Gottes Spuren folgen, um zu werden, was du bist - Sigrid Lehrke - E-Book

Gottes Spuren folgen, um zu werden, was du bist E-Book

Sigrid Lehrke

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Beschreibung

Wer möchte das Leben nicht voll ausschöpfen? Die Autorin, die stets der Spur Gottes folgt, trifft in einem Kloster „am Ende der Welt“ auf einen Pater, der sie wie magisch anzieht. Bewegt dadurch lässt sie nachvollziehbar und vielleicht anders als gewohnt teilhaben an Ihren Gedanken und Erfahrungen, Gott für das eigene Leben zu nutzen, um den Lebenssinn endgültige Wirklichkeit werden zu lassen. Ein Buch für Menschen mit und ohne Glauben.

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Sigrid Lehrke (geb. 1951) ist Diakonin und hat eine Ausbildung für Psychodrama- und Gestalttherapie.

Vierzig Jahre hat sie in West-Berlin und dann in der Hauptstadt Religion unterrichtet und therapeutisch gewirkt.

Als Autorin war sie u.A. für den Bayerischen Rundfunk tätig und hat Kinderhörspiele und Betthupferl geschrieben.

Mit liebevollen Gedanken an so viele meiner wirklich wunder-vollen, inzwischen erwachsenen ehemaligen Schülerinnen und Schüler, die sich ein solches Buch von mir gewünscht haben und lange darauf warten mussten. Und für Pater D.

Inhalt

Prolog

Gott ist mit uns

Gottes Spuren folgen, um zu werden was du bist

Wie kann das gehen, werde, was du bist?

Eine neue Spur

Das Kloster am Ende der Welt

Neue Wege müssen nicht einfach sein

Fragen, Irritationen und wenig Antworten

Eine seltsame Anziehung und passende Einfälle

Die Klopapierrolle

Gefühle wach annehmen

Rollenspiele

Ein zweiter Besuch im Kloster mit Gedanken zu Gott,

Liebe, Leben und Tod

Nachdenkliche Zeiten

Erkenntnisse, Erkenntnisse, Erkenntnisse

Auseinandersetzung mit Pater D - und Unangenehmes

als Chance begreifen

Ja, sind wir Menschen denn ver–rückt?

Objektiv – Subjektiv – Authentisch

Analysen, Erkenntnisse, Handlungen

Erneuter Kontakt zu Pater D - Konflikte, Erkenntnisse,

OK-Kärtchen, Abschmerzen

Ein bewegender Abschied

Schulterzucken mit Folgen

Gewaltige Erkenntnisse

Wach für neue Wege werden

Identifiziert mit der ur-eigenen Identität?

Einfach zu einfach? Oder fall nicht aus dem Rahmen

Übertragung und Projektion

Manipulation

Ein bisschen vom Reich Gottes

Zweifel und Trost

Demut

Missverständnisse, Misstrauen, Barmherzigkeit

Letzte Gedanken

Und zu allerletzt: Sollen - oder Wollen?

PROLOG

Eingebettet in nachdenklich machendes Geschehen ein Buch für Menschen mit und ohne Glauben, die kein wissenschaftliches oder nur theologisches Buch lesen wollen, sondern einmal eine ganz andere Sicht auf Gott und das Leben wagen mögen, die nicht nur aus vierzig Jahre erfolgreichen, psychologisch geprägten Religionsunterricht an Berliner Schulen resultiert, sondern auch aus persönlich Erlebtem und ein wenig künstlerischer Freiheit.

Mit den Augen eines Kindes betrachtet, ist die Welt voller Geheimnisse. Im Erwachsenenalter geht das verloren. Woran mag das liegen?

Wir gehen mit dem Verstand an die Dinge und übersehen die vielen Wegweiser, die auf die Geheimnisse des Lebens hinweisen möchten.

Gott oder wie auch immer wir dieses unsichtbare, aber wegweisende Phänomen nennen mögen, möchte uns zeigen, wie es wunder-voller Weise für uns passend gehen könnte. Was hindert uns, diesen letztendlich lohnenden Weg zu beschreiten?

Mit dem vorliegenden Buch soll anhand selbst erlebter Geschichte, erlerntem Wissen, Erfahrungen und wo sinnvoll schriftstellerischer oder künstlerischer Freiheit aufgezeigt werden, was alles hindern kann, wie wir es loswerden können und was daraus Positives entstehen könnte.

Dazu wird als „Roter Faden“ die Begegnung mit einem Pater in einem „Kloster am Ende der Welt“ genutzt, um aufzuzeigen, wie eine konflikthafte, doch auch recht liebevolle Begegnung dienen kann, sich durch „Abschmerzen“ von aus früher Zeit resultierenden Gefühlen frei machen zu können.

Dadurch kann Entwicklung stattfinden und dann bestenfalls Entfaltung zum eigenen göttlichen Kern.

Gedanken, Begegnungen, Fantasie und Beispiele, nicht nur aus dem Erfahrungsschatz von vierzig Jahre zeitgemäßen und auf die Gegenwart bezogenen Religionsunterricht und psychologische Begleitung für Jugendliche, Kinder und immer wieder auch Erwachsene werden herangezogen, um nachvollziehbar werden zu lassen, was alles dazu gehört zu dem zu kommen, um was es im Leben geht, zu werden, was du bist.

Wir wissen, wie sich das Licht bricht, aber das Licht bleibt ein Wunder.

Wir wissen, wie die Pflanze wächst, aber die Pflanze bleibt ein Wunder.

So ergeht es uns mit allen Dingen auf dieser Welt.

Wir besitzen viele Kenntnisse, doch die Schöpfung bleibt ein Wunder.

Albert Schweitzer

Gott ist mit uns

Das war er auch in jenem geheimnisvollen Kloster, in das ich auf so merkwürdigen Wegen gelangt bin.

Er war bei dem Pater, er war bei mir. Unmerklich.

Das Unmerkliche scheint mir ein Problem zu sein.

Was, wenn wir es gleich bemerkt hätten?

Doch immer der Reihe nach…

Ich bin überzeugt, dass Gott mit uns ist, immer und überall und dass er sich gelegentlich über den einen oder die andere die Haare rauft, weil er mit seinen tollen Angeboten schlicht und einfach übersehen wird.

So läuft er stets mit einem Silbertablett voller Köstlichkeiten neben dir und du beklagst dich über deinen Hunger. Viele stehen mit knurrendem Magen vor einem prall gefüllten Buffet. Sie können es einfach nicht sehen und schon gar nicht davon nehmen.

