GO VISTA: Reiseführer New York - Hannah Glaser - E-Book

GO VISTA: Reiseführer New York E-Book

Hannah Glaser

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Beschreibung

New York lebt von seinen Widersprüchen, vom Neben- und Miteinander aller Weltkulturen und Hautfarben. Acht Millionen Einwohner hat die Stadt am Hudson, und mehr als 40 Millionen Besucher kommen jährlich, um für ein paar Tage am eigenen Leib zu spüren, was das heißt: Leben auf der Überholspur. Ob das Opium Manhattan den Besucher high oder hilflos macht, liegt dabei am eigenen Gemütszustand. In missmutiger Stimmung verstärkt New York den Kater. Doch an guten Tagen wird das Leben hier zum ersten Preis, dann trifft die Symphonie aus Subway-Dröhnen, Möwengekreisch und Polizeisirenen mitten ins Herz.

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NEW YORK

von Hannah Glaser

Hannah Glaser ist Absolventin der Deutschen Journalistenschule und schreibt als freie Autorin zu Reise- und Kulturthemen. Ihr erster Aufenthalt in New York war eine unfreiwillige Zwischenlandung in den wilden 1980er Jahren und dauerte 24 schlaflose Stunden. Seitdem hat sie keine Chance ausgelassen zurückzukommen. New York ist für sie ein Ort, der viel verspricht, aber noch mehr hält.

Inhalt

Willkommen in New York

Top 10 & Mein New York

Top 10: Das sollte man gesehen haben

Mein New York: Lieblingsplätze der Autorin

Stadttour

Ein Rundgang durch Manhattan

Streifzüge

Neighborhoods in Manhattan

Manhattan vom Wasser aus

Vista Points – Sehenswertes

Museen und Galerien

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z und Sprachführer

Service von A bis Z

Sprachführer

Register

Bildnachweis und Impressum

Zeichenerklärung

Top 10 Das sollte man gesehen habenMein New York Lieblingsplätze der AutorinVista Point Museen, Galerien, Architektur und andere SehenswürdigkeitenKartensymbol: Verweist auf das entsprechende Planquadrat der ausfaltbaren Karte bzw. der Detailpläne im Buch.

Willkommen in New York

Das neue One World Trade Center ist eröffnet und im See Forever Theater im 102. Stock lässt sich der Stolz dieser Stadt fast mit Händen greifen: Das Trauma des 11. September 2001 ist überwunden, Manhattan ist wieder da, und keine Stadt der Welt kann es mit dem Energielevel aufnehmen, den New York ausstrahlt. Die Stadt hat nicht nur zu ihrem charakteristischen Rhythmus zurückgefunden, sie hat mehr Strahlkraft als je zuvor.

Neue Hotels und neue Museen eröffnen, neue Hochhäuser ragen in den Himmel, die Kunstszene explodiert, Galerien rüsten auf und der Times Square wurde mit Plazas und Fußgängerzonen zum Flanierparadies. An der West Side entsteht mit Hudson Yards ein neuer, spektakulärer Stadtteil, das größte Bauprojekt seit dem Rockefeller Center. Und auf Staten Island soll sich demnächst das New York Wheel in den Himmel drehen, höher als das Riesenrad von London, als das von Wien sowieso, und Herzstück einer neuen Kultur- und Shoppingwelt. Es gibt neue Restaurants, sensationelle Bars hoch über dem Lichtermeer und einen kilometerlangen Stadtpark auf Stelzen – höchste Zeit also, das neue New York selbst zu erleben und den seelischen Akku bis zum Anschlag aufzuladen.

Ohnehin ähnelt der Versuch, diese Stadt mit Worten auf Papier zu bannen, dem Versuch, mit der Wasserpistole einen Stern vom Himmel zu holen: Auf keine andere Stadt der Welt trifft das Wort »unbeschreiblich« mehr zu. Und doch ist alles wahr, was Literaten und Journalisten über sie gesagt haben – ebenso wie das Gegenteil. Jedes Schlagwort, jede Formel stimmt und beleuchtet doch nur einen Stein aus dem großen Puzzle: Kapitale des Konsums, Mekka des Showbusiness, intellektuelles Epizentrum der Neuzeit, Zentrale des Turbokapitalismus.

