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14 goldene Börsenregeln für Einsteiger sowie Fortgeschrittene Die Angst vor Verlusten an der Börse hat Sie immer davon abgehalten, in Aktien, Fonds oder ETF zu investieren? Dieser Ratgeber umfasst die wichtigsten Regeln der Geldanlage, um die Risiken der Börse deutlich zu senken. 14 praxisorientierte Kapitel zeigen, wie Sie intelligent investieren und welche strategischen Ansätze den meisten Erfolg versprechen. Börsenkennzahlen richtig lesen, Kursbewegungen verstehen, ein Portfolio aufbauen – mit dem Börsenwissen von Stiftung Warentest gelingt der Einstieg auch Neulingen. Haben Sie keine Angst vor dem Aktienmarkt - mit diesen hilfreichen Finanztipps gelingt auch Ihnen eine erfolgreiche Kapitalanlage. Dafür müssen Sie auch keine großen Summen anlegen, schon mit kleinen Beträgen können Sie nur gewinnen. Dieses Aktienbuch zeigt Ihnen, wie Sie Ihr Vermögen vermehren, wie die Börse tickt und vor welchen Psychofallen Sie sich schützen müssen. Kompakt bietet das Finanzbuch sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene das nötige Wissen, um an der Börse Kosten und Risiken zu minimieren, Chancen zu erweitern und eine individuelle Anlagestrategie zu entwickeln. Geldanlage darf nicht den Schlaf kosten: Welches Risiko wollen Sie eingehen? Kaufe keine Aktie ohne Plan: Informieren Sie sich vor dem Kauf einer Aktie Breite Streuung schützt vor Tränen: Diversifikation senkt das Risiko an der Börse Gefühle gehören nicht an die Börse: Entscheidungen sollten immer rational getroffen werden
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Seitenzahl: 217
Veröffentlichungsjahr: 2023
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CLEMENS SCHÖMANN-FINCK
Reichwerden beginnt im Kopf
Goldene Regeln für den Erfolg
1Erwartungen machen die Kurse
Irrational und effizient ist an der Börse kein Widerspruch
2Geldanlage darf nicht den Schlaf kosten
Gute Geldanlage beginnt mit der Wahl des richtigen Risikos
Risiko hat sehr unterschiedliche Facetten
Im Check: Das richtige Risiko
3ETF und Fonds sind Deine Chance
Bequemlichkeit ist an der Börse nichts Anrüchiges
Die richtigen Fonds und ETF auswählen
Im Check: Geld anlegen mit ETF und Fonds
4Kaufe keine Aktie ohne einen Plan
Das Bauchgefühl ist ein schlechter Ratgeber
Denken Sie schon beim Kauf an den Verkauf
Im Check: Wichtige Fragen vor dem Aktienkauf
5Dividendengier kann schmerzhaft enden
Wer die Dividende versteht, nicht untergeht
6Mit Geduld und Disziplin zum Erfolg
Schon mit kleinen Summen lässt sich Großes erreichen
7Kosten im Blick machen den Kick
Vergleichen ist der einfachste Weg zu mehr Rendite
Kosten bei Fonds
8Breite Streuung schützt vor Tränen
Leg dir die Welt ins Depot, und du wirst froh
Mit Anleihen noch breiter diversifizieren
Rohstoffe runden das Depot ab
9Gefühle gehören nicht an die Börse
Psychologie und Emotionen erklären Kurse oft besser als Zahlen
Tückische Psychofallen für Anleger
Wie die richtige Anlagestrategie schützt
10Ein gutes Gewissen kostet nicht mehr
Wer es kapiert, hat grün investiert
Nachhaltig investieren mit ETF und Fonds
11Wer die Ruhe bewahrt, den belohnt der Crash
In der Krise zeigt sich, wer das Zeug zum Anleger hat
12Glaub an Gold – aber nicht alles, was man darüber sagt
Gold kann blenden
Wie Sie in Gold investieren können
13» Finanzpornografie « ist eine teure Verlockung
Wer schnell reich werden will, wird oft schnell arm
Im Check: Nicht in Versuchung führen lassen
14Vermehre Dein Finanzwissen genau wie Dein Geld
Wer mehr weiß, hat mehr Optionen
Muster der Charttechnik
Service
Ausgewählte ETF, nachhaltige aktive Fonds und Gold-ETC
Stichwortverzeichnis
Wer sein Geld gewinnbringend anlegen möchte, kommt an Aktien nicht vorbei. Um die Renditechancen der Börse zu nutzen, braucht man das passende Mindset.
