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Geschichten zum Nachdenken – Poetische Phantasien enthüllen die großen und kleinen Wahrheiten des Lebens Fühlen wir uns nicht auch manchmal wie eine der Figuren aus den wunderbaren Geschichten Jorge Bucays? Wir mühen und regen uns auf, tun alles, um im besten Licht zu erscheinen, und am Ende stolpern wir doch wieder über unsere eigenen Füße, scheitern an unseren Ängsten oder den simpelsten Denkfehlern. Nach dem großen Erfolg von Komm, ich erzähl dir eine Geschichte nimmt uns Jorge Bucay mit auf eine faszinierende Reise zu Menschen, die auf verblüffende Weise die Wahrheiten des Lebens erkennen. Vom Friedhof der Glücklichen über die Stadt der eitlen Brunnen bis hin zum Brief eines geständigen Mörders – Bucays poetische Phantasie kennt keine Grenzen. Er entdeckt Länder, so neu und unerhört wie unsere Träume, und doch so nah und vertraut wie die unzähligen Geschichten unseres eigenen Lebens. Geschichten zum Nachdenken ist eine Sammlung von Erzählungen und Kurzgeschichten, die auf einfühlsame Weise die Seele berühren und zum Heilen anregen. Bucays Worte spenden Trost in Zeiten der Traurigkeit und schenken Mut, unseren Ängsten zu begegnen. Wer Jorge Bucay liest, wird ein bisschen weiser und sieht sich selbst mit anderen Augen.
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Seitenzahl: 102
Veröffentlichungsjahr: 2011
Jorge Bucay
Fühlen wir uns nicht auch manchmal wie eine der Figuren aus den wunderbaren Geschichten Jorge Bucays? Wir mühen und regen uns, tun alles, um im besten Licht zu stehen, und am Schluss stolpern wir doch wieder über die eigenen Füße, scheitern an unserer Angst oder den simpelsten Denkfehlern.Nach dem großen Erfolg von ›Komm, ich erzähl dir eine Geschichte‹ nimmt uns Jorge Bucay mit auf eine Reise zu Menschen, die auf verblüffende Weise die großen und kleinen Wahrheiten des Lebens erblicken. Vom Friedhof der Glücklichen, durch die Stadt der eitlen Brunnen bis zum Brief eines geständigen Mörders. Jorge Bucays poetische Phantasie kennt keine Grenzen. Sie entdeckt Länder, so neu und unerhört wie unsere Träume, und doch so nah und vertraut wie die unzähligen Geschichten unseres Lebens. Wer Jorge Bucay liest, wird ein bisschen wissender und sieht sich selbst mit anderen Augen.
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Covergestaltung: bürosüd°, München
Illustration: Marcelino Truong
Die Originalausgabe erschien 1999
unter dem Titel ›Cuentos para pensar‹
bei Editorial del Nuevo Extremo, Buenos Aires
Der deutschen Übersetzung liegt die Ausgabe von RBA Libros, S.A.,
Barcelona 2002 zugrunde
© Jorge Bucay 1999
Deutsche Ausgabe:
© Ammann Verlag & Co., Zürich 2006
Alle Rechte:
S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
ISBN 978-3-10-401709-9
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Für meine Frau Perlain [...]
Die drei Wahrheiten
Der Suchende
Der gefürchtete Feind
Ohne wissen zu wollen
Hannes Beinlos oder Die Kunst des Ausgleichs nach unten
Sich klarwerden
Die Geschichte in der Geschichte
Habgier
Der Bär
Nur aus Liebe
Die Feier des Du
Hindernisse
Es war einmal …oder Vom schmalen Gratzwischen Märchen undWirklichkeit
Die Kinder waren allein
In Kürze
Die Stadt der Brunnen
Trinkerlogik
Geschichte ohne U
Epilog
Ich will
Kleine autobiographische Geschichte
Traurigkeit und Wut
Brief eines geständigen Mörders
Illusion
Der Krieger
Rebellion
Traumsaat
Todesanzeige für einen einzigartigen Mann
Ein Fleckchen im Wald
Für meine Frau Perlain Liebe und Dankbarkeit
Einleitung
Wir alle, die wir uns ein Leben lang mit der Suche nach der Wahrheit beschäftigen, haben uns auf unserem Weg immer wieder von Ideen verführen und verleiten lassen, die starken Einfluß auf unser Glaubens- und Wertesystem hatten.
Mit der Zeit haben wir so manche dieser Wahrheiten ad acta gelegt, weil sie unseren Hinterfragungen nicht haben standhalten können oder weil ihnen eine »neue Wahrheit«, mit der sie nicht vereinbar waren, den Platz streitig gemacht hat. Oder ganz einfach, weil diese Wahrheiten irgendwann für uns nicht mehr wahr waren.
