Gesund leben mit Chinesischer Medizin - Johannes Bernot - E-Book

Gesund leben mit Chinesischer Medizin E-Book

Johannes Bernot

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Beschreibung

YANG SHENG – Ihr Programm für Gesundheit & Lebenspflege beinhaltet Maßnahmen zur Verbesserung Ihres körperlichen Wohlbefindens sowie Ihres seelischen Gleichgewichts – und damit Methoden zur Vermeidung von Krankheiten. Band 1 der Buchreihe führt Sie ein in die Gedankenwelt der Chinesischen Medizin im Allgemeinen und von Yang Sheng im Besonderen. In diesem Buch finden Sie unter anderem: - verständliche Informationen zu Konzepten wie Qi, Yin & Yang oder den Fünf Wandlungsphasen - typgerechte Tipps und Anregungen, etwa für Entspannung und Erhalt Ihrer mentalen Leistungsfähigkeit - viele Wohlfühlrezepte nach der Fünf-Elemente-Lehre - Rezepte für Tees sowie Kräuterempfehlungen für Ihre Hausapotheke - Bewegungsübungen für jeden Tag sowie wohltuende Akupressurtechniken

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Johannes BernotAndrea HellwigClaudia Nichterl
Gesund leben mitChinesischer Medizin
Ganzheitlich vorsorgen undBeschwerden lindern
Band 1 der Reihe
Unter Mitarbeit vonHelmut Schramm und Christiane Tetling
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2019 oekom verlag MünchenGesellschaft für ökologische Kommunikation mbH,Waltherstraße 29, 80337 Münchenin Kooperation mit dem Verlag Systemische Medizin AG, Bad Kötzting
Umschlaggestaltung und Layout: Jorge SchmidtLektorat: Petra ZimmermannKorrektur: Maike Specht, BerlinSatz: Ines Swoboda, oekom verlag
E-Book: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-96238-544-6

Inhalt

Kapitel 1   Gesund leben mit Yang Sheng
Yang Sheng und Chinesische Medizin • Die fünf Säulen der Chinesischen Medizin
Kapitel 2   Der Mensch im chinesischen Denken
Untrennbare Welten – die Einheit von Natur und Mensch • Die Kräfte des Lebens – alles ist Qi • Die fünf vitalen Substanzen des Lebens • Ein Leben in Harmonie – die Idee von Yin und Yang • Das Rad der Wandlungen – die Fünf Wandlungsphasen • Geniales Konzert – Organe und Funktionskreise • Netzwerk des Lebens – das Leitbahnsystem
Kapitel 3   Das Zusammenspiel der Körperfunktionen
Der Atem des Lebens • Trinken und unser Wasserhaushalt • Essen und unsere Verdauung • Bewegt durchs Leben – Bewegung und Sport • Ruhe und Entspannung • Denken und mentale Leistungsfähigkeit • Die Vereinigung von Yin und Yang – Sexualität und Fruchtbarkeit • Die Phasen des Lebens
Kapitel 4   Kräuter und Gewürze
Wie wirken Kräuter? • Die wichtigsten Kräuter und Gewürze für die Hausapotheke • Geschmackserlebnis mit wenig Salz
Kapitel 5   Essen und Trinken
Wohlfühlen mit der Fünf-Elemente-Küche • Grundrezepte für jeden Tag – die Mitte stärken • Das ideale Frühstück • Mittag oder Abendessen • Dessert • Teestunde – einfache Teerezepturen
Kapitel 6   Bewegende Stille – Qigong
In Harmonie mit Körper, Seele und Geist • Basisübungen für jeden Tag und zwischendurch
Kapitel 7   Energetische Regulation – Tuina und Akupressur
Heilsame Berührungen – Tuina-Techniken zur Selbstbehandlung • Zentrale Leitbahnen – Punkte und Körperregionen für die Tuina-Behandlung • Übungen zur Selbst- bzw. Partnerbehandlung
Anhang
Hinweis • Bücher, Adressen & Co. • Über die Autoren • Bildnachweis
Kapitel 1
Gesund lebenmit Yang Sheng
Die Chinesische Medizin ist eines der größten Medizinsysteme weltweit. Seine Besonderheit: Es ist präventiv angelegt. Darauf basiert auch das Konzept Yang Sheng. Der Begriff bedeutet soviel wie »das Leben nähren« und verdeutlicht ein Medizinverständnis, in dem wir für unsere Gesundheit aktiv und selbstbestimmt eintreten. Die Chinesische Medizin bietet einen reichhaltigen Fundus an Methoden, mit dem wir unsere Gesundheit stärken und Heilungsprozesse wirkungsvoll unterstützen können. In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über das Konzept des Yang Sheng und die grundlegenden Methoden der Chinesischen Medizin.

