Glück? Frag doch einfach! - Annegret Braun - E-Book

Glück? Frag doch einfach! E-Book

Annegret Braun

0,0
16,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Glück ist ein wichtiges Ziel im Leben der Menschen. Annegret Braun erläutert in ihrem Buch die verschiedenen Glücksbegriffe. Dabei blickt sie auf den historischen Wandel des Glücksverständnisses und betrachtet die Sichtweisen in anderen Kulturen. Ausführlich geht sie auf die Methoden und Erkenntnisse aus der aktuellen Glücksforschung ein. Ob und wie Geld, Kinder und Gesundheit die Menschen glücklich machen, erklärt sie ebenso. Auch auf die Rolle der Sozialen Medien bei der Suche nach Glück geht sie ein. Eine kritische Betrachtung über den Glücksboom und die Glücksforschung rundet den Band ab. Frag doch einfach! Die utb-Reihe geht zahlreichen spannenden Themen im Frage-Antwort-Stil auf den Grund. Ein Must-have für alle, die mehr wissen und verstehen wollen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 249

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Annegret Braun

Glück? Frag doch einfach!

Dr. Annegret Braun ist freiberufliche Kulturwissenschaftlerin und Lehrbeauftragte am Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Eines ihrer vielfältigen Forschungsthemen ist Glück.

 

Umschlagabbildung und Kapiteleinstiegsseiten: © bgblue – iStock

Abbildungen im Innenteil: Figur, Lupe, Glühbirne: © Die Illustrationsagentur

 

DOI: https://doi.org/10.36198/9783838560922

 

© UVK Verlag 2023— ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetztes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

Einbandgestaltung: siegel konzeption | gestaltung

 

utb-Nr. 6092

ISBN 978-3-8252-6092-7 (Print)

ISBN 978-3-8463-6092-7 (ePub)

Inhalt

VorwortWas die verwendeten Symbole bedeutenZahlen und Fakten über GlückAktuelles Beispiel: Das Dilemma der GlücksforschungGlück – Definitionen, Messmethoden, ForschungsstandWas ist Glück?Welche Ansätze gibt es, um Glück zu definieren?Welche Schwierigkeiten stellt die Kategorisierung von Glück dar?Was ist der Unterschied zwischen Zufallsglück und Wohlfühlglück?Was ist der Unterschied zwischen Euphorie (Glücksmoment), Freude und Zufriedenheit?Mit welchem Glück beschäftigt sich die Glücksforschung?Was bedeutet Eudaimonia?Ist Glück Chemie?Ist Flow das Gleiche wie Glück?Ist dauerhaftes Glück möglich?Warum ist Glück ein Kontrasterlebnis?Was ist die Set-Point-Theorie?Ist das Glückserleben individuell unterschiedlich oder erleben wir Glück ähnlich?Wie hat sich aus der Positiven Psychologie die Glücksforschung entwickelt?Welche Fachdisziplinen forschen über Glück?Welchen Stellenwert hat Glücksforschung in der Wissenschaft?Wie wird über Glück geforscht?Was ist die Tagesrekonstruktionsmethode und was ist die Erfahrungsstichprobe?Ist Glück messbar?Auf welchen Datengrundlagen basieren die Messungen zur Zufriedenheit?Welches ist die am längsten andauernde Glücksstudie?Was ist der Glücksatlas?Haben sich die Forschungsmethoden mit der modernen Technologie erweitert?Das Glücksverständnis in Kultur und GeschichteWie unterschiedlich ist das Glücksverständnis der Kulturen?Welche Unterschiede gibt es zwischen kollektivistischen und individualistischen Gesellschaften?Wie wird die Bedeutung des Begriffs Glück in verschiedenen Kulturen erforscht?Welche Schwierigkeiten zeigen sich bei der interkulturellen Forschung?Welche Länder sind am glücklichsten?Sind reiche Nationen glücklicher als arme Nationen?Sind Frauen und Männer gleich glücklich oder gibt es Unterschiede?Welchen Einfluss hat Religion auf das Glück?Was vermitteln Märchen über Glück?Ist Glück historisch unveränderlich?Was sagen Glückssymbole über Glück aus?Können Tiere glücklich sein?War Glück schon immer wichtig im Leben der Menschen?Welches Verständnis hatten die antiken Philosophen von Glück?Welche Bedeutung hatte das Glück im Mittelalter?Wie hat sich das Glücksverständnis seit der Neuzeit gewandelt?Welche Bedeutung hatte Glück im 18. und 19. Jahrhundert?Warum ist heute die Suche nach Glück so bedeutend geworden?Ist der Sinn des Lebens, glücklich zu sein?Glück in Politik, Wirtschaft, Arbeitswelt und SchuleWelche politischen Ziele sollte eine glückliche Gesellschaft verfolgen?Welche Bedeutung hat das Glück für die Politik?Warum gilt Bhutan als glückliches Land?Gibt es ein Recht auf Glück in der amerikanischen Verfassung?Warum beschäftigen sich die Wirtschaftswissenschaften mit Glück?Welchen Einfluss hat Glück auf die Wirtschaft?Warum ist Werbung mit Glück so wirksam?Werden Erkenntnisse der Glücksforschung in Unternehmen angewendet?Welche Auswirkungen kann es haben, wenn in der Arbeit positive Gefühle erzwungen werden?Welchen Einfluss hat Arbeit auf Glück?Macht eine gute Work-Life-Balance glücklich?Seit wann gibt es Glücksunterricht in Schulen?Was lernt man im Schulfach Glück?Kann man Glück lernen?Was sind die Vor- und die Nachteile von Glücksprogrammen an Schulen?Ist Glück ein Erziehungsziel?Gibt es einen Zusammenhang zwischen Glück und Bildung?Was glücklich macht – Ergebnisse der GlücksforschungWissen wir, was uns glücklich macht?Gibt es eine Glücksformel?Ist Glücksfähigkeit genetisch bedingt?Was haben glückliche Menschen gemeinsam?Was sind die wichtigsten Faktoren für langfristiges Glück?Gibt es bestimmte Charakterstärken, die glücklich machen?Macht die Ehe glücklich?Machen Kinder glücklich?Macht Geld glücklich?Macht Vergleichen unglücklich?Kann man trotz Schicksalsschlägen glücklich sein?Hat eine größere Wahlmöglichkeit eine positive Auswirkung auf das Glück?Welchen Einfluss hat Gesundheit auf das Glücksempfinden?Machen Ferien und Freizeit glücklich?Sind schönere Menschen glücklicher?Sind jüngere Menschen glücklicher als ältere?Kann man Glücksfähigkeit trainieren?Wie hängen Glück und Dankbarkeit zusammen?Was sind die größten Glückskiller?Glücksboom und Glücksforschung – eine kritische BetrachtungKann das Streben nach Glück unglücklich machen?Ist Glück machbar?Brauchen wir Krisen?Macht eine Glücksapp glücklich?Welche Folgen hat es auf die Gesellschaft, dass Glück so bedeutsam geworden ist?Haben wir einen zu hohen Glücksanspruch?Welche Auswirkungen haben Soziale Medien auf Glück?Gibt es dauerhaftes Glück oder dauerhafte Zufriedenheit?Sind enge Beziehungen immer eine Glücksquelle?Sind nur die glücklichen Menschen die Gewinner:innen?Ist jeder selbst für sein Glück verantwortlich?Sollten sich Politik und Wirtschaft um mehr Glück bemühen?Wie sinnvoll ist Glück als Schulfach?Welchen Einfluss hat Glück auf das Arbeitsleben?Was ist unter Glücksindustrie zu verstehen?Wie ist Glücksforschung als Forschungsdisziplin einzuordnen?Hat Glücksforschung auch negative Auswirkungen?Warum wurde die Glücksforschung so einflussreich?Ist die Positive Psychologie eine Ideologie?Sind die Messmethoden geeignet, um Glück zu erforschen?Wie aussagekräftig sind die Ergebnisse der Glücksforschung?Was sagen die weltweiten Rankings über das Glück der Nationen aus?Was ist die 40-Prozent-Regel und wie ist sie zu bewerten?Nachwort: Ein gelassener Umgang mit GlückGlossar – Wichtige Begriffe kurz erklärtVerwendete LiteraturWo sich welches Stichwort befindet