Mit dem Finanztest-Know-how die Bauchlandung am Aktienmarkt vermeiden
Glücksspiel, Zockerei, Spekulation – es gibt viele schlechte Meinungen über die Börse. Jahrelang machten viele Sparer deswegen einen Bogen um Aktien. Die Angst vor Verlusten war zu groß, und vielleicht fehlten bei manchen auch die nötigen Kenntnisse. Doch langsam setzt ein Umdenken ein. Die Zahl der Aktionäre und Aktionärinnen steigt wieder. Inzwischen legen über zwölf Millionen Menschen Geld in Aktien, Aktienfonds oder ETF an. Sie erkennen die Chancen, die die Börse für den Vermögensaufbau bietet.
Mit diesem Buch wollen wir Ihnen helfen, damit auch Sie erfolgreich Ihr Geld an der Börse vermehren können. Wir wollen Ihnen zeigen, wie Sie am besten vorgehen, um Ihre Ziele zu erreichen und die Anlage zu finden, die zu Ihnen passt.
Denn für unerfahrene Anleger und Anlegerinnen lauern natürlich Gefahren an der Börse. Der Hype um Wasserstoff-Aktien, Cannabis-Start-ups, der Absturz mancher Tech-Werte und natürlich die Pleite von Wirecard sind nur ein paar Fälle aus den letzten Jahren, bei denen Anleger viel Geld verloren. Davor waren es zum Beispiel der Zusammenbruch der deutschen Solarindustrie und der Absturz des Neuen Marktes zur Jahrtausendwende, die Anlegern schmerzhafte Verluste zufügten.
Damit Ihnen so etwas nicht passiert, haben wir für Sie in diesem Buch wichtige Regeln für die Geldanlage mit Aktien zusammengestellt. Denn Börse muss nicht Zockerei, Risiko und Casino sein. Wer sein Geld mit der richtigen Strategie und der nötigen Umsicht anlegt, kann die Risiken der Börse – die es ohne Frage gibt – deutlich senken. Aktien können ein wichtiger Baustein für den Vermögensaufbau sein – wenn man gewisse Regeln beachtet.
Was aber sind diese Regeln? Lässt sich das Wissen rund um die Geldanlage in Aktien und Fonds in allgemein verständliche Merksätze fassen? Zu diesem Thema kursieren zahlreiche Weisheiten und (angebliche) Zitate von Börsengrößen wie Warren Buffett oder André Kostolany. Sicher kennen Sie den einen oder anderen Spruch, etwa „The trend is your friend“.
In diesem Buch sagen wir Ihnen nicht nur, was davon zu halten ist und wie relevant diese Aussprüche wirklich sind. Wir haben außerdem die Quintessenz des Finanztest-Know-hows in 14 „goldenen Börsenregeln“ zusammengefasst. An diesen Leitsätzen können Sie sich bei allen Fragen rund um die Geldanlage orientieren. Sie helfen Ihnen unter anderem beim Zusammenstellen Ihres Portfolios, bei der Auswahl einer passenden Strategie, bei der Bewertung von Anlagemöglichkeiten, aber auch im Börsencrash. Das Buch ist dabei so gestaltet, dass Sie es ohne feste Reihenfolge lesen können. Jedes Kapitel behandelt eine Regel und kann für sich stehen. So gelangen Sie wie bei einem Nachschlagewerk immer direkt zu dem Thema, das für Sie und Ihre Anlageentscheidung gerade relevant ist. Das Buch ist damit Ihr Reiseführer durch die Börsenwelt.
Die „goldenen Regeln“ in diesem Buch helfen Ihnen, die Chancen zu erschließen, die in der Geldanlage mit Aktien liegen. Denn ohne Aktien Vermögen aufzubauen, wird schwer. Auch wenn die großen Notenbanken im Jahr 2022 die Zinswende eingeläutet und sich von der ultralockeren Geldpolitik verabschiedet haben, bleibt es sehr fraglich, ob die Zinsen in absehbarer Zeit auf Höhen steigen werden, die auch nach Abzug der Inflation (die sogenannte Realverzinsung) einen nennenswerten Vermögenszuwachs ermöglichen.
Denn auch wenn die hohen Inflationsraten der Jahre 2021 und 2022 wahrscheinlich eine Ausnahme gewesen sind, die auf Sonderfaktoren wie Lieferkettenprobleme nach der Corona-Krise und Preissprünge bei Rohstoffen als Folge des Ukrainekriegs zurückzuführen ist, so gibt es doch unterschwellige Trends, die dafür sorgen werden, dass die Zeiten der extrem niedrigen Inflationsraten vorerst vorbei sind.
