Gier und Geld - Ferdinand Demelbauer - E-Book

Gier und Geld E-Book

Ferdinand Demelbauer

4,8

Beschreibung

Es wird gezeigt, wie das Geld im Laufe der Zeit seine wichtige, dienende Rolle verloren hat. Dabei wird besonders auf jene Entwicklungen hingewiesen, die es möglich gemachten haben, dass Geld, Geld erzeugen kann. Eine Widersinnigkeit, die sich als Krebsübel für die weitere Entwicklung entpuppte, denn sie machte es der Gier möglich, sich trickreich und schamlos auszutoben. Ein Rattenschwanz von Problemen war die Folge. Nach dem Ausleuchten dieser Entartungsorgie, werden Versuche vorgestellt, mit denen man bisher - leider vergeblich - die verfahrene Situation bereinigen bzw. mildern wollte. Erfreulicherweise hat die Informationstechnik inzwischen ein so hohes Niveau erreicht, dass mit ihrer Hilfe, die verfahrene Situation bestens saniert werden kann. Ein entsprechendes Konzept wird skizziert.

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für meine geliebte

– viel zu früh verstorbene –

Reni

Vorwort

Es geht sehr ungerecht zu auf dieser Welt. Die Ungerechtigkeiten ‚rund ums Geld’ sind dabei besonders krass. Es wird zwar viel darüber geredet, beraten und lamentiert, aber wirklich bekämpft werden die Zustände nicht. Die Privilegierten – also die Starken und Mächtigen, die von den bestehenden Ungerechtigkeiten profitieren – starten zwar immer wieder Scheinaktionen um zu beruhigen, werden sich aber hüten, tatsächlich etwas zu verändern. Die Benachteiligten – also die Schwachen und Ausgebeuteten – sind der festen Überzeugung, ohnedies nichts ändern zu können und so läuft alles weiter wie es läuft.

Resignation ist aber falsch, die Hoffnung auf eine gerechtere Welt darf nicht aufgegeben werden! In diesem Buch sollen deshalb Ungerechtigkeiten ‚rund ums Geld’ aufgezeigt und Tipps zu ihrer Beseitigung vorgeschlagen werden.

Da das Zusammenleben der Menschen einem steten Wandel unterliegt, müssen die Änderungsmöglichkeiten laufend überprüft werden, denn was gestern noch unmöglich war, kann heute bereits möglich sein. Die letzten Jahrzehnte wurden durch besonders rasante Veränderungen geprägt. Vieles von dem, was für unsere Großeltern noch unveränderlich war, können wir heute bereits ändern. Damals waren ferne Länder noch wirklich fern und fremd, heute bringen Telefon, Radio und Fernsehen die ganze Welt ins Wohnzimmer. Fernreisen sind zur Selbstverständlichkeit geworden. Navigationssysteme unterstützen den explodierenden Verkehr zu Land, zu Wasser und in der Luft. Informationsnetze machen es möglich, dass Milliarden von Menschen – weltweit – in Schrift, Bild und Ton miteinander in Verbindung treten können. Riesige soziale Netze unterstützen den globalen Meinungsaustausch. Mächtige, vernetzte Informationsspeicher und Online-Lexika sorgen dafür, dass praktisch jede Information in Windeseile beschafft und verteilt werden kann. Die Welt ist zum globalen Dorf geworden.

Diese Globalisierung hat leider die Welt nicht automatisch gerechter, sondern vorerst nur hektischer gemacht. Sie hat sogar vielen Menschen mehr Unglück als Glück beschert. Da gingen beispielsweise reihenweise Jobs verloren, da diese – im Zuge der Globalisierung – ins billigere Ausland verschoben wurden. Auch sonst nahmen die Ungerechtigkeiten eher zu als ab. Die Schere zwischen Arm und Reich ging – und geht noch immer – weiter auseinander. Und warum das alles? Weil es die Starken und Reichen waren, die in der Globalisierung sofort ihre Chance erkannten und trickreich nutzten.

Das muss aber nicht so bleiben! Erfreulicherweise lassen sich viele der neuen Möglichkeiten auch im Sinne der Schwachen nutzen. Es besteht sogar die berechtigte Hoffnung, dass die Globalisierung auf lange Sicht eher für die Schwachen als für die Starken von Vorteil sein wird. Auf jeden Fall ist die moderne Informationstechnik ein Hoffnungsträger für die Schwachen, denn intelligent genutzt, kann ein globales Netz wie Internet, zum starken Arm für die Schwachen und Ausgebeuteten werden. Zu einem Arm, der Kraft genug hat, ihre Hilflosigkeit zu beenden und eine gerechtere Welt realisierbar zu machen.

