GO VISTA: Reiseführer Köln - Petra Metzger - E-Book

GO VISTA: Reiseführer Köln E-Book

Petra Metzger

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Beschreibung

'Köln ist ein Gefühl', lautet der vielzitierte Slogan, mit dem die Stadt für sich wirbt. Jung, bunt und lebendig geht es zu in der mittelalterlichen Kirchenmetropole und heutigen Medienstadt. Rund ein Drittel aller deutschen TV-Produktionen entstehen hier und sie verfestigen Kölns Ruf als Stadt der Unterhaltung und des rheinischen Frohsinns. Nicht allein Brauereien und Gastronomie, sondern auch Bimmelbahn- und Bierbike-Anbieter leben vom (feier-)lustigen und trinkfreudigen Image der Stadt, zu dem natürlich der Karneval maßgeblich beiträgt. Aber auch die Christopher-Street-Day-Parade als größtes Queer-Event Europas. Doch die über 2000-jährige Stadt hat auch kulturell viel zu bieten: Römerturm und Praetorium, zwölf romanische Kirchen, gotischen Dom und Renaissance-Rathaus, einen Friedhof aus der Franzosenzeit und preußische Forts, architektonische Kleinode aus den 1950er-Jahren, bedeutende Sammlungen alter und zeitgenössischer Kunst und die Hochschule für Medienkunst. Nicht zuletzt bereichern neben Schauspiel, Oper und Philharmonie Events wie Art Cologne, lit.COLOGNE, MusikTriennale und die 'Langen Nächte' die Kulturlandschaft der Stadt. Dennoch hat Köln sich ein gewisses Maß an Provinzialität bewahrt, was manche charmant und andere peinlich finden. Es bildet den Humus, auf dem der berühmt-berüchtigte kölsche Klüngel gedeiht, der sich zwischen Kavaliersdelikt und Korruption bewegt.

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KÖLN

von Petra Metzger

Petra Metzger hat an der Universität Köln Kunstgeschichte studiert. Während des Studiums und danach war sie viele Jahre als Stadtführerin tätig. Inzwischen arbeitet sie vorwiegend publizistisch, schreibt über Architektur, Kunst- und Kulturgeschichte und Literatur.

Inhalt

Willkommen in Köln

Top 10 & Mein Köln

Top 10: Das sollte man gesehen haben

Mein Köln: Lieblingsplätze der Autorin

Stadttouren mit Detailkarten

Die Altstadt: Kirche, Kultur und Kölsch

Urbane Vielfalt zwischen Hohe Straße und Hahnentor

Streifzüge mit Detailkarte

Deutz – ein Besuch auf der »Schäl Sick«

Streifzug ins Umland: Altenberger Dom

Streifzug ins Umland: Brühl

Vista Points – Sehenswertes

Museen

Kirchen

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z

Service von A bis Z

Register

Bildnachweis und Impressum

Zeichenerklärung

Top 10 Das sollte man gesehen habenMein Köln Lieblingsplätze der AutorinVista Point Museen, Galerien, Architektur und andere SehenswürdigkeitenKartensymbol: Verweist auf das entsprechende Planquadrat der ausfaltbaren Karte bzw. der Detailpläne im Buch.

Willkommen in Köln

Ganz gegen den allgemeinen Trend und den demografischen Wandel ist Köln eine wachsende Stadt und eine junge Stadt dazu. 2010 hat die Einwohnerzahl die Millionengrenze überschritten. Mit rund 25 Prozent stellen die 18- bis 25-Jährigen die größte Bevölkerungsgruppe. Gut 30 Prozent aller Kölner haben Migrationshintergrund, womit nicht auf die römische Stadtgründung abgehoben wird. Jung, bunt und lebendig geht es also zu in der mittelalterlichen Kirchenmetropole und heutigen Medienstadt. Rund ein Drittel aller deutschen TVProduktionen entstehen hier und sie verfestigen Kölns Ruf als Stadt der Unterhaltung und des rheinischen Frohsinns. Nicht allein Brauereien und Gastronomie, sondern auch Bimmelbahn und Party-Discounter leben vom (feier-)lustigen und trinkfreudigen Image der Stadt, zu dem natürlich der Karneval maßgeblich beiträgt. Aber auch die Cologne-Pride-Parade als größtes Queer-Event Europas.