1 Nicht zu unterschätzen sind die Folgen des demografischen Wandels. Weil die Gesellschaft altert, wächst der Fachkräftemangel. Unternehmen werden zunehmend im scharfen Wettbewerb um die besten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stehen. Die so Umworbenen können die Not der Firmen für höhere Lohnforderungen nutzen. Die höheren Löhne werden die Preise steigen lassen.
2 Ein zweiter Punkt ist die Deglobalisierung als Reaktion auf die wachsenden geopolitischen Spannungen. Viele Jahre lang verlagerten Firmen ihre Produktion ins Ausland, wo es billig war. Viele Waren wurden dadurch günstiger. Nun müssen Firmen ihre Produktionsprozesse und Lieferketten neu denken. Der Trend geht dahin, wieder näher am Absatzmarkt zu produzieren. Das kann zu steigenden Herstellungskosten führen, die wiederum an die Verbraucher weitergegeben werden.
WERTVERNICHTER INFLATION
Über die Jahre kann Inflation den Wert des Ersparten empfindlich mindern. Wer den Wert seines Vermögens erhalten will, muss sein Geld daher anlegen.
Quelle: eigene Berechnungen
3 Ein weiterer wichtiger Faktor sind schließlich die Energiepreise. Zu den Kosten, die mit dem Kampf gegen den Klimawandel verbunden sind, wie zum Beispiel die CO2-Steuer oder Auflagen zum Energiesparen, kommen die Folgen des Ukraine-Kriegs. Die Zeiten billiger Gasimporte aus Russland scheinen vorbei. Es wird also aller Voraussicht nach auch mittel- und langfristig dabei bleiben: Praktisch nur mit Aktien lassen sich Renditen erzielen, die auch nach Abzug von Steuern und Kosten mit der Inflation mithalten können und so zumindest einen Vermögenserhalt, im besten Fall einen Vermögenszuwachs möglich machen.
Wie wichtig es ist, sein Vermögen zu vermehren, erschließt sich schnell, wenn man ein paar Jahre in die Zukunft schaut, genauer gesagt: auf die Rente. Private Altersvorsorge ist praktisch ein Muss, wenn Sie ohne große Geldsorgen im Alter leben und Ihren Ruhestand genießen wollen. Denn die gesetzliche Rente allein wird dafür nicht ausreichen („Versorgungslücke“): Immer weniger Einzahler müssen immer mehr Rentner versorgen. Deshalb ist über die Jahre das sogenannte Rentenniveau immer weiter gesunken und liegt nur noch bei 48 Prozent. Mehr ist nicht finanzierbar. Schauen Sie mal auf die Renteninformation, die Sie jährlich von der Rentenversicherung erhalten. Auch dort wird zu einer privaten Altersvorsorge als Ergänzung geraten.
Nutzen Sie daher die goldenen Regeln in diesem Buch für Ihren erfolgreichen Vermögensaufbau an der Börse. Dafür brauchen Sie keine großen Summen. Selbst mit kleinen Beträgen lassen sich über die Jahre erstaunliche Resultate erzielen. Es gilt die Devise: Niemand ist zu arm, um reich zu werden. Sie werden in diesem Buch erfahren, wie Sie vernünftig in Aktien, Fonds und ETF investieren. Sie werden lernen, wie die Börse tickt und vor welchen Psychofallen Sie sich schützen müssen.
Also keine Angst: So kompliziert ist erfolgreiche Geldanlage mit Aktien gar nicht! Wir wollen, dass Sie derjenige sind, der eine Erfolgsgeschichte erzählen kann. Ja, es stimmt: Geld anzulegen bedeutet, Risiken einzugehen. Aber: In Anbetracht der oben genannten Argumente kann es das höhere Risiko bedeuten, das Geld nicht anzulegen.
Eignen Sie sich daher nicht nur die wichtigsten Börsenregeln an. Mindestens genauso wichtig ist es, eine positive Beziehung zum Thema Geld zu entwickeln. Leider ist es so, dass gerade in Deutschland Geld und Reichtum negativ behaftet sind. Deutlich wird das zum Beispiel an geflügelten Wörtern wie „Über Geld spricht man nicht“, „Geld verdirbt den Charakter“ oder „Geld macht auch nicht glücklich“. Wer reich ist, erfährt oft Neid und Misstrauen statt Anerkennung oder Respekt. Kaum jemand sieht die Anstrengung und die Arbeit, die hinter einem erfolgreichen Vermögensaufbau stecken. „Dem geht es immer nur ums Geld“, wird stattdessen schnell abfällig kommentiert.