Das alles gilt aber nur, wenn die Schwachen ihre Kreativität zum Einsatz bringen, denn nur dann können positive Entwicklungen erhofft werden. Hilfe von den Starken ist nicht zu erwarten, die kochen ihr eigenes Süppchen!

Erfreulicherweise ist zu beobachten, dass die Schwachen ihre Lethargie und Schicksalsergebenheit zu überwinden scheinen. Jahrzehnte nach den letzten Großprotesten, die sich damals gegen den Imperialismus, die Atomkraft und die Nachrüstung richteten, gehen die Leute wieder auf die Straße, wenn ihnen etwas nicht passt. Eine neue Lust an der Revolte scheint um sich zu greifen.

Seit dem Frühjahr 2011 kommt es rund um den Globus wieder zu Protestbewegungen. Sie begannen in Spanien und breiteten sich rasch auch in andere Länder aus. Der Protest organisiert sich. Eine dieser Protestinitiativen ist die ‚Occupy-Bewegung’. Sie stellt sich als eine vor allem über das Internet verbundene Bewegung ohne Hierarchien oder Anführer dar, was den Unterschied zu politischen Parteien ausmacht. Das verbindende Element dieser Bewegung ist die Überzeugung, über grundlegende Probleme im wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen System, informieren und diskutieren zu müssen. Sie will aufklärend tätig werden und nach Lösungsansätzen suchen, um so ‚durch den Druck von unten’ auf Veränderungen hinzuwirken, damit die gesellschaftlichen Regeln neu überdacht werden.

Mit der Gruppe ‚Occupy Wall Street’ in den USA hat es begonnen. Sie erzielte durch ihre Aktionen im Zuge der Finanzkrise die größte mediale Aufmerksamkeit und hat damit weltweit Demonstrationen gegen die Macht der Finanzbranche angestoßen. Es formierten sich neue Gruppen und Protestzentren in mehreren Ländern. ‚Occupy Germany’ ist der deutsche Ableger.

Die Proteste richten sich nicht nur gegen das Bankensystem, sondern auch gegen die Regierungen. Die Menschen sind insgesamt unzufrieden und erheben ihre Stimme für soziale Gerechtigkeit, mehr Arbeitsplätze, mehr Freiheit und wirkliche Demokratie. Sie werfen ihren Parlamenten und Regierungen vor, ihre Wünsche und Interessen nicht mehr zu repräsentieren.

An all den Versuchen, mehr ‚Geld-Gerechtigkeit’ herbeizuführen, will dieses Buch mitwirken. Dazu sollen die Themen ‚rund ums Geld’ ausgeleuchtet, Wissen unter die Leute gebracht und folgende Fragen beantwortet werden:

Wie ist es zu den bestehenden Mängeln und Ungerechtigkeiten im ‚Geld-Bereich’ gekommen?

Wie erreicht man, dass der nötige Änderungsdruck erzeugt wird, um die Beseitigung der Missstände zu erwirken?

Wie kann ein gerechteres Geldsystem aussehen?

Was muss bei der Einführung eines solchen Geldsystems alles beachtet werden?

Welche Vorkehrungen sind zu treffen, um mit den heftigen Abwehrreaktionen jener fertig zu werden, die von den existierenden Zuständen profitieren?

Wie sind die Änderungsschritte und der Änderungsdruck zu organisieren, um erfolgreich sein zu können?

Obwohl der Egoismus für all die von uns betrachteten Probleme hauptverantwortlich ist, werden wir uns trotzdem nicht in erster Linie mit ihm befassen, denn er kann durch keine noch so intelligente Lösung außer Kraft gesetzt werden. Wir können ihn aber durch kluge Maßnahmen in seinen schädlichen Auswirkungen begrenzen und damit werden wir uns beschäftigen.

Trotzdem soll gegen Ende des Buches doch noch kurz auf den Egoismus eingegangen werden, denn eine einmalige Fähigkeit von uns Menschen – mit dem Egoismus umzugehen – unterscheidet uns grundsätzlich von allen anderen Geschöpfen. Diese einzigartige Fähigkeit würde es uns – und nur uns – ermöglichen, Gerechtigkeit in allen Belangen und in der schönsten, weil nachhaltigsten Weise herbeizuführen, ohne dabei jemanden zu diskriminieren.

