Golden Valley - Cardeno C. - E-Book

Golden Valley E-Book

Cardeno C.

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Beschreibung

Das Leben hat Alpha Morgan Peters mehr als seinen gerechten Anteil an Herausforderungen und Verlusten zugeteilt. Trotz seines Schmerzes und seiner Enttäuschungen steht er an der Seite seines Rudels. Im Laufe der Jahre etabliert sich Morgan als ebenso freundlicher wie starker Anführer, und Golden Valley gedeiht. Aber erst als ein Omega-Wandler in sein Leben tritt, sieht Morgan Hoffnung für eine Zukunft, in der er mehr als ein Alpha sein kann. Als Psi Omega Ricky Marx als Vertreter seines Heimatrudels nach Golden Valley kommt, ist er begeistert, seinen Gefährten zu finden – den gutaussehenden und mächtigen Golden Valley Alpha. Leider verläuft ihr erstes Treffen nicht gut, und überwältigt von seinen Fehlern, sieht Ricky keine andere Wahl als zu fliehen.

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Seitenzahl: 218

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Cardeno C.

Golden Valley

Pack Collection

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2025

http://www.deadsoft.de

Für alle Belange rund um Verlag und Produktion

dead soft verlag

[email protected]

Querenbergstr. 26

D-49497 Mettingen

© the author

Titel der Originalausgabe: Golden Valley

Übersetzung: Rena Bahns

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte © Farzan – stock.adobe.com

© den – belitzky – stock.adobe.com

© alesgon – stock.adobe.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-770-5

ISBN 978-3-96089-771-2 (ebook)

Inhalt:

Das Leben hat Alpha Morgan Peters mehr als seinen gerechten Anteil an Herausforderungen und Verlusten zugeteilt. Trotz seines Schmerzes und seiner Enttäuschungen steht er an der Seite seines Rudels. Im Laufe der Jahre etabliert sich Morgan als ebenso freundlicher wie starker Anführer, und Golden Valley gedeiht. Aber erst als ein Omega-Wandler in sein Leben tritt, sieht Morgan Hoffnung für eine Zukunft, in der er mehr als ein Alpha sein kann.

Als Psi Omega Ricky Marx als Vertreter seines Heimatrudels nach Golden Valley kommt, ist er begeistert, seinen Gefährten zu finden – den gutaussehenden und mächtigen Golden Valley Alpha. Leider verläuft ihr erstes Treffen nicht gut, und überwältigt von seinen Fehlern, sieht Ricky keine andere Wahl als zu fliehen.

Widmung

Für meine Leser: Ich habe euch vermisst. – CC

Prolog

„Wirst du wirklich zurückkommen, Morgan?“

Mit halb geschlossenem Reißverschluss sah Morgan auf und traf auf Lillians besorgten Blick. „Natürlich komme ich zurück. Golden Valley ist mein Zuhause.“

„Na ja, schon, aber wenn du mit all diesen anderen Rudeln zusammenlebst, wirst du jede Menge neuer Leute kennenlernen. Vielleicht besuchst du sogar ein Rudel, das noch einen Alpha braucht.“ Ihre Zähne gruben sich in ihre Unterlippe, sie fummelte an dem Laken, das um ihre Hüfte gerafft war, und zuckte mit den Schultern. „Warum solltest du zum Golden Valley zurückkommen wollen, wenn du weißt, dass dein Bruder das Rudel führen wird, wenn dein Vater zurücktritt?“

„Komm schon, du kennst mich besser.“ Er und Lillian waren, seit er sich erinnern konnte, befreundet und seit ein paar Monaten Geliebte. Sie waren keine Gefährten, also hätte dieses Verhältnis auch dann nicht gehalten, wenn er nicht gehen würde, aber sie kannte ihn besser als alle anderen. „Ich habe kein Interesse daran, ein Rudel zu führen. Gar keins.“ Er schloss seine Hose vollständig, knöpfte sie zu, zog sein Hemd über den Kopf und trat zum Bett und setzte sich. „Ich werde von Rudel zu Rudel reisen, um Dinge zu lernen, die Golden Valley helfen können.“ Und wenn er Glück hatte, würde er seine Gefährtin finden, sie mit nach Hause bringen und sie könnten eine Familie gründen. „Es sind nur fünf Jahre und ich komme in den Ferien nach Hause.“

