Giftcocktail Körperpflege - Marion Schimmelpfennig - E-Book

Giftcocktail Körperpflege E-Book

Marion Schimmelpfennig

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Beschreibung

Gefährliche Schönmacher: Der verborgene Giftcocktail in Pflegeprodukten und wie Sie sich davor schützen können

Wissenschaftsautorin Marion Schimmelpfennig räumt mit den Lügen der Kosmetikbranche auf. Auf der Basis aktueller Forschungsergebnisse nimmt sie die Inhaltsstoffe unter die Lupe und erläutert auf leicht verständliche Weise (und mit wissenschaftlichen Belegen), weshalb diese Substanzen gefährlich sind. Sie erläutert, weshalb Glycerin nicht in Pflegeprodukte gehört und was es mit dem angeblichen »Säureschutzmantel« der Haut auf sich hat. Die Liste der bedenklichen Inhaltsstoffe zum Nachschlagen im Anhang des Buches wurde deutlich erweitert.

Worin besteht der Giftcocktail? Er besteht darin, dass sich diese Substanzen im Körper anreichern und oft Mengen erreichen, die schwere Erkrankungen verursachen können. Er besteht darin, dass sich die Wirkung gleichzeitig vorhandener unterschiedlicher Stoffe nicht nur addiert, sondern zu einer exponentiellen Verstärkung führen kann. Und er besteht darin, dass diese Stoffe mit anderen Substanzen - entweder aus demselben oder einem anderen Produkt - im Körper chemisch reagieren können. Welche Reaktionen dies sind und zu welchen Krankheiten sie führen können, ist kaum bekannt. Das Ganze ist ein Giftcocktail mit eingebauter Zeitbombe. Wann das System - Ihr Körper - kippt, weiß niemand.

Gemeinsam mit Gabriela Nedoma, Expertin für selbst gemachte Naturkosmetik, liefert Marion Schimmelpfennig dem Leser ein breites Spektrum vernünftiger Alternativen für gesunde und preiswerte Körperpflege zum Selbermachen.

Lassen Sie sich von der Kosmetikindustrie nicht länger für dumm verkaufen. Nehmen Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand. Sie wissen ja - zu jedem Spielchen gehören immer zwei: der eine, der es versucht  und der andere, der es zulässt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Dieses Buch wurde zuletzt im Jahr 20219 aktualisiert und veröffentlicht. Bei dieser Auflage wurden zumeist technische Aktualisierungen (z. B. Weblinks) vorgenommen. Produkte, deren Inhaltsstoffe sowie Funktionsträger und institutionelle Angaben entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung.

1. Auflage Juni 2025

Copyright © 2025 bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg

Alle Rechte vorbehalten

Satz und Layout: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh Umschlaggestaltung: Carolin Sienz

ISBN E-Book 978-3-98992-121-4 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-10 Fax: (07472) 98 06-11

Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Vorwort von Dr. Ruediger Dahlke

Vorwort

von Dr. Ruediger Dahlke

Als ich 2013 für Marion Schimmelpfennigs Buch Giftcocktail Körperpflege das Vorwort schrieb, setzte ich mich zwangsläufig mit Kosmetika auseinander. Ehrlich gesagt erstaunte mich das Manuskript – besonders beim Thema Fluorid – so sehr, dass ich vieles nachprüfte und feststellte, wie recht die Autorin hatte Bei den Deos andererseits wusste ich bereits, wie schädlich diese sein konnten. Danach war mir klar, es reichte längst nicht, sich allgemein kritisch zum Thema Kosmetik zu äußern, die ich nicht als so wirklich wichtig erachtete. Die Geschichte der Autorin über Fluorid in Zahnpasten machte mich zu einem entschiedenen Gegner dieser Beimischung, was wiederum viele Diskussionen mit Zahnärzten auslöste. Was ich über Antioxidantien las, wollte ich kaum glauben, aber ich musste nach entsprechenden Überprüfungen der Autorin wiederum Recht geben. Und so veränderte dieses erste Vorwort zu Giftcoctail Körperpflege mein Weltbild wie kaum ein anderes.

Bei Antioxidantien kam ich schließlich über das Buch zu der Erkenntnis, dass die Autorin nicht nur recht hatte, was deren Verwendung in entsprechenden Mitteln anging, sondern dass es andere, viel bessere Wege gibt. Schlichtes Barfußlaufen ist eine wundervolle Quelle, sich ausreichend damit zu versorgen, und so wurden Erdung und Barfußlaufen fester Bestandteil unserer neu geschaffenen TamanGa-Kur. Tatsächlich ist Mutter Erde eine reiche Quelle für Elektronen, und über die Füße, unsere Wurzeln, können wir sie beim Barfußgehen aufnehmen. Sie sättigen den Elektronen-Hunger der freien Radikale, was diese entschärft, sodass sie mit ihrem Oxidationsprogramm aufhören. Dieses ist in vieler Hinsicht schädlich. Bei Metallen nennen wir den Vorgang rosten, im Organismus altern oder auch einrosten. Beim Barfußgehen stellt sich auch die Dosisfrage nicht. Der Körper nimmt sich, was er braucht, so lange er es braucht.

Die Haut ist unser mit Abstand größtes Organ, denn sie hüllt uns außen und innen ein. Sie ist deutlich größer als die Leber, das größte Kontaktorgan, das für die Entsorgung all des Giftes, das wir aufnehmen, zuständig ist. Wir neigen fast alle dazu, die Giftaufnahme über die Haut zu unterschätzen. Dem hat schon das erste Buch entgegengewirkt, und diese völlig überarbeitete Neuauflage wird das hoffentlich fortsetzen und vertiefen.

Ich finde es sehr schön, dass dieses Buch auch in anderen so viel ausgelöst hat, dass es jetzt zu dieser grundlegenden Überarbeitung gekommen ist.

Tatsächlich kann die Autorin auch von vielen Erfolgen bezüglich größerer Bewusstheit bei Verbrauchern und Herstellern berichten. Bei Letzteren sind diese allerdings mit Einschränkungen und sehr viel Vorbehalt verbunden, da es dort offensichtlich vor allem um das Verkaufsergebnis geht.

Aber die Autorin zeigt auch Auswege auf – so wie ich mit dem Hinweis, viel barfuß zu gehen. Letztlich sind die Wege über Mutter Natur und beim Barfußlaufen über Mutter Erde fast immer die besseren. Das erlebe ich auch mit der Sonnenkraft, die uns das beste, weil nachhaltigste Hormon D liefert. Zum Vitamin wird es nur, wenn wir es einnehmen, aber tatsächlich kann es unsere Haut am nachhaltigsten und in der besten Bioverfügbarkeit selbst produzieren, wenn wir ihr ausreichend Sonne gönnen. Spätestens jeden 3. Tag eine halbe Stunde Sonne mit weitgehend freiem Oberkörper. Weitgehend bezieht sich auf ein Bikini-Oberteil. Das Sonnenlicht ist ganz zu Unrecht so in Verruf geraten, wenn es in normalem Maß genossen wird. Durch ihr großzügiges Angebot an Hormon D verhindert die Sonne Krebs viel mehr, als sie ihn fördert. Und das gilt auch für den gefährlichen schwarzen Hautkrebs, das maligne Melanom. Er tritt auch keineswegs bevorzugt an sonnenbeschienenen Hautflächen auf. Lediglich das Basaliom, auch als weißer Hautkrebs bekannt, wird durch jahrzehntelange intensive Sonnenbestrahlung begünstigt – etwa bei alten Bergführern, Bauern oder Skilehrern. Da es jedoch niemals Metastasen bildet, gilt es streng genommen nicht als echter Krebs. Basaliome braucht man meiner Ansicht nach auch nicht zu operieren, sondern kann sie im Anfangsstadium mit naturheilkundlicher Weihrauch-Salbe oft erfolgreich behandeln und – nach meinen Erfahrungen immer – mit dem Immunmodulator in der schulmedizinischen Aldara-Salbe von Meda wegbekommen.

Selbstverständlich würde ich als Arzt – wenn auch nur in wirklichen Notfällen – zur Schulmedizin greifen, auch bezüglich Hautproblemen. Im Bereich der pflegenden und dekorativen Kosmetik ist das aber praktisch nie notwendig, und insofern nimmt die Autorin hier mit sehr viel Recht so vieles so kritisch unter die Lupe. Bei Kosmetika ist es überhaupt nicht notwendig, irgendwelche schädlichen Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen. Man kauft diese tatsächlich mit und kann sich dessen in diesem Buch sehr gut bewusst werden. Marion Schimmelpfennig legt ihren kritischen Finger in viele Wunden und löst damit sicher Schmerzen bei den Herstellern aus, während sie den Verbrauchern Erkenntnisse beschert.

Insofern sie auf Auswege sinnt, legt sie besonderes Augenmerk auf Naturkosmetik. Wobei auch diese mit Vorsicht zu genießen ist, da hier von der Industrie – wohl ähnlich wie in der Medizin – einige Verwirrung gestiftet wird.

»Naturidentische« Stoffe sind in Wirklichkeit künstlich hergestellte Substanzen, die angeblich mit denen in der Natur identisch sein sollen. In der Medizin ist das jedoch fast nie der Fall. Der Begriff »naturidentisch« bedeutet in Wahrheit, dass die Stoffe nicht natürlich sind – und oft sind sie nicht einmal wirklich identisch mit den natürlichen Varianten. Werbung ist mittlerweile ein trickreiches Geschäft.

Das Buch lässt erkennen, wie die Autorin sich auf diesem Spielfeld bemüht, die Gesundheit und die Interessen der Leser im Auge zu behalten und entsprechend kritisch mit den Anbietern umzugehen, wobei sie durchaus auch Fortschritte – etwa seit der ersten Buchauflage – anerkennt.