New York lebt von seinen Widersprüchen, vom Neben- und Miteinander aller Weltkulturen und Hautfarben. Acht Millionen Einwohner hat die Stadt am Hudson, und mehr als 58 Millionen Besucher kamen 2015, um für ein paar Tage am eigenen Leib zu spüren, was das heißt: Leben auf der Überholspur.

Ob das Opium Manhattan den Besucher high oder hilflos macht, liegt dabei am eigenen Gemütszustand. In missmutiger Stimmung verstärkt New York den Kater. Doch an guten Tagen wird das Leben hier zum Volltreffer, dann trifft die Symphonie aus Subway-Dröhnen, Möwengekreisch und Polizeisirenen mitten ins Herz.

New York City Skyline mit Midtown und Lower Manhattan

Top 10 & Mein New York

Top 10: Das sollte man gesehen haben

Empire State Building

SS. 9 f., S32 f. bG3/Google Map Manhattans Wahrzeichen ist auch nach dem Bau des neuen One World Trade Center weiterhin das elegante Empire State Building, die Aussicht vom 102. Stock bietet den optimalen Rundumblick.

Brooklyn Bridge

SS. 11, S32N/O3/4/Google Map Mit der Subway hinüber nach Brooklyn und über den hölzernen Walkway der Brücke zurück nach Manhattan, immer die Skyline im Blick – der schönste Spaziergang, den New York zu bieten hat.

One World Observatory und 9/11 Memorial Museum

SS. 12, S23, S30, S36 f. aA/aB2/Google Map Zwei extreme Erfahrungen: Der spektakuläre Ausblick vom One World Observatory im 102. Stock des One World Trade Center und wenige Meter entfernt auf sieben unterirdischen Etagen die beklemmenden Artefakte der Anschläge vom 11. September 2001 im 9/11 Memorial Museum.

Central Park

SS. 14, S32, S65A–D5–8/Google Map Jogger und Skater lieben die 90 Kilometer langen Spazierwege, im Sommer trifft man sich beim Picknick und bei kostenlosen Konzerten mit Weltklasse-Künstlern.

Fifth Avenue

SS. 14A8–J3/Google Map Die edelsten Schaufenster der Stadt und die teuersten Läden. Die großen Namen stehen Spalier, von Tiffany’s bis zum goldstrotzenden Trump Tower.

Times Square

SS. 14 f. bD/bE3/Google Map Die langgezogene Straßenkreuzung ist weltberühmt für ihre Leuchtreklame und für die Broadway-Theater in der Umgebung.

American Museum of Natural History

SS. 23A6/Google Map Das populärste Museum der USA ist Schauplatz der Filmkomödie »Nachts im Museum«; ein Hit ist auch die Space Show im angeschlossenen Hayden Planetarium.

Metropolitan Museum of Art

SS. 27 f. A/B7/8/Google Map Das größte Kunstmuseum Nordamerikas allein ist für viele New-York-Besucher die Reise wert. Von Mai bis Oktober bietet das Roof Garden Café einen Traumblick über Skyline und Central Park.

Statue of Liberty

SS. 33cD3/Google Map Die Freiheitsstatue bewundert man am besten ganz entspannt von außen. Man kann auch wieder (nach langem Anstehen) bis in die Strahlenkrone emporsteigen.

Grand Central Terminal

SS. 33 f. bF5/Google Map Ursprünglich sollte der Jugendstilbau des zwischen 1903 und 1913 errichteten Bahnhofs abgerissen werden, heute gilt der Main Concourse mit seinem Sternenhimmel an der Decke als schönster Innenraum von Manhattan.

