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Es gibt vieles zu entdecken in der Welt. Wie gelangt man aber zum Ziel, wenn man noch gar nicht weiß wo man genau hinwill. Ein Entdecker sieht und nutzt Dinge, die andere Menschen übersehen. Während Kreativität Möglichkeiten zu Tage fördert, erlaubt Urteilsvermögen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Diese beiden Fähigkeiten sind entscheidend um Wertvolles entdecken zu können.
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Seitenzahl: 75
Veröffentlichungsjahr: 2022
Ioannis Alexiadis
Grundlagen des Entdeckens
Kreativität & Urteilsvermögen
© 2022 Ioannis Alexiadis 2. Auflage
ISBN Softcover: 978-3-347-72090-9 ISBN E-Book: 978-3-347-72091-6
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Entdeckerhelden in der Praxis
Der wahre Weg zum Fortschritt
Analogien für die Kreativität
Filter für das Urteilsvermögen
Wollen lernen
Literatur
Einleitung
Was muss geschehen, dass die Welt nachhaltig verbessert wird? Es müssen Lösungen für die Herausforderungen, der sich unsere Gesellschaften stellen, entdeckt werden. Die Entdeckung ist ein zentraler Aspekt des Fortschritts. Wie ist sie aber zu bewerkstelligen? Das vorliegende Buch untersucht ebendiese Mechanismen, die hinter dem nachhaltigen Entdecken stecken.
Es wird immer etwas zu entdecken geben
Es gibt viele Menschen die glauben es gäbe keine Geheimnisse mehr zu lüften in der Welt. Das Zeitalter der Entdeckungen sei vorbei. Dies ist ein Trugschluss. Nicht nur existieren viele ungelöste Probleme für unsere Gesellschaft, es werden durch die Lösungen aktueller Probleme, neue Probleme in der Zukunft geschaffen. Der Kapitalismus hat es erfolgreich geschafft Armut weltweit einzudämmen, hat aber von Zivilisationskrankheiten bis Umweltzerstörung, neue Probleme heraufbeschworen.
Keine Sorge für zukünftige Entdecker. Problemstellungen werden nie verschwinden. Die Relevanz der Entdeckung ist nach wie vor groß.
Entdeckungen als Ausweg aus der Krise
Luke Burgis beschreibt in seinem Buch das Problem der Mimesis (Nachahmung). Menschen imitieren andere Menschen in ihrer Unsicherheit was sie als nächstes begehren sollen, wollen sich aber gleichzeitig von ihren Mitmenschen abgrenzen, weil sie ein zu hohes Maß an Gleichheit abschreckt. Dieser Konflikt, der heutzutage durch Soziale Medien befeuert wird, führt zu „mimetischen Krisen“ für deren Lösung früher der Sündenbock-Mechanismus und die Marktwirtschaft als soziale Innovationen erfunden wurden. Heutzutage wirken sie aber nicht mehr so gut und wir benötigen eine dritte Revolution um Konflikte durch mimetische Krisen aufzulösen.
Die Schlussfolgerung lautet: Es ist aktuell nicht nur möglich Neues zu entdecken, es ist für unsere Gesellschaft überlebensnotwendig.
Über dieses Buch
Wir beginnen mit einem Blick auf mutige Individuen, die die Gesellschaft mit ihrer Entdeckungsgabe voran gebracht haben und stellen uns der Frage wer sie waren und was sie so besonders gemacht hat. Das zweite Kapitel beschreibt den Prozess durch den ein Entdecker nachhaltig zum Fortschritt der Gesellschaft beitragen kann, während Kapitel drei und vier sich den beiden Fähigkeiten widmen, die unerlässlich für das Entdecken sind: Kreativität und Urteilsvermögen.
Entdeckerhelden in der Praxis
Die Welt ist voller Geschichten über Entdeckerhelden, denen wir unseren aktuellen Wohlstand verdanken oder die uns vor Gefahren schützen. Viele von ihnen haben nicht die Würdigung erhalten, die ihnen gebührt. Dieses Buch ist diesen Helden gewidmet. Es will aber mehr. Es soll zeigen wie Entdeckung von statten geht. Wie sieht das Umfeld der Entdeckung aus? Welche mentalen Werkzeuge nutzen Entdecker?
