Gespenster-Krimi 128 - Logan Dee - E-Book

Gespenster-Krimi 128 E-Book

Logan Dee

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Beschreibung

Das malerische Wirtshaus am Rande des Teutoburger Waldes scheint der ideale Platz für Schriftsteller Wulf zu sein, um endlich seinen Roman zu vollenden. Doch als mysteriöse Gäste Einzug halten, verwandelt sich die Idylle in einen Albtraum. Etwas Dunkles lauert in den Schatten, und unheimliche Ereignisse erschüttern den kleinen Ort.
Wulf gerät unfreiwillig in den Strudel des Grauens und muss sich den finsteren Mächten stellen, die das Gasthaus bedrohen. Ein atemloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn während des Blutmonds geschehen grauenvolle Dinge ...


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Inhalt

Cover

Spelunke des Satans

Vorschau

Impressum

Spelunke des Satans

Von Logan Dee

Das malerische Wirtshaus am Rande des Teutoburger Waldes scheint der ideale Platz für Schriftsteller Wulf zu sein, um endlich seinen Roman zu vollenden. Doch als mysteriöse Gäste Einzug halten, verwandelt sich die Idylle in einen Albtraum. Etwas Dunkles lauert in den Schatten, und unheimliche Ereignisse erschüttern den kleinen Ort.

Wulf gerät unfreiwillig in den Strudel des Grauens und muss sich den finsteren Mächten stellen, die das Gasthaus bedrohen. Ein atemloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn während des Blutmonds geschehen grauenvolle Dinge ...

Was für ein wunderschönes Fleckchen Erde, dachte ich ergriffen, nachdem ich die kleine Anhöhe erklommen hatte und zum ersten Mal das Wirtshaus erblickte.

Es hätte, wäre es kleiner gewesen, ein Hexenhäuschen darstellen können. Weil es mit seinen zwei Stockwerken aber schon gewaltig war, stellte es eher ein Hexenhaus dar. Mit offenem Fachwerk und spitzen Giebeln. Und einem gewaltigen Schornstein, aus dem soeben – wie zur Begrüßung – schwarzer Rauch quoll.

Einen idyllischeren Ort zum Schreiben konnte ich mir gar nicht vorstellen. Außerdem hatte es auf der Website geheißen, dass hier absolute Ruhe und Erholung im Übernachtungspreis inbegriffen seien.

Ich hatte gleich für zwei Wochen gebucht, um endlich meinen neuesten Cosykrimi zu Ende zu bringen. Die Deadline war bereits so weit überschritten, dass sie nach Verwesung roch, und nicht nur meine Leser warteten darauf, wie es mit »Mrs. Gunn und Mr. Powder« denn nun weiterging. Vor allem mein Verleger machte ordentlich Druck und hatte letztens sogar damit gedroht, den nicht unbeträchtlichen Vorschuss zurückzuverlangen, wenn ich nicht endlich lieferte.

Ich erklomm die letzten Stufen und fand mich auf einer Terrasse wieder, die mit Tischen, Stühlen und hübschen grün-weiß gestreiften Sonnenschirmen bestückt war. Oh ja, hier würde ich nachmittags sitzen und schreiben! Sofern – wie jetzt – niemand sonst zugegen war. Beim Schreiben legte ich Wert auf absolute Ruhe.

Obwohl Mittag, war nicht ein anderer Gast zu sehen.

Ich packte meinen kleinen Koffer fester und ging auf das Portal zu. Kaum hatte ich die Schwelle überschritten, hörte ich die Stimmen.

Es klang nach einem Streit.

»Die Tür bleibt zu, basta!« Die knarzige Stimme hörte sich nach einer älteren, aber sehr resoluten Dame an.

»Das ist doch Humbug! Wir können es uns einfach nicht länger erlauben, Zimmer 13 auf Dauer nicht zu belegen!« Auch diese Stimme wirkte sehr energisch, gehörte aber offensichtlich einer sehr viel jüngeren Frau.