Mein New York Lieblingspläe der Autorin

Liebe Leser, dies sind keine Tipps, die in jeder Top 10-Liste auftauchen, sondern Orte, die mir wegen ihrer ganz speziellen Atmosphäre ans Herz gewachsen sind – vielleicht geht es Ihnen ja genauso.

Hannah Glaser

Promenade von Brooklyn Heights

SS. 11, S31, S64O3/Google Map Manchmal sitzt hier jemand mit Gitarre und singt Alicia Keys »Empire State of Mind«. Dann setzt man sich leise auf eine Bank daneben, schaut über den East River auf Manhattans Skyline und ist wunschlos glücklich.

Staten Island Ferry

SS. 20, S38aE2/Google Map Die Fünf-Meilen-Überfahrt nach Staten Island ist gratis und immer ein Erlebnis. Ringsherum blättern die Berufspendler in der Zeitung oder ergeben sich dem Schlaf – während die Fähre an der Freiheitsstatue vorbeizieht. An der Anlegestelle St. George haben die Bauarbeiten für das New York Wheel begonnen.

Shop im Museum of Modern Art

SS. 28 f. bC5/Google Map Der »New York Coffee Cup« aus Porzellan statt aus Pappe, eine Schere, die schreddert statt zu schneiden, und ein rollender Alarmwecker, den man erst mal einfangen muss, um ihn abzustellen – hier findet man die besten Geschenke.

Papillon Bistro & Bar

SS. 50bC6/Google Map Früher im Caffè Taci, jetzt in Midtown: Seit 17 Jahren treffen sich Opernfreunde ohne Angst vor Körperkontakt zum Essen. Das Bistro ist rappelvoll, die Küche italienisch und nicht nur die Kellner schmettern Arien.

City Island, Bronx

SS. 65cB6/Google Map Ein New York, das keiner kennt: City Island, zwei Kilometer breit, einen Kilometer lang, ein historisches Städtchen im Long Island Sound mit vielen guten Fischkneipen.

Stadttour

Ein Rundgang durch Manhattan

AnkunftsabendBesuch des Empire State Building.

Vormittag Mit dem Taxi nach Brooklyn auf die Brooklyn Heights – über den Fußweg (walkway) der Brooklyn Bridge – City Hall – St. Paul’s Chapel – One World Trade Center und 9/11 Memorial – Wall Street – New York Stock Exchange – South Street Seaport.

Lady Liberty

Nachmittag Mit dem Taxi zur Grand Army Plaza am Central Park South – The Plaza – Fifth Avenue – Rockefeller Center mit Top of the Rock (vorab Karten reservieren!) – Times Square.

AbendBroadway-Show (evtl. Karten zum halben Preis am TKTS-Schalter) oder Trip nach Queens ins Restaurant Water‘s Edge mit Terrasse am Wasser und Panoramablick auf Midtown Manhattan.

Manhattan ist ein eigenes Universum, auch wenn es flächenmäßig kleiner ist als die übrigen vier New Yorker Stadtteile Bronx, Queens, Brooklyn und Staten Island. Manhattan ist 21,5 Kilometer lang und an der breitesten Stelle gerade mal 3,7 Kilometer breit, und die 1,5 Millionen Einwohner verstehen sich als eine ganz besondere Spezies. Denn wem es gelungen ist, auf dem felsigen Eiland zwischen Hudson und East River Fuß zu fassen, für den sind alle anderen Erdenbewohner Loser und Schlafmützen. Das gilt ganz besonders für jene, die in den Suburbs von Queens und Brooklyn wohnen – mögen sie dort auch Bäume hinterm Haus haben und einen eigenen Garten fürs Barbecue. Acht Brücken und vier Tunnel verbinden die Insel Manhattan mit dem Festland, doch ansonsten trennen sie Welten.