Wie auch immer, diese Ideen, auf die wir uns eine Zeitlang gestützt haben, verloren irgendwann ihre Gültigkeit, und auf einmal drifteten wir ab. Wir hatten das Ruder noch immer in der Hand und waren im Vollbesitz unserer Möglichkeiten, aber nicht in der Lage, einen verläßlichen Kurs einzuschlagen.
Während ich dies schreibe, fällt mir Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry ein:
Auf seinen Reisen zu den kleinen Planeten seiner Galaxie traf er einen Geographen, der in einem großen Buch die Berge, Ströme und Sterne festhielt.
Der kleine Prinz wollte seine Blume registrieren lassen (die Blume, die er auf seinem Planeten zurückgelassen hatte), aber der Geograph sagte:
»Wir schreiben die Blumen nicht auf, weil Blumen vergänglich sind.«
Und der Geograph erklärte dem kleinen Prinzen, daß Vergänglichkeit bedeute, von baldigem Verschwinden bedroht zu sein.
Als der kleine Prinz dies hörte, wurde er sehr traurig. Denn er verstand, daß seine Rose vergänglich war …
Und jetzt frage ich mich: Gibt es eigentlich Wahrheiten, die so felsenfest und unumstößlich sind wie geographische Gegebenheiten? Oder ist die Wahrheit an sich vielleicht nur ein Konzept, das genauso vergänglich und zerbrechlich ist wie eine Blume? Und wenn man die Dinge dann einmal in einen größeren Zusammenhang stellt:
Sind nicht auch Berge, Flüsse und Sterne von einem baldigen Verschwinden bedroht?
Und wie verhält sich dieses »baldig« gegenüber »für immer«?
Sind aus diesem Blickwinkel betrachtet nicht auch die Gebirge vergänglich?
Hier und heute möchte ich über einige solcher Gedankengebirge, Gedankenflüsse, Gedankensterne schreiben, die mir auf meinem Weg begegnet sind.
Ein paar jener Wahrheiten, die für andere sicher umstritten sind, werden es möglicherweise auch irgendwann für mich werden. Aber zum jetzigen Zeitpunkt, so scheint mir, sind sie so sicher und verläßlich, wie sie nach gesundem Menschenverstand nur sein können.
1. Der erste dieser verläßlichen Gedanken ist eine der wesentlichen Grundlagen der Gestalttherapie und beruht auf der Feststellung, was ist, das ist.
(Ich schreibe dies und stelle mir die Enttäuschung meiner Leser vor: »Was ist, das ist …! Und das soll schon die ganze Wahrheit sein?«)
Das Konzept, das gleichermaßen bekannt wie unverstanden ist, enthält in meinen Augen drei bemerkenswerte Implikationen: Um zu wissen, daß »das was ist, ist«, muß man zunächst einmal akzeptiert haben, daß die Geschehnisse, die Dinge, die Situationen eben so sind, wie sie sind.
Die Wirklichkeit ist nicht so, wie ich sie gern hätte.
Sie ist nicht so, wie sie sein sollte.
Sie ist nicht so, wie man mir gesagt hat, daß sie sei.
Sie ist nicht so, wie sie einmal war.
Noch ist sie so, wie sie morgen sein wird.
Die Wirklichkeit um mich herum ist, wie sie ist.
Patienten und Schüler, die mich von diesem Gedanken sprechen hören, sehen darin gern einen Hang zur Resignation, eine flapsige Haltung, eine Gleichgültigkeit.
Man muß wohl immer wieder in Erinnerung rufen, daß Veränderung nur stattfinden kann, wenn wir uns der gegenwärtigen Situation bewußt sind. Wie können wir unseren Reiseweg nach New York bestimmen, wenn wir noch nicht einmal wissen, von welchem Punkt des Universums wir starten sollen?
Meinen Weg kann ich nur von dort aus beginnen, wo ich gerade bin, und das bedeutet, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind.
Die zweite Ableitung, die direkt an die erste anknüpft, ist der Gedanke, daß ich bin, wer ich bin.
Und noch einmal:
Ich bin nicht der, der ich sein möchte.
Noch der, der ich sein sollte.
Ich bin nicht der, den meine Mutter gern in mir sähe.
Und auch nicht der, der ich einmal war.
Ich bin der, der ich bin.
Bisweilen kommt es mir vor, als ob all unsere psychischen Absonderlichkeiten aus der Negation dieses Satzes stammten.
All unsere Neurosen beginnen, wenn wir versuchen, jemand zu sein, der wir nicht sind.