»Und ob wir das können!«

»Sechs Mal im Jahr ist die Bude hier mit Durchgeknallten voll: zur Walpurgisnacht, an Halloween und an den Sonnenwendtagen. Meistens bleiben die Gäste sogar mehrere Nächte! Und an den restlichen Tagen? Tote Hose! Höchstens mal ein paar Wanderer. Ich habe mal durchgerechnet, was wir mehr verdienen, wenn wir Zimmer 13 jedes Mal mitvermieten. Also ...«

»Schluss jetzt! In deiner schönen Kalkulation hast du nicht mit eingerechnet, was für Konsequenzen das hätte. Hast du völlig vergessen ...«

Leider sprach die alte Dame jetzt sehr leise, sodass ich, obwohl ich die Ohren spitzte, sie nicht mehr verstehen konnte.

»Ach, das ist doch nur an den anderen Tagen ab und zu der Fall! Irgendwann muss es doch mal gut sein damit und ...«

Die junge Frau stoppte mitten im Satz. »Hallo? Ist da jemand?« Das klang sehr misstrauisch.

Ich räusperte mich, trat vor und zeigte mich endlich. »Hier ist ja doch jemand«, sagte ich leichthin.

»Und wer sind Sie? Die Küche hat heute zu«, sagte die alte Dame verdrießlich.

Na, das war ja ein Empfang.

»Von Wulfkötter«, antwortete ich. »Wulf von Wulfkötter.«

So hieß ich wirklich. Meine Bücher schrieb ich allerdings unter dem verkäuflicheren Pseudonym Patricia Penthouse. Wahlweise auch unter Rosemarie Garden.

»Ach, Sie sind's, dieser Wolfköter.« Die alte Dame erhob sich aus ihrem Schaukelstuhl.

Sie hatte eine altmodische geblümte Kittelschürze an, wie sie vor Jahrzehnten meine Oma getragen hatte. Die Füße steckten in einfachen Holzlatschen. Die pechschwarz gefärbten Haare hatte sie hinten streng zusammengesteckt. Das Gesicht erinnerte mich an einen Raubvogel, und es war voller Runzeln und Falten. Wie alt mochte sie sein? Schon über hundert? Mindestens aber achtzig. Trotzdem bewegte sie sich noch überaus rüstig, fast schon geschmeidig.

Aus schwarzen Krähenaugen musterte sie mich misstrauisch. »Wollten Sie nicht erst morgen kommen?«

»Ich hatte doch eine E-Mail geschrieben und ...«

Die alte Dame machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, so was lesen wir hier nicht.«

»Aber ich.« Jetzt war auch die junge Frau von ihrem Stuhl aufgesprungen.

Sie bot schon einen weit erfreulicheren Anblick. Sie trug eine rot karierte Bluse und Jeans. Das rötlich braune, leicht gewellte Haar trug sie schulterlang. Die grünen Augen erinnerten mich an eine Katze. Ja, irgendwie wirkte sie katzenhaft auf mich. Aber auf eine positive Art. Es gibt Katzen, die möchte man augenblicklich streicheln.

Als hätte sie meine Gedanken erraten, fuhr sie auch gleich die Krallen aus. »Ich habe Ihnen doch zurückgemailt, dass wir heute unseren Ruhetag haben, und es deshalb ungünstig ist, wenn Sie heute anreisen. Das Personal hat heute frei.«

»Ihre Mail muss im Spam gelandet sein. Komisch, ich hab echt nichts bekommen. Aber keine Sorge, ich bin ganz genügsam ...«

»Ruhetag ist Ruhetag, junger Mann!«, ließ sich die Alte vernehmen. »Für heute müssen Sie sich ein anderes Hotel suchen. Das Hotel Bärenstein ist gar nicht weit und ...«

»Unsinn!« Die junge Frau lächelte mich an. Ein Lächeln, das das verdrießliche Gesicht der alten Hexe um ein Vielfaches wettmachte. »Das wäre doch gelacht, wenn wir nicht auf die Schnelle ein Zimmer für Sie fertig machen. Solange können Sie sich gerne ein Plätzchen auf der Terrasse aussuchen ...«

Und ehe ich mich versah, wurde ich hinauskomplementiert. Unfreiwillig bekam ich abermals einen Disput der beiden Streithennen mit.

»Wir können es uns nicht leisten, auch nur eine Nacht auf einen Gast zu verzichten!«, hörte ich die Jüngere zischen.