Manhattan ist Heimat der Intellektuellen, der Verlagslektoren und Journalisten, der Künstler, Banker, Bohemiens, Bibliothekare und Studenten. Das restliche Amerika ist Provinz – und dazu gehören eben auch die vier übrigen New Yorker Stadtteile. Nicht umsonst gibt es das böse Wort von der bridge and tunnel crowd, all jenen eben, die von auswärts, über Brücken und durch Tunnel, nach Manhattan kommen, um über alles herzufallen, was als In-Place gehandelt wird. Der wahre Homo Manhattan verlässt daher am Weekend seine Wohnung nur, um sich die Wochenendausgabe der New York Times zu holen oder Freunde zu besuchen.

Dabei hat der Manhattan-Snob mit der middle class family aus Queens oder Staten Island einiges gemeinsam, zum Beispiel die innige Liebe zum Empire State BuildingbG3/Google Map, dem vielleicht schönsten Wolkenkratzer der Welt. Für die New Yorker ist das 381 Meter hohe, elegante Baukunstwerk des Art déco an der Fifth Avenue Wahrzeichen und Symbol der Stadt – die obersten Stockwerke und die filigrane Spitze werden deshalb je nach Jahreszeit und Anlass farbenfroh geflutet, tannengrün in den Weihnachtswochen und seit dem 11. September patriotisch in den amerikanischen Nationalfarben.

New Yorks Wahrzeichen seit 1931: das Empire State Building

Für NY-Neulinge ist die unverwechselbare Silhouette des Empire State der erste optische Anker im Straßengewirr. Bis 1973 war dieser Turm der höchste der Welt und die Parade der Superlative beeindruckt immer noch: 60 000 Tonnen Stahl sind hier verbaut, 73 Aufzüge schaufeln täglich 16 000 Angestellte und knapp 7000 Besucher in 102 Stockwerke, alle zwei Wochen müssen 6500 Fenster geputzt werden.

Mit einmal Umsteigen erreicht man das 102. Stockwerk mit verglaster Aussichtsterrasse; doch schöner, weil mit Open-Air-Plattform, ist der Blick von der vergitterten Freiterrasse im 86. Stock. Da steht es sich hoch droben und sturmumtost wie im Mastkorb eines Schiffes. Der Wind reißt an den Haaren und ringsum wogt bis zum Horizont ein steinerner Ozean, dessen anschwellendes und abebbendes Brüllen aus unzähligen Klimaanlagen, röhrenden Schiffen, hupenden Taxis und heulenden Sirenen nach oben dringt.

Die elegante Turmspitze des Chrysler Building: amerikanisches Art déco

Bis Mitternacht ist die Plattform geöffnet, Zeit genug auch für Neuankömmlinge aus Europa, den Ankunftsabend hier zu verbringen und sich bei einer ersten Orientierung die eigene Geografie Manhattans einzuprägen. Im Norden beherrschen die Türme des Rockefeller CenterD/E5/6/Google Map das Bild, dahinter dehnt sich der Central Park als großer, dunkler Teppich aus; im Westen fließt der Hudson, an dessen Ufer fast auf gleicher Höhe die Türme des neuen Stadtteils Hudson Yards in den Himmel wachsen, auf der anderen Seite des Hudson River liegt New Jersey mit Piers und Hafenanlagen; im Osten lassen sich im Hochhausgewirr auf Anhieb zwei Bekannte ausmachen: das flache, schwarze Gebäude der United Nations am Ufer des East River und das elegante Chrysler BuildingbF5/Google Map mit seinem siebenstufig geschwungenen Strahlenkranz.

Nach Süden schließlich öffnet sich ein breites Wellental, das die New Yorker »The Valley« nennen: der hochhausarme Flickenteppich der ethnischen neighborhoods mit den Vierteln Chelsea und Gramercy, Meatpacking District, Greenwich Village und East Village, SoHo, TriBeCa, Little Italy und Chinatown – ein Paradies für abendliche kulinarische und musikalische Erlebnisse. Dahinter, fast schon fern am Horizont, ragt die letzte Hochhaus-Welle des FinanzdistriktsaC2/3/Google Map in den Himmel, mit dem neuen One World Trade Center als höchstem Turm. Wie ein Schiffsbug pflügt die nach Süden spitz zulaufende Insel Manhattan durchs Wasser, und an klaren Tagen geht der Blick weiter bis zur Statue of Liberty und über die Upper und Lower Bay.

