Grundwissen Campingtourismus - Kristina Sommer - E-Book

Grundwissen Campingtourismus E-Book

Kristina Sommer

0,0
31,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: UTB
  • Kategorie: Fachliteratur
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Camping boomt! Urlaub im Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil ist attraktiv. Kristina Sommer geht auf die Besonderheiten des Marktes ein und beleuchtet das Marktsegment, Unterkunftsformen und Campingplätze genau. Ökonomische, soziale und ökologische Effekte lässt sie dabei nicht außer Acht. Auch auf Perspektiven und Trends des Campings, die sich unter anderem aus der Sharing Economy sowie veränderten Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen ergeben, geht sie ein. Jedes Kapitel beginnt mit Lernzielen und endet mit einer Zusammenfassung sowie Single-Choice- Aufgaben. Zahlreiche Beispiele illustrieren den Stoff. Kurzum: eine praxisorientierte Einführung mit vielen Beispielen. utb+: Begleitend zum Buch erhalten Leser:innen zur Lernstandskontrolle die Lösungen zu den Single-Choice-Aufgaben als digitales Bonusmaterial. Erhältlich über utb.de.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 340

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Kristina Sommer

Grundwissen Campingtourismus

UVK Verlag · München

Umschlagabbildung: © cookelma · iStockphoto

Autorenbild: © Studioline Photostudios

 

© UVK Verlag 2022— ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetztes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

 

utb-Nr. 5808

ISBN 978-3-8252-5808-5 (Print)

ISBN 978-3-8463-5808-5 (ePub)

Inhalt

Vorwort1 Einstieg in das Thema Camping1.1 Vorbemerkungen1.2 Geschichte und Entwicklung des Campingtourismus1.3 Der nationale und internationale Campingmarkt1.4 Internationale und nationale Organisationen und Institutionen2 Campingangebot2.1 Das Campingprodukt2.2 Die Akteure im Campingmarkt2.2.1 Anbieter von Produkten und Dienstleistungen rund um Campingfahrzeuge2.2.2 Fahrzeugausbau2.2.3 Fahrzeugvermietung2.2.4 Spezialisierte Kfz-Werkstätten2.2.5 Hersteller von Campingunterkünften2.2.6 Hersteller von Campingzubehör2.2.7 Campingplatzbetreiber3 Campingnachfrage3.1 Typisierung der Nachfrage3.2 Motivation der Nachfrage3.3 Verschiedene Kundengruppen3.3.1 Marktsegmentierungsstrategien3.3.2 Veganes Camping3.3.3 Camping für Hundebesitzer3.3.4 Glamping3.3.5 Teilmarkt nach Transportmittel4 Campingunterkünfte4.1 Typisierung von Campingunterkünften4.2 Campingunterkünfte im Detail4.2.1 Zelt4.2.2 Reisemobile4.2.3 Wohnwagen4.2.4 Bewegliche Unterkünfte4.2.5 Unbewegliche Unterkünfte4.2.6 Besondere Unterkunftsformen4.3 Campen ohne Unterkunft – Biwakieren5 Campingplätze5.1 Definition von Campingplätzen5.2 Campingplatz-Typologie5.2.1 Lage5.2.2 Spezialisierung5.2.3 Öffnungszeit und Campingdauer5.2.4 Campingform5.2.5 Größe und Komfort5.2.6 Nachhaltigkeit5.3 Klassifizierung von Campingplätzen6 Effekte des Campingtourismus6.1 Ökonomische Effekte6.2 Soziale Effekte6.3 Ökologische Effekte7 Perspektiven des Campingmarktes7.1 Megatrends7.2 Mobilität7.3 Individualisierung7.4 Sharing Economy7.5 Konnektivität7.6 Gesundheit und Sicherheit7.7 Coronakrise7.8 BarrierefreiheitNachweiseTabellenBildnachweiseLiteraturverzeichnisRegister

Vorwort

Schon früh in meiner Kindheit wurde ich mit dem Thema Camping vertraut gemacht. Meine Eltern sind seit meiner Grundschulzeit jedes Wochenende mit mir im Reisemobil unterwegs gewesen. In den Sommerferien sind wir jedes Jahr für mehrere Wochen nach Skandinavien zum Camping gefahren. Meine schönsten Urlaubserinnerungen sind mit dieser Tourismusform verbunden. Es lag daher nahe, mich mit der Thematik auch im Rahmen meiner Forschung an der IU Internationale Hochschule zu befassen.

Ich widme diese Veröffentlichung einer Fachrichtung, die bisher noch nicht häufig wissenschaftlich betrachtet wurde und in akademischen Publikationen eher selten zu finden ist. Dieses Buch soll als Basiswerk dienen und Einsteigern in die Thematik, wie Studierenden oder Auszubildenden, als Nachschlagewerk behilflich sein.

Ich bedanke mich bei meinen Interviewpartnerinnen und -partnern, die mit ihren Beiträgen für einen Einblick in die Praxis des Campingtourismus gesorgt haben.

Mein Dank gilt zudem meinen Eltern, die mir das Campen beigebracht und mir so die schöne Landschaft Schleswig-Holsteins und Skandinaviens nähergebracht haben. Ich bin immer noch eine begeisterte Camperin und erkunde mit meinem Partner im Wohnwagen die nördlichen Bundesländer und Skandinavien. Ich bedanke mich bei Thorsten für die große Unterstützung und seine Begeisterung für das Camping.

Kasseburg, im Februar 2022

Kristina Sommer

Hinweis ∣ Gendergerechte Sprache

In diesem Band wird für Berufs- und Personenbezeichnungen das generische Maskulinum verwendet. In dieser genderneutralen Ausrichtung schließt es alle Geschlechtsidentitäten mit ein.

1Einstieg in das Thema Camping

Das Kapitel im Überblick

In diesem Kapitel werden folgende Fragen beantwortet:

Wie hat sich Camping historisch entwickelt?

Was waren die Meilensteine in der Campinggeschichte?

Welche Persönlichkeiten haben das Camping geprägt?

Wie gestaltet sich der nationale und internationale Campingmarkt?

Welche internationalen und nationalen Organisationen beeinflussen den Campingmarkt?

Wissensquiz 1 | Sie sind gefragt!

Überlegen Sie, wann Camping Ihrer Meinung nach populär wurde und wann die ersten Wohnwagen und Reisemobile entstanden sein könnten. Notieren Sie Ihre Gedanken.

Listen Sie auf, welche nationalen und internationalen Organisationen Sie kennen, die sich mit Camping befassen.

Wir schauen am Ende des Kapitels, ob und wie Sie Ihre aufgeschriebenen Ideen ändern würden.

1.1Vorbemerkungen

Der Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland e. V. (BVCD) meldete Anfang 2021, dass nach jüngsten Schätzungen die Zahl der Übernachtungen auf Campingplätzen im Jahr 2020 nur etwa fünf Prozent hinter dem Rekordjahr 2019 liegt. Das Jahresergebnis 2020 würde mit über 34 Mio. Übernachtungen nach den zwei Rekordjahren 2019 und 2018 den dritten Platz der Campinggeschichte bedeuten – und das im Pandemiejahr!