Doch die über 2000-jährige Stadt hat auch kulturell viel zu bieten: Römerturm und Praetorium, mittelalterliche Stadtmauer und zwölf romanische Kirchen, gotischen Dom und Renaissance-Rathaus, einen Friedhof aus der Franzosenzeit und preußische Forts, architektonische Kleinode aus den 1950er Jahren, bedeutende Sammlungen alter und zeitgenössischer Kunst, eine lebendige Designszene und die Hochschule für Medienkunst. Nicht zuletzt bereichern neben Schauspiel, Oper und Philharmonie Events wie Art Cologne, lit.COLOGNE, MusikTriennale und die »Langen Nächte« die Kulturlandschaft der Stadt.

Andererseits hat sich Köln ein gewisses Maß an Provinzialität bewahrt, was manche charmant und andere peinlich finden. Es bildet den Humus, auf dem der berühmt-berüchtigte kölsche Klüngel gedeiht, der sich zwischen Kavaliersdelikt und Korruption bewegt. »Köln ist ein Gefühl«, lautet der vielzitierte Slogan, mit dem die Stadt für sich wirbt – aber eben kein eindeutiges. Im Klüngel kommen vielleicht die zwei Gesichter der Stadt am deutlichsten zum Ausdruck, die nicht zuletzt auch in den beiden kölschen Originalen Tünnes und Schäl versinnbildlicht sind und so wiederum zum kölschen Mythos beitragen.

Kölner Rheinpanorama

Top 10 & Mein Köln

Top 10: Das sollte man gesehen haben

Kölner Dom mit dem Schrein der Heiligen Drei Könige

S. 9, 10, 34 f. F9/Google Map Dass Rainald von Dassel die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln brachte, wurde zum Initial für eines der größten und bedeutendsten christlichen Bauwerke.

Das Römisch-Germanische Museum mit Dionysos-Mosaik

S. 9 f., 32F9/Google Map 1941 wurde der Mosaikboden eines römischen Festsaals entdeckt und bestimmte den Standort des Museums mit herausragenden Fundstücken der römischen und germanischen Kultur.

Museum Ludwig

S. 10, 30F9/Google MapEines der bedeutendsten Museen für moderne Kunst in Deutschland, das zum größten Teil auf der Stiftung des Ehepaars Peter und Irene Ludwig beruht.

Alter Markt

S. 12 f. F9/Google MapMit Jan-von-Werth-Brunnen, »Platzjabbeck« und »Kallendresser« repräsentiert einer der schönsten Plätze der Stadt kölsche Eigenart und Brauchtum.

Rathaus und Ratsturm

S. 12, 14, 45F9/Google Map Renaissancelaube und Ratsturmfiguren des Gebäudes aus dem 16. Jh. sind als Symbole des Kölner Bürgerstolzes entstanden.

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

S. 15, 33 f. F9/Google Map Das Museum beherbergt in einem Neubau von 2001 die weltweit umfangreichste Sammlung mittelalterlicher Malerei, zudem Kunstwerke vom 16. bis zum 20. Jh. sowie die große und bedeutende Graphische Sammlung.

Romanische Kirchen

S. 35 ff. E/F9/Google Map, F8/Google Map, G8/Google Map, G9/Google Map, E10/Google Map, G9/Google Map, G10/Google Map, F9/10/Google Map, H8/Google Map, H9/Google Map, E9/Google Map Der Kranz der zwölf romanischen Kirchen – St. Andreas, St. Aposteln, St. Cäcilien, St. Georg, St. Gereon, St. Kunibert, St. Maria im Kapitol, St. Maria Lyskirchen, Groß St. Martin, St. Pantaleon, St. Severin und St. Ursula – zeugt bis heute von Kölns Bedeutung im Mittelalter.

Kolumba – Kunstmuseum des Erzbistums

S. 18, 29, 38F9/Google Map Peter Zumthors Neubau für das Diözesanmuseum Köln birgt eine außergewöhnliche Kunstsammlung vom frühen Christentum bis zur Gegenwart.

Rheinauhafen

S. 46G–J10/Google Map Aus der einstigen Ausflugsinsel und dem späteren Industriehafen ist in den letzten Jahren ein ambitioniertes Wohnviertel mit Szenegastronomie geworden.

