Gottes Zelt - Patrick Rabe - E-Book

Gottes Zelt E-Book

Patrick Rabe

4,8

Beschreibung

Die Glaubens-und Liebesgedichte von Patrick Rabe sind mutig, innig, streitbar, vertrauens- und humorvoll, sie klammern auch Zweifel, Anfechtungen und Prüfungen nicht aus, stellen manchmal gewohnte Glaubensmuster auf den Kopf und eröffnen dem Leser den weiten Raum Gottes. Tief und kathartisch sind seine Gedichte von Tod und seelischer Wiederauferstehung, es finden sich Poeme der Suche, des Trostes, der Klage und der Freude. Abgerundet wird das Buch von einigen ungewöhnlichen theologischen Betrachtungen. Kein Happy-Clappy-Lobpreis, sondern ein Buch mit Ecken und Kanten, das einen Blick aufs Christentum eröffnet, der fern konservativer Traditionen liegt.

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Es ist, was es ist, sagt die Liebe...

(Erich Fried)

Für Steffi, Renate und Jens.

Inhaltsverzeichnis

Die Gedichte

Liebe rettet mich

Zarathustra

Was mir die Muse erzählte

Finderlohn

Straßen

Wanderer

Ich bin dein Spiegel

Straße ins Glück

Geisterstadt

Das Schiff

Du

Abschied

Heil sein Herz

Kleines Gebet

Phoenix I

Phoenix II

Neuanfang

Romeos Regenlied

Jeshua

Erwachen

Im Frieden

Gnade

Puzzle

In Gottes Hand

Das weiße Album

Das Evangelium nach Microsoft (Peace in Silicon Valley)

Lobpreis jenseits von Schlagersülze (in aufknotbaren Reimknoten)

Präludium

Passion

Anastasis (eine österliche Trilogie): Nachtaktiv

Drei Tränen

Im Abgrund

Der Wolf und die Rose

Im Beichtstuhl des Teufels

Im Fels

Die Wahl

Jesus reloaded

Guter Boden

Kephas

Der nahe Gott

Land of the living Dead

Dämonen

Gott

Psalm

Die Größte unter ihnen

Geborgenheit

Hase und Igel

Goldene Stadt

Iris

Von der Wichtigkeit, Abel zu sein.

Zachäus

Gnadenhonig

Werden wie die Kinder, Teil 1

Werden wie die Kinder, Teil 2

Segen

Im Himmel

Bittere Minze

Eine neue Schanze

Marienglas

Eden

Davids neues Lied (in Anlehnung an den 40. Psalm)

Ja (ein Standpunkt)

Herbstgold

"Das sind Engels!"

Lied für dich

Sternenstaub

Freu dich!

Wunder

Ein weißes Bild

Regenspiel

Dein Herz

Morgengruß

Dichters Sonnengesang

Blinder Fleck

Sieben

Wind des Lebens

Jetzt!

Pfingstfuchs/Uhren (ein Sonett-Duett): Pfingstfuchs

Uhren

Sei!

Gottes Licht

...und dann zur Sonne

Kinder

Passagier

In dir

Lieber Papi im Himmel!

Heilung

Land der Herkunft

Überwinder

Bonus I: Praise in English

Song for you

Hey, Baby Blue

Gates Of Zion

The inner me

Heaven

Sect Hopper (religion for noobs)

Bonus II: Praise in Prose

Gnade, ein Gedanke, der die Welt verändern kann

Penunzen: Kurze Einführung

Sind wir wirklich "im Himmel"?

Metanoia! Back to Paradise!

Boten

...das letzte Wort hat Lenny! Ich werde singen

Die Gedichte

Liebe rettet mich

Liebe, rette mich,

sprich zu mir und zeige dich,

heb mich auf und lasse mich nicht fall'n.

Kein Mensch ist gegen mich,

ich nur selbst, ich fessel mich,

Liebe rettet mich.

Viele Fremde traf ich auf

meinem Weg den Berg hinauf,

verlor'ne Seelen, die sich finden woll'n in mir,

die mich bitten, zu enthüll'n,

was verborgen sie nur fühl'n -

Liebe rettet mich.

Und der Sonne heller Schein lässt uns alle Schatten sein,

die sich strecken, wenn sie im Meer versinkt.

Und ich sitze namenlos hier in meiner Schande Schloss,

Liebe rettet mich.

