Gesundheit für Kinder - Herbert Renz-Polster - E-Book
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Gesundheit für Kinder E-Book

Herbert Renz-Polster

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Beschreibung

Das Standardwerk vollständig überarbeitet und aktualisiert

»Gesundheit für Kinder« ist das Standardwerk für Eltern. Mit einer ausgewogenen Darstellung der verschiedenen Heilverfahren hilft es zu erkennen, wann eine schulmedizinische Behandlung angebracht und wann die Naturheilkunde die bessere Wahl ist. Das Buch liefert kompetenten Rat zur Vorbeugung und zur Behandlung von Kinderkrankheiten, wann Eltern ihr Kind mit Hausmitteln selbst kompetent behandeln können oder wann es Zeit wird, zum Kinderarzt zu gehen. Darüber hinaus vermittelt es ein fundiertes Verständnis davon, wie Kinder sich entwickeln und wie eine gesundheitsfördernde Erziehung aussehen kann.

Dabei wissen die Autoren nicht nur aus ihrer medizinischen Praxis, wovon sie sprechen: Neben der fachlichen Kompetenz überzeugt ihre eigene Erfahrung als Eltern.

  • Fundierte, umfassende Orientierung – kompetent und ganzheitlich
  • Komplett neu gestaltet
  • Mit 580, vielen neuen farbigen Abbildungen und Tabellen

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 1677

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© Kösel-Verlag

Dr. med. Herbert Renz-Polster, vier heute erwachsene Kinder und

ein Enkelkind, Kinderarzt und assoziierter Wissenschaftler am Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg.

Ausbildung und Forschungstätigkeit 1995–2002 in den USA, dann in Deutschland.

Seine Werke »Kinder verstehen«, »Menschenkinder« und »Schlaf gut, Baby!« gehören zu den Bestsellern im Bereich der kindlichen Entwicklung.

Blog: www.kinder-verstehen.de

© Erwin Schönwälder

Dr. med. Nicole Menche war nach Studium und Promotion als

Ärztin in Krankenhaus und allgemeinärztlicher Praxis tätig. Die medizinische Fachredakteurin, Autorin und Herausgeberin vieler erfolgreicher medizinischer Lehrbücher hat ihre Arbeitsschwerpunkte heute in den Bereichen Anatomie, Physiologie und Innere Medizin.

Sie hat drei Söhne und lebt in Langen.

© Fabian Girke

Dr. med. Arne Schäffler ist Arzt und arbeitet als Berater und Autor für medizinische Fachverlage. Als Autor hat er die führende Kitteltaschenbuchreihe »Klinikleitfaden« sowie die Pflege-Lehrbuchreihe »Pflege heute« begründet. Aktuell leitet er die Redaktion des klinisch-medizinischen Lexikons »Pschyrembel«.

Er lebt in Augsburg und hat vier Mädchen und zwei Jungen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren.

Zuschriften und Kritiken an

[email protected]

Das Besondere bei »Gesundheit für Kinder«: Dieses Buch profitiert nicht nur von der medizinischen Berufspraxis der drei Autorinnen und Autoren – sondern vielleicht noch mehr von deren Praxis und Erfahrung als Vater und Mutter. Die drei wissen, wie schwierig es manchmal ist, Krankheitszeichen an Kindern zu deuten. Sie haben aus eigenem Erleben erfahren, was Kinder stark macht, aber auch, was sie gefährden kann – und wie Eltern wirksam ihre Kinder dabei unterstützen, Krankheitsphasen durchzustehen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen.

Das Foto entstand am Rand eines Autorentreffens im Jahrhundertsommer 2003. Die drei Autor*innen sind umringt von ihren damals zwölf Kindern, das dreizehnte und letzte kam erst 2006 zur Welt.

Bedienungsanleitung

Unter dem Motto »Gesund sein – gesund bleiben« stehen die einführenden grauen Kapitel. Hier erfahren Sie alles, was Sie wissen sollten, damit Ihr krankes Kind rasch wieder gesund wird. Aber auch, was es braucht, damit Ihr Kind sich gesund entwickelt und gesund bleibt: Ernährung, Entwicklungsförderung und die medizinische Vorbeugung durch Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen.

Kapitel 1–7

Gesund sein – gesund bleiben

1

Gesund werden

2

Born to be wild – so stärken Sie Ihr Kind

3

Schritte ins Leben – die Entwicklung des Kindes

4

Gesunde Ernährung für gesunde Kinder

5

Das große Selbsthilfepraktikum

6

Alternative Heilverfahren

7

Beim Kinderarzt: Impfungen und pädiatrische Vorsorge

Dieses violette Kapitel hilft Ihnen herauszufinden, was Ihrem Kind fehlt, z.B. wenn es Fieber oder Husten hat. In dem Kapitel erfahren Sie nicht nur, wie Sie die Warnsignale des Körpers richtig deuten, sondern auch, wie Sie Ihrem Kind jetzt rasch helfen.

Kapitel 8

Was fehlt meinem Kind?

Beschwerden und erste Maßnahmen

 

Die grünen Kapitel behandeln die akuten Erkrankungen in den ersten Lebensmonaten und geben eine (knapp gefasste) Übersicht über angeborene Gesundheitsstörungen und Behinderungen.

Kapitel 9–10

Erkrankungen des Säuglings und Kinder mit Handicaps

9

Der kranke Säugling

10

Kinder mit Handicaps

Den Hauptteil des Buches bilden die 13 blauen Kapitel zu den Erkrankungen des Kindes. Schon bei der Überschrift können Sie die Häufigkeit der dargestellten Erkrankung mit Hilfe des blauen »Bärchen-Logos« erkennen. Ein einleitender Abschnitt fasst dann vorab das Wichtigste zu einer Erkrankung zusammen. Anschließend geht es in die Details und diese sind immer wie folgt gegliedert:

Leitbeschwerden:

Welche Beschwerden sind typisch für die Erkrankung?

Wann zum Arzt:

Muss mein Kind zum Arzt? Und wenn ja: wie schnell?

Das Wichtigste aus der Medizin:

Wie und warum entsteht die Erkrankung?

Das macht der Arzt:

Welche Untersuchungen sind nötig und wie wird behandelt?

So helfen Sie Ihrem Kind:

Möglichkeiten und Grenzen der häuslichen Selbsthilfe.

Möglichkeiten der Naturheilkunde:

Bewährte alternativmedizinische Verfahren.

Vorsorge:

Wie beuge ich der Erkrankung vor?

Kapitel 11–23

Erkrankungen des Kindes

11

Kinderkrankheiten und andere Infektionen

12

Erkrankungen von Atemwegen und Lunge

13

Erkrankungen von Herz und Kreislauf

14

Erkrankungen des Blutes und der Abwehr; bösartige Erkrankungen

15

Erkrankungen von Mund und Zähnen, Magen und Darm

16

Erkrankungen von Stoffwechsel und Hormondrüsen

17

Erkrankungen von Nieren, Blase und Geschlechtsorganen

18

Erkrankungen von Knochen und Muskeln

19

Erkrankungen der Haut

20

Erkrankungen der Augen

21

Erkrankungen von Hals, Nase und Ohren

22

Erkrankungen von Gehirn und Nervensystem

23

Seelische Störungen

Vom Sonnenschutz am heimatlichen Badesee bis zur Planung einer Fernreise – alles Wichtige zum Thema Reisen mit Kindern finden Sie in diesem Kapitel.

Kapitel 24

Mit Kindern reisen

 

 

Kinder verunglücken leicht, sie sind unternehmungslustig und unterschätzen oft die Gefahren. Auch wenn die meisten Unfälle harmlos verlaufen – dieses Kapitel hilft Ihnen mit Rat und Schritt-für-Schritt-Bildanleitungen, auch ernste Situationen in den Griff zu bekommen.

Kapitel 25

Erste Hilfe bei Kinder-Notfällen

 

 

Das Register am Ende des Buches hilft Ihnen, schnell das zu finden, was Sie suchen.

Register

3500 Stichwörter zum schnellen Auffinden von Sachverhalten

 

 

Fotografien und Grafiken von:

Tobias Blaser, Augsburg; Anja Messerschmidt, Lübeck; Gerda Raichle, Ulm; Dr. med. Thomas Eppinger, Pfaffenweiler; Dr. med. Reinhold Klein, Pfaffen-hofen/Glonn; Susanne Adler, Lübeck; Michael Amarotico, München, und vielen anderen mehr

Wichtiger Hinweis: Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. Die Herausgeber dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Aufgrund des Charakters des Werkes sind die gemachten Angaben grundsätzlich nicht auf Vollständigkeit oder auf umfassende Aufklärung über Nebenwirkungen und Dosierungen angelegt.

Nutzer und Nutzerinnen dieses Buches sind deswegen verpflichtet, die Behandlung ihrer Kinder in Absprache mit der Kinderärztin und in eigener Verantwortung zu bestimmen. Beipackzettel von Medikamenten oder Produktinformationen von medizinischen Hilfsmitteln können dazu Hilfestellung bieten.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

© 2004 Kösel-Verlag, München, Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Für Copyright in Bezug auf das verwendete Bildmaterial siehe Bildnachweis Umschlaggestaltung: Weiss Werkstatt München, nach einer Idee von fuchs_design, Dr. Herbert Renz-Polster, Dr. Arne Schäffler

Coverfoto: © Esplanade/Mauritius

Satz: Prinz 5 GmbH, Augsburg

Layout: Dr. Arne Schäffler, Dr. Herbert Renz-Polster

ISBN 978-3-641-25825-2V004

www.koesel.de

Liebe Mütter, liebe Väter, liebe Erzieherinnen und Erzieher,

Gesundheit für Kinder – das ist der große Wunsch von uns allen, die wir Verantwortung für Kinder tragen.

Und es ist auch der Wunsch, den wir Autoren mit diesem Buch verbinden: dass dieses Werk Ihnen hilft, Ihren Kindern so viel Gesundheit zu ermöglichen wie nur irgend erreichbar.

Ein Buch auf vier Säulen

Dabei ist uns klar: Gesundheit für Kinder ist kein Rezept, das man ausstellen kann. Keine Leistung, die das Gesundheitswesen allein vollbringen kann. Gesundheit für Kinder ist vielmehr der Weg, den wir jeden Tag mit unseren Kindern gehen. Die Informationen auf den nächsten 520 Seiten sollen Ihnen auf diesem Weg bei der Orientierung helfen.