Vorwort

Das Thema Glück hat in den vergangenen Jahren eine enorme Beachtung erlangt. Es ist allgegenwärtig und zeigt sich in unzähligen Glücksratgebern, Glückscoaches, Glücksseminaren, Glückswebsites und Glückszeitschriften. Die Suche nach Glück beschränkt sich nicht nur auf eine Verbesserung des privaten Lebens, sondern es ist auch eine Zielgröße, die in Politik, Wirtschaft, Forschung, Arbeitswelt und Schule einen immer größeren Einfluss nimmt. Glück hat das private und öffentliche Leben so durchdrungen, dass man an diesem Thema nicht mehr vorbeikommt. Der Fokus auf Glück hat unsere Vorstellung über die Welt und wie wir sie deuten, tiefgreifend verändert. Auch die sozialen Medien prägen unser Glücksverständnis. Glücklich zu sein ist nicht nur eine menschliche Sehnsucht, sondern zu einem sozialen Zwang geworden. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Glück und der Glücksforschung kritisch zu befassen.

Als Kulturwissenschaftlerin interessiert mich vor allem die Frage, warum Glück in unserer Kultur eine so hohe Bedeutung bekommen hat und welche Auswirkungen dies auf unsere Gesellschaft hat. Um den Begriff Glück näher definieren zu können und zu verstehen, was Glück für den Einzelnen bedeutet, habe ich zusammen mit Studierenden eine Studie durchgeführt. Wir haben mehr als 700 Menschen gefragt, was sie unter Glück verstehen und sie gebeten, uns ein Glückserlebnis zu erzählen, um es zu veranschaulichen.

