Golfzoff - Hannes Vogler - E-Book

Golfzoff E-Book

Hannes Vogler

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  • Herausgeber: Heel
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Golf oder Nichtgolf, das ist hier die Frage! Ist Golf das Beste, was einem im Leben passieren kann? Oder geht es nur darum, sinnlos ein rundes Etwas in ein löchriges Nichts zu befördern? Golfzoff, ein Duell: Ein gnadenloser satirischer Flight über 18 Löcher und 24 Kapitel. Rasend komisch gegen komisch rasend, umrahmt von herrlich oronischen Golfgedichten. Was EINSTEIN einst zum Ruhm verholf: GOTT würfelt nicht, er spielt nur GOLF. Vom Kabarettisten I Stangl, seinem Co-Autor Hannes Vogler & dem Golflyriker Robert Lirsch.

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Seitenzahl: 142

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Hannes Vogler · I Stangl

GOLFZOFF

Ein satirisches Duell

Impressum

HEEL Verlag GmbH

Gut Pottscheidt

53639 Königswinter

Telefon 0 22 23 / 92 30-0

Telefax 0 22 23 / 92 30 26

Mail: [email protected]

Internet: www.heel-verlag.de

© 2016: HEEL Verlag GmbH, Königswinter

Verantwortlich für den Inhalt:

I Stangl, Hannes Vogler, Robert Lirsch

Lektorat: Jost Neßhöver

Satz und Gestaltung: gb-s Mediendesign, Königswinter

Coverentwurf unter Verwendung eines Fotos von

LuckyImages – Fotolia

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks, der Wiedergabe in jeder Form und der Übersetzung in andere Sprachen, behält sich der Herausgeber vor. Es ist ohne schriftliche Genehmigung des Verlages nicht erlaubt, das Buch und Teile daraus auf fotomechanischem Weg zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer bzw. mechanischer Systeme zu speichern, systematisch auszuwerten oder zu verbreiten. Ebenso untersagt ist die Erfassung und Nutzung auf Netzwerken, inklusive Internet, oder die Verbreitung des Werkes auf Portalen wie Googlebooks.

Printed in Czech Republic

ISBN: 978-3-95843-368-7

eISBN: 978-3-95843-411-0

Hannes Vogler · I Stangl

Ein satirisches Duell

Mit lyrischen Abschlägen von Robert Lirsch

HEEL

GOLF ZOFF

Inhalt

Impressum

Fore-Wort

Zum Golf gezwungen

Geschenkgutschein

Vor dem Sündenfall

Der Sündenfall

Kurzes Spiel 1

Wandlung

Outing

Reue

Intellekduell

Reife

Die Macht des Schicksals

Rotkäppchen und das böse Golf

Das galaktische Erbe

Golf-Alien

Gott hat gehudelt

Die 10 Gebote des Golfgottes

Biblische Schläge

Das Golf-Gen

Mikado oder die Kunst der Bewegung

Helden wie wir

Kurzes Spiel 2

Midlife-Crisis-Golfer

Golfer haben es leicht

Augenraus

Equipment und Outfit

Golfers Leid

Das Erste

Die Mutter aller Glücksgefühle

Tierkunde

Sigmund Freud spielt Golf

Freud am Golfen

Nichts als fast die Wahrheit

Golfresorts

Vogelmord

Brösel für die Armen

Ein Tag am Platz

Kurzes Spiel 3

Krise am Höhepunkt

Anhang

Golf-ABC

Die Autoren

Herzlichen Dank

Der Golfliebhaber – I Stangl

Der Golfhasser – Hannes Vogler

Der Golf-Poet – Robert Lirsch

Fore-Wort

Ausgerechnet mein bester Freund Hannes Vogler war schuld daran, dass ich mit der allerbesten aller besten Sportarten begann: Golf.

Was uns davor unter anderem geeint hatte, war unsere Abscheu vor Sport in jeder Form, ja er war sogar ein ausgesprochener Golf-Hasser.

