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Wer bestimmt, was wir wissen dürfen - und was nicht?
Freie Presse, kritischer Journalismus, unabhängige Medien? Thomas Röper stellt diese Selbstbilder infrage - mit einer investigativen Recherche, die erschüttert. In Gesteuerte Wahrheit enthüllt er, wie westliche Medienstrukturen systematisch von Regierungen, Geheimdiensten, milliardenschweren Stiftungen und internationalen Netzwerken beeinflusst werden.
Ein Schwerpunkt liegt auf der CIA-Operation Mockingbird: Hunderte Journalisten arbeiteten bereits im Kalten Krieg verdeckt für US-Geheimdienste - ein System, das laut Röper nie endete, sondern perfektioniert und professionalisiert wurde. Auch der BND wird in diesem Kontext genannt.
Anhand aktueller Beispiele und über 150 nachprüfbarer Quellen zeigt Röper: Es sind nicht Vielfalt und Freiheit, die viele Redaktionen prägen, sondern gelenkte Narrative, unsichtbare Geldströme und politisch motivierte Netzwerke. NGOs, globale Oligarchen und transatlantische Thinktanks spielen dabei eine zentrale Rolle.
Dieses Buch benennt Ross und Reiter - und gibt kritischen Lesern die Werkzeuge an die Hand, um Medienberichte künftig mit neuen Augen zu lesen.
Eine fesselnde Lektüre für freie Geister - Pflichtlektüre für alle, die sich nicht manipulieren lassen wollen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
1. Auflage September 2025
Copyright © 2025 bei
Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg
Alle Rechte vorbehalten
Covergestaltung: Stefanie Beth
Satz und Layout: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh
ISBN E-Book 978-3-98992-138-2
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
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Thomas Röper
Gesteuerte Wahrheit
Wie Politik, NGOs und Geheimdienste westliche Medien lenken
Kopp Verlag
Die Aussage, dass die westlichen Medien gelenkt werden, also de facto gleichgeschaltet sind, wird von den Medien selbst natürlich als »Verschwörungstheorie« bezeichnet. Überraschend ist das kaum, denn würden sie es zugeben, müssten sie eigentlich dichtmachen. Wäre die Behauptung hingegen falsch, könnten sie diese ja mit Argumenten und Fakten widerlegen. Das tun sie aber nicht, sondern würgen jede Diskussion über dieses Thema mit Kampfbegriffen wie »Verschwörungstheorie« ab.
In diesem Buch will ich den Vorwurf belegen, dass die westlichen Medien gelenkt und keineswegs frei, objektiv, kritisch und regierungsfern sind, und darüber hinaus zeigen, wie diese Lenkung funktioniert und wie sie vor der (westlichen) Öffentlichkeit versteckt und verschleiert wird.
Bevor wir dazu kommen, will ich noch ein paar Worte über meine Quellen sagen. Ich habe in diesem Buch etwa 150 Quellen als Belege angeführt, die zum aktuellen Zeitpunkt alle überprüfbar sind. Allerdings können Internetseiten verändert und sogar ganz gelöscht werden. Sollte es Ihnen also passieren, dass Sie einer Quelle auf den Grund gehen wollen und dabei feststellen, dass dort etwas anderes steht, als ich geschrieben oder wörtlich zitiert habe, dann können Sie das Internetarchiv Wayback Machine (https://wayback.archive.org/) benutzen, in dem man auch gelöschte Seiten finden und nachvollziehen kann, wie und wann die betreffenden Internetseiten geändert wurden. Ich habe alle Zitate per Copy and Paste aus den entsprechenden Quellen übernommen, wenn sie heute überhaupt nicht mehr oder nicht mehr in dieser Form aufrufbar sind, wurden die entsprechenden Seiten im Nachhinein verändert.
In einigen Fällen habe ich als Quellen Links zu Artikeln gesetzt, die ich auf meiner Seite Anti-Spiegel veröffentlicht habe. Das habe ich immer dann getan, wenn es um Zusammenhänge ging, über die andere Medien nicht berichtet haben, oder wenn die Originalquelle in einer Sprache publiziert wurde, die nicht jeder versteht. Auf meiner Seite habe ich die Originalquellen verlinkt und ihre Aussagen übersetzt.
So viel zur Einleitung, nun wünsche ich eine erhellende Lektüre darüber, wie die Medien im Westen tatsächlich funktionieren.
Ich behaupte in diesem Buch, dass die westlichen Mainstream-Medien gelenkt werden. Die Frage ist, von wem. Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn wie wir sehen werden, sind daran verschiedene Organisationen oder auch »Strömungen« beteiligt, die allerdings alle miteinander in Verbindung stehen. Zu ihnen gehören auch die US-Geheimdienste und die US-Regierung, um die es in diesem Kapitel gehen soll.