Natürlich wird mit dem atemberaubenden Ausblick jede Menge Geld gemacht, zahllose Souvenirshops bieten im 86. Stock das Empire State Building in allen Varianten an – von der Nachttischleuchte bis zum T-Shirt. Für 18 Dollar kann man sich samt Empire-Kulisse aufs Titelbild des Time Magazine bannen lassen und für etwas weniger gibt es ein drahtloses Ein-Minuten-Gespräch heim nach Europa. »Ei wärglisch, glaab mers doch, isch bin alleweil ufm Emmbaier-Schdääd-Bilding«, brüllt ein entnervter Pfälzer der verschlafenen Verwandtschaft ins Ohr; vor lauter Begeisterung hat er die Zeitverschiebung in die Heimat vergessen.

Langsam stellt sich die rechte Bettschwere ein; wer sich gegen 21 Uhr schlafen legt, hat gute Chancen, trotz Jetlag bis vier oder halb fünf Uhr morgens durchzuschlafen.

Wer so früh schon munter ist, hat die Gelegenheit, den Tag mit einem Paukenschlag zu eröffnen: Sonnenaufgang über Manhattan. Der Logenplatz dafür liegt jenseits in Brooklyn und ist jedem Taxifahrer ein Begriff: Brooklyn Heights PromenadeO3/Google Map. Der Promenadenweg führt an der friedlichen Idylle denkmalgeschützter Brownstone-Häuser entlang, in denen Künstler und Schriftsteller wohnen, die hoch über dem Ufer des East River einen unverbaubaren Blick auf die majestätische beauty skyline des südlichen Manhattan haben.

Auch am frühen Morgen sind hier schon einige Passanten unterwegs, Jogger, Hundebesitzer, erste Banker und Börsianer, die zum power breakfast hinüber nach Manhattan eilen. Sie alle nehmen weder Bus noch Subway, sondern beginnen den Tag mit dem schönsten Spaziergang, den New York zu bieten hat: Über den hölzernen Walkway der Brooklyn BridgeN/O3/4/Google Map hoch über den Fahrbahnen hinüber nach Manhattan, wo Tausende von Fenstern und Spiegelfassaden im ersten Sonnenlicht glühen und gleißen. 22 Kilometer stählerne Seile halten die 1883 eröffnete und als Weltwunder gefeierte Hängebrücke mit ihren neugotischen Pfeilern und 530 Metern Spannweite. Der Wind, der manchmal wie ein Derwisch durch die gespannten Seile fegt, bringt die Stahlharfe zum Klingen, und mit jedem Schritt zerlegt das Gitternetz die Skyline in ein neues Bilder-Stakkato.

Am Ende der Brückenrampe führt unser Weg nach links durch die Park Row, vorbei an der City HallM2/Google Map, dem Sitz des Bürgermeisters, bis zum Broadway in die südlichste Spitze Manhattans und die Keimzelle der heutigen Stadt. An der Kreuzung Broadway & Fulton Street befinden wir uns bereits auf heilig-historischem Boden. St. Paul’s ChapelaB3/Google Map aus dem Jahr 1766 ist New Yorks älteste Kirche. George Washington schickte hier ein Dankgebet zum Himmel, als er ins Präsidentenamt eingeführt wurde; im Nordchor ist sein Kirchenstuhl markiert.