„Nur fünf Jahre.“ Lillian rollte mit den Augen und fiel zurück auf die Matratze. „Das ist unendlich lang.“

„Diese dramatische Seite von dir ist neu“, sagte er lachend. „Ich denke, ich mag es. Und ich reise gar nicht so lang, wenn du dir überlegst, mit wie vielen Rudeln ich zusammenleben darf. Zudem ist es eine unglaubliche Möglichkeit.“

„Ich weiß, ich weiß. Es ist super für dich.“ Sie schnaufte und verschränkte ihre Arme über ihrer nackten Brust. „Aber ich glaube dir dein Ich-will-kein-Rudel-Alpha-sein Ding nicht. Jeder Alpha will ein Rudel führen. Ihr Typen wurdet mit dem Verlangen geboren. Du wirst nie nach Golden Valley zurückkommen.“

„Nicht jeder Alpha will ein Rudel führen.“

Sie drehte ihren Kopf zur Seite und hob ihre Augenbrauen ungläubig an.

„Ernsthaft, Lil.“ Er gluckste, während er nach der Decke griff und sie über ihr schüttelte. „Warum sollte ich Rudel-Alpha sein wollen?“

„Äh, weil du der mächtigste Wolf im Rudel wärst. Jeder würde auf dich hören, sich an dich ran machen und du könntest alle Entscheidungen treffen und ...“

„Ich bin schon der drittmächtigste Wolf im Rudel, nach meinem Vater und meinem Bruder. Das ist mächtig genug. Und mit allem, was ich auf meiner Reise lernen werde, kann ich mich um die Finanzen und Geschäfte vom Rudel kümmern, wenn ich wieder da bin. Das ist eine wichtige Rolle, voller Entscheidungen. Und mit zufälligen Rudelmitgliedern zu schlafen, bis sie ihre Gefährten gefunden haben, ist Jerolds Ding und nicht meins.“ Es war ein Wunder, dass er überhaupt etwas anderes erledigen konnte, mit so vielen Rudelmitgliedern, die er mit zu sich nahm. „Ich will eine Familie und der wichtigste Teil dafür ist eine Gefährtin.“ Auch wenn Gestaltwandler normalerweise mit einem Gefährten gesegnet waren, so heißt es, dass Alphawölfe vom Schicksal nur dann einen Gefährten zugesprochen bekommen, wenn sie stark genug sind, sich um ihr Rudel und ihren Gefährten kümmern zu können. Sein Vater hat ihm gesagt, dass das nicht stimmt, aber Morgen ist keiner, der Risiken eingeht, insbesondere bei etwas so Wichtigem. Wenn er kein Rudel führte, gab es kein Risiko, dass er eine Gefährtin und eine Familie vermissen würde.

„Du könntest ein Rudel führen und eine Familie haben.“ Lillian stützte sich auf ihre Unterarme. „Du weißt, dass das Gerede – Alphas können keine Gefährten haben – ein Ammenmärchen ist. Dein Vater hat eine Familie und er ist der Rudelalpha.“

„Vielleicht ist mein Vater die Ausnahme. Die meisten Alpha sind nicht so mächtig wie er.“

Alexander Peters war stark, schlau und charismatisch. Das Rudel sah zu ihm auf und andere Alpha beneideten ihn. Er war der perfekte Anführer. Aber er war auch der Mann, der mit ihm und Jerold fangen gespielt hatte, als sie noch Kinder waren, der ihrer kleinen Schwester Gutenachtgeschichten vorgelesen hat und mit ihrer Mutter in der Küche getanzt hatte. Das ist der Teil vom Leben ihres Vaters, den Morgan sich gewünscht hatte, während sie aufwuchsen, und er würde es nicht riskieren, das zu verlieren nur um Rudelalpha zu werden. „Viele Alpha haben keinen Gefährten. Sieh dir meinen Bruder an.“

„Dein Bruder ist erst 26. Er kann seine Gefährtin immer noch finden.“

Morgan hob seine Augenbraue und räusperte sich. Sein Bruder würde einen guten Rudelalpha abgeben. Er verströmte Charisma, jeder mochte ihn und er wurde seit seiner Geburt auf die Rolle vorbereitet. In seinem Alter hätte Jerold bereits die Führung von ihrem Vater übernehmen können, aber er war zu beschäftigt gewesen, Spaß zu haben. Und Herolds Version von Spaß bestand darin, mit seinen Freunden zu jagen und sich einen Weg durch alle Rudelmitglieder zu schlafen, die volljährig waren. Die Führung über das Rudel zu übernehmen, würde für Jerold bedeuten, sich etwas zurückzunehmen. Eine Gefährtin und Kinder würden diesen Lebensstil vollkommen beenden. Auch ohne ein Rudel bezweifelte Morgen, dass sein Bruder die Fähigkeit hätte, sich um eine Gefährtin zu kümmern und er hatte auf jeden Fall kein Interesse daran.