Rautenstrauch-Joest Museum & Museum Schnütgen

S. 30 f., 31 f. G8/9/Google Map Im Herbst 2010 eröffnete das Kulturquartier am Neumarkt mit dem Museum Schnütgen für sakrale Kunst und dem Neubau des Rautenstrauch-Joest-Museums.

Mein Köln Lieblingsplätze der Autorin

Liebe Leser, 1950er-Jahre-Charme, Oasen der Stille oder pulsierendes Leben: Meine Lieblingsorte zeigen die vielfältigen Qualitäten Kölns. Viel Spaß bei deren Entdeckung wünscht Ihnen

Petra Metzger

Gürzenich

S. 15, 43F9/Google Map Kölns »gute Stube« aus dem 15. Jahrhundert mit einzigartigem 1950er-Jahre-Flair. Das Veranstaltungs- und Festhaus mit eigenem Orchester wurde als Tagungsort der G-7- bzw. G-8-Gipfeltreffen 1999 weltweit bekannt.

Rudolfplatz

S. 21F/G7/Google Map Das mittelalterliche Hahnentor, lebendiges Treiben an Ringen und Aachener Straße, Eiscafé Breda, Millowitsch-Theater und Kölns schönste Leuchtreklame (das Reissdorf-Männchen) – das alles hat man am Rudolfplatz im Blick.

Kartäuserkirche

S. 36H9/Google MapDie ehemalige Niederlassung des Kartäuser-Ordens stellt ein Kleinod gotischer Baukunst und einen Hort protestantischen Lebens in Köln dar.

Fort X Rosengarten

S. 42 f. C10/Google MapEin Highlight, das man suchen muss: ein Rosengarten auf dem Dach eines preußischen Forts.

MediaPark am Abend

S. 44D/E7/8/Google Map Einen besonderen Reiz bildet das Umspannwerk mit den drei dreieckigen Hologrammen auf dem Dach, die am Abend weithin sichtbar sind (vgl. S. 3).

Stadttouren

Die Altstadt: Kirche, Kultur und Kölsch

Vormittag Dom – Römisch-Germanisches Museum – Heinrich-Böll-Platz – Fischmarkt – Groß St. Martin – Alter Markt.

MittagPeters Brauhaus, Mühlengasse 1, oder Haus Zur Brezel, Alter Markt 20–22.

Nachmittag Rathaus – Mikwe – St. Alban und Gürzenich – Farina – Eisenmarkt/Hänneschen Theater – Kölner Pegel – Malzmühle.

Auf der Domplatte zwischen KölnTourismus und Domeingang stehen Fragmente des Nordtors, einst Teil der Stadtmauer der 50 n. Chr. zur römischen Stadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium (kurz CCAA) erhobenen Siedlung. Nur wenige Meter entfernt befand sich eine erste frühchristliche Kultstätte, die damals buchstäblich am Stadtrand lag. Heute ist der auf einem Hügel thronende Kölner DomF9/Google Map weithin sichtbares Wahrzeichen und stellt für viele Einwohner nicht nur das Herz der Stadt, sondern zugleich auch den Nabel der Welt dar. Den Anstoß für den Bau der gotischen Kathedrale lieferte Erzbischof Rainald von Dassel, der 1164 die in Vergessenheit geratenen Gebeine der Heiligen Drei Könige aus Mailand mitbrachte. Geschicktem Reliquien-Marketing ist es zu verdanken, dass Köln damit zu einem bedeutenden Wallfahrtsort aufstieg. 1248 legte man den Grundstein; 1322 wurde der Chor mit seinen sieben Kapellen geweiht. Als um 1560 das Geld ausging, erlahmte die Bautätigkeit. Erst gut 300 Jahre später ging es weiter, dank Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV., der den Kölner Dom zum Nationaldenkmal erklärte und seine Fertigstellung förderte. Nach insgesamt 632 Jahren konnten die Kölner 1880 die Vollendung ihres Doms feiern.

Die Westfassade des Doms ragt 157 Meter in den Kölner Himmel

Am Römisch-Germanischen MuseumF9/Google Map, 1974 eröffnet, gibt ein großes Schaufenster den Blick auf das mächtige Grabmal des Lucius Poblicius frei, das Stück für Stück unter einem Wohnhaus am Chlodwigplatz ausgegraben wurde. Das weltberühm te, rund zehn mal sieben Meter große Bodenmosaik mit der Darstellung des Dionysos, bestehend aus 1,5 Millionen Steinchen, befindet sich hingegen noch am Originalfundort. Es zierte den Speisesaal einer römischen Stadtvilla aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. und wurde erst 1941 entdeckt. Rechts neben dem Museum schaut man auf die rekonstruierte römische Hafenstraße hinab.