Die Campingbranche ist im Vergleich zu anderen Tourismusbereichen gut durch die Coronakrise gekommen. Aus diesem Grund rückte die Branche stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses, aber auch die wissenschaftliche Forschung wurde auf die Branche aufmerksam.

Kontaktarme Unterkünfte haben im Jahr 2020 an Zuspruch gewonnen.

Abbildung 1:

Unterkunftsart bei Urlaubsreisen der Deutschen im Inland 2020 (in Klammern die Veränderung zum Vorjahr)

Im Gegensatz zu anderen Unterkunftsformen konnte das Übernachten im Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil im Coronajahr 2020 sogar einen Zuwachs von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Nur die Unterkunftsform Ferienwohnung/-haus schnitt besser ab, wie die folgende Abbildung zeigt.

Abbildung 2:

Gästeübernachtungen (Veränderung im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr nach Wohnsitz der Gäste in Prozent)

Dabei ist Camping keine neue Form des Tourismus. Allerdings hatte Camping lange Zeit ein angestaubtes und konservatives Image. Dies hat sich geändert. Vanlife-Hippster und Reiseblogger haben das Camping für sich entdeckt und berichten mittels Blogs, Facebook-Einträgen oder Instagram-Storys von ihren Erfahrungen. Neue Zielgruppen wie Glamper sind entstanden und sorgen mit ihren Wünschen und Bedürfnissen für neuen Wind in der Branche.

Camping ist eine Form der aktiven Freizeitgestaltung (Jirásek et al. 2017, S. 81). Camping hat sich vom einfachen Zelten weiterentwickelt und umfasst heutzutage auch das Reisen in Wohnwagen, Reisemobilen und sogar Luxusangebote (Brooker und Joppe 2013, S. 1).

Obwohl Camping ein geläufiger Begriff ist, gibt es keine einheitliche Definition. Der Duden definiert Campen als „am Wochenende od. während der Ferien im Zelt od. Wohnwagen leben“ (Duden 2019, S. 375). Es gibt zudem eine Vielzahl an Begriffen, die als Synonym verwendet werden, so wird Camping in Wohnwagen und im Reisemobil1 auch als „Caravaning“ bezeichnet (CaravanCaravan ist ein anderes Wort für Wohnwagen). Zudem wird der Begriff „mobiler Tourismus“ in der Literatur verwendet (BW IHK 2018, 4ff.). Neue Wortschöpfungen wie z. B. „Vanlife“ für das Campen mit dem Reisemobil verbreiten sich und finden im Alltag Verwendung.

Abbildung 3:

Differenzierung des Beherbergungsgewerbes nach Hotellerie und Parahotellerie

Camping wird zum einen als eine Aktivität definiert und zum anderen als Unterkunftsform (Brooker und Joppe 2013, S. 1). Wenn Camping als Unterkunftsform betrachtet wird, kann es dem Beherbergungsgewerbe zugeordnet werden. Es handelt sich jedoch nicht um das klassische Beherbergungsgewerbe bzw. die klassische Hotellerie. Camping wird vielmehr der ParahotellerieParahotellerie zugeordnet.

Merkmale der Hotellerie sind die zur Verfügungstellung von Beherbergung und ggf. Verpflegung. Es gibt diverse Möglichkeiten, diese beiden Leistungen zu kombinieren und somit gibt es auch eine Vielzahl an unterschiedlichen Erscheinungsformen der Hotellerie. Eine wesentliche Einteilungsmöglichkeit von Beherbergungsbetrieben ist die Unterteilung in klassische Hotellerie und ergänzende Hotellerie bzw. Parahotellerie. Zur Parahotellerie gehören z. B. Appartements und Ferienwohnungen/-häuser sowie Jugendherbergen oder Camping (Gardini 2014, 3ff.). Beim Camping handelt es sich um Übernachtungen auf einem Campingplatz in einem Zelt, Wohnwagen oder Reisemobil (Gardini 2014, S. 5). Für das Camping werden also eigene Unterkünfte von den Gästen mitgeführt. Camping wird daher als „Form des Freizeitwohnens in selbst mitgeführten Unterkünften“ (Fuchs et al. 2008, S. 161) bezeichnet.

Zum Camping werden auch Mietunterkünfte auf Campingplätzen gezählt. Das Übernachten im Reisemobil außerhalb eines Campingplatzes (das sogenannte Wildcamping) zählt ebenfalls zum Camping (BW IHK 2018, S. 4). Auch kürzere Reisen wie Tages- und Übernachtungsreisen mit dem Reisemobil werden zum Camping gezählt (Fuchs et al. 2008, S. 768).

Der Transport findet beim Campingtourismus mit dem eigenen Transportmittel statt. Hierfür wird der eigene Pkw als Zugfahrzeug für den Wohnwagen bzw. das Reisemobil verwendet. Zeltende Camper nutzen auch andere Anreisemittel wie Kanu, Fahrrad, Motorrad, Bus oder Bahn. Handelt es sich um Wanderer oder Trekkingtouristen kommen sie zu Fuß zum Campingplatz. Auch Wanderreiter finden auf Campingplätzen Übernachtungsmöglichkeiten.

1.2Geschichte und Entwicklung des Campingtourismus

Die Menschen haben schon immer Zeit in der Natur verbracht. Sie schliefen auf ihren Reisen in Zelten, Planwagen oder unter freiem Himmel. Aber wann begann das moderne Camping?

Thomas Hiram HoldingHolding, Thomas Hiram, ein Schneider aus London, begeisterte sich für das Zelten und gilt als der Begründer des modernen Campings. Holdings Leidenschaft für das Zelten wurde schon im Alter von neun Jahren geweckt als er 1853 mit seinen Eltern im Rahmen eines Planwagenzuges die amerikanische Prärie durchquerte (Camping and Caravaning Club o.J).

Abbildung 4:

Thomas Hiram HoldingHolding, Thomas Hiram, der Begründer des modernen Campings

Als HoldingHolding, Thomas Hiram die Highlands von Schottland erkunden wollte, stieg er vom Planwagen auf Kanu und Zelt um (Wills 2011). HoldingHolding, Thomas Hiram war zudem ein begeisterter Radfahrer und entwarf eine Ausrüstung für das Fahrradcamping. Mit vier Freunden unternahm er dann eine Fahrrad-Camping-Reise durch Irland. Über dieses Erlebnis schrieb HoldingHolding, Thomas Hiram Ende des 19. Jahrhunderts ein Buch, das unter dem Titel „Cycle and Camp in Connemara“ erschien (Camping and Caravaning Club o.J). 1908 wurde sein Werk „The Camper’s Handbook“ veröffentlicht.

1901 gründete HoldingHolding, Thomas Hiram schließlich die Association of Cycle Campers, die heute als The Camping and Caravanning ClubCamping and Caravanning Club bekannt ist (Camping and Caravaning Club o.J).

Als erster echter ausgebauter Wohnwagen für das freizeitorientierte Reisen gilt der sogenannte „WandererWanderer“ von Gordon StablesStables, Gordon aus Großbritannien. Im Juni 1885 brach StablesStables, Gordon mit seinem Caravan, dessen Wände luxuriös mit Mahagoni mit Ahorn verkleidet waren, von Berkshire in Richtung Inverness in Schottland auf. Dies ist die erste Reise in einem Wohnwagen, auch wenn es nur langsam voran ging.