Ich würde Gott verstehen, würde er uns das Tablett sanft über den Kopf hauen, damit wir aufwachen.

Aber auch das würden wir vermutlich oft nicht mal bemerken. Ich übrigens gelegentlich auch nicht.

Es ist immer gut, sich an die eigene Nase zu fassen.

Die Frage ist, was ist auf dem Buffet?

Es ist voller Chancen zu Möglichkeiten, um genau das zu bekommen und zu werden, was dich wirklich zufrieden macht.

Weil es dem entspricht, was von der Schöpfung aus in dir angelegt ist.

Auf dem Buffet ist der Weg zu finden, den du beschreiten könntest, um das zu finden, was du suchst. Von dem du vielleicht noch gar nicht gemerkt hast, dass du es suchst, sondern manchmal nur eine diffuse Unzufriedenheit verspürst.

Es können Zu- oder Einfälle sein, oft wie ein Hauch, die Ideen vermitteln. Es ist voller Möglichkeiten, etwas Neues zu lernen, was dich auf deinem Lebensweg in die Richtung bringt, wo du nicht fragen musst, ob es stimmt, weil du merkst, es ist richtig.

Und woher kommt dann diese Ignoranz?

Ich will mit diesem Buch darauf eingehen. Vielleicht anders als gewohnt.

Bei einer Talkrunde im Fernsehen erzählte neulich ein bekannter Fußballer, der entscheidend für einen großen Sieg war, wie er sich nach dem Spiel auf den mit Fußballfans prall gefüllten Platz einer Großstadt begab, wo im Nachklang des Spiels auf einer riesigen Leinwand manch Szene zum anschließenden Verkosten geboten wurde.

Er kam mit seinem Auto. Die Fans starrten auf die Leinwand und bemerkten nicht, dass der, den sie bejubelten hinter ihnen war. Es dauerte sehr lange, bis einer ihn sah und noch länger, bis die große Menge sich langsam zu ihm, der auf sein Autodach gestiegen war, umwendete und ein frenetischer Jubel ausbrach.

Das sind „Bilder“ und dieser Fußballer ist selbstverständlich nicht Gott, wenn manch einer ihn auch mangels Zugangs zum eigenen Tiefsten vergöttern mag.

Wie dieses konsequent in sich funktionierende Phänomen „Gott“ umfänglich und tatsächlich ist, werden wir vermutlich erst nach unserem Ableben merken, wenn wir in der anderen Dimension sind, für manch einen „Himmel“ genannt. Vielleicht ist dann alles ganz einfach.

Manchmal braucht es ganz einfache Erklärungen, um komplizierte Dinge zu verstehen. Obwohl die vielleicht ja auch ganz einfach sind, jedoch durch allzu viele Dekonstruktionen verkompliziert wurden.

Vermutlich war am Anfang alles ganz einfach und nun sehnen wir uns nach dem einfach Schönen und hauen uns ggf. die Köpfe ein, um an das einfach Bekömmliche zu kommen. Ganz schön kompliziert, was?

Dieses Buch soll keineswegs eine wissenschaftliche Abhandlung sein, es soll Appetit auf das für unsere Augen verborgene „Buffet“ voller bekömmlicher Leckereien machen, was das Leben für jeden bereit hält.

Ich möchte einen Gott anbieten, auf den kaum eine Schablone passt, weil es ein ausnahmslos lieber Gott ist.

Allerdings muss man, um den zu erkennen, erst mal so einiges freischaufeln, was einiges an Anstrengung erfordern kann. Aber schon Oma hat gesagt: Ohne Schweiß keinen Preis.

Das Feld, das beackert werden muss, liegt in uns selbst. Es ist mit für unseren natürlichen Nährboden oft unbekömmlichen Verboten und auch Geboten gefüllt.

Wir wissen, wie schwer Renaturierung sein kann. Renaturierung ist angesagt, wenn man erkannt hat, dass das, was der liebe Gott uns einst so perfekt bereitet hat, mangels Wissens bedenkenlos versaut wurde.

Wer nichts versaut hat oder dem nichts versaut wurde, fragt nicht nach dem Sinn des Lebens. Dieser seltene Mensch lebt es verantwortungsvoll und geht voller Demut mit der Schöpfung um, in der er sich als selbstverständlich zugehörig fühlt.

Mit einem nachdenklich traurigen Blick aus einem meiner Fenster hat einmal eine liebe Kollegin zu mir gesagt: „Um den wirklichen Sinn meines Lebens zu erfahren, würde ich sogar barfuß auf den Eisschollen da unten rumlaufen.“ Es war einer der seltenen Winter, wo die Havel fast völlig zugefroren war.

Wenn Menschen von Gott oder dem Sinn des Lebens reden, können hunderte von Meinungen aufeinanderprallen. Der Buddhismus, das Christentum, der Hinduismus, der Islam und das Judentum, sie alle zeugen kompetent von Gott.

Ich liebe das Bild von dem Elefanten, den fünf blinde Männer begreifen, um zu begreifen, um was es sich handelt. Der am Rüssel sagt: „Beweglich, feucht.“ Der am Ohr sagt: „Wie Pergament“. Der den Schwanz zu fassen kriegt: „Beweglich borstig“. Jener, der am Stoßzahn anfasst: „Hart und spitz“. Der Kleine, der unter dem Elefanten mit den Händen nach oben tastet: „Schwer, dieses Ding ist schwer und massiv.“

Orson Wells, dem diese Auslegung aus der uralten Fabel zugeschrieben wird, sagte: Jeder der fünf Blinden hat einen Teil des Ganzen begriffen. So ist es mit den fünf Weltreligionen.

Vermutlich gehöre ich zu den wenigen Leuten, die Gott unkompliziert und einfach kennengelernt haben.

Von daher möchte ich gerne davon abgeben und hoffe darauf, dass wir uns irgendwann gemeinsam am Buffet treffen, uns über unsere Abenteuer auf dem nicht einfachen Weg austauschen und so ein wenig mehr Licht in unsere Leben einfließen lassen.

Von diesem Buffet kosten heißt satt werden, bemerken was ist, weil es genau das ist, was du schon immer gespürt hast. Dass das den lieben Gott freuen sollte und für gute Plätze im Himmel sorgt, ist nur eine der Köstlichkeiten, für die es sich lohnen sollte, sich den nicht immer leicht bekömmlichen Inhalt dieses Buches einzuverleiben.

Der Himmel ist übrigens überall und wir sind mitten drin. Eigentlich logisch oder?