Nach dem Zweiten Weltkrieg startete die CIA für die US-Regierung die Operation Mockingbird, auf welche die verdeckte Steuerung angeblich freier, kritischer, objektiver und regierungsferner Medien vermutlich zurückgeht. Denn im Zuge der Operation Mockingbird baute die CIA ein System auf, das dafür sorgte, dass die angeblich unabhängigen westlichen Medien genau das berichteten und unterstützten, was die CIA und die US-Regierung wollten. Dies ist keine Verschwörungstheorie, sondern wurde Mitte der 1970er-Jahre öffentlich bekannt und von der CIA bestätigt.
Bestraft wurde für diese von der CIA durchgeführte Manipulation der Medien und folglich der öffentlichen Meinung im Interesse der US-Regierung (natürlich) niemand. Das Programm lief offensichtlich weiter, sodass die Beeinflussung der westlichen Medien durch die US-Regierung bis heute andauert, wenn auch – wie wir sehen werden – in einer etwas veränderten Form.
Wie kam die CIA-Operation Mockingbird ans Licht? Die ersten Informationen über sie wurden 1975 publik, als der Fall von der Sonderkommission Church Committee aufgegriffen wurde, deren Aufgabe es war, Fälle von Machtmissbrauch durch die CIA und das FBI zu untersuchen.
Der Grund für die Einsetzung dieser Kommission war Watergate – jener Skandal, der Nixon 1972 die Präsidentschaft kosten sollte. Dabei ging es kurz gesagt darum, dass Präsident Richard Nixon die Büros seiner politischen Gegner illegal abgehört hatte, was zu diversen Untersuchungen führte, in deren Verlauf man auch auf die CIA-Operation Mockingbird stieß.
Mit dieser Operation zielte die CIA darauf ab, die Narrative und Berichterstattung der westlichen Medienberichterstattung und damit die öffentliche Meinung zu kontrollieren. Freie, kritische und objektive Medien waren unerwünscht.
Interessant ist, dass die Operation Mockingbird in Geschichtsbüchern nicht erwähnt wird, auf Wikipedia nur sehr kurze Einträge hat und von den westlichen Medien schnell wieder vergessen wurde, obwohl sie ein handfester Skandal war, der im Grunde weitaus schlimmer war als Watergate, den bis heute fast jedes Schulkind kennt.
Mit der Veröffentlichung von Carl Bernsteins Artikel »Die CIA und die Medien« 1 in der Zeitschrift Rolling Stone im Jahr 1977 kamen neue Details über die Operation Mockingbird ans Licht. Bernstein war ein prominenter Journalist der Washington Post, der während des Watergate-Skandals eine Reihe von investigativen Artikeln veröffentlicht hatte, in denen er aufdeckte, dass Nixon wusste, dass die Operation Watergate mithilfe seiner Wahlkampfgelder finanziert wurde und dass diese Episode nur eine von vielen verdeckten und illegalen Operationen war, mit denen Nixons innerer Kreis versucht hatte, seine Wiederwahl zu sichern.
In seinem Artikel zitiert Bernstein einen CIA-Agenten wie folgt:
Ein Journalist ist mehr wert als zwanzig Agenten: Er hat Zugang und die Möglichkeit, Fragen zu stellen, ohne Verdacht zu erregen.
In den 1950er-Jahren hatte die CIA ein offizielles Trainingsprogramm, um ihre Agenten zu Journalisten auszubilden, wenngleich die meisten, die an der Operation Mockingbird beteiligt waren, bereits erfahrene Journalisten waren.
Bernstein behauptet, dass seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs etwa 400 amerikanische Journalisten unter dem Kommando des US-Geheimdienstes standen. Einige von ihnen waren sogar Pulitzer-Preisträger, also angesehene Reporter, die sich als Botschafter ihres Landes verstanden. Mit Zustimmung der Chefetagen amerikanischer Medien wurden sie für CIA-Aufträge eingesetzt.
Aus den von Bernstein zitierten CIA-Dokumenten geht hervor, dass leitende CIA-Mitarbeiter in den meisten Fällen in direktem Kontakt mit Medienvertretern standen. Einige Journalisten unterzeichneten sogar Geheimhaltungsvereinbarungen mit der CIA. Ihre Haupttätigkeiten waren die Anwerbung von Ausländern, das Sammeln von Informationen und natürlich die Verbreitung von Desinformationen.
