Grüße aus dem Parthenon - Reinhard Micheel - E-Book

Grüße aus dem Parthenon E-Book

Reinhard Micheel

0,0

Beschreibung

Wo Griechenland fast zu Ende ist - da liegt Karpathos, die südöstlichste Insel der Ägäis. Sie ist vielleicht nicht so berühmt wie ihre beiden Nachbarinseln Kreta und Rhodos, aber dafür hat sie sich viel von ihrer Ursprünglichkeit und ihrem rauen Charme bewahren können. Ein Glücksfall, wie der Autor meint, der sich vor fast 30 Jahren in Karpathos verliebt hat. Seit damals kehrt er jährlich auf die Insel seiner Sehnsucht zurück. Er beginnt Geschichten über seine Erlebnisse und Erfahrungen auf Karpathos zu posten: zunächst ein Reisetagebuch, als sich 2012 die Deutschen bei den Hellenen besonderer Beliebtheit erfreuten. Es folgen Beobachtungen über das manchmal recht eigenartige Verhalten und Auftreten deutscher und anderer Inselgäste. Aber auch die Eigenheiten und Sitten der Insulaner regen den Autor zu weiteren Kurzgeschichten an. Das Buch enthält eine bunte Auswahl dieser meist humorvollen Geschichten, die von der Liebe des Autors zu "seiner" Insel geprägt sind.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 101

Veröffentlichungsjahr: 2024

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Reinhard Micheel

Grüße aus dem Parthenon

Der Autor

Reinhard Micheel, Jahrgang 1953, ist als alter Pfadfinder gerne in der Welt unterwegs, um andere Menschen und Kulturen kennenzulernen. Seine Reisen führten ihn auf alle fünf Kontinente. Seine große Leidenschaft aber gehört neben Afrika, das er als Geschäftsführer der Entwicklungsorganisation Aktion Canchanabury über 60-mal bereiste, insbesondere Griechenland – speziell der Insel Karpathos! Dort verbringt er seit vielen Jahren seine Ferien und versucht sogar Griechisch zu lernen. Er gehört mittlerweile fast schon zum Inventar der Insel.

Reinhard Micheel ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Bochum. Dass er mitten aus dem Ruhrgebiet kommt, merkt man an der teils flapsigen Sprache, mit der er seine Geschichten erzählt!

Reinhard Micheel

Grüße aus dem

Parthenon

Karpathos – griechische Inselgeschichten

Impressum

ISBN 978-3-759899-62-0

Texte: © by Reinhard Micheel

Umschlaggestaltung: © by Reinhard Micheel

Fotos: siehe Bildnachweis auf Seite 144

Lektorat: Heribert Kleine, Bochum

Verlag Reinhard Micheel

Liebfrauenstr. 35, 44803 Bochum

[email protected]

Druck und Vertrieb:

Epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Inhaltsverzeichnis

Wie Leidenschaft entsteht

Tagebuch einer Reise im Juli 2012:

Grüße aus dem Parthenon

oder: Wie bekloppt muss man eigentlich sein,

gerade jetzt nach Griechenland zu reisen?

Fremdschämen auf Karpathos 2018-2019:

Deutsche Hausmeister sind immer im Dienst

Germans to the Front!

Bestimmt sind das Deutsche!

Von großen Schiffen und „Schlachtschiffen“

Die Sache mit den besten Teilen

Die Sache mit dem Strandtuchbeauftragten

Karpathos sehen und staunen – 2021:

Schießwütig?!

Wenn Tote umziehen müssen

Lebensmittelpunkt Dorfplatz

Karpathos – griechische Inselgeschichten 2022:

Kommentierte Beerdigung

Was ist das für ein komisches Schiff?

The Cat Gangs of Arkasa

Der Allesöffner von Pigadia

Die Rentner-Gang vom Hafen in Pigadia

Karpathos – griechische Inselgeschichten 2023:

Das Kafenion

- Das letzte Reservat für griechische Männer

Prinzenparade

oder: Die süßen Kleinen dürfen hier fast alles!