„Mein Bruder möchte keine Gefährtin und ich kann mir nicht vorstellen, dass das Schicksal ihn mit einer gesegnet hat“, sagte er.

Dem Geflüster nach zu urteilen, hatte Morgan von Dutzenden von Gestaltwandlern gehört, mit denen sein Bruder geschlafen hatte, gefielen sie ihm sexuell. Da endete sein Interesse. Die meisten Leute wussten das, bevor sie sich mit Jerold auszogen, und wenn sie verwirrt waren, klärte er sie entschieden auf. Das hatte alle zufriedengestellt, bis auf ein Rudelmitglied, das vor Kurzem in ihr Rudel gezogen war und sich sofort an Jerold klammerte.

Timothy Tillers war ein männlicher Omega, eine seltene Kombination, die Morgan noch nie zuvor getroffen hatte. Einige sagten, dass Timothys Natur ihn prädisponiert hatte, mit allen Mitteln einen Alpha zu finden und dass das der Grund war, warum er sich so auf Jerold fixiert hatte. Und als ihr Vater in einem seltenen Anfall von Wut Jerold angeschrien hatte, weil er mit dem Omega geschlafen hatte, obwohl er wusste, dass der Mann tiefe Gefühle für ihn hegte, hatte Jerold sein Verhalten damit gerechtfertigt, dass Alphas sich von Natur aus zu Omegas hingezogen fühlten, und dass die Anziehungskraft bei der männlichen Sorte stärker sei, sodass man ihm nicht vorwerfen könne, dass er seinem Instinkt gefolgt sei, da der männliche Omega ihn ständig mit der Absicht aufgesucht hatte, ihn zu verführen. Aus Morgans Perspektive war es egal, ob sein Bruder mit der Anziehungskraft männlicher Omegas recht hatte. Ein Alpha musste stark genug sein, um andere Wölfe zu beschützen, sogar vor sich selbst. Der männliche Omega war auf jeden Fall seltsam und er mag Jerold hinterhergejagt sein, aber als Alpha hätte Jerold die Stärke haben sollen, ihn abzuweisen, anstatt zu erlauben, dass seine Lust überhandnimmt. Doch stattdessen hat er mit dem Omega geschlafen und dann entschieden, es nicht mehr zu tun, was den Omega so aufgewühlt hatte, dass ihr Vater gezwungen war, den Omega zum Green Field Rudel zu bringen.

„Dein Bruder ist wahrscheinlich kein gutes Beispiel für einen Rudelalpha, der vielleicht einen Gefährten findet“, stimmte Lillian zu. „Aber das bedeutet nicht, dass Alphas, die einen Gefährten wollen, ihn nicht haben können. Und auch wenn nur die stärksten Rudel Alphas mit einem Gefährten gesegnet sind, ist das kein Problem für dich. Du bist unglaublich mächtig Morgan. Du bist erst sechszehn und wächst noch und dein Wolf ist jetzt schon megagroß und ich wette, wenn du so alt wie Jerold bist, bist du der mächtigere Alpha. Zudem hast du den goldenen Stern, wie dein Vater und dein Großvater.“

Sein Bruder war zehn Jahre älter als er, nicht viel größer, muskulöser oder stärker in seiner menschlichen Form und auffällig kleiner als Wolf. Lillian hatte recht, Morgan würde wahrscheinlich mächtiger als sein Bruder sein, aber das tat nichts zur Sache. Jerold liebte es, vor anderen zu reden, und sonnte sich in der Aufmerksamkeit, wenn alle Augen auf ihn gerichtet waren. Er war dafür geboren, das Rudel zu führen, dazu erzogen. Sein Bruder wollte der Golden Valley Alpha sein, wohingegen Morgan kein Interesse daran hatte, diesem Teil des Lebens seines Vaters zu folgen. Nicht mit dem Risiko den Rest davon aufgeben zu müssen.