Yang Sheng und Chinesische Medizin

Die Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten, liegt in unserem eigenen Verantwortungsbereich. Unser Lebensstil beeinflusst unsere Gesundheit, aber auch die Entwicklung von Krankheiten. Dieses Konzept ist fest im medizinischen Denken verankert. Selbstverantwortung ist ein wichtiger Bestandteil der Chinesischen Medizin und findet sich wieder im Konzept des YangSheng.
Yang Sheng kann mit »Gesundheitsförderung und Lebenspflege« oder »wie wir das Leben nähren« übersetzt werden. Es beinhaltet Methoden zur Verbesserung der Gesundheit und des seelischen Gleichgewichts – und damit Methoden zur Vermeidung von Krankheiten.
YangSheng entstammt der philosophischen Denktradition des Daoismus, der die chinesische Kultur und auch die Medizin maßgeblich geprägt hat. Der Daoismus hat sich intensiv mit Methoden zur Lebensverlängerung beschäftigt und leitet daraus ein System an praktischen Anweisungen zur Lebenspflege ab. Dabei werden »innere und »äußere« Methoden unterschieden. Mit den »inneren Methoden« fördern wir die innere Ruhe, das seelische Gleichgewicht und schützen uns vor krank machenden Einflüssen. Dies sind beispielsweise Meditation oder die Bewegungskünste Taijiquan oder Qigong. Mit Achtsamkeit hinsichtlich natürlicher und gesunder Ernährung oder der Einnahme von natürlichen Arzneien kultivieren wir die »äußeren Methoden« zur Gesunderhaltung.
YangSheng bildet heute ein umfassendes und differenziertes Konzept zur Gesundheitsprävention, das mittlerweile die Basis vieler moderner Lebensstilprogramme ist.
Die Chinesische Medizin stellt heute – neben der ayurvedischen Medizin – das wohl älteste Medizinsystem weltweit dar. Ihre Wurzeln können bis ins dritte vorchristliche Jahrtausend zurückverfolgt werden. Im Mittelalter breitete sie sich bis nach Persien aus und erreichte im 17. und 18. Jahrhundert Europa, hier insbesondere Frankreich. Laut der World Health Organization (WHO) sind die Methoden der Chinesischen Medizin zum Ende des 20. Jahrhunderts die weltweit am meisten verwendeten Formen medizinischer Praxis.
Die Chinesische Medizin ist verankert in den östlichen Philosophien und Naturwissenschaften. Sie ist Bestandteil eines umfassenden Naturverständnisses und schöpft ihre Erkenntnisse aus den verschiedenen im alten China praktizierten Wissenschaften. Die Chinesische Medizin ist damit gleichzeitig auch fester Bestandteil des chinesischen Denkens.
Die chinesische Weltanschauung hat einen kreisförmigen und in sich geschlossenen Charakter. Das Universum wird als ein Ganzes verstanden, als ein Makrokosmos, der in einem kontinuierlichen und zyklischen Prozess aus Entfaltung und Wandlung besteht. Das chinesische Denken beginnt und endet mit der Idee des Ganzen, in dem alle Teile miteinander und mit dem Ganzen verbunden sind.
Dementsprechend ist die Chinesische Medizin eine ganzheitliche Methode, die jedes einzelne Element nur in Relation zum Ganzen verstehen kann. Ein Symptom wird daher immer als Teil einer Gesamtheit betrachtet. Die Chinesische Medizin versucht zu verstehen, wie sich ein Symptom in das »Gesamtsystem Mensch« einfügt: Es zeigt sich immer im Gesamtgefüge der mentalen, seelischen und körperlichen Ebenen des Menschen und ist Ausdruck seiner individuellen Situation.