Stema, Kozi und Retro Bar - Nightlife Arkasa

Unterwegs im Bermuda-3-Eck von Arkasa

Anhang

... die letzte noch offene Frage

Bildnachweis

Karpathos – Übersichtskarte

Bücher über Karpathos

Für Popi, Nikos, Jorgos, Fragula, Sofia, Mike,

Manolo, Ivy, Manoli, Stavros, Veronica

und

die Rentner-Gang von Pigadia

Das Reiseziel ist nie ein Ort, sondern eine neue Art,

die Dinge zu betrachten.Henry Miller

Reisen bedeutet herauszufinden, dass alle Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken.Aldous Huxley

Wie Leidenschaft entsteht

Wie hat sie eigentlich angefangen, diese Leidenschaft für Karpathos, der südöstlichsten Insel Griechenlands in der Ägäis? Ich erinnere mich daran, dass die beste Ehefrau von allen und ich 1995 nach einem familienfreundlichen und bezahlbaren Urlaubsziel im Süden Europas Ausschau hielten.

Meine Göttergattin entdeckte dabei in einem der zahlreichen Reisekataloge, die sich jedes Jahr bei uns stapelten, eine als besonders familienfreundlich gekennzeichnete Unterkunft auf der Insel Karpathos. Wo ist das denn? Eine Recherche in einem alten Diercke Weltatlas half weiter.

Ziemlich weit ab vom Schuss! Aber das Angebot war verlockend: günstiger Preis, direkter Flug, großes Appartement, Sandstrand in der Nähe und vor allem mit eigenem Pool, was in Sachen Kinderbespaßung schon immer die halbe Miete ist! Wir haben es nicht bereut – nicht in dem Jahr und nicht in den folgenden!

Mit der Zeit entwickelte sich eine herzliche Beziehung zu unserer Vermieterin Popi und ihrer Familie und zu vielen anderen Insulanern. Wir verliebten uns in die überwältigende Schönheit und Einzigartigkeit dieser Insel, die sich im Gegensatz zu zahlreichen anderen Urlaubsinseln viel von ihrer Ursprünglichkeit und ihren Traditionen bewahrt hat.

Ich jedenfalls bin nicht mehr von ihr losgekommen und kann mir ein Jahr ohne Karpathos gar nicht mehr vorstellen. Jetzt im Ruhestand verbringe ich jedes Jahr im Mai/Juni einen ganzen Monat auf „meiner“ Insel. Sie hat mich sogar dazu gebracht, dass ich mich selbst im fortgeschrittenen Alter dem Studium der griechischen Sprache widme. Und dies – glaubt mir – ist eine echte Herausforderung!

Tja, 2012 begann ich dann auch, meine Erlebnisse und Erfahrungen aufzuschreiben und sie im Netz zu posten. Ein befreundeter Journalist hatte angefragt, ob ich nicht mal ein Reisetagebuch über das damals recht angespannte Verhältnis der Griechen zu uns schreiben könnte. Wir Deutschen und speziell unsere Kanzlerin erfreuten sich zu jener Zeit bei den Hellenen einer ganz besonderen Beliebtheit!!

Unter der Rubrik „Fremdschämen auf Karpathos“ folgten danach Beobachtungen über das oft eigenartige Verhalten und Auftreten meiner Landsleute und anderer europäischer Inselgäste. Und schließlich haben mich auch die Eigenheiten und die Sitten der Karpathioten zu einigen Kurzgeschichten angeregt.

Aus all diesen Geschichten ist auf Drängen meiner karpathiotischen und touristischen Freundinnen und Freunde dieses kleine Buch entstanden.

Grüße aus dem Parthenon

oder: Wie bekloppt muss man eigentlich sein, gerade jetzt nach Griechenland zu reisen?

Tagebuch einer Reise im Juli 2012

Prolog

Soll ich meine Insel verraten oder nicht? Diese Frage hat mich in den Wochen vor meinem – wie ich denke – wohlverdienten und absolut notwendigen Jahresurlaub umgetrieben. Von mehreren Seiten wurde ich gefragt, ob ich nicht - angesichts der derzeit etwas komischen Stimmung gegen Griechenland – mal etwas so schön Subjektives wie in meinen Afrika-Reiseberichten auch über unsere europäischen Freunde in Hellas schreiben könnte.

Als dann noch ein befreundeter Redakteur einer nicht ganz unbekannten deutschen Wochenzeitung ebenfalls Interesse bekundete, siegte die Eitelkeit über den Pragmatismus. Ich bin halt auch nur ein schwacher und fehlbarer Mensch!

Bitte nicht zu viel Reklame!

Eigentlich hatte ich mir schon vor Jahren geschworen: Mach' ja keine Reklame für deine Lieblingsinsel, denn schnell wird aus einem Geheimtipp ein überlaufenes und lautes Ziel des Massentourismus.