Dabei stehen vier »Säulen« oder Grundthemen im Vordergrund:

Krankheiten: Wie Sie Ihrem Kind am besten helfen, wenn es krank ist.

Vorbeugung: Wie Sie ihm helfen, Krankheiten aus dem Weg zu gehen.

Entwicklung: Wie Kinder ihre Fähigkeiten entfalten und sich ihre Chancen und Möglichkeiten erschließen.

Erziehung: Wie Sie Ihrem Kind helfen können, eine starke, gesunde Persönlichkeit zu werden.

Warum dieses Buch?

Das Thema »Gesundheit für Kinder« ist seit langem Teil dessen, was wir beruflich machen. Den Anstoß für dieses Buch aber gaben unsere Erfahrungen als Eltern: Da war das anscheinende Schielen des neugeborenen Sohnes, die fragliche Entwicklungsstörung der Einjährigen, der immer wiederkehrende Ärger mit »Polypen« bei einem unserer Fünfjährigen, die jahrelangen Neurodermitis-Probleme der Siebenjährigen – von immer neu auftretenden Läuse-Attacken im Kindergarten gar nicht zu reden.

Und immer wieder machten wir die gleiche Erfahrung, egal ob im Internet, in bunten oder weniger bunten Ratgebern: Es gab viele Tipps – aber wenig echte Hilfe. Viele Allerweltsweisheiten vom Typ »Jetzt braucht Ihr krankes Rotznäschen vor allem Liebe«. Und viel Schwammiges der Sorte »Zur Abhärtung soll Ihr Kind viel draußen spielen – aber nicht bei schlechtem Wetter.« Zu viel Fastfood-Information, die nicht satt macht. Und zu viele hochprozentige Heilsversprechen, die vielleicht in irgendeine Weltanschauung oder Schule passen, aber nicht zu dem Leben mit Kindern, wie wir es kennen. Und schließlich sind sich auch die professionellen Helfer nicht immer einig darüber, welcher Weg denn der erfolgversprechendste ist.

Eltern den Rücken stärken

Unser Ziel war deshalb: ein Buch zu machen, das Ihnen als Eltern durch begründete, umfassende Information einen eigenen Standpunkt ermöglicht. Das Ihnen verstehen hilft, wie Kinder von ihrer Biologie, ihrer Psyche und ihrer Entwicklung her »funktionieren« und welche Wirkungen Krankheiten an ihrem Körper und in ihrer Seele entfalten.

Unser Ziel war ein Buch, das Ihnen mit soliden Fakten hilft, auf dem oft widersprüchlichen Gesundheitsmarkt Schein und Sein zu trennen. Und das Sie mit praktisch umsetzbaren Informationen dabei unterstützt, die unvermeidlichen Krankheiten gut zu bewältigen.

Blick unter die Oberfläche

Mit diesem Buch wollen wir aber auch einen Blick »in die Tiefe« anregen. Denn das gesunde und erfolgreiche Heranwachsen unserer Kinder ist trotz allen materiellen Wohlstandes heute nicht leichter geworden. Nicht nur sind Kinder rein mengenmäßig eine bedrohte Art – wir sind uns auch immer weniger sicher, was unsere Kinder eigentlich brauchen. Was sind nur Wünsche und was echte Bedürfnisse?

Wir alle wissen: Behandeln ist gut, vorbeugen ist besser. Und was es bei Kindern braucht, damit sie gesund bleiben – dazu hat die Wissenschaft in den letzten Jahren viele neue Kapitel geschrieben. Viele alte Theorien, etwa wie Allergien zu verhindern sind, sind dabei auf dem Müllplatz der Geschichte gelandet.

Und was dabei auch klar geworden ist: Was wir Eltern zu Hause für unsere Kinder tun, ist wichtig, aber genauso zählt, was ihnen »dort draußen« begegnet.

Und deshalb durchzieht der kritische Blick auf die Lebens- und Umwelt unserer Kinder dieses Buch wie ein roter Faden. Denn nur, wenn wir Strategien entwickeln gegen die »ganz normale« Bewegungsarmut, den »ganz normalen« Sog hin zu den elektronischen Medien und die kindliche Vorliebe für »total leckeres«, aber minderwertiges Essen, gelingt es, die vermeidbaren Probleme in der Entwicklung unserer Kinder auch wirklich zu vermeiden.

Wir glauben, dass Eltern hier mehr bewegen können, als sie sich manchmal zutrauen. Wo immer möglich, geben wir deshalb im Alltag erprobte Tipps – etwa was Sie machen können, damit bei Ihrem Dreijährigen gesundes Essen besser klappt, was Ihr Kleinkind besser ein- und durchschlafen lässt und was Ihrem Schulkind aktiv und beweglich zu bleiben hilft.

Und so hoffen wir für dieses Buch:

dass es seinen Wert in der Ausnahmesituation unter Beweis stellt, die eine akute Erkrankung für Kind und Eltern gleichermaßen bedeutet,

und dass es Ihnen hilft, mit Ihrem Kind auch im gewöhnlichen Alltag so zu leben, dass es sich gesund entwickeln kann.

Vogt, Langen und Augsburg,

im Mai 2022

Die Autoren

Was ist neu an Gesundheit für Kinder?

Das Wissen über Kinder hat sich in den letzten Jahren stark erweitert. Die Forschung hat dabei einige beunruhigende Ergebnisse zu Tage gefördert – etwa:

wie früh – meist schon im Säuglings-und Kleinkindalter – sich entscheidet, mit welchen Krankheitsrisiken ein Kind durchs Leben geht,

dass auch die seelische Gesundheit ihre Wurzeln in der Kinderzeit hat – so zeigt die Glücksforschung, dass sich die meisten Menschen ihr ganzes Leben lang in etwa so zufrieden fühlen, wie sie es als Sechsjährige waren,

dass es eben nicht ausreicht, wenn Kinder zu allen Vorsorgeuntersuchungen gehen. Zu viele Kinder fallen durch die Maschen, und zu wenig kann man noch tun, wenn dann etwas Auffälliges entdeckt wird.

Auf der anderen Seite gibt es auch neue Erkenntnisse, die Hoffnung machen: Vieles von dem, was Pädagogen, Hirnforscher, Pä­­diater und Entwicklungspsychologen zu­­sam­mengetragen haben, hilft uns, die Wurzeln von Gesundheit und Krankheit immer besser zu verstehen.

Wir lassen Sie »mitlesen«

Wir haben versucht, Sie an diesen aktuellen Entwicklungen teilhaben zu lassen, und haben deshalb in dieses Buch viele neue, spannende Forschungsergebnisse aufgenommen. Etwa wie groß die Spannbreite der normalen kindlichen Entwicklung ist (siehe hier), wie wichtig frühe Kontakte mit Mikroben für unser Immunsystem sind (siehe hier), wie Allergien entstehen (siehe hier), wie die Weichen für einen gesunden Stoffwechsel gestellt werden (siehe hier) und warum es Jungs heute in der Schule und im Verhalten so viel schwerer haben als Mädchen (siehe hier).

Und wir haben versucht, die Erkenntnisse der Forschung umzusetzen: Was bedeuten diese Ergebnisse für den Alltag? Für die Erziehung? Für die Rahmenbedingungen zu Hause und »draußen«?

Kein Streit der Schulen

Gesundheit für Kinder ist für uns kein Privileg einer bestimmten Therapierichtung oder Weltanschauung. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass sowohl die Schulmedizin als auch die Naturheilverfahren wertvolle Möglichkeiten zur Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten bei Kindern beisteuern. Unsere Empfehlungen beziehen deshalb drei Bereiche ein:

den Wissensstand der Schulmedizin,

die Möglichkeiten der Naturheilverfahren

und wie Sie selbst mit bewährten Hausmitteln für Linderung und Heilung sorgen können.

In der Darstellung der verschiedenen Ansätze und Schulen haben wir uns bemüht, fair zu sein, aber nicht »wischiwaschi«. Wo wir meinen, dass ein Verfahren besser wirkt als ein anderes, da sagen wir Ihnen das.

Wer wir sind

Dieses umfassende Buch beruht auf unseren Kenntnissen als Ärzte. Hier bringen wir Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen mit: der Kinderheilkunde (darunter auch viele Berufsjahre in den USA), der Wissenschaft (Forschungen vor allem im Bereich der kindlichen Allergien sowie der Mikrobiologie) und pädiatrischer Spezialgebiete (Dr. Renz-Polster ist Spezialist für Lungenerkrankungen bei Kindern).

Zum Zweiten war dieses Buch nur durch professionelle Teamarbeit zu bewältigen. Und die hat sich über Jahre eingespielt, in denen wir gemeinsam Lehrbücher für Medizinstudenten, Ärzte und Krankenpflegende herausgegeben und mitverfasst haben.

Und zum Dritten, wir haben es schon er­wähnt, haben wir dieses Buch auch unter dem Blick unserer drei, vier bzw. sechs Kinder geschrieben, die uns nicht nur viele der glücklichsten Momente unseres Lebens geschenkt haben, sondern auch so manche schlaflose Nacht und Stunden der Verzweiflung. Und auch diese Erfahrungen wollen wir mit diesem Buch an Sie weitergeben.

Wir sagen Danke!

Zum Schluss wollen wir auch bei einem Buch, bei dem vieles unkonventionell ist, etwas ganz Konventionelles tun, nämlich Dank sagen.

Gedankt sei unseren Partnern und Kindern, die gute Miene machten, wenn die Mama oder der Papa mal wieder im Büro verloren ging oder ein Schild an der Bürotür hing: »Bitte nicht stören, aber lebe noch«.

Gedankt sei den vielen Kindern – und ihren Eltern –, die der neugierigen Linse des Fotoapparates ihre Aufmerksamkeit schenkten.

Gedankt sei den medizinischen Experten, die uns bei Spezialfragen mit ihrer Erfahrung zur Seite standen, und auch denen, die jedes Kapitel wie Spürhunde durchsuchten, ob sich das Ganze nicht klarer, knapper oder weniger trocken sagen ließe – allen voran Ulrich Renz.