Lassen Sie sich davon nicht bremsen. Geld ist das, was wir daraus machen. Wir können es stumpf anhäufen – oder wir nutzen es, um uns Wünsche zu erfüllen, uns oder unserer Familie ein sicheres Leben zu ermöglichen oder es zu spenden. Wir tauschen es ein, es ist ein Werkzeug, um unsere Ziele zu erreichen. Dann zu sagen „Ich liebe Geld“, ist nichts Verwerfliches oder Anrüchiges.
Legen Sie sich also das richtige Geld-Mindset zu und beginnen Sie, Geld zu wertschätzen. Reichwerden beginnt im Kopf. Sie müssen sich bewusst dafür entscheiden, Vermögen aufzubauen und dieses Ziel in Ihr Leben, in Ihr Verhalten und Denken integrieren.
Beginnen Sie damit, sich regelmäßig mit Ihren Finanzen zu beschäftigen und sich um Ihr Geld zu kümmern.
Am besten machen Sie sich dafür einen festen Termin mindestens einmal im Monat, ein „Rendezvous mit Ihrem Geld“, wie es der Selfmade-Millionär Philipp J. Müller einmal schön beschrieben hat. Verschaffen Sie sich dabei einen Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben. Überlegen Sie: Wie viel Geld haben Sie ausgegeben? War es mehr als sonst und warum? Gibt es günstigere Alternativen für manche Versicherungen oder den Stromanbieter? Sind alle Rechnungen überwiesen? Gab es Fehler bei Abbuchungen oder der Kreditkartenabrechnung? Haben Sie Geld übrig, das Sie investieren können?
Lernen Sie außerdem, richtig zu sparen. An der Börse können Sie nur das Kapital investieren, das Sie übrig haben. Vermögensaufbau geht nur mit Konsumverzicht. Sie schränken sich heute ein, um später mehr zu haben. In der Wissenschaft spricht man vom „Lebenszyklus-Modell“. In ihm geht es um die Entwicklung und Verteilung von Vermögen, Einkommen und Konsum im Zeitverlauf. Vereinfacht gesagt, geben wir während unseres Berufslebens nicht so viel Geld aus, wie wir könnten. Unser Einkommen ist höher als der Konsum. Dafür können wir später in der Rente mehr ausgeben, als wir an Einnahmen haben. Wir legen also durch Sparen die Basis für einen Konsum, der über unser Einkommen hinausgeht.
Wir können leider nicht erwarten, dass wir in jungen Jahren in Saus und Braus leben und dann auch unseren Ruhestand in vollen Zügen genießen können. Beides geht nicht. Was wir aber können, ist, über Sparen und Entsparen unseren Konsum bestmöglich über die gesamte Lebenszeit zu verteilen und damit unseren Lebensstandard nach unseren Präferenzen zu optimieren.
Viele machen aber den Fehler, dass sie sich kein festes Sparziel setzen. Sie legen zurück, was am Monatsende übrig ist. Das ist mal mehr, mal weniger und sehr oft auch gar nichts. So lässt sich natürlich nur schwer ein Vermögen aufbauen. Machen Sie es daher andersherum: Sparen Sie nicht, was nach den Ausgaben noch übrig ist, sondern geben Sie aus, was nach dem Sparen noch bleibt. Bezahlen Sie zuerst sich und dann die anderen.
Umsetzen lässt sich diese Strategie, indem Sie mit Unterkonten arbeiten. „Lebenshaltung“, „Freizeit“, „größere Anschaffungen“, „Bildung“ und eben „Investieren“ bieten sich als Kategorien an. Legen Sie feste Summen für die verschiedenen Kategorien fest und richten Sie entsprechende Daueraufträge ein. Bekommen Sie Ihr Gehalt, wird es automatisch auf die verschiedenen Unterkonten verteilt. Statt in ein eigenes Unterkonto „Investieren“ können Sie das vorgesehene Geld auch direkt in einen Sparplan fließen lassen. Mehr dazu erfahren Sie ab Seite 70 („Mit Geduld und Disziplin zum Erfolg“). In wenigen Schritten bauen Sie so ein übersichtliches System für Ihre Finanzen auf.