Prunkstück im Römisch-Germanischen Museum: das 1941 wiederentdeckte Dionysos-Mosaik aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.

Links geht es an der Dombauhütte vorbei Richtung Museum Ludwig, für dessen umfangreiche Sammlung man ausreichend Zeit mitbringen muss. Der Heinrich-Böll-Platz ist zusammen mit dem Museumsneubau und der darunter liegenden Philharmonie entstanden. Der kleinste Kreis in der Bodenpflasterung des Platzes liegt exakt über der Dirigentenkanzel. Die Treppenanlage hinunter und weiter über die Frankenwerft kommt man zum StapelhausF10/Google Map und zum Fischmarkt. Köln hat eine lange Tradition als Handelsstadt für Wein, Fische, Gewürze und Textilien. Bis nach Köln verkehrten die flachen und schmalen Oberländer Segelschiffe, die für das Befahren der mittelrheinischen Stromschnellen wendig genug waren. Ab Köln nutzte man die Niederländer Schiffe, die deutlich mehr Tiefgang hatten und daher nur für das Fahrwasser des Mündungsgebiets geeignet waren. Also wurde in Köln umgeladen. Alle Händler waren genötigt, ihre Transportgüter drei Tage lang zu stapeln und den Kölnern anzubieten. Diese machten von ihrem Vorkaufsrecht gerne Gebrauch, um die Ware anschließend neu verpackt und vor allem zu höheren Preisen überregional auf den Markt zu bringen. Erst als der Rhein mit Dampfschiffen, die ein Umladen der Güter unnötig machten, befahren wurde, versiegte diese bedeutende Einnahmequelle der Stadt.

Dom innen

Wer ohne Führung die Kathedrale durchstreift, sollte auf jeden Fall das Gerokreuz gesehen haben, ein Holzkreuz aus dem späten 10.Jahrhundert von fast drei Metern Höhe. Folgt man dem Chorumgang über den prächtigen Mosaikfußboden, kommt man zum Dreikönigsschrein, einer herausragenden Goldschmiedearbeit aus der Zeit um 1200, die als größtes und künstlerisch wertvollstes Reliquiar des Mittelalters gilt. In der dahinter liegenden Achskapelle befindet sich das älteste Fenster des Doms, das Ältere Bibelfenster aus dem Jahr 1260. An der Marienkapelle grüßt die vor 1300 entstandene Himmelskönigin mit ebenfalls gekröntem Jesuskind, die sogenannte Mailänder Madonna, von einem Strebepfeiler. Gleich nebenan ist Stefan Lochners Altar der Kölner Stadtpatrone mit Ursula, Gereon und den Hl. Drei Königen zu sehen, den er um 1450 für die Ratskapelle angefertigt hatte. Das südliche Querhaus zeigt das jüngste Fenster des Doms: Gerhard Richter ist der Urheber dieses abstrakten Werks aus 11 263 Farbquadraten, das 2007 eingeweiht wurde.

Wer die 533 Stufen zur Besteigung der Domtürme scheut, kann im KölnTriangle mit dem Aufzug zur dortigen Aussichtsplattform fahren, die mit 103 Metern etwa gleich hoch liegt wie die des Doms.

Der »Altar der Kölner Stadtpatrone« in der Marienkapelle des Kölner Doms

Das Museum Ludwig der Architekten BDA Peter Busmann und Godfried Haberer vor dem Steingebirge des gotischen Doms

Vom Fischmarkt blickt man auf den Chor der Kirche Groß St. Martin. Das Martinsviertel entstand auf einer früheren Rheininsel. Den Flussarm, der in römischer Zeit in Höhe des heutigen Alter Markts floss, hat man im 10. Jahrhundert zugeschüttet und auf den Fundamenten römischer Speicherbauten mit dem Bau einer Martinskirche begonnen. Im 12. und frühen 13. Jahrhundert wurde diese durch die Benediktinerstiftskirche Groß St. MartinF9/10/Google Map, eine der zwölf romanischen Kirchen Kölns, ersetzt. Nach ihrem erst 1985 vollendeten Wiederaufbau dominiert der markante Vierungsturm wieder die Rheinvorstadt. Das Innere ist eher nüchtern gehalten und lässt die romanische Architektur für sich sprechen. Die Neubauten neben der Kirche gehen auf den Architekten Joachim Schürmann zurück, der die Wohnbebauung den früheren Kreuzgang der Abtei nachzeichnen lässt.