Leider wird dieser menschlichste Lösungsweg, aller Voraussicht nach, Utopie bleiben.

Zum Abschluss sei noch festgestellt, dass die dargelegten Ideen natürlich nur als Anfang, als Kristallisationskeim, gewertet werden können. Es soll damit ein Beitrag geleistet werden, eine weltweite Diskussion in Schwung zu bringen. Erst durch die Zusammenarbeit der riesigen Internetgemeinde – in der sich Milliarden Menschen mit den vielfältigsten Kenntnissen und Fähigkeiten tummeln – kann es gelingen, ein fundiertes Konzept für mehr Gerechtigkeit zu entwickeln und dieses auch gegen enormen Widerstand durchzusetzen.

Glück auf!

Ferdinand Demelbauer

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Geld und sein Umfeld

– Wie aus gut schlecht wird

Eine segensreiche Erfindung

– Der Mensch weiß sich zu helfen

Vom Wohltäter zum Betrüger

– Die Gier sieht ihre Chance

Zins und Zinseszins

– Gier ist unersättlich

Geldmenge und Verschuldung

– Gier liebt Schulden

Finanzwirtschaft

– Die egoistische Schwester der Realwirtschaft

Spekulation

– Eine Tochter der Gier

Börsen

– Im Geschwindigkeitswahn

Außerbörslicher Markt

– Gier will keine Zügel

Vermögensverwaltungen

– Die Spinnen im Netz

Hedgefonds

– Die unersättlichen Söhne der Spekulation

Vom Lobbyismus zum Lobby

ego

ismus

– Gier will gestalten

Rating-Agenturen

– Die bezahlten Stimmungsmacher

Banken im Machtrausch

– Was kostet die Welt?

Steuervermeidungs-Tricks

– Gier will nichts abgeben

Schneeballsysteme

– Kriminelle Blüten der Gier

Banken-Skandale

– Eine endlose Geschichte

Finanzkrise 2008

– Ein Lehrbeispiel

Null-Zins-Politik der EZB

– Die Ungerechtigkeit nimmt zu

Von der ‚Fuselanleihe’ zum ‚Rettungsschirm’

– Kabarett pur

Der ‚Wolf im Schafspelz’

– Geld nach dem Sündenfall

Versuche den ‚Wolf’ zu zähmen

– Erfolglos!?

Religion als Wegweiser

– Die Hölle hat ihren Schrecken verloren

Silvio Gesell

und sein Freigeld

– Ein Idealist braucht Partner

Das Wunder von Wörgl

– Es kann nicht sein, was nicht sein darf

Regionalwährungen

– Leider nur Spiele in der Puppenstube

Steuern eintreiben mit erfreulichen Folgen

– Ein Zwischenhoch

D

er

Goldstandard

– Ein Korsett, das bei Beschwerden drückt

Zurück zum Tauschhandel

– Ein modernes ‚Zurück in die Zukunft’

Gemeinsam nutzen

– Schönes, regionales Konzept

Zeit als Währung

– Originelle Idee für kleine Regionen

Occupy-Bewegungen

– Könnten in Zukunft schlagend werden

Bedingungsloses Grundeinkommen

– Interessanter Gedanke

Philanthropie

– Auch hier dominiert bereits das Gewinnstreben

Geldsystem-Neu

– Mehr Gerechtigkeit ist das Ziel

Konzept

– Geld ohne Zins

Technische Realisierung

– Kein wirkliches Problem

Praktische Einführung

– Ein Drama in vielen Akten

Der menschlichste Weg

– Eine schöne Utopie

Resümee

– Die Hoffnung lebt

Fachbegriffe, Abkürzungen

Einführung

Was heißt eigentlich ‚gerechte Welt’? Müssen in einer gerechten Welt alle das Gleiche bekommen? Sicher nicht! Folgendes Gleichnis zeigt sehr anschaulich, was mit Gerechtigkeit gemeint ist. In diesem Gleichnis werden die Menschen mit unterschiedlich geformten und unterschiedlich großen Gefäßen verglichen:

Totale Gerechtigkeit wäre dann gegeben, wenn alle Gefäße bis zum Rand voll sind. Das heißt, ideale Gerechtigkeit liegt vor, wenn jeder, seinen Bedürfnissen entsprechend, zufrieden gestellt wird. Dieser Idealzustand kann zwar angestrebt werden, er wird aber im praktischen Leben stets Illusion bleiben. Wir müssen zufrieden sein, wenn es uns gelingt, in der realen Welt ein paar der gröbsten Ungerechtigkeiten zu beseitigen.