Abbildung 5:

Gilt als erster Wohnwagen – „The Wanderer“ von Gordon StablesStables, Gordon

Der „Wanderer“ wurde lediglich von zwei Pferden gezogen. Zur Reisegesellschaft von StablesStables, Gordon gehörten ein Diener, ein Kutscher, ein Hund und ein Kakadu. Der auch als „Land-Yacht“ bezeichnete Caravan war von StablesStables, Gordon entworfen und von der Firma Bristol Wagon Works Company gebaut worden (National Motor Museum 2017, S. 3).

Die Geschichten um StablesStables, Gordon und HoldingHolding, Thomas Hiram stießen auf Begeisterung und die Menschen eiferten ihnen nach, so dass schon im Jahre 1907 der erste ursprüngliche Caravan Club gegründet wurde.

Allerdings wurden ab 1915 sukzessive die Pferde als Zugtiere durch Autos ersetzt. Der erste EcclesEccles-Wohnwagen erschien 1919. Es handelte sich dabei um eine sehr primitive Kabine auf Rädern, die von einem Auto gezogen wurde. In den 1920er-Jahren wurden Wohnwagen in Tropfenform produziert (Historic Caravan Club 2014). Diese Tropfenform kehrt aktuell z. B. bei einigen Mini-Wohnwagen wieder zurück.

Die Geschichte der Reisemobile ist fast so alt wie die des Automobils. Kurz nachdem die Ford Motor Co.Ford Motor Co. 1908 das Model T vorstellte, wurde 1910 im New Yorker Madison Square Garden der Pierce-Arrow Touring Landau präsentiert, der allgemein als das erste Reisemobil überhaupt gilt (Bunker 2018). Die Ausstattung dieses Reisemobils war verglichen mit heutigen Modellen sehr spartanisch. Es gab aber schon ausklappbare Waschbecken und klappbare Rücksitze, was für damalige Verhältnisse sehr luxuriös war. So ist es nicht verwunderlich, dass vor allem Wohlhabende sich das Gefährt leisten konnten (Bunker 2018).

Abbildung 6:

Camper in Ontario, Kanada, ca. 1907

Die ersten öffentlichen Campingplätze in den USA wurden bereits im Jahr 1915 eröffnet und waren nichts anderes als große, gerodete Lichtungen, frei von Bäumen, auf denen sich die Camper aufhalten konnten (Hogue 2011)).

Praxis 1 | Kommerzielle CaravanCaravan-Produzenten – das Beispiel Bertram HutchingsHutchings, Bertram

Der Brite Bertram HutchingsHutchings, Bertram, der schon einen pferdegezogenen Anhänger im Jahr 1912 konzipiert und gebaut hatte, fertigte 1920–1921 einen ersten Versuch eines Wohnwagens, der zum Ziehen hinter einem Auto gedacht war. Dieser erste Anhänger, der seinem pferdegezogenen Anhänger äußerlich glich, machte Hutchings als kommerziellen Caravan-Bauer bekannt (Jenkinson 2003, 9f.). In den frühen 1920er-Jahren stellten Unternehmen wie EcclesEccles und PiggotPiggot bereits zweirädrige Wohnwagenanhänger her, und Hutchings folgte diesem Beispiel innerhalb weniger Monate. Das neue „WinchesterWinchester“-Design von Hutchings erschien auf der Motor Show 1930 und setzte den Standard für Stromlinienmodelle. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten neue Fertigungstechniken und Materialien zur Massenproduktion von billigen Wohnwagen. Doch Hutchings‘ „Winchester“ war für seine Qualität bekannt und wurde auch der Rolls Royce unter den Wohnwagen genannt. Trotzdem musste auch er mit der Massenproduktion konkurrieren. Obwohl die Produktion des „Winchester“ 1959 eingestellt wurde, fertigte das Unternehmen Stephens & West Ltd.Stephens & West Ltd., das sonst andere Modelle der Marke Stirling-Wohnwagen herstellte, bis 1963 in Zusammenarbeit mit Hutchings und seinem Sohn neue Versionen der Winchester-Modelle (Hampshire Archive Trust o. J.).

Obwohl die Campingbewegung in England ihren Ursprung hatte, war das Campen vor allem in den USA in den 1920er-Jahren besonders beliebt (Kubisch 1998, S. 11). Es kam aber schon ab 1915 in Mode. Dies lag an einer Gruppe, die sich die „VagabondsVagabonds“ nannte. Diese Gruppe bestand aus bekannten Persönlichkeiten wie Henry FordFord, Henry, Thomas EdisonEdison, Thomas, Harvey FirestoneFirestone, Harvey und John BurroughsBurroughs, John. Sie trafen sich jeden Sommer zu gemeinsamen Campingausflügen. Begleitet wurde die Gruppe von vielen Autos, Vans, Haushaltspersonal und Ausrüstung. Auch ein Lincoln Kitchen Truck von 1922, der Lebensmittel und Utensilien transportierte, war später mit dabei. Die Reisen der „Vagabonds“ erregten allerdings so viel Aufsehen, dass sie 1924 eingestellt wurden. Aber die Begeisterung für das Camping hatte sich bereits verbreitet (Bunker 2018).

Die steigende Popularität der Nationalparks zog Reisende an, die mehr Campingplätze benötigten. 1922 gab es in Denver/Colorado einen Campingplatz, der 800 Stellplätze, einen Neun-Loch-Golfplatz, einen Friseursalon und ein Kino hatte (Morrison 2010).

Abbildung 7:

Ein Eccles Motor Caravan von 1930 im Erwin Hymer Museum

Reisemobile waren beliebt, obwohl sich viele Hersteller auf Wohnwagen konzentrierten. Bis 1936 wurden in den USA bereits über 250.000 Wohnwagen produziert (Kubisch 1998, S. 11). Ein Beispiel für ein Reisemobil der 1930er-Jahre ist der Hunt HousecarHunt Housecar von 1935, der sogar mit einer Dusche und Toilette ausgestattet war (Bunker 2018).

Der Börsencrash von 1929 und die Weltwirtschaftskrise dämpften die Popularität von Reisemobilen in den USA, obwohl die Menschen Wohnwagen, die sie günstig kaufen konnten, in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit als preiswerte Häuser nutzten (Morrison 2010).

Abbildung 8:

Caravan in Schottland, Mitte des 20. Jahrhunderts

Die Campingwelle schwappte erst in den 1930er-Jahren auf Deutschland über. Vorher gab es in Deutschland keine allgemein verfügbaren Autos, die genügend Zugkraft hatten, einen Wohnwagen zu ziehen. Zudem ließ es die wirtschaftliche Lage nicht zu, dass sich die breite Masse der Bevölkerung ein Auto leisten konnte (Kubisch 1998, S. 12).