Doch wenn durch bewusst oder eher unbewusst unbekömmliche Erziehung das zu bemerken vereitelt wurde, merke ich vom Himmel auf Erden wenig und nutze jede sich mir bietende Gelegenheit, um wie auch immer künstlich himmlische Zustände zu erzeugen.

Ein Elternhaus, das mir z.B. Lust auf Essen bereitet hat, kann sich als Gebot zum häufigen Futter einschaufeln und den dazugehörenden Folgen auswirken.

So bleibt mir eine freie Sicht auf die vielen köstlichen Angebote, die der liebe Gott mir unabhängig vom Essen bereitet, vermutlich meist verborgen.

Ein nie verbal geäußertes, aber dennoch nachhaltig vermitteltes Verbot, auch nur ansatzweise mir kritische Gedanken zu den mich einmal Erziehenden zu machen, kann zur Folge haben, dass ich mein Leben lang unkritisch gemäß der Einstellung lebe, die mir vor ewigen Zeiten eingeimpft wurde. Vielleicht sind so die vielen Impfgegner in bestimmten Landesteilen entstanden?

Ist mir z.B. beigebracht worden, dass Religion „Opium fürs Volk“ ist, werde ich mich abwenden, sobald mir jemand mit dem lieben Gott kommen will.

Auch das in der frühen Kindheit eingepflanzte strikte Befolgen vom 4. Gebot, „Du sollst Vater und Mutter ehren…“ kann, unangemessen interpretiert, wenn es nach wie vor unbewusst wirkt, eine letztendlich konstruktive Auseinandersetzung mit den Eltern und der eigenen Psyche nachhaltig verhindern.

Ich habe nichts gegen die 10 Gebote, die in ihrer Tiefe ewiggültige Wahrheiten enthalten, die zu erkennen sich wirklich lohnen.

So ist das 3. Gebot „Du sollst den Feiertag heiligen“ durchaus als sinnvolles Angebot anzusehen, sich gesundermaßen auch mal zu entspannen und sich den ur-eigenen Befindlichkeiten liebevoll zuzuwenden. Es gäbe weit weniger „Burnout“ oder Krankheiten, die durch allzu viel Stress und Arbeit entstehen.

Das 1. Gebot z.B. „Ich bin der Herr dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir“, weist auf die Tatsache hin, dass das Phänomen „Gott“, undogmatisch betrachtet und verstanden, mehr als Gold wert ist.

Es geht im Leben als Erstes um einen selbst, denn ohne dich geht für dich ja logischer Weise nichts.

Und außer man selbst kann keiner einen hindern, nach Gott zu fragen oder auch Gott zu hinterfragen.

Das habe ich im Laufe von 40 Jahren hunderten von Schülern beigebracht.

Wenn verstanden wird, dass wir per Leben unweigerlich mit Gott zu tun bekommen, diesem Phänomen des für uns Unbegreiflichen, von dem Jesus und nicht nur er mitgeteilt haben, ist es nachvollziehbar, dass die Konzentration auf einen Gott, also ein in sich geschlossenes logisches und wenn nicht falsch genutzt positives System, das um dich rum und in dir drin wirkt und wozu man freien Anschluss finden sollte, ein vernünftiges Angebot ist.

Ich bin sehr dankbar, schon früh verstanden zu haben, dass Gottes Spuren folgen bedeutet, zum eigenem Selbst und zum Anschluss an den göttlichen Kern in mir zu gelangen, um aus der unendlichen Weite Gottes, der ewige Liebe ist, frei und verantwortlich fühlen und leben zu können, worum es im Leben ja letztendlich geht. Ich muss dazu innere Bewegungen zulassen.

Zum Beispiel Dankbarkeit, ein wundervolles Gefühl, was gute Laune macht und zu einer besseren psychischen und letztendlich physischen Gesundheit beiträgt, wie Studien und Krankenkassen längst festgestellt haben.

Doch auch Ängste gehören dazu.

Erwachsene haben öfter gesagt: Gott so erklärt, kann ich endlich verstehen.

Ein 12jähriger Schüler schrieb mir vor sehr langer Zeit zum Abschied seiner Schulzeit an unserer Schule:

„Sage mal, Frau Lehrke, findest du nicht auch, dass du das alles mal den Erwachsenen erzählen solltest?“

Die Kinder haben verstanden, dass es um sie und ihr ur-eigenes Leben geht.

In meinem Unterricht habe ich grundsätzlich die vielen Erläuterungen zu Gottes Wirken, die wir nicht nur in der Bibel finden, mittels einiger Lebensgeschichten nachvollziehbar werden lassen. Das möchte ich nun auch mit der in diesem Buch mitgeteilten eigenen Geschichte verständlich für Erwachsene anbieten.

Große Mühe werde ich mir geben, auch die zu erreichen, die bis jetzt Gott auf dem Index haben oder die der Meinung sind, dass Religion nichts mit Politik zu tun hat, ja Privatsache ist.

Gott ist nicht Privatsache. Wie jemand zu Gott und der Schöpfung steht, so wird er handeln. Für das Leben verantwortlich oder auch unverantwortlich.

Wer begreift, dass Gott das letzte Wort behalten wird, was ja eigentlich ganz logisch ist, kann nicht anders, als die Welt mit den Augen Gottes betrachten und begreifen, warum z.B. das kaputt geht, was man zerstört.

Das hat nichts mit einem funktionsunfähigen Gott zu tun, das hat mit einem sehr funktionsfähigen und lieben Gott zu tun!

Man muss mit dem von mir vorgestellten positiven Gott zu tun bekommen wollen, dann eröffnen sich auch relativ schnell Wege der Erkenntnis. Man bemerkt auf einmal Dinge, die schon immer da waren, die nun jedoch in einem neuen spannenden Licht erscheinen und Wege für eine ungewohnte Klarheit eröffnen können.

Denn Gott weist uns Wege - immer. Allerdings, und das ist die Crux, müssen wir sie erkennen und das zu Gehende auch angemessen umsetzen. Das gilt für das Kleine und das gilt für das Große.

Ob das, was ich mit meinem Buch mit-teile, klein oder groß ist, liegt im Auge des Betrachters. Es ist eine kleine alltägliche Geschichte, die sich allerdings in der Herangehensweise an Probleme und Erkenntnisse, sowie in ihrer Entwicklung und Entfaltung auch auf das ganz große anwenden lassen könnte.

Wer erkennt, dass Gott mit uns ist und sich selbst begreifen und annehmen gelernt hat, kann das Werden und Vergehen auch in Politik bis hin zu Hintergründen der Weltgeschichte besser einordnen und verstehen.