»Heute ist Blutmond, muss ich dich daran erinnern! Wir erwarten andere Gäste!«, zeterte die Alte. »Willst du etwa, dass dieser Wolfköter ...«,

Leider wurde dann eine Tür zugeschlagen, sodass ich nichts mehr mitbekam.

Auf der Terrasse suchte ich mir ein schönes Plätzchen unter einem großen Sonnenschirm. Es war zwar schon Spätherbst, aber immer noch angenehm warm. Der Sommer war sowieso viel zu heiß gewesen, überall auf den Wegen lag verdorrtes Laub.

Komisch, nur hier nicht, dachte ich. Bunte Blätter bedeckten die Wege rund um das Gelände. Einige hingen sogar noch an den Bäumen. Offensichtlich herrschten hier andere Wetterbedingungen.

Ich schwitzte ein wenig, aber das lag an dem rund fünfminütigen steilen Fußmarsch vom Parkplatz hierher. Die »Schöne Aussicht«, so der Name der Herberge, konnte man nämlich nur zu Fuß erreichen. Allerdings fragte ich mich unwillkürlich, wie die beiden Damen die ganzen Waren hier hochgekarrt kriegten. Aber das war nicht mein Problem.

Ich hatte Durst, verspürte aber nicht das Bedürfnis, noch mal reinzugehen. Die beiden waren bestimmt noch am Streiten.

Während ich weiter sinnierte, sah ich eine riesige Gestalt den holprigen Wanderweg, der hier hochführte, erklimmen. Der Mann wirkte auf mich wie eine Mischung aus Rübezahl und Räuber Hotzenplotz. Als er mich erblickte, stoppte er, so als müsste er überlegen, ob er nicht einfach weitergehen sollte.

Aber offensichtlich entschied er sich anders und stapfte auf mich zu. Je näher er kam, desto weniger riesig erschien er mir, bis er schließlich vor meinem Tisch stand. Er war geradezu winzig und ging mir, obwohl ich saß, nur bis zur Schulter. Unwillkürlich musste ich an den Scheinriesen in Michael Endes »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« denken. Kurz rieb ich mir über die Augen. Ich hatte wohl einen Aussetzer gehabt ...

Aber eines blieb: Das Kerlchen erinnerte mich nach wie vor an Rübezahl und Hotzenplotz, wenngleich nun weniger gewaltig, sondern vielmehr in der Zwergversion.

Statt einer Begrüßung sagte er: »Heute ist Blutmond.«

»Ich weiß«, entgegnete ich. Das hatten die beiden Frauen ja auch erwähnt. »Ja und?«

»Sie sollten bald wieder aufbrechen.« Seine Stimme war hoch und krächzend. Aber sehr bestimmt. Geradezu feindselig.

»Und was haben Sie damit zu tun?«

»Eine ganze Menge, junger Freund. Beherzigen Sie meinen Rat!«

Das klang frech. Und allmählich reichte mir seine dreiste Art. Ich verschränkte die Arme und streckte demonstrativ die Beine lang aus.

»Wieso sollte ich?«

»Weil ich es Ihnen rate!«

»Was sagen Sie dazu, dass ich beabsichtige, die nächsten zwei Wochen hier zu verweilen?«

Sein Gesicht nahm für einen Augenblick einen Ausdruck an, den ich nicht ganz deuten konnte. Entweder war es Ärger oder – Sorge?

»Sie können meinetwegen hierbleiben, bis der Pfeffer wächst, Freundchen! Aber nicht heute!«

»Und wenn doch?«

»Dann ist Ihnen nicht mehr zu helfen. Selig sind die Ahnungslosen, denn sie wissen nicht, was sie tun!«

Ehe ich etwas erwidern konnte, griff er in seine braune Kutte und zog etwas hervor.

»Nehmen Sie das!«, krächzte er und reichte mir einen Anhänger an einer Lederschnur. Ich ergriff das Ding nur ungern, aber er drückte es mir förmlich in die Hand. »Vielleicht hilft es. Ich bin mir nicht sicher ...«

Den letzten Satz murmelte er nur noch. Und unvermittelt drehte er sich um und stiefelte davon.

Kopfschüttelnd sah ich ihm nach. Und wieder stimmte was mit meinen Augen nicht. Mit jedem Schritt schien er zu wachsen ... Erneut strich ich mir über die Augen.