Jetzt gibt es natürlich die unterschiedlichsten Ungerechtigkeiten. Da können das Geschlecht, die Nationalität, die Hautfarbe, das Einkommen, der soziale Status eine Behinderung und vieles mehr, Benachteiligungen bewirken. In diesem Buch wird es ausschließlich um Ungerechtigkeiten gehen, die durch unser Geldsystem verursacht werden.

Die meisten Menschen haben sich noch nie genauer damit beschäftigt, herauszufinden was Geld eigentlich ist und wie die darauf aufbauenden Währungs- und Finanzsysteme funktionieren. Sie stellen lediglich fest, dass Geld ungleich verteilt ist und sie ständig zu wenig davon haben. Über die Fehlkonstruktion unseres Geldsystems und den riesigen ‚Filz’ – aus Kumpanei, Korruption und Machtmissbrauch – im Umfeld des Geldes, sind sie nicht wirklich informiert. Nur so ist zu erklären, warum die Menschen nicht entschlossener gegen dieses Unrechtssystem vorgehen. Vom amerikanischen Auto-Pionier Henry Ford stammt der Ausspruch: „Eigentlich ist es gut, dass die Menschen unser Banken- und Währungssystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich verstehen, hätten wir eine Revolution vor morgen früh."

Dieses Buch hat nicht die Absicht, eine Revolution anzuzetteln, es will lediglich dazu beitragen, den Durchblick zu verbessern, denn es ist ein fataler Irrtum zu glauben, dass unser derzeitiges Geldsystem alle gleich behandelt.

Zur Einstimmung auf unser Thema, sollen bereits hier die Hauptübel unseres Geldsystems benannt werden: Es sind dies Zins und Zinseszins und die – erst durch das Zinssystem so richtig geförderten – Formen exzessiver Spekulation. Kein Zins, also ein ‚Null-Zins-System’, weckt sofort das Misstrauen, denn das erinnert stark an die missglückte Null-Zins-Politik der EZB (Europäische Zentralbank). Dass dieses negative Vorurteil unberechtigt ist, wird später in einem eigenen Kapitel gezeigt.

Mit voller Absicht soll – bereits hier – auf einige der fatalen Auswirkungen der benannten Übel hingewiesen werden und zwar in plakativer, überspitzter und provokanter Form, denn der Leser soll etwas in Wut geraten. Ein wütender Leser ist nämlich viel eher bereit, sich mit dem sperrigen Thema ‚rund ums Geld’, ausführlich zu beschäftigen.

Also, was ist nun so verwerflich am Zins und der Spekulation?

Viele sind der Meinung, dass die Zinsproblematik nur jene betrifft, die einen Kredit am Laufen haben. In Wirklichkeit ist aber jeder betroffen, denn in allen Preisen des täglichen Lebens – egal ob es sich um Waren oder Dienstleistungen handelt – ist ein Zinsanteil von etwa 40 % enthalten (siehe unter ‚Zinslast’ im Anhang). Jeder ist somit ‚Verlierer’, der weniger Zinsen kassiert, als 40 % seiner laufenden Kosten ausmachen. Das trifft – bis auf eine kleine Minderheit – auf fast alle Menschen zu.

Das heißt, die meisten Menschen müssen schuften, damit einige wenige, ein ‚arbeitsloses’ Einkommen erhalten. Das ist moderne Sklaverei!

Es ist somit der Zins, der dafür verantwortlich ist, dass eine ständige Umverteilung von Arm zu Reich erfolgt, eine Umverteilung die alleine in Deutschland, derzeit 600 Millionen Euro täglich beträgt.

Deutschlands Superreiche sind reicher als je zuvor: Das Vermögen der

Top 100

ist im Jahr 2013 von 319 Milliarden auf 336 Milliarden Euro gestiegen.

Es ist also der Zins, der dafür verantwortlich ist, dass die Geldvermögen und die Löhne enorm auseinanderdriften. Für die Bundesrepublik Deutschland gelten beispielsweise folgende Werte:

Wie man aus dem Balkendiagramm ersieht, ist zwischen 1950 und 2000 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um das 7-fache gestiegen, das Geldvermögen aber um das 32-fache und die Kaufkraft der Nettolöhne ist in dieser Zeit sogar leicht gefallen.