Diese Journalisten stellten im Auftrag der CIA beispielsweise folgende Fragen an Ausländer: 2
Würden Sie uns einen Gefallen tun? Wir haben gehört, dass Sie in Jugoslawien sein werden. Sind dort alle Straßen gepflastert? Wo haben Sie Flugzeuge gesehen? Gab es irgendwelche Anzeichen einer militärischen Präsenz? Wie viele Sowjets haben Sie gesehen? Wenn Sie das Glück haben, einen Sowjetmenschen zu treffen, erkennen Sie seinen Namen und sprechen Sie ihn richtig aus. […] Können Sie ein Treffen mit einem Sowjetmenschen arrangieren? Oder eine Nachricht schicken?
Bernstein behauptet, dass die CIA 1973 die Zahl der Journalisten zwar reduzierte, aber einige weiterhin im Ausland tätig waren. Er veröffentlichte eine Liste von führenden Journalisten und Medien, die damals mit dem US-Geheimdienst zusammengearbeitet hatten:
William Paley vom Columbia Broadcasting System
Henry Luce von Time Inc.
Arthur Hays Sulzberger von der New York Times
Barry Bingham Sr. vom Louisville Courier Journal
James Copley von Copley News Service
Jerry O’Leary vom Washington Star
Hal Hendricks von Miami News Times
American Broadcasting Company
National Broadcasting Company
United Press
United Press International
Reuters
Hearst Corporation
Scripps Howard Company
Newsweek
Mutual Broadcasting System
The Miami Herald
Saturday Evening Post
New York Herald Tribune
Zu den wichtigsten zählte er die New York Times, das Hörfunk- und Fernsehnetzwerk Columbia Broadcasting System (CBS) sowie das Medienunternehmen Time Inc. und ging näher auf sie ein. Übrigens gilt die New York Times unter Experten bis heute als sehr eng an die US-Geheimdienste angebunden.
Angefangen hat Bernstein mit der New York Times. Er bezeichnete diese Zeitung als die wertvollste von allen. Ein hochrangiger CIA-Beamter, der am 15. September 1977 2 Stunden damit zugebracht hatte, einen Teil der CIA-Journalistenakten durchzusehen, sagte, er habe Dokumente über fünf Fälle von CIA-Agenten gefunden, die zwischen 1954 und 1962 für die New York Times gearbeitet hätten. Er untersuchte auch das CBS, das er als den »ergiebigsten Geheimdienst« bezeichnete.
1976, nachdem das Church Committee die Existenz der Operation Mockingbird aufgedeckt hatte, initiierte der neue CBS-Präsident Richard Salant eine interne Untersuchung des CBS. Dabei kam heraus, dass der frühere CBS-Präsident William Paley mit dem Geheimdienstchef Allen Dulles zusammengearbeitet hatte. In den Akten von Mickelson, dem Präsidenten der CBS News von 1954 bis 1961, fanden die Ermittler viele Details über die Verbindungen vom CBS zur CIA. So stießen sie unter anderem auf ein Memo von Ted Koop, dem Washingtoner Nachrichtenchef des CBS von 1948 bis 1961, an Mickelson vom 13. September 1957, das einen Anruf von Colonel Stanley Grogan von der CIA an Koop schildert: 3
Grogan rief an und sagte, Reeves [J. B. Love Reeves, ein weiterer CIA-Offizier] würde nach New York gehen, um das CIA-Kontaktbüro zu leiten, und Sie und einige Ihrer Kollegen treffen. […] die normalen Geschäfte würden weiterhin über das Washingtoner Büro von CBS News abgewickelt.
Die Magazine Time und Newsweek waren die Nächsten. Allen Dulles bediente sich häufig der Hilfe des Gründers von Time, des 1976 schon verstorbenen Henry Luce, der einige seiner Mitarbeiter bereitwillig für die CIA arbeiten ließ und anderen CIA-Mitarbeitern, die keine journalistische Erfahrung hatten, Jobs und Referenzen verschaffte. In den 1950er- und frühen 1960er-Jahren nahmen Auslandskorrespondenten des Time Magazine an »Briefings« der CIA teil.
Als 1976 der spätere US-Präsident George Bush senior zum CIA-Direktor ernannt wurde, gab die CIA noch an demselben Tag bekannt, sie würde keine bezahlten oder vertraglichen Beziehungen mehr zu Nachrichtenkorrespondenten unterhalten, die für amerikanische Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehsender tätig waren. Diese Maßnahme betraf jedoch weniger als die Hälfte der US-Journalisten, die damals mit der CIA zusammenarbeiteten. Hingegen würde sie die freiwillige und unbezahlte Zusammenarbeit mit Journalisten weiterhin begrüßen. Natürlich blieben viele Kontakte bestehen, und es änderte sich eigentlich nichts.