»Geht es Ihnen nicht gut?«

Ich schrak hoch und erblickte die hübsche Rothaarige. Sie hatte ein Glas in der Hand.

»Doch, doch«, murmelte ich. »Da war nur ... gerade ein Mann, also eher ein Zwerg ...« Ich wies in die Richtung, in der er gerade noch zu sehen gewesen war. Nun war er verschwunden.

»Sie haben den HÜTER gesehen?«

»Den Hüter? Ist er Wildhüter?«

»Nein, vergessen Sie's«, sagte sie schnell.

»Was soll ich denn vergessen?«

»Nichts. Er ist doch bestimmt nur vorbeigegangen, oder?«

»Nein, er hat wirres Zeug geredet und mich davor gewarnt, hier zu übernachten. Sie kennen den Kerl?«

»Er hat – mit Ihnen gesprochen?« Jetzt war sie noch verblüffter.

»Wieso? Ist er stumm?«

»Was hat er noch gesagt?«

»Immer das Gleiche. Und dann hat er mir was in die Hand gedrückt ...«

Jetzt erst betrachtete ich es genauer. Es war eine Art Amulett. Silberfarben und mit verschlungenen Linien.

»Zeigen Sie mal ...«

Sie beugte sich zu mir herab, und ich roch den Duft eines irgendwie betörenden Parfüms. Es duftete nach Wald, nach Moos, nach Beeren ...

Ihre schlanken Finger berührten kurz meine Hand. Ich spürte so etwas wie einen leichten elektrischen Schlag und glaubte sogar, dass ich einen sekundenkurzen Blackout hatte.

Ich blinzelte und sah die hübsche Rothaarige, die mit einem Glas in der Hand auf mich zukam.

»Oh, sind Sie etwa eingenickt?«, fragte sie lächelnd.

»Ja, ich – weiß nicht. Muss wohl.«

Ich war tatsächlich kurz wegetreten und hatte irgendwas mit einem Scheinriesen geträumt, der in Wahrheit ein Zwerg war.

Der Hüter.

Wie kam ich jetzt auf den Namen? Er spukte mir plötzlich im Kopf herum.

»Ich habe Ihnen etwas zu trinken gebracht. Eine kalte Holunderlimonade.«

Sie stellte sie vor mir ab und wollte schon wieder gehen, als ich fragte: »Sagen Sie, kommen hier ab und zu – seltsame Leute vorbei?«

Sie runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ach, ist schon gut.«

Ich wollte vor ihr nicht noch verwirrter erscheinen, als ich ohnehin war. Hinterher hielt sie mich noch für seltsam.

Das Zimmer war wirklich nett, da konnte man nicht meckern. Allerdings trug es ohne Zweifel nicht nur die Handschrift einer Frau, sondern schien für das weibliche Geschlecht geradezu hergerichtet. Neben einem Himmelbett mit gerüschtem Kissen und Plumeau, einem Sekretär, Tisch und Stuhl sowie einem Bauernschrank befand sich tatsächlich ein Schminkspiegel darin. Davor standen sogar noch einige Make-up-Utensilien. Hatte die letzte Gästin sie hinterlassen? Nicht dass es mich störte.

Ich gähnte. Dabei war es noch nicht mal Mittag. Die Fahrt von Hamburg hierher hatte mich offensichtlich mehr erschöpft, als vermutet.

Ich schlüpfte aus den Schuhen und warf mich aufs Bett, das unter mir einen empörten Seufzer von sich gab. Müdigkeit übermannte mich ...

Die Augen fielen mir zwar zu, aber plötzlich war ich wieder hellwach, als ich direkt über mir die Stimmen vernahm.

»Er schläft. Tief und fest. Wie ein Toter« Das war doch die Stimme der alten Dame!

Irgendein Instinkt riet mir, die Augen geschlossen zu halten.

»So wie es sein soll, Tantchen.« Das war die Rothaarige. »Schließlich war in der Limonade nicht nur Holunder drin.«

»Du kleine Giftmischerin!«, sagte die Alte kichernd.

»Hast du mir schließlich alles beigebracht. Schau mal, wie niedlich. Er blinzelt sogar im Schlaf ...« Sie strich mir sanft über die Lider.