Was einen Entdecker ausmacht ist seine Einstellung. Er denkt nicht in vorgefertigten Bahnen. Er glaubt nicht an Zeitpläne. Er hat keine Präferenzen, sondern weiß welche Dinge er nicht mag. Auf die Frage nach dem Huhn oder dem Ei, antwortet er: „Wessen Ei?“. Er weiß: bevor er die richtigen Antworten erhält, muss er zuerst die richtigen Fragen stellen. Auf diese Weise stößt er auf blinde Flecken, die der öffentlichen Wahrnehmung nicht bewusst sind.
Die Herausforderungen denen sich Entdeckerhelden stellen sind sehr unterschiedlich.
Wir haben es zu tun mit akuten Krisen, ewigen Plagen, dem Verlust von Wissen oder mangelhaften Zuständen. Eine Krise die im Gange ist erfordert rasches Handeln und schnelle Lösungen. Einige Krisen sind dabei unvorhergesehenes Ereignis, die massive Probleme verursachen.
Wir vergessen aber leider oft, dass noch besser als ein gutes Krisenmanagement eine gute Vorsorge ist.
Die Fragilität von Systemen entdecken und Schwachstellen identifizieren ist die Arbeit einer Sicherheitskraft oder eines Ingenieurs.
In anderen Problemfeldern entwickeln Entdeckerhelden Mittel gegen Krankheiten die lange Zeit vorherrschend sind, bekämpfen zyklisch wiederkehrende Hungersnöte oder steigern die Sicherheit im Straßenverkehr. Dabei erfinden sie komplett neue Lösungen oder entwickeln bestehende Ansätze weiter.
Es gibt Menschen, die Wohlstand entdecken und Menschen, die Wohlstand bewahren. Auf der einen Seite stehen Tüftler, Autoren, Künstler oder Forscher. Auf der anderen Seite stehen Ingenieure, Sicherheitskräfte oder Krisenmanager.
Diejenigen, die Wohlstand bewahren, müssen Wege entdecken Risiken zu erkennen und ihnen auszuweichen. Ihre Entdeckungsgabe ist auf Gefahren ausgerichtet. Diejenigen, die Innovatives entdecken und Wohlstand erschaffen benötigen andere Qualitäten.
Ein falscher Test als Rettung
Eugene Lazowski und Stanisław Matulewicz wussten, dass ein Test auf Fleckfieber positiv ausfällt, wenn einer Person abgetötete Proteus-Bakterien injiziert werden. Nun reicht es nicht aus, diese Sachverhalte zu kennen, man muss in einer Krisensituation schnell erkennen können wie dieses Wissen einzusetzen ist, um eine Katastrophe abzuwenden, und den Mut besitzen dies auch mit allen zu erwartenden Konsequenzen durchzuziehen. Im von den Nationalsozialisten besetzten Polen brachten diese beiden Ärzte beides mit. Indem sie eine Fleckfieberpandemie simulierten, bewahrten sie die ansässige Bevölkerung vor Deportation und Zwangsarbeit und polnische Widerstandkämpfer vor dem Tod. Die Nationalsozialisten fürchteten sich vor der tödlichen Krankheit und blieben der Gegend fern.
Einer ähnlichen Herausforderung sahen Ärzte in Rom entgegen. Der Arzt Giovanni Borromeo kam im Oktober 1943 auf die Idee die angebliche Krankheit „Morbus K“ zu erfinden, mit der die Ärzte das Leben vieler Juden retten konnten.
Ein Fälscher als Lebensretter
Eigentlich ist es nicht die Aufgabe von Ärzten falsche Epidemien zu simulieren. Ihre Entdeckung ist kein kontinuierliches Unterfangen oder Lebenswerk. Sie nutzten zur richtigen Zeit ihr angesammeltes Wissen. Eine andere Art von Lebensretter nutzt sein alltägliches Fachkönnen, wenn er ein Meister seines Faches ist.