Die besten Vorschläge sind in meinen Augen die Hinweise zum Selbstherstellen von Kosmetika – nicht nur, um sich vieles zu ersparen, sondern auch, um sich Mutter Natur wieder anzunähern Tatsächlich hält sie die besten Schätze für uns – auch in pflegender und vorhandene Schönheit betonender Weise – bereit. Persönlich schwöre ich nicht nur, aber auch als Pflegemittel auf Kokosöl aus bester natürlicher Quelle. Als Arzt verwende und empfehle ich es auch bei medizinischen Hautproblemen oft als Mittel erster Wahl, selbst bei neuralgischen Schmerzen und auch auf den Schleimhäuten. Es ist für mich aber auch ein Brotaufstrich und das ideale mittelkettige Öl zur echten Alzheimer-Vorbeugung. Wie in Das Alter als Geschenk beschrieben, ist dieses so erschreckende Krankheitsbild nicht nur verhinderbar, sondern auch noch therapierbar. Mittelkettige Fettsäuren, wie sie idealerweise im Kokosöl vorkommen, sind dabei eine entscheidende Hilfe. Tatsächlich ist es auch ein ideales Fett zum Kochen und sogar – im Gegensatz etwa zu Olivenöl – zum Braten. Und selbst als Gleitmittel – nicht nur bei Frigidität – wüsste ich keine bessere Empfehlung.

Auf Mutter Natur ist einfach Verlass. Von ihr kommen wir, zu ihr gehören wir, und bei ihr sind wir am besten aufgehoben. In der TamanGa-Kur haben wir diesem Gedanken unser ganzes Augenmerk gewidmet. Das beginnt mit bestem Quellwasser aus natürlichen Quellen – ein anderes großes Thema sowohl der Autorin als auch von mir, wozu ich bereits Vorwort schreiben durfte. Doch es geht um noch mehr: viel frische Luft, am besten im Wald, Hildegard von Bingens Grünkraft, das Schwingen und Sich-Wiegen in der Natur, den Atem und die Erde, die Begeisterung als Dünger für unser Gehirn und vieles mehr.

Schönheit kommt natürlich und selbstverständlich von innen, also gilt es vor allem, sich um sein Innenleben und die Welt der Seelenbilder zu kümmern – um unsere eigene, wahre Natur. Hier fehlt mir der Platz, um all die Schätze aus Mutter Natur zu beschreiben – vom großen Grün über die grünen Smoothies bis zu Hildegards Grünkraft. Natur zu kaufen ist heute gar nicht mehr so einfach. Die Autorin macht es vielfach deutlich: Wo Natur draufsteht, ist sie keineswegs immer drin, oder sie ist so mit Chemie vermischt, dass einem die Lust vergeht. Letztlich ist alles Natur – auch die Kosmetikbranche kann nur mit Molekülen und Atomen arbeiten, die, wie alles, aus Mutter Natur stammen. Also hier ist Vorsicht geboten und die Autorin lässt sie walten. Ein Beispiel mag das verdeutlichen:

Als Kinder bekamen wir noch hohe Dosen Vitamin D in Form von Lebertran, heute empfiehlt die Schulmedizin – aus meiner Sicht – gefährlich niedrige Dosen, und die billigste und in jeder Hinsicht günstigste ist fast nie dabei: die Sonne. Uns ist sie als Kindern, wie auch der Lebertran, gut bekommen, wenn Letzterer auch nicht geschmeckt hat. Warum der Bedarf heute so viel geringer sein soll, kann ich nicht verstehen und nehme persönlich täglich 2000 IE ein.

Meine eigene Einstellung zu Ernährung und Einnahme von Heilmitteln ließe sich gut auch auf die Kosmetik übertragen: Ich vermeide alles Giftige, Gefährliche und Schädliche. Da 93 Prozent der aufgenommenen Gifte aus Tierprotein stammen, vermeide ich das, und das Ergebnis ist »Peacefood«. Da ich viel Licht mag und von Erleuchtung träume, ernähre ich mich möglichst biophotonenreich, nehme also am liebsten frische und viel rohe Nahrung zu mir. Biophotonen sind ein anderer Ausdruck für das Leuchten des Lebens.

Marion Schimmelpfennig geht in ihrem Buch auch auf zahlreiche Kosmetik- und Pflegepräparate ein und nennt Ross und Reiter beim Namen. Natürlich kann ich diese Bewertungen nicht beurteilen, aber ich habe im Laufe ihrer letzten drei Bücher gelernt, ihrem Urteil zu vertrauen. Ich glaube, was ich mit der Pharmabranche gerade mit meinem Buch Krebs – Wachstum auf Abwegen erlebe, erlebt die Autorin mit der Kosmetikbranche. Natürlich geht es da um Geld, und viel zu häufig bleiben die Patienten – in diesem Fall die Anwender – auf der Strecke.

Gleichzeitig macht das Buch Lust darauf, sich und seiner Haut etwas Gutes zu tun – sie zu pflegen, sich wohl in ihr zu fühlen und sie strahlen zu lassen. Unsere Ausstrahlung zeigt sich natürlich in unseren Augen und unserem Geist – körperlich jedoch vor allem über die Haut, unser größtes und großartiges Organ, das uns so vorteilhaft umhüllt.

Ruediger Dahlke

Paphos auf Zypern im Februar 2019

2019: 5 Jahre später

Als Giftcocktail Körperpflege im November 2013 das Licht der Welt erblickte, dachte ich nicht im Traum daran, einmal das tun zu dürfen, was ich gerade getan habe: dieses Buch komplett zu überarbeiten. In den letzten Jahren hat sich viel verändert, und diese Entwicklungen waren der Grund, weshalb wir entschieden haben, dass nach sieben Druckauflagen eine vollständig überarbeitete und erweiterte Neuauflage notwendig ist.

Neben vielen Verbrauchern kamen in den vergangenen 5 Jahren auch zahlreiche Allgemeinmediziner, Hautärzte, Zahnärzte, Arzthelferinnen, Friseure, Kosmetikerinnen, Chemiker, Heilpraktiker, Wissenschaftler, Journalisten und Naturkosmetikhersteller auf mich zu und bedankten sich für die tiefgehende Recherche – und in vielen Fällen auch für neue Erkenntnisse, die sie daraus gewannen.

Nur von zwei Experten erhielt ich negative Kritik.

Ich hatte Dr. med. Werner Voss kritisiert, da er seine kosmetischen Produkte von einem angeblich unabhängigen Hautforschungsinstitut mit Bestnoten auszeichnen ließ, dessen Geschäftsführer er jedoch selbst ist. Daraufhin verfasste Herr Voss auf Amazon eine Rezension, in der er mein Buch als »Schwachsinn« bezeichnet.

Ich verstehe, dass Herr Voss verärgert war, hätte mir aber natürlich zumindest einige Belege für meinen angeblichen Schwachsinn gewünscht. Mindestens ebenso sehr hätte ich mir gewünscht, dass Herr Voss für seine Kunden mehr Transparenz schafft, indem er seine dermatologischen Hautpflegeprodukte entweder von einem wirklich unabhängigen Institut testen lässt oder den Begriff »unabhängig« von seiner Webseite verbannt. Nichts von beidem war bis Redaktionsschluss geschehen.

Die zweite Kritik erreichte mich nicht direkt, sondern über Umwege. Sie stammt von Uwe Brandweiner, einem freien, aber engen Mitarbeiter des österreichischen Naturkosmetikherstellers Ringana. Ich betone an dieser Stelle, dass ich die meisten Produkte dieser Firma und vor allem ihre engagierten Vertriebspartner schätze. Herr Brandweiner spielt eine wichtige Rolle bei Ringana, wenn es um die Produktzusammensetzungen geht. Ich gebe sein Memo, das mir zugespielt wurde, auszugsweise wieder:

»Die Autorin mag Ambitionen gehabt haben [sic] ein fundiertes und kritisches Buch über die Kosmetik zu verfassen. Da sie aber über ausgesprochen mangelhaftes Fachwissen verfügt [sic] kann sie die im Buch zusammengetragenen Informationen teilweise nicht richtig einschätzen und kommt entweder mangels Fachwissen oder aus Sensationslust oder einer Kombination von Beidem [sic] oftmals zu falschen Schlussfolgerungen. Das Buch enthält schlecht recherchierte und falsch dargestellte Information und teilweise gravierende fachliche Fehler. Die Autorin neigt auch dazu [sic] teilweise haarsträubend schlecht recherchierte Informationen aufgebauscht als Skandale darzustellen [sic] was sicher die Verkaufszahlen fördert [sic] aber das Buch als objektive und fachlich fundierte Informationsquelle unbrauchbar macht ...«

Da Herr Brandweiner der Erste gewesen wäre, der mir gravierende Fehler nachgewiesen hätte, und weil er gerne gegen die angebliche Panikmache zu Fluorid mobil macht, las ich das Memo aufmerksam – in der Hoffnung, Stichhaltiges zu wichtigen Themen wie beispielsweise Fluorid zu finden. Insgesamt fünf Vorwürfe werden im Memo erhoben. Sehen wir sie uns an:

Herr Brandweiner echauffiert sich zunächst darüber, dass ich behaupte, Sodium Lauryl Sulfate (SLS) finde man praktisch in allen Shampoos, Duschgels, Flüssigseifen, Haarpflegemitteln, Haartönungen, Zahncremes, Badezusätzen, Make-ups, Badeölen und -salzen. Er sagt, dass die meisten Shampoos und Duschbäder kein SLS, sondern SLES (Sodium Laureth Sulfate) enthalten und dass Make-ups sowie Badeöle typischerweise überhaupt kein SLS enthalten. Damit hat Herr Brandweiner teilweise sogar recht, aber dies ändert natürlich nichts an den gesundheitlich bedenklichen Eigenschaften beider Substanzen, die sich – wenn vielleicht auch nicht im Verhältnis, wie ich es beschrieben habe – in sehr vielen Produkten finden.

