Gott im Gehirn? Ich - eine Illusion? - Ulrich Eibach - E-Book

Gott im Gehirn? Ich - eine Illusion? E-Book

Ulrich Eibach

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Beschreibung

Ist Gott nur ein "Hirngespinst"? So fragen Wissenschaftler zugespitzt aufgrund neuer Beobachtungen. Sie behaupten, dass sich seelisch-geistige Phänomene allein auf der neurophysiologischen Ebene erklären lassen. Sie stellen die gängigen Vorstellungen von Seele, Geist, Person und Freiheit radikal in Frage. Religiöse Erlebnisse und Vorstellungen sollen nur "Hirnprodukte" sein, denen keine "Wirklichkeit" außerhalb des Gehirns entspreche. Auf der Basis dieses reduktionistischen Denkansatzes wird zugleich behauptet, dass die Vorstellung von einem fühlenden, denkenden, wollenden und handelnden "Ich" auch nur ein Hirnprodukt, eine subjektive Täuschung sei. Ulrich Eibach setzt sich aus christlicher Sicht mit diesen für das Menschenbild und den christlichen Glauben provokanten Thesen auseinander.

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Ulrich Eibach

Gott im Gehirn?

Ich – eine Illusion?

Ulrich Eibach

Gott im Gehirn?

Ich – eine Illusion?

Neurobiologie, religiöses Erleben undMenschenbild aus christlicher Sicht

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Das Buch erscheint in der Reihe »Glaube und Wissenschaft«des INSTITUTS FÜR GLAUBE UND WISSENSCHAFT.

Herausgeber der Reihe ist Dr. Jürgen Spieß.

Im Gedenken an

Detlef Bernhard Linke1945–2005

Professor für Klinische Neurophysiologie an derUniversität Bonn

2. Auflage 2008

© 2006 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co KG Witten

Umschlag: Ralf Krauß, Herrenberg

Gesamtgestaltung: AALEXX Buchproduktion, Großburgwedel

ISBN 978-3-417-21943-2 (E-Book)

ISBN 978-3-417-24206-5 (lieferbare Buchausgabe)

Bestell-Nr. 224.206

Datenkonvertierung E-Book:

Fischer, Knoblauch & Co. Medienproduktionsgesellschaft mbH, 80801 München

VORWORT

Der Hirnforschung ist seitens der Theologie – wenigstens in Deutschland, im Unterschied zu den USA – bisher im Vergleich zu Biotechniken, wie z.B. der Gentechnik, wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. Nur auf den ersten Blick scheint die Hirnforschung das Leben weniger »revolutionär« verändern zu können als die Gentechnik, die Embryonenforschung und andere Biotechniken. Dieser Eindruck täuscht aber. Der neurowissenschaftliche Erkenntniszuwachs über das zentrale Steuerungsorgan menschlichen Lebens, das Gehirn, erlaubt zunehmend auch ethisch nicht unproblematische chemische, physikalische und chirurgische Eingriffe in das Gehirn. Man erwartet neue therapeutische Möglichkeiten, wie z.B. die Transplantation von Zellen und Geweben ins Gehirn zur Heilung von degenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Morbus Alzheimer oder der Folgen von Schlaganfällen. In der Hirnforschung geht es vorerst noch weniger um ein die normalen Hirnprozesse veränderndes Eingreifen ins Gehirn, als vielmehr um eine Erforschung des Funktionierens des Gehirns. Dabei spielen auch die Zusammenhänge von genetischen Veranlagungen und Hirnprozessen eine große Rolle. Insbesondere geht es um die Entschlüsselung der molekularbiologischen Prozesse im Gehirn. Man hofft, dass auf der Basis dieser genetischen und hirnphysiologischen Forschungen eine frühzeitige Erkennung von neurologischen (z.B. Morbus Alzheimer) und psychiatrischen Erkrankungen (z.B. Schizophrenie) möglich wird und gezielt wirkende Medikamente zu ihrer frühzeitigen Therapie entwickelt werden können. Damit würden aber auch zugleich die Erkenntnisse gewonnen, auf deren Grundlage eine gezielte biochemische Beeinflussung der physiologischen Vorgänge im Gehirn, ja vielleicht auch eine gezielte Steuerung der Gefühle, des Denkens und Verhaltens überhaupt möglich wird. Die Hirnforschung eröffnet also nicht nur neue Möglichkeiten der Therapie von Krankheiten, sondern auch noch nicht absehbare tiefgreifende Manipulationsmöglichkeiten des Menschenlebens, die – im Unterschied etwa zu den Eingriffen ins menschliche Genom – unmittelbaren Einfluss auf die menschliche Persönlichkeit haben, da diese maßgeblich durch die Leistungen des Gehirns geprägt ist. Diese ethisch äußerst bedenklichen Möglichkeiten der Hirnforschung können in diesem Buch – auch wegen eines vorgegebenen begrenzten Umfangs – nicht erörtert werden.

