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Gold des Südens 1 E-Book

Ulf Schiewe

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Beschreibung

Karibik 1635: In den spanischen Kolonien hat der Schwarzhandel überhand genommen. Der neue Gouverneur von Hispaniola schwört, jeden Schmuggler, den er erwischt, eigenhändig aufzuhängen. Die schöne Doña Maria zittert um ihren Gemahl, einen reichen Pflanzer und heimlichen Drahtzieher des verbotenen Handels. Im fernen Bremen hat der junge Handelsherr Jan van Hagen nur die Wahl zwischen Schuldturm und Flucht in die Neue Welt, um als Schmuggler das verlorene Familienvermögen wieder herzustellen. Noch in der Nacht entkommt er den Schergen und nimmt Kurs auf Westindien. Seine Suche nach dem Gold des Südens hat begonnen. "Die Flucht" ist der erste Teil des großartigen fünfteiligen historischen eBook-Serials "Gold des Südens".

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Seitenzahl: 60

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Ulf Schiewe

Gold des Südens 1

Die Flucht

Knaur e-books

Über dieses Buch

Karibik 1635: In den spanischen Kolonien hat der Schwarzhandel überhandgenommen. Der neue Gouverneur von Hispaniola schwört, jeden Schmuggler, den er erwischt, eigenhändig aufzuhängen. Die schöne Doña Maria zittert um ihren Gemahl, einen reichen Pflanzer und heimlichen Drahtzieher des verbotenen Handels. Im fernen Bremen hat der junge Handelsherr Jan van Hagen nur die Wahl zwischen Schuldturm und Flucht in die Neue Welt, um als Schmuggler das verlorene Familienvermögen wieder herzustellen. Noch in der Nacht entkommt er den Schergen und nimmt Kurs auf Westindien. Seine Suche nach dem Gold des Südens hat begonnen.

 

»Die Flucht« ist der erste Teil des großartigen fünfteiligen historischen eBook-Serials »Gold des Südens«.

 

Inhaltsübersicht

Ankunft in BremenDoña MariaJans FluchtGewinnspielAlle Teile des eSerials »Gold des Südens«
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Ankunft in Bremen

Fast lautlos und nur unter Toppsegel glitt die Sophie auf der nachtschwarzen Weser dahin, mehr von der Flut getragen als vom leichten Südwestwind, der über die Landschaft strich.

Ein Halbmond spiegelte sich im Flusswasser, ließ den hellen Ufersand und die Umrisse der vorüberschwebenden Büsche und Bäume erkennen, die Nebelstreifen über den dunklen Wiesen, die gespenstisch in den Himmel gereckten Flügel einer Mühle, das geduckte Dach einer Bauernkate.

An waldfreien Stellen nahm der Wind zu. Dann lehnte sich das Schiff unter leisem Ächzen der Takelage ein wenig zur Seite, und das Gurgeln des Kielwassers war deutlicher vernehmbar. Es brauchte nicht viel, um die Sophie in Fahrt zu bringen. Sie war ein schnelles, schlankes Schiff nach holländischer Bauart, eine dreimastige Fleute, mit gutem Stauraum für den Ostseehandel und auf jeder Seite mit zwei leichten Kanonen bestückt.

Trotz des schwachen Windes war es kalt auf dem Achterdeck. Jan van Hagen stand fröstelnd an der Reling, schlug den Kragen seiner Segeljoppe höher und zog die Mütze tiefer ins Gesicht. Es war eine verdammt lange Reise gewesen, und bald schon würde man den ersten Advent feiern. Er freute sich, endlich nach Hause zu kommen und ein paar Tage an Land zu verbringen. Vielleicht sogar über Weihnachten. Besonders wenn die Weser wieder wie letztes Jahr zufrieren würde.

Vor allem freute er sich auf seine Greetje, die gewiss schon sehnsüchtig auf ihn wartete. Er hatte ein Geschenk für sie, ein goldgefasstes Bernsteinamulett. Im Frühjahr wollten sie heiraten, obwohl ihr Vater, der Ratsherr Frithjof Hanssen, strikt dagegen war. Aber sie würden ihn schon überzeugen, da war er zuversichtlich.

Jedenfalls konnte sich der Erfolg der letzten Reise sehen lassen. Auch sein eigener Vater, Willem van Hagen, würde hoffentlich zufrieden sein, denn Jan brachte kostbare Felle aus Narva heim, Honig aus Riga, tonnenweise Pökelfleisch aus Schweden und einen Berg von Stockfisch aus der norwegischen Stadt Bergen. Dazu ein hübsches Sümmchen, das von seiner ursprünglichen Ladung Bier übrig geblieben war. Und das, wie er wusste, auch nötig gebraucht wurde, um dem arg gebeutelten Handelsunternehmen der van Hagens wieder auf die Beine zu helfen. Man konnte nur hoffen, dass dies auch Frithjof Hansen seinem zukünftigen Schwiegersohn gegenüber gnädiger stimmen würde.