Dieses Buch gibt einen Überblick über die Glücksforschung. Es kann Glück aber nicht umfassend erklären, sondern versteht sich mehr als eine Annäherung an das Thema Glück und die Glücksforschung. Das Buch soll zeigen, mit welchen Themen sich die Glücksforschung befasst und wie sie vorgeht. Gleichzeitig soll der hohe Stellenwert von Glück in unserer Gesellschaft und der Umgang mit Glück kritisch betrachtet werden. Das Buch soll dazu ermuntern, den vielen Erkenntnissen und Ratschlägen über Glück skeptisch zu begegnen und vor allem zu hinterfragen, ob die Fokussierung auf das Glück uns mehr schadet als nützt. Hinter der Suche nach Glück steckt letztlich die Suche nach Lebenssinn. Und den findet man, wenn man das Leben in seiner ganzen Fülle annimmt und nicht dem Phantom „Dauerglück“ nachjagt.

Was die verwendeten Symbole bedeuten

 

Toni verrät spannende Literaturtipps, Videos und Blogs im World Wide Web.

 

Die Glühbirne zeigt eine Schlüsselfrage an, deren Antwort unbedingt lesenswert ist.

 

Die Lupe weist auf eine Expert:innenfrage hin. Hier geht die Antwort ziemlich in die Tiefe. Sie richtet sich an alle, die es ganz genau wissen wollen.

 

 

Wichtige Begriffe sind mit einem Pfeil gekennzeichnet und werden im Glossar erklärt.

 

Infografik

Aktuelles Beispiel: Das Dilemma der Glücksforschung

Der Harvard Professor Tal Ben-ShaharBen-Shahar, Tal forscht über → Positive PsychologiePositive Psychologie und Glück und hat zahlreiche Bestseller geschrieben. Er war einer der ersten, der die Glücksforschung als Lehrveranstaltung an der Universität anbot. An seinem Seminar über → Positive Psychologie nahmen acht Studenten und Studentinnen teil, zwei davon stiegen nach kurzer Zeit wieder aus. Das war nicht sehr ermutigend. Auf Anraten seines Mentors bot er jedoch im darauffolgenden Jahr eine öffentliche Vorlesungsreihe an. In diese schrieben sich 380 Studenten und Studentinnen ein, ein Jahr später waren es bereits 855 Studierende, die seine Vorlesungen besuchten (Ben-Shahar 2010, Vorwort). Damit war sein Kurs der größte in Harvard, so dass auch die Medien auf ihn aufmerksam wurden. Mit dem Thema Glück hatte Tal Ben-Shahar den Nerv der Zeit getroffen. Die Journalist:innen waren erstaunt, dass die Vorlesungen über Positive Psychologie mehr Zulauf fanden als die Einführungsvorlesung für Ökonomie, erzählt er in einem Vortrag (Ben-Shahar 2013). Als Tal Ben-Shahar zu Interviews in Fernsehen, Radio und Zeitungen eingeladen wurde, bemerkten die Journalist:innen immer wieder erstaunt: „Ich hatte Sie mir anders vorgestellt.“ Auf die Nachfrage von Tal Ben-Shahar, wie sie ihn sich denn vorgestellt hätten, kam dann die Antwort: „Extrovertierter, offener.“ Ein Glücksforscher muss offenbar selbst vor Glück und Selbstbewusstsein strotzen, ein schüchterner Glücksforscher passt nicht ins Bild. Tal Ben-ShaharBen-Shahar, Tal erklärt, diese Vorstellung entstehe dadurch, dass man sich auf den Lehrenden konzentriert und nicht auf die Lehre selbst.

In seinem Vortrag erzählt Tal Ben-ShaharBen-Shahar, Tal auch über ein fatales Missverständnis, das ihm zu Beginn seines ersten Seminars über Positive PsychologiePositive Psychologie begegnete. Ein Student sprach ihn auf sein Seminar über Glücksforschung an. Seine zwei Zimmergenossen würden daran teilnehmen. Und da es zwei von den sechs Studierenden waren, bemühte sich Tal Ben-Shahar, besonders nett zu sein. Der Student sagte: „Sie werden in Zukunft vorsichtig sein müssen! Ich werde Sie beobachten!“ „Warum?“, fragte Tal Ben-Shahar. „Weil, wenn ich Sie unglücklich sehe, werde ich es den beiden sagen!“ Für den Studenten war die Lehre über Glück nur dann glaubwürdig, wenn es auch beim Dozenten sichtbar war. Tal Ben-Shahar nahm diese Begebenheit zum Anlass, seine Studierenden auf eine fatale Fehlannahme hinzuweisen. Er stellte in seinem Seminar klar: „Das Letzte, was ich möchte, ist, dass Sie denken, ich befinde mich auf einem konstant hohen Glückslevel. Erwarten Sie nicht, dass Sie am Ende des Semesters das Dauerglück erreicht haben. Es gibt nur zwei Personengruppen, die Traurigkeit, Ärger, Schmerz oder Neid nicht empfinden. Und das sind Psychopaten und Tote. Dass Sie all diese schmerzhaften Emotionen erleben, ist ein gutes Zeichen. Es zeigt, Sie sind lebendig!“

Tal Ben-Shahar kritisiert, dass in unserer Gesellschaft viele denken, mit ihnen sei etwas nicht in Ordnung, wenn sie negative Gefühle erleben. Doch wenn wir uns nicht erlauben, Gefühle wie Ärger, Wut, Neid zu empfinden, dann können wir auch keine positiven Gefühle wie Glück empfinden. Alle Gefühle gehen durch denselben Kanal. Hinzu kommt: Wenn wir den Kanal unterbrechen und die negativen Gefühle nicht zulassen, verstärken sie sich und werden intensiver. Man sollte sich nicht wegen seiner negativen Gefühle verurteilen, sondern sie als Teil des Menschseins akzeptieren – als ein breites Spektrum der menschlichen Emotionen. Tal Ben-Shahar betont: „Geben Sie sich und anderen die Erlaubnis, ein Mensch zu sein!“ Die positive Akzeptanz der ganzen Gefühlspalette ist der Schlüssel zu einem erfüllten Leben.