Woher dies rührt, könnte nur ein Psychotherapeut eruieren, aber dazu ist er zu geizig. Selbst als gut bezahlter Professor besitzt er nur gebraucht erworbene Alltagsgegenstände, Handys, Computer und Autos, die einem Museum zur Ehre gereichten. Da es aber keine gebrauchten Psychotherapie-Stunden gibt, lehnt er die genauso ab wie nagelneue Tennis- oder Squash-Lektionen, vom Besuch sündteurer Schwimmbäder, Kegelbahnen oder Fitness-Center ganz abgesehen. Dann allerdings kam plötzlich die Sache mit dem Golf. Aus heiterem Himmel!

Doch ich zahlte ihm die Provokation heim, indem dieser Sport vieles in meinem Leben zum Positiven veränderte. Besser gesagt dadurch, dass ich seither kein mieselsüchtiger Grantler mehr bin, für den selbst eine Partie Tischfußball eine unzumutbare Anstrengung ist.Aber lesen Sie selbst!

I Stangl

PS.: Fore-Wort heißt diese Einleitung auf meinen Vorschlag hin nach dem auf Golfplätzen gebräuchlichen Warnruf, wenn etwas aus heiterem Himmel geflogen kommt. Möge es Sie genauso treffen wie mich – und auch bei Ihnen einschlagen!

Mein Beitrag zum Schutz der Natur besteht darin, dass ich sie nicht mit Prügeln und Bällen misshandle. Mir deshalb einen Psychotherapeuten an den Hals zu wünschen, kommentiere ich nicht. Ich merke dazu bloß wertfrei an, dass so etwas nur einem verblendeten, engstirnigen, naiven, kritiklosen Hirn entspringen kann, dem aufgrund einer ganz bestimmten Sache Verstand und Intelligenz die Gefolg­schaft aufgekündigt haben. Diese Sache heißt Golf.

Sie bewirkt unter anderem das unerbetene Absondern platter Weisheiten über die angebliche Faszination dieser nach Synchrongähnen langweiligsten Bewegungsform der Welt.

Dass ich daran schuld bin, weise ich zurück. Leider kann man sich offenbar nicht einmal bei besten Freunden und Kabarettisten darauf verlassen, dass sie einen kleinen Spaß verstehen. Aber so ist das Leben. Was einem nicht misslingt, geht eben daneben.

Als sich I Stangl schließlich auch noch an ein Buch zum Thema Golf machte, blieb mir nur die einzige Möglichkeit, das Schlimmste zu verhindern: daran mitzuschreiben.

Als Mahner vor einem Spiel, das viel Unheil über die Menschheit gebracht hat, wofür die Durchlöcherung wehrloser Wiesen nur ein Beispiel ist. Es gab auch US-Präsidenten, denen Golf wichtiger war als die Politik, sogar Golfkriege wurden geführt. Aber lesen Sie auch das selbst!

Hannes VoglerPS.: Fore-Wort heißt diese Einleitung auf meinen Vorschlag hin. Und zwar nach dem unter GolferInnen gebräuchlichen Warnruf, wenn Gefahr droht. Bitte gehen Sie ihr aus dem Weg!

Man merkt es an der beiden Ton:

Der Zoff beginnt beim Fore-Wort schon,

man sieht sie beide schlimm entgleisen,

mit Wortinjurien, wechselweisen,

wohin man liest, nichts als Beschwerden,

das kann ja wirklich heiter werden!

Robert Lirsch

PS.: Vogler und Stangl haben bezüglich Golf ihre jeweiligen eigenen Wahrheiten. Trotzdem sind sie sympathische und wahrheitsliebende Menschen. Dennoch gelten beide als seltsam.

Zum Golf gezwungen

Schock!

Ich muss mich wieder bewegen! Erstmals nach 40 Jahren!

Damals bin ich noch mit seichtem Erfolg geschwommen. Habe wassergeballert in der Bundesliga-B. Die unterste Liga, aber immerhin. Doch bald beschloss ich, mich in Zukunft an Winston Churchill zu orientieren: no sports!