Der erste Wohnwagen wurde 1931 von Arist DethleffsDethleffs, Arist gebaut. Seine Frau Fridel Edelmann,Edelmann, Fridel eine Künstlerin, hatte schon 1924 diese Idee in ihrem Tagebuch vermerkt und setzte sie später mit ihrem Ehemann um, der nicht ohne seine Familie auf Dienstreise gehen wollte. Er baute daher das sogenannte „WohnautoWohnauto“. Es war ein einachsiger Wohnanhänger mit Schlafkoje, Sitzecke und kleiner Küche, der von einem Auto gezogen werden konnte. Dieses Modell wurde allerdings nie in Serie gebaut und nur von der Familie Dethleffs für die Arbeit und auch für die Freizeit genutzt. Bis nach Ägypten, den Libanon oder in die Sowjetunion fuhr die Familie mit den Eigenbauten. Die erstenKundenmodelle wurden 1934 verkauft und hießen „Tourist“. (Krauss et al. 2017, 134ff.)

1932 baute der Schriftsteller Heinrich HauserHauser, Heinrich einen Wohnwagen mit 5,50 Meter Länge, 1,90 Meter Breite und 3,20 Meter Höhe. Das Gefährt nannte er seine „ArcheArche“. Hausers Wunsch war es, das Reisen und ein Heim zu kombinieren. 143 Tage reiste er mit seiner Familie im Wohnwagen durch Deutschland und schrieb über seine Reise ein Buch (Brandt 2006).

1933 wurde in den Niederlanden der „Zusammenschluss aller das Zelten bzw. Camping pflegenden Nationen“ zu der sogenannten International Federation of Camping ClubsInternational Federation of Camping Clubs (IFCC) durchgeführt. In diesem Club war Deutschland durch den Deutschen Kanu-Verband vertreten (DCC 2014, S. 3).

1935 kam der erste Wohnwagen in Deutschland auf den Markt, der serienmäßig produziert wurde. Hergestellt wurde der FaltwohnwagenFaltwohnwagen von dem in Bayern ansässigen Hans BergerBerger, der ansonsten Sportartikel und Faltboote baute (Kubisch 1998, S. 13).

1935 ließ sich ein englischer Captain einen Pontiac Six-Chassis aus den USA liefern. Er bat einen Karosseriebauer, eine Wohnung auf der Rückseite des Fahrzeugs einzubauen. Das erste Reisemobil, das in England bzw. Europa gebaut wurde, entstand. Der Besitzer fuhr damit ab 1936 auf Reisen durch England. Sogar ein Vorzelt hatte dieses Reisemobil bereits (Dunn 2016).

1936 fand das größte internationale Zeltlager in Deutschland statt. Es wurde anlässlich der olympischen Spiele am Müggelsee veranstaltet. Doch 1937 fand die jährliche Rallye des IFCC in Deutschland im Schlosspark von Biebrich bei Wiesbaden statt. 4.700 Camper und Kanuten nahmen an der internationalen Veranstaltung teil, so dass das erste internationale Zeltlager sogar übertroffen wurde (DCC 2014, S. 4).

1938 wurden erstmals Bauvorschriften für Wohnwagen in Kraft gesetzt. Wohnwagen benötigten einen Zulassungsschein, um eine Betriebserlaubnis zu bekommen (Kubisch 1998, S. 14).

1939 wurde der beliebteste Wohnwagen der Berger-Werke schon einmal pro Tag verkauft (Kubisch 1998, S. 13).

Abbildung 9:

Planschbecken für Kinder, Campingplatz, Grampians, Victoria, Australien, in den 1940er-Jahren

Der Zweite Weltkrieg unterbrach die Entwicklung der Campingbewegung. Während des Krieges wurden die Unternehmen, die vorher Wohnwagen gebaut hatten, in die Kriegsarbeit einbezogen. Sie bauten Fahrzeuge um, nahmen Reparaturen und Modifikationen vor und übernahmen weitere ähnliche Aufgaben (Historic Caravan Club 2014). Zudem wurden statt Reisemobilen z. B. mobile Krankenhäuser gebaut (Morrison 2010).

In der Nachkriegszeit wurde das Camping langsam wiederentdeckt. Zunächst wurde es allerdings aufgrund der Benzinrationierung unmöglich, mit dem Wohnwagen Urlaub zu machen (Kubisch 1998, S. 14). Doch für den Wohnwagen wurden andere Einsatzmöglichkeiten gefunden. Ingenieure und andere Experten, die am Wiederaufbau Deutschlands arbeiteten, nutzten den Wohnwagen, um z. B. nah bei der jeweilig aktuellen Baustelle zu übernachten und einen Ort zum Arbeiten zu haben. Zudem wurden Wohnwagen als mobile Geschäftsräume genutzt, um als fahrende Händler Dörfer und Regionen mit Waren zu versorgen. Diese Gegenden waren aufgrund der Kriegsschäden noch schwer erreichbar und hatten keinen Einzelhandel mehr zur Verfügung, um die Dinge des täglichen Lebens zu kaufen (Kubisch 1998, S. 15).

Alte Kontakte wurden in der Nachkriegszeit wiederbelebt. Die FICC wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aktiv und ein Vertreter des Clubs forderte 1947 einen ehemaligen deutschen Kollegen aus dem Clubvorstand auf, einen Camping Club in Deutschland ins Leben zu rufen (DCC 2014, S. 4). Am 22. September 1948 gründete sich daraufhin in München der Deutsche Camping-Club. Sein Ziel war es, für die Bevölkerung Freizeit in der Natur möglich zu machen (DCC o.J.b). In der Gründungszeit des Deutschen Camping-Clubs waren die Camper meist noch mit dem Zelt unterwegs. Die schlechte wirtschaftliche Lage in der Nachkriegszeit ließ die Anschaffung eines Wohnwagens meist nicht zu. Was die Camper verband, war ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Camping aus sozialer Sicht war geprägt von dem Interesse am Nachbarn, die Bereitschaft zum Miteinander und vor allem die Neugierde, eine neue Umgebung sowie andere Regionen und Länder kennenzulernen (Zahlmann 2014, S. 2).

Nach den Entbehrungen der Kriegsjahre störte sich kein Camper daran, dass die ersten Campingmöglichkeiten nicht sehr luxuriös ausgestattet waren. Die Sanitäranlagen von damals sind nicht mit den heutigen Anlagen vergleichbar. Doch die Camper empfanden Ruhe und Sicherheit, was ihnen vollkommen ausreichte (Zahlmann 2014, S. 2). 1949 erschien das erste Zeltplatzverzeichnis (DCC 2014, S. 5).

Bis in die 1950er-Jahre galten in Deutschland Camper bei einigen Menschen als unzuverlässig. Der Deutsche Camping-Club berichtet, dass noch 1953 Campern in bayerischen Wirtshäusern kein Bier verkauft wurde (DCC 2014, S. 3).

Der VW-Transporter T1, der auch als „Bulli“ bekannt geworden ist, konnte 1951 mit einer sogenannten Campingbox von dem Hersteller Westfalia zu einem Campingbus umgebaut werden. Die Entwicklung dieser Campingbox ging auf den Wunsch eines in Deutschland stationierten englischen Militärangehörigen zurück. Er wünschte sich einen VW T1 mit Wohneinrichtung. Diese Einrichtung sollte als Schlaf-, Wohn- und Arbeitsraum dienen. Westfalia setzte den Wunsch um und die Campingbox wurde bald in Serie gefertigt. (Westfalia o. J.)