Neugotische Brückenpfeiler und 22 Kilometer stählerne Seile: Die Brooklyn Bridge über den East River ist ein Wahrzeichen der Stadt

Der bronzene Wall-Street-Bulle im Bowling Green Park an der Kreuzung Wall Street/Broadway

Nur wenige Meter weiter westlich liegt das einstige Areal von Ground Zero. Der Wiederaufbau des World-Trade-Center-Komplexes mit dem One World Trade CenteraA2/Google Map und drei weiteren Hochhäusern samt Vehicle Screening Center, dem großflächigen 9/11 MemorialaA/aB2/Google Map mit Memorial Museum und der neuen Subway-Station war ein Mammut-Unternehmen. Am Standort der Zwillingstürme entstanden die Memorial Pools, zwei gigantische Becken mit zehn Meter hohen Wasserfällen, um die herum auf Granitplatten die Namen der Opfer eingemeißelt wurden. Umgeben werden die Pools von einer baumbestandenen Plaza. Das Tribute WTC Visitor Center informiert Besucher mit einer eindrucksvollen Ausstellung. Hier starten auch die täglichen, gut einstündigen Rundgänge, geführt von Betroffenen und Angehörigen der Opfer, die den 11. September 2001 aus ihrer Sicht schildern. Das Motto heißt »Take a Walking Tour and Hear a Personal Story«.

2015 wurde endlich auch die Aussichtsplattform des One World Trade Center, das One World ObservatoryaA2/Google Map, eröffnet, ein spektakulärer Mix aus interaktiver Event-Location, Filmtheater und Aussichtsplattform samt Restaurants, Café und Bar. Vom Welcome Center geht es zum Pre-Show-Program »Voices of the Building« mit Informationen zum Bau. Fünf Aufzüge, die Sky Pods mit LED-Screen, bringen die Besucher in weniger als 60 Sekunden in den 102. Stock, wo im See Forever Theater ein zweiminütiges Video einstimmt auf das, was es anschließend live zu sehen gibt: den einmaligen, ultimativen Blick auf New York.

Auf den Erdmassen, die beim Bau des World Trade Center Anfang der 1970er Jahre ausgeschachtet und in den Hudson gekippt wurden, entstand ein neues Viertel, die Battery Park CityM/N1/Google Map mit Grünanlagen und Promenaden wie der Battery Park Esplanade, die mit vielen kleinen Parks und Plazas am Hudson entlangführt. Jüngste Attraktion ist das SeaGlass Carousel mit 30 bunten Fieberglasfischen, das nicht nur bei Kindern beliebt ist.

Zurück auf dem Broadway wartet die nächste Top-Adresse: Wall StreetN/O2/Google Map, Zentrum der amerikanischen Finanzmacht und Herz des Kapitalismus. Ihren Namen hat sie von der hölzernen Mauer, die 1653 holländische Siedler vor den indianischen Ureinwohnern schützen sollte. Dort, wo sie in den Broadway mündet, steht die Trinity ChurchN1/Google Map aus dem Jahr 1846, die für ein halbes Jahrhundert lang New Yorks höchstes Bauwerk war. Heute wirkt sie in der engen Schlucht der kurzen Wall Street zwischen den mächtigen Bauten der Banken und Börsen wie eine zierliche Kapelle. Werktags gegen 12.30 Uhr sieht man im Wall-Street-Viertel die korrekt gekleideten Banker, die zu ihrem Lieblings-Deli in der nahen Nassau Street hetzen, um sich ein brown bag lunch, ein schnelles Mittagessen aus der Tüte, zu holen. In der nahen Wertpapierbörse, der 1792 eröffneten New York Stock ExchangeN2/Google Map, einem Tempel mit korinthischen Säulen (11 Wall & 20 Broad Streets) pokern die Broker um die Kurse.

Für unsere wohl verdiente Mittagspause steht ein Kontrast auf dem Programm. Am Ende der Wall Street geht es linker Hand zum South Street SeaportN/O3/Google Map, einem wieder belebten Relikt des historischen New Yorker Hafens, der 1967 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Mittlerweile entstand hier, was die Amerikaner Festival Marketplace nennen, eine attraktive Mischung aus Kneipen, Galerien, Museen und Shops. Der ganze Bereich ist Fußgängerzone und mit Kopfsteinpflaster und Straßencafés ein nostalgisches Flanierrevier mit mediterranem Flair – jedenfalls solange kein Baulärm von Pier 17 zu hören ist.