Auch ohne diese Handlungsperspektiven wird der Erkenntnisfortschritt in der Hirnforschung in nächster Zeit selbstverständliche Voraussetzungen unseres Menschenbildes in Frage stellen, wie z.B. unsere bisherigen Vorstellungen von der Seele, dem »Geist«, der Person, der Freiheit des Willens. Man geht nämlich in der Hirnforschung zunehmend von dem erkenntnistheoretischen Reduktionismus aus, dass alle seelisch-geistigen Lebensphänomene sich auf der Ebene der neurophysiologischen Forschung hinreichend beschreiben und erklären lassen. Dieser Denkansatz wird auch das religiöse Erleben entsprechend erklären und damit zu einer neuen, biologisch begründeten Form der Religionskritik führen und so zu einer großen theoretischen Herausforderung an den christlichen Glauben und die Theologie werden. Insbesondere religiöse Vorstellungen, ja »Gott« selbst, sollen als »Hirnprodukte« entlarvt werden. In den USA beteiligen sich neben Neurowissenschaftlern auch Philosophen und Theologen an den intensiven Gesprächen über diese Thematik, so dass man für diesen Dialog den wenig glücklichen Begriff »Neurotheologie« geprägt hat.

Die Neurowissenschaften werden über den Weg einer Veränderung des Menschenbildes auch das praktische Handeln, vor allem den Umgang mit dem Menschen in der Medizin (insbesondere der Neurologie und Psychiatrie) und in der Psychologie, immer mehr bestimmen und dazu führen, dass der Mensch als »erste Person«, als erlebendes Subjekt, in der Behandlung zunehmend ausgeklammert wird. Dies wird nicht ohne Rückwirkungen auf das Verständnis von Seelsorge, Pädagogik, Ethik u.a. bleiben. Insofern ist es wichtig, dass die Theologie sich auch im deutschsprachigen Raum mit diesen Fragen, insbesondere mit der religionskritischen Seite der Neurowissenschaften, intensiv auseinander setzt. In Amerika ist diesen Aspekten der Neurowissenschaften seit längerer Zeit große Aufmerksamkeit geschenkt worden, zumal neurowissenschaftliche Forschungen ausdrücklich auch das religiöse Erleben zu ihrem Gegenstand gemacht haben. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden zum großen Teil durch populärwissenschaftliche Veröffentlichungen verbreitet und haben deshalb große Aufmerksamkeit gefunden. Auch in Deutschland stießen sie in populärwissenschaftlichen Medien (z.B. Gehirn & Geist; Bild der Wissenschaft, Die Zeit, Der Spiegel, FAZ u.a.) auf großes Interesse. Dies ist einer der Gründe, warum mich diese Thematik seit einiger Zeit beschäftigt hat.