Dieses Auseinanderdriften von Geldvermögen und Löhnen muss gestoppt werden.

!! Es muss endlich mehr Verteilungsgerechtigkeit her!!

Es ist ein vernünftiges Wachstum – sowohl für die Geldvermögen, als auch für die Löhne – anzustreben, das sich am BIP orientiert:

Wir brauchen endlich eine Politik, die die Menschen und nicht die Profite in den Mittelpunkt stellt.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss – auch durch Massendemos – entsprechender Druck aufgebaut werden!

Um ein besseres Gefühl für die Verteilungs-Ungerechtigkeit im Bereich ‚Geld’ zu bekommen, sollen die Vermögen in Balkenlängen dargestellt werden:

Als Beispiel wählen wir die Vermögen der Deutschen.Als Maßstab gilt: 1 cm entspricht 50.000 Euro

Dieser Unterschied erscheint nicht aufregend.

Die wirkliche Verteilungsdramatik wird erst sichtbar, wenn man die Einzelvermögen der Superreichen betrachtet.

‚Ärmster’ der Top 10

‚Reichster’ der Top 10 = 21 Milliarden Euro

4,2 Kilometer

Hier sieht man den Verteilungswahnsinn ganz deutlich:1,76 cm zu 4,2 km

Dass man sich um die Superreichen auch bei niedrigen Zinsen keine Sorgen zu machen braucht, zeigen folgende Werte: Jemand der 5 Milliarden besitzt, hat – bei einem Zinssatz von 1 % – in 5 Jahren einen Zugewinn von mehr als 250 Millionen und in 10 Jahren von mehr als 520 Millionen.

Kurz sei auch die

72er-Regel

– eine Faustregel aus der Zinsrechnung – erwähnt. Mit ihrer Hilfe kann man ermitteln, nach wie vielen Jahren sich eine Kapitalanlage verdoppelt: Dazu braucht man 72 nur durch den jährlichen Zinssatz zu dividieren. Bei 6 % Zinsen verdoppelt sich das Kapital z. B. in 12 Jahren. 6 % Zinsen sind für Millionäre nicht ungewöhnlich, nur für uns Normalbürger sind sie utopisch.

Dass die Reichen immer reicher und die Armen im Verhältnis immer ärmer werden, ist kein deutsches, sondern ein weltweites Phänomen. In einer

Arm–Reich-Studie

(2014) wird berichtet, dass die

85 Reichsten der Welt

zusammen genau so viel besitzen, wie die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. In einer aktuellen Studie (Jänner 2017) der Hilfsorganisation

Oxfam

ist zu lesen, dass bereits die reichsten

8 Milliardäre

mehr als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung besitzen.

Es ist unfassbar wie rasant die Vermögen hin zu den Reichen wandern: Vor kurzem waren es noch 85, jetzt genügen schon 8 Milliardäre.

Es ist ein Irrtum anzunehmen, es gäbe nur eine Art von Wachstum. In Wirklichkeit sind zumindest 3 Typen zu

unterscheiden:

(1) – natürliches Wachstum

(2) – lineares Wachstum

(3) – exponentielles Wachstum

Das gefährlichste Wachstum ist das exponentielle und genau das wird durch den Zinseszins bewirkt.

Um die verheerende Wucht exponentiellen Wachstums zu demonstrieren, sei folgende Geschichte erzählt:

Ein persischer Kaiser war vom Schachspiel so begeistert, dass er seinem Lehrmeister jeglichen Wunsch erfüllen wollte. Der kluge Mann entschied sich, ein Exempel zu statuieren: Er bat um 1 Getreidekorn auf dem ersten Feld des Schachbrettes, um 2 Körner auf dem zweiten Feld, um 4 auf dem dritten und so weiter. Das heißt, die Menge der Körner verdoppelte sich von Feld zu Feld, bis das vierundsechzigste, also das letzte Feld, erreicht war. Der Kaiser, zunächst erstaunt über diese Bescheidenheit, musste bald feststellen, dass in seinem gesamten Reich nicht genügend Getreide vorhanden war, um diesen Wunsch zu erfüllen, denn es wären weit über 400 Welt-Getreideernten dazu notwendig gewesen.