Denn Pier 17aC/aD5/Google Map, eine mehrstöckige Shoppingmall mit Restaurants und Food Court, wurde vom Hurrikan »Sandy« schwer beschädigt und ist immer noch im Umbau. Die Eröffnung des Neubaus ist für 2016 vorgesehen, geplant ist eine lebhafte Mischung aus Shopping, Dining und Entertainment. Die riesige Dachterasse soll bei Konzerten und an deren Events von bis zu 4000 Besuchern genutzt werden, die dann einen gigantischen Blick über den Süden Manhattans, die Brooklyn Bridge und den Hudson haben werden.

Nichts ist einfacher, als im South Street Seaport einen ganzen Tag zu vertrödeln mit Schiffe besichtigen (Pier 16), Galerien durchstöbern, Souvenirs auswählen, Muschelsuppe schlürfen und durch Museen bummeln. Wer also den zweiten Teil des Rundgangs auf morgen verschieben kann – umso besser. Wenn nicht, wird nun ein Taxi gestoppt und ab geht die Fahrt durch die Gassen und Straßen von Chinatown und Little Italy und auf der First Avenue nach Norden. Ziel der Fahrt ist die Nobel-Adresse Central Park South, Ecke Fifth AvenueD6/Google Map. Auf den letzten Kilometern passieren wir den Heliport, von dem aus die Helikopter-Sightseeing-Flüge starten, sowie das flache, hässliche Hochhaus der United Nations.

Wintervergnügen am Rockefeller Center

Der Taxifahrer entlässt uns an einer Kreuzung, deren direkte Umgebung genügend Stoff für ein weiteres Tagesprogramm bieten würde. Abgesehen von der Madison Avenue nördlich der 57. Straße, ist nirgendwo in New York so viel Glamour, Reichtum und Noblesse versammelt wie hier. An den Flanken des Central ParkA–D5–8/Google Map reihen sich die teuersten und besten Hotels der Stadt mit Suiten, die nicht selten 3000 Dollar pro Nacht kosten. Als architektonisches Markenzeichen New Yorks gilt das elegante, im Stil französischer Schlösser gebaute The PlazaD6/Google Map, einst eine Legende der Hotelwelt und eines der Wahrzeichen Manhattans, dessen Gästezimmer teilweise zu Eigentumswohnungen umgebaut wurden.

Doch die denkmalgeschützte Plaza ist nur der Auftakt aller glanzvollen Adressen, die bei unserem Spaziergang entlang der Fifth AvenueA8–J3/Google Map auf beiden Seiten Spalier stehen. Von Tiffany’s, wo es weiterhin zwar teure Juwelen und silberne Souvenirs, aber immer noch kein Frühstück gibt, über den gigantisch in Gold schwelgenden Prunkturm des Baulöwen TrumpD6/Google Map mit fünfstöckigem Foyer aus orangefarbenem Marmor, stürzenden Wasserfällen und zahllosen Nobel- und Kitsch-Boutiquen über den gläsernen Kubus des Apple Store (der übrigens rund um die Uhr geöffnet ist) bis zu Cartier und Saks sind es immer nur ein paar Schritte – aber jede dieser Adressen ist gut für einen mehrstündigen Besuch.

Das gilt erst recht für Top of the RockE5/6/Google Map, die spektakuläre Aussichtsplattform des Rockefeller Center, die 2005 eröffnet wurde. Das Rockefeller Center ist mit seinen 19 Gebäuden eine eigene Stadt, und der gewaltige, goldene PrometheusE6/Google Map, der über der tiefergelegten, fahnengeschmückten Sunken Plaza schwebt, ist einer der beliebtesten Meeting Points in Midtown. Im Winter kann man hier Eis laufen, im Sommer lockt ein Freiluftcafé. Anfang Dezember wird an dieser Stelle Christmas eingeläutet – mit Musikkapellen, Nussknacker-Paraden und 18 000 Glühbirnchen am größten Weihnachtsbaum New Yorks, der übrigens jedes Jahr von einem 250 Kilo schweren Swarovski-Stern gekrönt wird.