Tal Ben-Shahar hat inzwischen viele Bücher über seine Forschungen geschrieben. Der Grundtenor dieser Bücher ist: Wie wird man glücklich? In Deutschland wurde sein Buch mit dem Titel „Glücklicher: Lebensfreude, Vergnügen und Sinn finden mit dem populärsten Dozenten an der Harvard University“ ein Bestseller. Darin geht es um konkrete Handlungsschritte, um mehr Glück zu erlangen. Dass dies möglich ist, unterstreicht er mit seiner eigenen Erfahrung, wonach er am eigenen Leib erlebt habe, glücklich zu werden. Kritische Töne, dass auch negative Gefühle zum Leben gehören, findet man kaum.

Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Glücksforschern und einige wenige Glücksforscherinnen. Die meisten der international bekannten Wissenschaftler:innen forschen in den USA. In den zahlreichen Publikationen geht es vor allem darum, wie man glücklicher wird. Dieser einseitige Fokus lässt andere Gefühle völlig in den Hintergrund treten. Nur das Glück steht im Mittelpunkt des Interesses, nur die eine Frage, wie man es erreicht, glücklich zu werden und wie man negative Gefühle überwindet. Dadurch entsteht genau das, was Tal Ben-ShaharBen-Shahar, Tal kritisiert, nämlich dass Menschen denken, irgendetwas sei nicht in Ordnung mit ihnen, wenn sie negative Gefühle empfinden. In dem steten Bemühen, das Glück zu erreichen, werden negative Gefühle verdrängt und dadurch verstärkt. Das Dilemma tritt deutlich zutage: Der heutige Fokus auf das Glück macht es schwer, Glück zu erreichen.

Tal Ben-ShaharBen-Shahar, Tal schreibt, dass die Anzahl der Depressionen heute zehnmal so hoch ist, wie in den 1960er Jahren (Ben-Shahar 2010, Vorwort). Auch das Glücksempfinden in der Bevölkerung sei gesunken. 1957 gaben 52 Prozent der Briten an, sehr glücklich zu sein, 2005 waren es 36 Prozent. Die Zunahme von Depressionen sei der Grund, dass das Thema Glück heute eine so hohe Bedeutung erlangt hat. Doch könnte es nicht genau umgekehrt sein? Könnte es nicht sein, dass die Konzentration auf Glück eine negative Spirale in Gang gesetzt hat? Je mehr wir dem Glück nachjagen und je mehr wir versuchen, negativen Gefühlen zu entkommen, umso unglücklicher werden wir. Es ist deshalb notwendig, der Glücksforschung kritisch gegenüberzustehen.

Die Glücksforschung ist in einem Dilemma. Einerseits konzentriert sich ihr Erkenntnisinteresse auf die Faktoren, die glücksfördernd sind. Negative Gefühle sollen mittels der Erkenntnisse der Positiven PsychologiePositive Psychologie überwunden werden. Andererseits erhöhen die Glücksforschung und die Wissenschaftler:innen dadurch den Druck, etwas für sein Glück zu tun, indem sie schlussfolgern: Jeder kann glücklich werden. Wem dies trotz Anstrengung nicht gelingt, ist also nicht nur unglücklich, sondern auch noch selbst schuld daran.

Dieses Dilemma ist nicht einfach aufzulösen, denn die Sehnsucht, glücklich zu sein, ist ein tiefsitzendes menschliches Bedürfnis. Das, was wir in unserem Leben anstreben oder die Entscheidungen, die wir treffen, sind von der Suche nach Glück motiviert: Den Beruf, den wir ergreifen, den Partner, den wir wählen – oder von dem wir uns trennen –, ob wir Kinder haben möchten oder nicht, wie wir unsere Freizeit gestalten, das alles soll dazu führen, glücklich zu werden. Dass wir glücklich sein möchten, steckt in uns, doch heute hat dieses Bedürfnis eine große Dominanz erlangt und stellt alle anderen Emotionen in den Schatten. Vom Zwang, glücklich zu sein, warnen Psycholog:innen heute. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich ein großer Glücksmarkt entwickelt, auf dem sich auch schwarze Schafe tummeln. Die Beschäftigung mit Glück ist sehr ideologieanfällig. Viele Versprechungen und der gesellschaftliche Druck, glücklich zu sein, führen Glückssuchende in Lebenskrisen. Es ist eine neue Herausforderung, sich dem Glückszwang zu entziehen und das ganze Spektrum der Emotionen als Teil des Menschseins anzunehmen.