Im Spiegel seh ich mein Gesicht,

wie es vorübergeht im Licht,

ich seh die Schattengestalt, die ich einst war.

Ich seh das Purpur ihres Blicks,

das Scharlach meines Lügentricks,

Liebe rettet mich.

Und der Sonne heller Schein, lässt uns alle Schatten sein,

die sich strecken, wenn sie im Meer versinkt.

Und ich stell mich in die Zeit, ich bin offen, bin bereit,

Liebe rettet mich.

Und ob ich schon ging durch das Tal des Todesschattens,

fürchte ich kein Übel,

und dein Stecken und dein Stab,

sie sind alles, was ich hab,

Liebe rettet mich.

Vorbei die Vergangenheit,

jetzt kommt eine neue Zeit,

ich stehe am Eingang

einer Welt so frisch und grün.

Die Ruinen der Sklaverei

lass ich hinter mir und ziehe frei.

Liebe rettet mich!

© für den Originaltext: Bono und Bob Dylan

© 1988 Blue Mountain Music Ltd./Warner Chappell Music Ltd.

deutsche Übertragung: © by Patrick Rabe, Oktober 2015.

Zarathustra

Übermenschlicher Blick.

Die Welt abgelegt auf meinen Schultern,

Ich gebe sie dir jetzt zurück,

Will weiter wandern, meine Straße zieh`n.

Die Bäume sind wieder grün,

Ich hab sie nie so grün gesehen.

Die Vögel sind frei wenn sie zieh´n,

Sie lassen, was geschieht, geschehen.

Vergaß, was es galt zu vergessen,

Erinnerte mich an das, was war.

Was ich tat, kannst du nicht ermessen,

Denn du warst ja schon immer da.

im Jahr 2000 vor der Kirche St. Jürgen

Was mir die Muse erzählte

Erzähle mir Muse vom Ur-Anbeginne,

als Sonne zum ersten Mal glitzern ließ Tau,

als Eisvogel flog, als Geparden Wild hetzten,

als Wohnstatt entstand für den Mann und die Frau.

Erzähle mir Muse vom Werden des Kindes

im Leibe der Mutter, geborgen, beschützt,

erzähl mir, wie Stolz in den Augen des Vaters,

der das Neugeborene streichelt, aufblitzt.

Erzähle mir Muse vom Flüstern der Engel,

die Menschen bewachen weit über der Welt,

vom Zischen der Teufel in düsteren Träumen,

die Seelen verführen mit Macht und mit Geld.

Erzähle mir Muse von sinnlosen Kriegen,

wo Feuer und Schwert führen das Regiment,

wo Hass sich entlädt in Mord und Gewalttat,

und der Bruder das Antlitz des Bruders nicht kennt.

Erzähle mir Muse von Zeiten des Friedens,

wo Sattheit und Wohlstand die Menschen erquickt,

wo Liebe gelingt, wo das Fremde vertraut ist,

wo dem Spieler der Sieg ohne Pokerface glückt.

Erzähle mir Muse vom Weg durch die Hölle,

von Tod und von Wahnsinn, von Suche und Kampf,

vom Ringer, der wilde Dämonen besänftigt,

und aufsteigt aus schwefelig-rußigem Dampf.

Erzähle mir Muse vom Weg in den Himmel,

den jeder Mensch einmal auf Erden beginnt,

erzähl mir von Lichtern, die leuchten im Dunkel,

erzähl mir, dass schließlich das Gute gewinnt.

Und nun, meine Muse, nun lege dich zu mir,

will spüren ganz nah deine samtweiche Haut,

vereint in den Kissen, erregt und versunken,

das Minnespiel spielend, bis Morgenlicht graut.

Finderlohn

Ohne dich bin ich doch auch

nur ein halber Mensch.

Verlor’n im nassen Regensturm

in einem Coat aus Trench.

Keine Hoffnung im Herzen,

doch auf den Lippen ein Lied:

„Bring mich wieder zum Leben,

bring mir Music und Beat!“

Und ich will dich wiederfinden,

ich zahle Finderlohn.

Zwei müde Hände und Gitarrensaiten,

was sonst erwartest du schon?

Und so stolper ich weiter

so durch Nacht und Sturm,

und Rapunzels Haare werden nass

hoch da in ihrem Turm.

Doch kein Prinz klettert rauf

am Kletterseil aus Haar,

Rapunzel bleibt allein,

nichts ist mehr, wie es war.