Die CIA setzte Journalisten aus zwei Gründen für nachrichtendienstliche Zwecke ein: Erstens eignet sich die Arbeit von Journalisten hervorragend als Tarnung von Spionage, denn es ist der Job von Journalisten, neugierige Fragen zu stellen und Kontakte zu knüpfen, ohne dass dies auffallen würde. Zweitens hatte die CIA, nachdem Mockingbird bekannt wurde, viele bisherige Quellen wie Unternehmen, Stiftungen und Bildungseinrichtungen, die zuvor mit ihr zusammengearbeitet hatten, verloren.
Bernstein zitierte einen hochrangigen CIA-Beamten in seinem Artikel: 4
Es ist schwierig, in diesem Land einen Geheimdienst zu führen. Um im Ausland operieren zu können, brauchen wir Tarnung. Aber wir haben Schwierigkeiten, diese zu gewähren. […] Ein Journalist ist zwanzig Agenten wert: Er hat Zugang und die Möglichkeit, Fragen zu stellen, ohne Verdacht zu erregen.
Als die verdeckten Aktivitäten von Journalisten im Dienst der CIA 1976 ans Licht kamen, beschloss der Geheimdienstausschuss des Senats, das bereits erwähnte Church Committee, keine Journalisten, Redakteure und Verleger, die mit der CIA zusammengearbeitet hatten, zu befragen, obwohl zahlreiche Beweise für ihre Beteiligung an Geheimdienstaktivitäten vorlagen. Diese Entscheidung fiel inmitten einer Auseinandersetzung mit der CIA, die aktiv versuchte, die Untersuchung zu drosseln.
Als William B. Bader, der die Untersuchung leitete, versuchte, mehr Informationen von der CIA – insbesondere über die laufenden Verbindungen der CIA zu Journalisten – zu erhalten, stieß er auf heftigen Widerstand. Bush und andere hochrangige CIA-Beamte überredeten die Mitglieder der Kommission, die Untersuchung einzuschränken und ihre Ergebnisse im Abschlussbericht zu verschweigen. Sie warnten davor, eine Veröffentlichung würde dem Ansehen der Journalisten schaden, die in ihren Augen die einzigen verlässlichen Quellen des öffentlichen Vertrauens blieben, und könnte sogar zu einem Skandal und zu Verratsvorwürfen führen.
Wir sehen also, dass schon während der sogenannten Untersuchung des Church Committee Vertuschungsmanöver einsetzten und dass die Aufklärungsarbeit nicht sonderlich ernst gemeint war.
Der Ausschussvorsitzende Bader zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung und kündigte an, ein neuer Ausschuss würde die Untersuchungen fortsetzen. Seiner Meinung nach wäre es unfair gewesen, die Namen der Journalisten zu veröffentlichen, da viele von ihnen freiwillig mitgearbeitet hätten, da sie dies als Dienst an der Nation betrachtet hätten. Ein CIA-Beamter sagte im Zuge der Anhörungen aus, dass die Akten Übertreibungen von CIA-Offizieren enthielten, die dazu dienten, ihre Arbeit in ein gutes Licht zu stellen. Vielen Journalisten sei es möglicherweise auch gar nicht bewusst gewesen, dass die CIA sie als ihre Agenten betrachtete. Dieses Argument lieferte der Kommission einen Vorwand, keine genauere Untersuchung durchzuführen.
Schließlich beschloss die Kommission, die Ergebnisse ihrer Untersuchung über die Beziehungen der CIA zu Journalisten nicht zu veröffentlichen. Die aufgedeckten Fakten wurden also sowohl dem Geheimdienstausschuss als auch dem Senat und der Öffentlichkeit bewusst vorenthalten. Dies geschah aus Angst vor undichten Stellen, die das Vertrauen der CIA in die Kommission zu untergraben und den Informationsfluss zu stoppen drohten. Folglich spiegelte der Abschlussbericht der Kommission nicht das vollständige Bild des Einsatzes von Journalisten durch die CIA wider.