Zu dieser Sorte Entdeckerheld gehört Adolfo Kaminsky. Als 17-Jähriger begann er seine Ausbildung als Färber und konnte damals nicht ahnen welche Karriere ihm bevorstand. Für die Untergrundkämpfer der Résistance fälschte er im von den Nationalsozialisten besetzten Frankreich lebenswichtige Dokumente. Da seine Fähigkeiten rar gesät waren, musste er tagelang durcharbeiten und ihm war bewusst, falls er einschlafen würde, das Leben vieler Menschen, (darunter Kinder) in Gefahr wäre. Nach der Vertreibung der Nazis aus Frankreich fälschte er für die Alliierten deutsche Dokumente. Später ging er in den französischen Widerstand. Als Fälscher musste er sich ständig anpassen. Die einzelnen nationalen Dokumente wiesen Besonderheiten auf und änderten sich ständig. Es reichte auch nicht aus einfach nur einen Pass zu fälschen, sondern es war eine Vielfalt an Dokumenten notwendig, um im Untergrund überleben zu können. So etwas kann man nicht einfach so lernen. Ein Fälscher muss eine gehörige Portion eigener Kreativität mitbringen. Kaminsky war bei seiner Arbeit stets darauf bedacht, unabhängig von einer Organisation zu sein und nur zu helfen, falls die Aktivitäten als ethisch vertretbar für ihn galten. Für den Fall dass die Organisation z.B. Zivilisten angreift, würde er sofort seine Hilfe beenden. Aus diesem Grund verzichtete er darauf Geld für seine Dienste zu nehmen und opferte sein Privatleben für die gute Sache (er musste für seinen Lebensunterhalt separat arbeiten).
Es ist erstaunlich wie unterschiedlich Entdeckerhelden Menschenleben retten. Die einen fälschen für den guten Zweck, andere erfinden Innovationen die Leben retten. In unserem nächsten Beispiel schauen wir auf eine Erfindung die für mehr Sicherheit im Straßenverkehr gesorgt hat.
Sicherheit beim Autofahren
Eines der wichtigsten Elemente für die Sicherheit von Fahrzeuginsassen ist der Sicherheitsgurt. Seine Geschichte veranschaulicht, dass Entdecker manchmal für das Wohl der Allgemeinheit bereit sind auf eigene Vorteile zu verzichten. Nils Bohlin ist der Erfinder des Dreipunkt-Sicherheitsgurtes. Volvo patentierte 1959 seine Erfindung, machte sie aber für die Konkurrenz kostenlos verfügbar. Sie wussten, dass nur so die Sicherheit auf den Straßen erhöht werden konnte und die Zahl der Verkehrstoten signifikant zurückgehen würde.
Jedes Jahr rettet Bohlins Erfindung tausende von Menschenleben. Sicherheitsgurte waren damals kein Standard in Fahrzeugen. Bei der Wahl einer teureren Ausstattung waren Zweipunktsicherheitsgurte inbegriffen, die aber bei einem Unfall nicht optimal schützen konnten. Zusammen mit dem Geschäftsführer von Volvo, Gunnar Engellau, entschied Bohlin das Patent anderen Automobilherstellern frei zugänglich zu machen, obwohl ihnen dadurch ein lukratives Geschäft entgehen würde.
Dieses Beispiel zeigt auf, dass Unternehmen nicht immer nur gewinnorientiert agieren. Es sind Individuen, die Entscheidungen treffen und diese können das Gemeinwohl der Gesellschaft vor den Interessen des Unternehmens stellen. Die Erfindung allein hat nämlich nicht den gleichen Effekt, wenn sie nicht mit dem Gemeinwohl im Sinn angewendet wird.
Entdeckungen in der Medizin
Morton Myers beschreibt in seinem Buch „Happy Accidents“, wie die größten Entdeckungen in der Geschichte der Medizin Zufallsprodukte waren. Formalisierte Methoden stehen der Entdeckung oft im Weg. Ein Wissenschaftler benötigt Urteilsvermögen, das sich aus dem enormen Korpus seines Erfahrungsschatzes speist. Er muss entscheiden welche Beobachtung er nachverfolgen sollte und welche nicht. Die Entdecker bahnbrechender Medizin konnten nur erfolgreich sein, weil sie Risiken auf sich nahmen, unkonventionell dachten und unabhängig waren.
Egal ob bei der Entdeckung von Penicillin, einer Reihe von Krebsmedikamenten oder Behandlungen, es waren nicht geplante Zufälle die eine Entdeckung offenbarten. Viele waren blind sie zu erkennen, während sie einigen wenigen Individuen ins Auge fielen. Diejenigen, die die Relevanz erkannten, mussten aber auch den Mut besitzen ihren geplanten Pfad zu verlassen und eine Beharrlichkeit aufweisen, sich gegen skeptische Kollegen durchzusetzen.