1952 begann die sprunghafte positive Entwicklung des Campings (DCC 2014, S. 5). 1954 hatte der Deutsche Camping-Club 16 Landesgruppen. DIN-Normen, Sicherheit von Freizeitfahrzeugen oder Auszeichnungen für Campingplätze sind beispielhafte Themen, mit denen sich der Club bis heute beschäftigt (DCC o.J.b).

Ab Mitte der 1950er-Jahre konnten sich aufgrund der Massenproduktion des VW-Käfer mehr Menschen ein Auto leisten. Daraufhin wurden „käferfähige“ Wohnwagen gebaut, die von dem nur 30-PS-starken Automobil gezogen werden konnten (Kubisch 1998, S. 15). TabbertTabbert, MikafaMikafa oder Eriba-HymerEriba-Hymer sind Beispiele für in dieser Zeit tätige Wohnwagenbauer. Die beiden letztgenannten Unternehmen orientierten sich bei der Konstruktion neuer Wohnwagen am Flugzeugbau. Der Ingenieur Erich BachemBachem, Erich (Eri-Ba) entwickelte einen Stahlrohraufbau, der sehr langlebig und sicher war (Kubisch 1998, S. 15). Es gab auch Wohnwagen für den Eigenbau, wie z. B. das „U-Boot“ der Firma Berger (Kubisch 1998, S. 16). Der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland förderte auch die Campingbranche. 1954 gab es für 1.000 Wohnwagen eine Zulassung. Diese Zahl stieg an, so dass es 1965 schon über 48.000 gemeldete Wohnwagen gab (Grundmeier 2013, S. 21). 1958 ersetzte ein zu einem kompletten Reisemobil umgerüsteter VW T1 die CampingboxCampingbox (Westfalia o. J.). Der VW T1 Wohnmobil-Bus wurde serienmäßig hergestellt und leitete die Ära der Reisemobile ein (Karabag 2018). Das Zelt und der Wohnwagen erhielten nun endgültig Konkurrenz. Im Jahr 1960 begann trotzdem ein „goldenes Zeitalter des Wohnwagens“. Autobahnen wurden gebaut und erlaubten längere Fahrten.

Praxis 2 | Geschichte eines Campingplatzes – der Campingplatz Wees GmbH an der Schlei

Der Campingplatz Wees (Plattdeutsch: Wiese) entstand 1964 auf dem Gelände eines kleinen Hofes im Ort Missunde an der Schlei. Die Familie Nissen gründete den Platz als Nebenerwerb zum Landwirtschaftsbetrieb. Die ersten Gäste campten mit ihren Zelten auf dem Wiesengelände direkt am Ufer der Schlei. Sie konnten das Landleben kennenlernen, Milch und Eier auf dem Hof kaufen und bei der Ernte helfen.

Da die Zahl der Camper anstieg und nicht nur zeltende Gäste kamen, sondern auch Camper mit Wohnwagen, wurde neues Land für eine Erweiterung des Campingplatzes benötigt. Das Wiesengelände wurde daher etwa im Jahr 1970 begradigt und in eine Terrassenform gebracht. Zudem wurde ein Sanitärgebäude gebaut. Aufgrund des Arbeitspensums, das der Campingplatzbetrieb von den Inhabern forderte, wurde der landwirtschaftliche Betrieb der Familie aufgegeben und sie kümmerten sich ab diesem Zeitpunkt ausschließlich um den Campingplatz. Die Stallungen für das Vieh wurden umgebaut und es entstanden ein Lebensmittelladen und ein Aufenthaltsraum für Camper. Am Schlei-Ufer wurden Anlegemöglichkeiten für Boote geschaffen.

Heute hat der Platz 150 Stellplätze inklusive 110 Dauercampingparzellen sowie eine Zeltwiese. Ergänzt wurden noch eine Zeltwiese mit Fußballplatz für Jugendliche und Gruppen. Viele Gäste aus den Anfangsjahren sind dem Campingplatz treu geblieben und campen noch immer dort. Im Jahr 1996 hat die nächste Generation der Familie Nissen den Campingplatz von den Gründern übernommen.

Interview mit Anke Nissen, Geschäftsführerin des Campingplatz Wees

Wissen Sie, wie Ihre Familie 1964 auf die Idee gekommen ist, Camping als Nebenerwerb zur Landwirtschaft anzubieten?

Der Anfang erfolgte durch zwei oder drei befreundete Paare aus Kiel, die irgendwo ein Gelände/ein Feld am Wasser suchten, auf dem sie campen konnten. Sie haben einfach gefragt und die Erlaubnis bekommen, ihre Zelte aufzuschlagen. Es wurden dann mehr Gäste und die Amtsverwaltung hat aufgrund des allgemeinen Aufkommens des Tourismus meinen Eltern vorgeschlagen, Camping allgemein gewerblich anzubieten… Eigentlich also Zufall und im Nachhinein glückliche Fügung! Die Verwandten meiner Eltern und auch die Dorfbewohner waren zunächst skeptisch, ob es funktioniert, den Hof aufzugeben und sich komplett auf Camping zu konzentrieren, aber meine Eltern haben es trotzdem gewagt.

Den Campingplatz gibt es seit den 1960er-Jahren. Was sehen Sie als Ihr Erfolgsrezept an?

Der Erfolg des Platzes ist in erster Linie ganz sicher die Lage. Der Campingplatz liegt direkt am Ufer der Schlei auf einer Halbinsel. Dazu kommt der sehr persönlich und familiär gehaltene Stil, den meine Eltern gepflegt haben und der auch von mir fortgesetzt wird.

Im Rückblick auf die Geschichte des Campingplatzes – Was hat sich am meisten im Laufe der Zeit verändert?

Im Prinzip hat sich der gesamte Campingtourismus im Laufe der Jahre mehr und mehr gewandelt. Als ich den Platz 1996 übernommen habe, mussten dringend Investitionen getätigt werden. Die Sanitärgebäude waren absolut renovierungsbedürftig und nicht mehr zeitgemäß. Der Anspruch der Gäste hat sich geändert. Früher kamen die Leute mit einfachen Waschgelegenheiten/Toiletten klar und meine Eltern haben lange gemeint, dass das so auch genügt. Aber es reicht nicht mehr, so dass die Renovierungen nötig waren. Zudem wurde eine moderne Schrankenanlage von mir installiert.

Im Laufe der Zeit kamen nach und nach mehr Wohnwagen/Wohnmobile dazu, die immer grösser wurden. Dieses Jahr werden wir aufgrund dessen, dass hier Wohnmobile von acht bis neun Metern anreisen, z. B. die Stellplätze definitiv vergrößern müssen.

Stichwort Geschichten auf dem Campingplatz, die man nicht vergisst – was war die skurrilste Geschichte, die Sie erlebt haben und die Sie uns mitteilen können?

Das Skurrilste, was wir erlebt haben, war ein Gast mit Wohnmobil, der im schicken Anzug anreiste und den Vorschlag machte, sämtliche Stellplätze (bei uns schon immer und auch in Zukunft (!) Wiesengrund) zu betonieren!

Insgesamt gibt es auf so einem kleinen Campingplatz über die Jahre ganz viele wunderbare und nette Begegnungen. Eine ganz eigene Gemeinschaft!