1976 erstellte das Church Committee dann zusammen mit verschiedenen Ausschüssen den »Final report of the Select Committee to Study Governmental Operations with Respect to Intelligence Activities, United States Senate« (Schlussbericht des Kleinen Ausschusses zur Untersuchung von Regierungsoperationen im Zusammenhang mit nachrichtendienstlichen Tätigkeiten für den US-Kongress). 5 Auf den Seiten 191–201 dieses Berichts wird beschrieben, wie die CIA US-amerikanische und ausländische Medien infiltriert hat, um die Öffentlichkeit falsch zu informieren:
Die CIA unterhält derzeit ein Netzwerk von Hunderten von Personen auf der ganzen Welt, die die CIA mit Informationen versorgen und im richtigen Moment versuchen, die öffentliche Meinung durch verdeckte Propaganda zu verändern. Diese Personen verschaffen der CIA direkten Zugang zu einer großen Anzahl von Zeitungen und Zeitschriften sowie von Pressebüros und Nachrichtenagenturen, Fernseh- und Radiosendern, kommerziellen Verlagen und anderen ausländischen Medien.
Nach Schätzung des Berichts kostete die Desinformation der Weltöffentlichkeit den US-amerikanischen Steuerzahler im Jahr 1976 jährlich etwa 265 Millionen Dollar, was damals eine gigantische Summe war.
Wie nicht anders zu erwarten, fand eine wirkliche Aufklärung und Aufarbeitung des Skandals, dass die angeblich freien und kritischen Medien im Auftrag der CIA arbeiteten, nicht statt, und natürlich wurde auch niemand bestraft. Letzteres ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Operation in veränderter Form fortgesetzt wurde. In welcher Form dies geschah, werden wir noch sehen.
Und es überrascht auch nicht, dass die angeblich freien und kritischen westlichen Medien keine Aufklärung forderten, denn sie waren ja selbst Teil des Skandals. Hätten sie nachgebohrt, hätten sie sich im Ergebnis selbst diskreditiert. Und das wollten sie natürlich nicht. Folglich verschwand der Skandal, der zufällig als »Abfallprodukt« der Watergate-Untersuchungen ans Licht gekommen war, schnell wieder aus der Öffentlichkeit.
Ich habe dieses Kapitel mit der Frage begonnen, wie der Skandal ans Licht kam, um zu zeigen, dass all das wahr und unbestritten ist. Nun kommen wir zur Chronologie und schauen uns die Anfänge der Operation Mockingbird an.
Während des Zweiten Weltkriegs unterhielten die anglo-amerikanischen Streitkräfte die sogenannte Psychological Warfare Division zur psychologischen Kriegsführung gegen Deutschland, die aus Personal der britischen Political Warfare Executive (PWE, der politischen Kriegsführungsexekutive), des Office of Strategic Services (OSS, des Amts für strategische Dienste) und des United States Office of War Information (OWI, des Amts für Kriegsinformationen der Vereinigten Staaten) aufgestellt wurde. Unter diesen sollte man besonderes Augenmerk auf das OSS legen, denn dieser Nachrichtendienst war eine Vorgängerorganisation der CIA.
Neben der psychologischen Kriegsführung gegen die deutsche Wehrmacht war die Psychological Warfare Division auch für die proamerikanische Propaganda in den besetzten Gebieten verantwortlich. Es ist also nicht verwunderlich, dass die CIA mit deren Gründung praktisch auch die Operation Mockingbird startete, denn ein Teil des hierfür eingesetzten CIA-Personals kam aus dem Propagandabereich und war sich bewusst, wie wichtig die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch die von ihnen kontrollierten Medien war.
Nach dem Krieg wurde die Psychological Warfare Division in Information Control Division (ICD, Abteilung zur Informationskontrolle) umbenannt. Die ICD war die Zensurabteilung der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland, die offiziell das Ziel verfolgte, Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zu »redemokratisieren«. Da das Wort »Umerziehung« – die deutsche Übersetzung des englischen Begriffs reeducation – in Deutschland jedoch von vielen als negativ empfunden wurde – denn wer will schon (gegen seinen Willen) umerzogen werden? –, wird für diese Intention heute zumeist der englische Ausdruck verwendet.
In den Geschichtsbüchern lernen die Deutschen, diese Umerziehung zu Demokraten sei etwas Positives gewesen. In Wirklichkeit verfolgte sie aber nicht nur das Ziel, die nazistische Ideologie zu bekämpfen und Deutschland zu demokratisieren, sondern hatte auch den Kampf gegen kommunistische und sozialistische Ideen im Fokus.
Dieser Kampf war aus Sicht der USA bitter nötig, denn in Frankreich und Italien gab es starke sozialistische Tendenzen, und die CIA musste massiv mit Geld, organisatorischer Hilfe und einigen schmutzigen Tricks eingreifen, um bei den ersten Wahlen nach dem Krieg den Sieg der kommunistischen Parteien in Europa zu verhindern. Und auch in Deutschland waren sozialistische Ideen durchaus populär, beispielsweise in der SPD, die damals eine ganz andere Partei war als heute.