Danach behauptet Herr Brandweiner, ich würde ein völlig praxisfremdes Verhalten (das Träufeln oder Injizieren von purem Shampoo ins Auge) zugrunde legen, um vor Shampoos mit SLS zu warnen. Nein, da hat Herr Brandweiner einfach zu früh mit dem Lesen aufgehört, denn direkt im nächsten Satz erläutere ich, dass Tests an Jungtieren ebenfalls zeigten, dass das Auge selbst dann dauerhaft geschädigt werden kann, wenn es gar nicht direkt mit SLS in Berührung kommt, sondern an anderen Hautstellen aufgebracht wird.

Weiter widerspricht mir Herr Brandweiner, wenn ich sage, dass SLS die Hautbarriere schädigt, indem es beispielsweise Proteine zerstört, und zwar mit der Begründung, SLS würde dies nur an lebendem Gewebe tun, und die Hautzellen seien ja abgestorben. Fakt ist: Obwohl die Hornschicht biologisch tot ist, vollbringt sie immer noch Stoffwechselleistungen, etwa durch die Tätigkeit von Enzymen. Die meisten Enzyme sind Proteine. Ich darf in diesem Fall beispielsweise auf die vielfach zitierte Arbeit von Törma, Lindberg und Berne aus dem Jahr 2008 verweisen, die diesen hautbarriereschädigenden Effekt von SLS an der gesunden Haut von Probanden nachgewiesen haben.

Herr Brandweiner behauptet weiterhin, ich hätte mit der Aussage, handelsübliches SLS würde DEA (Diethanolamin) enthalten, einen meiner »vielen« Recherchefehler gemacht. Einmal abgesehen davon, dass Herr Brandweiner mir bis zu dieser Stelle in seinem Memo noch keinen gravierenden Recherchefehler nachweisen konnte, habe ich nicht behauptet, SLS würde DEA enthalten, sondern könne DEA enthalten. Weiter behauptet Herr Brandweiner, ich hätte DEA »seitenweise als krebserregend« beschrieben. Das ist falsch. Ich habe beschrieben, dass krebserregende Nitrosamine entstehen können, wenn sekundäre Amine wie DEA mit Nitrit in Berührung kommen oder zusammen mit nitrosierenden Substanzen verarbeitet werden.

Zuletzt wirft mir Herr Brandweiner vor, ich würde Glycerin nachsagen, dass es die Haut austrocknet. Fakt ist, dass Glycerin die Feuchtigkeit aus den tieferen Hautschichten an die Oberfläche zieht (die Haut also austrocknet), und zwar dann, wenn die Luftfeuchtigkeit weniger als 65 Prozent beträgt, was zum Beispiel in kühleren Jahreszeiten oder in beheizten Räumen der Fall ist. Recht hat Herr Brandweiner übrigens damit, wenn er in seinem Memo schreibt, dass unser Körper selbst Glycerin produziert. Er meint, dass es deshalb ja nicht »böse« sein könne. Das ist ungefähr so, als ob ich behaupten würde, der Einsatz von Hormonen in Kosmetika sei harmlos, weil der Körper ja selbst Hormone produziert.

Doch was geschieht eigentlich, wenn man der Haut ständig von außen Glycerin zuführt? Könnte es sein, dass der Körper dann nach und nach die eigene Glycerinproduktion einstellt? Könnte dies der Grund dafür sein, dass Menschen, die glycerinhaltige Cremes verwenden, sich ein Leben ohne diese Produkte gar nicht mehr vorstellen können, weil die Haut schlicht und ergreifend »verlernt«, eigenes Glycerin zu bilden und damit von diesen Produkten quasi abhängig wird? Keine der vielen wissenschaftlichen Arbeiten, die Herr Brandweiner in seinem Memo auflistet, um Glycerin zu verteidigen, ist dieser Frage nachgegangen. Wie es tatsächlich um die aktuelle wissenschaftliche Lage zur Langzeitanwendung von Feuchtigkeitsspendern wie Glycerin steht und welche anderen Gründe Hersteller haben, um ihren Produkten Glycerin beizufügen, erfahren Sie deshalb in diesem Buch.

Zusammenfassend stellen wir fest, dass Herr Brandweiner einige wenige nebensächliche Details herausgegriffen und sie zum Teil auch noch aus dem Kontext gerissen hat, um Kritik zu üben. Da Herr Brandweiner ein erklärter Gegner der »Panikmache zu Fluorid« ist, hätte ich erwartet, dass er mein Kapitel zu Fluorid zumindest ansatzweise bemängelt. Dies ist genauso wenig geschehen, wie er all die anderen wichtigen Aussagen im Buch nicht kritisiert hat.

Was die Hersteller gelernt haben

Naturkosmetikhersteller sind in den vergangenen 5 Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen – mittlerweile dürften es mindestens 600 sein, die um die Gunst der europäischen Kunden buhlen. Es versteht sich (leider) von selbst, dass darunter auch zahlreiche schwarze Schafe sind, die gute Inhaltsstoffe nur vorgaukeln, denn der Begriff »Naturkosmetik« ist nach wie vor nicht geschützt. Zahlreiche dieser Gaukler stelle ich in diesem Buch vor.

Möglicherweise auch aufgrund meines Buches nennen mittlerweile einige Hersteller und Händler die lokal betäubende Wirkung des »juckreizstillenden« Inhaltsstoffes Polidocanol. Der lokal anästhesierenden Wirkung von Polidocanol war ich seinerzeit durch einen Zufall auf die Spur gekommen.

Auch die INCI-Angaben (Deklaration der Inhaltsstoffe) findet man heute auf deutlich mehr Webseiten als noch vor 5 Jahren.

Was hat die Kosmetikindustrie sonst noch gelernt? Bei den Herstellern herkömmlicher Körperpflegeprodukte hat sich augenscheinlich eine wundersame Wandlung vollzogen: Zahlreiche Deodorants werden seit einiger Zeit mit dem Zusatz »ohne Aluminium« beworben, auf Reinigungs- und Pflegeserien prangt fett gedruckt »ohne Parabene«, »ohne Mineralöl«, »ohne Silikone« oder »ohne Konservierungsmittel«, und selbst Fernsehwerbung für fluoridfreie Zahnpasta flimmert inzwischen in die deutschen Wohnzimmer. Haben die Hersteller etwa verstanden?

Oh ja, sie haben verstanden. Sie haben verstanden, dass sie ihre Umsätze nur aufrechterhalten können, wenn sie beispielsweise bei einigen (jedoch längst nicht bei allen) Produkten auf gewisse Inhaltsstoffe verzichten, die zu Recht in Verruf geraten sind und deshalb weniger häufig akzeptiert werden. Natürlich werden Sie, der umworbene Kunde, dabei wieder hinters Licht geführt: In diesen Produkten sind zwar bestimmte gefährliche Substanzen nicht mehr enthalten, andere aber nach wie vor. Wenn mit »ohne Parabene« (Konservierungsmittel) geworben wird, wird häufig einfach ein anderer bedenklicher Konservierungsstoff, beispielsweise Imidazolidinyl Urea, verwendet. Hinters Licht geführt werden Sie möglicherweise auch bei Produkten, die angeblich keine Konservierungsmittel enthalten. Die Herstelleraussage »ohne Konservierungsmittel« ist zum Beispiel dann haltbar, wenn eine Substanz verwendet wird, die neben einer konservierenden auch eine andere für das Produkt wünschenswerte Eigenschaft hat. Diese zweite Eigenschaft wird dann verwendet, um die Substanz auf dem Produkt zu deklarieren. Das renommierte Kantonslabor Basel schreibt dazu: »Aus diesem Marketing-Grund werden immer häufiger ›alternative‹ Stoffe zur Konservierung von Naturkosmetik oder generell für Produkte mit der Werbung ›frei von chemischen Konservierungsstoffen‹ verwendet. Solche Stoffe müssen neben ihrer sekundären konservierenden Wirkung eine kosmetische Hauptfunktion aufweisen, typischerweise werden parfümierende, maskierende, hautkonditionierende oder auch pH-regulierende Eigenschaften postuliert. Dass Marketing-Gründe ein Hauptaspekt zur Verwendung solcher Stoffe sind, lässt sich unschwer aus der Werbung von Rohstoff-Herstellern erkennen, welche offen darlegen, dass sich mit solchen Stoffen die Konservierungsmittel-Regulierung umgehen lässt.«

Es ist deshalb kein Wunder, dass Franchise Direkt auf seiner Webseite 1 den Herstellern folgenden Ratschlag gibt: »Mit reiner Chemie kann man viele Konsumenten nicht hinter dem Ofen hervorlocken. [...] Unzählige Blogger setzten mit selbstgemachter Kosmetik, bei denen die Inhaltsstoffe zu hundert Prozent selbst überprüft werden können, den Trend zur Küchenkosmetik. Für die industriellen Hersteller bedeutet dies in Zukunft: mehr Fokus auf Inhaltsstoffe und die handwerkliche Verarbeitung legen, Selbstmach-Boxen anbieten und trotz Energiechemie und Technik auf ein grünes Image achten.« Noch Fragen?

Um dem Verbraucher ausschließlich »gute« Inhaltsstoffe zu suggerieren, weil zahlreiche Substanzen in die Diskussion geraten sind, tendieren Hersteller heute vermehrt dazu, statt einer Volldeklaration auf ihrer Webseite nur »aktive Inhaltsstoffe« aufzulisten. Damit fallen Hilfsmittel wie Konservierungsstoffe oder Tenside schon einmal raus. Wie praktisch.

Auch dieses Vorgehen findet sich immer häufiger: Statt die korrekte INCI-Bezeichnung zu verwenden, wird die chemische Formel genannt, wodurch der Verbraucher bedenkliche Inhaltsstoffe nicht mehr erkennt.

Ob Versehen oder Absicht dahintersteckt, wenn Inhaltsstoffe falsch geschrieben, Buchstaben vergessen oder verdreht werden, sodass eine Online-Recherche entweder gar kein Ergebnis oder die Bewertung »neutral« ergibt, wissen nur die Hersteller.