Der chinesische Arzt richtet seine Aufmerksamkeit auf das gesamte Individuum. Er fasst alle relevanten Informationen – Symptome, Charakteristika und Lebensumstände des Patienten – zu einem Gesamtbild zusammen. Aus diesen Informationen ergibt sich ein Muster der »Disharmonie«, das ein Ungleichgewicht in der gesamten Person des Patienten auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene beschreibt.
Dabei wendet der chinesische Arzt ein differenziertes Vorgehen aus Gespräch, Befragung, Beobachtung und Abtasten an. Mit Methoden wie der Puls- und Zungendiagnostik können bereits früh gesundheitliche Ungleichgewichte festgestellt werden – noch bevor sich diese in einer bestimmten Erkrankung manifestieren. Auf dieser Grundlage kann der chinesische Arzt dem Patienten Empfehlungen geben und die Aufmerksamkeit beispielsweise auf die Art und Weise seiner Ernährung, seines Trinkens, Denkens und Schlafens lenken.
Eine der Stärken der Chinesischen Medizin besteht darin, dass sie nicht nur die Behandlung von Krankheiten umfasst. Einen ebenso wichtigen Teil der Medizin bilden die verschiedenen Methoden zur Gesunderhaltung des Menschen. Der Patient wird vom Arzt angeleitet, schwächende und auf Dauer krank machende Verhaltensweisen und Einflüsse zu vermeiden. Dieser präventive Charakter ist einer der großen Schätze der Chinesischen Medizin.
Management von Krankheiten im Westen
Das medizinische Denken im Westen, der Blick auf Krankheit und Gesundheit ist bestimmt durch die Zerlegung des Menschen in seine einzelnen Bestandteile Körper, Geist und Seele. Diese drei Daseinsbereiche werden weitgehend isoliert betrachtet. Auch Körperbereiche und -funktionen werden zerlegt und von den verschiedenen Fachdisziplinen der Medizin und deren Fachärzten bearbeitet.
Unsere Medizin hierzulande folgt dabei einer rein physikalischen Sichtweise. Erkrankungen werden zum Beispiel erklärt durch Bakterien, Viren oder Stoffwechselstörungen. Ohne einen labortechnischen Befund, einen Nachweis durch bildgebende Verfahren oder andere physikalisch-messbare Methoden können Erkrankungen nicht erklärt werden.
Unsere westliche Medizin ist ohne Frage leistungsstark und hochkarätig. Viele Menschen sind mit Ernsthaftigkeit und hohen Ansprüchen in der medizinischen Praxis wie auch in Wissenschaft und Forschung tätig. So können wir beispielsweise dankbar sein für die Möglichkeiten in der Akutversorgung, der Notfallmedizin und der Chirurgie, in denen Außerordentliches geleistet wird. Gleichzeitig wird aber auch immer mehr Kritik laut – eine Kritik, die nicht die Leistungen dieser Medizin infrage stellt, aber ihre Grenzen sehr deutlich formuliert und auffordert, sich konstruktiv mit diesen Grenzen auseinanderzusetzen.