So wollte die SPD nach dem Krieg weder eine Teilung Deutschlands noch eine Westbindung der Bundesrepublik, sondern tendierte dazu, Stalins Angebot einer Wiedervereinigung Deutschlands als neutralen und blockfreien Staat anzunehmen. Österreich hatte dieses Angebot damals akzeptiert und war daher während des Kalten Kriegs nicht Teil des Westens, sondern genauso wie die Schweiz ein neutrales Land. Dasselbe hätte die damalige SPD gerne für Deutschland erreicht. Die USA aber waren vehement dagegen, denn dies hätte ihren Einfluss in Europa verringert, weshalb die USA Adenauer und seine CDU unterstützten, die sich für die bedingungslose Westbindung – also die Fortsetzung der Besatzung durch die USA – einsetzten.
Vor diesem Hintergrund ging es bei der Umerziehung der Deutschen durch die USA nicht in erster Linie darum, die deutsche Bevölkerung in Demokraten zu verwandeln, sondern darum, sie zu Anhängern des US-amerikanischen Wirtschafts- und Politiksystems zu machen. Und um die öffentliche Meinung in die gewollte Richtung zu lenken, mussten die USA natürlich die deutschen Medien kontrollieren können.
Zu den Zielen der Operation Mockingbird gehörten unter anderem die Förderung der Interessen von US-Unternehmen und des amerikanischen Kapitalismus allgemein sowie der Ausbau der internationalen Macht der USA – und zwar gegen den Kommunismus und die Sowjetunion. Dass die Operation Mockingbird mit ihrem Einfluss auf deutsche Medien Teil der langfristig angelegten Umerziehungsstrategie der Deutschen war, zeigt auch, dass es dabei nicht um das edle Ziel des Kampfes gegen die Naziideologie ging, sondern um die Amerikanisierung der Europäer.
Zu den aufgedeckten Propagandaoperationen im Zuge der CIA-Operation Mockingbird gehörten
die Bezahlung von Journalisten für das Verfassen proamerikanischer Artikel für ausländische Nachrichtenagenturen,
die Veröffentlichung und der Vertrieb von Büchern und Zeitschriften, die die Ansichten der CIA vertraten und in Dutzende Sprachen übersetzt wurden,
die Nutzung von Tarnorganisationen, um ausländische Journalisten für die Abfassung von Geschichten anzuwerben, die dann von der CIA platziert wurden,
die Platzierung falscher oder übertriebener Geschichten, in denen kommunistische Länder und die Sowjetunion als gefährlich, aggressiv oder kurz vor dem Zusammenbruch stehend dargestellt wurden,
die Fälschung von Dokumenten und Briefen, um die öffentliche Meinung und politische Entscheidungen zu beeinflussen
sowie das Platzieren proamerikanischer Propaganda direkt bei Nachrichtenagenturen, deren Meldungen die Grundlage für Medienberichte sind.
Der Umfang und das Ausmaß der CIA-Propaganda durch die Operation Mockingbird waren sowohl innerhalb der USA als auch im Ausland bis dahin beispiellos gewesen. So sorgte die CIA beispielsweise dafür, dass nach dem Krieg allein in Deutschland rund 5000 Bücher erschienen, die der Umerziehung des deutschen Volkes dienten.
Auch die Filmfabrik Hollywood, deren Filme nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig ihren weltweiten Siegeszug antraten, war mit im Spiel. So schildert ein CIA-Memo aus dem Jahr 1952 einen Deal mit dem Auswärtigen Ausschuss des Repräsentantenhauses zur Produktion eines Comics, in dem die CIA als heldenhafte Verteidigerin US-amerikanischer Werte dargestellt wurde. 6
Die proamerikanische Propaganda, die die US-Regierung mithilfe der Operation Mockingbird und weiterer Projekte (wie beispielsweise des ebenfalls unter Beteiligung der CIA gegründeten staatlichen US-Auslandssenders Radio Free Europe) hinter den Kulissen betrieb und betreibt, war und ist bis heute allumfassend. Sie schließt ebenso die Beeinflussung der vermeintlich unabhängigen westlichen Medien wie die Produktion von Filmen und Büchern ein, welche die Aufgabe haben, die USA und ihr System zu bewerben.