In meiner mehr als 25-jährigen Tätigkeit als Klinikpfarrer am Universitätsklinikum Bonn hatte ich immer einen seelsorglichen Schwerpunkt im Bereich der Nervenklinik, die zu einem der führenden neurowissenschaftlichen Forschungszentren in Deutschland zählt. Dies forderte mich geradezu heraus, mich mit diesem Bereich aus christlich-theologischer Sicht zu beschäftigen. Zugleich habe ich so Gelegenheit, den Dialog mit in dem Bereich der Neurowissenschaften tätigen und an philosophischen und theologischen Fragen interessierten Medizinern und Psychologen zu führen. Insbesondere zu danken habe ich Prof. Dr. med. Detlef B. Linke (Klinische Neurophysiologie), der im Jahre 2005 allzu früh gestorben ist. Er war ein philosophisch und theologisch sehr gebildeter, vom christlichen Glauben bestimmter Neurophysiologe und kreativer »Querdenker«. In den zahlreichen Gesprächen mit ihm habe ich viele Anregungen erhalten. Der erste Anstoß dazu, dieses Buch zu schreiben, geht auf ein Gespräch zurück, das von der Zeitschrift »Gehirn & Geist« mit Herrn Linke und mir geführt und veröffentlicht wurde (Gehirn & Geist, Heft 2/2002, S. 14ff). Für interessante Gespräche und Kritik habe ich ferner Prof. Dr. med., Dr. phil. Kai Vogeley (jetzt Universitätsklinik für Psychiatrie in Köln) zu danken, der als Experte für die neuen bildgebenden Verfahren im Bereich der Psychiatrie und als Philosoph an den Fragestellungen dieses Buches sehr interessiert ist. Mein Dank gilt ebenso Dr. rer. nat., Dipl. Psych., Dipl. Theol. Christian Hoppe (Klinik für Epileptologie, Abt. Klinische Neuropsychologie) sowie meiner Frau, Dr. med. Angelika Eibach-Bialas (Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und für Psychotherapeutische Medizin), für anregende Gespräche zu dieser Thematik. Prof. Dr. Thomas Wienker (Humangenetik, Genetische Epidemologie) bin ich dankbar für kritische Hinweise zu den in diesem Buch auch angesprochenen Zusammenhängen zwischen Genetik und Hirnfunktionen in ihrer Bedeutung für das religiöse Erleben.

Von Dr. Jürgen Spieß ging die konkrete Anfrage zur Abfassung und auch zur Veröffentlichung dieses Buches in der von ihm herausgegebenen Reihe des »Instituts für Glaube und Wissenschaft« (Marburg) aus. Ohne seine Anfrage hätte ich dieses Buch wahrscheinlich nicht geschrieben. Seiner Frau, Ulrike Spieß, und ihm gilt besonderer Dank für die sorgfältige Durchsicht und sprachliche Korrektur des Manuskripts.

Angesichts des absehbaren Endes meiner Dienstzeit als Pfarrer möchte ich der Leitung der »Evangelischen Kirche im Rheinland« danken. Sie hat mir durch die Einrichtung einer speziellen Pfarrstelle, einer Kombination aus seelsorglicher Praxis am Universitätsklinikum Bonn und der Beauftragung zur Fortbildung von Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorgern und zur Lehre an der Theologischen Fakultät der Universität Bonn den Freiraum ermöglicht, vor allem ethische Fragen in der Medizin und Biologie über 30 Jahre hinweg intensiv im interdisziplinären Gespräch zu bearbeiten. Ohne diesen Freiraum, die Erfahrungen in der seelsorglichen Praxis in einem Universitätsklinikum und die dadurch zugleich möglichen intensiven Kontakte zu Medizinern und Biologen wären meine zahlreichen Publikationen zu entsprechenden Themen nicht möglich geworden.