Linktipp | Prof. Dr. Tal Ben-Shahar, Dozent an der Harvard Universität in Cambridge, USA, forscht über Positive Psychologie und Glück. In diesem Vortrag erzählt er, wie er zur Forschung über Positive Psychologie kam. Er stellt wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung dar und erwähnt dabei auch, wie die Glücksforschung sein Leben beeinflusst hat: https://www.youtube.com/watch?v=OxsPl2WClHg&t=99s

Glück – Definitionen, Messmethoden, Forschungsstand

Jeder weiß, wie es sich anfühlt, glücklich zu sein. Aber kann man es auch erklären? Gibt es eine Definition? Und wie kann man Glück erforschen? Diese einfachen Fragen sind komplexer, als sie erscheinen. In diesem Kapitel werden Antworten darauf gegeben, was Glück ist, und gezeigt, warum Glück so widersprüchlich ist.

Was ist Glück?

Für Glück gibt es keine eindeutige Definition. Die verschiedenen Definitionsversuche sind widersprüchlich, eine klare Begriffsbestimmung gibt es nicht. Dazu ist Glück zu vielschichtig. So wird zum Beispiel zwischen ZufallsglückZufallsglück und WohlfühlglückWohlfühlglück unterschieden. Doch wo ist die Abgrenzung zu Freude und Zufriedenheit? Darauf wird in den nächsten Fragen eingegangen.

Das Wort Glück tritt erst spät auf und ist seit dem 14. Jahrhundert im deutschen Sprachraum bezeugt. Die Herkunft des Wortes ist unsicher. Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm listet eine Vielzahl von Erklärungsansätzen auf (Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Stichwort Glück). Eine Deutung ist, dass sich Glück vom mittelhochdeutschen Gelücke ableitet. Gelücke meinte ursprünglich den zufälligen Ausgang einer Sache, der gut oder schlecht sein konnte. Jedoch wurde Glück überwiegend positiv verwendet, im Sinne eines günstigen Verlaufs.

Die Brockhaus Enzyklopädie beschreibt Glück „als komplexe Erfahrung der Freude angesichts der Erfüllung von Hoffnungen, Wünschen, Erwartungen, des Eintretens positiver Ereignisse, Eins-Sein des Menschen mit sich und dem von ihm Erlebten. Glück beinhaltet sowohl günstige Fügung der Geschehnisse, des Schicksals (Glück haben) als auch den Zustand des Wohlbefindens, der → ZufriedenheitZufriedenheit mit dem eigenen Leben (glücklich sein).“ (Brockhaus Enzyklopädie 1989).

Heute wird Glück ausschließlich mit positiven Emotionen in Verbindung gebracht. Im weitesten Sinne ist Glück die Vorstellung von einem guten Leben. Der niederländische Soziologe und Glücksforscher Ruut VeenhovenVeenhoven, Ruut definiert Glück als das Maß oder Grad, in dem ein Mensch mit der Qualität seines eigenen Lebens insgesamt zufrieden ist (Veenhoven 2011, S. 397). In der heutigen Glücksforschung wird meistens der Begriff → Subjektives WohlbefindenSubjektives Wohlbefinden (engl. subjective well-beingwell-being) verwendet.

Literaturtipp | Einen Überblick über die vielfältigen Erklärungsversuche, was Glück ist, gibt der Soziologe Alfred BellebaumBellebaum, Alfred: Glück. Erscheinungsvielfalt und Bedeutungsreichtum. In: Alfred Bellebaum und Hettlage, Robert (Hg.): Glück hat viele Gesichter. Annäherungen an eine gekonnte Lebensführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010, S. 31–56.

Welche Ansätze gibt es, um Glück zu definieren?

Es gibt sehr viele verschiedene Ansätze, Glück zu definieren, zum Beispiel philosophische, theologische und psychologische Erklärungen. Auf diese wird in diesem Buch mehr eingegangen. Deshalb sollen hier nur einige wenige Definitionsansätze dargelegt werden.

Daniel KahnemanKahneman, Daniel gliedert das subjektive WohlbefindenSubjektives Wohlbefinden in eine emotionale und eine kognitive Komponente: "Das Wohlbefinden, das Menschen erleben, während sie ihr Leben leben“ ist die emotionale Komponente (experienced well-beingwell-being) und das „Urteil, das sie fällen, wenn sie ihr Leben bewerten" ist die kognitive Komponente (evaluated well-being) (Kahneman 2012, S. 487f).

Wie die Bezeichnung Subjektives Wohlbefinden zeigt, ist es aufgrund der Subjektivität schwierig, Glück in eine objektive Definition zu fassen. Deshalb gibt es Ansätze, Glück empirisch zu erheben und durch Befragungen subjektiv zu erfassen. Der Einfluss von historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten bleibt jedoch bei diesem Definitionsansatz unberücksichtigt.

Um Glück zu definieren, hat die Psychologin Charlotte Bühler 1971 50 Personen nach Glücksdefinitionen befragt und ihre Antworten analysiert. Das Ergebnis sind drei Definitionselemente:

Glück als positive Beziehung zu sich selbst, Selbstvertrauen,

Glück als aktive, schöpferische Tätigkeit,

Glück als intensive, zwischenmenschliche Beziehung (Bühler 1971).