Gottes Spuren folgen, um zu werden, was du bist

Immer wieder habe ich festgestellt, dass Gott oder das Leben, gleich wie man es bezeichnen mag, uns die merk-würdigsten Dinge zukommen lässt.

Vermutlich, damit wir eine gangbare Chance bekommen, um mittels dem, was längst in uns angelegt ist, so zu werden, wie es von der Schöpfung für uns vorgesehen ist. Nicht selten geschieht das über rätselhafte Begebenheiten, die uns auf eine noch unbekannte Spur locken wollen, wovon letztendlich dieses Buch handelt.

Weil ich aus so vielem gelernt habe, möchte ich betonen, dass alles Erlebte und was ich erzähle nicht dazu dienen soll, irgendeiner Richtung oder einem Dogma zugeordnet zu werden. Obwohl sich sicher Einiges ein- und zuordnen ließe, was aufzeigt, dass wir alle aus einem großen Ganzen schöpfen.

Um die von Gott, von der Schöpfung aus, gegebene innewohnende Fähigkeit eigene Entdeckungen machen zu können nutzen zu können, darf man keine Richtung verabsolutieren oder einem einst erworbenen Verbot über Grenzen denken zu dürfen noch immer treu folgen.

Wer Zuordnung braucht, sollte das Buch jetzt weglegen. Es geht mir bei meinen Erfahrungen und Erkenntnissen um eine Sichtweise auf das Leben, die ich der inneren Freiheit wegen bewusst nirgendwo einordnen oder zuordnen möchte.

Jedes Tier, jede Pflanze hat seine Bestimmung, die sich allerdings nur unter optimalen Bedingungen zur Vollständigkeit entfalten kann.

Eine Pflanze gedeiht an dem Ort bestmöglich, wo sie von Natur aus angesiedelt ist. Die gleiche Pflanze im Blumentopf kaum beachtet und schlecht gegossen auf einem Fensterbrett im Klassenzimmer einer Schule hat keine Chance zu werden, was sie unter natürlichen Bedingungen hätte werden können. Das gleiche gilt für Tiere. Man denke an einen Papagei in einem Wohnzimmer!

Menschen in Freiheit verhalten sich öfter wie der arme Blumentopf in dem Klassenzimmer. Oder wie der gefangene Papagei. Und das freiwillig. Aus Unwissenheit.

Um diesem Schicksal zu entgehen, lohnt es sich meiner Meinung nach, jeder tiefen Anziehung Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und ihr gegebenenfalls zu folgen, auch wenn man den Ausgang nicht kennt oder immer nur ein Stück von dem Weg erkennen kann, auf den man sich einlässt.

Es kann der Beginn einer geheimnisvollen Reise werden, auf der wir voll wacher Aufmerksamkeit alle Gefühlen die entstehen durchleben, doch nicht unbedingt umsetzen sollten, die angenehmen und auch die unangenehmen.

Alles, was uns tief bewegt, kann uns unter Umständen den für uns richtigen Weg weisen.

Zu dem Verwunderlichsten und nicht selten auch Verwirrenden, was uns begegnen kann, gehört zweifelsohne die Liebe, von der ich meine, dass sie aus Gott hervorströmt.

Sie will uns echt also authentisch werden lassen. Und das oft auf Wegen von denen wir keine Ahnung haben, wohin sie uns führen werden. Wege, die vollen Fragen und nicht selten voller Dornen sind.

Es ist aus meiner Sich nicht immer einfach, sich auf Wege zu begeben, die Gott uns anbietet.

Oft erfordert es Mut und nicht leicht zu beschreitenden Einsatz. Man kann sich auch irren, falsche oder Umwege wählen, den Weg verfehlen und vielleicht ein Ziel erreichen, das einst unvorstellbar war.

Das Geheimnis, was in jeder Liebe und auch in jeder Religion wohnt und alles, was mit Gott und Kirche zusammenhängt, hat schon als Kind eine große Faszination auf mich ausgeübt und mich Gottes Spuren folgen lassen.

Und dieses, obwohl meine Eltern zu den Menschen gehörten, für die Religion zwar traditionell selbstverständlich war, aber keine tragende Bedeutung hatte.

Gott und Liebe, die meiner Meinung nach in einer anderen Dimension wohnen und durchaus eine Verbindung zu Religionen haben, war bei uns kein Thema.

Wie fast alle damals nahmen meine Schwester und ich am Religionsunterricht teil und sind später konfirmiert worden. Gottesdienstbesuche gab es gelegentlich mit der Schulklasse, während der Zeit des Konfirmandenunterrichts, mit meiner Großmutter zu Weihnachten und bei Taufen, Trauungen oder Beerdigungen, die jedoch selten waren.

Auf Reisen haben meine Eltern, meine Schwester und ich gerne alte große Kirchen besichtigt und von unserer Bayerischen Gastfamilie wurden wir Kinder öfter zur Heiligen Messe mitgenommen. Das war für mich schon im Alter von sieben Jahren ein ganz besonderes und tief bewegendes Ereignis.

Der Geruch von Weihrauch, die räumliche Höhe der großen im romanischen Stil erbauten Kirche, flackernde Kerzen, Stille und die bunten Gewänder derer die die Messe zelebrierten, haben in mir eine Ahnung von einer anderen Dimension und einem Geheimnis ausgelöst, das mich nie verlassen hat.

Bis zu meiner Ausbildung zur Diakonin war es für mich unangefochten, dass in dieser für uns unsichtbaren Dimension, meist Himmel genannt, Gott wohnt, der mich auf Schritt und Tritt beschützt und unsere Wege lenkt. Damals war ich 22 Jahre alt. Doch davon später mehr.

Dass das Wesentliche für unsere Augen unsichtbar ist, hat nicht nur Antoine de Saint-Exupery seinem Kleinen Prinzen in den Mund gelegt, es ist ganz einfach so.

Als ich mich mit 21 Jahren in einen evangelischen Pfarrer verliebte und einer bewegenden Liebe begegnete, ich jobbte damals als Reiseleiterin, war für mich klar, dass ich werden wollte, wie er.

Ich bin der Spur gefolgt und so bin ich schließlich Ev. Diakonin geworden.

Nach einer dreitägigen Busrundreise meines Reiseunternehmens durch den Harz waren wir wieder zu Hause angekommen und ich fuhr mit meinem gebraucht erworbenen alten roten Karmann Ghia Cabrio in Richtung Heimat. Kurz vor meinem Ziel läuteten die Glocken der Kirche, in der ich einst getauft und konfirmiert wurde und zogen mich magisch an.

Wie von selbst landete ich an der Kirche, wo gerade ein Gottesdienst begann.