Daneben sollten Sie sich noch ein Konto „Notreserve“ anlegen. Dieses Konto ist wichtig, damit Sie für überraschende Ereignisse gewappnet sind und nicht auf das investierte Geld zurückgreifen müssen. Die Faustregel für die Notreserve sind drei Monatseinkommen. Auf diese Weise beugen Sie vor, um in einer Notlage nicht Ihre Aktien verkaufen zu müssen. Denn wenn es just zu diesem Zeitpunkt an der Börse schlecht läuft, kann es sein, dass Ihr Depot im Minus steht und Sie beim Verkauf Verluste erleiden. Legen Sie daher am Anfang Ihren Schwerpunkt beim Sparen auf den Aufbau des „Notreserve“-Kontos. Wenn es sich mehr und mehr füllt, können Sie die Verteilung Ihrer Sparsumme langsam zugunsten des „Investieren“-Kontos ändern, bis dann alles Geld, das Sie sparen wollen, dorthin fließt.
Wenn Sie noch nicht viel verdienen, ist die Summe, die Sie jeden Monat zurücklegen können, vielleicht noch klein. Legen Sie trotzdem los! Schon ein Euro am Tag, also 30 Euro im Monat, kann über die Jahre viel bewirken. In 20 Jahren werden daraus bei einer durchschnittlichen Rendite von sieben Prozent rund 15 000 Euro. Das ist ein Anfang. Schaffen Sie es, zwei Euro am Tag zu sparen, wächst Ihr Vermögen im gleichen Zeitraum auf circa 30 000 Euro. Ihr Ziel sollte es sein, den Sparbetrag konstant zu erhöhen. Ob Sie Vermögen aufbauen oder nicht, hängt nicht von Ihrem aktuellen Einkommen ab. Entscheidend ist, wie viel Sie sparen und wie lange Sie investieren.
ERST WENIGER, DANN MEHR
Die Grafik illustriert das Lebenszyklusmodell. Damit wir uns auch im Alter nicht einschränken müssen, bauen wir Vermögen auf. Wir konsumieren erst weniger, als wir verdienen. Das angesammelte Vermögen ermöglicht uns dann im Alter trotz gesunkener Einnahmen (Rente), unseren Konsum beizubehalten. Unterstellt ist ein konstanter Konsum.
Quelle: Nach Martin Weber: Die genial einfache Vermögensformel
Zehn Prozent des verfügbaren Monatseinkommens ist ein erster Richtwert. Steigt Ihr Einkommen, können Sie die Sparquote weiter erhöhen. Eine große Falle ist dabei die sogenannte Lifestyle-Inflation. Damit ist gemeint, dass die Ausgaben steigen, wenn sich das Einkommen erhöht: Die Urlaube werden teurer, die Wohnung wird größer, ein neues Auto wird gekauft und so weiter. Man leistet sich einfach mehr. Seien Sie diszipliniert und vergessen Sie nicht Ihre Vermögensziele. Hohe Ausgaben schaffen Abhängigkeiten. Je mehr Sie ausgeben, desto mehr müssen Sie auch sparen, um im Alter Ihren Lebensstandard zu erhalten. Denken Sie daran, dass Sie vorher auch schon ohne dieses Geld ausgekommen sind.
Sie können einen großen Schritt in Richtung einer höheren Sparquote machen, wenn Sie die wahren Kosten von Anschaffungen erkennen. In Frugalistenkreisen gibt es dazu interessante Gedankenexperimente. Frugalisten versuchen, sehr sparsam zu leben, um möglichst früh ihren Traum von der finanziellen Freiheit zu verwirklichen. Das heißt: Ihr Ziel ist, genug Geld angespart zu haben, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Frugalisten überlegen sich daher sehr genau, wofür sie ihr Geld ausgeben. Denn jeder Euro, der in eine Ladenkasse fließt, kann nicht angelegt werden. Die Kosten sind dadurch wesentlich höher, als es mit Blick aufs Preisschild scheint.
Ein Beispiel verdeutlich das: Angenommen, Sie wollen sich ein neues Tablet kaufen. Es kostet 600 Euro – zumindest laut Preisschild. In Wahrheit kostet Sie das Gerät aber 3,50 Euro pro Monat bis an Ihr Lebensende! Denn statt die 600 Euro auszugeben, könnten Sie das Geld auch investieren. Die durchschnittliche Rendite eines breit aufgestellten Aktienportfolios lag in den vergangenen Jahren bei etwa sieben Prozent im Jahr. Bei einer Summe von 600 Euro sind das im Jahr 42 Euro Rendite (also die erwähnten 3,50 Euro im Monat), die Ihnen durch den Kauf entgehen.