„Ein Geburtsmal hat nichts damit zu tun ein Rudel zu führen. Ich will kein Rudelalpha sein, Lil. Ich will eine Familie.“ Ein Zuhause voller glücklicher Kinder und einer Gefährtin, die er vergöttern konnte, waren alles, was er jemals wollte. Alpha zu sein bedeutete mit Rudelpolitik und Dramen zu kämpfen, was unausweichlich seine Aufmerksamkeit und Zeit von dem nehmen würde, was wichtig war. Keine Macht war dieses Opfer wert.

„Du bist der einzige Teenager, den ich kenne, mit einer tickenden biologischen Uhr.“ Sie rollte mit den Augen. „Es ist seltsam.“

„Die Familie über alles andere zu stellen ist nicht seltsam, es ist natürlich. Außerdem, selbst wenn ich Rudelalpha sein wollen würde, könnte ich es nicht hier sein, weil das Jerolds Rolle ist.“ Er neigte seinen Kopf zur Seite und grinste. „Weißt du, für jemanden, die behauptet, sie will mich hier haben, scheinst du schon dein Bestes zu versuchen, mir auszureden, zurück nach Golden Valley zu kommen, wenn ich mit der Rudeltour fertig bin.“

„Nein, das mach ich nicht!“, sagte sie mit großen Augen. „Das habe ich doch, oder?“ Sie sank in sich zusammen. „Ignorier mich. Ich bin ein Idiot, weil du mein bester Freund bist und ich dich vermissen werde.“ Sie griff mit ihrer Hand nach Morgans und verschränkte ihre Finger. „Tut mir leid.“

„Vielleicht triffst du deinen Gefährten, wenn ich weg bin. Dann wird er dein bester Freund.“ Wie es sein sollte. „Nur vergiss mich nicht ganz, okay?“

„Sei nicht albern.“ Sie lächelte zu ihm auf. „Was glaubst du, wie er sein wird?“

„Dein Gefährte?“

„Mhm.“

„Nun ja.“ Morgan dachte darüber nach. „Wenn das Schicksal entschlossen hat, dass er würdig ist, dein Gefährte zu sein, wird er ziemlich großartig sein.“ Morgen grinste. „Nicht so großartig wie ich natürlich, also solltest du ihm wahrscheinlich nichts über meine Fähigkeiten im Bett erzählen. Ich würde ihn nicht eifersüchtig machen wollen.“

Lillian schnaubte.

„Hey! Was soll das denn bedeuten?“ Er plusterte sich auf. „Tu nicht so, als hätte es dir heute Nacht nicht gefallen.“

„Alphas und eure Egos.“ Sie rollte mit den Augen. „Es hat mir gefallen, Morgan.“

„Exzellent.“ Er beugte sich vor und küsste ihre Stirn. „Ich verschwinde besser, bevor deine Eltern nach Hause kommen.“ Lillians Eltern waren in einem der Restaurants in der Menschenstadt essen, also hatten sie eine lange Fahrt nach Hause, aber es war so spät, dass Morgan jede Minute damit rechnete, ihren Wagen zu hören.

„Sie wissen, dass wir uns treffen.“

„Trotzdem.“ Er hob seinen Pullover vom Boden auf und legte ihn über seinen Arm. „Ich will nicht, dass es seltsam wird.“

„Ich bin achtzehn. Ich bin alt genug, um zu entscheiden wa…“ Der Rest von Lillians Satz wurde von einem Knall übertönt, der so laut war, dass die Fenster wackelten.

„Was war das?“ Morgan eilte aus Lillians Schlafzimmer, durch das Haus und aus der Haustür. Als seine nackten Füße auf das Gras draußen trafen, konnte er bereits Rauch riechen und einen orangenen Schein im Norden ausmachen.

„Morgan?“, sagte Lillian außer Atem, als sie aus dem Haus rannte. „Was ist hier los?“

„Es ist ein Feuer.“ Er würde es in seiner Wolfsform schneller schaffen, als als Mensch, also zog er sich die gerade angezogenen Sachen wieder aus. „Es kommt aus der gleichen Richtung des Alphahauses, also sind mein Vater und Jerold wahrscheinlich schon auf dem Weg. Ich werde helfen gehen.“ Er wandelte sich in seine Wolfsform und raste auf den schwerer werdenden Geruch von Rauch zu, hoffend, dass niemand verletzt war.