Da stand er im Talar, die Orgel spielte „Befiehl du deine Wege“ und ich spürte eine unfassbar tiefe Liebe, von der ich lange meinte, dass sie diesem Pfarrer galt.

Diese Liebe veränderte mein Leben nachhaltig. Ich spürte eine unerklärliche Anziehung in seine Richtung, die mich nicht immer leichte Wege finden ließ, um Diakonin zu werden und eine jahrelange liebevolle Beziehung mit diesem Pfarrer zu haben, in der ich allerdings nicht wie er, sondern ich selber wurde.

Vielleicht passt eine in der Bibel mehrfach geäußerte Aussage dazu, die auch Jesus auf die Frage eines Schriftgelehrten nach dem höchsten Gebot von sich gab und die mit Sicherheit immer wieder zu Missverständnissen beiträgt:

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“

Wer ist der Nächste und welches Gesetz?

Der Nächste ist immer der Mensch, mit dem man gerade zu tun hat.

Und unter dem Gesetz verstehe ich - die zehn Gebote mit einbezogen - das Gesetz des Lebens: zu werden, was du bist.

Wer dazu Gottes Spuren folgt, wird es meiner Meinung nach leichter haben.

Wie kann das gehen - „Werde, was du bist“?

Das möchte ich mit diesem Buch anhand einer Liebesgeschichte erklären die allerdings keine Liebesgeschichte im klassischen Sinn ist, sondern eine Geschichte, die meine Faszination für das Erkennen von Gottes Spuren verstärkt hat, was auch dazu geführt hat, dieses Buch zu schreiben. Eine Geschichte die aufzeigt, wohin es führen kann, wenn man den Wegen folgt die uns das Leben oder Gott anbietet. Und wie man es machen kann, auf den Sinn des eigenen Lebens zu treffen.

Natürlich gehören viele Erkenntnisse dazu, die ich einfach und nachvollziehbar beschreiben werde, damit am Ende des Buches jeder die Chance hat, sinn-voll leben zu können.

Liebe richtig genutzt ist faszinierend konstruktiv, nicht destruktiv.

Wie kann das gehen und warum dann Liebeskummer, den fast jeder schon erlebt hat? Und jeder weiß, wie man leidet. Dazu wird Liebeskummer seit Jahren aus medizinischer Sicht als Krankheit anerkannt und ist behandlungswürdig.

Hier eine kleine Geschichte, die mir vor Jahren auf der Treppe im Schulhaus passierte, als ich mit Liebeskummer auf dem Weg zu einer Klasse war, wo ich den Religionsunterricht zu halten hatte.

Hinter mir hörte ich die Stimme einer lieben Kollegin: „Hast du was, du läufst so merkwürdig?“ Ich drehte mich um und sagte: „Liebeskummer!“ Darauf rief diese herrlich natürliche Kollegin aus: „Was, du erlebst Liebe, sowas Tolles, und deshalb schlurfst du so rum!? Mensch, sei doch froh, dass dir sowas Seltenes begegnet ist! Ich wäre froh, mal wieder lieben zu können!“

Etwas verwirrt teilte ich mit, dass der Geliebte aber für eine Beziehung nicht infrage käme.

„Das ist doch vollkommen egal!“ rief die Kollegin. „Du bist der Liebe begegnet!

Sowas Tolles, sowas Seltenes! Heul nicht rum, sondern freu dich und genieß das wundervolle Gefühl!“

Ich habe sie dann schweigend umarmt und war mir bewusst, dass mir mit dieser Begegnung etwas Großes geschenkt worden war.

Mein Liebeskummer war zwar damit nicht sofort verschwunden, doch in kürzester Zeit konnte ich durch diese ungewöhnliche Bewertung meine Gefühle anders einordnen, sie annehmen, wie sie sind, bemerken, was sie in mir bewegen und von daher konstruktiv und kreativ nutzen. Ich konnte u.A. besser schreiben!

Im Laufe der Zeit ist für mich Liebe in voller Tiefe spüren können identisch mit einer Gotteserfahrung geworden, nach der wir Menschen uns zutiefst sehnen.

Doch um Liebe in ihrer tiefsten Form auskosten zu können, muss das Gefäß in dem sie spürbar werden soll, nämlich man selbst, von vielen Störfaktoren frei geräumt werden.

Es gehören dazu: Wachsein, wissen wollen, Demut, Achtung vor dem Leben, Mut zum Annehmen von Erkenntnissen, die auch öfter wehtun werden, Loslassen können, die Bereitschaft zu lernen und sich zu verändern.

Mit diesem Buch werde ich teilhaben lassen an einem Weg, der weiter zu sich selbst geführt hat und werde aufzeigen, wie es gehen kann und was alles dazu gehört.

Ich habe das große Glück gehabt, meine Erfahrungen viele lange Jahre mit einem Menschen teilen zu können, der auch der Meinung war, dass der Liebe begegnen heißt Gott begegnen.

Und dass wir das brauchen, um zu werden was wir sind. Ich nenne ihn für dieses Buch Dr. Geork Hermann, bei dem ich mit 35 Jahren in seiner ganz besonderen Klinik für Menschen mit Suchtstörungen eine Hospitation gemacht habe, die ich eigentlich gar nicht wollte.

Nachdem ich eines seiner faszinierenden Bücher gelesen hatte, welches eine mehrfach süchtige Journalistin mit ihm geschrieben hat, wollte ich die Klinik, deren Chefarzt Geork war, kennen lernen. Nur ganz kurz.

Als Diakonin hatte ich bereits meine therapeutische Zusatzausbildung für Psychodrama und Gestalttherapie fertig und schlicht Interesse an dieser ungewöhnlichen Klinik, wo die Patienten nicht „Patienten“ genannt wurden, sondern „Gäste“.

Ärzte, Therapeuten, Bürokräfte, Reinigungspersonal, Gäste, Hospitanten, das Küchenpersonal und die Praktikanten waren per „DU“. Das war Georks Idee.

In seiner äußerst erfolgreichen Klinik hatten Menschen mit Süchten die Chance, mittels einer ausgeklügelten ungewöhnlichen Therapie zu sich, zu ihrem Innern, zu ihrem wahren Selbst, zu Gott zu kommen.

Den unglaublichen Erfolgen war es zu verdanken, dass Krankenkassen und Rentenversicherungen viele Jahre die Kosten trugen. Geork hat auch Predigten gehalten, obwohl er kein Theologe war. Das hat mich angezogen.