Diese Rechnung ist natürlich sehr vereinfacht. Die Rendite schwankt etwa von Jahr zu Jahr. Aber das Beispiel macht deutlich, wie teuer Konsum tatsächlich ist.
Beliebt sind bei Frugalisten auch die 752-Regel und die 173-Regel. Sie helfen zu überschlagen, wie teuer uns Gewohnheiten kommen, zum Beispiel der tägliche Coffee-to-go auf dem Weg zur Arbeit oder das belegte Brötchen vom Bäcker für die Mittagspause. Denn wie eben beim Tablet-Beispiel haben wir ja die Möglichkeit, das Geld zu sparen und anzulegen, anstatt es zu verkonsumieren.
Der Regel gemäß werden die wahren Kosten einer wöchentlichen Ausgabe deutlich, wenn man sie mit 752 multipliziert. Die wahren Kosten einer monatlichen Ausgabe sieht man bei der Multiplikation der Summe mit 173.
Kaufen Sie sich also jeden Tag auf dem Weg ins Büro einen Kaffee zum Mitnehmen für drei Euro, macht das pro Woche 15 Euro (Ferien und Feiertage einmal außer Acht gelassen). Diese Summe wird mit 752 multipliziert. Das Ergebnis: 11 280 Euro. Gemäß der 752-Regel wäre das die Summe, die Sie nach zehn Jahren hätten, wenn Sie das Geld, statt es für den täglichen Kaffee auszugeben, zu sieben Prozent anlegen würden.
Von Berechnungen mit einem Sparplanrechner weichen diese Zahlen etwas ab. Das schadet der Beliebtheit dieser zwei Faustformeln in den Finanz-Communitys aber nicht. Denn es geht ja vor allem darum, zu überschlagen, was Gewohnheiten kosten.
Wir wollen natürlich nicht, dass Sie jetzt anfangen zu knausern und zum Geizhals werden. Es ist auch wichtig, das Leben zu genießen und sich ab und zu etwas zu gönnen! Es geht nur darum, den Blick zu schärfen für all die vielen kleinen Ausgaben. Sie sind Ihnen vielleicht gar nicht bewusst, können aber das Tempo Ihres Vermögensaufbaus deutlich verlangsamen.
Es war bisher viel vom Kostensenken, Sparen und Investieren die Rede. Eine ganz wichtige Stellschraube beim Vermögensaufbau haben wir bisher aber immer nur gestreift:
Vielleicht haben Sie sich bei den Unterkonten gewundert, warum dort auch „Bildung“ als mögliche Kategorie stand. Ganz einfach: Es ist wichtig, dass Sie nicht nur in Aktien und Co investieren, sondern auch in sich selbst. Es geht um Ihr Humankapital. Das Humankapital ist vereinfacht gesagt das Geld, das Sie im Laufe Ihres Arbeitslebens bis zur Rente verdienen werden.
Damit Sie eine Vorstellung davon bekommen, um welche Summen es hier geht: Bei einer 30-jährigen Angestellten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 2 500 Euro beträgt das Humankapital rund 1,1 Million Euro. So viel verdient sie insgesamt in den 37 Jahren bis zu ihrer Rente. Das ist natürlich nur ein grober Richtwert. Weder sind hier Gehaltssteigerungen, die Inflationsentwicklung noch mögliche Änderungen des Steuerrechts oder eventuelle Ausfallzeiten berücksichtigt. Aber die Summe zeigt: Beim Humankapital geht es um viel Geld. Es ist Ihr wichtigster Vermögenswert.
Dieses Kapital gilt es nicht nur zu schützen und abzusichern, zum Beispiel über eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder einen gesunden Lebensstil. Sie sollten sich auch fragen, wie Sie es vermehren können. Sehen Sie Ihr Humankapital als eigene Anlageklasse. Natürlich gibt es Optionen wie Überstunden oder Nebenjobs. Aber der eigentliche Schlüssel ist Ihre Qualifizierung. Daher das Unterkonto „Bildung“. Weiter- und Fortbildungen erhöhen die Chance auf einen Job mit einer höheren Bezahlung. Damit steigt Ihr Einkommen, und Sie können mehr sparen, um Ihre finanziellen Ziele (früher) zu erreichen. „An investment in knowledge pays the best interest“, wie der US-Staatsmann Benjamin Franklin (1706 bis 1790) schon wusste.