Daran hielt ich mich unbeweglich zielstrebig. Ja, ich wurde in der Disziplin no sports das, was man extrem erfolgreich nennt! Nicht einmal zum Spazierengehen konnte man mich bewegen. Ich mich auch nicht.

Für die Strecke vom Kühlschrank zum Fernsehsessel überlegte ich die Anschaffung eines Segway.

Ein Fahrrad zu besteigen fiel mir nur einmal ein, aber nach einigen Metern fiel ich vom selbigen wieder runter.

Ich sprang auch nie mehr in ein Wasser, egal ob dieses den Namen Pool, Meer oder Badewanne trug.

Und der Erfolg gab mir Recht! Binnen weniger Jahre konnte ich mein Gewicht rekordverdächtig in die Höhe katapultieren. Die Nadel der Badezimmerwaage knallte gegen das Maximum, welches sie bereit war anzuzeigen. 150 Kilogramm. Ich war am Ziel.

Nicht einmal mein großes Vorbild Winston hatte das geschafft.

Die Situation typisch männlich-logisch analysierend, sagte ich zu meiner entzückenden Frau Erni: „Wir brauchen eine neue Waage, unsere macht schlapp.“

„Du bist zu dick!“ antwortete sie typisch weiblich-emotionell zuspitzend, „Du musst etwas tun! Kennst du den Unterschied zwischen dir und einem Nilpferd?“

„Nein, Schatz.“

„Drei Kilo!“

Dazu muss man wissen, Erni kann sehr gut schätzen.

„Nobody is perfect!”, konterte ich. Und sie retournierte: „Aber du musst zwischen ‚no’ und ‚body’ einen Abstand lassen!“

Wenig später kam wie aus dem Nichts der Tag, an dem mein triumphaler Erfolg zunichte gemacht werden sollte. In Form einer besonders brutalen Attacke: Mein Freund Hannes Vogler überreichte mir als Geburtstagsgeschenk einen Gutschein, auf welchem stand: Golf, Platzreifekurs, Dauer 2x4 Stunden!

Hannes! Ausgerechnet er! Ich war fassungslos, bestürzt, wutentbrannt! Was mutet er mir zu?

Zwei ganze halbe Tage soll ich mich in etwas bewegen, was man „frische Luft“ nennt!? Ist er cerebral baufällig geworden?

Wie viel Sinnvolles könnte ich in dieser Zeit tun? Wie viele spannende Filme sehen? Wie viele Packungen Chips dabei futtern? Wie viele wunderschöne Träume in zwei mal vier Stunden Mittagsschlaf haben?

Niemals würde ich meiner mühsam erkämpften Körperfülle etwas antun, das sich Sport nennt!

Der einzige Schläger, den ich zur Hand nehme, ist eine Fliegenklatsche, mit der ich aber keiner Fliege nachlaufe, sie muss schon auf mir Platz nehmen, damit ich zuschlage. Kommt nicht in Frage, mit irgendwelchen Schnöseln in lächerlich gemusterten Hosen, mit denen sie sich niemals ins Büro trauen würden, zu golfen. So bunt wie sich manche Golfer kleiden, würden nicht einmal Zuhälter herumlaufen!

Bin ich ein Zuhälter? Nein! Ich bin Sportphobiker!

„Kommt nicht in Frage! Mit so einem Geschenk gefährdest du unsere Freundschaft!“

Nachdem Hannes mein Entsetzen in Form einer gewaltigen Gesichtsentgleisung süffisant grinsend mit den Worten „Habe ich dich endlich auch einmal reingelegt!“ quittierte, zückte er sein wahres Präsent, einen Gutschein für eine Nacht mit meiner Frau Erni im Hotel Orient, einem „Ort, an dem Sehnsüchte wieder neu entflammt werden“, wie es im Werbetext dieser Wiener Erotik-Institution heißt. Natürlich war auch mit diesem Präsent eine Art von Bewegung verbunden, diese aber schien mir weitaus sympathischer als ödes Trotten über einen Golfplatz. Und dabei womöglich von einer Zecke gehirnhautentzündet zu werden.