Bonn, am Reformationstag 2005 Ulrich Eibach

1. Einführung: Ein fiktives Gespräch

Einige deutsche Neurowissenschaftler haben unser Jahrzehnt als »Jahrzehnt der Hirnforschung« ausgerufen. Auf der Basis der bisher gewonnenen neurowissenschaftlichen Erkenntnisse prophezeien sie, dass die Neurowissenschaften unser Menschenbild grundsätzlich revolutionieren werden.1 Sie meinen, dass wir uns auf ein rein naturwissenschaftliches, vor allem ein auf den Erkenntnissen der Neurowissenschaften gründendes Menschenbild einstellen und daher auch von vielen historisch gewachsenen und bisher grundlegenden, naturwissenschaftlich aber nicht beweisbaren und demnächst wahrscheinlich widerlegbaren Vorstellungen vom Menschen verabschieden müssten. Diese Behauptungen betreffen in besonderer Weise die religiös bestimmten Aspekte unseres Menschenbildes und damit unser Verständnis von Religion und auch vom christlichen Glauben. Worum es dabei geht, soll einleitend durch ein fiktives Gespräch veranschaulicht werden, das einen nicht-religiösen Aspekt thematisiert.

Ein junger erfolgreicher Molekularbiologe forscht auf dem Gebiet der Neurophysiologie und der Hormonforschung. Als er spät abends nach Hause kommt, gerade noch rechtzeitig, um seinem zweijährigen Sohn vor dem Einschlafen einen Kuss geben zu können, fragt ihn seine Frau, ob er mit seinen Forschungen vorangekommen sei. Er sagt: »Wir sind nahe daran, zu verstehen, wie die Liebe entsteht.« Seine Frau fragt zurück: »Wie meinst du das?« Er antwortet: »Wir können die Prozesse, die dabei ablaufen, biochemisch und elektrophysiologisch jetzt fast ganz aufklären.« Sie: »Und, was bedeutet das?« Er: »Na ja, wir wissen jetzt, wie Liebe sich biochemisch zusammensetzt, wie die Hormone zusammenspielen müssen und wie sie sich physiologisch und biochemisch darstellt. Wenigstens so ungefähr.« Sie: »Ach, ihr wisst jetzt, woraus die Liebe sich zusammensetzt, und vielleicht auch, was sie ist!« Er: »Ja, wenn auch noch nicht in allen Einzelheiten. Sie ist ein bestimmtes Zusammenspiel von optischen und sonstigen Sinneswahrnehmungen, von elektrophysiologischen Reizen und von dadurch ausgelösten physiologischen Reaktionen im Gehirn und von Ausschüttungen von Hormonen, die im Gehirn Gefühle erzeugen und die wir jetzt durch neue Verfahrungen abbilden können.« – »Ach«, sagt die Frau, »das ist ja schön zu wissen, dann braucht man ja nur eine derartige Hormonkonzentration zu erzeugen und schon stellt sich die Liebe ein! Dann bin ich ja überflüssig und auch unser Andreas. Dann kannst du ja auch nur Hormone nehmen und brauchst uns gar nicht. Und – vor allem – dann kannst du immer im Labor bleiben, immer so arbeiten, wie du willst, brauchst auf keine Frau und kein Kind mehr Rücksicht nehmen, musst nicht immer sehen, dass du Andreas abends ab und an noch vor dem Schlafen siehst. Dann kannst du deine Gefühle auch im Labor erzeugen.« Er: »Was redest du denn für einen Unsinn?! So habe ich das doch nicht gemeint!« Sie: »Ja, du hast aber doch gesagt, du wüsstest, was Liebe ist. Eine bestimmte Zusammensetzung von elektrischen Reizen, Hormonen usw. Oder hast du das nicht so gemeint?« Er: »Na ja, also so ist das ja auch nicht ganz. Deshalb bist du und Andreas ja noch nicht überflüssig!« Sie: »Aber, was ist denn wichtiger für die Liebe und ihre Entstehung, ich und Andreas oder die Hormone? Wir sind doch keine Hormone, die man biochemisch beschreiben kann und die man auch in Form von Tabletten einnehmen kann. Wir sind doch Menschen. Und deine Beziehung zu uns, besteht die aus Hormonen?« Er: »Gut, ich will zugeben, diese naturwissenschaftliche Sicht ist etwas einseitig. Auf jeden Fall meine ich nicht, dass ihr überflüssig seid. Ich liebe euch doch!« Sie: »Also meinst du doch auch, dass die Liebe etwas anderes ist als Sinnesreize, elektrische Potenziale, Hormone usw. Oder meinst du wirklich, dass du weißt, was Liebe ist, wenn du die Hormone und die Hirnfunktionen beschrieben hast?«