Ein überzeugendes Indiz dafür, dass die Kosmetikhersteller den Verbrauchern wichtige Informationen vorenthalten, ist übrigens das Protokoll des 11. Stakeholder-Workshops des IKW (Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V.) vom Januar 2018. Darin steht wörtlich: 2

Einige sehen Gefahren, zu viel über mögliche Risiken zu sprechen und zu berichten. Nicht zuletzt an der gesellschaftlichen Diskussion über das Impfen könne man ablesen, dass eine Fokussierung auf die Risikoabwägung auch ganz erheblichen Schaden verursachen könne. Es stellt sich daher die Frage: Wie viel unseres Wissens können wir wann verantwortungsbewusst weitergeben?

Wie viel Wissen wird weitergegeben? Offensichtlich nur so viel, damit Sie nicht »verunsichert« werden.

Stichproben: Kaum Verbesserungen, dafür neue Tricks

Das Kantonslabor in Basel ist bekannt für seine hochwertige Arbeit und deshalb eine gute Anlaufstelle, um zu prüfen, ob und wie sich die Ergebnisse bei stichprobenhaften Untersuchungen von Kosmetikprodukten in den letzten Jahren verändert haben. Die Resultate sind nicht sehr ermutigend.

Besonders schlimm sieht es nach wie vor bei dekorativer Kinderkosmetik aus. Das Kantonslabor schreibt: »Die Gesamtrate der Beanstandungen betrug 71 Prozent und war damit höher als in den letzten Jahren.« Für fast ein Viertel der Produkte musste das Kantonslabor ein Verkaufsverbot aussprechen.

Bei einer Untersuchung von Duftstoffen in Eaux de Toilette und Rasierwässern war die Beanstandungsquote bei der Deklaration mit 8 Prozent (gegenüber mehr als 50 Prozent in den letzten Jahren) unerwartet tief. Dieses »erfreuliche« Ergebnis kam jedoch nur zustande, weil auf den meisten erhobenen Proben eine Volldeklaration aufgedruckt war, die nicht der tatsächlichen Zusammensetzung entsprach: Um Beanstandungen zu vermeiden, wenn ein deklarationspflichtiger Duftstoff nicht deklariert ist, gaben die Hersteller einfach alle deklarationspflichtigen Duftstoffe an – auch wenn sie gar nicht im Produkt enthalten waren. Für die Hersteller ist das einfach und bequem, der Verbraucher erhält wieder einmal die falschen Informationen. Das Kantonslabor schreibt deshalb: »Weitere Überprüfungen sind daher auch künftig nötig.«

Im Rahmen einer Stichprobenuntersuchung von chemischen Produkten, darunter auch Mückensprays, schreibt das Kantonslabor: »Die Vorschriften zum Chemikalienrecht sind sehr umfangsreich. Viele Inverkehrbringer kennen diese nicht genügend und sind daher nicht in der Lage, ihre Selbstkontrolle korrekt umzusetzen. Dies erklärt die hohe Beanstandungsquote unserer Kontrolle. Das Verkaufsverbot von 15 Prozent der kontrollierten Produkte aufgrund von schwerwiegenden Mängeln ist bedenklich. Deshalb werden wir solche Kontrollen weiterführen.«

Öko-Test bewertete im November 2018 rund ein Drittel der getesteten Gesichtscremes mit »ausreichend« oder »ungenügend«, weil sie umstrittene oder bedenkliche Inhaltsstoffe wie PEG, Formaldehyd und aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) enthielten. Unter den Testsiegern befanden sich hauptsächlich Naturkosmetikprodukte.

Im Juni 2018 meldete der Spiegel, eine Stichprobe bei Amazon Marketplace habe gezeigt, dass viele Artikel überhaupt nicht verkauft werden dürften und manche sogar gesundheitsgefährdend seien.

Nicht viel besser sieht es auf der inzwischen auch bei Deutschen beliebten Online-Plattform wish.com aus. Der dänische Verbraucherrat THINK Chemicals musste im April 2018 bei stichprobenhaften Untersuchungen feststellen, dass mehr als die Hälfte der Produkte nicht die in der EU gesetzlich vorgeschriebenen Inhaltsstoffangaben trug und zum Teil Substanzen enthielt, die inzwischen verboten sind. In einer weiteren Untersuchung im April 2018 stellte der Verbraucherrat fest, dass knapp die Hälfte von 54 untersuchten Body Lotions hormonaktive Substanzen enthielten und deshalb nicht empfehlenswert seien. Auch der dänische Verbraucherrat spricht inzwischen von einem gefährlichen Cocktail, wenn es um die Inhaltsstoffe in Körperpflegeprodukten geht: Nicht (nur) die Gefährlichkeit der einzelnen Stoffe ist bedenklich, sondern die Vielzahl der unterschiedlichen Substanzen, die verwendet wird und deren Auswirkungen niemand kennt.

Am 14. Dezember 2018 brach die Aktie des US-Pharmariesen Johnson & Johnson an der New Yorker Börse zeitweise um knapp 10 Prozent ein und hatte damit den prozentual größten Kurssturz seit mehr als 10 Jahren erlitten. Auslöser waren Berichte, wonach ein Babypuder des Konzerns mit Asbest verunreinigt sei – und dass Johnson & Johnson schon lange davon gewusst habe. Johnson & Johnson ist inzwischen in rund 6000 Auseinandersetzungen vor Gericht verwickelt, um sich gegen Vorwürfe zu wehren, dass einige Produkte wie Babypuder und Shampoos möglicherweise krebserregend seien.

Selbstverpflichtungen der Hersteller: Unzuverlässig

Im Jahr 2014 hatten die Kosmetikhersteller in der Schweiz, in Österreich und Deutschland in einer Selbstverpflichtungserklärung zugesagt, auf Kunststoffteilchen, sogenanntes Mikroplastik, zu verzichten. Tatsächlich sind die kleinen Kunststoffkügelchen laut eines Berichts der ARD-Sendung Der beste Deal vom 24. September 2018) nur noch in 3 Prozent aller Produkte vorhanden. Was viele Hersteller verschweigen: Statt der festen werden jetzt einfach flüssige, gel- oder wachsartige Kunststoffe verwendet. Diese Kunststoffe sind noch weitgehend unerforscht. Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien und das Österreichische Umweltbundesamt haben feste Kunststoffpartikel bereits in Stuhlproben von Menschen gefunden.

Das Umweltbundesamt fordert zwar ein Verbot der kleinen festen Kunststoffkügelchen, denn die Selbstverpflichtungen der Kosmetikindustrie in der Vergangenheit haben gezeigt, dass auf solche Verpflichtungen kein Verlass ist. Jeder Hersteller definiert einfach selbst, was er unter Mikroplastik versteht. Außerdem bezieht sich die Selbstverpflichtung nur auf Abrasiva, also auf Peelingpartikel und ähnliche Teilchen.

Ein Verbot von Mikroplastik macht aber natürlich nur dann Sinn, wenn damit alle Mikrokunststoffe gemeint sind, egal ob fest, flüssig, gel- oder wachsartig.

Ob es wenigstens zum Verbot von festem Mikroplastik kommt und wann, ist weiter unklar. Die entsprechende Empfehlung des Umweltbundesamtes liegt seit einiger Zeit in Brüssel. Die EU-Kommission erwägt nun eine Beschränkung der Verwendung von Mikroplastikpartikeln und beauftragte die Europäische Chemikalienagentur, bis Januar 2019 die »notwendigen Abklärungen« vorzunehmen.

In den USA ist die Herstellung von Kosmetika mit Mikroplastik seit Juli 2017 und deren Verkauf seit Juli 2018 verboten. Neben den USA, Kanada und Neuseeland ist Großbritannien das erste europäische Land, das Mikroplastik in Duschgels und Zahnpasta verbietet. In Frankreich ist das Inverkehrbringen von abzuspülenden Kosmetika mit Abrasiva seit 1. Januar 2018 verboten. Am 1. Juli 2018 trat in Schweden ein Verbot für den Verkauf kosmetischer Produkte mit Mikroplastik in Kraft.

Was erlaubt ist – und was nicht

Die aktuelle EU-Kosmetikverordnung 3 , die seit 11. Juli 2013 gilt, ist lang, lässt sich jedoch aus Verbrauchersicht in wenigen Abschnitten zusammenfassen:

Verboten sind Stoffe, die bei bestimmungsgemäßem oder vorauszusehendem Gebrauch die Gesundheit schädigen. Dies betrifft derzeit knapp 1400 Substanzen. Nun ja, sie sind leider nicht komplett verboten: Sie dürfen als Hilfsstoffe verwendet werden. Spuren davon dürfen im Endprodukt in »kleinen« Mengen enthalten sein, wenn diese technisch nicht zu vermeiden sind und das kosmetische Mittel für die menschliche Gesundheit sicher ist. Den »Nachweis« hierfür muss der Hersteller erbringen.

Für bestimmte Stoffe gibt es Einsatzbeschränkungen. Dazu gehört die Anwendungsbeschränkung auf bestimmte Produkte, die Festsetzung einer Höchstmenge der Substanz im Produkt, Anforderungen an die Reinheit der Substanzen sowie die Anbringung von Warnhinweisen auf dem Produkt.

Außerdem gibt es noch drei Listen mit Stoffen, die ein Zulassungsverfahren durchlaufen müssen und erst nach toxikologischer Überprüfung auf sogenannte Positiv-Listen gesetzt werden. Dies betrifft Farbstoffe, Konservierungsstoffe und UV-Filter.

Nanomaterialien müssen durch den Zusatz »(Nano)« hinter der INCI-Bezeichnung kenntlich gemacht werden. Die Europäische Kommission hatte vor Jahren angekündigt, eine Positiv-Liste aller Nanomaterialien zu veröffentlichen, die in kosmetischen Mitteln verwendet werden dürfen, hat dies allerdings bis heute nicht getan.

Die meisten der verwendeten Stoffe sind allerdings nicht geregelt. Sie dürfen frei verwendet werden.