Kapitel 1

„Du musst das Rudel nicht verlassen.“ Der neue Purple Sky Rudelalpha wand seine Hand um Ricky Marks Nacken. „Ich gebe zu, dass ich mich zu dir hingezogen fühle, Ricky, aber ich würde dich nie zu etwas zwingen, sexuell oder anderweitig. Das weißt du, oder?“

Als persönlicher Assistent des Alphas ausgewählt zu werden war eine überraschende Ehre. Wie er zusätzlich das romantische Interesse des Mannes erregt hatte, verwirrte Ricky. Obwohl er größer, breiter und mächtiger war als alle anderen in ihrem Rudel, stellte Brian Berger keine Forderungen. Er hörte sich jede Meinung an und behandelte alle Rudelmitglieder mit Respekt. Zudem war er umwerfend. Im Grunde war Alpha Berger die personifizierte Perfektion. Aber perfekt oder nicht: Er war nicht Rickys Bestimmung.

„Ich weiß.“ Ricky versuchte, den Blick des Alphas zu halten, und schaffte es nicht mehr als ein paar Sekunden, bevor er wegsah. „Aber es ist das Beste für uns beide.“

„Hey.“ Alpha Bergers Stimme war sanft, wie der Druck um Rickys Nacken. „Was habe ich dir über den Augenkontakt mit mir erzählt?“

Alpha Berger war der Alpha des Rudels und mit zweiunddreißig Jahren deutlich älter als der 18-jährige Omega Ricky.

Aber als sie sich vor einem Monat das erste Mal getroffen hatten, hatte Alpha Berger ihm gesagt, er solle seinen Blick nicht abwenden, wenn sie sich unterhielten. Aus Achtung seines Alphas gegenüber versuchte Ricky ihm ins Gesicht zu sehen, während sie miteinander sprachen. Manchmal war es eine unüberwindbare Herausforderung, seine eigenen Instinkte zu bezwingen und sich einem mächtigeren Wolf unterzuordnen.

Und das war nicht die einzige Schwierigkeit, wenn er Alpha Berger gegenüberstand.

Völlig unerwartet fühlte sich der gut aussehende, umgängliche, ältere Gestaltwandler zu dem schmächtigen, langweiligen, unerfahrenen hingezogen.

Die Aufmerksamkeit war schmeichelhaft und die Chance auf Sex – im Besonderen mit Alpha Berger – mehr als nur ansprechend. Schmeichelhaft, ansprechend und eine wirklich schlechte Idee, weil Brian nicht Rickys Gefährte war. Wenn Ricky nicht von Purple Sky wegziehen würde, würden sie beide etwas tun, was sie bereuen würden.

„Purple Sky ist dein Zuhause“, sagte Alpha Berger. „Du wurdest in dieses Rudel geboren. Deine Familie ist hier. Es gibt keinen Grund zu gehen.“

Ricky zwang sich, Alpha Bergers Blick zu begegnen, und meinte: „Dir zu widerstehen ist nicht leicht.“ Er hob seine Handfläche zur muskulösen Brust des Alphas, konnte sich aber nicht dazu bringen, den Kontakt zu initiieren.

„Wenn ich länger hierbleibe, werden wir …“ Er stoppte, war nicht in der Lage, das auszusprechen, was er dachte. Die Worte blieben ihm im Hals stecken. „Und das ist etwas, was ich nur mit meinem Gefährten erleben will.“

„Ich habe dir Druck gemacht.“ Alpha Berger zuckte zusammen. „Das war falsch. Es wird nicht wieder passieren.“

Seinen Kopf schüttelnd sagte Ricky: „Du hast mir keinen Druck gemacht. Wirklich nicht.“ Alpha Berger war respektvoll, freundlich und sicher. Er hatte sein Interesse an Ricky deutlich gemacht und ‚nein‘ zum Rudelalpha zu sagen war nicht leicht, aber Ricky hatte nie bezweifelt, dass Alpha Berger gefragt und nicht gefordert hatte – und dass er eine Abweisung mit Anmut akzeptiert hätte. Alpha Berger hatte ihn in allen Punkten Recht behalten lassen. „Ich weiß, andere Gestaltwandler würden wohl alles dafür geben, mit dir zusammen zu sein. Ich bin einfach seltsam, denke ich.“