Der Fischmarkt und Kölner Brauhäuser zu Füßen der romanischen Kirche Groß St. Martin in der Kölner Altstadt

Auf dem Platz vor der Kirche stehen zwei Kölner Kuriositäten. Zum Teil aus römischen Steinen aufgeschichtet erinnert die Schmitz-Säule nicht nur an die Insellage des Standorts, sondern auch daran, wie aus der Verbindung von römischen Soldaten und Ubiermädchen der Kölner Urmix entstanden ist. Und nicht zuletzt der kölsche Adel, der den Namen Schmitz, den am weitesten verbreiteten Familiennamen in der Domstadt trägt. In Bronze gegossen stehen hier Tünnes und Schäl, zwei Typen aus dem Hänneschen-Puppentheater und beliebte Witzfiguren. Tünnes mit Knollennase, Halstuch und Arbeitskittel gilt als gutmütig, sinnenfroh, trinkfreudig und bauernschlau. Schäl, lang, dünn und schielend, fühlt sich als etwas Besseres, trägt Sakko und Hut und erweist sich als auf seinen Vorteil bedachtes Schlitzohr und kühler Taktierer. Gemeinsam – so sagt die Legende – repräsentieren die beiden fiktiven Figuren Wesen und Mentalität der Kölner.

Das Martinspförtchen führt zum Alter MarktF9/Google Map. Hier hat man den Ratsturm mit seinem Figurenprogramm und mit dem hölzernen Kopf unter der Uhr, dem Platzjabbeck, im Blick. Ratsturm und Platzjabbeck sind Siegeszeichen dafür, dass Zünfte und Gaffeln, das sind die Vereinigungen der Handwerker und Kaufleute, 1396 den reichen Patrizierfamilien die Stadtherrschaft abtrotzten. Zur vollen Stunde klappt der Kiefer der bärtigen Figur herunter. Er jabbt (hochdeutsch: schnappt) erfolgreich nach der Macht. Später hat man noch eine Zunge hinzugefügt, die der Kopf mit jedem Glockenschlag herausstreckt. Seither wird die Geschichte zuweilen auch umgekehrt erzählt. Die Fratze des »Schnappers« zeige den Bürgern, was der Rat wirklich von ihnen hält, heißt es dann. Doch die haben die passende Antwort parat und halten den Stadtoberen mit dem »Kallendresser« den Spiegel vor. Ewald Mataré hat die Figur unter dem Dach des Hauses Nr. 24 gestaltet, die auf eine mittelalterliche Vorlage zurückgeht.

Blick vom Chor ins Mittelschiff und zur dreifach gegliederten Westwand von Groß St. Martin

Der »Kallendresser« am Alter Markt Nr. 24 verrichtet seine Notdurft in der Regenrinne

Der Alter Markt, der seit dem 12. Jahrhundert besteht, ist einer der wenigen Plätze Kölns, die zum Verweilen einladen, vor allem durch sein üppiges Angebot an Außengastronomie. Er spielt vor allem im Karneval eine Rolle, wenn am 11.11. hier die Sessionseröffnung und an Weiberfastnacht der Beginn des Straßenkarnevals gefeiert wird. Denn hier steht der Jan-von-Werth-Brunnen, dessen Figurenschmuck die unglückliche Liebesgeschichte von Johann von Werth, einem Reitergeneral aus dem Dreißigjährigen Krieg, zur Magd Griet erzählt. Ihr Höhepunkt wird jedes Jahr an Weiberfastnacht am Severinstor nachgespielt. Danach ziehen die Protagonisten mit einem lautstarken und feuchtfröhlichen Narrenzug über die Severinstraße hierher.