Ein großes Dankeschön geht an den Kösel-Verlag, insbesondere an Gerhard Plachta vom Lektorat und an Markus Dockhorn von der Herstellung, die uns in jeder Hinsicht unterstützt haben und mit einer guten Portion Optimismus und Humor dafür sorgten, dass wir den Mut nicht verloren.

Und gedankt sei allen Kollegen und Eltern, die bei der Entwicklung unseres Konzepts mitwirkten, an Kritik nicht sparten und uns wertvolle Anregungen gaben.

Diese großartige Unterstützung zu bekommen, war für uns drei eine tolle Erfahrung.

Dr. med. Herbert Renz-Polster

Dr. med. Nicole Menche

Dr. med. Arne Schäffler

Gesundheit für Kinder erfolgreich nutzen: Bedienungsanleitung

Damit Sie diesen großen Ratgeber optimal nutzen können, werden im Folgenden seine Besonderheiten kurz erklärt.

Wo ist das Inhaltsverzeichnis?

Gesundheit für Kinder enthält kein detailliertes Inhaltsverzeichnis. Suchen Sie etwas Bestimmtes, nutzen Sie bitte das – sehr ausführliche – Register am Ende des Werkes.

Eine Übersicht über die einzelnen Buchteile finden Sie auf hier und hier.

So sind die Krankheiten dargestellt

Um Ihnen einen raschen Überblick über alles Wesentliche zu ermöglichen, sind alle Erkrankungen nach einem einheitlichen Schema aufgebaut:

Zuerst beschreiben wir in einer kurzen Erklärung, worum es bei der Krankheit geht. Dabei werden auch die in der Medizin leider sehr häufigen Synonyme – d.h. andere Namen für die gleiche Krankheit – mit erläutert.

Dann folgen – jeweils mit einem eigenen grafischen Symbol hervorgehoben – diese Abschnitte:

Leitbeschwerden

In kurzen Absätzen erfahren Sie, welche Beschwerden typischerweise bei der jeweiligen Erkrankung zu erwarten sind.

Wann zum Arzt?*

Die schwerste Frage ist oft die: Muss ich zur Kinderärztin? Und wenn ja: sofort oder kann ich mein Kind erst einmal schlafen lassen? Muss ich ins Krankenhaus? Diese Fragen stehen hier im Mittelpunkt.

* Arzt oder Ärztin? Mehr zum Gebrauch der geschlechtsbezeichnenden Sprache finden Sie auf hier.

Das Wichtigste aus der Medizin

Für den ersten Überblick können Sie diesen Abschnitt auch überspringen. Wenn Sie jedoch das Wieso und Warum einer Erkrankung verstehen möchten: Hier finden Sie es.

Das macht der Arzt

Die notwendigen Untersuchungen werden hier genauso erklärt wie die Behandlungsstrategien, die innerhalb der Schulmedizin zur Verfügung stehen.

So helfen Sie Ihrem Kind

Bei vielen Erkrankungen können Sie selbst erfolgreich Hand anlegen. Hier erfahren Sie, welche Möglichkeiten Ihnen die häusliche Selbsthilfe bietet – und wo ihre Grenzen sind.

Möglichkeiten der Naturheilkunde

Bei vielen akuten wie chronischen Erkrankungen bietet der Schatz traditioneller und auch moderner alternativmedizinischer Verfahren oft die bessere Wahl:

Gesundheit für Kinder stellt sie dabei nicht nur kurz vor, sondern versucht auch zu differenzieren, was sich bei einer Erkrankung bewährt hat und was nicht.

Wegen der Vielzahl der alternativmedizinischen Heilverfahren ist die Auswahl der Empfehlungen auf jeweils einige besonders wichtige und bewährte Heilmethoden beschränkt geblieben.

Eine ausführliche Darstellung fast aller gängigen naturheilkundlichen Verfahren bei Kindern findet sich in Kapitel 6 »Alternative Heilverfahren«.

Ein Wort zur Homöopathie

Zumindest die klassische Homöopathie (Näheres siehe hier) berücksichtigt bei jeder Verschreibung die bei jedem Kind ganz unterschiedlichen Begleitumstände und die persönliche Konstitution des Patienten.

So erkennen Sie, wie häufig eine Erkrankung ist

Für die Einschätzung von Beschwerden Ihrer Kinder ist es wichtig zu wissen, was an im Raum stehenden Erkrankungen häufig ist und was eher selten. Deshalb sind die Häufigkeiten der Erkrankungen des Kindes durchgehend grafisch angezeigt:

Weit verbreitet

Fünf kleine Bären bedeuten: weit verbreitete und sehr häufige Erkrankung. Sie tritt, zumindest wenn Sie zwei oder mehr Kinder haben, wahrscheinlich in der Familie auf.

Häufig

Vier kleine Bären bedeuten: häufige Erkrankung. Ihr werden Sie in der Kindergartengruppe oder Schulklasse vermutlich ein oder mehrere Male begegnen.

Mittelhäufig

Drei kleine Bären bedeuten: mittelhäufige Erkrankung. Sie tritt in einem großen Kindergarten oder einer Schule ein oder einige Male im Jahr auf.

Eher selten

Zwei kleine Bären bedeuten: eher seltene Erkrankung, die in der Kinderarztpraxis ein oder mehrere Male pro Monat erkannt oder behandelt wird.

Rarität

Ein einzelner Bär bedeutet: rare Erkrankung. In einer Kinderarztpraxis – wenn sie nicht auf die entsprechenden Krankheiten besonders spezialisiert ist – wird sie im Mittel einmal im Jahr oder seltener auftreten.

Gesundheit für Kinder erfolgreich nutzen: Bedienungsanleitung

Wenn zehn Kleinkinder an der »gleichen« Erkrankung leiden (etwa einer bestimmten Allergie), werden sie deshalb nicht alle das gleiche Mittel erhalten. Im Extremfall bekommt deshalb jedes Kind etwas anderes verschrieben. Und mehr noch: Jedes Kind kann Wochen oder Monate später für dieselbe Erkrankung ein zweites und nochmals später möglicherweise ein drittes homöopathisches Mittel erhalten.

Wir haben uns deshalb mit der Neuausgabe unseres Buches entschlossen, vorzugsweise auf die oft verwendeten homöopathischen Komplexmittel hinzuweisen. Diese enthalten Mischungen aus mehreren homöopathischen Einzelmitteln, welche von homöopathisch arbeitenden Ärzten sehr häufig für Kinder mit dem entsprechenden Krankheitsbild verordnet werden.

Tees, die wirken und die problemlos zubereitet werden können

Besonders ausführlich finden Sie die Zubereitung von Tees geschildert. Die entsprechenden Rezepte finden Sie in den mit grüner Überschrift gekennzeichneten Kästen.

Vorsorge

Unter dem Zeichen des Regenschirms erfahren Sie alles, damit eine Erkrankung erst gar nicht oder zumindest nicht noch einmal auftritt.

Ersteres nennen die Mediziner primäre Prävention und letzteres sekundäre Prävention. Und beides wird immer wichtiger für unsere Kinder: Denn die Medizin ist letztlich ein Reparaturbetrieb; ein oft risikoreicher und teurer noch dazu. Viel besser ist es, Krankheiten erst gar nicht entstehen zu lassen. Und dies gelingt oft bei Kindern erstaunlich leicht.

Aus Elternsicht

Bei den lang dauernden Erkrankungen, wie chronischer Mittelohrentzündung, Neurodermitis oder obstruktiver Bronchitis, kommen unter dieser Rubrik betroffene Eltern zu Wort. Wie sich eine Krankheit zu Hause »anfühlt« und was sich am Zusammenleben der Familie ändert, wird also aus der Sicht der Eltern thematisiert.

Tipps zum Weiterlesen

Wenn eine Krankheit nicht nur acht Tage dauert, möchte man als Eltern noch mehr wissen. Gesundheit für Kinder zeigt hierfür mehrere Wege auf:

Selbsthilfeverbände, Buchtipps und Internetlinks

Geprüfte Buchtipps für viele chronische Erkrankungen, aber auch allgemeine Erziehungsfragen.

Empfehlungen zu Webseiten zu speziellen Themen. Egal, ob es um Konservierungsstoffe oder um die neuesten Impfempfehlungen geht – hier bietet oft das Internet die aktuelleste Information.

Adressen und Internetlinks zu den Selbsthilfeverbänden. Diese existieren inzwischen für fast alle chronischen Kinderkrankheiten.

Ein Wort zu den Selbsthilfeverbänden

Selbsthilfeverbände und ihre Regionalgruppen leisten oft großartige Arbeit, die in den meisten Fällen auf der ehrenamtlichen Tätigkeit von Mitgliedern und Eltern beruht. Das heißt leider nicht, dass alle Selbsthilfeverbände unabhängig sind:

Nicht wenige Selbsthilfeverbände und -gruppen suchen und akzeptieren Zuwendungen von Arzneimittel- oder Geräteherstellern, um ihre aufwändige Arbeit zu finanzieren; und im Regelfall erwarten diese Hersteller auch Gegenleistungen z.B. in Form von

Empfehlungen bestimmter Medikamente oder Geräte (Product Placements)

Behandlung bestimmter Themen (Agenda Setting)

Kooperation mit Beratern oder Beratergremien (Advisory Boards), die vom Hersteller finanziert werden

Erlaubnis zur Kommunikation mit den Mitgliedern des Verbands und damit die Ermöglichung direkter Patientenkontakte – womit Hersteller einen erheblichen Verschreibungsdruck auf die behandelnden Fachärzte erzeugen können.

Diese Gegenleistungen sind von außen – auch für uns – nicht immer erkennbar, wenn sie z.B. in Berichte von betroffenen Eltern eingebettet werden.

Die Mehrzahl der Pharmaunternehmen mischt heute in der Selbsthilfeszene mit, entweder indirekt über die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen oder ihren Dachorganisationen oder selbst über Tochterfirmen oder -stiftungen mit oft wohlklingenden Namen wie z.B. OncoCare (Hexal).