Erleichtert umarmte ich ihn. Gleichzeitig hatte ich ein schlechtes Gewissen: Wie hatte ich nur glauben können, dass er mich tatsächlich derart in die Bredouille reiten wollte? Mir fiel ein Schotterwerk vom Herzen. Aber mitten im Fallen desselben schallten mir Ernis Worte in den Ohren: „Ich finde Sex auf einem Golfplatz spannend. Wir entscheiden uns für Golf! Und darüber möchte ich jetzt nicht d-i-s-k-u-t-i-e-r-e-n !“

Ich liebe meine Frau. In dieser Sekunde wusste ich aber nicht, warum ...

Mein zugegeben fieses Geburtstagsgeschenk kam ja nicht von ungefähr. Stangl ist ein gefürchteter Scherzkübel. Unzählige Male hat er schon Leute reingelegt, sein beliebtestes Opfer war aber immer ich. So lud er zu einem Essen zu sich ein, servierte gebackene Pilze, darunter panierte Sektkorken. Bei mir zu Hause spannte er unter der Klobrille eine auf den ersten Blick nicht sichtbare Klarsichtfolie über die Toilette, bitte malen Sie sich selbst das Ergebnis aus. In einer feuchtfröhlichen Runde bot er mir 500 Euro an, wenn er drei rohe Eier auf meinem Kopf zerschlagen dürfe. Ich hätte sofort ahnen müssen, dass sich dahinter eine typisch Stangl‘sche Gemeinheit verbarg. Tat ich aber nicht. Folge: Nach zwei Eiern auf meinem Kopf hörte er auf und steckte den Geldschein wieder ein.

Ich musste also einmal zurückschlagen! Und es gelang mir auch formidabel. Ja, ich genoss es, als er meinen Golfkurs-Gutschein las, Fassungslosigkeit in ihm hochkroch und sich seine Gesichtsfarbe auf Ampel verfärbte, fast im Sekundentakt von grün über orange auf rot und wieder retour. Ich wusste, wenn seine Frau Erni etwas wollte, gab er immer nach, aber ich rechnete nicht damit, dass sie mein Präsent als Chance zur körperlichen Verminderung von Stangl sah. Ob für sie Sex auf einem Golfplatz tatsächlich eine Option darstellt, habe ich allerdings nie hinterfragt.

Für die fatalen Folgen, die aus meinem Spaßgeschenk resultierten, bin ich nicht verantwortlich. Sie sind einzig und allein der unfassbaren, durch nichts vorhersehbaren Mutation meines Freundes zu einem Golf-Ungeheuer zuzuschreiben.

Somit erkläre ich mich für unschuldig und nehme den Freispruch, den ich mir hiermit selbst verkünde, an.

Geschenkgutschein

Ein Gutschein für das Freudenhaus

löst ungeahnte Freuden aus,

statt wie geplant auf rotem Samt,

die Lust jetzt auf dem Grün entflammt.

Die Stellung, vormals lustbezogen,

bestimmt jetzt, wie der Ball geflogen;

in Rage bringt, statt Sex-Ekstasen,

den STANGL jetzt ein Loch im Rasen.

Derweil denkt VOGLER insgeheim:

„Schön ist’s, ein Danaer zu sein!“

Vor dem Sündenfall

Am frühen Morgen des ersten Kurstages hat eine wahrhaftige Bestie von Depression von mir Besitz ergriffen, um mich für eine lange Zeit zu umarmen. Zumindest so lange, bis ich diesen menschenunwürdigen Platzreifekurs hinter mich gebracht habe. Wenn Erni mich jetzt sehen könnte, schießt es mir durch den Kopf, sie würde mich liebevoll in die Arme schließen und flüstern: „Ich verstehe dich ja, mein Dicker.“

Worauf ich tränenerstickt antworten könnte: „Dann schreib mir eine Entschuldigung! Schreibe, dass ich trotz hohen Fiebers gerne den Kurs gemacht hätte, aber die Diagnose Malaria leider eine große Golfkarriere verhindert! Sag ihnen, dass ich in Quarantäne bin!“

In diesem Moment klingelte mein Handy. Hannes.