▶ https://www.camping-schlei.de

Die Entwicklung in der DDR verlief, wenn auch in einem kleineren Maßstab, ähnlich wie in der Bundesrepublik. Anfang der 1950er-Jahre begannen die Bürger mit Camping. 1954 gab es laut DDR-Statistik ca. 10.000 Camper (mdr 2021). Wie auch in der BRD stieg die Reiseintensität in der DDR mit zunehmender Mobilisierung in den 1960er- und 1970er-Jahren. Die Reiselust der Ostdeutschen stand der der Westdeutschen in nichts nach. Nur waren die Rahmenbedingungen anders.

Es fanden in Ostdeutschland zwar auch Urlaubsreisen ins Ausland statt, allerdings begrenzt auf sozialistische Staaten. Individualurlaub ließ sich vor allem auf Campingplätzen oder bei Verwandten- und Bekanntenbesuchen realisieren. Reiseanbieter waren ansonsten an den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) gebunden und eine Vergabe von Angeboten auf dem freien Markt gab es nicht. Zusammen mit der staatlich geförderten Freikörperkultur (FKK) entstanden in der DDR auch FKK-Zeltplätze. (Maier-Wolthausen 2018). In der DDR wurden zudem originelle Campingunterkünfte kreiert wie das DachzeltDachzelt für den Trabant, das Dübener EiDübener Ei (siehe Praxis 4) oder der Klappfix, ein Zeltanhänger (mdr 2021). Das Leben ostdeutscher Camper wurde in Fernsehfilmen thematisiert, wie z. B. dem Film „Camping, Camping“ aus dem Jahr 1976.

Praxis 3 | Geschichte des ASCI-CampingführerASCI-Campingführers

1965 kommt der niederländische Lehrer Ed van Reine auf die Idee, einen Europäischen Campingführer herauszugeben. Van Reine fuhr mit seiner Familie zum sommerlichen Campingurlaub nach Spanien. Doch leider waren die spanischen Campingplätze, die sie anfuhren, schon belegt.

Van Reine stand immer wieder vor ausgebuchten Campingplätzen und erkannte ein wesentliches Problem beim Camping. Er überlegte, wie er dies lösen könnte. Seine Idee war es, ein europäisches Buchungssystem für Camping zu entwickeln.

Auf der Basis dieser Idee entwickelte van Reine einen Campingführer mit allen wesentlichen Daten zu dem jeweiligen Campingplatz inklusive der für die Buchung wichtigen Telefonnummer.

Hieraus entstand der ACSI, der Auto Camper Service International – ein internationaler Verlag und Camping-Reiseveranstalter (ACSI o. J.a). Für das Unternehmen prüfen heute über 300 Inspektoren die Qualität von Campingplätzen in Europa. Die Ergebnisse werden im Campingführer veröffentlicht (ACSI o. J.a).

▶ https://www.acsi.eu/de/

In den USA waren Reisemobile schon Ende der 1950er-Jahre bliebt, aber sie waren auch teuer und so nur den Wohlhabenden vorbehalten. Dies änderte sich 1967, als die Firma WinnebagoWinnebago mit der Massenproduktion von Reisemobilen begann, die schon für 5.000 Dollar erhältlich waren (Morrison 2010).

Abbildung 10:

Ein Winnebago Indian aus den 1970er-Jahren

In den 1960er-Jahren stiegen in der Bundesrepublik viele neue Hersteller wie BürstnerBürstner oder MalyMaly in den Campingmarkt ein. Aufgrund des steigenden Wettbewerbs setzten die Hersteller vermehrt auf die Qualität ihrer Produkte (Grundmeier 2013, 21f.).

In den 1970er-Jahren dämpfte die Ölkrise die Entwicklung des Campings. Nach deren Ende sorgten aber steigende reale Einkommen und eine geringe Arbeitslosenquote dafür, dass sich die Menschen wieder etwas leisten konnten. Steigende Exportzahlen der in Deutschland hergestellten Wohnwagen, die über eine hohe Qualität verfügten, stärkten die Branche zusätzlich. Neue Anbieter wie HobbyHobby aus Fockbek in Schleswig-Holstein traten in den Markt ein (Grundmeier 2013, S. 22).

Praxis 4 | Wohnwagenhersteller in der DDR – Das Beispiel „Dübener EiDübener Ei“

In der DDR litt die Herstellung von Wohnwagen unter der Materialknappheit und staatlichen Einschränkungen. Trotzdem entwickelten sich kleine Werkstätten, die einfache Wohnwagen herstellten. Ein Beispiel ist die Werkstatt von Max Würdig aus Bad Düben.

Er hatte bereits 1939 einen Wohnwagen entwickelt, der „Dübener Ei“ genannt wurde (Grundmeier 2013, S. 24). Nach dem Krieg übernahm der Sohn des Firmengründers Karl-Bernhard Würdig die Herstellung der Wohnwagen in Kleinstproduktion. Der Wohnwagen in Tropfenform verfügte in der Grundausstattung über keinen Komfort. Es gab keinen Tisch und keine Kochgelegenheit. Wer eine bessere Ausstattung haben wollte, musste diese zusätzlich kaufen oder einfach einen Campingkocher zum Campen mitnehmen (Zwingenberger 2019).

1972 wurde das Unternehmen vom Staat enteignet und unter neuem Namen als VEB CampingwohnwagenVEB Campingwohnwagen bis 1990 weitergeführt (Grundmeier 2013, S. 24).

Die einem Ei ähnelnde Form wird mittlerweile wieder nachgefragt. Moderne Wohnwagen, die auch Teardrop-Wohnwagen oder Mini-Caravan genannt werden, greifen die Form auf.

Abbildung 11:

Die Form lebt wieder auf: neues Modell eines kleinen Wohnwagens im Stil des Dübener Eis

Speziell die Reisemobilbranche erlebte in Deutschland durch die 1974 erlassene CampingplatzverordnungCampingplatzverordnung eine positive Entwicklung. Die Campingplatzverordnung regelte die möglichen Stellplätze für das Camping und engte das WildcampenWildcampen ein. Da Reisemobile aber zu den Pkw zählen, durften sie auch außerhalb von Campingplätzen stehen (Karabag 2018). Dies förderte die Beliebtheit der Reisemobile.

In den 1990er-Jahren, schon kurz nach der Wende, stellten die Wohnwagenhersteller in der DDR die Produktion ein (Grundmeier 2013, S. 25). Die westdeutschen Unternehmen teilten den Markt unter sich auf.

Heutzutage wandelt sich Camping zu einem Mainstream-Tourismusprodukt (Mikulić et al. 2017, S. 227). Camping galt lange als günstige Tourismusform. Wenn heute die Zusammensetzung der Camper nach finanziellem Hintergrund betrachtet wird, tauchen nicht Geringverdiener auf. Camping zieht sich durch alle Vermögensstufen. Der Freizeit Monitor der Stiftung Zukunftsfragen ergab sogar, dass mehr Besserverdiener Camping als Reiseform bevorzugen als Geringverdiener (Reinhardt 2020, S. 203). Laut dieser Studie campen vor allem junge Erwachsene und Familien sowie Ledige (Reinhardt 2020, S. 202).