In Komm, ich erzähl dir eine Geschichte schrieb ich über die Selbstablehnung:
Alles begann an jenem grauen Tag,an dem du aufhörtest, stolz»Ich bin!«zu sagen.Und beschämt und ängstlichsenktest du den Kopfund ändertest deine Worte und dein Handelngemäß dem Gedanken:»Ich sollte sein.«
Und wenn es schon schwierig ist, zu akzeptieren, daß ich bin, wer ich bin, wieviel schwieriger mag es dann manchmal sein, die dritte Ableitung des Gedankens »Was ist, das ist!« anzunehmen:
Du bist, wer du bist.
Das heißt:
Du bist nicht der, den ich in dir suche
Du bist nicht der, der du einmal warst.
Du bist nicht so, wie es mir paßt.
Du bist nicht so, wie ich dich will.
Du bist, wie du bist.
Dies zu akzeptieren bedeutet, dich zu respektieren und nicht von dir zu verlangen, daß du dich änderst.
Vor kurzem habe ich begonnen, die wahre Liebe folgendermaßen zu definieren: als die uneigennützige Aufgabe, Raum zu schaffen, damit der andere sein kann, wer er ist.
Diese erste »Wahrheit« ist der Anfang und das Prinzip (sowohl im Sinn von Ursprung wie auch von Grundlage) jeder erwachsenen Beziehung.
Sie tritt ein, wenn ich dich akzeptiere, wie du bist, und spüre, daß auch du mich akzeptierst, wie ich bin.
2. Die zweite Wahrheit, die ich für unabdingbar halte, ist eine alte Sufiweisheit: Das Gute gibt es nicht umsonst.
Hieraus entstehen für mich mindestens zwei weitere Gedanken.
Der erste: Wenn ich etwas will, das mir guttut, muß ich wissen, daß ich dafür einen Preis zu zahlen habe. Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht immer um Geld, das wäre zu einfach. Dieser Preis mag manchmal hoch und manchmal sehr niedrig sein, aber geben wird es ihn immer. Denn das Gute gibt es nicht umsonst.
Der zweite Gedanke: Wenn ich merke, daß mir etwas von außen entgegengebracht wird, wenn mir Gutes widerfährt, wenn ich angenehme und wohltuende Dinge erlebe, dann ist es, weil ich sie mir verdient habe. Ich habe dafür bezahlt, ich habe sie verdient. (Um die Pessimisten wachzurütteln und den Profiteuren den Wind aus den Segeln zu nehmen, möchte ich klarstellen, daß man immer im voraus bezahlt: Das Gute, das mir widerfährt, ist bereits bezahlt. Und Ratenzahlung gibt es nicht!)
Manchmal werde ich gefragt:
Und wie sieht es mit dem Schlechten aus?
Kann es sein, daß es auch das Schlechte nicht umsonst gibt?
Wenn mir etwas Schlechtes widerfährt, dann etwa auch, weil ich dazu beigetragen habe? Weil ich es in irgendeiner Weise verdient habe?
Vielleicht ist dem so. Ich spreche hier jedoch von den für mich unumstößlichen, ausnahmslos gültigen und universellen Wahrheiten. Und für mich ist die Behauptung, daß ich alles verdiene, was mir widerfährt, inklusive dem Schlechten, nicht von solch unabdingbarer Gewißheit.
Ich kenne ein paar Menschen, denen schlimme und schmerzhafte Dinge widerfahren sind, ohne daß sie sie auch nur im geringsten verdient hätten!
Das Gute gibt es niemals umsonst – diese Wahrheit zu verinnerlichen bedeutet, ein für allemal die kindliche Vorstellung fahrenzulassen, daß mir jemand etwas geben müsse, nur weil ich es will. Daß mich das Leben mit dem ausstatten muß, was ich mir wünsche, nur weil ich es mir wünsche, einfach so, wie von Zauberhand.
3. Den dritten Gedanken, den ich für einen wichtigen Ausgangspunkt halte, könnte man folgendermaßen formulieren:
Es steht fest, daß man niemals all das tun kann, was man will, aber genauso steht fest, daß man niemals etwas zu tun braucht, das man nicht will.
Ich wiederhole es für mich selbst: Niemals etwas tun, was ich nicht will.
Diesen Gedanken fest zu verinnerlichen und in Übereinstimmung mit ihm zu leben ist nicht einfach. Und vor allem ist es nicht umsonst. (Zum Glück ist ja alles Gute nicht umsonst.)
Ich will sagen, daß mich als erwachsenen Menschen niemand dazu zwingen kann, etwas zu tun, was ich nicht tun möchte. Das Schlimmste, was mir dabei passieren kann, ist, daß ich mit dem Leben dafür bezahle. (Nicht, daß ich diesen Preis herunterspielen will, aber ich denke, es ist ein Unterschied, ob ich glaube, daß ich etwas nicht tun kann, oder weiß, daß es zu tun mich das Leben kosten könnte.)