Eine Zulassung einzelner Kosmetikprodukte ist nicht erforderlich. Lediglich bestimmte Inhaltsstoffe müssen ein Zulassungsverfahren durchlaufen. Die Hersteller müssen die Sicherheit ihrer Produkte zwar gewährleisten, aber genau geregelt ist das nicht, sodass die Anwendersicherheit allein an der Gewissenhaftigkeit und Ehrlichkeit der Hersteller hängt.

Kosmetikprodukte mit aktiven Inhaltsstoffen – sogenannte Doctor Brands oder Cosmeceuticals – werben mit bestimmten Wirkungen, die nicht selten denen eines Medikaments ähneln und deshalb eigentlich als Medikament behandelt werden müssten. Diese Hersteller umgehen die Zulassung, indem sie sich als Kosmetik präsentieren. Im besten Fall sind die Versprechen haltlos, im schlimmsten Fall sind Wirkstoffe enthalten, die einen Schaden verursachen können.

Bestimmte Kosmetika, die das inzwischen weltweit als hochriskant eingestufte Konservierungsmittel Triclosan enthalten, dürfen nicht mehr verkauft werden. Betroffen sind alle Produkte, die auf der Haut verbleiben. Von der Regelung ausgenommen sind Zahnpasten, Handseifen, Duschgels, Gesichtspuder, Concealer und Nagelmittel zur Behandlung vor der Anwendung künstlicher Nagelsysteme sowie nicht sprühbare Desodorierungsmittel – sie dürfen Triclosan weiterhin in Konzentrationen von bis zu 0,3 Prozent enthalten. Für Mundwässer ist ein maximaler Anteil von 0,2 Prozent erlaubt.

Extrakte und Öle aus Tagetes erecta, Tagetes minuta und Tagetes patula (Studentenblume) sind für bestimmte Kosmetikprodukte verboten, da sie angeblich die Gesundheit schädigen können. Details zur potenziellen Gesundheitsgefahr werden nicht genannt.

Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (MBBT) wurde als UV-Filter zugelassen.

Für Erdnussöl und – extrakte gibt es jetzt Höchstwerte, da eine Sensibilisierung nicht ausgeschlossen werden kann.

Drei Duftstoffe dürfen in Kosmetikprodukten nicht mehr enthalten sein: Atranol, Chloratranol und Lyral. Sie lösen offenbar häufig Allergien aus und stehen deshalb auf der Liste der verbotenen Inhaltsstoffe. Verkauft werden durften Produkte mit diesen Stoffen jedoch noch bis 2021.

Der bei Herstellern beliebte, aber bei vielen Verbrauchern allergieauslösende Konservierungsstoff Methylisothiazolinon (auch bekannt unter den Abkürzungen MIT und MI) wurde in Kosmetika verboten, die auf der Haut verbleiben, beispielsweise Handcremes oder Körpermilch. Erlaubt bleibt er in Produkten, die abgewaschen werden.

Sprays und andere Kosmetika dürfen kein Zinkoxid mehr enthalten, das versehentlich eingeatmet werden kann, da das Inhalieren von Zinkoxid-Partikeln eine Lungenentzündung auslösen kann.

An dieser Stelle muss ich einen Mythos aufklären: Im Internet wird immer wieder behauptet, in Belgien seien fluoridhaltige Zahncremes verboten. Dies ist nicht der Fall. Das belgische Verbot betrifft lediglich frei verkäufliche Tabletten, Mundwässer und Kaugummis, die Fluorid enthalten. Belgien begründete das Verbot mit der Gefahr bleibender Gesundheitsschäden, denn Fluorid härte zwar den Zahnschmelz, entziehe Zähnen und Knochen aber Kalk und mache sie so brüchiger. Belgien ist weltweit das erste Land, das bestimmte fluoridhaltige Produkte im freien Verkauf verbietet.

Gemessen an den offensichtlichen Risiken zahlreicher Inhaltsstoffe sind diese wenigen und zum Teil halbherzigen gesetzlichen Änderungen schlichtweg eine Farce. Und was Behörden wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) oder das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) angeht – man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier Tatsachen ignoriert beziehungsweise verschleppt werden: Steffen Hocker, der sich der Glyphosat-Forschung verschrieben hat, wollte herausfinden, ob das Pestizid als Verunreinigung in deutschen Impfstoffen nachgewiesen wurde. Es dauerte sehr lange und erforderte eine große Portion Geduld, bis er endlich Antworten in Form von umfangreichen Schriftwechseln erhielt, aus denen hervorgeht, dass Impfstoffe in Deutschland tatsächlich Glyphosat enthalten. Das PEI, so Steffen Hocker, meinte dazu nonchalant, dass Glyphosat inzwischen überall drin sei und man eben damit leben müsse. Das für uns Interessante an diesen Unterlagen: Aus den Dokumenten des PEI geht ebenfalls hervor, dass Glyphosat bereits in Kuhmilch gefunden wurde, und zwar in einer extrem hohen Konzentration von 181 parts per million (ppm). 4 Dazu ein Zahlenvergleich: Der von französischen Forschern 5 gefundene Wert, ab dem die ersten hormonverändernden Effekte von Glyphosat nachgewiesen werden konnten, beträgt 0,5 parts per million. Dennoch behauptet das BfR steif und fest, dass Glyphosat in Milch bisher nicht nachgewiesen wurde beziehungsweise die gefundenen Werte »sehr gering« seien. 6 Dafür gibt es nur zwei Erklärungen: Entweder weiß das BfR nichts von diesen Werten (was sehr unwahrscheinlich ist), oder das BfR lügt.

Meldepflicht für ernste Nebenwirkungen

Während es früher ausreichte, dass ein Produkt die Gesundheit nicht gefährdet, müssen Kosmetika nun »sicher« sein; die Hersteller müssen dies nachweisen. Es liegt in der Verantwortung des Herstellers beziehungsweise Importeurs, diese Sicherheit vor dem Verkauf zu prüfen. So die Theorie. In der Praxis sind die Verbraucher nach wie vor die Versuchskaninchen.

Dass Kosmetikprodukte eben nicht zwangsläufig sicher sind, wie immer wieder beteuert wird, zeigt sich daran, dass Hersteller und Importeure seit 2013 EU-weit sogenannte »ernste unerwünschte Wirkungen« von Kosmetikprodukten melden müssen. Damit gemeint sind Wirkungen, die bei bestimmungsgemäßem Gebrauch zu Funktionseinschränkungen, Krankenhausaufenthalt oder zum Tod führen. Allein bis Ende 2017 wurden insgesamt fast tausend solcher Fälle gemeldet (die Dunkelziffer dürfte sehr viel höher sein) – darunter auch einige Todesfälle (meist durch die Anwendung von Gesichtscremes), über 230 Fälle, in denen ein Krankenhausaufenthalt notwendig wurde, sowie vierzig Fälle mit lebensbedrohlichen Situationen.

Betroffene können sich an die Firma, einen Händler, Arzt, Apotheker, eine Behörde oder an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wenden. Auf Basis dieser Informationen erfolgt eine Meldung an das BVL. Das BVL stellt inzwischen auf seiner Webseite eine Checkliste zur Verfügung, die betroffenen Verbrauchern dabei hilft, solche Vorfälle zu dokumentieren, die dann anonymisiert in einer Datenbank gesammelt werden. »So soll sichergestellt werden«, schreibt das BVL, »dass frühzeitig Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher vorgenommen werden können.«

Meldepflicht und Datenbank in allen Ehren, aber wenn die Vielzahl der Substanzen, die ich und andere seit Jahren anprangern, erst gar nicht in Kosmetikprodukten verarbeitet werden dürften, bräuchte man all dies nicht und es wären weniger Menschen zu Schaden und zu Tode gekommen.

Alles in allem ist dies eine jämmerliche Gesetzgebung, die vor allem den Herstellern hilft.

Viele Verbraucher haben verstanden

Im Gegensatz zu solchen Herstellern haben viele Verbraucher inzwischen wirklich verstanden, worum es geht. Es gibt mittlerweile tausende von privaten Blogs, Facebook-Seiten und -Gruppen, die mithelfen, über die Praktiken und Inhaltsstoffe aufzuklären.

Manche Verbraucher werden aktiv und schreiben die Hersteller an, um gezielt Fragen zu stellen oder Kritik zu üben. Seit Erscheinen des Buches erreichen mich viele E-Mails, Briefe und natürlich Mitteilungen auf Facebook: Menschen schicken mir Fotos von ihrem leeren Badezimmer, weil sie nach dem Lesen den ganzen Müll entsorgt haben, Ehemänner schenken ihrer Frau das Buch, und Töchter bitten ihre Mutter, das Buch zu kaufen.

Eine Leserin postet auf Facebook ihren »entmüllten« Badezimmerschrank

Leser fragen – die Autorin antwortet

Die häufigsten Fragen und meine Antworten, die ich mit meinen Lesern ausgetauscht habe, möchte ich hier wiedergeben, damit auch Sie etwas davon haben.

Leser: »Weshalb klären Sie über negative Dinge auf – und nicht darüber, was gute Kosmetik ist?«

Antwort: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen erst dann gewillt sind, auf gute Produkte umzusteigen, wenn sie wissen, weshalb herkömmliche Produkte ihnen schaden. Warum sollte jemand von billigen, herrlich duftenden und schön schäumenden Produkten auf meist teurere, oft weniger duftende und weniger schön schäumende Produkte umsteigen? Das geschieht viel eher, wenn die Person erfährt, dass ihre bisherigen Produkte zahlreiche gesundheitlich bedenkliche Substanzen enthalten.

Leser: »Wir sind auf der Suche nach einer guten Kinderzahnpasta für unser einjähriges Kind. Leider sind wir bisher noch nicht fündig geworden und wissen nun gar nicht weiter.«

Antwort: Ich frage mich, weshalb ein einjähriges Kind überhaupt schon eine Zahnpasta benötigen sollte. Um die Gesundheit der Milchzähne zu erhalten, sollten Sie Ihr Kind gesund ernähren (also möglichst wenig oder gar keinen Zucker beziehungsweise keine Lebensmittel, die sich schnell in Zucker umwandeln, sowie frische, unbehandelte, nicht weiterverarbeitete Produkte) und es mit einer sehr weichen Zahnbürste spielerisch an das spätere Putzen gewöhnen.