„Wie geht es dir?“

„Sehr gut. Der Gedanke an Suizid verursacht in mir ein enormes Glücksgefühl.“

„Ich habe ein schlechtes Gewissen.“

„Ich auch, weil ich dich nicht erwürgt habe, das wird mir psychisch lange nachhängen.“

„Alter, es gibt Notbremsen! Ich habe mich im Internet schlau gemacht, wie du dich zum absoluten Abschaum machen kannst, verhasst, unbeliebt ...“

„Klingt gut, aber das schaffe ich doch schon seit meiner Geburt.“

„Eben. Daher wird dir Folgendes leicht fallen: Zieh dir zum Golfkurs Blue Jeans an, das hassen Golfer wie Vegetarier geröstete Nieren, dazu eines deiner uralten Hawaii-Hemden, die schon in den 1980er Jahren bescheuert ausgesehen haben. Du hast doch noch die genagelten Bergschuhe von deinem Großvater als Andenken an ihn? Zieh sie an, sie sorgen dafür, dass jedes Green auf Jahre hinaus unbenützbar wird. Stell dich saublöd an, zeige ihnen, dass jede Kuh besser Golfen kann als du.“

„Das wird mir nicht schwer fallen.“

„Das sehe ich auch so. Wenn dir aber doch irrtümlich ein Schlag gelingen sollte, dann führe dich auf dem Platz so auf, als ob du gerade das entscheidende Tor zum Champions-League-Sieg geschossen hättest. Lauf schreiend, jubelnd über den Platz, reiß die Fahnenstange aus dem Loch, zerbrich sie überm Knie. Und wenn das alles nichts hilft, dann ziele bei jedem Schlag auf den Golflehrer! Zeig denen, dass du eine enorme Gefahr für jeden Club bist, der dich aufnimmt. Danach bist du wieder ein freier Mensch, geadelt um ein absolutes Betretungsverbot für alle Golfplätze der Welt!“

Ich war gerührt. Die mir unmittelbar bevorstehende Golf-Folter ließ meinen guten, alten Freund also doch nicht kalt.

Er handelte wie ein Bergsteiger, der seinen Spezi unter Einsatz seines Lebens aus einer kilometertiefen Gletscherspalte holt. Wie ein Kerl, der auf Ganzkörperbrandwunden pfeift, um seinen Kumpel aus einem brennenden Dynamitlager zu retten. Hannes war sogar in die Tiefe des Internets gestiegen, um mich aus der Senkgrube namens Golf herauszuziehen!

Wir versicherten uns gegenseitiger Liebe, wie es sie nur unter Männern gibt. Männer, die einen Freund nie im Stich lassen.

Da schnellt die Türe auf, Erni tritt entschlossen ein, ignoriert herzlos meinen Todeskampf und meint: „Wir müssen los, der Kurs beginnt um 9 Uhr!“

Ich fühle mich wie Erzherzog Franz Ferdinand, dem sein Adjutant soeben gesagt hat: „Majestät, wir müssen nach Sarajewo!“

Der Sündenfall

„Popo häraus!“

Der aus Ungarn stammende Trainer meinte es ja gut. Aber damit war er bei mir an den Richtigen geraten:

„Sie meinen, Popo ‚rausstrecken’“, korrigierte ich souverän, „denn ‚Popo heraus’ bedeutet, ich müsste mich ausziehen“.

„Bitte nicht! Wenn ich dem sein Gesicht sehe, muss es nicht auch noch der Hintern sein. Harharhar …“, bemerkte einer der beiden Männer auf der Abschlagmatte neben uns.

Darauf der andere: „Bei seiner Frau allerdings hätte ich gegen eine Po-Enthüllung nix einzuwenden. Bruhaha.“

Wusste ich es doch! Golfer haben einen tiefsinnigen Humor. So tief, dass man damit problemlos nach Australien durchstoßen könnte, würde man ihn als Erdbohrer verwenden. Binnen Minuten war ich in meiner Abneigung gegen dieses sinnlos armselige Bällchen-Dreschen und jene, die es tun, bestätigt worden.