Auch das folgende Ratespiel zeigt, dass wir exponentielles Wachstum nicht so richtig einschätzen können: In diesem Spiel werden die Teilnehmer aufgefordert, zwischen zwei Varianten, die lukrativere auszuwählen:

Variante 1: Man bekommt 1 Jahr, jede Woche 10.000 Euro

Variante 2: Man bekommt in der 1. Woche des Jahres

1 Cent und in jeder Folgewoche das Doppelte der Vorwoche, bis die 52 Wochen des Jahres um sind.

Die meisten Kandidaten entscheiden sich üblicherweise für Variante 1, bei der 520.000 €/Jahr ausgezahlt werden. Die richtige Lösung lautet aber: Variante 2, denn da werden mehr als 45.000 Milliarden €/Jahr ausgezahlt.

Die letzten beiden Beispiele sollten vor allem zeigen, dass die Gefährlichkeit des exponentiellen Wachstums vielfach nicht erkannt und bei weitem unterschätzt wird.

In einem Geldsystem, in dem die Geldvermögen ständig exponentiell wachsen, sind Krisen vorprogrammiert. Kein System kann exponentielles Wachstum auf Dauer verkraften, da führt kein Weg vorbei. Statistiken des

Internationalen Währungsfonds (IWF)

zeigen dies sehr deutlich: Zwischen 1970 und 1998 gab es bereits

169 Währungs

-

und

96 Bankenkrisen.

Bisher waren stets Kriege, Revolutionen oder sonstigen Katastrophen notwendig, um das Geldsystem wieder zu stabilisieren. Das wird auch in Zukunft so sein, wenn das Geldsystem nicht grundsätzlich geändert wird.

Dieses extreme Wachstum der Geldvermögen ist auch für das weitere Übel – die

Spekulation

– verantwortlich. Dabei ist nicht die normale Spekulation gemeint – also der Vorgang, über etwas, das man nicht genau weiß, Überlegungen anzustellen – sondern die exzessiven Formen von Spekulation, die in der Finanzwirtschaft inzwischen überhand genommen haben. Dabei geht es nicht mehr um die Einschätzung der realen Werte von Objekten, sondern nur noch um Wetten zwischen den Spekulanten, wer die richtigere Schätzung hat. Der Reiz dieses Geschäftsfeldes liegt darin, dass man dabei in kurzer Zeit riesige Vermögen gewinnen – aber selbstverständlich auch verlieren – kann. In diesem Finanzbereich spielen sich die Änderungen der Werte von Objekten in Sekundenbruchteilen ab. Das ständige Auf und Ab der Werte hat mit der Realität der Preise nichts mehr zu tun.

Da wird der Markt zum Casino, in dem gezockt wird. Genaueres findet sich im Abschnitt ‚Spekulation’.

Schluss jetzt mit den provokanten Anmerkungen!

Die folgenden Kapitel werden – unterstützt durch ein Verzeichnis der verwendeten Fachbegriffe und Abkürzungen – sachlich und nüchtern die Verhältnisse ‚rund ums Geld’ ausleuchten.

Sie werden zeigen, dass die bestehenden Missstände nicht ‚Gott gegeben’, sondern – meist durch List und Tücke – von Menschen herbeigeführt worden sind.

Erstaunlich dabei ist, dass viele dieser Missstände aus guten Anfangsideen entstanden sind und erst später – durch Egoismus und maßlose Gier – zu handfesten Ungerechtigkeiten geworden sind.

Es ist also höchste Zeit dagegen anzukämpfen! Wenn nötig, ebenfalls mit List und Tücke!

Auf los, geht’s los!

Geld und sein Umfeld

Wie aus gut schlecht wird

„Geld regiert die Welt!“, heißt es. „Und wer regiert das Geld?“ Darüber werden wir in der Folge einiges erfahren.

Eine segensreiche Erfindung

Der Mensch weiß sich zu helfen

Ohne Zweifel ist Geld eine bedeutsame Erfindung, denn ohne Geld wäre ein wirtschaftlicher Aufschwung – so wie er stattgefunden hat – nicht möglich gewesen. Geld hat sich aber im Laufe der Zeit weiterentwickelt und das leider nicht nur zum Vorteil. War Geld anfangs der reine Glücksfall für uns Menschen, kann das heute nicht mehr behauptet werden. Aus dem Wohltäter ist ein Betrüger geworden. Geld hat seine Unschuld verloren.