Wir haben auf den letzten Seiten einen weiten Bogen geschlagen und verschiedene Aspekte und Faktoren angesprochen, die beim Vermögensaufbau eine Rolle spielen. Zum Glück lässt sich all das, was Sie gerade gelesen haben, in einer Abkürzung zusammenfassen: EKG. Es geht beim Vermögensaufbau darum, die Einnahmen zu erhöhen, die Kosten zu senken und die Gewinne anzulegen. Oder, wenn man es in eine Formel bringen will:
Nehmen Sie bitte mit, dass der Aufbau von Vermögen kein unerfüllbarer Traum ist, sondern jeder es mit dem richtigen Mindset und der richtigen Strategie schaffen kann.
An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Es geht um Erwartungen und Wahrscheinlichkeiten. Neue Informationen werden rasend schnell verarbeitet und lassen die Kurse steigen oder fallen.
Unterschiedliche Meinungen prallen an der Börse aufeinander: Ist eine Aktie fair bewertet oder nicht?
Für Außenstehende erscheinen die Finanzmärkte oft unberechenbar. Scheinbar grundlos schießen Kurse in die Höhe oder brechen ein. Doch mit etwas Hintergrundwissen lassen sich Zusammenhänge erkennen, die helfen, die Bewegungen zu verstehen. Die Börse kann irrational und effizient in einem sein. Irrational, weil die Aufs und Abs oft einem Herdentrieb folgen; effizient, weil Informationen schnell verarbeitet werden.
Ganz wichtig ist, dass Sie verstehen, dass es an der Börse um Erwartungen geht. An der Börse wird die Zukunft gehandelt, wie man auch sagt. Die Faustregel ist, dass die Märkte etwa sechs bis zwölf Monate vorausschauen. Das heißt, Investoren treffen gewisse Annahmen über künftige Ereignisse und positionieren sich entsprechend. Sie kaufen zum Beispiel die Aktien eines Ölkonzerns, wenn sie mit steigenden Energiepreisen rechnen. Oder sie verkaufen die Aktien einer Fluggesellschaft, wenn sie glauben, dass es weniger Geschäftsreisen geben wird und deswegen die Einnahmen sinken. Andere Investoren sind gegenteiliger Meinung und verkaufen deswegen die Aktien des Ölkonzerns und kaufen diejenigen der Fluggesellschaft. Nur so kann es einen Aktienhandel geben.
Die Erwartungen werden dabei immer wieder überprüft und angepasst. Sehr gut kann man das sehen, wenn Unternehmen ihre Geschäftszahlen vorlegen: Es reicht nicht, dass das Unternehmen einen Gewinnanstieg meldet. Der Kurs kann trotzdem fallen, wenn die Anleger mit einer noch größeren Steigerung gerechnet haben. Umgekehrt können die Kurse trotz eines Verlusts steigen. Das ist dann der Fall, wenn es nicht so schlimm gekommen ist, wie erwartet wurde.
Es geht immer um die Frage, was schon in den Kursen „eingepreist“ ist und was nicht, wie es im Börsenjargon heißt, und ob eine Aktie bei ihrem aktuellen Preis fair bewertet ist. Investoren, die aufgrund von Gewinnschätzungen und Analysen der Meinung sind, dass eine Aktie unterbewertet ist, kaufen sie. Wer der Meinung ist, dass sie überbewertet ist, verkauft. Aber niemand weiß natürlich, welches der wahre Wert der Aktie ist. Der Kurs, zu dem ein Unternehmen an der Börse gehandelt wird, ist sozusagen nur die beste Schätzung.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Kurse immer richtig sind. Im Gegenteil: Übertreibungen und Irrationalität gehören zur Börse dazu – in die eine wie in die andere Richtung. Psychologie spielt eine große Rolle. Es gibt Phasen, wo die Investoren voller Euphorie sind und Risiken einfach ausblenden. In einer solchen Situation werden vor allem die Chancen gesehen, und entsprechend optimistisch sind die Anleger in ihren Erwartungen. Dann wiederum ist es genau umgekehrt. Die Investoren blicken pessimistisch in die Zukunft und rechnen mit dem Schlimmsten. Die Risiken werden betont und dementsprechend die Erwartungen gesenkt. Selbst gute Nachrichten finden dann kaum Gehör.