Wer zu diesem heiklen Thema mehr wissen will, dem sei die Broschüre der unabhängigen Expertin Erika Feyerabend empfohlen:

»Ungleiche Partner – Patientenselbsthilfe und Wirtschaftsunternehmen im Gesundheitssektor« (2. Auflage 2015)

Download:

www.bioskop-forum.de/media/barrierefrei_ungleiche_partner_bf-1.pdf

Erklärung zu Interessenkonflikten

Auch wenn es selbstverständlich ist, wollen wir doch darauf hinweisen: Wir Autoren arbeiten in keinster Weise mit Herstellern oder deren beauftragte Agenturen oder Ärztinnen zusammen und haben in diesem Buch keinerlei Werbung, Produktempfehlungen oder Erwähnungen gegen Geld oder sonstige Vorteile platziert.

Gesundheit für Kinder erfolgreich nutzen: Bedienungsanleitung

Ein Wort zur Sprache

Die erste Ausgabe dieses Buches ist im Jahr 2004 erschienen. Damals sprach noch kaum jemand über geschlechtergerechte Sprache. Uns jedenfalls fiel nicht negativ auf, dass wir sprachlich hartnäckig vom männlichen Geschlecht ausgingen (»der Arzt«) – oder auch Geschlechterstereotype bedienten (»die Krankenschwester«).

Nun hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten vieles weiterentwickelt: Wer hätte damals gedacht, dass heute 60 Prozent der Medizinstudenten weiblich sind? (Ein Satz, über dessen geschlechtergerechte Schreibweise sich lange philosophieren lässt.)

Auch die Gesellschaft insgesamt ist weitergekommen. Ja, sogar wir selbst haben uns weiterentwickelt: Die alten Formulierungen klingen auch für uns jetzt irgendwie – alt.

Allerdings ist es gar nicht so einfach, in einem dicht geschriebenen Buch mit engen Spalten eine diffizile geschlechtergerechte Sprache unterzukriegen – zumal, wenn sie verständlich bleiben sein soll (ein Beispiel siehe oben).

Das ist der Grund, warum wir in diesem Buch von »echter« Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache noch weit entfernt sind: Es ist so schon schwierig genug, den Inhalt eines medizinischen Ratgebers so zu schreiben, dass es für die Leserin flüssig durch die Zeilen geht. Formulierungen wie »der Kinderarzt oder die Kinderärztin« oder gar »die Schwester/der Pfleger« sind formal richtige, aber eben doch sperrige Lösungen – zudem auch hier die Dinge im Fluss sind: So haben sich die »Entbindungspfleger«, also die männlichen Hebammen, gerade erst im Frühjahr 2020 entschlossen, sich nicht mehr »Entbindungspfleger«, sondern »männliche Hebamme« zu nennen.

Wir folgen deshalb in diesem Buch einem pragmatischen, wenn auch vielleicht kritikwürdigen Weg – nämlich dem, dass wir die Geschlechterbezeichnungen ohne bestimmtes System, sozuzusagen »wild« durcheinander benutzen.

Wir finden, das passt zu unserem Buch. Wo es Seiten gibt, auf denen wir mit der Wildheit noch hinterherhinken, bitten wir um Nachsicht, wir werden mit den Auflagen noch besser – also wilder – werden.

Die medizinischen Befundfotos

Besonders natürlich bei Hauterkrankungen, aber auch bei vielen Infektionen, die mit Ausschlägen einhergehen, genügt dem erfahrenen Arzt oft ein Blick, um zu sagen: Das ist es. Gesundheit für Kinder versucht, diesen Blick auf die Erkrankung, die gerade in der traditionellen Medizin eine große Rolle spielt, auch den Eltern zu ermöglichen.

Dabei wurden nicht nur die »glasklaren« Befunde als Foto aufgenommen, sondern auch die frühen und eher zarten Anfänge einer Erkrankung. So sind die Hautausschläge der typischen »Kinderkrankheiten« zusätzlich in Computerrekonstruktionen dargestellt, wodurch insbesondere der zeitliche Verlauf eines Ausschlags gezeigt werden kann.

Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, dass beispielsweise die korrekte Interpretation von Hautausschlägen selbst dem versierten Kinderarzt oft nicht sicher möglich ist. Zu vielfältig sind die Variationen im Einzelfall, und erst der weitere Verlauf sowie die Zusammenschau mit anderen Symptomen und gelegentlich Laboruntersuchungen ermöglichen dann die sichere Diagnose.

Information zu Arzneimitteln

Welche Medikamente die Kinderärztin besonders häufig verordnet, steht in diesen gelb unterlegten Kästen. Hier werden auch die Probleme angesprochen, die die Arzneitherapie manchmal mit sich bringt, wie etwa häufige Nebenwirkungen.

Die in den einzelnen Kapiteln angesprochenen Medikamente sind jeweils auch im Register am Ende des Buches aufgeführt, so dass Sie die entsprechenden Arzneiinformationen rasch finden.

Unser Wunsch: Ihre Kritik

Wir brauchen Ihre Kritik und Ihre Rückmeldung, um Gesundheit für Kinder noch besser zu machen. Kein Buch ist perfekt, manchmal sind Formulierungen nicht eindeutig und klar genug, und in anderen Fällen mögen Sie aus Ihrer eigenen Elternpraxis anderslautende Erfahrungen gemacht haben. Wenn Ihnen deshalb etwas einfällt, was Sie in dem Ratgeber vermissen oder gerne aufgenommen hätten, schreiben Sie eine E-Mail an:

[email protected]

Und wenn Sie den Postweg bevorzugen, dann schreiben Sie an

Dr. med. Arne Schäffler

Färberstraße 27a

86157 Augsburg

oder an den Verlag:

Kösel-Verlag, Lektorat Pädagogik Neumarkter Straße 28 81673 München

Im Voraus vielen Dank. Wir werden Ihre Vorschläge bei der Planung der nächsten Auflage von Gesundheit für Kinder sorgfältig berücksichtigen.

Erster Teil

Gesund sein – gesund bleiben

Das wünschen wir uns alle für unsere Kinder: Gesundheit. In den folgenden Kapiteln sind die Zutaten beschrieben: Wie Sie für eine gesunde Entwicklung und Ernährung sorgen können, wie Sie selbst Krankheiten vorbeugen können und was der Kinderarzt zur Vorsorge unternimmt.

1Gesund werden

2Born to be wild – so stärken Sie Ihr Kind

3Schritte ins Leben – die Entwicklung des Kindes

4Gesunde Ernährung für gesunde Kinder

5Das große Selbsthilfepraktikum

6Alternative Heilverfahren

7Beim Kinderarzt: Impfungen und pädiatrische Vorsorge

1 Gesund werden

Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit – zur Gesundheit gehören auch seelisches Wohlbefinden und der sichere Bezug zur Umwelt, und zwar vom ersten Atemzug an. Die Beziehung zur Mutter bildet das Fundament hierfür.

Gesundsein und Kranksein

Wenn wir unseren Kindern Gesundheit wünschen, an was denken wir dann? Dass sie von Krankheit verschont bleiben? Das ganz bestimmt. Aber schwingen da nicht noch größere Wünsche mit, als dass Viren und Bakterien, Unfälle und Verletzungen einen Bogen um sie machen mögen?

Wenn wir uns ein gesundes Kind vorstellen, dann denken wir auch an seine bestmögliche Entfaltung, Vitalität und Selbstständigkeit. Ein gesundes Kind ist ein Kind, das am Leben teilnimmt und seine menschlichen Möglichkeiten entfaltet.

Ankommen

Wenn wir Gesundheit in diesem Sinne be­trachten, dann verstehen wir auch, warum ein gesundes Leben nicht durch ein paar Pillen oder Rezepte herzustellen ist – und auch nicht durch noch so sanfte Medizin. Kein Wunder auch, dass Gesundheit sich nicht automatisch einstellt, indem wir das Richtige essen oder ganz penibel alle Gesundheitsrisiken vermeiden.

Denn ob wir gesund sind oder nicht, das hat nur zum Teil mit Techniken oder Lebensregeln zu tun, sondern auch damit, ob wir mit unseren menschlichen Bedürfnissen »ankommen«. Ob wir uns auf unsere Eltern, Freunde, Lehrer, ja, selbst die Gesellschaft als Ganzes verlassen können. Kurz: Zur Gesundheit gehört auch eine Mit- und Umwelt, die uns ermutigt, fördert und fordert.

Eine Sache für Experten?

Die Schwangerschaft der Mutter, die ersten Atemzüge des Kindes – überall sind Gesundheitsexperten mit von der Partie: Ärztinnen, Hebammen, Krankenpfleger und andere Gesundheitsprofis. Leute, die wissen, was zu tun ist und wohin die Reise gehen soll.

Die professionelle Fürsorge tut uns gut und ist (meist) zum Besten des Kindes. Doch schnell entsteht für uns Eltern das Gefühl, dass Gesundheit etwas ist, das uns und unseren Kindern durch andere, durch Sachkundigere »widerfährt«. Dass da überall Gefahren lauern, die man ohne Expertenhilfe gar nicht erkennen, geschweige denn umschiffen kann. Dass wir Eltern in Sachen Gesundheit besser ins zweite Glied treten.

Wir wollen Sie ermutigen: Kinder brauchen auch ihre Eltern als Experten – gerade in Sachen Gesundheit. Wer Ihr Kind ist, welche Persönlichkeit sich da entwickelt, das wissen Sie als Eltern am besten. Ob Ihr Kind sich gesund ernährt oder seinen Appetit mit Junkfood stillt – darauf haben Sie mehr Einfluss als der Kinderarzt und der Schularzt zusammen. Ob Ihr Kind Spaß an körperlichem Auslauf hat oder lieber die Couch belegt – Sie sind der entscheidende Impulsgeber.

Persönliche Entscheidungen

Wenn sich Experten zu Wort melden, klingt manches nach hoher Wissenschaft, was medizinisch auf schwankenden Füßen steht und allenfalls als persönliche Meinung gelten kann.

Wenn Ihnen einer der vielen »Expertenratgeber« empfiehlt, »bei schlechtem Wetter sollte Ihr Kind nicht länger als eine Stunde draußen spielen«, dann dürfen Sie über diesen meisterlichen Rat genauso herzlich lachen wie über die Empfehlung eines anderen Ratgebers, man solle einem Baby beim täglichen Waschen die Augen »mit zwei Mulltupfern jeweils vom äußeren zum inneren Augenwinkel auswischen«.