Das einzig Wahre: Kölsch und Brauhaus

Kölsch ist ein Bier und eine Sprache, also in beiden Fällen mundgerecht und flüssig. Es kommt selten vor, dass Trinken und Reden, Getränk und Gespräch namentlich so unzertrennlich sind, wie man vielleicht am besten in einem der vielen kölschen Brauhäuser erleben kann. Der Zappes steht am Hahn, der Köbes serviert das Kölner Nationalgetränk. Dieser ist traditionell nicht übermäßig freundlich und bekannt dafür, dass er nicht auf den Mund gefallen ist. Die Gäste werden konsequent geduzt und ihr Verhalten gerne öffentlich kommentiert. Beliebtestes Fettnäpfchen, in das man treten kann: kein Kölsch zu trinken.

Schon bei Tacitus wird das cervisias der Germanen erwähnt, das bereits eine Schaumkrone gehabt haben soll. Doch erst seit dem 12. Jahrhundert sind Kölner Brauer bezeugt. Über Met und Gruitbier (Kräuterbier) war es ein langer Weg zum blanken Kölsch, dessen Erfolgsgeschichte erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann. Kölsch ist ein helles, obergäriges Bier, das nur in Köln und im Kölner Umland gebraut werden darf. Etwa 20 Marken des als bekömmlich bezeichneten Biers sind auf dem Markt. Es wird – besonders für süddeutsche Besucher ungewöhnlich – in 0,2-Liter-Gläsern (Stangen) ausgeschenkt, die der Köbes statt auf einem Tablett in einem Kölschkranz transportiert, in dem jedes Glas seinen Platz hat.

Zu jedem Brauhaus gehört ein Beichtstuhl, so nennt man den hölzernen Einbau, von dem aus alle Bereiche der Wirtschaft gut überblickt werden können. Er wird auch Thekenschaaf oder Kontörchen genannt. Darin hatte der Wirt seinen Platz und kontrollierte die Bierausgabe und die Abrechnungen des Köbes.

»Drink doch ene mit ...«: Brauhaus »Früh am Dom«

Gleich zwei Brauhäuser liegen an diesem Platz. An der Ecke zur Mühlengasse ist Peters Brauhaus angesiedelt. Nicht alle, die Kölsch mögen, lieben Petersbräu aus Monheim, doch der schöne Raum und die gute Küche machen das wett. Das Haus Zur Brezel ist das älteste Haus am Alter Markt und wird von der Gaffelbrauerei betrieben.

Neben dem Ratsturm führt eine kleine Treppe zum RathausplatzF9/Google Map, wo sofort die prächtige Renaissancelaube ins Auge sticht. Die Halle des ältesten Rathauses Deutschlands ist auch ohne Führung zugänglich. In der Galerie der Oberbürgermeister hängt das von Gerhard Richter gestaltete Portrait Fritz Schrammas, dessen Amtszeit 2009 endete. Im Obergeschoss liegt der zentrale Tagungs- und Repräsentationssaal, der Hansasaal aus dem 14. Jahrhundert, der nach dem Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt wurde.

Der Platz vor dem Rathaus war früher dicht bebaut. Hier lag der römische Statthalterpalast, dessen Fundamente noch im Praetorium (Eingang Kleine Budengasse 2) zu besichtigen sind. Als Hauptstadt Niedergermaniens mit rund 20 000 Einwohnern diente es im 3. Jahrhundert als kaiserliche Residenz.

Man vermutet, dass schon seit Ende des 1. Jahrhunderts Juden in Köln ansässig waren. Bis ins 11. Jahrhundert war die Gemeinde stark angewachsen. Das Straßenschild Judengasse weist darauf hin, dass der Rathausplatz Teil des Jüdischen Viertels war, an dem z.B. Synagoge, Backhaus, Tanzhaus und Hospital der Gemeinde lagen. Unterbrochen von Pogromen (etwa die sogenannte Judenschlacht 1349) und Zerstörung ihrer Bauten, haben die 50 Kölner jüdischen Familien ihre Synagoge immer wieder auf- und ausgebaut, bis sie 1424 endgültig aus der Stadt getrieben wurden. Die Bauten wurden niedergelegt, die Synagoge kurzerhand durch die Ratskapelle »Maria in Jerusalem« ersetzt. Erst 1956 wurde hier die 16 Meter tiefe Mikwe entdeckt, die heute durch ein Glasdach einsehbar und geschützt ist. Das Grundwasserbecken diente der rituellen Reinigung des Körpers und von Gebrauchsgegenständen.