Werfen wir dazu einen Blick auf die Grundausrichtung unserer westlichen Medizin. Die Therapiekonzepte dieser Medizin basieren in der Regel auf der direkten Behandlung von Symptomen. So geht es um die Beseitigung von Bakterien durch Antibiotika, die Hemmung der Vermehrung von Viren, das Mindern von Schmerzen und Entzündungen oder die chemische Substitution von fehlenden Stoffen im Körper. Der Mensch erscheint wie ein Depot, das bei Bedarf chemisch reguliert, aufgefüllt oder mechanisch wieder instand gesetzt bzw. operiert werden muss. Die eigentlichen Ursachen einer Erkrankung – Ungleichgewichte innerhalb des subtilen Zusammenspiels der Organsysteme – geraten oft aus dem Fokus. Ungleichgewichte entstehen durch konstitutionelle Schwächen, schadhafte Lebensumstände oder einen Lebensstil, der auf Dauer unsere Ressourcen verbraucht und die Entstehung von Krankheiten begünstigt.
In den westlichen Industrieländern haben die Zahl chronischer Erkrankungen und die Einnahme von zum Teil starken Medikamenten dramatisch zugenommen. Nach aktuellen Untersuchungen nimmt beispielsweise ein Drittel aller US-Amerikaner regelmäßig opioidhaltige Schmerzmittel ein. Die Zahl der jährlichen Opioidsuchttoten in den USA geht inzwischen in die Zehntausende und übersteigt bereits die Zahl der Toten durch den klassischen Drogenkonsum. Die Einnahme von Blutdruck-, Cholesterin- und Harnsäuresenkern, Antidepressiva oder Schmerzmedikamenten wird für immer mehr Menschen zur täglichen Routine. Die Aufrechterhaltung von wichtigen Lebensfunktionen scheint ab einem bestimmten Alter nur noch durch die Zufuhr chemischer Substanzen möglich zu sein – den Gesundheitssystemen, in denen die Medizin längst zu einem veritablen Wirtschaftsfaktor geworden ist, droht eine Kostenexplosion. In einem derart durchökonomisierten System scheint es immer mehr um Kostenkontrolle statt um die Patientenversorgung zu gehen.
Das »Management« unserer »modernen Zivilisationskrankheiten« besteht überwiegend in der Verordnung von Medikamenten und Operationen. Es ist von sogenannten Management-Disease-Programmen die Rede, Krankheiten werden verwaltet, die Menschen werden nach vorgegebenen Leitlinien standardisiert therapiert. Der Mensch als Individuum gerät dadurch aus dem Fokus. Die Medizin hat sich zur Krankheitsverwaltung entwickelt, der Arzt wird zum Manager degradiert.
Daneben werden Patient und Patientin selten aktiv in den Heilungsprozess eingebunden und gefordert, sondern sie werden zum reinen Konsumenten von »Gesundheitsdienstleistungen«, wie man es heute nennt. Die Selbstverantwortung des Patienten bei der Wiederherstellung von Gesundheit spielt kaum eine Rolle. Grundlegende Fragen der Gesunderhaltung werden nicht oder nur unzureichend beantwortet, und es fehlen tief greifende Konzepte zur Krankheitsvorbeugung.
Immer mehr Menschen wenden sich deshalb von der konventionellen Medizin ab und suchen nach anderen Formen der medizinischen Betreuung. Sie begeben sich auf die Suche nach ganzheitlichen und überzeugenden Konzepten für einen selbstverantworteten Lebensstil, um Gesundheit und Lebensfreude bis ins hohe Alter zu erreichen – und dies ohne die regelmäßige Einnahme von Medikamenten.