„Nicht seltsam. Vielleicht ein bisschen altmodisch, aber daran ist nichts falsch.“

„Vielleicht.“

„Ehrlich, Ricky, es gibt keinen Grund für dich, Purple Sky zu verlassen. Du bist ein wichtiges Mitglied des Rudels.“ Alpha Berger nahm Rickys Hand und legte sie auf seine muskulöse Brust. „Jeder war freundlich zu dir, richtig? Respektvoll?“

Ricky nickte. Alpha Berger hatte das von seinem ersten Tag im Purple Sky sichergestellt. Der Alpha hatte Ricky zugewiesen, ihm dabei zu helfen, mehr über sein neues Rudel zu lernen. Einen persönlichen Assistenten hatte er es genannt. Das war kein Job, von dem Ricky schon mal gehört hatte, aber der vorherige Alpha hatte ihr Rudel seit Ewigkeiten geführt. Also war es vielleicht normal für einen Alpha, einen Assistenten auszuwählen, wenn er von außen dazukam. Über diese Position hatte Ricky eine Aufgabe erhalten. Er hatte seine Stellung im Rudel verbessert und das Haus seiner Eltern verlassen, weil der Alpha ihn in seiner Nähe brauchte und das Alphahaus eine Menge leerer Räume hatte. Obwohl er jung und ein Omega war und, wie Alpha Berger ihm später erklärte, auch ein Psi, wurde er auf Rudelrundgängen akzeptiert. Keiner machte sich über ihn lustig oder ihn schlecht. Das wäre vor Alpha Bergers Führung nicht der Fall gewesen. Er war wirklich ein toller Alpha.

„Danke, Alpha.“

Der Alpha hob seine Augenbrauen.

„Ich meine, danke, Brian.“

„Das ist besser.“ Alpha Berger grinste, tätschelte seinen Kopf und trat zurück. „Und keine Ursache. Ich bin froh, dass wir darüber gesprochen haben. Du bleibst in Purple Sky.“

„Das Ding ist …“ Ricky biss sich auf die Lippe, überlegte, wie er sich erklären konnte, ohne seinem Alpha zu widersprechen. „Purple Sky ist großartig. Meine Eltern sind super. Du bist großartig. Dieser Job war großartig. Aber ich denke, ich sollte woanders sein.“ Er stieß frustriert seinen Atem aus und fuhr mit seinen Fingern durch seine Haare. Er war ein undankbarer Idiot. „Es tut mir leid.“

Mit zusammengezogenen Augenbrauen studierte Alpha Berger sein Gesicht und nach mehreren Momenten der Stille sprach er: „Deine Instinkte sagen dir, dass du Purple Sky verlassen solltest, um deinen Gefährten zu finden?“

„Ja“, sagte Ricky erleichtert darüber, dass er seine Gefühle so klar artikuliert hatte. Aber während er über seine Worte nachdachte, stellte er fest, dass sie sich wahrscheinlich lächerlich anhörten. „Denkst du, das ist dumm?“ Er biss wieder auf seine Lippe.

„Auf dein Bauchgefühl zu vertrauen ist niemals dumm.“ Alpha Berger legte seine Finger unter Rickys Kinn und hob es an. „Wenn du denkst, dass dein Platz in einem anderen Rudel ist, werde ich alles tun, um dir zu helfen, das Richtige zu finden. Ich werde mich um dich kümmern. Mach dir keine Sorgen.“

Seine immense Kraft, gepaart mit seinem Respekt, war der Grund, warum Brian ein unglaublicher Alpha war und warum er ein wunderbarer Gefährte sein würde. Es war auch eine Bestätigung dafür, dass Ricky Purple Sky verlassen musste. Selbst der stärkste Wolf konnte dem Doppelschlag nur eine gewisse Zeit lang widerstehen, und Ricky war achtzehn und unberührt – und damit alles andere als stark, wenn es darum ging, Sex abzulehnen.