Ich hatte übrigens Opas Bergschuhe zu Hause gelassen, und die alten Hawaii-Hemden hatten Größe XL, waren also um drei Xe zu klein. Mich unerträglich aufzuführen wäre mir wiederum leicht gefallen, aber ich wollte keine Scheidung riskieren.

„Ist Golf zweitschwierigst Sport nach Hochsprung mit Stab“, hörte ich den Golflehrer sagen. Wie tröstlich. Mit 58 Jahren musste ich nur den zweitschwierigsten Sport erlernen. Es hätte also noch schlimmer kommen können. Ich schaute zu Erni hinüber, gut sah sie aus. Frauen im Golfdress wirken glatt zehn Jahre jünger. Da sie schon ohne Golfoutfit gut zehn Jahre jünger aussieht als sie ist, ergab das zwei Jahrzehnte, wie sie da auf ihrer Abschlagsmatte stand. Also wie 38. Zwei Jahre, bevor ich sie kennenlernte. Ich kam mir vor wie im Film „Zurück in die Zukunft“.

Sie lächelte mich motivierend an, ich konnte ihre Gedanken lesen: „Das schaffst du!“ Oder dachte sie in Wirklichkeit: „Warte nur, Dickerchen, Stabhochspringen kommt als nächstes an die Reihe. Wäre doch gelacht, wenn ich dich nicht dazu bringen könnte, deine 150 Kilo über eine Querstange zu wuchten. 30 Zentimeter wirst du sicher schaffen ...“?

Eine halbe Stunde später wusste ich, warum Golf „zweitschwierigst Sport nach Hochsprung mit Stab“ ist. Ich kam mir vor wie ein Gegenstand, zu dem man irrtümlich „Mensch“ sagt. Jener, ich gebe es ja gerne zu, nicht unsympathische Golflehrer namens Peter – oder wie er sich mit seinem Akzent vorgestellt hatte, „Pätär“ – verlangte von mir eine Körperhaltung, gegen die eine Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sicher zum Erfolg führen würde.

„Popo häraus!“

Er nötigte mich – ja, es war eine glatte Nötigung! – auch noch dazu, etwas in die Knie zu gehen, den Oberkörper nicht nur vorzubeugen, sondern überdies ein Hohlkreuz zu machen, den Kopf nicht zu bewegen, in dieser unwürdigen Stellung den Blickkontakt zum Ball nicht zu verlieren, das linke Bein dabei nicht zu sehr abzuwinkeln, den linken Arm im Aufschwung gestreckt zu halten, mit dem rechten kein „Flügerl“ zu machen – und das alles gleichzeitig! Danach sollte ich zuerst die Schulter drehen, das Becken folgen lassen und zu allem Überfluss „nix Kopf häbän, nix Ball schnäll schauän nach!“

Endlich war es so weit. Mein Schlägerkopf sauste gewaltig Richtung Ball!

Und gute zehn Zentimeter drüber.

In der Folge wollte sich mein rechter Fuß partout nicht ausdrehen, er blieb stur auf der Matte stehen. Der Schwung riss mich nach links mit, dem rechten Bein blieb also keine andere Möglichkeit, als dann doch zu folgen, der rechte Fuß klatschte auf den Knöchel meines linken Beins, der Schläger verabschiedete sich aus meinen Händen, zischte wie eine Pershing-Rakete Richtung Himmel ab, und die träge Masse meiner 150 Kilo trat die Flucht zur Seite an.

Mein Aufprall war hart. Das Gelächter der zwei Witzbolde nebenan groß. Ernis Blick war entsetzt.

Heute kenne ich den wahren Grund, warum man beim Golfschlag den Kopf unten lassen muss. Damit man die anderen nicht mitleidig grinsen sieht.

Kurzes Spiel 1

Golf-Imbiss

Ein Sand Wedge stets den Hunger regt

wenn es statt Sand mit Wurst belegt.

Burn-Out-Bekämpfung

Dem Burn-Out sicher man entgeht

mit BURNER, made by TAYLOR MADE!

Balltristesse