Die fünf Säulen der Chinesischen Medizin

Ein Mensch ist gesund, wenn seine Lebensenergie Qi (siehe Die Kräfte des Lebens – alles ist Qi) ungehindert durch den ganzen Körper fließen kann. Wird die Lebensenergie jedoch am freien Fluss gehindert, können Krankheiten entstehen. Ärzte und Therapeuten, die umfassend in der Chinesischen Medizin ausgebildet sind, ermitteln die Ursachen von Beschwerden durch eine ausführliche Diagnose. Dazu gehören eine umfassende Anamnese sowie die Zungen- und Pulsdiagnose. Das dadurch gewonnene Gesamtbild ist die Basis für die Behandlung mit dem Ziel, dass die Energie wieder frei fließen kann.
Die Chinesische Medizin verfügt über die nachfolgenden fünf Säulen der Behandlung:

Akupunktur

Akupunktur (lateinisch acus = Nadel, punctum = Stich) bedeutet die Stimulierung von Akupunkturpunkten mit Nadeln. Seit fast 3000 Jahren werden in China Erkrankungen mit Akupunktur wirkungsvoll behandelt. Durch Einstiche mit feinen Nadeln an genau festgelegten Punkten der Haut werden die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt, um ein bestehendes Ungleichgewicht zu regulieren. Die Akupunkturpunkte sind auf energetischen Leitbahnen angeordnet, die wie ein Netzwerk den gesamten Körper durchziehen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auf die Akupunkturpunkte einzuwirken. Neben der Verwendung von Nadeln können Akupunkturpunkte auch durch Wärme (Moxibustion), Ultraschall, Strom (Elektroakupunktur), Laserstrahlen oder durch Fingerdruck (Akupressur) stimuliert werden. Für die Selbstbehandlung ist nur die letztgenannte Methode geeignet.
Näheres zu Akupressur erfahren Sie in Kapitel 7.

Arzneimitteltherapie

Die chinesische Arzneimitteltherapie ist die älteste und wichtigste Therapie der Chinesischen Medizin. Es werden überwiegend pflanzliche Substanzen (Wurzeln, Rinden, Stängel, Blüten, Samen/Früchte und Blätter), daneben auch Mineralien und in seltenen Fällen auch tierische Bestandteile verwendet. Sie werden in der Regel in Form von Tees oder Dekokten (Auskochungen) eingenommen. Für ein Dekokt werden meist zehn bis zwölf Einzelsubstanzen in Wasser ausgekocht und als Tee/Sud verabreicht. Sie können auch in Form von konzentrierten Extrakten, Instantpulvern oder Pillen verschrieben werden. Es werden ausschließlich geprüfte und auf Schadstofffreiheit untersuchte (chinesische) Arzneidrogen verwendet. Da es sich um ein komplexes System handelt und die Substanzen teilweise starke pharmakologische Wirkungen haben, ist die chinesische Arzneimitteltherapie ausschließlich fachlich ausgebildeten Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten. Der Einsatz von Küchen- und Teekräutern kann auch in Selbstanwendung erfolgen.
Die wichtigsten Kräuter und Gewürze werden in Kapitel4 vorgestellt. Teerezepturen finden Sie in Kapitel5.

Ernährungstherapie

Ideal zur Selbsttherapie geeignet ist die Anwendung der Grundsätze der chinesischen Ernährungslehre, auch bekannt als Fünf-Elemente-Ernährung oder chinesische Diätetik.
In der Fünf-Elemente-Ernährung werden Lebensmittel ihrer thermischen Wirkungsweise zugeordnet. Je nachdem, wie viel »Yin« oder »Yang« (siehe Das Konzept von Yin und Yang) die Zutaten enthalten, gibt die thermische Wirkung Auskunft darüber, wie sich die Lebensmittel im Körper verhalten: heiß, warm, neutral, kühlend oder kalt. Neben der thermischen Wirkung werden Lebensmittel auch nach ihrem Geschmack geordnet. Der Geschmack repräsentiert eines der Fünf Elemente bzw. Wandlungsphasen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser, die für eine bestimmte Wirkung im Körper stehen. Das dem Element zugeordnete Lebensmittel unterstützt durch seinen Geschmack das entsprechende Organpaar. Essen wird so zur »Medizin«.
Die Fünf-Elemente-Ernährung stellen wir Ihnen in Kapitel 5 vor.