In der Eingangshalle des Hauptgebäudes liegt die Broschüre »Walking Tour of Rockefeller Center« mit neun Stationen aus. Zum Rockefeller Center gehört der wieder eröffnete Rainbow Room im 65. Stock mit angeschlossener Bar und auch die Radio City Music HallE5/6/Google Map. Der Art-déco-Tempel, 1999 aufwendig restauriert, ist Heimat der Rockettes und des »Christmas Spectacular«, einer hinreißend kitschigen Show, die jeweils von November bis Januar über die Bühne geht und seit 1933 fundamentaler Bestandteil der amerikanischen Weihnachtszeit ist.

Vom Ende des Rockefeller Center sind es noch vier Blocks nach Süden und zwei Avenues nach Westen und wir stehen am Times SquareE5/Google Map, der lang gestreckten, aus unzähligen Lichtern und Leuchtreklamen flimmernden und flirrenden Kreuzung der Seventh Avenue mit dem Broadway. Für Theaterfans und Entertainment-Freaks liegt hier das Mekka der amerikanischen Showkultur.

In den Querstraßen bis zur Eighth Avenue konzentrieren sich über 40 Bühnen. Sie sind gemeint, wenn vom BroadwayE4/5/Google Map die Rede ist. Im Mai 2009 wurde der Broadway – probeweise – zwischen der 47. und 42. Straße für den Verkehr gesperrt. Und alle waren vom neuen Flanier-Flair begeistert, nicht nur die Anrainer und die Touristen, sondern auch die Stadtverwaltung, denn der Umsatz im gesamten Areal stieg und die Unfallzahlen gingen rapide nach unten. Also hat man den Autoverkehr auf Dauer umgeleitet und auf dem Times Square kann man seither abgasfrei draußen sitzen. Auch der nahe Herald Square wurde begrünt und fußgängerfreundlich umgestaltet.

Wer noch genügend Kondition hat, stellt sich am Broadway, Ecke 47. Straße am Stand mit den Riesen-Lettern »TKTS« (sprich: Tickets) an – hier werden ab 15 Uhr alle unverkauften Theater-, Ballett- und Showkarten für den jeweiligen Abend zum halben Preis abgegeben.

Wer weder stehen noch gehen mag und dem Broadway-Getümmel einen ro mantischen Tagesausklang vorzieht, winkt ein Taxi herbei und lässt sich nach Queens chauffieren. Ziel ist das Restaurant Water‘s Edge, das, wie der Name sagt, am Ufer des East River liegt – mit Tischen im Freien auf der Terrasse, mit bester amerikanischer Küche und vor allem mit konkurrenzlosem Blick auf Midtown Manhattan. Wenn dann noch die Sonne untergeht, die Skyline zum Scherenschnitt erstarrt und die letzten Strahlen wie aus der Laserkanone durch die Straßenschluchten schießen, wenn sich die batistenen Tischtücher im Abendwind bauschen und der Pianist »As Time Goes By« spielt, dann wünscht man sich höchstens noch, die Rechnung würde aus Steuergeldern beglichen. ¦

Ein Rummelplatz und Herz des Broadway: der Times Square bei Nacht

Streifzüge

Neighborhoods in Manhattan

Die Bezeichnung New Yorks als melting pot hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Nicht vom Verschmelzen der kulturellen und sozialen Gegensätze ist das Leben am Hudson geprägt, sondern von ihrem Kontrast, der salad bowl, dem Mit- und Gegeneinander der neighborhoods, jener Gemeinschaften, die aus mehreren Straßenzügen mit ihrer eigenen Mentalität (und ihrer eigenen Küche) bestehen.

In New York mietet sich niemand nur eine Wohnung, sondern man entscheidet sich für die jeweilige neighborhood