Auch andere Entscheidungen, die wir für unser Kind treffen, werden immer wieder mit angeblich medizinischen Argumenten kommentiert oder kritisiert, sind aber im Grunde persönliche Entscheidungen, wie wir mit unserem Kind leben wollen: Ob ein gesundes Neugeborenes einen Tag in der Geburtsklinik verbringt oder fünf, macht es nach den heutigen Forschungsergebnissen weder kränker noch gesünder. Ob wir es mit uns herumtragen oder eher in den Wagen legen, lässt sich nicht medizinisch entscheiden (siehe hier). Dasselbe gilt für die Frage, ob wir es zu uns ins Bett nehmen oder es allein schlafen lassen (siehe hier). Auch ob wir unserem Baby Vitamin-D-Tabletten geben oder es stattdessen ab und zu unter freiem Himmel schlafen lassen, ist medizinisch kaum zu klären – vom gesundheitlichen Effekt her sind dies für die meisten Kinder gleichwertige Lösungen (siehe hier).

Die Beispiele zeigen, dass wir als Eltern gut daran tun, auch in Gesundheitsentscheidungen unsere eigene Sicht der Dinge einzubringen – die Konsequenzen tragen wir (bzw. unsere Kinder) ja auch zu 100 % selbst.

Und glücklicherweise entwickelt sich auch die medizinische Profession allmählich weg von dem hierarchischen Denken im alten Muster, nach dem die medizinischen Experten Bescheid wissen und ihre Patienten einfach »behandeln«. Die meisten Ärztinnen und andere Fachpersonen haben längst verstanden, dass ihre Hilfe nur ankommen kann, wenn sie zum Alltag, Lebensstil und den Überzeugungen der hilfesuchenden Familie passt.

Kinder besitzen ein angeborenes »Programm«, das ihnen erlaubt, ihren Körper fit und gesund zu halten. Kinder wollen ihren Spieltrieb ausleben, sie wollen ihrem Bewegungsdrang nachgeben, sie wollen einen Platz in der Gruppe einnehmen. Was wir Eltern tun können: dafür sorgen, dass diese eingebauten Programme auch ablaufen können.

Geheimwissenschaften

Auf der Suche nach der »richtigen« Behandlungsmethode finden sich Eltern oft in einer Welt mit sieben Siegeln wieder. Was der eine Arzt empfiehlt, lehnt der andere stirnrunzelnd ab. Auch die Verfahren der Alternativmedizin folgen oft recht eigenwilligen Schulen – zusätzlich zu einem Diplom, so scheint es, bedarf es ausgefallener menschenbildlicher Ansätze, um die normalen Erkrankungen des Kindesalters zu meistern.

Wo wir nach klaren Ratschlägen suchen, sehen wir Eltern uns also nicht selten einem exklusiven Club von Wissenden gegenüber, die dem ignoranten Fußvolk ihre Erkenntnisse und ihre in (vorzugsweise Schweizer) Speziallabors hergestellten medizinischen Präparationen herunterreichen.

Unsere Meinung: Keine Behandlung ist so kompliziert, dass sie nicht in klaren Worten erklärt werden könnte – und sei es durch einen weiteren hinzugezogenen Arzt. Heilung sollte Sie als Eltern einschließen, nicht ausschließen.

Und was die Alternativmedizin angeht: Natürlich kann ein bestimmtes Menschenbild auch gesundheitlich wichtige Anregungen geben. Effektive Hilfe für Ihr Kind ist jedoch kein Monopol bestimmter Philosophien oder Lebensweisheiten.

Aber die Krankheiten?

Wir wollen nicht missverstanden werden: Experten haben eine wichtige Rolle und können für Ihr Kind entscheidende Lebensbegleiter und -helferinnen sein, insbesondere wenn Ihr Kind chronisch krank, behindert oder schwer erkrankt ist. Ärztinnen und andere medizinische Experten ermöglichen solchen Kindern Schritte ins Leben, die sie sonst nicht machen könnten.

Das Ziel ist Kooperation

Und doch gibt es ein weites Feld auch in der Behandlung von Krankheiten, welches wir Eltern mit Experten teilen. So sind die meisten Routineerkrankungen im Kindesalter – vom Schnupfen bis zum Insektenstich – auch zu Hause sicher und einfach zu behandeln. Es bedarf keines Medizinstudiums, um einem Kind mit verstopfter Nase oder einem wunden Po Erleichterung zu verschaffen.

Denn Gott sei Dank ist es bei den meisten Erkrankungen des Kindes weder erforderlich noch sinnvoll, dem Körper mit einer ganzen Maschinerie von Medikamenten und komplizierten Maßnahmen ins Räderwerk zu greifen – eine sanfte Unterstützung der Körperfunktionen ist da zweckmäßiger und sinnvoller, und diese Strategie hat sich auch über Generationen bewährt.

Einfacher als Sie denken

Diese unterstützenden Behandlungs- und Pflegemaßnahmen sind auch von Laien erlernbar. Sie werden überrascht sein, wie rasch Sie sich ein paar leicht einsetzbare Techniken für die häufigsten Beschwerden des Kindesalters aneignen können. Ihnen steht schließlich für die häusliche Behandlung ein oft unterschätzter Schatz an Hausmitteln und Erfahrungen zur Verfügung, der teilweise über Jahrtausende angesammelt wurde (siehe Kapitel 5).

Selbstversorgung?

Dennoch kann Selbsthilfe kein Selbstzweck sein. Kinder können rasch richtig krank werden und brauchen dann mehr als eine sanfte Unterstützung der Eigenkräfte.

Selbsthilfe, wie wir sie verstehen, heißt deshalb keineswegs medizinische Selbstversorgung. Verstehen Sie sich als Teil des Gesundheitsteams – behandeln Sie Ihr Kind dann zu Hause, wenn Sie sich kompetent dazu fühlen, und versichern Sie sich fachlicher Hilfe, wenn Sie Ihre Grenzen erreichen oder Ihnen irgendetwas nicht geheuer ist – oder Sie sich einfach mit einem Arzt abstimmen wollen. Tipps, wann fachliche Hilfe angezeigt ist, finden Sie auf hier.

Kranksein hat eine Bedeutung

So lästig Krankheiten sind und so sehr unsere Kinder auch darunter leiden – im »größeren Schema der Dinge« sind Krankheiten wichtige Entwicklungsstationen.

Eine biologische Notwendigkeit

Die Mutter streckt ihrem neugeborenen Kind lebenswichtiges Kapital vor: Die Abwehrstoffe, die das Baby aus dem Körper seiner Mutter übernimmt (siehe hier), sorgen dafür, dass der Säugling die ersten 6–9 Monate weitgehend ohne Infektionskrankheiten übersteht. Danach aber muss das Abwehrsystem auf eigenen Füßen stehen und sich gegen natürliche Feinde wehren, die nun einmal Teil der Natur sind. Dieser Schritt in die biologische Selbstständigkeit ist ein mühsamer Lernprozess: Das Kind macht dabei Bekanntschaft mit Hunderten von Krankheitserregern! Auch wenn es sich mit vielen davon unbemerkt auseinander setzt, macht es im Kindergartenalter im Schnitt 12 infektionsbedingte Krankheiten pro Jahr durch, 6–8 im Schulalter und immerhin noch 5 pro Jahr als Jugendlicher (im Vergleich zu 2–3 beim Erwachsenen)!

Symptome unterdrücken?

Krankheiten haben verständlicherweise einen schlechten Ruf: Das hustende Kind hält die Familie ganze Nächte lang wach, Fieber kann in manchen Fällen Fieberkrämpfe auslösen, und Durchfall und Erbrechen lassen manche Kinder austrocknen.

Wer jetzt denkt, die Natur sei falsch konzipiert, sollte aber bedenken: Viele der Krankheitszeichen, unter denen Kinder leiden, sind eigentlich äußerst sinnvolle Abwehrmechanismen. Durchfall oder Erbrechen etwa sorgen dafür, dass in Magen oder Darm aufgenommene Giftstoffe oder Erreger sich nicht im Körper festsetzen können. Übelkeit verhindert die weitere Aufnahme verdorbener Nahrung, Husten befreit die Bronchien vor dem ansteckenden Schleim aus den oberen Luftwegen. Die Müdigkeit, die kranke Kinder befällt, bewahrt sie vor der übermäßigen Plünderung von Energiereserven. So gesehen sind Krankheitszeichen also »gesunde Signale eines kranken Körpers« und ein erster Schritt zu seiner Besserung.

Krankheit und seelische Reifungsschritte

Darüber, wie Krankheiten mit der seelischen Entwicklung von Kindern zusammenhängen, wird viel diskutiert. Dass Krankheiten sowohl seelische Ursachen als auch seelische Auswirkungen haben können, erfahren Eltern oft ganz unmittelbar. Da sind z.B. Krankheiten, die sich ganz pünktlich dann einstellen, wenn wir uns verrannt haben in unserem Leben, uns überlastet haben, und dann liegen wir da mit unseren ungelösten Problemen und einer Bronchitis noch dazu, bis wir mit der einsetzenden körperlichen Heilung auch wieder seelische Klarheit gewinnen.

Auch bei unseren Kindern haben wir oft den Eindruck, dass sie gerade vor wichtigen Entwicklungsschritten krank werden, wie etwa vor dem Laufenlernen, beim »Zahnen« oder bevor sich ihr Wortschatz auf einmal schlagartig erweitert. Vielleicht raubt ihnen die Tatsache, dass sie so viel wollen, aber noch nicht können, das innere Gleichgewicht und macht sie für Krankheiten anfälliger?

Oder vielleicht ist es genau anders herum: Kinder werden krank, aus welchem Grund auch immer, und es ist dann die Erfahrung der Krankheit, die damit verbundene seelische »Neuordnung«, die das Kind reifer macht und zu neuen Entwicklungsschritten

anspornt? Denn Krankheiten sind Extremsituationen, in denen es Ängste, Schmerzen und Unsicherheit zu durchstehen gilt. Das Kind erfährt sich in einer anderen, bedürftigen Rolle, und die Welt begegnet ihm in einem anderen Gewand. Wen würde verwundern, dass Kinder sich dadurch verändern?