Der Psychologe Philipp Mayring hat 1990 in einem Fragebogen 66 Personen nach ihren Glücksdefinitionen befragt und ordnete die Ergebnisse in folgende Kategorien:

Erfüllende, zwischenmenschliche Beziehungen

Zufriedenheit mit dem Leben

Innere Ausgewogenheit, Selbstvertrauen

Freude, Spaß, Hochstimmung

Erfolg

Freiheit, Unabhängigkeit (Mayring und Rath 2013, S. 58)

Problematisch ist, so erklärt Mayring, dass diese Definitionsversuche nicht wirklich Glück definieren, sondern sich häufig auf Glücksfaktoren beziehen, also auf die Bedingungen des Glücks.

Da es für Menschen schwierig ist, Glück zu definieren, habe ich an der Ludwig-Maximilians-Universität in München einen anderen Zugang gewählt. Zusammen mit Studierenden eines kulturwissenschaftlichen Seminars wurden mehr als 700 Menschen gebeten, Glück anhand eines Glückserlebnisses zu definieren. Die verschiedenen Glückserlebnisse lassen sich in drei Kategorien gliedern: EuphorieEuphorie (Glücksmoment), Freude und Zufriedenheit (Braun 2013). Auf diese Kategorisierung wird weiter unten eingegangen.

Welche Schwierigkeiten stellt die Kategorisierung von Glück dar?

Die Schwierigkeit liegt darin, eine eindeutige und abgrenzbare Begrifflichkeit zu finden, wie folgendes Beispiel zeigt: Philipp Mayring gliedert Glück bzw. Subjektives Wohlbefinden in vier Kategorien:

1. Belastungsfreiheit (ein Gefühl, über nichts klagen zu müssen)

2. Freuden (kurzandauernde positive Gefühle)

3. Glück (länger andauernder positiver Gefühlszustand)

4. Zufriedenheit (kognitive, positive Einschätzung der eigenen Lebenssituation) (Mayring und Rath 2013, S. 66f).

Doch diese Kategorisierung ist uneindeutig, weil → Belastungsfreiheit und → Zufriedenheit sehr ähnlich sind und oft in einer synonymen Weise verwendet werden. So antworten viele Menschen auf die Frage, wie es ihnen geht: „Ich bin zufrieden“ oder „Ich kann nicht klagen“ und meinen damit das gleiche. Auch der Begriff Glück ist missverständlich, weil → Subjektives WohlbefindenSubjektives Wohlbefinden häufig als Synonym für Glück verwendet wird. So steht Glück hier gleichzeitig als Ober- und als Unterbegriff. Als Unterbegriff wird Glück in diesem Modell als länger andauernder positiver Glückszustand beschrieben, doch viele Menschen verstehen unter Glück nur einen Glücksmoment. Auch bei der Verwendung des Begriffes → Freuden ist zu hinterfragen, ob es wirklich kurzandauernde positive Gefühle sind. Denkt man an Vorfreude auf den Urlaub oder auf Weihnachten, dann scheint es ein länger andauernder positiver Gefühlszustand zu sein.

Es zeigt sich, dass es sehr schwierig ist, Glück in einzelne, abgrenzbare Kategorien zu gliedern, zumal die Kategorien aus Begriffen bestehen, die in der Alltagssprache sehr unterschiedlich verwendet werden.

Was ist der Unterschied zwischen Zufallsglück und Wohlfühlglück?

Das ZufallsglückZufallsglück beschreibt etwas, das einem zufällt. Diese Form des Glücks entzieht sich der Machbarkeit des Menschen. Zufallsglück kann beispielsweise ein Lottogewinn oder eine besondere Begegnung sein. Dennoch entsteht das Zufallsglück nicht im luftleeren Raum, denn damit der Zufall eintreten kann, muss man erst die Voraussetzungen dazu schaffen. Um im Lotto zu gewinnen, muss man einen Lottoschein kaufen und für eine Zufallsbegegnung sollte man seine Wohnung verlassen. „Wesentlich am Zufallsglück ist seine Unverfügbarkeit; verfügbar ist lediglich die Haltung, die der Mensch einnehmen kann: Er kann sich öffnen oder verschließen für den Zufall einer Begegnung, einer Erfahrung, einer Information.“ (Schmid 2007, S. 13)

Das WohlfühlglückWohlfühlglück beinhaltet angenehme Emotionen. Diese Form des Glücks hat man selbst in der Hand, suggerieren die zahlreichen Glücksratgeber. Wenn heute von Glück die Rede ist, wird meistens das Wohlfühlglück gemeint.

