmungslustig anlächelnd.

»Was du immer für Ideen hast?!«, schüttelte Henning den Kopf und fügte, möglicherweise schon ein wenig angesteckt von ihrem Einfall, noch hinzu: »Na dann los, her mit der Geschichte! Vielleicht geht ja auch Geschichte aus der Geschichte!«, er hatte nämlich gerade in einem älteren Buch etwas über die Zeit vor der Entstehung des deutschen Staates gelesen.

»Oder auch ein Märchen!«, antwortete ihm Lena, die Tee eingegossen hatte und nun die Münzen zur Hand nahm.

Henning hatte unterdessen, während Lena schon die Münzen in ihre hohlen zusammengelegten Hände nahm und zu schütteln begann, einen Zettel und einen Bleistift von einem kleinen Beistellregal genommen um die einzelnen Würfe zu notieren und dabei auch gleich das I-Ging Buch aus dem Bücherregal genommen.

Lena ließ nun, nachdem sie einigermaßen ausgiebig geschüttelt hatte, ihren ersten Wurf auf die Tischplatte fallen. »Sieben!«, sagte sie, als sie das Ergebnis abgelesen hatte und Henning notierte die Zahl. Dann nahm er eine der Münzen zur Hand, betrachtete diese und sagte: »Schau doch mal, das sieht doch irgendwie unwuchtig aus. Ich glaub’, ich hab’ noch ein paar alte Ein- oder Zweipfennigmünzen, mal ausprobiern was besser geht davon.«

»Unwuchtig?«, fragte Lena dann, mit leicht ironischer Geste seine Aussage erstaunt wiederholend.

»Etwas exzentrisch geprägt eben.«, erwiderte Henning.

»Unwuchtig, exzentrisch geprägt! Was nich’ noch!? Hoffentlich nich’ auch noch überkandidelt und eingebildet!«, meinte sie dann lachend und tat etwas entgeistert dabei.