Meine griechischen Freunde auf Karpathos haben sicher nichts gegen mehr Gäste, meine langjährigen Urlaubsfreunde aus Deutschland, Österreich, Italien, Tschechien und Holland aber schon. Die bitte ich bereits jetzt um Verzeihung, falls ich vor lauter Begeisterung zu viel Werbung für "unsere" Insel machen sollte!

Mittwoch, 04. Juli 2012

Gestern gelandet, aber erst heute so richtig angekommen! Angekommen auf meiner Insel, auf Karpathos! Gestern, das war ein spezieller Fall, den ich später noch näher erläutern muss. Doch zunächst bin ich eine andere Erklärung schuldig.

Warum fliegst du gerade jetzt nach Griechenland, wo die uns Deutsche zurzeit so besonders gut leiden können? Erst "Mutti und ihre Euro-Sturheit" und dann noch die Niederlage gegen uns bei der Euro! Pass' ja auf, dass du da heile wieder rauskommst!

Ein trinkfestes Dorfunikum

Also, ich bin weder beschimpft, beleidigt, bespuckt oder gar körperlich bedroht worden, wie es mir eine Reihe notorischer Bedenkenträger prophezeit hatte. Eher das Gegenteil war der Fall. Die Begrüßung fällt deutlich herzlicher aus als in den Vorjahren. Alle sind froh, dass ich trotz der schlechten Presse über Griechenland und der angeblich anti-deutschen Stimmung wiedergekommen bin.

Wirklich alle? Nein, nicht so ganz, denn mein alter Freund Stavros, trinkfestes Dorfunikum in Arkasa, mit dem ich schon manchen Abend über die Probleme dieser Welt auf dem Dorfplatz diskutiert hatte, würdigt mich keines Blickes. Ich will es mir zwar nicht eingestehen, aber es trifft mich doch ziemlich!

Als ich später am Abend – nach reichlich Ouzo, Rotwein und dem Abschiedssegen des Dorfpopen – den Heimweg antrete, holt mich Stavros nach einigen hundert Metern ein. Er nimmt mich in den Arm und versichert mich seiner ungebrochenen und nie enden werdenden Sympathie und Freundschaft. Was ist passiert? Er erklärt es mir in seinem unvergleichlich karpathiotischen Englisch (Dazu später mehr.).

Nicht das Gesicht verlieren

In den letzten Monaten hat er sich allabendlich auf dem Dorfplatz ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt und die Deutschen für ungefähr alles verantwortlich gemacht, was derzeit in Griechenland nicht klappt. Ich müsse doch einsehen, dass er mich als Deutschen nicht in aller Öffentlichkeit herzlich begrüßen könne. Da würde er doch sein Gesicht verlieren. Und, so ein ganz typischer Deutscher sei ich ja zum Glück nicht.

Als ich ihn frage, ob das jetzt ein Kompliment sei und was er damit meine, bekomme ich zur Antwort, ich sei doch sowieso lieber in Afrika oder auf Karpathos als in Deutschland. Wenn ich endlich Griechisch lernen würde, wäre ich nicht nur ein halber, sondern fast ein vollwertiger Karpathiote. Das war wohl doch so etwas wie ein richtiges Kompliment, wenigstens ein griechisches, oder?

Leben mit leichtem Gepäck

Ach ja, das mit meiner "stückweisen" Ankunft am gestrigen Tag muss ich noch erklären. Eigentlich ist das ganz einfach: Ich bin da, aber nicht mein Gepäck! Als alter Pfadfinder versuche ich schon immer nach der Devise "Leben mit leichtem Gepäck" zu leben.

Doch so minimalistisch habe ich es mir im Urlaub nicht unbedingt vorgestellt. Jedenfalls haben meine Freunde von Air Berlin es nicht hinbekommen, eine einzelne, deutlich gekennzeichnete große Reisetasche von Düsseldorf über München nach Karpathos zu transportieren.

Das wird ein „Running Gag“

Meine dadurch erforderlichen Verhandlungen mit dem überaus qualifizierten Personal der vor Ort am Airport verantwortlichen Handling-Agency Swissport und mein E-Mail-Schriftwechsel mit Air Berlin – der Airline meines nicht mehr vorhandenen Vertrauens – möchte ich dem geneigten Leser aus Platz- und Zeitgründen ersparen. Aber ich werde den Eindruck einfach nicht los, dass sich diese Gepäcknummer zum "Running Gag" des diesjährigen Karpathos-Besuches entwickeln könnte.