Leser: »Da ich aktuell ein Angebot zum Vertrieb von neuartigen Pflegeprodukten und Nahrungsergänzungen von der Firma Jeunesse erhalten habe, wollte ich Sie zunächst um Rat fragen, da ich einige wenige Inhaltsstoffe in der Tabelle Ihres Buches wiedergefunden habe (was mich wiederum schon irritiert hat, da der Hersteller betont, es sei 100 Prozent natürlich, hypoallergen und parabenfrei).«

Antwort: Ich habe mir die Inhaltsstoffe aller Produkte dieser Firma angesehen. Hände weg! Da steckt jede Menge gesundheitlich bedenkliche Chemie drin, zum Beispiel Ethoxylate wie Steareth-2 und Steareth-21, außerdem Triethanolamin, Phenoxyethanol oder Tetrasodium EDTA.

Leser: »Ich habe mir eine Bio-Zahnpasta gekauft, aber dort ist auch Cinnamal aufgezählt, und das wird doch als Allergen bezeichnet? Warum sind in Naturkosmetik allergieauslösende Stoffe drin?«

Antwort: Cinnamal kann allergen wirken, muss aber nicht. Es gibt weit mehr Substanzen, die allergen wirken können, als die wenigen Substanzen (Cinnamal gehört dazu), die als mögliche Auslöser von allergischen Reaktionen deklariert werden müssen. Das in guter beziehungsweise zertifizierter Naturkosmetik verwendete Cinnamal ist nicht synthetisch hergestellt (was per se schon keine gute Sache wäre), sondern Bestandteil natürlicher ätherischer Öle, dennoch schreibt der Gesetzgeber vor, dass es deklariert werden muss. So wird beim Verbraucher der Eindruck erweckt, dass es keinen Unterschied zwischen synthetischen und natürlich hergestellten Substanzen gibt.

Leser: »Ich bin ein bisschen verwirrt. Für unsere Tochter (1½ Jahre) verwende ich ausschließlich Weleda-Babyprodukte. Jetzt habe ich die Inhaltsstoffe dieser Babycreme in Ihrem Buch nachgeschlagen. Dort sind folgende aufgelistet: Limonene*, Linalool*, Geraniol*, Farnesol*, und daneben steht: *from natural essential oils. Sind nun natürliche ätherische Öle schlecht oder nicht?«

Antwort: Die Frage (an den Hersteller) sollte vielmehr lauten, weshalb in einem Babyprodukt überhaupt Duftstoffe – denn um nichts anderes handelt es sich hier – enthalten sein müssen. Das Baby hat von diesen Duftstoffen nichts. Da Duftstoffe Allergien auslösen können, gehören sie schlicht und ergreifend nicht in Produkte, die für die empfindsame Babyhaut gedacht sind.

Leser: »Eine Frage, die mich seit einiger Zeit umtreibt, betrifft das Kristall-Deo. Auf dem von mir verwendeten Stein steht als Inhaltsstoff Ammonium Alum. Meine Suche nach Infos im WWW vor einiger Zeit war wenig erfolgreich, beziehungsweise alles, was ich dazu gelesen habe, war mehr auf der Ebene einer Meinungsäußerung (Beiträge in Foren etc.). Haben Sie zu diesen Kristall-Deos nähere Informationen? Sind diese bedenklich?«

Antwort: Ja, sie sind bedenklich. Auch bei Ammonium Alum handelt es sich um eine Aluminiumverbindung, und unbedenklich sind solche Deos schon deshalb nicht, weil sie, um als Deo überhaupt wirken zu können, in jedem Fall Aluminium-Ionen freigeben müssen. Darüber hinaus enthalten sie deutlich mehr Aluminium als klassische Deos.

Leser: »In meinem Naturkosmetik-Shampoo ist Sodium Lauroyl Sarcosinate enthalten. Laut Buch wird es als mäßig irritierendes Tensid beschrieben, das potenziell krebserregende Nitrosamine bilden kann – das erschreckt mich. Ebenso bin ich besorgt über Sodium PCA.«

Antwort: Naturkosmetik (auch zertifizierte) bedeutet leider nicht, dass ausschließlich sanfte Substanzen verwendet werden. Allerdings können diese beiden Stoffe nur dann krebserregende Nitrosamine bilden, wenn sie beispielsweise zusammen mit nitrosierenden Substanzen verarbeitet werden. (siehe Kapitel »Aminoalkohole«.)

Leser: »Ich habe seit sehr langer Zeit sehr trockene Hände. Das tut oft weh, spannt arg und sieht immer schlimmer aus. Lange habe ich Eucerin Handbalsam benutzt, aber es ist nicht wegzubekommen. Habe die trockene Haut, seit ich in der Altenpflege/Metzgerei gearbeitet habe, durch das häufige Desinfizieren/Waschen! Nun, ich weiß, dass es schwer ist, ein einmal angegriffenes Milieu wiederherzustellen. Ich weiß auch, dass es sich durch mein häufiges Händewaschen nicht beruhigen kann, aber es muss doch eine Lösung geben. Wäre froh, wenn Sie einen Vorschlag haben.«

Antwort: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Handcremes, die eine Vielzahl hochwertiger pflegender Extrakte und Öle enthalten (beispielsweise Aloe vera, Macadamianussöl, Ganseblümchen-Extrakt, Weidenrinden-Extrakt, Ringelblumen-Extrakt, Tamanuöl, Pfirsichknospen-Extrakt, Rosmarin-Extrakt etc.), in solchen Fällen sehr gut helfen. Diese Inhaltsstoffe einfach zusammen in die Suchmaschine eingeben, dann erfahren Sie, welche Hersteller solche Produkte anbieten.

Leser: »Ich habe Ihren Artikel über Fluorid gelesen und bin zum ersten Mal nachdenklich geworden, was dieses Thema angeht. Ich selbst bin gelernte Zahnarzthelferin, allerdings bin auch ich eher vorsichtig mit Fluorid umgegangen, da ich wusste, dass zu viel davon schädlich sein kann. Daher habe ich bei meiner Tochter damals bewusst auf die Fluorid-Tabletten verzichtet. Nun putzen wir aber mit fluoridhaltiger Zahnpasta, weil ich davon ausgegangen bin, dass wenigstens ein bisschen Fluorid nicht schädlich sein kann, sondern sogar den Zahnschmelz stärkt. Nach diesem Artikel jedoch zweifele ich stark und werde in Zukunft wohl auf ein Naturprodukt oder wenigstens fluoridfreie Zahnpasta umsteigen. Meine Sorge ist nun, dass das vorhandene Fluorid im Körper meiner Tochter bereits Schäden angerichtet haben könnte. Kann man das irgendwie ausleiten? Und wenn ja, wie? Nur über einen Homöopathen oder reichen natürliche Entgiftungstees? Wie stelle ich Schäden fest und sind diese reversibel?«

Antwort: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Fluorid auszuleiten, doch diese leiten meist nur das Fluorid aus, das sich noch nicht in Knochen oder Organen eingelagert hat. Bereits vorhandene Schäden (sichtbar oder unsichtbar) können möglicherweise zumindest teilweise wieder rückgängig gemacht werden. (Anmerkung: siehe Kapitel »Kann man Fluorid ausleiten?«)

Leser: »Ich möchte gerne meine Zahnpasta selbst herstellen. Spricht etwas gegen die Verwendung von Xylit?«

Antwort: Nein, ganz im Gegenteil – die kariesschützende Wirkung von Xylit ist gut belegt.

Leser: »Ich wollte mir ein Bio-Zahnöl kaufen, habe aber gesehen, dass dort Silica enthalten ist, und das verursacht beim Menschen Lungenkrebs – habe ich gelesen. Wieso darf dieser Stoff in Naturkosmetik enthalten sein?«

Antwort: Silica wird auch Kieselgel genannt. Die krebserregende Wirkung bezieht sich lediglich auf das Einatmen von Partikeln über einen langen Zeitraum. Da das Silica im Zahnöl in einer Flüssigkeit gebunden ist, kann es natürlich nicht mehr stauben und man kann es auch nicht versehentlich einatmen.

Leser: »Ist das im Schüßlersalz Nr. 1 enthaltene Calcium fluoratum gesundheitsgefährdend?«

Antwort: Calcium fluoratum (auch »Flussspat) ist tatsächlich eine Fluorverbindung, allerdings ist es sehr schwer wasserlöslich. Die Substanz ist jedoch in Salzsäure, die ein Bestandteil der Magensäure ist, schwach löslich. Es ist also theoretisch möglich, dass Fluor-Ionen im Körper gelöst werden.

Leser: »Was bedeutet dermatologisch getestet?«

Antwort: Es bedeutet lediglich, dass ein Hautarzt in irgendeiner Art mit in die Prüfung des Produktes einbezogen war. Es gibt keine festgelegten Regeln für diese Mitarbeit. Es kann also sein, dass der Dermatologe lediglich seine Unterschrift auf einem Blatt Papier geleistet hat.

Leser: »Warum empfehlen Sie nicht einfach gute Naturkosmetikhersteller oder geben praktische Tipps?«

Antwort: Die Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse, eine unterschiedliche Haut und unterschiedlich viel Geld zur Verfügung. Ein Produkt, das für den einen gut geeignet ist, muss nicht für alle anderen geeignet sein. Darüber hinaus hat nicht jeder Naturkosmetikhersteller zwangsläufig ausschließlich gute Produkte im Sortiment. Mein Buch ist auch kein Ratgeber für Kosmetikrezepte, sondern ein Aufklärungsbuch. Es gibt zahlreiche Bücher und andere Quellen für selbst gemachte Körperpflegeprodukte. Als Einstieg in diese Thematik gibt es in dieser Ausgabe ein spezielles Kapitel dazu.