Wie dem auch sei: Man sollte die Theorien nicht überstrapazieren. Nicht jede Krankheit ist ein Sprungbrett zur seelischen Entwicklung, und nicht jede Krankheit ist Ausdruck einer »Entwicklungskrise«, wie oft behauptet wird. Die meisten Kinderkrankheiten betreffen ganze Schulklassen oder Kindergartengruppen und stellen damit eher einen Raubzug eines ansteckenden Virus dar als ein auf individuelle Entwicklungsbedürfnisse abgestimmtes Schicksalsereignis.

Bendele, U.: Tränen im Regenbogen. Attempto, 2003. Ein von kranken, zum Teil lebensgefährlich kranken Kindern geschriebenes, gedichtetes und gemaltes Buch, in dem Kinder ihre eigene Sicht auf Kranksein und Sterben entwickeln

Krankheiten, wie der Scharlach dieses fünfjährigen Jungen, bringen ganz schön Stress in die Familie – andererseits ermöglichen sie oft auch einen intensiven Austausch zwischen Eltern und Kind.

Kinderkrankenpflegetage

Jedem berufstätigen Elternteil stehen zur Pflege eines kranken Kindes pro Jahr zehn Kinderkrankenpflegetage zu, allein Erziehenden pro Kind 20 Tage. Auf Attest des Arztes können Sie auch Angebote von Familienpflegestellen in Anspruch nehmen, die von den Krankenkassen bezahlt werden. Zur Pflege Ihres kranken Kindes kommen dann Fachkräfte der Sozialstationen ins Haus. Dies ist z.B. eine wichtige Hilfe, wenn Sie selbst erkrankt sind oder die Pflege aus anderen Gründen nicht »packen«. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an und erkundigen Sie sich bei der Krankenkasse oder beim Jugendamt.

Krankheiten können in der Entwicklung des Kindes – in jedem Alter – eine wichtige Rolle spielen, weil sich Kinder im Spiegel der Krankheit neu erfahren, in neue Räume und Rollen vorstoßen und durch die Auseinandersetzung mit einem »veränderten Ich« manchmal rasche Entwicklungen durchlaufen. Eltern fällt dann auf, dass ihre Kinder nach einer durchlittenen Krankheit innerlich gewachsen sind.

Das braucht das kranke Kind

Viele von uns Eltern haben ganz intensive Erinnerungen an die Zeiten, in denen wir als Kind krank waren. An die Tage, in denen die Zeit stillstand und wir irgendwie bloßlagen. In denen ein dicker Vorhang vorgezogen schien vor der Welt, die ganz in der Ferne weiterlief, wie in Watte gepackt.

Jetzt ist Ihr Kind dran. Sie merken, dass es mehr an Ihnen hängt, weinerlich wird, zu unmöglichen Zeiten ins Bett will. Bald schon läuft die Nase oder andere Krankheitszeichen treten auf, wie etwa Durchfall oder Fieber.

Umschalten

Haben Sie die medizinischen Dinge abgeklärt (muss ich mit meinem Kind zum Arzt?, siehe hier), so richten Sie sich auf die Pflege des kleinen Patienten ein. Das kann für Sie ganz schön stressig sein, schließlich haben Sie die Krankenpflege wohl kaum eingeplant! Besonders wenn beide Eltern berufstätig oder Sie allein erziehend sind, kann das Familienleben mit Wucht aus der Bahn fliegen.

Aber es hilft nichts: Schalten Sie innerlich einen Gang zurück, geben Sie der Krankheit Ihres Kindes Raum, so gut es geht. Der Alltag lässt sich vielleicht nicht unterbrechen, aber bestimmt ein Stück weit verändern. Vielleicht helfen Ihnen ja die Nachbarn oder Verwandten dabei? Und auch die (älteren) Geschwister können eine aktive Rolle in der Versorgung der Familie oder des kranken Geschwisterkindes übernehmen (und dabei vielleicht erfahren, wie gut es tut, bei dem gemeinsamen »Projekt Familie« mit anzupacken).

Rückzug

Kranke Kinder brauchen Kraft. Sie schalten alle überflüssigen Körperfunktionen für eine Weile auf Sparflamme und konzentrieren ihre Energie auf das für die Abwehr Erforderliche. Das Immunsystem macht Überstunden, die Betriebstemperatur wird hochgefahren – das Kind ist müde und fiebert.

Kinder richten ihre Energie jetzt aber auch nach innen, sie haben lebendigere Träume und hängen ihren Gedanken nach. Sie sind irgendwie verletzlicher, beeindruckbarer, oft auch schreckhafter und ängstlicher. Man merkt ihnen an: Die Krankheit beschäftigt sie – innerlich und äußerlich.

Das kranke Kind braucht jetzt den Raum, um sich zurückziehen zu können und dabei trotzdem behütet zu sein.

Ein krankes Kind muss keineswegs immer beschäftigt oder »bespielt« werden. Was es vor allem braucht, ist Ruhe und eine ausgeglichene Umgebung. Schlagen Sie das Krankenlager ruhig in Ihrer Nähe auf, etwa auf der Wohnzimmercouch – die meisten Kinder wollen jetzt auf Tuchfühlung bleiben.

Krankheit schafft besondere Bedürfnisse

Das kranke Kind braucht das, was es sonst auch braucht, nur in konzentrierterer Form, also: Zuwendung, Verständnis, Liebe.

Trösten Sie Ihr Kind, ohne es zu bemitleiden – Mitgefühl unterstützt, Mitleiden lähmt.

Lassen Sie Rückschritte und Regression ruhig zu. Auch wenn das häufigere Stillen des Babys nicht unbedingt zum »Programm« gehört – Ihrem Säugling hilft es über die schwersten Tage.

Fördern Sie krankengemäße Beschäftigungen. Das kranke Kind ist innerlich gestresst, hat kurze Aufmerksamkeitsspannen und ist verletzlicher als sonst – Netflix-Serien sind für das kranke Kind nicht das richtige Medium. Besser sind »langsamere« Beschäftigungen wie Malen oder Fantasiespiele (etwa »Das Bett ist ein Schiff und wir fahren darin zusammen um die Welt«). In der Erholungsphase ist das gemeinsame Kuchenbacken oft genau richtig.

Verwöhnen Sie Ihr Kind nach Herzenslust.

Ermöglichen Sie Nähe, indem Sie Ihrem Kind Bücher vorlesen, Geschichten erzählen, gemeinsam singen, zusammen einfache Sachen basteln oder einfach nur da sind und immer wieder nach dem Kind schauen.

Gewährleisten Sie ausreichenden Schlaf. Es ist völlig normal, wenn ein Zweijähriger statt einer Stunde während einer Erkrankung auf einmal drei oder sogar vier Stunden Mittagschlaf macht – und dann haben Sie auch ein paar Stunden, um selbst wieder aufzutanken.

Emotionaler Austausch

Durch die Krankheit rückt Ihnen Ihr Kind nicht nur ein Stück näher, es macht zunächst vielleicht sogar einen Rückschritt in seiner Entwicklung durch (sog. Regression). Kleinkinder, die vorher trocken waren, brauchen wieder ihre Windeln, und fast schon von der Brust entwöhnte Kinder zieht es wieder mit Macht an den mütterlichen Busen.

Wenn die Krankheit abklingt, sehen Sie manchmal das Spiegelbild davon: Das Kind wirkt reifer, innerlich aufgekratzt, aber auch oft weicher, aufnahmefähiger – eben ein Stückchen erwachsener.

Gerade die Tage der Rekonvaleszenz, während der die Lebenskräfte wieder langsam in das Kind zurückkriechen, ermöglichen oft einen ganz intensiven emotionalen Austausch und fördern die tiefere Verankerung des Kindes in der Familie.

»Bloß krank« oder »echt krank«?

Wir empfehlen Ihnen, zur Beantwortung dieser Frage nicht nur die einzelnen Krankheitszeichen Ihres Kindes zu beachten (also z.B. den Schnupfen, Husten oder den Hautausschlag), sondern vor allem zu beobachten, ob sich Ihr Kind altersgerecht verhält:

Säuglinge müssen rasch wachsen und haben deshalb einen hohen Energiebedarf – ihre Lieblingsbeschäftigung ist also das Trinken. Ein Säugling, der mehr als 1–2 Mahlzeiten verstreichen lässt und der, auch wenn er dann aufgeweckt wird, nicht »auftanken« will, sollte dem Arzt vorgestellt werden.

Kleinkinder sind zwanghafte Erforscher. Sie interessieren sich für ihre Umgebung, wollen zumindest ab und zu (z.B. wenn das Fieberzäpfchen »anschlägt«) ihr Spielzeug benutzen, und sie verfolgen die Tätigkeiten ihrer Umwelt mit Interesse (oder Sorge). Ein apathisches, d.h. an seiner Umwelt nicht mehr interessiertes Kleinkind ist »echt krank« und muss zum Arzt.

Ältere Kinder können meist sagen, was ihnen fehlt – hier können Sie also zunehmend die Maßstäbe anlegen, die Sie auch bei sich selbst anwenden.

Die Frage, ob man mit einem kranken Kind besser zum Kinderarzt geht oder zuerst einmal zu Hause abwartet, lässt sich leider kaum durch »Messungen« beantworten. Oft sind die Beobachtung des Kindes und das »Gespür« für seinen Zustand mindestens genauso wichtig.

Das Einmaleins der häuslichen Pflege

Die meisten Eltern erkennen rasch, wenn ihre Kinder krank sind:

Sie verhalten sich anders, sind weinerlicher, anhänglicher und müder als sonst.

Sie sehen anders aus, haben z.B. glasige Augen oder dunkle Ringe unter den Augen, sie sind blasser als sonst oder es zeigt sich ein Hautausschlag.

Sie beklagen sich über etwas, das sie stört, z.B. Bauchweh, Schluckbeschwerden oder Ohrenschmerzen.

Sie fallen durch bestimmte Krankheitszeichen auf wie Fieber, Erbrechen, Durchfall, Husten, Heiserkeit oder Schnupfen.

An Säuglingen sind Krankheiten manchmal schwerer abzulesen: Sie sind einfach unleidlich, weinen viel, kommen schlecht zur Ruhe und trinken entweder weniger oder auch hektischer und spucken mehr.