Dieser fiktive Dialog macht deutlich, dass ein so genannter »physikalischer Reduktionismus« die Basis wissenschaftlichen Arbeitens und Erklärens des Molekularbiologen ist. Gegenstand seiner Arbeit sind Phänomene, die im alltäglichen Leben von grundlegender Bedeutung sind, in diesem Fall vor allem das Phänomen »Liebe«. Zur Diskussion steht in diesem Dialog die Frage, ob die wissenschaftliche Methodik das Entscheidende am Phänomen »Liebe« zu erfassen vermag oder ob sie vielleicht ganz in den naturwissenschaftlich beschreibbaren Dimensionen aufgeht, sich durch sie hinreichend erklären und auf sie reduzieren lässt. Indem in diesem Dialog nicht ein spezifisch religiöses Erlebnis, sondern ein entscheidendes, ja vielleicht das wichtigste, unser ganzes individuelles wie soziales Leben bestimmende allgemeinmenschliche Phänomen, die Liebe, aufgegriffen wird, soll gleich zu Beginn deutlich werden, dass die Thematik sich nicht auf spezifisch religiöse Erlebnisse einengen lässt, sondern dass diese innerhalb der umfassenderen Perspektive menschlichen Erlebens zu bedenken sind. Insofern führt dieser Dialog mitten in die Sache, um die es in unserem Thema geht, nämlich um grundlegende Fragen menschlichen Lebens und um philosophische Fragen unseres Menschen- und Weltbildes, die auch theologisch sehr bedeutsam sind. Die Fragen sind im Grunde alt; die Antworten auf sie waren schon immer und sind auch heute noch recht unterschiedlich. Sie sollen nunmehr mit neuen biotechnischen Methoden einer »naturwissenschaftlichen« Lösung zugeführt werden, sollen also auf der Ebene des naturwissenschaftlich Erforschbaren hinreichend erklärt und verstanden werden.

2. Zum geistesgeschichtlichen Hintergrund der Fragestellung und zur Bedeutung neurowissenschaftlicher Forschungen und Hypothesen für das Menschenbild und das religiöse Erleben

a) Regiert der »Geist« die Materie oder die Materie den »Geist«?

Es geht in der anstehenden Thematik um Fragen, die im Laufe der Kultur- und Geistesgeschichte schon lange Gegenstand ausführlicher Erörterungen sind, z.B. um Fragen wie die, ob die Wirklichkeit, die wir wahrnehmen und in unserem Gehirn und Bewusstsein abbilden, so ist, wie wir sie wahrnehmen, oder ob sie nicht ganz wesentlich ein Konstrukt des Bewusstseins oder gar nur des Gehirns ist. Anders ausgedrückt: Erzeugt das Gehirn sich im Bewusstsein seine eigene Welt, die mit der realen Welt nur bedingt identisch ist? Diese Frage wurde schon vom Philosophen (1596–1650) ausführlich behandelt und in der deutschen idealistischen Philosophie des 18./19. Jahrhunderts und dem »Konstruktivismus« unserer Zeit teils dahingehend beantwortet, dass das Bewusstsein sich seine Welt schafft. Die Frage stellt sich auch schon für die sinnlicher Wahrnehmung zugängliche Welt, insbesondere aber für Bereiche des Lebens, die seelisch-geistiger Natur sind und die naturwissenschaftlicher Methodik nicht direkt zugänglich sind. Dazu gehören nicht zuletzt die religiösen Erfahrungen und die Erfahrungen einer der normalen sinnlichen Wahrnehmung transzendenten Wirklichkeit.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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