Bewegungslehre (Qigong und Taijiquan)

Unter Qigong und Taijiquan werden verschiedene Übungsmethoden zur Pflege von Körper und Geist zusammengefasst. Mit den Übungen wird das Qi aktiviert, Blockaden werden aufgelöst und die geistigen und körperlichen Fähigkeiten gefördert. Körper und Geist kommen in einen Zustand der Ruhe und Entspannung. Die Übungen umfassen langsame Bewegungsabläufe und/oder statische Körperhaltungen, bei denen Körperspannung, Konzentration und Atmung eine wichtige Rolle spielen. Meditation, Medizin und Kampfkunst gehen in diesen Bewegungslehren eine enge Verbindung ein.
Näheres dazu erfahren Sie in Kapitel6.

Tuina-Massage

Die chinesische Form der Massage, Tuina (Tui = Schieben, Na = Greifen), ist eine Mischung aus Chiropraktik, Akupressur und weiteren manualtherapeutischen Methoden. Dabei werden sowohl punktuelle als auch großflächige Massagetechniken angewendet. Die Chinesische Medizin kennt viele wirksame Massagetechniken, die von entsprechend ausgebildeten Therapeuten angewendet werden, aber auch zur Selbstanwendung geeignet sind. Grundlage aller Techniken ist die Arbeit mit dem Leitbahn-System (siehe Die Leitbahnen als Straßen des Qi) und dem Qi (siehe Die Kräfte des Lebens – alles ist Qi): Durch manuelle Einwirkung auf die Leitbahnen und Akupunkturpunkte werden energetische Blockaden gelöst und der Qi-Fluss gefördert.
Übungen zur Selbst- und Partnermassage finden Sie in Kapitel 7.
Kapitel 2
Der Mensch im chinesischen Denken
In diesem Kapitel laden wir Sie zu einem kleinen Rundgang durch die Chinesische Medizin ein. Sie basiert auf jahrtausendealtem Wissen, das noch heute in Diagnostik und Therapie einfliest. Die von den alten Chinesen beschriebenen Prinzipien des Menschseins und der Ideen über Gesundheit und Krankheit besitzen noch heute Gültigkeit.

Untrennbare Welten – die Einheit von Natur und Mensch

Die theoretischen Konzepte der Chinesischen Medizin basieren auf den jahrtausendealten chinesischen Philosophietraditionen. Die Chinesische Medizin kann nicht von den bis zu 5000 Jahre alten philosophischen und naturwissenschaftlichen Betrachtungen der alten Chinesen getrennt werden.
Im alten China wurde das Universum als ein dynamisches System beschrieben, in dem alle Phänomene wechselseitig voneinander abhängen und sich gegenseitig bestimmen. Das Universum unterliegt ständiger Veränderung, die von einem Mechanismus der Selbstregulierung bestimmt ist. Diese Selbstregulierung dient der Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung von Gleichgewicht und Harmonie. Veränderungen zeigen sich in zyklischen Prozessen: Alle beobachtbaren Phänomene wiederholen sich in bestimmten Abläufen. Am Rhythmus von Tag und Nacht oder den Jahreszeiten mit ihren Klimaveränderungen können wir unmittelbar diese Zyklen beobachten. Beim Menschen spiegeln sich diese zyklischen Prozesse beispielsweise in Veränderungen der vitalen Aktivitäten über den 24-Stunden-Rhythmus oder im Jahresverlauf wider.
Die Jahreszeiten in chinesischer Darstellung
Die Jahreszeiten als dynamischer Prozess
Der Mensch ist untrennbar mit der Natur und dem Kosmos verbunden. Er ist das Abbild des Universums im Kleinen. Als Bestandteil des Universums ist er in die universalen Gesetzmäßigkeiten des Lebens eingebunden. Die gleichen Gesetze, die das Universum als Makrosystem beherrschen, bestimmen auch den »menschlichen Mikrokosmos«.
Auch der Mensch unterliegt ständigen Veränderungsprozessen – nichts bleibt, wie es ist. Die Fähigkeit zur Anpassung an diese Veränderungen sorgt für Ausgewogenheit, Gesundheit und Wohlbefinden. Wird diese Anpassungsfähigkeit gestört, kommt es zu Unausgewogenheit, Unwohlsein und auf Dauer zu Krankheit. Die Einbettung des Menschen in seine Umwelt spielt somit eine wichtige Rolle bei der Erhaltung von Gesundheit und der Entstehung von Krankheit.
Der Mensch kann nicht unabhängig von seiner Umwelt betrachtet werden. Diese Sichtweise auf alles Leben bildet die Grundlage für den ganzheitlichen Ansatz in der Chinesischen Medizin: Alles bildet eine Einheit, alles bedingt sich gegenseitig, alles ist in ständiger Veränderung.