Auch Kleinkinder sind manchmal nicht ganz einfach zu verstehen, da sie den Schmerz oft nicht richtig lokalisieren können. Haben sie z.B. Ohrenschmerzen, so deuten sie auf den Bauch, wenn man sie fragt, wo es wehtut. Der gestreckte, auf den Nabel zeigende Finger kann aber auch Kopfweh, einen wunden Po und Schluckbeschwerden bedeuten – oder eben doch Bauchweh.

Muss ich mit meinem Kind zum Kinderarzt?

Egal, ob Sie zur Gruppe der Eltern gehören, die lieber vorsorglich zum Kinderarzt gehen, oder zu der Gruppe, die nur dann den Kinderarzt aufsucht, »wenn es wirklich nicht anders geht« – Sie sollten wissen, wann Sie in jedem Fall mit Ihrem Kind zum Arzt gehen sollten.

Regel 1: Säuglinge, die Ihnen irgendwie nicht geheuer sind, sollen Sie lieber gleich zum Kinderarzt bringen. Das hat einen einfachen Grund: Säuglinge können viele Krankheiten wegen des sich noch entwickelnden Immunsystems nicht so gut begrenzen und deshalb rasch richtig krank werden. Zudem zeigen sie aus demselben Grund oft nur vieldeutige und schwer fassbare Krankheitszeichen wie etwa Trinkschwäche oder Apathie, so dass Krankheiten schwerer zu erkennen sind. Bei Säuglingen unter sechs Monaten sollte jedes Fieber (Temperatur über 38,0 °C im Po gemessen) Anlass zur Rücksprache mit dem Kinderarzt geben.

Regel 2: Alle »echt kranken« Kinder gehören zum Kinderarzt. Betrachten Sie Ihr Kind immer dann als »echt krank«, wenn Ihnen der Zustand Ihres Kindes Sorgen macht. Weitere Zeichen, dass Ihr Kind »echt krank« ist, sind im Kasten links zusammengefasst.

Regel 3: Sprechen Sie immer dann mit dem Kinderarzt, wenn Sie sich auf eine Krankheit keinen Reim machen können. Hat ein Kleinkind z.B. Fieber ohne den sonst üblichen Schnupfen, so ist ein Besuch beim Kinderarzt die richtige Entscheidung.

Regel 4: Wenn eine ernste Erkrankung im Kindergarten oder in der Schule herumgeht, die mit bestimmten Medikamenten behandelt werden muss (z.B. Scharlach), so sollten Sie Ihr krankes Kind besser vom Kinderarzt untersuchen lassen, ob es nicht denselben Keim erwischt hat wie seine Spielkameraden.

Regel 5: Immer wenn eine Krankheit einfach nicht besser werden will oder sich trotz Behandlung zu Hause verschlechtert, ist es an der Zeit, sich weiterer fachlicher Hilfe zu versichern.

Auch tagsüber ins Bett?

Bei leichten Erkrankungen muss nicht gleich die ganze Pflegemaschinerie angeworfen werden. Alles, was der Körper braucht, ist etwas Schonung: Lassen Sie Ihr Kind früh ins Bett gehen und versorgen Sie es mit der richtigen Temperatur – innerlich und äußerlich. Ihr Kind soll sich tagsüber warm anziehen, nachts aber ruhig – warm zugedeckt – bei aufgekipptem Fenster schlafen.

Kühle Luft beruhigt die Schleimhäute und erleichtert die Atmung bei einer verstopften Nase. Ein heißer Tee kann abends für Entspannung sorgen und auch morgens ein Wärmepolster für den Tag schaffen.

Das Krankenzimmer

Ist Ihr Kind stärker beeinträchtigt, wird es meist ohne Widerrede auch tagsüber das Bett hüten. Errichten Sie dort ein Krankenlager, wo Ihr Kind sich wohl fühlt und gleichzeitig zur Ruhe kommen kann – das kann im einen Fall das Kinderzimmer sein, im anderen Fall die Couch oder eine improvisierte Lagerstatt.

Sorgen Sie für frische Luft und wechseln Sie die Bettwäsche, wenn sie durchgeschwitzt ist. Besonders kleine Kinder mit ihrer empfindlichen Haut schätzen es, wenn das Bett auch tagsüber immer mal wieder gemacht wird und die Krümel und Falten aus dem Betttuch ausgestrichen werden.

Ins Bett »zwingen«?

Kinder haben eine bessere Überlastungssperre als Erwachsene, die sich bekanntlich selbst bei Grippe und Fieber oft noch Heldentaten abverlangen. Kinder folgen in der Regel den Signalen ihres Körpers und schalten bei Erkrankungen von selbst einen Gang zurück.

Ihr Kind wird Ihnen deshalb auch signalisieren, wenn es sich hinlegen will und wo es sich am wohlsten fühlt. Will es gelegentlich spielen, ist vielleicht die Couch der richtige Ort, um ihm immer wieder etwas Ruhe zu verschaffen und es trotzdem an der Welt teilhaben zu lassen.

Ermüdet Ihr Kind aber auch beim Spielen rasch, so ist es Zeit, ihm eine »dauerhafte« Lagerstatt einzurichten.

Keinesfalls sollte das Krankenzimmer überhitzt sein – 18 °C tagsüber und 15 °C nachts reichen aus.

Morgens und abends tut auch dem kränkeren Kind eine Katzenwäsche gut. Kann das Kind aufstehen, schadet ihm eine Wäsche am Waschbecken nicht, hierdurch wird auch der Kreislauf etwas angekurbelt. Nur wenn das Kind wirklich zu schlapp zum Aufstehen ist, waschen Sie es im Bett mit einem lauwarmen Waschlappen und trocknen es rasch wieder ab.

Die Zähne zu putzen wird Ihrem kranken Kind den Mund erfrischen, ausnahmsweise reinigen aber auch einmal ein paar Apfelschnitze den Mund und bringen außerdem den Darm auf Trab.

Essen und Trinken

Flüssigkeit sollte das kranke Kind immer ausreichend zu sich nehmen. Das ältere Kind trinkt Tee oder gerne auch einen Fruchtsaft, den Säugling zieht es bei Unwohlsein wieder mächtig an den Busen. Auch wenn Sie ihn eigentlich gerade entwöhnen wollten – lassen Sie ihn ruhig wieder öfter an der Brust trinken, das ist oft die einfachste Art, ein kleines Kind über die »Durststrecke« der Krankheit zu bringen.

Das kranke Kind ist meist kein guter Esser, und das sollte Sie auch nicht weiter belasten. Denn in Sachen »Treibstoff« funktionieren Kinder (allerdings mit Ausnahme der Säuglinge) ähnlich wie Erwachsene: Sie sind so konstruiert, dass sie ein paar Tage von den Vorräten leben können. Solange sie es von Wasserloch zu Wasserloch schaffen, d.h. genügend Flüssigkeit zu sich nehmen, ist ihr Körper nicht beeinträchtigt.

Wenn ein krankes Kind etwas essen will, so soll es ruhig wählen können, wobei Sie aber Unvernünftiges (etwa größere Mengen an Süßigkeiten) gleich gar nicht auf die Wahlliste setzen. Immer wieder gefragt ist z.B. etwas Fruchtiges (Apfelschnitze, mit Bananenscheiben belegtes Brot), Breiiges (Obstquark, Pudding, Kartoffelbrei), bei älteren Kindern auch schon mal eine klare Brühe, und natürlich das Lieblingsgericht.

Wenn Letzteres vehement angefordert wird, können Sie sich sicher sein, dass Ihr Kind wieder auf dem Weg der Besserung ist.

Wann zurück in den Alltag?

Auch wann Ihr Kind wieder aufstehen soll, ist Ermessenssache. Wächst das Interesse an seiner Umwelt, darf es ruhig wieder zu seinen Spielsachen, wenn es dabei allerdings rasch ermüdet, sollte es auch zurück ins Bett schlupfen können. Meist ist das Fieber eine gute Richtschnur: In aller Regel wollen und sollen fiebernde Kinder ins Bett, um den Kreislauf nicht noch zusätzlich zu belasten.

In den Kindergarten oder die Schule sollte ein Kind allerdings erst, wenn das Fieber ganz abgeklungen ist. Am besten sollte das Kind zuvor mindestens einen fieberfreien Tag zu Hause verbringen, um langsam wieder »in die Gänge« zu kommen und sich physisch und psychisch aufzubauen. Erinnern Sie sich, wie schlapp Sie sich nach der letzten Grippe durch die Tage kämpften? Wären Sie da gern in eine Kita mit 80 Dezibel Lärm, ständigem Hin und Her und wenig Rückzugsmöglichkeiten gegangen? Eben.

Susanne Bürger: Wenn das Leben intensiv beginnt: Ein Elternbegleitbuch für die Zeit in der Kinderklinik. Verlag tao.de, 2018

Janosch: Ich mach dich gesund, sagte der Bär: Die Geschichte, wie der kleine Tiger einmal krank war. Beltz & Gelberg, 2019, ab fünf Jahren

Jedes Kind reagiert anders auf die fremde Umgebung beim Kinderarzt – besonders wenn auch noch Fieber oder Ohrenweh an den Nerven zerren. Und das darf auch so sein. Lassen Sie sich nicht auch noch zusätzlich von Sorgen belasten wie etwa: Was denkt die Ärztin wohl von mir, wenn mein Kind sich so aufführt? Oder: Muss mein Baby denn gerade jetzt Hunger kriegen? Ja, es muss. Dann hat das Personal einer Kinderarztpraxis auch volles Verständnis, dass Ihr Kind jetzt zuerst die Brust braucht und erst dann fit für die Untersuchung ist.

Fachliche Hilfe: Die Kinderärztin

Im Grunde sind Ärzte ja nichts anderes als Dienstleister – Profis in Sachen Krankheit, deren Dienste wir als Eltern in Anspruch nehmen und die wir dafür (über unsere Krankenversicherungsbeiträge) auch nicht schlecht bezahlen. Und doch kommen viele Eltern mit Ärzten nicht so einfach klar – da vergisst man seine Fragen, sieht der Begegnung mit Beklemmung entgegen, fühlt sich untergeordnet, dumm und klein. Aus dem Experten, dessen Rat man einholt, ist die Autoritätsperson geworden, die einem ein Stückchen seiner wertvollen Zeit schenkt. Wie tief verwurzelt solche Gefühle sind, können Sie daran sehen, dass dies selbst Ärzten so geht, wenn sie selbst krank sind und als Patient in die Sprechstunde eines Kollegen müssen!