Und schließlich gibt es immer wieder Hype- und Modethemen. Gerade bei neuen Technologien geraten viele Anleger ins Schwärmen und malen sich die Möglichkeiten aus. In solchen Fällen schießt dann der Kurs der entsprechenden Aktie steil nach oben und entkoppelt sich völlig von der Realität. Oft werden dabei die Schwierigkeiten übersehen, die neue Technologien oder das Erschließen neuer Märkte mit sich bringen. Oder die Erwartungen an die Nachfrage sind zu hoch. In solchen Situationen heißt es für Sie: kritisch und vorsichtig sein. Bewahren Sie einen kühlen Kopf und lassen Sie sich nicht von der allgemeinen Euphorie anstecken. Auch an den Finanzmärkten wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Seien Sie deshalb kritisch bei Hype-Themen. Denn auf Dauer hat die Börse noch alles korrigiert. Mit welchen Kennzahlen Sie die Bewertung einer Aktie analysieren können, erfahren Sie im Detail in „Kaufe keine Aktie ohne einen Plan“ ab Seite 49.
Neue Informationen werden an der Börse stets rasend schnell verarbeitet. Profianleger verfolgen bei speziellen Informationsdiensten wie Bloomberg das Geschehen und reagieren prompt auf neue Entwicklungen. Die sogenannte Effizienzmarkthypothese besagt, dass der Kurs alle wertrelevanten Informationen, die aktuell bekannt sind, vollständig und korrekt spiegelt. Er ist damit „informationseffizient“.
„IF IT’S IN THE NEWS, it’s in the market”, lautet die Effizienzmarkthypothese übersetzt in ein Börsensprichwort. „Wenn es in den Nachrichten ist, ist es in den Kursen“, könnte man es vielleicht ins Deutsche übersetzen. Die Aussage ist jedoch sehr pauschal. Wer schon länger an der Börse aktiv ist, hat schon viele Male erlebt, wie Neuigkeiten unterschiedlich bewertet werden. Manchmal werden Meldungen vom Markt ignoriert, wenn sie nicht ins allgemeine Stimmungsbild passen. Manchmal reagiert der Markt stark zeitverzögert.
Gemäß der Effizienzmarkthypothese müssen Sie sich als Anlegerin oder Anleger also nicht fragen, ob die Börse etwas „weiß“ oder die Märkte etwas „auf dem Schirm haben“. Konjunkturdaten, Geschäftszahlen oder politische Regulierungsmaßnahmen werden an den Märkten analysiert und fließen in die Kauf- und Verkaufentscheidungen mit ein. Nur neue, bislang noch unbekannte Informationen können den Kurs beeinflussen. Kaum, dass ein Unternehmen Übernahmepläne verkündet, schießt der Kurs des Kaufkandidaten nach oben. Kommt die Akquisition doch nicht zustande, saust er wieder nach unten. Der Vorstand muss seine Gewinnprognose ändern und gibt eine sogenannte Gewinnwarnung heraus – prompt fällt der Aktienkurs. Verkauft sich das neue Modell eines Autoherstellers besser als gedacht, steigt der Kurs. Schon Gerüchte über Ereignisse finden Berücksichtigung in den Kursen. Tritt ein Ereignis dann wie erwartet ein, interessiert das kaum noch jemanden. „Buy the rumours, sell the facts“, wie es auch an der Börse heißt. Mit diesem Spruch lassen sich manchmal Kursbewegungen gut erklären, um ein Gesetz handelt es sich aber natürlich nicht.
Als langfristig orientierter Investor müssen Sie sich allerdings von diesem täglichen Hin und Her und der Nervosität der Märkte frei machen. Für Aktionismus gibt es keinen Preis an der Börse. Es ist auch nicht so, dass Fleiß belohnt wird oder es Extrapunkte für einen erhöhten Schwierigkeitsgrad gibt. Es geht vielmehr darum, seine Risiken vernünftig zu streuen und dann seiner Strategie treu zu bleiben. Geduld und Beständigkeit zahlen sich aus.
Aktienkurse sind nicht vorhersagbar, egal, was manche Experten aufgrund ihrer Modelle und Analysen behaupten. Denn niemand kann wissen, was an neuen Informationen auf den Markt kommt. Man kann darauf nur spekulieren. Investoren setzen darauf, dass sich ihre Zukunftsannahmen als richtig herausstellen, und kaufen oder verkaufen dementsprechend die Papiere. An der Börse geht es also um Wahrscheinlichkeiten, die man als Anleger gegeneinander abwägen muss. Laufend werden sie angepasst, feinjustiert und fließen in die Kurse ein. Wer richtig lag, weiß man erst hinterher.