Aus dem nur kurz die Klinik beschnuppern wollen, wurde eine Hospitation, weil Geork mein kurzes Schnuppern nicht zuließ, sondern mir an Ort und Stelle einen der heißbegehrten, eigentlich doch mit Warteliste versehenen, Praktikumsplätze in meinen bald darauffolgenden Ferien anbot.

Obwohl ich Geork bei den ersten Begegnungen ziemlich arrogant fand, was er gelegentlich auch sein konnte, sind wir bis zu seinem Tod vor einigen Jahren enge Freunde geworden und geblieben.

Mit der Art über Grenzen zu gehen, der Sicht zum Thema Liebe und dem werden müssen, was du bist, waren wir uns außergewöhnlich ähnlich. Auch mit einer verletzlich sensiblen, nach außen hin nicht erkennbaren Art.

Ich hatte noch nie mit jemanden zusammen gebetet. Geork kam eines Abends auf die Idee, dass wir das tun sollten. Er fand uns seelenverwandt und da gehörte das dazu. Ja, Geork. „Mit uns, das war was ganz Besonderes“, waren eine seiner letzten Worte zu mir, und „Wir sehen uns in einem anderen Leben wieder.“

Geork wollte immer, dass ich von dem weitergebe, was ihn und mich so sehr verbunden hat. Er mochte meine Art zu schreiben.

Er hat nie gefragt, warum ich etwas tue. Ihm war klar, es steckt Sinnvolles dahinter, auch wenn es vielleicht noch nicht erkennbar war.

Vermutlich war der Weg zu einem Pater, der für das Verfassen dieses Buches keine unwesentliche Rolle spielt, ein Weg in diese Richtung. Doch davon später mehr.

Authentizität, wach sein, Gotteserkenntnis, Kreativität, Spontanität und Demut waren für Geork Ziele, die zu erreichen jedem Menschen ermöglicht werden sollten. Bis zu seinem Tod hat er sich äußerst engagiert dafür eingesetzt.

Dr. Geork Hermann kannte die Schwierigkeiten, die man bekommt, wenn man in einer Welt, wo man in weiten Bereichen Konformität schätzt, Sonderwege und die eigenen Einfälle verfolgt.

Von daher hat er es sehr bedauert, dass die Kliniken, die nach seinem Modell weitergemacht haben, den Forderungen der Kostenträger nachgeben und einige seiner sehr erfolgreichen Ideen verändern mussten.

Geork war außergewöhnlich spontan und hat sich nicht geniert, mich mitten in der Nacht anzurufen, wenn er meinte, dass er jetzt unbedingt mit mir reden müsste.

Gelegentlich bin ich dann mitten in der Nacht Hunderte von Kilometern über die langen Autobahnen zu ihm gefahren und wir haben stunden- manchmal auch tagelang diskutiert.

Dieses Miteinander hat jeden von uns beiden weiter zu sich selbst gebracht und die Kreativität konstruktiv beflügelt.

Sieben Jahre nach Georks Tod bin ich genau an dem Ort wo Geork lebte und ich heute noch den Schlüssel zu seinem Domizil habe, in dem ich ein und Ausgehen konnte wann immer ich mochte, auf eine neue und abenteuerliche Geschichte getroffen.

Ein Angebot vom lieben Gott, davon bin ich aus heutiger Sicht fest überzeugt.

Eine neue Spur

Es war an einem sonnigen Pfingstsonntag in einem gemütlichen Café an jenem Ort an dem Geork jahrelang wirkte, wo mir ein Bekannter aus Georks Interessenskreis von einem Pater in einem Kloster erzählte, der, so sagte er mir, meinen Argumentationen sehr ähnlich wäre. Ich sollte mal von ihm lesen.

Eher desinteressiert habe ich den Namen auf einem Stückchen Papier notiert, überzeugt davon, es irgendwann ungenutzt wegzuwerfen.

Das kommt gelegentlich vor, wenn mir beim Aufräumen von meinem Diakonen Terminkalender inne liegende Zettel mit Notizen nur noch ein Rätsel sind, weil mir ihre Entstehungsgeschichte nicht mehr zugänglich ist.

Doch mit diesem Zettel war es anders. Er blieb unbemerkt und in seiner Relevanz unerkannt unüblich lange zwischen den Seiten seiner Entstehungszeit in meinem Terminkalender stecken.

Irgendwann habe ich ihn entdeckt, gewusst wie er entstanden ist und lange gezögert ihn wegzuwerfen.

Da ich sehr wach für auffällige Regungen in meinem Innern bin, habe ich ihn vorsichtshalber und bis zur endgültigen Klärung auf einen Zettelberg nahe meinem Schreibtisch gelegt, wo es den dort lagernden Notizen beim gelegentlichen Aufräumen allerdings ähnlich ergeht wie jenen, zu denen mir beim Auffinden im Terminkalender schon gleich gar nichts mehr einfällt.

Ich kann nicht mehr sagen warum, aber offensichtlich war mir das Zettelchen in seinem Kampf ums Überleben über und so habe ich nachgegeben und mir eine schriftliche Kostprobe von jenem Pater bei einem Gebrauchtwarenhändler besorgt, was aufzeigt, dass mein Interesse nicht sehr groß war.

Was ich dann gelesen habe, hat mich wegen tatsächlicher Ähnlichkeiten fasziniert. Ich habe dem Pater geschrieben und er hat nach einiger Zeit freundlich geantwortet.

In einem kleinen Kloster am Ende der Welt sollte ich ihn treffen.

Auf dem Weg dorthin hatte ich ein für mich äußerst ungewohntes Erlebnis.

Ich, die ich Jahrzehnte sicher und fast unfallfrei mit meinen jeweiligen Autos fröhlich durch die Welten ziehe, habe mich in ungewöhnlichster Weise verfahren.

Über das Internet hatte ich mir eine Zwischenübernachtung in einer abgelegenen dörflichen Gegend organisiert.

Und da ich aus Überzeugung und um mein Gehirn fordern zu können ohne Navi fahre, und aus dem gleichen Grund kein Smartphone, sondern nur ein prepaid Handy habe, bin ich in eine fast tödliche Situation geraten.

Die aus dem Netz ausgedruckte Wegbeschreibung auf dem Beifahrersitz staunend beäugend, landete ich auf einem abschüssigen, steinigen, schmalen Wiesenweg am Ende von einem mittelgroßen Dorf. Hier zu wenden war nicht möglich.

Gott sei Dank kam irgendwann ein Gatter mit ein paar Schafen, an deren Seite eine alte Frau stand, die dabei war, hohes Gras abzuschneiden.