Und ich will dich wiederfinden,

ich zahle Finderlohn.

Zwei müde Hände und Gitarrensaiten,

wer trägt heut deine Kron'?

In einer Kneipe wartet Willy,

der noch Schulden bei mir hat,

er pumpt den Wirt grad an,

denn er spielt ein schlechts Blatt.

Ich frag sie nur kurz:

"Habt ihr mein Glück geseh'n?",

dann trink ich `n Bier

und muss alleine weiter zieh'n.

Und ich will dich wiederfinden,

ich zahle Finderlohn.

Zwei müde Hände und Gitarrensaiten,

von dei’m verlor’nen Sohn!

Und wir suchen unsren Zwilling

in dieser großen Stadt,

die zu viele helle Fenster,

zu wenig Heimat hat.

Doch ich laufe dir entgegen,

was immer auch geschieht,

ich erkenn dich an der Rose

und du mich an meinem Lied

Und ich will dich wiederfinden,

mit Rockmusik und Beat

Zwei müde Hände und Gitarrensaiten,

spielen dir bald…

…spielen dir bald…

…spielen dir bald…

…ein Liebeslied.

Straßen

Auf diesen dunklen, langen Straßen

nur Sterne sind’s, die du erkennst,

die du in deiner Wand’rer-Fremdheit

die einz’gen treuen Freunde nennst.

So mancher von den Weggefährten

hat dich enttäuscht, verließ dich gar,

sie hatten ihre eig’nen Wege,

für sie war deiner nicht mal wahr.

Und dennoch wanderst du dem Morgen

entgegen, der dein Bruder ist,

und jeder Sonnenaufgang zeigt dir,

dass er dich ebenso vermisst.

Du weißt, dann geht ihr durch Alleen

zum Sommerhaus der Liebsten hin,

und sie begrüßt die Heimgekehrten

und teilt mit euch ihren Gewinn.

Bis dieses Wahrheit sein wird endlich,

sei jedem Reisenden ein Freund,

denn jeder ist wie du letztendlich,

hat etwas, von dem nachts er träumt.

Auf diesen dunklen, langen Straßen

führt dich ein Sternbild, das dich birgt,

das dir in deiner Wand’rer-Fremdheit

den Friedensweg der Hoffnung wirkt.

Wanderer

Wanderer so mutig, Wanderer so klein,

wann wirst du wieder bei der Liebsten sein?

Leuchtet über dir dein Stern?

Läufst du durch ein Land so fern?

Sehnst dich nach dem Mädchen dein?

Kleiner Wanderer, kehr heim!

Wanderer so durstig, Wanderer so klein,

wann wirst du wieder trinken Christi Wein?

Wanderst unterm Himmelszelt

durch die große weite Welt,

stößt dich oft an einem Stein,

kleiner Wanderer, kehr heim!

Wanderer so hungrig, Wanderer so klein,

wann wird es Brot vom Heimattische sein?

So manche Bauersfrau gab dir

ein Knüstchen Brot, ein Glas voll Bier.

Doch in der Nacht schliefst du allein.

Kleiner Wanderer, kehr heim!

Wanderer so müde, Wanderer so klein,

folgtest schon der Donau, folgtest schon dem Rhein.

Manches süßen Mädchens Hand

half dir schon aus dem Gewand,

ließ dich in ihr Bett hinein,

kleiner Wanderer, kehr heim!

Wanderer so gläubig, Wanderer so klein,

folgtest immer deines Sternes Schein.

Sehntest dich nach deinem Gott,

wenn dich traf des Volkes Spott.

Einmal wirst du bei ihm sein;

Kleiner Wanderer, kehr heim!

Ich bin dein Spiegel

Durch Dezembereiseskälte spurt dein Blick, verzweifelt, leer,

und du wünschst dir Vater, Mutter, Weihnachtsbratendüfte her.

Leben hat dich schwer gezeichnet, fragst dich, ob es Gott noch gibt,

und wenn ja, ob er dich annimmt, wie ein Vater gütig liebt.

Oder schwebt er, selbst ermüdet, über dieser irren Welt,

die er lang schon nicht mehr lenkend, schützend in den Händen hält?

Und du fragst dich, hast du Liebe, hast du Zuwendung verdient,

wo du doch so oft verletzt hast, feig warst oder hassbemient.