Aber kommen wir zu Deutschland zurück. Nach dem Krieg waren freie Medien verboten, es herrschte Zensur. Wer eine Zeitung gründen wollte, musste sich bei den Besatzungsmächten eine Lizenz holen und, um diese zu bekommen, in deren Sinn berichten. Folglich sind praktisch alle Medien, die heute in Deutschland die öffentliche Meinungsbildung anführen, während der Besatzungszeit in Westdeutschland gegründet worden. Sie alle sind »Kinder« der US-amerikanischen oder britischen Besatzungsmächte.
Als die Lizenzpflicht in Westdeutschland am 21. September 1949 aufgehoben wurde, versuchten die Verleger aus der Zeit der Weimarer Republik, deren Zeitungen von den Alliierten verboten worden waren, diese neu zu gründen. Doch diese Simulation der freien Presse dauerte nicht lange an, denn die Lizenzzeitungen waren früher auf dem Markt aufgetaucht als die Neugründungen und hatten damit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Sie vermochten sich in der Regel gegen spätere Gründungen durchzusetzen.
Schauen wir uns einige Beispiele deutscher Medien an, deren Gründung auf die Besatzungsmächte zurückgeht.
Seit November 1946 erschien in der britischen Besatzungszone die Zeitung Diese Woche, die am 4. Januar 1947 in Der Spiegel umbenannt wurde. Der Spiegel stand unter der Ägide der britischen Militärverwaltung. Nach Abschaffung der Lizenzpflicht gab es dort aber keine nennenswerten personellen Veränderungen mehr, die dafür gesorgt hätten, dass die unter britischem Einfluss stehenden Redakteure gegen unabhängige Redakteure ausgetauscht wurden. Die erste Zeitung, die von den US-Besatzern in Bayern eine Lizenz erhielt, war die Süddeutsche Zeitung, deren erste Ausgabe am 6. Oktober 1945 erschien. Wie Der Spiegel hielt auch die Süddeutsche Zeitung nach dem Ende der Lizenzpflicht an ihren von der Besatzungsmacht ausgesuchten Redakteuren fest.
1946 wurde Werner Friedmann der vierte Lizenzträger dieser Zeitung und nach Aufhebung der Lizenzpflicht von 1951 bis 1960 Chefredakteur, worüber Der Spiegel 1960 einen lesenswerten Artikel veröffentlicht hat. Darin erfährt man, dass Werner Friedmann »nach dem Kriege mit amerikanischen Besatzungsherren gut befreundet« gewesen ist und die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Sexualdelikts »Unzucht mit Abhängigen« ermittelte. 7
Damals war die Nazivergangenheit einiger Redakteure der Süddeutschen Zeitung für die deutschen Medien noch kein Thema. Erst 2015, also mit über 60 Jahren Verspätung, berichtete sie selbst unter der Überschrift »Wie die junge SZ mit Nazi-Verstrickungen umging« 8 darüber, dass in ihrer Frühphase mehrere führende Köpfe in das NS-Regime verstrickt waren, darunter Mitherausgeber Franz Josef Schöningh, Chefredakteur Hermann Proebst und Innenpolitikchef Hans Schuster.
So sah also die »Umerziehung« der Deutschen durch die Amerikaner aus: Sie durfte auch von Altnazis übernommen werden, wenn diese kräftig genug für das politische und wirtschaftliche System und die Interessen der USA trommelten. Auch dies beweist, dass es nicht in erster Linie um den Kampf gegen die Naziideologie ging, sondern vor allem um den Kampf für die US-amerikanische Ideologie.
Die Zeit geht ebenfalls auf die Besatzungsmächte zurück. Ihre erste Ausgabe erschien am 21. Februar 1946 als Blatt der sogenannten Lizenzpresse und wurde »unter Zulassung Nr. 6 der Militärregierung« der Briten veröffentlicht. Und wie die anderen Blätter führte auch Die Zeit nach der Aufhebung der Lizenzpflicht keine nennenswerten Personalveränderungen durch, die darauf hätten schließen lassen, dass sich das Blatt von der politischen Linie, welche die britische Besatzungsmacht vorgab, emanzipiert hätte.
Dasselbe gilt für die Frankfurter Rundschau, die auf Veranlassung der US-amerikanischen Besatzungsmacht und durch die Überreichung der Zulassungsurkunden durch General Robert McClure, den Kommandanten der Abteilung für die Nachrichtenkontrolle der US-Armee, am 1. August 1945 gegründet wurde. Und worum es den USA bei der »Umerziehung« der Deutschen in Wahrheit ging, lässt sich auch am Beispiel der Frankfurter Rundschau ablesen.