Die Kräfte des Lebens – alles ist Qi

Qi ist das grundlegende Phänomen im Universum – alles ist Qi, auch der Mensch. Das alte chinesische Schriftzeichen für Qi beinhaltet gleichzeitig Materielles und Immaterielles.
氣Qi
Setzt sich aus zwei Teilen zusammen:
气 = Dampf, Dunst → immateriell, feinstofflich
米 = ungekochter Reis → materiell, substanzhaft
Unter den Sinologen wird die Übersetzung von Qi nicht einheitlich gehandhabt. Dies spiegelt auch die veränderliche Natur von Qi wider. Generell kann Qi vereinfacht als Energie übersetzt werden. Weitere Übersetzungen fassen den Begriff Qi als vitale Kraft, Dampf, Lebenskraft oder Äther. Da es eine große Bandbreite an Übersetzungen gibt, hat man sich in der Chinesischen Medizin darauf geeinigt, den Begriff Qi beizubehalten und nicht zu übersetzen.
Das Qi ins Fließen bringen

Das Konzept des Qi

Qi bewegt sich auf einem Kontinuum von materiell bis feinstofflich. Die verschiedenen sich ständig wandelnden Formen von Qi lassen sich gut am Beispiel der Aggregatzustände von Wasser veranschaulichen: Im Normalzustand ist Wasser eine Flüssigkeit, im verdichteten Zustand wird es zu Eis, im verfeinerten Zustand wird es zu Dampf. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Qi: Es kann fließende, feste und feinstoffliche Formen annehmen.
Qi hat wie Wasser unterschiedliche Aggregatzustände
Die Chinesische Medizin unterscheidet drei Dichtegrade von Qi im Menschen:
Qi in fließender Form: Emotionen, Energien und Körperflüssigkeiten.
Qi in fester Form: Körpersubstanz (Knochen, Muskulatur, Gewebe).
Qi in feinstofflicher Form: Geist und Seele.
Emotionen, Körper und Geist sind alle Manifestationen ein und desselben Qi. Sie können nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Alle Körperfunktionen, aber auch alle Erkrankungen – seien es körperliche oder seelische – sind somit Ausdruck der Zustände und Bewegungen von Qi.
Der Mensch bewegt sich auf dem Kontinuum der verschiedenen Ausprägungen von Qi. Er steht im Wechselspiel zweier gegensätzlicher Energien, dem Materiellen und dem Feinstofflichen. Die Einbindung in diese gegensätzlichen Kräfte ist durch das Konzept »Erde – Mensch – Himmel« versinnbildlicht. Der Mensch steht zwischen Himmel und Erde und ist gleichzeitig das Bindeglied zwischen Himmel und Erde. Der Himmel symbolisiert alle feinstofflichen, die Erde alle materiellen Energien. Im Menschen finden sich damit alle Ausprägungen von Qi. In dem alten Medizinbuch Klassiker des Gelben Kaisers – Einfache Fragen heißt es hierzu:
»Der Mensch wird aus dem Qi von Himmel und Erde gebildet. […] Die Einheit des Qi von Himmel und Erde wird Mensch genannt.«