Stefan Lochners »Muttergottes in der Rosenlaube« (um 1440–42) im Wallraf-Richartz-Museum

Geplant ist eine Archäologische Zone, die die Grabungsstätten verbindet und anhand von Orginalfunden am Orginalschauplatz Einblicke in 2000 Jahre Stadtgeschichte gibt. Aufgrund von Finanzierungslücken verzögern sich jedoch die Arbeiten. Wann über der Zone das dort vorgesehene – und umstrittene – Haus und Museum der jüdischen Kultur entstehen wird, ist zurzeit nicht abzusehen.

»Die trauernden Eltern« von Käthe Kollwitz in den Ruinen der Kirche AltSt. Alban gleich neben dem Gürzenich

An der Ecke gegenüber vom Gülichplatz hat das Stammhaus der Firma FarinaF9/Google Map seinen Sitz. Johann Baptist Farina unterhielt hier ein Geschäft für französische Luxuswaren.1714 trat sein Bruder Johann Maria Farina in das Unternehmen ein. Er war Parfumeur und kannte die Feinheiten zur Herstellung feinster Duftwasser, damals aqua mirabilis genannt. Weil er im stinkenden Köln die wunderbaren Aromen seiner italienischen Heimat vermisste, entwickelte er sein Farina aqua mirabilis, das nach seinen Aussagen den »frischen Duft eines italienischen Morgens« hat. Nach dem Produktionsort wurde es bald »Farina Eau de Cologne« genannt. Vor allem wenn Kölnisch Wasser eigentlich nicht Ihre Sache ist, sollten Sie den olfaktorischen Zauber Italiens beim Besuch des Duftmuseums probieren.

Nur ein paar Meter weiter befindet sich in einem Museumsneubau von Oswald Mathias Ungers das älteste Museum der Stadt, das 1861 eröffnet wurde. Bei den Ausschachtungsarbeiten für das neue Wallraf-Richartz-Museum & Fondation CorboudF9/Google Map wurden Teile einer römischen Tempelanlage sowie ein mittelalterliches Kellergewölbe entdeckt. Die Bauaufgabe für die umfangreiche Sammlung mittelalterlicher Kunst, von Barockbildern und Werken der Romantik und des Impressionismus sah die Einbeziehung der Kriegsruine von St. Alban vor. Als Mahnmal für den Frieden findet man darin die nach einem Entwurf von Käthe Kollwitz gefertigte Skulptur »Die trauernden Eltern«. Nach Kriegszerstörungen wurde der Gürzenich von den renommierten Architekten Karl Band und Rudolf Schwarz wiedererrichtet. Er ist ein hervorragendes Beispiel für die Architektur der 1950er Jahre.

Die Bolzengasse führt Richtung Heumarkt, von dem die Faßbindergasse auf den Eisenmarkt mündet. Im 1802 gegründeten Hänneschen TheaterF10/Google Map sind die Darsteller Stockpuppen und die Aufführungen finden in kölscher Mundart statt. Erzählt wird eine ewige Geschichte aus der mythischen Ortschaft Knollendorf und deren Personal. Hänneschen und Bärbelchen, Tünnes und Schäl, der stotternde Speimanes oder der Schutzmann Schnäutzerkowsky. Die Puppenspiele der Stadt Köln zeigen Stücke für Erwachsene und Kinder und führen zu Karneval eine eigene Puppensitzung durch, die schon frühzeitig ausverkauft ist.

Vielleicht machen Sie noch einen kleinen Abstecher zum Rhein. Hier steht gleich neben der Auffahrt zur Deutzer Brücke der Kölner PegelF10/Google Map. Ein Schwimmkörper im Turm misst den Wasserstand. Während 3,48 Meter ein durchschnittlicher Wert ist, liegt bei 6,2 Meter die untere Hochwassermarke. Ab zehn Meter läuft das Wasser in die Altstadt hinein.