Wie sieht die Zukunft des Campings aus? 2020 schwappt ein Trend aus Australien auf den deutschen Markt. Das „CaravanboatCaravanboat“ Es ist ein Gefährt, das als normaler Wohnwagen genutzt und gezogen werden kann. Es ist mit einem zweiachsigen Spezialtrailer fest verbunden und kann auf jedem Campingplatz stehen. Doch es kann innerhalb von zehn Minuten in ein Hausboot umfunktioniert werden. Es wird einfach zu Wasser gelassen und hat einen Tiefgang von 15 bis 20 Zentimetern. Es kann mit verschiedenen Motor-Varianten ausgestattet und so auf dem Wasser bewegt werden. In Deutschland hat der Kaffeeröster Tchibo das Boot in sein Non-Food-Programm aufgenommen und im Jahr 2020 angeboten (Tchibo 2020).

Einen ähnlichen Weg geht auch die Firma FreecamperFreecamper, die ein Floß für Wohnwagen und Reisemobile entwickelt hat. Diese können gemietet werden. Der eigene Wohnwagen oder das Reisemobil werden auf das Floß gefahren und dann können die Reisenden mit ihrer eigenen Unterkunft die Gewässer zwischen Ostsee und Berlin befahren (Freecamper).

Die Entwicklung der Campingbranche ist noch nicht vorbei. Neue Campingformen wie das Caravanboat oder immer luxuriöser ausgestattete Reisemobile, die mehr wie Reisebusse aussehen, verändern den Markt.

1.3Der nationale und internationale Campingmarkt

Camping boomt und das nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und den USA. Allein in den USA gab es im Jahr 2020 86,1 Mio. Camper. Allein im Jahr 2020 probierten 10,1 Mio. US-amerikanische Haushalte zum ersten Mal Camping als Urlaubsform aus. Diese Anzahl war fünfmal so hoch wie im Jahr 2019. Dies lag vor allem an den Folgen der Coronapandemie. Die Menschen hatten das Gefühl, dass Camping eine sichere Reiseform ist. Die gesamten Campingübernachtungen stiegen an. Speziell das Interesse an Wohnmobilen/-wagen1 ist gestiegen und liegt im Jahr 2020 bei 13 Mio. Haushalten (KOA 2021, S. 2). Was sich hier verändert hat ist ­­– neben der gestiegenen Anzahl an Haushalten, die über ein Wohnmobil/-wagen verfügen – vor allem ein Anstieg der Eigentumsquote. Drei Viertel aller Freizeitwagencamper besitzen das Wohnmobil oder den Wohnwagen selbst und leihen oder mieten den Freizeitwagen nicht. Dies ist ein Anstieg von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (KOA 2021, S. 18). Im Jahr 2020 war die beliebteste Unterkunftsform der US-amerikanischen Camper aber weiterhin das Zelt (64 Prozent). Erst dann folgt das Wohnmobil bzw. der Wohnwagen (25 Prozent) und die Hütte (10 Prozent). Bei dem HüttencampingHüttencamping gab es einen Rückgang von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies kann damit zusammenhängen, dass diese Unterkunftsart am engsten mit Hotels verwandt ist und somit stärker von Coronaauswirkungen betroffen war (KOA 2021, S. 15). Camping ist nicht nur eine mobile Übernachtungsform. Camping ist ein Wirtschaftsfaktor. Der CIVD errechnete für das Jahr 2018 in Europa einen Umsatz von 28,2 Mrd. Euro durch die Anschaffung von Reisemobilen und Caravans, inklusive Serviceleistungen und Zubehör.

Frankreich

7.917

8.131

8.140

8.106

8.018

8.044

Deutschland

2.888

2.910

2.955

2.986

3.024

3.055

Niederlande

3.130

3.017

2.903

2.821

2.800

2.739

Italien

2.393

2.394

2.364

2.323

2.280

2.281

Spanien

1.248

1.262

1.263

1.264

1.269

1.291

Schweden

1.078

1.078

1.082

1.071

1.058

1.056

Kroatien

571

607

653

726

821

852

Rumänien

508

639

630

680

192

719

Österreich

586

599

607

611

599

613

Tschechien

513

516

510

515

566

567

Tabelle 1:

Anzahl von Campingplätzen in der Europäischen Union2 – Die Top Ten

10,7 Mrd. Euro wurden durch den Verkauf von Neufahrzeugen erwirtschaftet. 14,7 Mrd. Euro entfielen auf den Kauf von Reisemobilen und Caravans aus zweiter Hand sowie 2,6 Mrd. Euro auf Serviceleistungen und Zubehör. (CIVD o.J.a)

Zu den Anschaffungskosten kommen die Umsätze, die Camper auf Campingplätzen generieren. In der Europäischen Union gibt es insgesamt 29.4543 Campingplätze. Die meisten Campingplätze sind in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden sowie in Italien und Spanien zu finden (Eurostat 2020a).

Die meisten Übernachtungen auf Campingplätzen werden in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und den Niederlanden generiert.

 

2014

2015

2016

2017

2018

2019

Frankreich

73.131.337

76.831.301

76.228.775

85.201.937

85.270.924

88.446.961

Deutschland

23.694.812

24.834.498

26.163.154

26.772.650

29.763.402

31.063.088

Italien

27.550.928

28.336.440

27.622.660

28.226.137

26.908.801

27.484.713

Spanien

16.912.993

17.716.727

18.846.896

19.976.057

20.022.204

21.293.696

Niederlande

17.389.361

16.720.160

16.388.033

14.900.591

15.465.899

15.972.388

Tabelle 2:

Entwicklung der Übernachtungszahlen in den Top Five

Insgesamt entwickelten sich die Übernachtungen auf Campingplätzen und Reisemobilstellplätzen in den Ländern der Europäischen Union positiv. Laut Eurostat lagen die Übernachtungszahlen im Jahr 2019 bei etwa 221 Mio.4. Im Jahr 2020 gab es einen Rückgang auf etwa 119 Mio. Übernachtungen (Eurostat 2021b), was auf die Coronapandemie zurückzuführen ist. Interessant ist die Veränderung der Übernachtungszahlen im Jahr 2020 verglichen mit 2019 in Bezug auf die verschiedenen Beherbergungsformen.

Abbildung 12:

Anzahl der Übernachtungen in EU-Touristenunterkünften nach Art des Betriebs, Januar bis Dezember 2020 im Vergleich zu denselben Monaten des Jahres 2019 (Veränderung in Prozent, ohne Großbritannien)

Die vorangegangene Abbildung zeigt die Übernachtungsdaten nach Art der Unterkunft. Es wird die Veränderung im Jahr 2020 verglichen mit dem Vorjahr dargestellt. Hotels, Gasthöfe und Pensionen haben während der Pandemie höhere Rückgänge zu verzeichnen gehabt als Campingplätze.