Keine Ahnung, keine Meinung, keine Hoffnung und kein Geld,

stehst du mitten in der City, und Dezemberregen fällt.

Oft hab ich mich ganz genauso, kalt, verlassen, leer gefühlt,

und in meiner Schmerzensseele selbstverurteilend gewühlt.

Doch heut hat sie mich gestreichelt, eine Weise von Lou Reed,

und ich fühlte mich getröstet und gestärkt von diesem Lied.

Darum, jetzt, wo ich dich sehe, in der großen Innenstadt,

weiß ich, dass mein Herz dir geben kann, was es empfangen hat.

Und ich grüß dich, und du freust dich, schön, wie sich dein Antlitz hellt,

und dann gehn wir - jetzt gemeinsam - durch die kalte Winterwelt.

Und am Ende dieses Abends, bei Kaffee und Kerzenschein,

weißt du wieder du bist wertvoll, und wir zwei sind nicht allein.

"Willst du deinem Nächsten helfen, dann tu es mit dem, was du in Händen hältst"

(Yusuf Islam)

Das Lied von Lou Reed ist "I'll be your mirror", das er mit Velvet Underground aufgenommen hat. In der Studioaufnahme wird es von der deutschen Sängerin Nico gesungen. Lou Reed ist dieses Jahr (2013) am 27. Oktober verstorben, in der selben Zeit wie mein Vater. Auch über seinen Tod war ich sehr traurig, weil seine Musik mir viel gibt. Danke Lou, you were real. Take a walk on the wild side!

Straße ins Glück

Ich bin lang schon unterwegs, als Proviant nur einen Keks

und 'ne Wasserflasche, um den Durst zu still‘n;

Manchen Freund ließ ich zurück auf der Straße hin ins Glück,

doch ich werde mein Schicksal noch erfüll’n!

Und gemeinsam, Hand in Hand, ging’s auf ins gelobte Land,

ein Land, wo’s dann endlich besser wär,

und die Straße, die wir geh’n, wir könn‘ das Ende noch nicht sehn,

manchmal ist der Weg auch bandig schwer.

Sieh die Blütenpracht im Mai, einmal ist auch sie vorbei,

doch solange sie noch blüht, ist alles gut.

Ach, ihr Duft ist himmlisch süß, halt mal inne und genieß!

Aus dem Frühling schöpf ich mir neuen Mut!

Und gemeinsam, Hand in Hand, ging’s auf ins gelobte Land,

unsre Spuren, die wird der Wind verwehn,

und die Straße, die wir geh’n, wir könn‘ das Ende noch nicht sehn,

manchmal ist der Weg auch bandig schön.

Ich verlor schon manchen Freund, mancher Traum ist ausgeträumt,

manches Licht entpuppte sich als Schein.

Doch da stand sie am Straßenrand und nahm schüchtern meine Hand

und sie sagte: „Lass mich dein Mädchen sein!“

Und gemeinsam, Hand in Hand, ging’s auf ins gelobte Land,

ein Land ohne Krieg und ohne Streit,

und die Straße, die wir geh’n, wir könn‘ das Ende noch nicht sehn,

aber jetzt gehen wir den Weg zu zweit!

in den letzten Maitagen 2013 vor der Kirche St. Jürgen.

(Ein Songtext)

Geisterstadt

Ich kam in die Geisterstadt, Ostern war vorbei,

stickig war’s, ich glaub fast, es war irgendwann im Mai.

In den leeren Gassen trieb ein Wind den Staub voran,

und ich fragte einen Fremden, wo man hier was essen kann.

Ausgezehrt vom Reisen, ein Skelett mit etwas Haut,

hoffte ich auf Nahrung, die mich wieder auferbaut,

außerdem noch auf ein Plätzchen, um sich auszuruhn,

der Fremde nickte wortlos und schob mich in den Saloon.

Keine Seele da, nur ein paar Trinker und `ne Frau,

ich stell mich an den Tresen und bestell Rum mit Cacao,

man nennt das Zeug Lumumba, s‘ ist nicht das Stärkste, was es gibt,

doch es schmeichelt jeder Zunge, die so süße Sachen liebt.

Die Frau, sie sieht mich an, und fragt, ob ich ihr was ausgeb,

ich sag nur: „Glaubst du, dass ich Geld hab, und glaubst du, dass ich leb?“

Sie lächelt süß und greift nach meinem Lederportemonnaie,