Bei den Urmenschen war so etwas wie ‚Geld’ noch nicht nötig, denn da lebten nur Familienmitglieder zusammen, die alles miteinander geteilt haben. Da das Leben in der Urzeit aber ziemlich gefährlich war, schlossen sich mehrere Familien zu Gruppen zusammen. Je größer die Gruppen wurden, umso größer wurde die Notwendigkeit, Sachen untereinander zu tauschen. Gute Jäger tauschten beispielsweise Teile ihrer Beute gegen die Früchte erfolgreicher Sammler. Überdies zeigte sich in Großgruppen sehr rasch, dass es zweckmäßig ist, arbeitsteilig vorzugehen. Das heißt, nicht jeder macht alles, sondern jeder arbeitet in einem Spezialgebiet. Die einen machen Schuhe, die anderen Kleider, Jäger sorgen für Fleisch, Sammler für Pilze und Beeren und so weiter. In so einer Gesellschaft ist Tauschhandel natürlich unverzichtbar, sollen alle mit allem versorgt werden.

Ware gegen Ware zu tauschen, ist ziemlich umständlich. Da gibt es jemanden, der hat beispielsweise Schubkarren und braucht Schuhe. Bis der jemanden findet, der passende Schuhe hat und eine Schubkarre braucht, das dauert. Um diese Tauscherei zu vereinfachen, wurde die Idee geboren, Zwischentauschmittel einzuführen. Bei diesen handelt es sich um nützliche oder schöne Dinge, an denen großes allgemeines Interesse besteht. Jeder der sich so ein Zwischentauschmittel einhandelte, konnte sicher sein, dass er problemlos jemanden findet, der ihm die gesuchte Ware dafür gibt. Damit war die Idee des Geldes geboren, denn Geld ist nichts anderes als so ein Zwischentauschmittel.

Die erste Geldvariante war das Natural- oder Warengeld. Bei dem wurden Rinder, Kamele, Felle, Dolche, Schmuck, Edelsteine und dergleichen als Zwischentauschmittel verwendet. Da aber dieses Warengeld nicht sonderlich praktisch war, wurde das Münzgeld ersonnen. Bei dieser Geldvariante werden unterschiedlich große, geprägte Plättchen – also Münzen – aus allseits begehrtem Edelmetall, als Zwischentauschmittel verwendet.

Da gleichwertige Münzen immer die gleiche Größe, das gleiche Gewicht und die gleiche Prägung hatten, brauchte nicht mehr gewogen und geschätzt zu werden, es genügte, die richtigen Münzen auszuwählen. Das Tauschen wurde dadurch erheblich erleichtert.

Die Verwendung von Münzen als Geld geht bis in die Antike zurück. Krösus, der sagenumwobene König der Lydier, ließ bereits um das Jahr 650 vor Christus Goldmünzen prägen und sie als Zahlungsmittel verwenden. Das Beispiel machte Schule, bald waren Goldmünzen im gesamten Mittelmeerraum und darüber hinaus verbreitet. Goldmünzen blieben mehr als zweitausend Jahre lang das maßgebende, warenunabhängige Zahlungsmittel. Überdies eignen sich Münzen ideal zum Werterhalt, da Gold nicht verdirbt und seit Menschengedenken heiß begehrt ist. Goldwährungen galten deshalb schon bald als Inbegriff von Stabilität. Nicht ohne Grund hieß die Goldmünze – die Kaiser Konstantin im Jahr 309 im römischen Reich einführte – ‚Solidus’. Auch die venezianischen Golddukaten waren Jahrhunderte in Gebrauch. Goldmünzen blieben bis Ende des 18. Jahrhunderts das vorherrschende Zahlungsmittel.

So weit, so gut. Die Erfindung des Geldes hatte bisher nur Vorteile gebracht. Leider ist das nicht so geblieben.

Vom Wohltäter zum Betrüger

Die Gier sieht ihre Chance

Wir sind mit unserer Schilderung der Geldentwicklung beim Münzgeld angekommen. Münzen haben leider einen Nachteil, sie sind schwer und benötigen viel Platz. Größere Mengen wollte daher niemand mit sich herumtragen. Ließ man sie zu Hause, musste man befürchten, dass sie gestohlen wurden. Es dauerte daher nicht lange, bis findige Leute mit Tresor – z.B. Goldschmiede – das Angebot machten, Münzen gegen Gebühr sicher wegzuschließen. Die Einleger bekamen Bestätigungen über die Höhe ihrer Einlagen, die sie jederzeit gegen Münzen rücktauschen konnten.