In vielen Sprachen wird begrifflich zwischen Zufallsglück und Wohlfühlglück unterschieden: Im Englischen gibt es luck und happiness, im Französischen chance und bonheur. Im Deutschen hingegen gibt es nur den einen Begriff Glück. Das ist erstaunlich angesichts der wortreichen deutschen Sprache, aber dadurch wird der enge Zusammenhang von Zufallsglück und Wohlfühlglück sichtbar. Das Wohlfühlglück ist ohne den Zufall nicht denkbar. Ob man sich glücklich fühlt, hängt von vielen Zufällen im Leben ab, z. B. welchen Arbeitsplatz man hat, wie das Wetter ist, in welcher Wohnung man lebt oder in welchem Land man geboren ist. Dennoch kann man für das WohlfühlglückWohlfühlglück einiges tun, indem man sich schöne Momente schafft, zum Beispiel ein besonderes Essen genießt oder mit einer vertrauten Person Zeit zusammen verbringt. Das Wohlfühlglück ist ein angenehmes Gefühl, das man am liebsten festhalten oder dauerhaft erleben möchte. Doch ein Dauerglück gibt es nicht. Das Wohlfühlglück würde fad und nicht mehr spürbar werden. Wer jeden Tag sein Lieblingsessen verspeist, dem schmeckt es bald nicht mehr. Das Glück in einem Dauerwohlgefühl zu suchen, macht unglücklich. Auch das WohlfühlglückWohlfühlglück braucht die Zeiten dazwischen, denn ohne die Kontrasterfahrung wird das Glück nicht erlebbar.

Literaturtipp | Der Philosoph Wilhelm SchmidSchmid, Wilhelm zeigt die unterschiedliche Begrifflichkeit von Glück und stellt dar, warum Glück nur in seiner Vielfältigkeit und Gegensätzlichkeit erlebbar ist, was er das Glück der Fülle nennt: Schmid, Wilhelm: Glück. Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist. Frankfurt a. M. und Leipzig: Insel 2007.

Was ist der Unterschied zwischen Euphorie (Glücksmoment), Freude und Zufriedenheit?

In unserer Studie haben wir Menschen Glück definieren lassen, indem sie ein Glückserlebnis erzählen. Dabei wurde deutlich, dass unter Glück Verschiedenes verstanden wird. Grob lässt sich das in drei Emotionen gliedern: → EuphorieEuphorieEuphorie (Glücksmoment), → FreudeFreude und → ZufriedenheitZufriedenheit (Braun 2007).

Ein Glücksmoment ist ein Hochgefühl oder ein euphorisches Gefühl, das oft unvermittelt eintritt und nicht sehr lange anhält. Der Anlass lässt sich manchmal sehr klar bestimmen, so zum Beispiel, wenn man sich verliebt oder einen Preis gewonnen hat. Manchmal lässt sich die Ursache auch nicht genau bestimmen. In unserer Studie haben die Befragten von euphorischen Gefühlen erzählt, für die sie keine Erklärung hatten. So ein Glücksmoment kann beispielsweise durch eine besonders schöne Erinnerung ausgelöst werden oder durch eine Erwartung auf Zukünftiges. Dem Hochgefühl liegt oft ein Überraschungsmoment zugrunde und ist dadurch wenig beeinflussbar.

Das Gefühl der Freude sind positive Gefühle, die oftmals durch bestimmte Ereignisse hervorgerufen werden. Diese Ereignisse können zufällig ins Leben treten oder von den Menschen hergestellt werden. Bei unserer Befragung hat sich gezeigt, dass viele Menschen Freude bei einem guten Essen finden, bei Treffen mit Freunden oder bei einem Spaziergang in der Natur. Freude kann sich auch in Vorfreude ausdrücken.

Glück im Sinne von Zufriedenheit ist die Form, die in den Umfragen der Glücksforschung am meisten abgefragt wird. Sehr viele Studien basieren auf der Frage: „Alles in allem, wie glücklich schätzen Sie derzeit Ihr Leben auf einer Skala von 0 bis 10 ein?“ Zufriedenheit ist ein Gefühl, das durch die kognitive Bewertung der Lebenssituation resultiert. Werden die eigenen Lebensumstände überwiegend positiv bewertet, entsteht ein Gefühl der Zufriedenheit. Nicht die tatsächlichen Lebensumstände sind für die Zufriedenheit ausschlaggebend, sondern die eigene Bewertung. Zufriedenheit hängt also davon ab, ob man das Glas halbvoll oder halbleer sieht.

Diese Kategorisierung erfasst die Vielschichtigkeit von Glück nicht, aber sie ist ein hilfreiches Konstrukt, um die Streitfrage zu klären, ob Glück machbar ist oder nicht. Die Streitfrage entsteht dadurch, weil jeder unter Glück etwas anderes versteht und nicht näher definiert wird, was in der jeweiligen Diskussion mit Glück gemeint ist bzw. von welchem Glück man überhaupt spricht. Eine Differenzierung zeigt, welche Formen des Glücks beeinflussbar sind.

Mit welchem Glück beschäftigt sich die Glücksforschung?

In der heutigen Glücksforschung wird über das → WohlfühlglückWohlfühlglück geforscht, selten über das → ZufallsglückZufallsglück. Der Fachbegriff, der in der Forschung verwendet wird, lautet → Subjektives WohlbefindenSubjektives Wohlbefinden bzw. subjective well-beingwell-being. Die Begriffe Subjektives Wohlbefinden und Glück werden als Synonyme verwendet. Häufig werden jedoch in der Glücksforschung einfach die Begriffe Glück bzw. happiness verwendet. Die Begriffe Glück und happiness werden meist nicht differenziert. Bei den Forschungen sind selten → Euphorie oder Glücksmomente gemeint. In der Regel geht es um längerfristige positive Emotionen wie Zufriedenheit, die methodisch greifbarer sind als kurzfristige Glücksmomente. Der amerikanische Glücksforscher Mihaly CsikszentmihalyiCsikszentmihalyi, Mihaly hat in seinen Forschungen eine andere Kategorie von positiven Gefühlen herausgearbeitet, die er als →FlowFlow bezeichnet. Dies wird in einer Frage weiter unten erläutert.