Ganz besonders freute ich mich, wenn mir ältere Menschen schrieben, dass sie durch mein Buch ihr Verhalten geändert haben, denn ältere Menschen haben aufgrund ihres Lebensalters bereits gehörige Dosen an Giften abbekommen, die sich im Körper angereichert haben, und es mag nur noch eine winzige Menge fehlen, bis ihr persönliches Giftfass überläuft und der Körper mit einer schweren Krankheit reagiert.

Dass Gesetzgeber und Hersteller sich binnen weniger Jahre endlich konsequent für Verbraucher und für deren Gesundheit einsetzen, war selbstverständlich nicht zu erwarten. Der Druck muss von den Verbrauchern selbst ausgehen, und hier zeigen sich äußerst erfreuliche Entwicklungen, die es zu unterstützen gilt.

Neben den sehr guten Verkaufszahlen bei Naturkosmetikherstellern und der stetig wachsenden Anzahl von Menschen, die ihre Körperpflegeprodukte selbst herstellen, gibt es auch bei mir zahlreiche Entwicklungen, die mich darin bestärken, weiterzumachen, denn meine Arbeit wird angenommen, weiterverbreitet und honoriert: Bei meinen Vorträgen in Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz hatte ich fast ausnahmslos das Glück, in ausverkauften Sälen vor mehreren hundert Menschen zu sprechen, zahlreiche Internet-TV-Plattformen haben Interviews mit mir veröffentlicht, Fachartikel von mir wurden in Online-Magazinen publiziert und zum Teil über 100 000-mal aufgerufen, bei allen wichtigen Online-Gesundheitskongressen war ich eine der Referentinnen, meine Facebook-Seite hat inzwischen (Stand 2019) weit über 5000 (echte) »Gefällt-mir«-Angaben, und Giftcocktail Körperpflege wird nun im Verlag Studio Astropsychologii in polnischer Sprache erscheinen (ebenfalls Stand 2019). Mehrmals wurden sogar die Öffentlich-Rechtlichen bei mir vorstellig, doch nachdem die Redakteure erkannten, dass ich ihnen nicht nach dem Mund reden werde, brach der Kontakt wieder ab. Sei’s drum – für Menschen, die sich nicht länger belügen lassen wollen, bin ich so etwas wie die Fachfrau für Körperpflege geworden, etwas, das ich mir nie hätte träumen lassen, und diese Menschen werde ich nicht enttäuschen.

Was ist neu in diesem Buch?

Sämtliche Kapitel wurden überarbeitet und aktualisiert, und es wurden zahlreiche neue Themen aufgenommen:

Körperpflege zum Selbermachen

Ausleitungsempfehlungen für giftige Substanzen

Was Glyphosat mit der neuen Volkskrankheit »Kreidezähne« zu tun hat

Der »Säureschutzmantel« der Haut

MOAH und MOSH

Mikroplastik

Darüber hinaus stelle ich auf meiner Website www.marion-schimmelpfennig.com ein PDF zum Thema Fluorid zur Verfügung, das den Besuch beim Zahnarzt erleichtern soll und das man kostenlos herunterladen kann. Wer keine Fluorid-Behandlung möchte und dies beim Zahnarzt kundtut, wird nicht selten mit Argumenten abgespeist, die man spontan nicht so einfach entkräften kann. Mit den Ausführungen im PDF – einfach ausdrucken oder die Datei Ihrem Zahnarzt auf dem Smartphone zeigen – können Sie diese Diskussion besser bewältigen.

Die Liste mit bedenklichen Inhaltsstoffen im Anhang des Buches wurde aktualisiert, optimiert und erweitert. Sie umfasst nun rund tausend Begriffe.

Im Anhang des Buches wurde ein Stichwortverzeichnis integriert.

Die in Fußnoten genannten Web-Links sind nun auch in einer archivierten Version aufzufinden, da sich die Inhalte von Webseiten ändern können. Der Web-Dienst archive.is speichert eine Webseite als Text und Bildschirmfoto und verkürzt den Archiv-Link auf ähnliche Weise wie TinyURL, goo.gl oder bit.ly.

Was kostet eine Creme?

Was genau enthalten eigentlich die herkömmlichen Tuben, Fläschchen, Sprays und Tiegel, die im Badezimmer stehen? Mit wenigen Ausnahmen wie »Aqua« oder »Alcohol« dürften nur Chemiker wissen, was sich hinter abenteuerlich klingenden Bezeichnungen wie Ethylhexyl Methoxycinnamate oder Homosalat verbirgt. Im Internet nachzusehen ist zwar grundsätzlich eine gute Idee, man muss dabei nur höllisch aufpassen: Die Menschen tendieren dazu, Aussagen von anderen ungeprüft zu übernehmen, und das führt immer wieder dazu, dass sich falsche Behauptungen verbreiten. Auch Internetseiten, bei denen man Inhaltsstoffe nachschlagen kann, sind nicht immer zuverlässig, aktuell und aussagekräftig. Die wirklich interessanten und hilfreichen Informationen findet man häufig nur in fremdsprachigen wissenschaftlichen Texten.

Auch die gesetzlichen Anforderungen an die Deklaration der Inhaltsstoffe, die dem Verbraucher ja Orientierung bieten sollen, helfen nicht weiter. Wer sich die Mühe macht und sich informiert, erfährt lediglich, dass alle bei der Herstellung verwendeten und im Fertigprodukt noch vorhandenen Bestandteile gekennzeichnet werden müssen und dass der Hersteller die Zusammensetzung auf Anfrage herausgeben muss. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn viele Hersteller, die es auf ihrer Webseite vermeiden, die Inhaltsstoffe ihrer Produkte zu nennen und die ich um diese Angaben gebeten hatte, antworteten mir entweder nicht oder verweigerten mir offen diese Angaben.

Sogenannte »technische Hilfsstoffe«, die durchaus noch im Produkt vorhanden sein können, sind von der Deklaration befreit. Ebenso von der Deklaration befreit sind »Verunreinigungen« im Rohstoff, zum Beispiel Pestizide, Schwermetalle oder Mykotoxine. Diese Verunreinigungen können auch verbotene, weil beispielsweise krebserregende Stoffe sein. Ebenso von der Deklaration befreit sind (bis auf kennzeichnungspflichtige Allergene) die einzelnen Bestandteile von Duftmischungen (»Fragrance«, »Parfum«). Die gerade genannten kennzeichnungspflichtigen Duftstoffe sind aber dann von der Deklaration befreit, wenn ihr Gehalt in Produkten, die nach der Benutzung wieder abgewaschen werden (Duschgel, Shampoo, Seife), unter 0,01 Prozent liegt, und in Produkten, die auf der Haut oder den Haaren verbleiben (Creme, Parfüm, Haarfestiger) weniger als 0,001 Prozent beträgt. Ebenso von der Deklaration befreit sind spezielle Rezepturen, für die der Hersteller eine besondere Vertraulichkeit beantragen kann und die durch einen siebenstelligen Code, zum Beispiel 600277D oder ILN5643, verschleiert werden dürfen.

Per Gesetz festgelegt ist zwar, dass die Inhaltsstoffe mit ihren INCI-Bezeichnungen (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) aufgelistet werden müssen, die Realität zeigt jedoch, dass längst nicht alle Hersteller die offizielle INCI-Bezeichnung, sondern Synonyme und manchmal sogar ungültige Bezeichnungen verwenden. Die aktuelle Kosmetikverordnung sagt, die Angaben sollen »leicht lesbar« sein, wobei eine Schriftgröße von 6 Punkten als Mindestgröße empfohlen wird, die nur in Ausnahmefällen unterschritten werden solle. Nun, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber die meisten Angaben kann ich nicht einmal mit der Lupe entziffern. Von der Deklaration ebenfalls befreit sind – jedenfalls laut Kosmetik-Verordnung – Angebote im Internet. Weshalb die Anbieter diese Freiheit haben, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären, denn Online-Verkäufe sind ein Wachstumsmarkt mit bereits heute gigantischen Umsätzen, und für die Anbieter wäre es ein Leichtes, diese Angaben auf der Website bereitzustellen. Allerdings gibt es mittlerweile ein Gerichtsurteil, das diese Freiheit beschneidet: Das OLG Karlsruhe hat entschieden (Urteil vom 26.09.2018, Az.: 6 U 84/17), dass im Rahmen des Verkaufs von Kosmetik in einem Online-Shop bereits in der Artikelbeschreibung die exakten Inhaltsstoffe zu nennen sind. Sollten Sie also auf einen deutschen Online-Shop ohne Angabe der Inhaltsstoffe treffen, muss der Anbieter Ihnen diese liefern, und Sie können diesen Online-Shop der zuständigen Überwachungsbehörde (regionales Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt) melden. Nennen Sie in diesem Fall unbedingt oben erwähntes Urteil, denn ich musste feststellen, dass die Überwachungsämter dieses Urteil nicht immer kennen. Diese Tatsache allein ist ein weiterer Skandal.

Stoffe, die gemäß Teil 3 des Anhangs VI in der Kategorie 1A oder 1B eigentlich verboten sind, dürfen dennoch verwendet werden, wenn der Hersteller verschiedene Bedingungen erfüllt.

Einzig die Vorgabe, die Inhaltsstoffe in abnehmender Reihenfolge der Konzentration anzugeben und Rohstoffe, die zu weniger als 1 Prozent eingesetzt werden, am Ende in ungeordneter Reihenfolge auflisten zu dürfen, stellt eine einigermaßen nützliche Information dar: Was weiter vorne drinsteht, davon ist auch am meisten drin.

Sind Sie jetzt schlauer? Nein? Dann sind Sie hier richtig.

13,72 Milliarden Euro gingen in Deutschland im Jahr 2017 für Parfüms, Deos, Seifen und Co. über den Ladentisch – eine Steigerung von rund 6 Prozent gegenüber 2013. Laut Environmental Working Group 7 (EWG) benutzen die meisten modernen Frauen zwölf Körperpflegeprodukte und setzen ihren Körper damit täglich über 150 verschiedenen Chemikalien aus, darunter auch zahlreiche hormonaktive Substanzen. Die meisten Männer benutzen zwar weniger Produkte, sind aber dennoch etwa hundert Chemikalien täglich ausgesetzt. Frauen mit einem höheren Verbrauch kommen meist 2–4 Jahre früher in die Wechseljahre als Frauen, die weniger davon benutzen. Die Vielzahl der hormonaktiven Substanzen, die diese Frauen aufnehmen, dürfte eine Erklärung für die vorzeitig einsetzende Menopause sein.