Ich fragte nach der Herberge und erfuhr, dass ich an der kleinen Kirche falsch abgebogen war und nun besser dem Wiesenweg folgen sollte, um dort ein kurzes Stück durch den Wald den richtigen Weg wieder zu finden. Es wäre ganz einfach. War es aber nicht. Warum ist mir bis heute ein Rätsel.

Es war früher Nachmittag und die Dämmerung würde nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Der einspurige ausgefahrene Sand Waldweg nahm kein Ende und schlängelte sich, links ein steiler Abhang voller hoher Kiefern und rechts hohe Felsenwände und Laubbäume, unendlich lange durch den tiefen düsteren Wald.

Keine Chance zum Wenden. Das Laub auf dem Boden wurde dichter und darunter spritzte Lehm hoch bis an die Windschutzscheibe.

Zu allem Überfluss stieg der Weg noch an. Ab und an eine Wegkreuzung, die jedoch mit Stapeln von Baumstämmen so eng und unübersichtlich war, dass mir gute und sichere Autofahrerin ein Wenden nicht möglich war.

Ich hätte auch nicht mehr zurückgefunden; es war wie in einem Irrgarten.

Ich betete zu Gott, mich hier doch bitte nicht verrecken zu lassen. Ich hatte Todesangst! Angst, dass der Weg noch schmaler würde oder so ausgefahren, dass ich stecken bleibe.

Zweifelsohne war das ein alter Trecker Weg für Waldarbeiter, die mich bei der Aufforstung im Frühjahr dann hier auffinden würden.

Immer wieder Wegkreuzungen. Nach mehreren kleinsten Kreuzungen habe ich mich für konstantes links abbiegen entschieden und sah nach ungefähr zwei langen Stunden Umherirren ein altes zerfallenes Haus und eine Lichtung. Es war ein winziges Bergdorf.

Ein Mann um die Vierzig im schmutzigen Overall fummelte an einem alten Trecker herum und war äußerst erstaunt, als er mich samt meinem Lehm verschmierten Auto nach einem befahrbaren Weg fragen hörte. „Sie haben den Berg überquert? Das war gefährlich und außerdem von der Straßen- Verkehrsordnung nicht erlaubt.“

Er sagte es freundlich verwundert und erklärte mir, auf welchen Wegen ich mein Quartier erreichen könnte. Es waren Kilometer Umwege.

Die Dämmerung hatte eingesetzt, als ich meine Herberge erreichte. Eine sehr freundliche ältere Frau zeigte mir eine zauberhaft verträumte Ferienwohnung und warnte mich vor dem Kater, der einmal eingelassen keine Ruhe mehr gäbe, bis er mit dem Gast das Bett teilen durfte.

Ich fühlte mich wohl in dem alten Fachwerkhaus mit Ofenheizung und genoss die Wärme und dass ich dem Tod von der Schippe gesprungen war. So war jedenfalls mein Gefühl. Mein Auto war grauenvoll mit Lehm verschmiert und glich einem Fahrzeug, welches irgendeiner Armee Kriegsdienste leistete.

Die freundliche Wirtin gab mir einen Eimer und verwies auf ihren Brunnen, wo ich mir Wasser hochziehen konnte, um etwas von dem Lehm abzuwaschen.

Das interessierte den Kater, der mit großem Abstand auf einem Holzstapel sitzend die Sache beobachtete. Vermutlich hat er genau berechnet, wie er nach Beenden der Waschaktion mit in die warme Wohnung huschen kann.

Der kleine Mathematiker hat richtig gerechnet und so haben wir uns das gemütliche breite Bett geteilt. Er musste sich allerdings die ganze Geschichte anhören.

Vom Überqueren des Berges, meiner Todesangst und dass sich das Ganze so langsam wie eine äußerst merkwürdige Geschichte anfühlt, die auf irgendetwas Schicksalhaftes hinweisen möchte.

Mit dem begleitenden Schnurren des Katers glitt ich in eine ferne Traumwelt voller Erkenntnisse und dann wieder Nebelfetzen aus der, so scheint es mir bisweilen, ich bis heute nicht erwacht bin.

So kann ich Orte und Namen nur umschreiben, weil sie in meinem Herzen ein zauberhaftes Geheimnis bleiben, wegweisend nicht nur für mich…

Das Kloster am Ende der Welt

Als ich am nächsten Tag an einer Tankstelle in einem kleineren Ort ein Ticket für die Waschanlage kaufe, will die Besitzerin mir das Benutzen verbieten, weil sie der Meinung ist, dass mein Auto, das noch immer reichlich mit Lehm verschmiert ist, ihrer Anlage schade. Ich biete ihr mehr Geld, sie nimmt es an, mein Auto sieht anschließend besser aus. Wenn auch am Unterboden noch Lehm zu finden ist.

Viele Stunden später erreiche ich das Kloster. Es passt in das unwirkliche Gefühl, welches mir seit der verheerenden Überquerung jenes Berges ohne eine Chance umkehren zu können lange Zeit nicht von der Seite wich.

Das Gelände wirkt versponnen merkwürdig, irgendwie wie aus einer anderen Zeit.

Schon bevor ich auf den Pater treffe, fragte ich mich, ob das Ganze ein Gleichnis ist für einen Weg, auf den ich unmerklich gelangt bin und nicht mehr umkehren kann.

Die Tür des Klosters ist offen, wie der Pater es mir beschrieben hatte. Ich würde im ersten Stock mein Zimmer finden.

Beim Betreten des Gebäudes höre ich eine freundliche Stimme aus den oberen Stockwerken fragend meinen Namen rufen. Und dann ein Poltern das zeigt, dass jemand schnell die Holztreppen runterkommt. Es ist Pater D.

Auf dem Foto das ich von der Beschreibung seiner Person aus dem antiquarisch Besorgten kannte, wirkte er auf mich klein und eher untersetzt.

Zu meinem Erstaunen ist Pater D ein Stück größer als ich und wirkt wie ein sehr ernstzunehmender gestandener Mann.

Auf dem Foto kam er mir eher jungenhaft vor.

Ich bin irritiert und plappere sofort los, von dem fatalen Waldweg auf dem ich zwei Stunden lang einen Berg überquert habe und dass mir das Ganze wie ein Gleichnis für irgendetwas Merkwürdiges vorkommt.

Er betrachtet mich mit einem fast sezierenden Blick, so als wolle er herausbekommen, was ihm der liebe Gott für ein seltsames Wesen auf den Weg geschickt hat und dass er mit diesem doch vorsichtshalber gar nichts zu tun haben wolle.

Sein Eindruck von mir muss furchtbar gewesen sein.