***

Im Auto warf Alpha Berger einen Blick zu Ricky und sagte grinsend: „Es gibt keinen Grund, nervös zu sein.“

„Bin ich nicht, äh …“ Ricky seufzte und gab die Lüge auf. Brian strahlte in jeder Situation so viel Selbstbewusstsein aus, dass Ricky vermutete, dass er Nervosität noch nie getroffen hatte, geschweige denn sie gespürt hatte. „Ich kann nicht anders. Ich war noch nie in einem anderen Rudel und Golden Valley ist so …“ Er lehnte sich zur Windschutzscheibevor und sah von einer Seite zur anderen. „Wunderschön. Alles leuchtet hier. Das Land und die Gebäude und all die Leute, an denen wir vorbeigefahren sind, und einfach …“ Er holte tief Luft. „Alles davon ist wunderschön. Hier ist nichts wie in Purple Sky.“

„Wir sind in einer Aufbauphase. Gib mir etwas Zeit. Ich mach Purple Sky stärker.“

„Oh, ich wollte nicht …“ Ricky zuckte zusammen und senkte den Blick. Sein Alpha hatte ihn zu einem wichtigen Besuch bei einem mächtigen Rudel mitgenommen und er versaute es, indem er ihn beleidigte. „Tut mir leid.“

Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Alpha Bergers Schultern zitterten. Als er genauer hinsah, realisierte er, dass der Mann lachte. „Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen, ich bin gerade erst angekommen, also konnte ich Purple Sky noch nicht in diesen Zustand versetzen.“

„Alpha Parson hat alles für das Rudel getan, aber er wurde alt“, sagte Ricky diplomatisch.

„Ich habe gehört, dass die letzten Dekaden für Purple Sky nicht leicht waren. Das Rudel hat über mindestens eine genauso lange Zeit Mitglieder verloren. Ich verstehe das. Es ist schwer, Infrastruktur aufzubauen, wenn die Leute nicht sicher sind, ob sie bleiben sollen und das Rudel überlebt. Aber ich bin jetzt da und ich werde das ändern. Ich werde sicherstellen, dass unser Rudel aufblüht.“

„Ich weiß, dass du das wirst.“ Ricky wippte mit dem Kopf. Er war erleichtert, dass er nicht in Schwierigkeiten steckte. „Du bist ein starker Alpha. Die Leute fühlen sich sicherer. Ich habe von keinen neuen Familien gehört, die gehen wollen. Purple Sky wird in kürzester Zeit genauso großartig werden wie Golden Valley.“

„Vielleicht nicht in kürzester Zeit.“ Alpha Berger grinste und Rickys Herzschlag verlangsamte sich. Seine Sorge, den Alpha verärgert zu haben, legte sich. „Fortschritt entsteht nicht über Nacht und Golden Valley hatte Generationen von Stärke und Wachstum, während Purple Sky verkümmert ist.“ Er strafte seine Schultern. „Aber es ist kein Wettbewerb. Der Punkt ist, Purple Sky ist ein solides Rudel und wir werden immer besser. Ein Weg, um das zu bewerkstelligen, ist, sich mit den umliegenden Rudeln zu treffen, Beziehungen aufzubauen und zu sehen, wie man einander helfen kann.“

„Genau“, stimmte Ricky zu. „Ich bin bereit, dir bei allem auf dieser Reise zu helfen.“ In Purple Sky hat Ricky seine Zeit damit verbracht, Alpha Bergers Fragen über die Rudelmitglieder und -geschäfte zu beantworten, seinen Kalender zu managen und mit den Leuten zu reden, die etwas vom Alpha wollten, aber zu nervös waren, ihn direkt anzusprechen. Keine von diesen Aufgaben gab es auf dieser Reise, also war er nicht sicher, warum Alpha Berger ihn mitgenommen hatte. Trotzdem wollte er helfen. Er biss in seine Unterlippe und schielte erneut zu Alpha Berger. „Gibt es etwas, ähm, Bestimmtes, das ich tun soll, während wir in Golden Valley sind?“

„Unser Ziel ist es, eine Beziehung zum Golden Valley Alpha und anderen in Führungspositionen aufzubauen. Wir wollen ihr Rudel kennenlernen, damit wir Wege finden, einander zu helfen. Du kennst dich besser mit den Dingen aus, die wir in Purple Sky haben. Also halte die Ohren offen, damit wir ihnen etwas anbieten können.“