Wieder nahm ich den betörenden Waldgeruch ihres Parfums wahr. Fast war ich versucht, ihn genießerisch tief durch die Nase einzuatmen.

»Wir sollten es zu Ende bringen. Und ihn dann wegschaffen.« Das war wieder die Alte. Ich beschloss, doch lieber ›aufzuwachen‹.

»Weg... wegschaffen?«, murmelte ich und öffnete die Augen.

»Oh!« Die Rothaarige hatte einen spitzen Schrei ausgestoßen, während die alte Krähe nur nervös mit dem linken Lid zuckte.

Ich richtete mich auf. »Wegschaffen? Wie meinen Sie das?«

»Äh, in ein anderes Zimmer. Nur in ein anderes größeres Zimmer«, antwortete die alte Hexe. »Dies hier ist vielleicht doch nicht ganz Ihr Geschmack ...«

»Woher wollen Sie das wissen? Ich fühle mich hier sehr wohl. Ich bleibe!« Ich sah der Rothaarigen misstrauisch in die Augen. »Und was machen Sie überhaupt hier in – meinem! – Zimmer? Beide!«

»Wir wollten nach Ihnen sehen, weil Sie nichts von sich hören ließen!«, druckste sie herum. »Und dann ...«

»... wollten Sie mich wegschaffen, ich weiß!« Allmählich wurde ich sauer.

»Ziehen Sie sich doch nicht daran so hoch! Das war doch nur – na ja, so sprechen wir hier. Wir haben angeklopft, und weil Sie sich nicht meldeten, sind wir hier reingekommen. Sie haben geschlafen wie ein Baby. Wir wollten uns schon gerade wieder verabschieden, als Sie erwachten. So war es doch, Tante Elisaveta?« Sie drehte sich nach der Alten um.

»Ja, so war es. Natürlich war es so!«

Die beiden logen wie gedruckt.

Ich sah auf meine Uhr. Es war tatsächlich schon fast Mittag. Auch auf meinen Magen war Verlass. Pünktlich um diese Zeit begann er zu knurren. »Sagen Sie, gibt es hier auch was zu essen?«

»Ich sagte doch: Heute ist Ruhetag!«, knurrte die Alte.

»Bis zum Steinewirt ist es nicht weit«, schlug die Rothaarige vor. »Da können Sie sich gleich ein wenig die Füße vertreten und sich die Externsteine anschauen.«

Das hörte sich an, als wollten die beiden mich auf diese Art loswerden.

Ich sprang aus dem Bett. »Vielleicht mache ich das sogar. Aber jetzt muss ich erst einmal telefonieren. Wenn Sie mich also bitte allein lassen würden?«

»Telefonieren? Mit dem Ding da?« Die Alte zeigte fast angeekelt auf mein Smartphone, das auf dem Nachtschränkchen lag.

»Das habe ich vor, ja.«

»Hier oben gibt's aber kein Netz!«, erklärte die Rothaarige. Ein fast spitzbübisches Lächeln erschien auf ihren Lippen.

Auch das noch. Aber wenigstens hatte ich so demnächst mehr Zeit zum Schreiben.

Dachte ich zumindest.

»Das ist unmöglich!«, zischte Elisaveta ihre Nichte an.

»Nichts ist bekanntlich unmöglich!«, erwiderte die rothaarige junge Frau genervt. Sie hieß Victorya und knabberte nervös an den Fingernägeln herum.

Die beiden Betreiberinnen der »Schönen Aussicht« hatten sich in ihr privates Refugium zurückgezogen. Der große Raum war eine Mischung aus Bibliothek, Wohnzimmer und Küche.

Elisaveta hatte in ihrem bequemen Ohrensessel Platz genommen, während Victorya auf und ab ging.

»Setz dich endlich! Dein Getrappel macht mich wahnsinnig!«

Victorya reagierte nicht. Vielmehr beschäftigte sie eine Frage: »Warum ist er aufgewacht? Nach so kurzer Zeit!«

»Weil du geschludert hast!«

»Hab ich nicht! Ich hab mich genau an das Rezept gehalten! Er hätte bis morgen Abend durchschlafen müssen!«

»Hat er aber nicht. Also ...?«

Plötzlich fasste sich Victorya an die Stirn. »Ich hab's! Theobod!«

»Meinst du, er ...«