Die Aufgaben des Qi im menschlichen Organismus

Die Chinesische Medizin unterscheidet die nachfolgenden sechs Aufgaben, die das Qi im menschlichen Organismus ausübt.
Umwandeln
Nahrung und Flüssigkeiten müssen so verarbeitet werden, dass sie dem Körper möglichst optimal zur Verfügung stehen. Dafür benötigen Magen und Darm ausreichend Qi, um die lebensnotwendigen Bestandteile aus Nahrung und Flüssigkeiten extrahieren zu können.
Transportieren
Im Verdauungsprozess müssen Nahrung und Flüssigkeiten durch den Verdauungstrakt transportiert werden. Zentrale Kraft für die Steuerung und Aufrechterhaltung dieses Transports ist das Qi.Qi ist zudem die zentrale und treibende Kraft für den Blutfluss durch den Körper.
Festhalten
Damit ist gemeint, dass das Qi das Blut und die Körperflüssigkeiten an ihrem Platz hält. Das Blut muss in den dafür vorgesehenen Gefäßen fließen, anderenfalls kommt es zu Einblutungen in das Gewebe. Die Flüssigkeiten müssen in den für sie vorgesehenen Körperstrukturen zirkulieren. Ist dies nicht der Fall, kann sich dies in Wassereinlagerungen, wie etwa geschwollenen Beinen oder Füßen, zeigen.
Anheben
Das Qi ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Organe an ihrem Platz gehalten werden. Organsenkungen sind in der Chinesischen Medizin ein Zeichen dafür, dass das Qi seine Aufgabe des Anhebens nicht mehr erfüllen kann.
Schützen
Das Qi sorgt dafür, dass äußere krank machende Faktoren nicht in unseren Körper eindringen können. Diese Funktion des Qi bildet in der Chinesischen Medizin einen Teil unseres Immunsystems. Es schützt uns vor dem Eindringen von Erregern. Im Winter schützt es uns aber auch vor zu viel Kälte im Körper. Kann das Qi diese Aufgabe nicht erfüllen, weil es entweder zu schwach oder die Kälte zu groß ist, beginnen wir zu frieren. Können wir dieser Kälte nicht ausreichende Wärme entgegensetzen, kann es beispielsweise zu Erkältungen kommen.
Wärmen
Alle physiologischen Abläufe im Körper benötigen Wärme. Für das Wärmen des Körpers ist das Qi verantwortlich. Es zirkuliert bis in die kleinsten Gefäße und stellt sicher, dass auch dort alle notwendigen Prozesse ablaufen können. Ständiges oder leichtes Frieren ist in der Chinesischen Medizin unter anderem ein Symptom für ein schwaches Qi.
Mit Bewegung in freier Natur stärken wir unser Qi
Für die Kraft und Funktionsfähigkeit unseres körpereigenen Qi sind wir zu einem großen Teil selbst verantwortlich. Wir können selbst viel dafür tun, unser Qi zu pflegen und zu stärken. Mit sinnvollen Regeln zu Ernährung, Bewegung, Schlaf und Ausgleich unserer Emotionen können wir die physiologischen Bewegungen des Qi unterstützen, wiederherstellen und aufrechterhalten. Dies führt uns zu mehr Vitalität und Lebensfreude.

Die fünf vitalen Substanzen des Lebens

In der Chinesischen Medizin werden fünf grundlegende Substanzen im Körper unterschieden. Diese Substanzen halten die vitalen Funktionen des Menschen aufrecht und sorgen – wenn sie in ausreichender Qualität und Quantität vorhanden sind – für Gesundheit, Regeneration und Wohlbefinden. Sie werden daher auch als die vitalen Substanzen bezeichnet.
Qi
Das Konzept des Qi wurde bereits im vorangegangenen Kapitel erläutert.
Blut