„Meinst du so was wie Handel?“

„Sicher.“ Alpha Berger nickte. „Aber im großen Stil. Vielleicht haben sie zum Beispiel ein Rudelmitglied mit einem Unternehmen, das mehr qualifizierte Mitarbeiter braucht, als sie in ihrem eigenen Rudel finden können. Gestaltwandler arbeiten nicht gerne mit Menschen zusammen, und wir sind so sehr auf unser eigenes Rudel konzentriert, dass wir oft keine Menschen in anderen Rudeln kennen, es sei denn, wir haben Familienmitglieder, die sich außerhalb des Rudels gepaart haben. Das kann bedeuten, dass wir Gelegenheiten verpassen, unsere Unternehmen zu vergrößern oder unsere Fähigkeiten zu erweitern. Aber wenn der Golden Valley Alpha und seine Vertrauten Purple Sky als Verbündeten betrachten, denken sie vielleicht an unsere Mitglieder für Jobs, die nicht direkt hier erledigt werden müssen.“

„Unser Rudel könnte definitiv mehr Jobs gebrauchen, vor allem mit anderen Gestaltwandlern.“ Mit dem Verlust von Mitgliedern, den sie im Laufe der Jahre erlitten hatten, hatten sie auch Geschäfte verloren, sodass viele Rudelmitglieder gezwungen waren, zur Arbeit in nahe gelegene menschliche Städte zu fahren. Das war keine ideale Situation und führte dazu, dass noch mehr Mitglieder das Rudel verließen. Golden Valley war das nächstgelegene Rudel, und obwohl es nicht direkt an Purple Sky angrenzte, war es doch nahe genug, um täglich pendeln zu können. „Das ist eine tolle Idee, Alpha Berger. Ich werde genau aufpassen.“ Das konnte er tun; er würde sich nützlich machen.

„Gut.“ Alpha Berger nickte zustimmend. „Und das ist nur ein Weg, wie uns die Zusammenarbeit mit Golden Valley helfen kann. Wenn wir unsere Ohren und unseren Verstand öffnen, bin ich mir sicher, kommen uns noch mehr Ideen. Aber der erste Schritt ist etwas über sie zu lernen.“

Sie fuhren um eine Kurve und alle Häuser und Geschäfte verschwanden und wurden am Rande der kurvigen Straße von Bäumen, Blumen und Büschen ersetzt. „Wo fahren wir hin?“, fragte Ricky überrascht, da sie das Rudelland verlassen hatten.

„Zum Haus des Alphas. Wir sind fast da.“

„Oh.“ Ricky runzelte die Stirn. „Der Alpha wohnt nicht in der Nähe seines Rudels?“

„Nicht wirklich weiter entfernt. Und es gibt eine Geschichte dahinter.“ Die Straße bog sich und sie sahen auf ein weitläufiges, mehrstöckiges Anwesen.

„Wow“, sagte Ricky atemlos. Kein Gebäude in Purple Sky war so groß, wunderschön oder so – neu, zumindest wirkte es so. Ricky war zu gleichen Teilen eingeschüchtert und verzaubert. Wenn er sich das perfekte Haus vorstellen sollte, würde seine Version im Vergleich zu diesem realen Gebäude verblassen.

„Yep.“ Alpha Berger stellte sein Auto neben eines der Dutzend anderen, die auf der Kiesfläche neben dem Haus standen, und wandte sich Ricky zu. „Mein altes Rudel tendierte dazu, wenigstens eine kleine Sammlung an Informationen über andere Rudel zu haben, also habe ich sie angerufen, um mehr über Golden Valley zu erfahren. Es stellte sich heraus, dass dieser bestimmte Alpha bekannt ist. Sein Name ist Morgan Peters. Seine Vorfahren haben das Rudel gegründet und, wie Red River, kam jeder Alpha, den sie hatten, aus dieser Gründerlinie. Morgan war gar nicht dazu bestimmt, zu führen. Es hätte sein älterer Bruder sein sollen. Aber vor ungefähr sieben Jahren gab es ein Feuer im Alphahaus und jeder aus der Familie starb, bis auf Morgan, also hat er die Aufgabe übernommen.“

„Das ist schrecklich.“ Rickys Eltern waren sehr beschützend, was ihn übermäßig frustriert hatte, und es nervte ihn noch immer, aber er konnte sich nicht vorstellen sie zu verlieren. „Wie ist es passiert?“