Nachdem Wilhelm Karl Gerst zunächst zu denen gehört hatte, die eine Lizenz für den Betrieb der Frankfurter Rundschau bekommen hatten, wurde sie ihm im Oktober 1946 wegen angeblicher Parteinahme für den Nationalsozialismus in den Jahren 1933/1934 »ungeachtet des für ihn günstigen Ausganges« 9 des Verfahrens wieder entzogen. Er hatte einen Fehler anderer Art gemacht, denn er setzte sich für die deutsche Wiedervereinigung ein, weshalb er dafür warb, die neu gegründete SED, die spätere Regierungspartei der DDR, auch in Westdeutschland zuzulassen. Erneut zeigt sich, dass es den USA bei ihrer reeducation nicht in erster Linie um den Kampf gegen die Naziideologie ging.
Die Liste ließe sich fortsetzen, denn praktisch alle heute führenden deutschen Medien sind Kinder der anglo-amerikanischen Besatzer, die damals mit der CIA-Operation Mockingbird und anderen Projekten die Herrschaft über die Berichterstattung der westlichen Medien übernommen hatten.
Zum Abschluss dieses Kapitels möchte ich ein aktuelles Beispiel dafür zeigen, wie die US-Geheimdienstebis heute Journalisten als Spione einsetzen. Im März 2023 wurde Evan Gershkovich, der als Journalist des Wall Street Journal in Moskau arbeitete, wegen Spionagevorwurfs verhaftet. Die Verhaftung war in Jekaterinburg erfolgt, wo er nach seinen Angaben Recherchen zur Wagner-Gruppe durchführte.
Westliche Politiker und Medien schrien auf, es sei ein Unding, einen Journalisten zu verhaften, und die russischen Vorwürfe, Gershkovich habe unter dem Deckmantel eines Journalisten für die US-Geheimdienste spioniert, seien absurd. 10
Wenn wir uns aber daran erinnern, in welch hohen Tönen die CIA früher die Vorzüge des Einsatzes von Journalisten als Spione anpries, weil sich journalistische Arbeit hervorragend als Tarnung eignet, erscheint dieser Fall in einem ganz anderen Licht.
Damit will ich Gershkovich, der inzwischen ausgetauscht wurde und in die USA zurückgekehrt ist, keineswegs vorverurteilen, sondern nur sagen, dass es scheinheilig von den westlichen Medien ist, generell zu bestreiten, dass Journalisten als Spione westlicher Geheimdienste eingesetzt werden. Und die Frage, was Gershkovich in unmittelbarer Nähe einer geheimen russischen Militärbasis getan hat, wo er verhaftet wurde, bleibt offen.
Dass für die Operation Mockingbird niemand bestraft wurde, obwohl dabei US-Gesetze gebrochen wurden, ist ein klarer Hinweis darauf, dass die Operation keineswegs eingestellt worden, sondern weitergelaufen ist, wenn auch mit anderen Methoden und Mitteln. Zu der Frage, welche Belege es dafür gibt und wie dies geschah, kommen wir noch.
Doch eines können wir hier bereits festhalten: Es ist keine Verschwörungstheorie, dass westliche Regierungen und Geheimdienste die angeblich unabhängigen westlichen Medien lenken wollen und das auch tun. Das hat die Operation Mockingbird im Falle der USA und ihrer Geheimdienste unbestreitbar gezeigt.
Abschließend habe ich noch eine Frage: Was sollte man nach einem solchen Skandal, bei dem die CIA nichts weniger versucht hat, als die gesamte politische Berichterstattung der westlichen Medien zu lenken, von kritischen und regierungsfernen Medien erwarten können?
Man sollte erwarten können, dass sie darüber berichten und ihr Publikum – auch selbstkritisch – informieren. Die westlichen Medien tun jedoch das Gegenteil: Sie verschweigen den Skandal. Wer das nicht glaubt, möge beispielsweise im Archiv des Spiegels den Suchbegriff »Mockingbird« eingeben und wird feststellen, dass es dort keinen einzigen Artikel darüber gibt.
Dass die westlichen Medien auch nach dem Ende der Operation Mockingbird noch unter Kontrolle und auf Anweisung der US-Regierung arbeiten, will ich als Einleitung zu diesem Kapitel an einem Beispiel belegen, bevor wir uns anschauen, wie und über welche Organisationen das in der Regel passiert.
In Russland gibt es zwei Aktivisten mit dem Künstlernamen »Vovan und Lexus«, die dafür bekannt sind, berühmten Menschen Telefonstreiche zu spielen und diese dann zu veröffentlichen. Angefangen haben die beiden mit russischen Stars und Sternchen, um dann aber ihren Fokus allmählich auf Menschen aus Politik und Wirtschaft zu lenken – und zwar meist bekannten Menschen aus dem Westen.