„Sie wollten ja auch mit mir reden, nicht?“, fragt er mich noch an der Eingangstür stehend, und ich bringe vor Fassungslosigkeit nur ein recht unsicheres „Ja“ heraus.

Deshalb bin ich doch hergekommen, geht mir durch den Kopf und eine mir bekannte Verunsicherung machte sich breit, die einen Grund in schon längst vergangenen Tagen hat.

Politisch bedingt war die Schwangerschaft mit mir nicht erwünscht, wodurch ich auf Ablehnung extrem sensibel reagiere.

Wer nicht gewollt oder mit seinen Begabungen und Wahrnehmungen als Kleines nicht ernst genommen wurde, wird in der Regel bei Ablehnung mit Verunsicherungen unterschiedlichster Art reagieren.

„Heute habe ich aber gar keine Zeit mehr“, teilt der Pater sachlich mit und zieht ein modernes Smartphone aus seiner Tasche.

Meine Verunsicherung potenziert sich, ich ringe um Fassung, lasse mir aber nichts anmerken. Ich bekomme eine Uhrzeit und den Treffpunkt für den nächsten Tag.

Dann zeigt er mir das verwinkelte Kloster.

„Es ist derzeit nur noch ein einziger Gast da, ein Mann, der gerne die Ruhe des Klosters in Anspruch nimmt.“ Das sagt der Pater und zeigt mir die Küche und wo ich etwas Einfaches zum Essen finde.

„Ich habe selbstgebackenen Kuchen mitgebracht“, sage ich und traue mich damit einen Vorstoß in die Richtung, die für mich selbstverständlich gewesen wäre.

Ich bin davon ausgegangen, dass wir gemeinsam Kaffee trinken, von meinem leckeren Dinkelkuchen essen und uns über die gemeinsame Sicht freuen, wie wir Gott erleben und jeder von uns, von diesen Erkenntnissen, die doch so ähnlich sind, den Menschen, die es mögen, weitergibt.

Der Pater, der Seminare zur Gottesfindung gibt, Menschen auf ihrem Weg mit Gott begleitet, Vorträge hält und manch Interessantes schriftlich verfasst hat. Und ich, die ich Ev. Diakonin mit einer Zusatzausbildung für Psychodrama und Gestalttherapie bin, vier Jahrzehnte Religion unterrichtet habe, als Autorin Kinderhörspiele für den Bayerischen Rundfunk geschrieben, drei Bücher verfasst, ab und an Andachten in einer großen Kirche halte und gelegentlich auch mal therapeutisch tätig bin. Wir beide miteinander im interessanten Austausch.

Offensichtlich hat der liebe Gott Anderes vor.

Der Pater teilt mir mit, dass er sich keinen Kuchen leisten kann, da er zu dick ist. Ich finde das zwar gar nicht, gebe ihm aber einen guten Tipp, wie man seine Figur annehmbar im Griff behalten und trotzdem vergnüglich essen kann. Wir fangen an nett zu plaudern.

Meinen Kuchen verschmäht er zwar, aber immerhin sagt er, dass wir ja vielleicht heute Abend nach der Meditativen Zusammenkunft noch etwas erzählen könnten.

In dem kleinen Kloster leben noch einige Brüder, wovon derzeit viele jedoch nicht da sind. Ab und an finden Seminare statt, auch Einzelgäste sind willkommen.

Derzeit bin ich der einzige Gast. Der Mann fährt morgen früh wieder weg. Mein Aufenthalt ist für zwei Nächte geplant.

Der Pater und ich sind von unterschiedlichen Voraussetzungen für meinen Besuch ausgegangen, soviel ist mir nach dieser ersten Begegnung klar.

Ich wollte ihn einfach kennen lernen, weil ich ihn mir so ähnlich finde und er hat mich offensichtlich als normalen Einzelgast eingeordnet.

Pater D zeigt mir mein schlichtes Zimmer. Das Gemeinschaftsbad ist gleich gegenüber. Weil ich das Einfache liebe, gefällt es mir.

„Na, dann machen Sie es sich erst mal gemütlich und schauen Sie sich das Kloster an. Bis später dann.“ Weg ist er.

Irritiert schaue ich mich um, treffe in der Küche auf den morgen wieder abreisenden Gast, der sich hier gut auszukennen scheint. Schweigen ist angesagt, wie in den meisten Klöstern. Also nicken wir uns freundlich zu und jeder verzieht sich in irgendwelche Gefilde. Ich mache mir einen Kaffee und denke nach.

Auf einem Zettel habe ich mir die Zeiten für Meditative Zusammenkünfte und das Gespräch notiert, was wir für morgen für 14.30 Uhr vereinbart haben.

Später erkunde ich das verwinkelte Kloster und den Garten. Es hat wirklich etwas vom Ende der Welt.

Am Abend ist eine meditative Zusammenkunft. Pater D hatte mir den Raum noch gezeigt und den Platz, den ich einnehmen soll. Ich sitze gegenüber von ihm und einem seiner Mitbrüder.

Als ich den Raum betrete ist Pater D schon an seinem Platz und hantiert an einem Tablet herum, mittels dem er sich mit Menschen von Außerhalb per Zoom zu einer angeleiteten Meditation verbinden wird.

Ich frage, ob es ok ist, dass ich jetzt schon komme. Es sind noch zehn Minuten vor der angesagten Zeit. „Kein Wort mehr!“ - sagt er laut in einem äußerst scharfen Ton. Ich schrecke zusammen und augenblicklich ist mir übel zumute.

Was war das denn!?

Dass man so mit mir spricht, habe ich das letzte Mal in meiner Kindheit erlebt.

Der Pater ist mir auf einmal sehr unangenehm.

Dabei fand ich ihn nach der anfänglichen Irritation ausgesprochen sympathisch.

Ich nehme meinen Platz ein. Wenig später kommt der männliche Gast, setzt sich an die rechte Seite des Raumes und versinkt in Schweigen.

Pater D begrüßt jeden, der auf seinem Bildschirm erscheint mit Namen, man kennt sich und geht sehr freundlich miteinander um.

Dann leitet er eine Meditation ein, wo wahrnehmend durch den ganzen Körper gegangen wird. Zum Schluss noch etwas Zeit zum Nachfühlen.

Als Pater D den Raum verlässt, sagt er freundlich „Einen schönen Abend noch.“

Ich verstehe das als klare Ansage, dass wir uns nicht mehr unterhalten werden. Dazu habe ich nach den scharfen Worten zu mir auch kein Verlangen mehr.

Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich fühle mich nicht wohl. Mein Abendessen, welches ich mir in der Küche selbst bereite, schmeckt mir trotzdem.