Im Jahr 2019 gab es in Europa die meisten zugelassenen Wohnwagen und Wohnmobile in Deutschland (1,29 Mio.), Frankreich (1,06 Mio.), Großbritannien (0,78 Mio.), den Niederlanden (0,56 Mio.) und Schweden (0,39 Mio.). Die Daten werden regelmäßig von dem Europäischen Verband der Caravaning-Industrie (European Caravan Federation) erhoben (ECF 2021a). Und der Markt der Freizeitfahrzeuge boomt weiter. Im Jahr 2020 wurden im Vergleich zum Vorjahr 12,1 Prozent mehr Wohnwagen und Wohnmobile angemeldet. Vor allem in Österreich (+47,8 Prozent), Deutschland (+32,6 Prozent) und Dänemark (+25,9 Prozent) steigen die Neuzulassungen an (ECF 2021b).

In Deutschland stehen den Campern rund 225.000 Stellplätze auf etwa 3.000 Campingplätzen zur Verfügung (iwd 2020). Die meisten Campingplätze befinden sich in Bayern und Niedersachsen gefolgt von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (Destatis 2021b).

Abbildung 13:

Anzahl der Campingplätze in den Bundesländern im Jahr 2020 (ohne Dauercamping- und Kleinstcampingplätze)

In der Statistik des Statistischen Bundesamtes sind allerdings keine Campingplätze aufgeführt, die rein Dauercamping anbieten. Auch Kleincampingplätze werden nicht erfasst (Krüger 2021, S. 26). Daneben gibt es Reisemobilstellplätze, die ebenfalls in der amtlichen Statistik der Campingplätze nicht beinhaltet sind. Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Anzahl an gewerblichen Stellplätzen für Reisemobile und Wohnwagen sowie Zelte höher ist als es die amtliche Statistik vermuten lässt. Das Dauercamping liegt jährlich bei ca. 60 Mio. Aufenthaltstagen (Krüger 2021, S. 26) ein bedeutender Zweig in der deutschen Campingbranche. Übernachtungen auf Reisemobilstellplätzen außerhalb von Campingplätzen und weiteren nicht ausgewiesenen Flächen und Privatgrundstücken liegt nach Schätzungen bei 13,5 Mio. (Krüger 2021, S. 26).

Abbildung 14:

Prozentualer Anteil der Bundesländer an den Gesamtzahlen der Campingplätze und Stellplätze in Deutschland (Stellplätze: 228.662; Campingplätze: 3061) im Jahr 2020

Bezogen auf das statistisch erfasste Touristikcamping stellt Bayern gefolgt von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern die meisten Stellplätze zur Verfügung. Interessant ist, dass die Länder mit den meisten Campingplätzen nicht unbedingt auch die meisten Stellplätze bieten. Dies bedeutet, dass z. B. Niedersachsen, aber auch Mecklenburg-Vorpommern über Campingplätze mit einer höheren Stellplatzkapazität verfügen.

Die Übernachtungszahlen auf deutschen Campingplätzen entwickelten sich in den letzten Jahren sehr konstant und stiegen nur leicht. Ab 2016 überschritten die Übernachtungen die 30 Mio. Grenze (vgl. Abbildung 15).

Abbildung 15:

Übernachtungen auf Campingplätzen in Deutschland im Zeitverlauf

Die statistischen Angaben beziehen sich auf das Touristikcamping und lassen – wie bei den Daten zu den Campingplätzen – die Themen Dauer- und auch WildcampingWildcamping unberücksichtigt, da hierzu keine aktuellen gesonderten Angaben existieren.

Die touristischen Campingübernachtungen verteilen sich unterschiedlich auf die Bundesländer. Im Jahr 2020 konnten Bayern und Mecklenburg-Vorpommern die meisten Übernachtungen verzeichnen.

Abbildung 16:

Anzahl der Übernachtungen von inländischen und ausländischen Gästen auf den Campingplätzen in Deutschland im Jahr 2020 nach Bundesland

Die Neuzulassungen von Reisemobilen und Wohnwagen in Deutschland steigen stetig an. Interessant ist, dass in den letzten Jahren die Reisemobile bei den Neuzulassungen den Wohnwagen deutlich überholt haben. Im Gegensatz dazu ging die Neuzulassung von Pkw im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 zurück, was auf die Coronakrise zurückgeführt werden kann (iwd 2020). Im Juli 2020 wurden fast 11.000 Reisemobile und etwa 5.000 Wohnwagen zugelassen. Die Zulassung von Reisemobilen hat seit dem Jahr 2010 versechsfacht. Der Trend geht bei den Neuzulassungen also deutlich zum Reisemobil.

Abbildung 17:

Neuzulassung Reisemobile und Wohnwagen in Deutschland

Die Abbildung 17 zeigt den rasanten Anstieg – vor allem der Reisemobile aber auch der Wohnwagen. (GfK 2019, S. 3).

Mit 41,4 Prozent konnte im Jahr 2020 ein Zuwachs bei den Neuzulassungen verzeichnet werden. Insgesamt machten Wohnmobile 2,6 Prozent der Fahrzeugzulassungen im Jahr 2020 aus (Kraftfahrt Bundesamt 2021). Schon vor der Coronakrise im Jahr 2019 verlief das Geschäft für die Hersteller von Wohnmobilen und Wohnwagen positiv. Die Neuzulassungszahlen verzeichneten ein Plus von 13,6 Prozent im Vergleich zum Jahr 2018. Es war das dritte Rekordjahr in Folge (CIVD o.J.c). Die Geschäftsbereiche Gebrauchtfahrzeuge und Zubehör verzeichneten ebenfalls Zuwächse. 2020 war bereits das siebte erfolgreiche Jahr in Folge für die Branche (CIVD 2021a).

1.4Internationale und nationale Organisationen und Institutionen

Neben den Nachfragern und Anbietern im Campingtourismus sollen auch nationale und internationale Institutionen, die sich im Campingmarkt entwickelt haben, näher betrachtet werden.

Abbildung 18:

Internationale und nationale Institutionen mit Bezug zum Campingmarkt

Die European CaravanCaravanFederationEuropean Caravan Federation(ECF) ist der Dachverband der Europäischen Caravaning-Industrie. Die ECF besteht aus dreizehn Caravaning-Verbänden (z. B. Caravaning Industrie Verband e. V. (CIVD) aus Deutschland, Caravaning Suisse aus der Schweiz oder National Caravan Council (NCC) aus Großbritannien) und nationalen Mitgliedern der Caravaning-Industrie innerhalb der Europäischen Union. Diese Mitglieder befassen sich mit der Produktion, dem Verkauf und der Nutzung von Wohnmobilen und Wohnwagen sowie mit der Lieferung von Spezialteilen und Dienstleistungen für die Branche. Die ECF befasst sich mit wirtschaftlichen, sozialen, technischen und rechtlichen Fragen rund um die Campingindustrie. (ECF o. J.)

Der Verband Fédération Internationale de Camping, Caravaning et AutocaravaningFédération Internationale de Camping, Caravaning et Autocaravaning (F.I.C.C.) setzt sich für die globale Interessensvertretung von Campern ein. Der F.I.C.C. befasst sich u. a. mit internationaler Klassifizierung von Campingplätzen, Normung sowie Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen und der Förderung des Umweltbewusstseins von Campern. Der Verband verfügt über 77 Mitgliedsclubs und -verbänden aus 39 Ländern. (F.I.C.C. o. J.)

Der Verband European Federation of Campingsite Organisations and Holiday Park AssociationEuropean Federation of Campingsite Organisations and Holiday Park Association