Wenn Sie vom Wasser genug haben, nehmen Sie den Weg quer über den HeumarktF/G9/10/Google Map, der durch die Rampe der Deutzer Brücke jeglichen Charme verloren hat. Im Zentrum steht heute das Reiterdenkmal von Friedrich Wilhelm III., das 1878 als Referenz an die damalige preußische Regierung aufgestellt wurde. 16 überlegensgroße Sockelfiguren zeigen Alexander und Wilhelm von Humboldt, den Dichter Ernst Moritz Arndt, Friedrich Graf zu Solms-Laubach, erster Regierungspräsident Kölns, sowie die üblichen Repräsentanten von Preußens Glanz und Gloria. Interessant sind vor allem die Relieftafeln mit ihrem Who‘s who der Prominenz aus Wissenschaft, Handel, Industrie, bildender Kunst und Musik und – als regionale Besonderheit – der Persönlichkeiten, die sich um den Dombau verdient gemacht haben. Der Krieg hatte das Denkmal zerstört, Teile der Reliefs und Figuren waren über das Stadtgebiet verteilt. Über Jahrzehnte lag der Pferdehintern im Gras, bis 1985 der Sockel in Beton neu erstellt und schließlich durch eine nachgegossene Reiterfigur ergänzt wurde.

Auf der anderen Seite hat am Malzbüchel die über 150 Jahre alte Familienbrauerei zur MalzmühleG9/Google Map ihr Domizil. Bis 1912 stellte sie das »Kochsche Malzextrakt« her und schenkte Malzbier aus. Doch heute steht natürlich das frisch gezapfte Mühlenkölsch im Vordergrund. Das bodenständige Speiseangebot wusste schon Bill Clinton zu schätzen und entschied sich bei seinem Besuch anlässlich des G-8-Gipfels 1999 in Köln für rheinischen Sauerbraten mit Klößen. Die Malzmühle verfügt im Inneren über ein besonders schönes Exemplar eines »Beichtstuhls« (vgl. S. 13).

Kölner Altstadt-Panorama, von links: Groß St. Martin, Rathausturm, Museum Ludwig und Dom

Kölle Alaaf! »De Lumpemänner« in Kölns fünfter Jahreszeit

Karneval

Köln ist ohne Karneval nicht denkbar. Vom Elften im Elften, elf Uhr elf bis zum Beginn der Fastenzeit »regiert« das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau das närrische Volk. Zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch befindet sich Köln im Ausnahmezustand: Geschäfte ruhen, aus Kneipen dröhnt Karnevalsmusik und Gruppen von Jecken stapfen selbst bei tiefstem Schnee verkleidet durch die Straßen. Der Kölner Karneval ist ein derber Spaß, wer erfolgreich mitmachen will, muss sich der ungehemmten Ausgelassenheit hingeben können. Der traditionelle Hochruf der Kölner Narren lautet Alaaf; Helau ist der Schlachtruf von Mainz und Düsseldorf.

Einen ausführlichen Termin-Festkalender gibt KölnTourismus jeweils im November für die folgende Session heraus.

Urbane Vielfalt zwischen Hohe Straße und Hahnentor

Museum für Angewandte Kunst – Minoritenkirche – Kolumba-Kunstmuseum – Dischhaus – Opernhaus – 4711-Haus – Breite Straße – Zeughaus – EL-DE-Haus – St. Maria in der Kupfergasse – Römerturm – Kreishausgalerie – St. Aposteln – Rudolfplatz und Hahnentor.

Die Tour bietet dank vieler Innenbesichtigungsmöglichkeiten auch bei schlechtem Wetter einen Leitfaden durch die Kölner Innenstadt.

Am Wallrafplatz beginnt die Hohe Straße, eine der wichtigsten und meistfrequentierten Einkaufsstraßen der Stadt und zugleich die erste Straße Kölns, der Cardo Maximus, die Hauptorientierungsachse aus der Römerzeit. Das Museum für Angewandte Kunst KölnF9/Google Map ist heute in einem von Rudolf Schwarz und Joseph Bernhard 1953–57 für das Wallraf-Richartz-Museum errichteten Neubau untergebracht, der das erste Museum von 1855–61 an der Stelle des Franziskanerklosters ersetzte. Der schöne Hof mit Resten des Kreuzgangs dient heute dem Museumscafé als Außengastronomie. Zu dem Komplex gehört noch die gotische Minoritenkirche.

Museum für Angewandte Kunst: Blick zum Treppenaufgang mit der Brunnenfayence »Delphinreiter« (1915)

Die Kolumbastraße führt zum Kolumba – Kunstmuseum des ErzbistumsF9/Google Map, das der Schweizer Stararchitekt Peter Zumthor geschaffen hat. Es schließt römische Ausgrabungen, die Ruine der Kirche St. Kolumba