Die EU kümmert sich um mein Gepäck

Kleine Quizfrage: Schätzt einfach mal, wie viele Gepäckstücke auf europäischen Flughäfen pro Woche verloren gehen: 1.500, 3.000 oder 5.000 Stück? Es sind satte 10.000 Stück, aber nicht pro Woche, sondern pro Tag! Die EU-Kommission hat sogar schon eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit diesem Problem beschäftigen und nach Maßnahmen zu dessen Behebung suchen soll. Aber bis die endlich eine Lösung gefunden haben, ist mein Urlaub vorbei!

So stehe ich jetzt hier mit einer Jeans, einem Hemd, einer Unterhose und einem Paar Socken und versuche meinen Urlaub zu genießen. "Siga, Siga, take it easy, man!", sagt abends Manoli von der STEMA-Bar. Das sagt er eigentlich jedem Gast, aber mir spendiert er heute mehrere Ouzo, damit ich endlich ankomme auf meiner Insel.

Donnerstag, 05. Juli 2012

Der Tag beginnt griechisch-pragmatisch! Meine Vermieterin Popi ruft ihren Ehemann Niko. Der muss sich neben mich stellen. Popi, Oma Popi und die beiden bulgarischen Putzfrauen nehmen Maß und sind danach der Meinung, dass ich genauso eine „stattliche“ Figur wie Niko habe.

Notwendige Ersatzbeschaffungen

Ich fühle mich geschmeichelt, weil ich schon Sorgen hatte, mich so am Strand sehen zu lassen. Niko kostet das einige seiner Kleidungsstücke, denn die beiden Frauen plündern sofort seinen Kleiderschrank. Plötzlich verfüge ich über eine akzeptable Strand- und Abendgarderobe!

Danach geht's erst einmal zur Inselhauptstadt Pigadia, um Ersatzbeschaffungen vorzunehmen: Toilettenartikel, Sonnencreme, Medikamente und Unterhosen. Denn letztere wollte Niko mir verständlicherweise nicht unbedingt ausleihen. Dabei mache ich zwei gegensätzliche Erfahrungen. Die Preise haben sauber angezogen und liegen mittlerweile locker auf deutschem Niveau bzw. noch darüber.

Wegelagerer an der Zapfsäule

Ich frage mich ernsthaft, wie der gemeine Grieche sich solche Preise überhaupt noch leisten kann. Wenn man die hier üblichen Gehälter mit denen bei uns vergleicht, liegen unsere Freunde im sonnigen Inselreich damit deutlich unter deutschem Niveau. Dagegen entsprechen die Preise für Medikamente höchstens den Zuzahlungssätzen in Deutschland. Obendrein bekommt man das meiste sogar ohne Rezept!

Ein Schock erwartet mich aber noch, als ich den von mir gemieteten Kleinwagen, einen Hyundai Getz, nachtanken will. Als erfahrener Karpathos-Fahrer sollte man das immer tun, wenn eine der nur insgesamt drei Tankstellen der Insel in der Nähe ist. Denn niemand kann vorhersagen, wann das Tankschiff mit dem Nachschub eintrifft. Die Wegelagerer an der von mir aufgesuchten Nachfüllstation verlangen pro Liter sage und schreibe € 1,92!!! Im letzten Jahr lagen sie noch unter unserem auch schon unverschämt hohen Preisniveau.

Untypisch leise Italiener

Den Nachmittag verbringe ich endlich mit dem, weshalb ich ursächlich auf diese Insel gekommen bin: Ich lasse die Seele baumeln, und zwar an meinem Lieblingsstrand, Agios Theodorus, einer kleinen Bucht an der südwestlichen Ecke der Insel.

Außer einigen Italienern, die für ihre Verhältnisse untypisch leise sind und nicht nerven, herrscht hier himmlische Ruhe. Nur das Rauschen der Wellen und ein fantastischer Blick über die gesamte Bucht - selbst im Liegen. Einfach nur klasse! Was juckt mich da mein fehlendes Gepäck. Give yourself over to absolute pleasure!

Catwalk Dorfplatz

Abends geht's wieder auf den Dorfplatz zu "Taka Taka Mam". Hört sich fast afrikanisch an, ist aber ein typisch griechisches Restaurant und gehört meinem Freund Manolis. Sorry, die heißen aber fast alle so. Ich mag diesen Platz, weil hier das Dorfleben pulsiert. Was ich besonders mag: die Einheimischen sind noch in der Überzahl. Da bekommt man oft ungeahnte Einblicke in griechische Erziehungskonzepte und eheliche Problemlösungsverfahren.