Viele dieser Chemikalien konnen durch die Haut in den Blutkreislauf gelangen und sich damit in den Organen anreichern. Wir sind dabei, uns zu einem Endlager fur Giftstoffe zu entwickeln.

Was kostet eine Creme? Sie kann Sie Ihre Gesundheit kosten.

Marion Schimmelpfennig

Paraguay, 22. Februar 2019

Worin besteht der Giftcocktail?

In meinem Buch geht es nicht darum, dass die hierin beschriebenen Substanzen in den eingesetzten Konzentrationen so gefährlich sind, dass Sie dadurch sofort erkranken (allergische Reaktionen ausgenommen). Es geht darum, dass sich diese Substanzen über die Jahre im Körper anreichern und oft Mengen erreichen, die durchaus schwere Erkrankungen wie Krebs verursachen können. Es geht darum, dass sich die Wirkung gleichzeitig vorhandener unterschiedlicher Stoffe nicht nur addiert, sondern zu einer exponentiellen Verstärkung führen kann. Und es geht darum, dass diese Stoffe mit anderen Substanzen – entweder aus demselben oder einem anderen Produkt – im Körper chemischreagieren können. Welche chemischen Reaktionen dies sind und zu welchen Krankheiten sie führen können, ist nicht bekannt.

Eine der wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten zu dieser Thematik ist bereits über 10 Jahre alt und hätte deshalb eigentlich längst in gesetzliche Regelungen einfließen und Einzug in die Herstellungspraxis von Körperpflegemitteln finden müssen: Die Forscher um Professor Andreas Kortenkamp von der School of Pharmacy der University of London veröffentlichten 2007 in der Fachzeitschrift EnvironmentalHealth Perspectives einen Artikel mit dem Titel »Low-Level Exposure to Multiple Chemicals: Reason for Human Health Concerns?« (»Niedrige Belastung mit zahlreichen Chemikalien: Eine Gefahr für die menschliche Gesundheit?«). Sie hatten sich die Frage gestellt, ob es auch dann zu Gesundheitsrisiken kommen kann, wenn mehrere Chemikalien in derart niedrigen Dosen vorhanden sind, dass die einzelne Substanz für sich genommen keinerlei Wirkung hat. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich noch niemand die Mühe gemacht, die vorhandenen experimentellen Studien systematisch zu untersuchen. Und dies fanden die Wissenschaftler heraus:

Die weitverbreitete Ansicht, dass eine Chemikalien-Mischung auch dann noch harmlos ist, wenn die einzelnen Chemikalien in derart niedrigen Konzentrationen vorliegen, dass sie für sich genommen als harmlos bezeichnet werden können, ist falsch.

Gleichzeitig konnten die Forscher damit zeigen, dass auch die Annahme falsch ist, eine Konzentration, die vom Gesetzgeber als unbedenklich bezeichnet wird, sei wirkungslos.

Damit sind die vielgepriesenen Grenzwerte (nicht nur in Kosmetika, sondern auch in Lebensmitteln, Getränken, Medikamenten usw.) Makulatur, wertlos, für die Katz!

Eine systematische Erforschung der Zusammen- und Wechselwirkung aller Stoffe gibt es nicht und wird es auch nie geben, denn dazu müssten zigtausend verschiedene Substanzen in jeder möglichen Einzelkombination und Mischung untersucht werden. Derzeit wird das gesundheitliche Risiko dadurch bestimmt, indem die Wirkung einzelner Substanzen untersucht wird. Wenn Mischungen bewertet werden sollen, wird entweder die komplette Mixtur getestet (beispielsweise deren Auswirkungen auf Wasserorganismen), oder es erfolgt eine Schätzung des gesundheitlichen Risikos, indem die jeweilige Menge der Inhaltsstoffe und ihre (bisher) bekannten Wirkungen zugrunde gelegt werden. Dass diese Vorgehensweise nur einen kleinen Teil der tatsächlich möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zutage bringen kann, versteht sich von selbst. Renommierte Wissenschaftler wie Kortenkamp fordern deshalb schon seit Jahren, die bisherige Vorgehensweise durch neue, experimentelle (tierversuchsfreie) und computergestützte Untersuchungen zu ergänzen. Die wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Menschen immer größeren Mengen toxischer Chemikalienmischungen ausgesetzt sind, wachsen stetig, doch die Regulierungsbehörden reagieren nicht oder viel zu langsam (Thrupp et al., 2017).

Bereits Säuglinge und Kleinkinder werden mit bedenklichen Substanzen bombardiert. Jeden Tag. Zuerst das Feuchttuch, dann das Waschgel oder der Badezusatz, dann das Shampoo, dann die Wundschutzcreme, dann die Hautcreme, dann die Sonnencreme, später dann noch die Zahnpasta. Nach Jahren des Bombardements kommt bei Mädchen Kinderkosmetik dazu. Inzwischen hat sich der Körper bereits zu einer Giftmülldeponie entwickelt. Und die wird, je älter wir werden, mit jedem Tag größer, denn unser Körper kann nur wenige dieser Chemikalien komplett ausscheiden oder abbauen.

Besonders große Sorgen bereiten den Wissenschaftlern Chemikalien mit endokriner (hormoneller) Wirkung, denn diese wirken bereits in sehr geringen Mengen. Es gibt sehr viele und völlig unterschiedliche Substanzen, die den Hormonhaushalt stören können, und es gibt vermutlich zahlreiche Chemikalien, deren hormonähnliche Wirkung noch gar nicht entdeckt wurde, denn praktisch täglich werden neue hormonaktive Substanzen identifiziert. Vor allem im Kindesalter sind solche Substanzen gefährlich, denn der kindliche Körper ist besonders empfindlich und verletzlich. Wenn der Hormonhaushalt bereits in diesem frühen Stadium gestört wird, kann auch die normale Entwicklung des Kindes gestört werden – die Folgen zeigen sich oft erst später im Leben.

Ein Bericht der WHO aus dem Jahr 2012 stellte fest, dass hormonell gesteuerte Krankheiten und Fehlentwicklungen statistisch signifikant zunehmen, beispielsweise abnehmende Samenqualität bei Männern, genitale Fehlbildungen, Frühgeburten und Gewichtsabnahme bei Neugeborenen, Verhaltensstörungen bei Kindern aufgrund von Schädigungen der Schilddrüse, weltweiter Anstieg von Brust-, Gebärmutter, Eierstock-, Prostata-, Hoden- und Schilddrüsenkrebs, Zyklusstörungen, verfrühte Brustentwicklung bei Mädchen mit einem späteren höheren Risiko für Krebs sowie Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2.

Dass an diesen Entwicklungen auch Veränderungen der Lebensweise beteiligt sind, versteht sich von selbst. Doch ein maßgeblicher Teil der Einflüsse kann auch auf Stoffe zurückgeführt werden, die über Wasser, Nahrung, Arzneimittel und Kosmetika aufgenommen werden.

Noch 2011 gingen große Teile der Wissenschaftler weltweit davon aus, dass eine relevante hormonelle Wirkung durch Umweltchemikalien nicht zu erwarten sei.

Trend: Feminisierung von Männern

Laut der britischen Umweltorganisation Chem Trust 8 reagieren männliche Geschlechtsorgane während der Entwicklung im Mutterleib besonders empfindlich auf Chemikalien. Viele der Chemikalien, denen die Menschen seit einigen Jahrzehnten ausgesetzt sind, wurden als sogenannte »gender-bender« identifiziert. Diese »Verzwitterungs«-Stoffe beeinträchtigen den Hormonhaushalt dergestalt, dass vermehrt weibliche Sexualhormone (Östrogene) produziert werden und dafür weniger Testosteron. Dies führt mehr und mehr zu einer »Feminisierung«, das bedeutet, männliche Lebewesen – vom Fisch bis zum Säugetier – entwickeln plötzlich weibliche Geschlechtsmerkmale oder bilden männliche Geschlechtsorgane deutlich kleiner aus. Für den Bericht wurden 250 Studien aus aller Welt ausgewertet – unter anderem auch eine amerikanische Studie, die zeigt, dass neugeborene Jungen, deren Mütter während der Schwangerschaft weit verbreiteten Chemikalien ausgesetzt waren, vermehrt mit kleineren Penissen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen wie Vagina, Klitoris, Gebärmutter und Eierstöcken auf die Welt kamen. Außerdem war der Abstand zwischen Genital und Anus kürzer – ebenfalls ein Zeichen für Feminisierung. Gwynne Lyons, eine britische Expertin für giftige Chemikalien, meint hierzu: »Die Studie zeigt, dass die männliche ›Grundausstattung‹ bedroht ist.«

Die Geschwindigkeit, mit der die Zahl dieser Fälle in den vergangenen Jahrzehnten zunahm, schließt in den Augen der Wissenschaftler aus, dass allein genetische Faktoren dafür verantwortlich sein können.

Ein WHO/IPCS-Bericht aus dem Jahr 2007 geht von bis zu 800 bekannten Substanzen mit hormoneller Wirkung aus. Die Nonprofit-Organisation TEDX kommt auf fast tausend Verbindungen. Bisher wurden nur wenige dieser Substanzen Tests unterzogen, die endokrine Effekte in Organismen belegen können.

Die gesundheitlichen Folgekosten von endokrinen Disruptoren in der EU werden von der Endocrine Society mit rund 157 Milliarden Euro pro Jahr veranschlagt. Die geschätzten Kosten werden der Studie zufolge fast ausschließlich durch eine Verringerung des Intelligenzquotienten und durch geistige Behinderungen verursacht.