Vertrauen aufbauen

Wahrscheinlich haben Sie als Eltern schon durch die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen so oft Kontakt mit dem Kinderarzt, dass sich eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut hat. Machen Sie sich ruhig Notizen bei den Beratungsgesprächen oder schreiben Sie die Fragen, die Sie nicht vergessen wollen, vor dem Arztbesuch auf. Scheuen Sie sich auch nicht, Ihre eigene Meinung zu sagen – dies hilft auch dem Kinderarzt, der Sie und Ihr Kind dadurch besser kennen lernt. Wenn Sie Bedenken gegen einen Behandlungsvorschlag haben (etwa Antibiotika), so ist es für den Arzt besser, wenn Sie ihm Ihre Gedanken mitteilen, als dass Sie den verordneten Saft einfach im Kühlschrank alt werden lassen oder in den Abfluss kippen. Die meisten Kinderärzte sind aufgeschlossener und flexibler als Sie denken und finden es spannender, mit Ihnen über Ansichten oder Konzepte zu reden, als einfach Rezepte auszustellen!

Konflikte

Finden Sie keinen »gemeinsamen Grund« oder fühlen Sie sich in Ihrer Rolle als Laienexperte (siehe hier) und ent­schei­dungs­befugter Fürsprecher Ihres Kindes missverstanden, so sollten Sie sich den Wechsel zu einem anderen Kinderarzt überlegen. Denn so verschieden Eltern in ihren Ansprüchen an den Arzt sind, so unterschiedlich sind Kinderärzte: Manche Kinderärzte kennen Ihr Kind gut, manche nur die Erkrankung, die Ihr Kind hat, manche beides. Die einen sind hervorragende Diagnostiker, aber lausige Zuhörer, sie hören mit ihrem Stethoskop jedes Knistern im entferntesten Winkel der Lunge, aber nicht Ihre Fragen und Ängste.

Scheuen Sie sich also nicht, den »richtigen« Arzt zu suchen – im Gegensatz zum Arzt, der sich seine Patienten nur selten wählen kann, haben Sie immerhin das Recht der freien Arztwahl.

Wenn Sie Ihrem Kind schon zu Hause erklärt haben, was auf es zukommt, kann es sich auf die ungewohnte Situation beim Kinderarzt oft problemlos einlassen.

Natürlich darf das kleine Bärle oder ein anderes Stofftier mit in die Praxis, und es kann dort sogar auch untersucht werden. Denn, wer weiß, vielleicht hat es sich ja angesteckt?

Den Arztbesuch vorbereiten

Dass Ihr Kind wenig Begeisterung für den Arztbesuch aufbringt, ist nur verständlich, schließlich gibt’s beim netten Onkel Doktor manchmal auch Spritzen und unangenehme Untersuchungen. Sagen Sie Ihrem Kind ganz offen, warum Sie mit ihm zum Arzt gehen und was der Arzt mit ihm machen wird – selbst wenn es etwas Unangenehmes ist, wie z.B. eine Impfung. Erklären Sie ihm, dass der Arzt ihm helfen wird, wieder gesund zu werden, und dass er deshalb an verschiedenen Stellen genau hinhorchen und auch in Mund und Ohren schauen muss. Spielen Sie die einzelnen Untersuchungsschritte zu Hause durch, am besten mit einem Doktorkoffer. Machen Sie kein großes Aufheben um den Arztbesuch.

Rufen Sie möglichst im Beisein Ihres Kindes in der Praxis an, um einen Termin zu vereinbaren. Dies verkürzt nicht nur die Wartezeit, die bei einem unangemeldeten Besuch erheblich sein kann, sondern stimmt Ihr Kind auch auf das Unvermeidliche ein (»Die Frau Doktor sagt, wir sollen um drei vorbeikommen, dann schaut sie nach dir, damit es dir bald besser geht«). Beantworten Sie jetzt lieber die Fragen des Kindes (»Was macht die dann mit mir?«), als dass Sie das Kind waschen oder besonders in Schale werfen.

Einfühlsame Begleitung

Noch wichtiger als Worte ist, wie Sie Ihr Kind beim Kinderarzt begleiten. Bemitleiden Sie es nicht, sondern helfen Sie ihm, rasch über die unangenehmen Hürden zu kommen. Praktisch jeder Kinderarzt lässt Sie Ihr Kind bei der Untersuchung halten und erklärt Ihnen die besten Techniken. Auch wird er ängstliche Kinder gerne auf Ihrem Schoß untersuchen.

Darüber hinaus (»Du darfst auf Mamas Schoß bleiben«) bedarf es eigentlich keiner weiteren langwierigen Verhandlungen mit Ihrem Kind mehr. Helfen Sie dem Arzt, rasch die wichtigen Informationen zu sammeln, und kommentieren Sie für das Kind die einzelnen Untersuchungsschritte, falls der Kinderarzt dies nicht tut (»Jetzt schaut die Frau Doktor in das linke Hasenohr...«).

Und trösten Sie Ihr Kind nach der Untersuchung, falls dies nötig ist.

Normale Reaktionen

Haben Sie auch Verständnis mit Ihrem Kind, wenn es sich »unmöglich« verhält oder die ganze Zeit wie am Spieß schreit – manchmal ist ein Kind einfach von Angst überwältigt und kann selbst durch Beharrlichkeit, Sachlichkeit und elterliche Nähe nicht zur Kooperation gebracht werden. Der Arzt wird dann entscheiden, wie wichtig einzelne Untersuchungen sind, und sich vielleicht auf wenige Handgriffe beschränken, bei denen das Kind dann trotzdem gut festgehalten werden muss.

Ob Sie einem Kind eine Belohnung versprechen, z.B. für nach einer Spritze, ist Ihre Entscheidung. Die Belohnung sollte jedoch nicht an ein bestimmtes Verhalten gekoppelt sein (»Wenn du tapfer bist, gibt es ein Eis«). Wenn ein Kind dann nämlich das gewünschte Verhalten nicht schafft, wird es doppelt bestraft – dadurch, dass es die Erwartungen nicht erfüllen konnte, und dadurch, dass ihm eine Belohnung entgeht.

Das Kind soll mit der Zeit beim Arztbesuch auch verstehen lernen, dass es um seine eigene Gesundheit geht. Lassen Sie es zumindest am Anfang die Fragen des Arztes beantworten und lassen Sie es auch selbst die Kleider ausziehen, wenn es das schon kann.

Hausbesuch?

Viele Kinderärzte sind bereit, Ihr Kind in Notfällen einmal zu Hause zu behandeln, z.B. wenn es einen Pseudokrupp-Anfall hat. Beachten Sie allerdings, dass der Kinderarzt Hausbesuche nicht bei vollem Wartezimmer machen kann, so dass Sie meist bis nach dem Ende der Sprechstunde warten müssen.

Klären Sie deshalb am besten telefonisch mit dem Arzt ab, ob er im Einzelfall einen Hausbesuch für richtig hält oder ob er Ihr Kind vielleicht doch in der Praxis sehen will oder gar direkt in die Klinik einweist.

Rübel, D.: Wieso? Weshalb? Warum? Zu Besuch beim Kinderarzt. Ravensburger Buchverlag, 2015. Einfühlsame Vorbereitung auf den Arztbesuch für kleinere Kinder

Ständiges Trösten während der Untersuchung oder beim »Pieks« bringt dem Kind nichts und zieht die notwendigen Maßnahmen nur in die Länge. Das Kind kann dann noch weniger mit seinen Ängsten umgehen. Sobald Ihr Kind Sie nämlich in einer Beschützer-Rolle erlebt, bekommt es automatisch das Gefühl: »Die wollen mir etwas Böses tun.«

Die Grenzen kennen: Schulmedizin, Selbsthilfe und Naturheilmethoden

Eltern kranker Kinder können heute auf eine ganze Palette von Therapieverfahren(= Behandlungsverfahren, Heilverfahren) zurückgreifen, die sich grob in drei Gruppen einteilen lassen:

Schulmedizinische Verfahren werden an Universitäten unterrichtet und nur von Ärzten ausgeübt. Die Schulmedizin gründet sich auf durch wissenschaftliche Methoden er­wor­­bene Kenntnisse und strebt wissenschaftliche Beweisbarkeit an. Bei Diagnose(= Erkennen und Benennen einer Krankheit) und Therapie(= Behandlung) stützt sie sich häufig, jedoch nicht immer, auf technische Verfahren sowie synthetische (künstlich erzeugte) Produkte.

Naturheilverfahren verwenden Mittel aus der Natur, wie etwa Luft, Licht, Pflanzenextrakte oder Wasser. Die verschiedenen Naturheilverfahren werden an speziellen Schulen oder Instituten unterrichtet und in der Regel auch von speziell ausgebildeten Fachkräften (etwa Heilpraktikern oder naturheilkundlich ausgebildeten Ärzten) angewendet. Die Naturheilverfahren werden, in Abgrenzung von der Schulmedizin, oft auch als »alternative« Medizin bezeichnet (Genaueres siehe Kapitel 6).

Selbsthilfe(Laienmedizin) – auch Laien haben zu allen Zeiten medizinischen Sachverstand erworben und verschiedene Heilverfahren angewendet. Im Gegensatz zur Schulmedizin und zu den Naturheilverfahren wird die medizinische Selbsthilfe nicht an speziellen Schulen gelehrt (kann aber sehr wohl in Kursen, etwa an der Volkshochschule, vertieft werden). Die Laienmedizin wurde von Generation zu Generation über persönliche Berichte oder über für das allgemeine Publikum verfasste Bücher (wie etwa Gesundheit für Kinder) überliefert. Sie stützt sich vor allem auf pflanzliche Mittel, auf »physikalische« Anwendungen (z.B. Wickel) sowie auf Ratschläge zur gesunden Lebensweise, etwa zur Ernährung (Genaueres siehe Kapitel 2, 4 und 5).

Nichts ist unmöglich