Problematisch ist, dass der Begriff Glück nicht differenziert wird. Durch die undifferenzierte Verwendung von Glück führen Diskussion zu Missverständnissen, so zum Beispiel in der Frage, inwieweit Glück beeinflussbar ist. Ein Glücksmoment ist nur schwer reproduzierbar, eine längerfristige Zufriedenheit hingegen schon.

Der Soziologieprofessor Martin SchröderSchröder, Martin verwendet in seinen Studien den Begriff Zufriedenheit und definiert damit konkreter seinen Forschungsgegenstand. Er argumentiert, dass Glück flüchtige Gefühle und deshalb schwieriger zu erforschen sind als Zufriedenheit.

Was bedeutet EudaimoniaEudaimonia?

Der griechische Begriff Eudaimonia bedeutet Glück, → GlückseligkeitGlückseligkeit, glückliche Lage. Ursprünglich bedeutete es, einen guten Dämon oder einen guten Geist in sich zu haben. → Eudaimonia beinhaltet ein umfassendes Glücksverständnis, das eine gelassene, geistige Haltung meint, zu dem sowohl Heiterkeit als auch Traurigkeit gehört. Der Philosoph Wilhelm SchmidSchmid, Wilhelm übersetzt → Eudaimonia als „das Glück der Fülle“. Es steht im Gegensatz zum → HedonismusHedonismus, bei dem Lust und Genuss angestrebt wird und Schmerzen vermieden werden sollen. Die antiken Philosophen SokratesSokrates, Platon, AristotelesAristoteles und SenecaSeneca verstanden unter Eudaimonia eine Dauerhaftigkeit und kein kurzfristiges Glücksgefühl. Für Aristoteles geht es beim Glück um das gute Leben und der Verwirklichung menschlicher Potentiale. Auch wenn zu Eudaimonia das Schmerzliche und Unangenehme dazugehört, so ist die Grundeinstellung positiv. Äußere Faktoren bringen einen nicht aus der Ruhe, sondern führen zu Gelassenheit. Eudaimonia lässt sich nach Auffassung der Philosophen durch eine tugendhafte und selbstgenügsame Lebensführung erreichen.

Ist Glück Chemie?

Unsere Glücksgefühle basieren auf Chemie, auf den Botenstoffen in unserem Gehirn. Es ist jedoch nicht ganz klar erforscht, was bei den Menschen die Botenstoffe auslöst und warum die Intensität so unterschiedlich ist (Förstl und Braunmiller 2009, S. 49). Für unser Glücksempfinden sind verschiedene Hormone zuständig, die populärwissenschaftlich auch als → GlückshormoneGlückshormone bezeichnet werden. Diese sind vor allem SerotoninSerotonin, DopaminDopamin, Noradrenalin, EndorphineEndorphine und Oxytocin. Serotonin fördert die Gelassenheit und Zufriedenheit und dämpft Angstgefühle. Dopamin wird in Erwartung auf eine Belohnung ausgeschüttet, wenn wir eine bestimmte Leistung erbringen oder wenn wir ein Ziel erreichen. Es hebt die Stimmung und steigert die Aufmerksamkeit, die Aktivität und damit auch das Lernvermögen. Die Ausschüttung von Dopamin bewirkt, dass man sich motiviert, optimistisch fühlt und voller Selbstvertrauen ist. Dopamin hat jedoch ein Suchtpotential in sich. Da die Rezeptoren sich bei gleichbleibender Ausschüttung verringern, muss die Dopamindosis gesteigert werden, um die gleiche Wirkung auszulösen. Noradrenalin steigert die Aufmerksamkeit und Konzentration und wird vor allem bei Stress ausgeschüttet. Endorphine bewirken eine Schmerzlinderung. Oxytocin ist ein Hormon, das sich positiv auf das soziale Miteinander auswirkt und bei Vertrauen und Nähe entsteht.

Die alltagssprachlich genannten Glückshormone werden in bestimmten Situationen ausgeschüttet als eine Belohnung im Gehirn. Glücklichsein ist also nicht auf Dauer angelegt. Aber die Erfahrung des Glücks bewirkt, dass wir dauernd nach Glück streben.

Linktipps | In diesem kurzen Video über „Glückshormone und Motivation“ wird erklärt, wie die Hormone im Gehirn wirken: https://www.youtube.com/watch?v=9Ni-Y5DFSFQ

In diesem Podcast erklärt der Arzt und Neurowissenschaftler Dr. Burkhard Pfleger, wie Glück im Gehirn entsteht und was der Unterschied zur Zufriedenheit ist: https://www.humansarehappy.org/post/glück-im-gehirn