Er starrte aufmerksam voraus, denn unter der mondhellen Oberfläche der Weser verbargen sich so manche Untiefen. Kein Kapitän, der nicht ortskundig war, würde des Nachts die Weser heraufsegeln. Doch Jan kannte jede Meile und jede Biegung. Allerdings war das Flussbett in den letzten fünfzig Jahren, je mehr man sich Bremen näherte, immer seichter geworden. Es war bereits so schlimm, dass die größeren Schiffe gar nicht mehr bis zur Stadt durchkamen und ihre Ladung schon im neuen Vegesacker Hafen löschen mussten.

Nicht so seine Sophie, die sich durch einen besonders geringen Tiefgang auszeichnete. Solange sie im Fahrwasser blieben, würden sie keine Schwierigkeiten haben, selbst bei Ebbe nicht. Trotzdem, in der Nacht täuschten die Entfernungen, und im Schlick stecken zu bleiben, das hätte ihm den Hohn und Spott ganz Bremens eingebracht.

Etwas weiter voraus entdeckte er jetzt den kaum sichtbaren Schatten der im Flussbett verankerten Tonne, nach der er Ausschau gehalten hatte. Daneben eine Reihe von Stecken, die eine Sandbank markierten. Er warf einen Blick zu Hein Köppers hinüber. Aber der knorrige, alte Seebär hatte die Tonne schon gesehen und war dabei, eine leichte Kursänderung anzuordnen.

»Zwei Strich steuerbord«, knurrte er dem Rudergänger zu. Und zu den wachhabenden Seeleuten an Deck rief er: »Toppbrassen, Jungs!«

Der neue Kurs, etwas näher am Wind, schien dem Schiff zu bekommen, denn es legte sich bei dichter eingeholten Segeln leicht auf die Seite und nahm Fahrt auf.

Wenn einer den Fluss noch besser kannte als Jan, dann war es Hein Köppers, sein graubärtiger Steuermann. Der hatte schon alle Winkel der Nord- und Ostsee befahren, bevor Jan überhaupt aus den Windeln gewesen war. Karten verachtete er. Die seien alle falsch, war sein Urteil. Er verließ sich auf sein Gedächtnis, auf die Farbe des Meeres und auf sein Gespür für Wind und Wellen und für die Gezeitenströme in den nördlichen Gewässern.

Die Sophie war das schönste und beste Schiff, das den van Hagens geblieben war. Zwei andere hatten sie aufgeben müssen. Nur die Katrine segelte noch unter der Flagge des Hauses, ein betagter, dickbäuchiger Kahn, für den man nicht mehr viel bekommen hätte. Heutzutage war der Vater gezwungen, Frachtraum auf anderen Schiffen anzumieten. Das war früher ganz anders gewesen. Da hatten sie eine ganze Flotte besessen, waren ein führendes, angesehenes Handelshaus gewesen. Doch seit Jahren schien alles schiefzugehen. Eigentlich seit dem Tod der Mutter.

Ja, der Niedergang hatte vor sieben Jahren mit Mutters Tod seinen Anfang genommen. Das lange Siechtum seiner geliebten Frau Sophie hatte den Vater schwer belastet, mehr als er ihr und sich selbst hatte eingestehen wollen. Frohsinn und Zuversicht waren ihm nach ihrer langen Krankheit völlig abhandengekommen. Ihr Tod war zuletzt fast eine Erlösung gewesen. Auch Jan versetzte es jedes Mal einen Stich, wenn er an seine Mutter dachte. Sie war der lebenslustige Gegensatz zu seinem eher strengen, kalvinistisch erzogenen Vater gewesen. Und nun war nichts als die Erinnerung an sie übriggeblieben. Und das Schiff, das ihren Namen trug.

Dass die Geschäfte schlecht gingen, war nicht zu übersehen, besonders nicht nach der nordfriesischen Flutkatastrophe im letzten Jahr, die auch seinen älteren Bruder Thomas in den Tod gerissen hatte. Eine weitere Tragödie für die Familie. Besonders für Vater, denn Thomas war ausersehen gewesen, die Geschäfte zu übernehmen. Jan war eben nicht der kühle Rechner wie sein Bruder. Und jedes Mal, wenn er seinem Vater Hilfe im Kontor anbot, wich der aus, wollte alles selbst in der Hand behalten. Auch Fragen nach dem Stand der Geschäfte beantwortete er nicht.

Nun, Jan fand ohnehin keinen Gefallen an der staubtrockenen Arbeit im Kontor und dem Gefeilsche in den Handelsstuben. Nicht wie Thomas. Nein, Jan hatte immer die Freiheit der See geliebt und war bei Hein Köppers in die Lehre gegangen. Er verstand es, mit Schiffen umzugehen und mit den Männern, die auf ihnen fuhren. Als Seekapitän konnte er dem Vater mehr nützen, als wenn er lange Zahlenreihen aufaddierte.